In meiner flott in den Alltag integrierten Rettungsreihe „Kultureller Eskapismus“, die ich bisher weiterempfehlen kann, sie wirkt immerhin etwas gegen die übermäßig schlechte Stimmung, habe ich mich währenddessen noch mehrfach beorgeln lassen. Wieder in St. Petri und St. Jacobi.
Es gab Werke von Buxtehude, Brahms und Bach. Was ein wenig so klingt, als müssten sie unbedingt mit B anfangen, diese Herren, in deren Kreis mir eine Frau bisher nicht begegnet ist. Frauen und alte Kirchenmusik … aber wen sollte das überraschen.
Dann gab es ein wenig Mendelssohn Bartholdy, immerhin ist bei ihm ein Name mit M vorangestellt. Eine Weile habe ich etwas trottelhaft überlegt, wieso auf dem Programmzettel die seltsame Kurzform „Felix Mende“ stand. Dann spät erst verstanden, dass der Organist an diesem Tag tatsächlich so hieß und etwas von Felix Mendelssohn Bartholdy spielte.
Sicher auch ein Spezialschicksal, mit diesem Namen.
Dann zwei abweichende Namen, Charles Tournemire und Jean Langlais, französiche Komponisten und Organisten, beide mir bisher unbekannt, auch interessant.
Außerdem habe ich zum ersten Mal gregorianische Gesänge da gehört, wo sie herkommen und hingehören, also in einem kirchlichen Raum, das war ebenfalls großartig (Ensemble Benedicte). Und natürlich war es besser, viel besser als über Kopfhörer auf dem Sofa.
Ich habe die singenden Damen und Herren nicht gesehen, während sie sangen, und dann nach dem Konzert gestaunt, wie wenig es waren. Ein Grüppchen nur – und für mich klangen sie überzeugend so, als sei ein ganzes Kloster angetreten. Faszinierend.
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Zwischendurch bin ich wieder an Podcasts gescheitert, weil ich die Sprache nicht mehr ertrage. Oder nein, die Sprache vielleicht noch, die Betonungen nicht. Ich habe einen wahren Hass darauf, dass alles und zu jedem Thema mittlerweile so vorgelesen wird, als sei es einem Bilderbuch für die ganz Kleinen entnommen.
Wenn man bei einem „großen Problem“ etwa das o in der ersten Silbe besonders groß macht. Wenn man es dramatisch in die Länge zieht, ordentlich überbetont. Ich habe sofort die Vorstellung eines Kindergärtners in einem Kreis von ganz Kleinen dabei, der beim Vorlesen mit beiden Händen die Größe des Problems auch anzeigt. Die Arme zur Decke erhoben, damit es wirklich von allen verstanden wird, dass dieses Problem bestimmt durch keine Tür passt. Die Augen dabei weit aufgerissen, Laientheaterblicke.
Meine Güte.
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Eine studierte Sprechwissenschaftlerin jaulte gerade vor Freude auf ob Ihrer Beschreibungen von Phonetik und Satzmelodie.
Oh, wie entzückend! Denken Sie auch dieses“oh“ bitte groß, lang und in deutlich erhöhter Sprechstimmlage.