Woanders – diesmal mit Schreibtischen, Buchstaben, Kultur auf dem Land und anderem

Bilder von Arbeitsplätzen diverser Berühmtheiten. Ich mag den von Shaw sehr, aber es sind etliche recht anziehend.

Und eine typographische Spielerei zu diversen Berühmtheiten.

Bei der Wiesenraute wird Kultur auf dem Lande erklärt.

Journelle mit dem bezaubernden Titel “Ich rolle mein Geschlecht”.

Ein erhellendes Interview zur Lage der Presse mit Constantin Seibt. Viele Sätze, die man gewissen Leuten über die Schreibtische nageln möchte.

Glumm über alte Säcke.

Der Hausdrachen über Richie Havens.

Die Elltern unter Ihnen werden vermutlich die Kuh Lieselotte kennen. Der Illustrator der Bücher hat übrigens ein Blog.

Aus der Reihe “Goldene Lehrsätze von Isabel Bogdan” heute die Folge: “Man schaukelt ja allgemein zu wenig, in so einem normalen Erwachsenenleben.” Denken Sie mal drüber nach.

Eimerchen besucht den Opa.

Ein nackter Tänzer. Das können Sie aber, versprochen, auch ruhig im Büro anklicken.

Ein schöner Artikel über Agnetha, die gerne ein kleinerer Star gewesen wäre.

Kiki hat einen Besucher. Achtung, der Text läßt einen nicht ohne Beklemmungen zurück.

Das Nuf wird aggressiv. Aus einem Grund,den ich sehr, sehr gut nachvollziehen kann.

Das beste Essen der letzten sieben Tage war diese Fischsuppe aus Apulien. Sehr einfach, sehr schnell, so muss das hier. Und dann muss es auch noch toll schmecken. Hat das Rezept alles geschafft.

 

 

Gelesen im April

Der April ist nahezu vorbei, mehr Bücher werden nicht mehr dazukommen.

Joseph Roth: Kapuzinergruft. Joseph Roth schafft das wirklich erstaunliche Kunstsück, den Verlust des alten Österreichs so zu beschreiben, dass man als Norddeutscher ohne jeden regionalen oder zeitliche Bezug geradezu ergriffen wird von dem Schmerz um das untergegangene k.u.k.-Märchenland. Obwohl er niemals an den Problemem des Habsburgerreichs vorbeischreibt, obwohl er nichts beschönigt, obwohl der Untergang in all seinen Büchern als genau so unvermeidlich erscheint, wie er nun einmal war. Wobei mir gerade auffällt, dass in diesem Blog jetzt in sehr kurzer Zeit zweimal die Habsburger erwähnt wurden.  Ein Zeichen, ein Zeichen. Nur wofür? Vielleicht sollte ich mal nach Wien reisen? Man kommt zu nix.

Françoise Sagan: Lieben Sie Brahms? Deutsch von Helga Treichl. Ein wunderbarer Anfang, leicht, intelligent, elegant, präzise, die Sagan muss man wirklich beneiden um ihr Ausdrucksvermögen. Auf wie wenig Seiten da ein komplexes und eher schwieriges Beziehungsgefüge zwischen drei Menschen dargestellt wird, davor muss man einfach Respekt haben. Und große, wirklich große Lust, das schnell weiterzulesen, die ersten fünfzig Seiten konsumiert man praktisch in einem Atemzug, so schön ist das. Allerdings habe ich das Buch in der Männerumkleide beim Kinderschwimmen vergessen, das liest jetzt also womöglich ein anderer Vater weiter, denn da liegt es nun leider nicht mehr. Und der andere Mann hat jetzt natürlich längst in das Buch hineingesehen, wenn man schon einmal ein Buch findet, dann will es einem ja vielleicht etwas sagen. Er denkt jetzt womöglich beim Lesen über seine eigene Beziehung nach, und auch über diese andere Frau da, mit der er neulich mal gesprochen hat. Und wie er damals mit der X, ach, auch schon lange her. Oder er fragt sich, ob seine Frau vielleicht auch? Kann das denn eigentlich sein? Er wird das Buch abends im Bett lesen und irgendwann hochsehen und einen Blick auf seine Frau werfen, den diese nicht recht deuten kann und sie wird fragen, was los ist und was er da eigentlich liest und wo er das Buch her hat. Und er wird sagen, ach nichts, und dass Buch, na, neulich gefunden, beim Kinderschwimmen. Ach? Gefunden? Das wird sie fragen. Und sie wird auch fragen, worum es da geht und er wird einen Moment nachdenken und dann sagen Beziehungen, offene Beziehungen.  Und sie wird sich etwas dabei denken und dann noch mehr denken und schlecht schlafen in dieser Nacht. Man weiß ja nie was man so anrichtet, mit vergessenen Büchern, alles hat Folgen. Tut mir auch leid.

