… an die Leserin B.A.K., die den Jungs Schwimmzubehör für die Sommerferien geschickt hat. Das werden wir in Südtirol einsetzen, wohin wir in wenigen Wochen noch einmal fahren, auf einen Bauernhof mit Swimming-Pool. Das ist eine vielleicht etwas seltsame, aber für Familien vollkommen sinnvolle und empfehlenswerte Kombination. Beim letzten Urlaub dort hat Sohn II Schwimmen gelernt, vielleicht klappt es jetzt ja mit dem Tauchen.
Die Männer sind ruhig und reich
Ich bin sowohl festangestellt als auch freiberuflich tätig, das ist im Prinzip eine feine Sache. Es ermöglicht einem oft, die Vorzüge beider Varianten mitzunehmen und ein paar Nachteile zu ignorieren, doch, doch, das ist schon nett so. Übrigens auch in Bezug auf Vereinbarkeit, darüber könnte man auch einmal schreiben, aber man kommt ja zu nix, womit sich das Thema quasi doch schon wieder erledigt hat, wenn ich es recht bedenke.
Es gibt also, wo war ich, ein paar Vorzüge dieser Kombination. Nur zur Urlaubszeit erwischt einen dann doch ein typisches Problem der Freiberuflichkeit geradezu unweigerlich. Man muss nämlich, um endlich einmal Zeit für sich, für die Familie, für das Manuskript (ha! haha!), für Bücher, für die Natur, die Landschaft, das andere Land und für Gott weiß was noch alles zu haben, sich diese Zeit im Vorwege erst dadurch freiarbeiten und erobern, dass man noch mehr arbeitet und daher noch weniger Zeit für irgendwas hat. Während man eigentlich permanent nur an Pause und Urlaub denkt, denn irgendwann braucht man das nun einmal.
Das ist ein nur schwer lösbares Problem. In diesem Jahr bin ich vielleicht ein klein wenig besser in der Vorbereitung als im letzten, ich habe etwas mehr Vorsprung vor mir selbst und rufe mir beim Arbeiten gelegentlich ein halbwegs vergnügtes “Ick bün all door!” zu, aber das ist eher im dezenten Bereich. Und wie immer mache ich, was alle vernünftigen Menschen in Phasen von Überlastung und Hektik machen, ich fange einfach noch ein Thema an, Sie kennen das.
Weswegen ich jetzt neuerdings mit Sprachlern-Apps Vokabeln trainiere, denn um Sprachen habe ich mich erschreckend lange nicht gekümmert, warum eigentlich nicht? Einmal, vor etwa fünfzehn Jahren, habe ich kurz Portugiesisch angefangen, aber das war leider viel zu kurz, da blieb fast nichts hängen, außer einer gewissen Dauersehnsucht nach Madeira. Es ist jedenfalls recht unterhaltsam mit dem Smartpone oder mit dem Computer zu lernen, solche Apps sind dann doch nennenswert netter als die Schulbücher damals, das geht recht flott. Ich habe keine Ahnung, ob man damit auch nur ansatzweise Grammatik lernen kann, aber für Vokabeltraining finde ich sie schon einmal großartig. Sohn I hält eine der Apps übrigens für ein Spiel und hangelt sich unermüdlich von Level zu Level, vermutlich kann er in 14 Tagen aus Versehen Italienisch, warum auch nicht. Noch ist er nicht schneller als ich, aber es wird vermutlich in ein, zwei Tagen ziemlich sportlich für mich. Das ist der Effekt, den Eltern auch von Memory-Duellen mit dem Nachwuchs kennen. Andiamo!
Worauf will ich hinaus? Auf gar nichts, ich fasele hier einfach vor mich hin, das ist auch mal entspannend. Urlaubsreif eben, und es dauert noch ganze drei Wochen. Oder so, ich sehe lieber nicht genau nach, Teile des Kalenders könnten mich verunsichern. In den Sprach-Apps gibt es natürlich Mustersätze, einer davon blieb gestern hängen und wurde gleich ins Notizbuch übertragen, weil es so ein schöner Kurzgeschichtentitel ist: “Die Männer sind ruhig und reich”. Da muss doch eine Story draus werden, das hört man doch gleich, oder? “Die Männer sind ruhig und reich”. Keine Ahnung, worum es in der Geschichte gehen wird, das findet sich dann schon noch, einfach mal etwas einwirken lassen.
