Waldmeister und Katenschinken

Mit vermutlich ein paar Stunden zu wenig Abstand las ich nach Beendigung der Kafka-Biografie in den freundlich zugesandten Auster-Roman hinein, Baumgartner, ins Deutsche übersetzt von Werner Schmitz. Und es war einer der gar nicht so häufigen Fälle, bei denen das Anschlussbuch für mich vollkommen unverträglich war. Als würde man beim Essen irgendetwas mischen, das auf gar keinen Fall kombiniert werden darf, Waldmeister auf Katenschinken, dergleichen. So unverträglich sind die beiden Arten des Tonfalls und auch die erzählten Inhalte in den Büchern, die Herangehensweisen ans Schreiben. Gegen die tiefe Ernsthaftigkeit beim Kafka-Thema wirkt es doch eher larmoyant, wenn sich die alternde Hauptfigur bei Auster darüber beschwert, wie oft er vergisst, nach dem Gang zur Toilette die Hose zu schließen und dergleichen. Es passt einfach nicht nebeneinander. Käme ich aus anderer Richtung, der Auster wäre besser.

Ich hatte neulich den Verriss von u.a. Elke Heidenreich zu diesem letzten Buch von Auster in einem Video verlinkt (hier im Artikel). Ich vermute nach dem ersten Drittel des Buchs, denn ich habe es dann trotz der Unverträglichkeit weitergelesen, dass ich mich den kritischen Stimmen am Ende anschließen werde.

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Nebenbei stelle ich fest, dass meine Online-Zeit insgesamt weiter zurückgeht, dass mein Interesse besonders an den endlos brandenden Diskussionen in den Timelines, an den Aufregern und den Aufgeregten dort, seit nun schon längerer Zeit spürbar nachlässt. Was ich nicht als Affront meine, wenn das für Sie alles weiterhin passt, dann ist auch das vollkommen in Ordnung. Ich muss bei dem Thema gar nicht gegen etwas sein, ich muss nur nicht mehr dauernd dabei sein.

Ich merke jedenfalls, dass ich Handy oder Notebook immer öfter und immer länger weglege und denke: Lesen ist jetzt besser. Das Schreiben längerer Texte auch. Oder etwas ganz anderes, Staubsaugen, Kochen und Bügeln sogar.

Vielleicht waren über zwanzig Jahre der Internet-Intensivnutzung auch einfach genug für mich, das mag sein. Ich halte es mittlerweile fast für möglich. Aber bereuen tue ich immerhin nichts bisher, und das folgende Bild entspricht auch der Sachlage nicht, es fiel nur neulich im Stadtteil an einer Straßenecke an. Es ist eher Chronistenpflicht.

Ein Aufkleber an einem Verkehrsschildmast: Das Internet zerstört dein Leben

Nun also zu einem vielleicht etwas moderateren Umgang mit dieser so umfassenden Onlinebeschäftigung finden. Es ist alles nur eine Phase, wir kennen das. Und die Wahrscheinlichkeit, dass ich auch bei diesem Thema nicht der Einzige mit eine derartigen Entwicklung bin, sie wird sicher wieder einmal groß sein.

Dauernd hängt man in irgenwelchen Trends herum.

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