Theodor Fontane: Ellernklipp. Eines der unbekannteren Fontane-Werke. Nicht verfilmt, wenig zitiert, auf keinem Lehrplan. Eine dramatische und natürlich schlecht ausgehende Geschichte im Harz, Vater und Sohn lieben das gleiche Mädchen, ein Adoptivkind in der Familie. Die Geschichte ist mir allerdings gerade völlig egal, ich lese das, um Langsamkeit zu lesen. Fontane erzählt immer ruhig, unaufgeregt, in Spazierganggeschwindigkeit, gründlich modellierend. Das tut gut, wenn man den ganzen Tag lang hektisch Links angeklickt hat.

Iwan A. Gontscharow: Eine alltägliche Geschichte. Deutsch von Ruth Fritze-Hanschmann. Der zweite Gontscharow, nachdem mich der Oblomov so begeistert hat. Habe erst ein paar Seiten gelesen, bin aber schon ganz hin und weg und freue mich auf den Rest.

Irene Dische: Ein Job – Kriminalroman. Aus dem Englischen von Reinhard Kaiser. Ich hatte die Hoffnung, das Buch sei mehr Dische als Kriminalroman, dem ist aber nicht so. Daher abgebrochen und weggelegt.

Der Rest von Hamburg – Uhlenhorst

Die Aktion “Der Rest von Hamburg” ist seit einer Weile ohne Update, aber es laufen wohl doch noch ein paar Texte dazu ein. Sollten Sie noch etwas parat haben – nur zu. Poppenbüttel ist gerade bei jemandem frisch in Arbeit, wie ich höre, anderes ist schon älter und passt dennoch in diesen Kontext und kann daher requiriert werden.  Wie dieser Text hier unten, ein Ausschnitt aus einem Romananfang der Hamburger Autorin Regula Venske, den sie mir freundlicherweise gerade fürs Blog zur Verfügung gestellt hat. “Rent a Russian” heißt das Buch und es spielt in Uhlenhorst, nur ein paar Meter von der Stelle entfernt, an die wir vielleicht ziehen, wenn wir auf Sankt Georg tatsächlich in diesem Jahr keine Wohnung finden sollten. Man könnte es, nach Lektüre des Romanauszugs, glatt als Drohung stehenlassen. Allerdings wohnt die Autorin auch dort um die Ecke, da sollte man wohl bedenken.

“Rent a Russian” erschien in der Krimibibliothek des Hamburger Abendblattes. Wir verlosen hier ein Exemplar an die erste Kommentatorin oder den ersten Kommentator, der die folgende Frage korrekt beantwortet: In welchem Buch sind Regula Venske und ich gemeinsam erschienen? Mitglieder der Hamburger Blogmafia  sind von der Verlosung natürlich ausgenommen, die Richtigen werden sich jetzt schon angesprochen fühlen.

Hier der Romanauszug:

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Woanders – Der Wirtschaftsteil

Journelle schreibt über die Quote und die Frauen und die Arbeitswelt und warum sie ihren Arbeitsvertrag vor dem Babysitter versteckt.