Das klappt übrigens auch mit Suchanfragen in meinem Blog, neulich landete da jemand mit “Der Lärm der Krähen in Tönning”. Das hat auch diesen gewissen Klang, finde ich, und so heißt jetzt ein Kapitel im Manuskript, das passt perfekt, das hat sogar schon Inhalt. In Stichworten nur, aber immerhin.
So fallen einem also Titel zu. Vielleicht wollte ich das mit diesem Text sagen, wer weiß das schon. Ich jedenfalls nicht. Ich weiß nur, es ist bald Urlaub. Wie zufällig kommen wir da auch bei Tönning vorbei.
Neue Chancen
“Ich hätte so gerne eine Kunstgalerie irgendwo an der Küste.” Das sagte die Herzdame neulich, als sie auf dem Sofa lag und verträumt nachdachte. Das stellte sie sich nämlich schön vor, in Blickweite des Meeres zwischen interessanten Bildern oder Skulpturen entspannt auf Kunden zu warten, das hatte sie plötzlich ganz deutlich vor Augen. Und als helfender Partner hakt man da natürlich sofort nach. Warum soll man denn Träume nicht einfach verwirklichen, das geht doch in jedem Alter und in jeder Lebenssituation, das geht doch auch bei uns. Man kann immer noch und immer wieder über Optionen nachdenken und alles hinterfragen. Sei es nun beim Job, beim Wohnort, beim Alltag, das geht beim ganzen Arrangement, in dem man jahrelang herumlebt.
Es hält jung und flexibel, so positiv und lösungsorientiert nachzudenken, es bringt einen wieder auf Ideen und Möglichkeiten, die man in der Routine allzu schnell übersieht. Es gibt einen Wunsch, gibt es denn nicht auch einen Weg? Man muss doch nur die klassischen Fragen stellen – was hält auf, was kann weg, was muss bleiben, was muss anders werden – und dann mit den Antworten auch ernsthaft arbeiten. Das bringt dann wieder Schwung ins Leben, und Schwung ist immer schön. Ich war ganz begeistert! So eine attraktive Option! Ich sah mich schon im Galeriegarten seeluftumweht Kolumnen schreiben.
“Was hält dich denn bloß auf?” habe ich die Herzdame also gefragt, vollkommen bereit, alle Hindernisse entschlossen anzugehen. Ihre Antwort fiel allerdings so aus, dass es auch für mich als krisenerprobten Optimisten nicht ganz leicht war, damit umzugehen. Denn das Bild der kleinen Galerie an der Küste war zwar wirklich schön und anziehend, aber es gab etwas, das sie ziemlich überzeugend aufhielt: “Ich interessiere mich nur leider überhaupt nicht für Kunst.”
(Dieser Text erschien als Kolumne in den Lübecker Nachrichten)
Ganz kleine Randbemerkung zur Elektromobilität
Ich komme gerade aus dem Lachen nicht mehr raus, weil ich ein bestimmtes Bild einfach nicht mehr loswerde, es ist ein wirklich grandioses Zukunftsbild, ich finde es so dermaßen erheiternd, es amüsiert mich sogar nachdrücklich trotz des verblüffend umfassenden Brexit-Elends, das will etwas heißen. Und damit andere auch etwas Erheiterung in schweren Zeiten haben, teile ich das Bild natürlich gerne, es ist ein Zukunftsbild der besonderen Art.
Wozu wir uns bitte einmal kurz etwas vorstellen, was so unwahrscheinlich und undenkbar gar nicht mehr ist, dass es nämlich gar keine Verbrennungsmotoren mehr gibt. Es ist auf unseren Straßen alles nur noch Elektro, Pedale, Solar, Wasserstoff, Atom, Gott bewahre, was auch immer, jedenfalls brennt und knattert da nichts mehr. Kann man sich vorstellen, ja? Einfach kurz mal geistig ins Jahr 2025, viel weiter muss man da wohl gar nicht.
