Was wissen wir schon

Gesehen: Diese Doku über Annie Lennox auf arte.

Mein Lieblingssong von ihr bleibt das folgende Cover. Für mich ist es immerhin zweitbeste Cover des Songs, nach der allerdings unschlagbaren Version von Dan Reeder:

Von diesem Video aus kann ich zwanglos und bildgesteuert wie die Generation MTV zu Vaya con Dios assoziieren. Damals auch die Aufnahmen in der Manege, wie gut das passt. Womöglich habe ich, fällt mir gerade auf, eine ausgeprägte Schwäche für starke Frauen mit markanten Stimmen, die im Zirkus singen.

Nicht bei allen Neigungen ist es immer leicht und einladend, ihnen nachzugehen.

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In den Foodblogs sehe ich nun die beginnenden Reihen der endlosen Kürbisrezepte, den ganzen Winter hindurch werden sie uns dort erscheinen. Auf Instagram sehe ich entsprechend die ersten gestylten Kürbisbilder aus den USA, aus England, Schottland und Irland. Jetzt wird dort alles herbstlich voll aufgedreht. Das Indian-Summer-Gold der Bäume und das Hokkaido-Orange im Interieur-Dekobereich, alles in barockem Übermaß und schönstens gestaltet. Wer jetzt keinen Kürbis hat …

Klickt man versehentlich irgendetwas davon an, bedienen einen die Algorithmen noch wochenlang mit Edinburgh im Regen. Mit Halloween-Dekor aller Art und Dark-Academia- oder Cottage-Core-Ambiente in sämtlichen nur denkbaren Ausprägungen der herbstlichen Art: Auf allen Bildern regnet, dunkelt oder nebelt es. Und immer ist es schön, stehen draußen Hirsche oder Rehe im dämmernden Garten, dampft Tee oder Kaffee freundlich in edlen Tassen, funkelt Rotwein im alten Glas, liegt beruhigende Trostschokolade bereit. Immer brennen die Kerzen auf den silbernen Ständern aus dem Familienerbe, liegen die ästhetisch angegilbten Klassiker der Weltliteratur aufgeschlagen herum, und stets pianiert jemand dezent im zugespielten Soundhintergrund etwas aus einer Playlist mit Titeln wie „Klassik zum Einschlafen“, „Cozy autumn“ und dergleichen.

Schaurig ist’s, durch den Herbst zu gehen. Aber eben auch attraktiv.

Es ist aber in Wahrheit noch recht grün, was da bei uns ganz unseptembrig weiterhin an den Bäumen hängt. Und es blüht auch noch hier und da in den Beeten, sommersüße Himbeeren ernen wir weiterhin auf der Parzelle.

Rosafarbene Blüten des Phlox, dazwischen ein grünschwarzes Schneckenhaus

In der Schreberkolonie wird noch kein Laub geharkt, es lohnt sich nicht. Etwas gammelndes Fallobst kann man aufsammeln, und das muss dann erst einmal reichen für die Besinnlichkeit des endenden Sommers.

Die duchbrochen zermodernde Hülle einer Lampionblume, kunstwerkähnlich fein ziseliert

Nur die Eicheln fallen in diesen Tagen passend und üppig im ausgesprochen sonnigen, trockenen Hamburg und zerknacken mir auf den Spaziergängen hell unter den Füßen. Immerhin Septembergeräusche.

Auf dem Spielplatz sitzen am frühen Morgen Eichhörnchen und Eichelhäher fast traut nebeneinander, ich sehe es beim Kaffeekochen aus dem Küchenfenster, es sieht wie eine kurze Dienstbesprechung der beiden aus. Sie stecken förmlich die Köpfe zusammen, wenn auch nur kurz. Vielleicht gibt es bei ihnen Vereinbarungen à la „Du von links, ich von rechts.“ Und dann fangen sie bei der großen Eiche neben der Schaukel an. Da eben alles wegräumen und irgendwo einlagern, bevor wieder die so sehr störenden Kinder kommen und die Arbeit behindern.

Vielleicht stimmt man sich bei diesen Tieren viel höflicher ab, als wir denken.

Was wissen wir schon.

Blick über den Mittelkanal in Hamm, noch sommerliche Anmutung, grüne Bäume am Ufer

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5 Kommentare

  1. Ach, … genießen Sie die schönen Tage! Hier im Süden frieren wir seit über einer Woche bei niedrig einstellig … wenigstens schüttet es jetzt nicht mehr …

  2. Es steht zu befürchten, dass die erheiternd überdramatische Gestikuliererei des Backgroundchors (in dieser Szene im Vordergrund) durchaus als ernstzunehmend angelegt war.

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