In diesem Zusammenhang fällt einem auch gleich das Blog “Herrenclubs” ein, eine Bildersammlung der besonderen Art. Der Zusammenhang zum ersten Artikel wird einem bereits nach zwei, drei Bildern deutlich.

Hier ein paar bemerkenswerte Zahlen zum Markt für Autos in Deutschland, es geht um das Alter der Neuwagenkäufer. Der Neuwagen wird als Statussymbol für junge Leute anscheinend immer unwichtiger, das kann man ja durchaus als gutes Zeichen für die Umwelt verstehen, auch wenn es im Artikel nicht ganz so gemeint ist.  Dazu passt gut, dass die Jugend von heute ein anscheinend eher konservatives Verhältnis zum Geld hat. Wie jetzt, sich kein Auto auf Kredit zu kaufen, das soll konservativ sein? Es ist auf jeden Fall eine interessante Entwicklung.

Das oben erwähnte Durchschnittsalter der Neuwagenkäufer, das wohl viele verblüffend hoch finden werden, es leitet ganz zwanglos über zur alternden Gesellschaft, die hier ebenso vergnüglich wie interessant beschrieben wird.  “Die Macht der Babyboomer”, da geht es wieder erst auf den zweiten Blick um die Wirtschaft. Aber dann doch sehr.

Und jetzt einmal ab ins Kleingedruckte und zu den Nachkommastellen, denn hier gibt es einen Artikel über die Versandkosten bei Onlinehändlern und die Frage, warum dieses Thema für Firmenriesen wie Amazon und Zalando eigentlich so wichtig ist.

Weiter im Kleingedruckten, oder nein, noch besser, weiter im Juristischen. Der Lawblogger Udo Vetter denkt darüber nach, ob man E-Books verkaufen darf.

Die Telekom greift die Netzneutralität an und drosselt Internetzugänge, wenn man nicht gerade alle Inhalte nur von der Telekom selbst bezieht – und wer würde das ernsthaft tun. Das ist eine Nachricht, die vielleicht doch wichtiger ist, als man es ihrer Platzierung auf vielen News-Portalen ansieht.

Währenddie Telekom an Drosselung denkt, denken andere übrigens gerade an das Internet als Menschenrecht. Kommt einem irgendwie moderner vor, nicht wahr.

Die Tafeln, die Essen an Arme ausgeben und Menschen helfen, die wirtschaftlich gescheitert sind, die sind natürlich eine feine Sache. Oder auch nicht. Je nach Standpunkt.

Auch arm dran sind natürlich traditionell die Künstler. All die Hungerleider mit den hübschen Ideen, die nichts abwerfen. Deren Werke man immer gerne konsumiert, aber nie gerne bezahlt. Wenn man den berühmten armen Poeten von Spitzweg ein wenig bearbeitet und da ein Notebook oder ein Smartphone statt des Papiers reinretouchiert, dann hat man ja ein verblüffend aktuelles Bild des freien Schreibers oder Medienkünstlers in Berlin Mitte.

Markus Reiter kümmert sich auf Deutschlandradio Kultur um die “gefühlte Inflationsrate” und andere Emotiönchen. Das ist gefühlt gar nicht so unwichtig, was er da schreibt, um es einmal adäquat auszudrücken.

Ein Aufreger der Woche ist für viele sicherlich das Thema EU und Saatgut, das mit teils arg unsachlichen Meldungen durch das Netz ging. Unaufgeregter kann man das hier beim Deutschlandfunk nachlesen.  Oder auch bei Wiwo Green.

Und zum Schluss nun noch der Design-Link der Woche – ein E-Bike im Vintage-Look. Einfach schön.