Und dann! Und dann! Und dann stellen wir uns bitte die Hamburger Harley-Days 2026 vor – wie sich da so ein gestandener Altmöchtegernrocker in Rabaukenlederoutfit betont lässig auf seinen wilden, wilden Hobel schwingt, das Visier des Helms runterklappt, den Schlüssel dreht – und es macht ganz dezent: “summmmmmm”. Und dann gleitet er nahezu geräuschlos in den Sonnenuntergang, wozu er sich vergnügt “Born to be wild” pfeift.
Ist das nicht zu und zu schön? Ich kann es gar nicht erwarten. Die Zukunft kann schon auch lustig werden, so ist es ja nicht.
Kurz und klein
Junge (ca. 7J.) fragt an Information vom Kaufhaus: “Haben Sie vielleicht Eltern gesehen ohne einen kleinen Jungen, der so aussieht wie ich?”
— Loewin im Hasenpelz (@Hasenloewin) 2. Juni 2014
Bitte bedenken Sie, dass Sie als Mutter in Elternzeit einen großen Flur brauchen, um die Pakete für die ganze Straße annehmen zu können.
— Elefantenkuckuck (@Eulenkuckuck) 2. Juni 2016
Der Sohn hat sich Haar ins Gel gemacht.
— Y (@Gehirnkram) 1. Juni 2016
Wochenends bevölkern Väter Spielplätze. Auch bekannt als Scheitern der Veränderung stereotyper Arbeitsteilung.
— Y (@Gehirnkram) 4. Juni 2016
Ich glaube ja an die Vereinbarkeit von Familie und Job. Aber ich glaube nicht an die Vereinbarkeit von Familie, Job und Haushalt.
— Goldvreneli (@froumeier) 6. Juni 2016
„Guckt mal hier, wo der Papa sich gestern im Freibad verletzt hat. Ist voll schlimm geworden.“
„Gehen wir heute wieder schwimmen?“— der_handwerk (@der_handwerk) 6. Juni 2016
Bringt euren Kindern nicht „Mama“ bei. Nennt euch Krstkrkubuluzipirulilitrz. Bestimmt rufen die Kinder sowas kompliziertes nicht ständig
— Patricia Cammarata (@dasnuf) 7. Juni 2016
Mama! MAMAAA! Mama? Maaama! Mama!!! Mamaaaa! Mama! MAMAAA! Mama? Maaama! Mama!!! Mamaaaa! Mama! MAMAAA! Mama? Maaama! Mama!!! Mamaaaa!
— Patricia Cammarata (@dasnuf) 7. Juni 2016
Der Sohn nimmt nun immer sein Buch mit in die Schule, um in den Hofpausen zu lesen. So langsam hat er das mit den Menschen verstanden.
— Mensch Anne! (@Huebscherei) 8. Juni 2016
„Immanuel Kant wurde in Königsberg geboren, und als er groß wurde, wurde er 1,57m.“
5a. <3— Kerstin Brune (@BruneKerstin) 8. Juni 2016
Es gibt 3 Möglichkeiten etwas zu erledigen. Tue es selbst, engagier jemanden, oder verbiete es den Kindern!
— Shellfollower (@MichaelJur) 24. April 2014
„…801, 802, 803, 804, 805, 806, 807, Hallo Mama!“
Schätze, der Sohn ist schon eine Weile wach.
— Madame de Larenzow (@Larenzow) 9. Juni 2016
Aus der beliebten Reihe absurder Elternsätze ist das einer meiner Favoriten:
„Aber der Sand bleibt im Sandkasten!“— Ute Weber (@UteWeber) 10. Juni 2016
Lebensweisheit Nr. 268: „Überlege es dir vorher gut, bevor du einem Kind zeigst, wo an deinem Rollstuhl die Klingel ist.“
— Raul Krauthausen (@raulde) 11. Juni 2016
Sehr gut. Sohn kann erst zwanzig Wörter, dafür schon Gänsefüßchen in die Luft hängen. Er ist bereit für die Großstadt.
