Eine weitere Belehrung

Beim Haltungsturner geht es um den schwieriger gewordenen Umgang mit Medien, ich kann das Geschilderte weitgehend teilen.

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Gelesen: Wiederum ein Buch, das mich zufällig per öffentlichem Bücherschrank erreichte, ein Fundstück. Vor Jahren habe ich es schon einmal angefangen, dann damals aus unklaren und längst vergessenen Gründen nicht beendet. Jetzt aber gerne durchgelesen: „Auf der Mântuleasa-Straße“, von Mircea Eliade. Deutsch von Edith Horowitz-Silbermann, ein altes Suhrkamp-Buch.

Eine Geschichte über das Erzählen von Geschichten ist es, ein Anklang an Tausendundeine Nacht. “Da muss ich weit ausholen“, sagte er, und während ich dieses Buch lese, könnte ich wieder endlos über den merkwürdigen Mechanismus und Zauber des Erzählens nachdenken. Ein Thema, in dem man sich jederzeit verlieren kann.

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Als ob die Herzdame und ich überhaupt noch einer weiteren Belehrung zum Zusammenhang zwischen Pubertät und Entspannung bedürftig gewesen wären, setzten sich die unlängst erwähnten, phasenbedingten Dramen nächtlich fort und ich, nein wir, also mindestens drei in dieser Familie, schliefen wiederum nicht. Oder doch nur ein, zwei Stunden. Und zwei Stunden, so viel steht fest und ist erwiesen, reichen mir nicht mehr aus.

Der Typ neben mir, das bin ich, denke ich, während ich am frühen Morgen seltsam verloren irgendwo in der Wohnung stehe und angestrengt versuche, mich daran zu erinnern, wer ich bin, was ich morgens normalerweise so mache und ob ich vielleicht einen Beruf habe.

Es ist für mich eines der Rätsel des Lebens, warum sich schlaflose Nächte fast zwingend reihen müssen. Wochen- oder sogar monatelang schläft man friedlich und besinnlich durch, man hat wunderbar laufende Alltagsroutinen in der ordentlichsten, in der geradezu spießigsten Ausprägung – und dann zack, Vorfall1, Vorfall2, Vorfall3, Vorfall4.

Das Drehbuchautorenteam des Lebens hat einen Knaller-Einfall nach dem anderen und amüsiert sich vermutlich prächtig. Man hört sie im Hintergrund lachen, die ganze Bande.

Und man liegt als sich unangenehm wehrlos fühlende Figur in diesem Drehbuch nachts wach und staunt und begreift es nicht, was da geschieht. Man möchte schon morgens um 7 mit aller Dringlichkeit wieder ins Bett gehen und sich intensiv dem Ergänzungsschlaf und der Migränevermeidung widmen. Zu einer Zeit also, zu der die Welt doch bekanntlich noch in Ordnung sein müsste, selbst in Familien.

Das war in meiner Wahrnehmung schon immer so, diese Reihungen wiederholen sich verlässlich durch die Jahrzehnte. Bestimmt aber ist es schon so, seit wir Kinder haben. Was unserer Wahrnehmung von „schon immer“ mittlerweile entspricht. Es kommt mir einigermaßen unwahrscheinlich vor, einmal nicht Vater gewesen zu sein. Wann soll das gewesen sein, war ich da selbst noch Kind oder was.

Man denkt nach solchen Nächten manchmal wie auf Drogen, merke ich, und schön ist der Trip nicht unbedingt.

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Beim Verlassen des Hauses dann immerhin ein kleiner Shuffle-Erfolg, der algorithmische Zufall spielt mir Musik von Billy May vor, und zwar das Thema vom „Odd Couple“:


Das ist Musik, stelle ich fest, die hervorragend passt, wenn man an einem etwas seltsamen Morgen in eher diffuser Gefühlslage aus dem Haus geht. Bestens geeignet für den Beginn eines Tages, an dem, wer weiß, wieder zu viel passieren wird.

Und es ist Musik, die den Freunden von „Friends“ bekannt vorkommen dürfte:


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3 Kommentare

  1. Hä? Darf ich fragen, was da bei Teenagern passiert, dass man selbst nachts nur 1-2 Stunden Schlaf bekommt? (Panische Schnappatmung einer Mutter von 3 Jungs im Kleinkindalter, die – naiv, klar – davon ausgeht, dass irgendwann mehr geschlafen wird)
    Oder gehört das zu den Mysterien der Elternschaft, die man erst am eigenen Leib erfährt, wenn es dann soweit ist?

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