GLS Bank mit Sinn

Es war einmal

Theater, das kannten beide Söhne bisher noch gar nicht. Also abgesehen von irgendwelchen Kasperle-Aufführungen in der Kirchengemeinde oder so. Und abgesehen von dem, was sie selbst mal in der Kita einstudiert haben. Und natürlich abgesehen von den dadaistischen Stücken, die sie selbst im Kinderzimmer inszenieren. Stücke,  bei denen man dann als Erwachsener einen horrenden Eintritt zahlen muss und bei denen man so gut wie nichts geboten bekommt, was irgendwie Sinn ergäbe. Ähnlichkeiten mit dem modernen Regietheater sind dabei selbstverständlich rein zufällig, das kennen sie ja noch gar nicht. Aber richtiges Theater, mit rotem Vorhang, alten Stühlen und einem wirklich großen, halbdunklen Raum, sehr vielen Menschen und langsam ersterbendem Restlicht über den Rängen, während sich da ganz vorne anscheinend etwas tut, auf der Bühne… das war tatsächlich ganz neu und die beiden saßen kerzengerade und sehr gespannt in ihren Stühlen, während sich der Vorhang endlich hob.

Wir waren in Schmidts Tivoli, wo “Es war einmal” läuft, “7 Märchen auf einen Streich”, das klingt ja auch schon praktisch und anziehend für Eltern, da kann man sich im kommenden Winter gleich das Weihnachtsmärchen sparen, da hat man dann alles schon erledigt, auf Monate hinaus.

Für kleine Gäste liegen vor dem Theatersaal ausreichend Sitzerhöhungen bereit, so dass sie drinnen auch garantiert etwas sehen können. Das Theater hat Klappstühle wie im Kino, und wenn man einmal gesehen hat, wie hundert Kleinkinder auf Klappstühlen herumturnen, dann kann man sich vorstellen, dass man angesichts dieses Mobiliars fast gar kein Theaterstück mehr braucht, das ist schon toll genug. Man kann mit dem Stuhl hoch und runter, immer wieder, im Sitzen, im Stehen, im Hocken und wenn man sich quer in die Reihe legt und auch wenn man nach vorne turnt und wenn Papa da festhält und wenn Mama jetzt auch noch aufsteht und wenn man sich nur mit einer Pobacke hinsetzt oder wenn man den kleinen Bruder auf den Schoß nimmt oder wenn man Kopfstand macht, oder, oder, oder, der Mensch ist ein forschender Affe, man erkennt es hier überdeutlich. Und für die Eltern ist es natürlich entspannend zu erleben, dass die anderen Eltern ihre Kinder genau so vergeblich ermahnen, doch bitte normal zu sitzen. Normal, haha. Auf einem Klappstuhl.

Aber mitten im schönsten Turnen sagt eine Frauenstimme über Lautsprecher ein paar Regeln durch, die während der Vorstellung gelten sollen. Etwa dass die Kinder nicht auf die Bühne sollen, weil man bei einem Märchenstück schließlich nicht ahnen könne, wo der große böse Wolf gerade sei.  Das leuchtet ein und die Kinder sitzen schlagartig deutlich stiller, also abgesehen von Sohn II, der sofort auf die Bühne will, um nachzusehen, wo der große böse Wolf jetzt genau ist. Die Frauenstimme bittet noch darum, die Handys doch bitte auszuschalten, denn da während der Vorstellung Feen anwesend seien, müssten Inhaber klingelnder Handys damit rechnen, kurzerhand in Frösche verwandelt zu werden.  Sohn I fragt mich sichtlich besorgt, ob mein Handy wirklich, ganz wirklich ausgeschaltet sei und möchte es lieber selbst überprüfen, Sohn II fände es aber interessanter, das mit der Fee zu versuchen. Ich mache es dann doch lieber aus, mit Feen spaßt man nicht. Sohn I sieht erleichtert aus, Sohn II schüttelt unzufrieden den Kopf.