— Saša Staniši? (@sasa_s) 12. Juni 2016
Auf dem Spielplatz.
„Wo ist unser Kleinkind?“
„Ich habs in den Sand gesetzt!“— ??? (@ungehalten) 13. Juni 2016
Die 3. Einladung für das Schulfest bekommen. Langsam liest es sich wie eine Drohung.
— Tomster (@namenlos4) 13. Juni 2016
Kind weint in der Nacht. Lege mich dazu. Morgens wacht er auf und fragt:Was machst du in meinem Bett?
Hach,wie früher während des Studiums.— Pfefferine (@Pfefferine) 7. Oktober 2013
Die Tochter erzählt auf dem Kinderfest, wo die Mama sich überall Haare wegmacht und nichtmal mein doppelter Salto kann die Massen ablenken.
— Lilli Marlene (@MarleneHellene) 5. Juni 2016
Falls das Internet langsamer wird, möchte ich mich entschuldigen: unser Elternrat plant per Email ein Grillfest.
— Rike Drust (@Muttergefuehle) 10. Juni 2016
„Sie sind verurteilt!“
„Wozu?“
„Sie werden 380 Stunden Ihres Lebens mit Kindern in Umkleidekabinen von Schwimmbädern verbringen.“
„Neeeein!“— Madame de Larenzow (@Larenzow) 15. Juni 2016
„Mama, ich hab dir ein Geschenk gebastelt.“
Wenn ihr nichts mehr von mir hört, es war der Siebenjährige. pic.twitter.com/suKN0quG6T
— Mensch Anne! (@Huebscherei) 15. Juni 2016
„Papa, wer hat hier aufgeräumt?“
„Ich“
„So geht das nicht!“
„Dann zeig mir wie“
„Ok“
Der Hellste ist er nicht, aber ordentlich.
— Rita Kasino (@RitaKasino) 16. Juni 2016
Du weißt gar nicht wie viele Leute Du nicht leiden kannst, bist Du für Deinen Sohn einen Namen suchst.
— Andi Substanz (@jotemha) 16. Juni 2016
4-year-old: My best friend is a dragon.
Me: I thought your best friend was a magic pony.
4: The dragon ate him.
— Exploding Unicorn (@XplodingUnicorn) 16. Juni 2016
Blumen bei den kinderlosen Nachbarn gegossen. So ordentlich und ruhig können Wohnungen also sein. Leider rief meine Frau nach 4 Stunden an.
— Gebbi Gibson (@GebbiGibson) 18. Juni 2016
Der anrufende Vater, der nach Doktorandenstellen für seine Kinder mit Magister sucht – hat Helikopterelternschaft keine Altersgrenze?
— kaltmamsell (@kaltmamsell) 20. Juni 2016
Zwischendurch ein Dank …
… an Michael H. , der den Söhnen Superbruno von Håkon Øvreås geschickt hat – aus dem Norwegischen von Angelika Kutsch, illustriert von Øyvind Torseter. Wir haben noch nicht angefangen, aber es sieht vielversprechend aus und hatte sehr gute Besprechungen. Hier die Verlagsseite zum Buch. Herzlichen Dank!
Ein anderer Spiegel
Sohn II hat, das kann man nicht übersehen, eine gewisse Ähnlichkeit mit mir. Also nicht unbedingt mit meinem jetzigen Ich, aber doch mit der sechsjährigen Ausgabe von mir, die es einmal gab. Ich habe nicht viele Kinderbilder von mir, aber im Moment sieht Sohn II dem Kind auf diesen wenigen Bildern so dermaßen ähnlich, dass es äußerst seltsame Effekte hat, wenn ich ihn ansehe. Denn manchmal ist der Sohn auch so angezogen, dass die Gegenwart sich modisch nicht in den Vordergrund drängt. Und manchmal ist da auch nichts an Deko oder Zubehör neben oder hinter ihm, was zwingend nach 2016 aussieht. Manchmal läuft er einfach nur über irgendeinen zeitlosen Rasen oder springt in Pfützen oder balanciert über Mauern und sieht zwischendurch zu mir und lacht und ruft irgendwas und bekommt gar nicht mit, dass ich vermutlich ziemlich eigenartig gucke.
