Eine Frage des Timings

Am Freitag war ich dann noch einmal im Home-Office. Es waren die allerletzten Stunden der Saison, die ich da am Schreibtisch saß. Während die Herzdame schon im Urlaub war, woran ich aber lieber nicht zu konzentriert dachte, das alte Neidproblem rumorte im Hinterkopf. Wenigstens hatten die Söhn Schule, und sie haben sie auch in der nächsten Woche noch. Das ist das für mich erreichbare Mindestmaß an ausgleichender Gerechtigkeit beim Thema Ferien und Urlaub.

Ich arbeitete mit leider unbefriedigenderen Ergebnissen als erwartet, mit mehr Komplikationen und Verwirrungen auch. Es war mir alles am Ende etwas zu unordentlich, und ich habe die Arbeit mit jenem nicht so guten Gefühl beendet, mit dem man morgens etwa aus dem Haus geht, ohne das Bett gemacht zu haben. Sie kennen das vielleicht. Mir war auch so, bildlich gesprochen, als gingen nicht alle Schubladen zu, als stünde noch dreckiges Geschirr in der Spüle, als hätte niemand die Fransen des Teppichs gekämmt etc.

Als Kind hatte ich eine Weile lang tatsächlich diesen Teppichfransentick, fällt mir dabei wieder ein. Die mussten stets gerade ausgerichtet liegen, das war anstrengend und kostete mich Zeit und Nerven. Weil es den ignoranten Erwachsenen vollkommen egal war, die trampelten da dauernd drüber und verwüsteten alles, die fanden meine Bemühungen eher erheiternd. Unordnung und frühes Leid, das ist ein Buchtitel, den ich immer wieder zitieren kann, bei erstaunlich vielen Themen.

Natürlich ist sie längst überwunden, diese Tic-Phase. Was allerdings nur heißt, dass ich nie wieder Teppiche mit Fransen in meinen Wohnungen gehabt habe. Aufpassen bei allem!

Wie auch immer. Richtig ist sicher, dass ein ordentliches Ende in meinem Job ohnehin nur begrenzt erreichbar ist. Das muss man aushalten, das muss man alles veratmen können, auch die Entropie im Office Management. Letztlich arbeite ich mit Menschen, und da ist man schon beim Kern des Problems. Wenn nicht beim Kern aller Probleme.

Dann am Nachmittag, viel später als geplant, das Notebook zögerlich zugeklappt. Mit einem leicht wahnhaften Gedanken daran, am Montag trotz Urlaub doch noch einmal kurz … mich dann aber entschieden zur Ordnung gerufen. Contenance, Herr Buddenbohm, Contenance.

Seit dem Herbst war deutlich mehr Werk als sonst, es war etwas fordernd, to say the least. Viel gemacht, an vielen Themen und auch ungewöhnlich lange, sogar zu befremdlichen Tageszeiten. Und dummerweise nicht nur im Brotberuf, es folgte wieder alles dem so überaus unerbittlichen Gesetz der Serie.

Hab drei Bestseller geschrieben

Und vier Staudämme gebaut

So viel Käse gerieben

So viele Ohren abgekaut“

Rainald Grebe hat das einmal schön zusammengefasst und besungen, wie es sich anfühlt, wenn es einem so ergeht. Ich fühle sehr mit dem „nimmermüden Hammerwerfer“ im Text des Liedes, der sich da noch im Kreis dreht, der sich immer noch im Kreis dreht, auch jetzt gerade noch.


Na, egal. Jetzt für einige Zeit einiges fallenlassen. Mich selbst etwa und sicher auch einige Themen.

Was mir umso leichter fallen wird, als ich beim finalen und geradezu feierlichen Zuklappen des Firmennotebooks kurz noch darüber nachdachte, was eigentlich dieses komische Gefühl sein könnte. Dieses etwas unangenehme und belastende Gefühl, das ich aus Zeitgründen schon den ganzen Tag verdrängt hatte. Das ich jetzt doch einmal erkunden musste, und dann kam ich auch schon drauf, nach nur wenigen Momenten des etwas dümmlichen Hinfühlens: Halsschmerzen. Ach guck.

Meine Tanzpartnerinnen damals beim Lindy-Hop konnten es nicht durchgehend alle bestätigen, ich weiß, aber ich bin mir doch recht sicher: Timing kann ich.

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Ein Kommentar

  1. Wegen Halsschmerzen: Kennen Sie „Zungengrund aktivieren“? Bedeutet, die Zunge weit auszustrecken (Spitze nach unten ans Kinn drücken) und dabei entspannt weiterzuatmen. Das für 20 Sekunden halten, eventuell zweimal oder dreimal wiederholen. Wichtig ist, dabei entspannt zu sein – die Zunge soll weit raus, allerdings bleiben alle anderen Muskeln im Mundraum entspannt, und die Atmung bitte ganz ruhig.

    Hilft mir immer kolossal. Schönes Wochenende!

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