Das Stück geht los, ein Vater erzählt ein Märchen, bei dem er bereits nach dem ersten Absatz leicht durcheinander kommt und sich dann zügig und hoffnungslos immer weiter im Reich der Grimms verirrt, deren Märchen gerade 200 Jahre alt werden. Weswegen das tapfere Schneiderlein zur Abwechslung das Dornröschen retten geht, das allerdings versehentlich bereits vom großen bösen Wolf gefressen wurde. Der ist natürlich eigentlich für das Rotkäppchen zuständig, aber das hat leider bei den sieben Zwergen – oder war das doch die Stelle mit dem Froschkönig? Oder kam da vielleicht schon Rapunzel? Man kann die Handlung schlechterdings nicht rekapitulieren. Man erkennt natürlich immer die Hauptfiguren und alle wichtigen Versatzstücke, man weiß immer, wer gut und wer böse ist, aber wie sich das ineinander verhakt, verdreht und verknotet, das ist wirklich großartig gemacht, das muss den Autoren (Martin Lingnau und Heiko Wohlgemuth) einen Heidenspaß gemacht haben und das merkt man deutlich.  Es ist dabei übrigens vollkommen egal, ob ein Kind etwa nicht alle sieben der verflochtenen Märchen kennt oder die Handlung von einem oder zwei nicht parat hat, es macht wirklich nichts aus. Eine böse Fee ist immer eine böse Fee, egal aus welchem Handlungsstrang sie gerade herausspringt oder in welcher Ecke der Kulisse sie gerade wieder unter Flüchen verschwindet, das kennt man ja auch aus dem wahren Leben nicht anders, das ist in jedem Großraumbüro so. Ein Wolf hat immer ein Hunger- und oft auch ein Figurproblem durch die Fresserei, ein Held muss immer irgendwelche Aufgaben lösen, das ist alles eh klar, das versteht man auch mit drei Jahren schon. Und mit fünf versteht man dann eben ein paar Witze mehr, das ist vollkommen in Ordnung so, da ist für jedes Kind im Saal etwas dabei. Und wenn man Mutter oder Vater oder Opa oder Oma ist, dann versteht man eben noch mehr Witze, denn die Erwachsenen kommen bei diesem Stück nicht zu kurz, ganz im Gegenteil. Es sind nicht wenig Textstellen, die auf die Erwachsenen abzielen und so viel wie an diesem Nachmittag habe ich lange nicht mehr in einem Theater gelacht.

Es ist eine hohe Kunst, Kindertheater zu machen. Man denke nur einmal an die böse Fee, eine wirklich beeindruckende Figur in diesem Stück. Kostüm und Maske grandios bedrohlich, die Stimme dunkel und gefährlich, die Gestik raumgreifend und dämonisch. Und dann wird die Wirkung sehr schnell durch Text und Mimik so ins Komische gedreht, dass die leichte Panik, die die Kinder beim alleresten Anblick der eindeutig bösen Frau kurz haben, sich in diese genau richtige, perfekt wohlige, charmant-gruselige, fast schon lustvolle Angst verwandelt, die im Bauch kribbelt und einfach Spaß macht.  Viel, viel Spaß. Die Fee beschwert sich, dass die Kinder sie nicht ausbuhen, wenn sie auftritt, sie beugt sich von der Bühne weit ins bibbernde Publikum und murmelt “Ich rieche den Pups der Angst” und die beiden Söhne quieken vor bebender Freude, während die böse Fee durch den Gang zwischen den Sitzen an ihnen vorbeigeht.  So muss Kindertheater sein.

Alle paar Minuten wird gesungen und getanzt, quer durch die musikalischen Gattungen. Text und Musik sehr eingängig und mitreißend: “Eines Tages, ja das weiß ich, bin ich alt und über dreißig. Oh, die Krankheit ist gemein, die da heißt Erwachsensein.” Das singt auch die junge Mutter Mitte zwanzig in der Reihe vor mir noch froh mit. Die multikulturellen Zwerge rappen und Rapunzel ist drauf und dran, mit Rotkäppchen eine Girlgroup zu gründen, sogar die Kletterrosen vor Dornröschens Schloß singen, und die Musikstücke werden lässig und in loser Folge in das ohnehin schon bunte Treiben gestreut, so dass, wie in einem unaufgeräumten Kinderzimmer, alles einen ganz neuen Sinn ergibt und zu immer neuem Spiel reizt.