Weil da etwas passiert, was ich so noch nie erlebt habe, sein großer Bruder war mir nicht annähernd so ähnlich. Weil mich ein jäher, wilder Schmerz durchfährt, wenn ich den Sohn so sehe, wie ich jahrelang mein eigenes Spiegelbild gesehen habe, mein damaliges Spiegelbild in Spiegeln, Fenstern, Pfützen, Saftgläsern und den Sonnenbrillen der Großen, überall, kindersommerlang und genau so. Mein eigenes Spiegelbild mit diesem Grinsen und den wirr ins Gesicht hängenden Haaren und dem Dreck auf den Wangen und der Frechheit in den Augen und der Zahnlücke und allem, das ist doch nicht er, das bin ich, tat tvam asi, ich bin ich, und der da draußen, das bin ich auch. Weil es in höchst irritierender Weise so ist, wirklich überzeugend so ist, als würde ich geradewegs durch die Zeit gucken, immerhin 44 Jahre zurück in irgendeinen Sommertag damals, Juni 1972, und ich gucke in einen gespiegelten Moment, in dem ich lachend über eine Mauer balanciere, nicht er, in dem ich auf einen Baum klettere, nicht er, in dem ich über den Rasen laufe, nicht er – und das ist verbunden mit einer Traurigkeit, über die ich erst einmal eine ganze Weile nachdenken musste, bevor ich sie verstanden habe.→ weiterlesen
Gelesen: Gustav-Comics
Nämlich “Gustav und Albo vom Aldebaran” und “Gustav und der Professor”, beide von Haimo Kinzler und Leo Lewald (Zeichnungen), erschienen im Stromboli-Verlag.
Gelesen haben die Bände sowohl die Söhne als auch ich, zufrieden waren wir alle – und zwar sehr. Das sind herrlich abgefahrene Comics ohne jede lästige Kinderbuchüberzuckerung, sie sind eher schräg bis schrill, lässig humorvoll, mit wunderbaren Anspielungen auf Trash-Filme und mit einer Klassenlehrerin Frau Meier-Greulich, die so selbstverständlich fast über Superkräfte verfügt, wie es eben nur Grundschulklassenlehrerinnen können, junge LeserInnen verstehen das sofort. Das Kunststück, dass jüngere und ältere LeserInnen über verschiedene Ebenen des Textes lachen können, erlebt man leider viel zu selten, es scheint dann doch ziemlich hohe Kunst zu sein, so etwas in Kinderbüchern hinzubekommen. Hier hat es aber wieder geklappt, so etwas muss ich weiterempfehlen.
Die Geschichten funktionieren ab etwa sechs Jahren, Jojo mit fast neun Jahren findet sie auch toll. Und ich, mit noch ein paar Jahren mehr, habe sie auch ausgesprochen gern gelesen, was ich nun wirklich nicht von allen Comics im Kinderzimmer behaupten kann.
Falls man, vielleicht wegen noch jüngerer Kinder im Haushalt, gerade eine grässliche – und auf Dauer womöglich verdummende – Überdosis Leo Lausemaus etc. hat, diese Bücher hier sind prima Gegenmittel, quasi Kinderbuch-Detox, wie man heute wohl sagt.
12 von 12 im Juni
Ich setze “12 von 12” mittlerweile als bekannt voraus, die anderen Ausgaben der zahllosen beteiligten BloggerInnen finden sich (ab 17 Uhr) hier. Wenn jemand “12 von 12” doch noch nicht kennt, man versteht das dann schon, wenn man sich dort etwas umsieht.