Nach dem Stück mit dem obligatorischen Happy End können sich die Kinder mit den Darstellen fotografieren lassen, so dass Sohn II dann doch noch dem Wolf auf den Arm springen konnte, man muss ihn sich dabei als glückliches Kind vorstellen. Sohn I, der es nicht so mit großen, bösen Wölfen hat,  sondern nur Schneewittchen kurz anschmachtet und dann die Flucht ergreift,  wartet währendessen lieber vor dem Haus, wo gerade eine junge Frau Gitarrenmusik auf dem Spielbudenplatz macht. Der Sohn lehnt an einer Laterne und sieht der Frau zu, wie sie ihr Instrument stimmt, er liebt Musik und er himmelt Musiker an. Als er mich sieht, zeigt er auf die Künstlerin, vielleicht aber auch auf die bunte Reeperbahn hinter ihr, und er sagt “Guck mal, Papa, das geht ja immer  noch weiter, das Theater.”

Und dann dauerte es bei den beiden sehr aufgeregten Söhnen tatsächlich noch ziemlich lange, bis am Abend endgültig der Vorhang fiel. Wenn Sie ein Kind verfügbar haben, gehen Sie ruhig einmal ins Theater.  Auch wenn Sie dann noch Wochen später beim Märchenvorlesen plötzlich an völlig unpassender Stelle lachen müssen, weil Ihnen etwas aus dem Stück wieder einfällt.

(Dieser Text erscheint als Kolumne “Kind und Kegel” in der Online-Ausgabe des Hamburg-Führers.)

 

hamburgfuehrer

 

Woanders – diesmal mit vielen Büchern und Musik und Tanz und am Ende denk ich immer nur an dich

Ein Blog über Bücher und Kaffee.

Bookporn hatte ich neulich schon einmal verlinkt, aber vielleicht hat es ja jemand übersehen, hier lieber noch einmal.

Und hier noch einer nur über Bücherregale.

Bei der Wiesenraute geht es faszinierend schön um Zeiten. Nicht um die guten, alten, sondern um die in der Grammatik.

Alexandra über Freundschaften damals und Twitter heute. Und Tiere.

Die Herzdame lernt gerade, wie gestern bereits angesprochen,, den Swingtanz. Falls sich jemand darunter nichts vorstellen kann, sie möchte also so etwas hier. Ein mitreißendes Video, es inspiriert sogar mich. Nicht zum Tanzen, versteht sich, aber ich frage mich schon seit Tagen, ob ich nicht mal wieder Weste zum Hemd tragen sollte.

Die Swingbegeisterung hat übrigens bei der Herzdame einen Ursprung, den ich klar benennen kann. Das Internet ist schuldig, nämlich mit diesem spektakulären Video hier (sorry, Link kaputt), damit fing alles an. Musik dieser Art läuft hier seither in Endlosschleife. Es hätte schlimmer kommen können, nehme ich an.

Das Gegenteil von Swing ist übrigens Sven Regener, um das musikgeschichtlich einmal kurz zusammenzufassen, und bei seiner Band Element of Crime war ich gerade mit der geschätzten Isa im Konzert. Wir leiden beide unter schwerer Eocitis, d.h. wir sondern zwanghaft und unentwegt EoC-Liedtextzitate ab. Den Tag vor dem Konzert haben wir praktisch nur damit verbracht, uns auf Facebook Liedzeilen zuzuchatten. Eocitis kann zu wirklich schweren Anfällen führen, es überkommt einen plötzlich und funktioniert dann auch ohne jeden Zusammenhang, wirklich schlimm. Ich will mehr für dich sein als eine Schleusenbekanntschaft. Angenehm ist jedenfalls, dass man bei Gesprächen mit anderen Patienten plötzlich ohne erkennbaren Zusammenhang aufstehen und “Romantik!” brüllen darf. Sie nicken dann nur lächelnd und verstehen. So schön. Ein Salat darf nie mit Nudeln sein. Und falls jemand die Anspielung in der Überschrift nicht verstanden hat: Das erklärt sich hier.

Vor Element of Crime spielte die mir bis dahin unbekannte Maike Rosa Vogel. Die läuft hier jetzt öfter und zu ihr würde ich auch gerne noch einmal gehen. Für fünf Minuten oder auch deutlich länger. Auch schön: Ich bin ein Hippie.

Das beste Essen der letzten sieben Tage wurde serviert, und zwar von Freunden, und zwar in einem Garten, und zwar vom Grill. Denn die ersten drei, vier Male ist Grillen immer noch toll, bevor man dann ab Mitte Juni endgültig keine Würstchen, Steaks und riesigen Bauchfleischfladen mehr sehen kann. Also ich jedenfalls. Aber das erste Grillen im Jahr, doch, das hat was.

 

Ehrlich, ganz ehrlich

Die Herzdame geht jetzt zum Swingtanzen. Natürlich ohne mich, denn ich habe Rücken. Und wenn ich nicht Rücken hätte, hätte ich etwas anders, denn ich weiß ganz gut, wie gefährlich der Tanzsport für Beziehungen ist. Nämlich brandgefährlich, ich habe da langjährige Erfahrungen mit mehreren Frauen sammeln müssen. Pardon, sammeln dürfen wollte ich natürlich sagen. Also sucht sich die Herzdame jetzt einen anderen Tanzpartner, bisher leider vergeblich.

Und sie wundert sich, dass sie keinen findet. Die anderen Männer können nämlich alle nicht tanzen. Sie können nicht führen und nicht drehen, sagt sie. Sie haben keinen Rhythmus, sie haben keine Hüfte. Quasi wie ich. Es ist ein Elend. Sie sitzt zuhause und jammert über die Männerwelt. Und da habe ich ihr einen aufrichtigen, herzensguten und grundehrlichen Hinweis gegeben, denn Ehrlichkeit ist wahnsinnig wichtig in Beziehungen. Wer Beziehungen führen möchte, der sollte unbedingt ehrlich sein. Das hört man immer wieder, nicht wahr? Und aus Gründen, die wir hier nicht näher erörtern wollen, wird die Ehrlichkeit eher dem Mann abverlangt, wie ein Blick in jede beliebige Sammlung von Kontaktanzeigen beweist. Wenn man als Mann eine Frau kennenlernt, dann kann man schlecht sagen: „Ach ja, Ehrlichkeit. Weißt Du, ich neige ja eigentlich mehr zu Notlügen, Ausflüchten und Charme.“ Das kommt nicht gut an, das mögen die Damen nicht, mit der Haltung kann man auch gleich solo bleiben.

Ich habe mit der Herzdame über die immer wieder versagenden Tanzpartner gesprochen und nur gesagt: „Das könnte ja auch an dir liegen, Schatz.“ Und nach diesem Satz habe ich zwei Sachen gelernt. Erstens, das mit der Ehrlichkeit in Beziehungen wird stark überschätzt. Zweitens, der Tanzsport ist selbst dann gefährlich für Beziehungen, wenn man gar nicht mitmacht.

(Dieser Text erschien als Sonntagskolumne in den Lübecker Nachrichten und in der Ostsee-Zeitung)

Tirili – Nachlese

Unser großartiger Tonmeister Lars hat die Aufnahmen der gestrigen Lesung wieder in Nachtarbeit online gestellt, vielen herzlichen Dank.

Katrin Seddig

Die Aufnahme von Katrin Seddig ist allerdings leider nichts geworden und hier steht warum.

Bov Bjerg

Bov Bjerg mit „Arbeitstitel bitte hier einfügen„.

Stevan Paul

Stevan Paul: „Mit Herrn Wilhelm durch die Nacht.“

Stevan Paul

Danke an die Lesenden, Dank an die Gäste, das war außerordentlich schön mit Euch.