Der Tag beginnt mit längerer Bildbearbeitung, da wir gestern im Großen Torfmoor bei Hille/Lübbecke bei Minden waren. Ein Ausflug, ein Ausflug, da gibt es natürlich ein paar Fotos. Das ist übrigens ein empfehlenswerter Ausflug, hier noch etwas mehr zum Moor und in diesem Blog gibt es vermutlich auch in Kürze noch etwas. Norddeutsche singen bei einem solchen Anblick natürlich reflexmäßig alte Torfrock-Hymnen nach und haben dann tagelang höchst seltsame Ohrwürmer, es ist wirklich schlimm.
Wir sind also, man könnte ja auch vorne anfangen, in Nordostwestfalen, das erklärt auch diesen ländlichen Kaffeebecher.
Während ich also Bilder bearbeite und dann den Anfang vom nächsten Wirtschaftsteil schreibe, hört Sohn I Hörbücher, bzw. -spiele. Zu dem Buch im Bild kann man man natürlich einiges sagen, da fällt sozusagen pädagogisch einiges an, ich lese erst einmal heimlich in der Wikipedia nach, um hinterher profunde Allgemeinbildung vortäuschen zu können, ich habe hier auch einen Ruf zu wahren.
Danach geht es direkt mit dem nächsten Klassiker weiter, da lese ich aber nichts nach, der ist mir noch halbwegs präsent. Wenn ich mich recht erinnere, ist es der Roman von Verne, der in Hamburg beginnt.
Draußen auf den Feldern wächst das Getreide, an den Feldwegen blüht das Gras in wildester Pracht, das macht mich allergiemäßig fertig. Ich nehme Medikamente, die mich unsagbar müde machen. Versuche, mich am Vormittag deswegen noch einmal etwas hinzulegen, scheitern daran, dass die Söhne auf diesem Instrument aus der Hölle Musik machen, ich bin aber zu lethargisch, um ihnen hinterherzujagen. Ich schlafe dann doch kurz ein und träume irgendwas von Slash, das Unterbewusstsein ist schon faszinierend.
In Schwiegervaters Kochbuchsammlung finde ich dieses faszinierende Heftchen, interessant daran auch der Preis: stolze 4,80 DM hat die Broschüre des Vereins für die Deutsch-Chinesische Freundschaft damals gekostet, was mir irrwitzig teuer vorkommt, aber da täuscht die Erinnerung mittlerweile auch massiv, das habe ich schon mehrfach festgestellt. Es war eben nicht alles spottbillig, damals vor dem Euro.
Die Söhne bauen draußen auf dem Hof an Baumhäusern und sonstigen Gebilden, sie machen eben das, was in Hamburg nicht geht – und so muss das ja auch sein.
Und wenn man da etwas zusieht, dann hat man ganz erstaunlich lebhafte Erinnerungen an eigene Bauleistungen in der Kindheit oder in der Jugend, ich zumindest fühle da sofort mit, bis hin zu den Splittern in den Fingern und dem Hammer auf dem Daumen.
Wenn der Großvater mit im Einsatz ist, dann kommen auch solche tollen Rolldinger zustande.
Und ganz egal, was man baut, immer braucht man irgendwann Wasser, das hat mit Logik nichts zu tun. Zweck egal, Wasser gehört dazu, wenn man draußen spielt. Aus dem Schlauch, aus dem Eimer, aus der Regentonne, egal. Wasser ist eben eines der besten Spielzeuge überhaupt.
Zum Schluss gibt es im Garten noch Schokoladenkuchen von Oma, der so schmeckt, dass die Herzdame ihn demnächst auch einmal fürs Blog backen wird. Wenn wir dazu kommen sollten.
Und damit ab nach Hamburg, der Rest des Tages ist Autobahn und Auspacken, wir schließen hier.
Lauch-Börek aus der Pfanne
Rezepte gab es hier schon erstaunlich lange nicht mehr, es wird wieder Zeit. Und es geht los mit einem wirklich einfachen Rezept, mit sehr wenig Zutaten. Es kommt sogar ganz ohne Gewürze aus, es ist ratzfatz fertig und es schmeckt ganz außerordentlich gut.
Es ist ein Rezept aus dem ohnehin empfehlenswerten Buch “Türkei vegetarisch”, von Orkide & Orhan Tancgil, in der von Katharina Seiser herausgegebenen Vegetarisch-Reihe, die kam hier auch schon mit den Bänden zu Deutschland, Österreich und Italien vor. Der gerade erschienene USA-Band ist zwar noch in der Warteschleife (September 2016), aber bei mir fest im Programm. Das Buch zur Türkei ist – wie alle Bände der Reihe – nach Jahreszeiten eingeteilt, wer also saisonal kochen möchte, wird das zu schätzen wissen. Meinetwegen könnten sich gerne mehr Kochbücher so aufteilen, ich finde das sinnvoll.
Orkide und Orhan sind übrigens vielleicht von ihrem Blog bekannt, auch das kann ich sehr empfehlen. Die türkische Küche empfinde ich ja ohnehin als permanent unterschätzt, es lohnt wirklich, sich damit zu beschäftigen.
Nun zum Lauch-Börek, zur schnellen Küche. Das ist wirklich fix gebastelt, und man kann die Mengen der wenigen Zutaten auch aus dem Handgelenk schätzen, das Rezept verzeiht ein wenig Ungenauigkeit.
Wir brauchen bloß:
1 kleine Zwiebel
2 Stangen Lauch
150 g Beyazs Peinir, das ist türkischer Salzlakenkäse, den man in türkischen Läden in diversen Fettgehaltstufen bekommt
2 Eier
2 – EL Olivenöl
100 ml Milch, natürlich gerne Bio, nicht wie in meinem Bild, Bio war aus.
2 runde, große Yufka-Blätter, die bekommt man auch mit Sicherheit in jedem türkischenGeschäft oder in größeren Supermärkten.
Vor dem eigentlichen Rezept eine Entschuldigung, die gleichzeitig eine Empfehlung ist. Es gibt nämlich kein attraktives Foto vom fertigen Gericht, weil wir es, das ist mir tatsächlich noch nie passiert, aus lauter Gier zu schnell gegessen haben. Wie auch die anderen Bilder diesmal eher nebenbei entstanden, es musste alles sehr schnell gehen. Pardon, aber wir hatten wirklich großen Hunger. Das ist eine gute Gelegenheit, etwas zur Menge zu sagen: Für zwei richtig hungrige Menschen reicht das Rezept so wie hier beschrieben reichlich aus, beim letzten Bissen hat man dann vielleicht schon etwas Mühe. Wenn die Menschen aber nur normal hungrig oder auch einfach gesittet und bescheiden sind, reicht die oben angegebene Menge auch locker für vier Personen. Man kann Reste auch sehr gut kalt im Büro essen.
Die Zwiebel wird zerhackt, der Lauch wird in Scheiben geschnitten, laut Kochbuch mit 2/3 vom Grün. Beides in einer Pfanne mit etwa Olivenöl bei geschlossenem Deckel dünsten, rund zehn Minuten, mehr schadet erwiesenermaßen nicht.

Den Käse mit einer Gabel zerdrücken, nach zehn Minuten auch in die Pfanne geben und gründlich untermischen.

Die Eier mit dem Olivenöl und der Milch in einer Schüssel verrühren.
Und nun zitiere ich das Kochbuch, weil es so herrlich kompliziert klingt, aber eigentlich ganz einfach ist: “In eine beschichtete Pfanne […] 2 EL Olivenöl geben, 1. Yufka-Blatt mittig plazieren, so dass die Ränder überhängen.Das 2. Yufka-Blatt vierteln, ¼ davon leicht knittrig in die Pfanne legen und etwas Milch-Ei-Sauce darauf tröpfeln. Wieder ¼ Teigblatt in die Pfanne geben, Hälfte der Lauch-Füllung darauf verteilen. Die beiden letzten Teigteile ebenfalls locker einlegen und mit etwas Milch-Ei-Sauce begießen. Den rest der Füllung darüber verteilen. […] Überhängende Teigränder in die Pfanne falten. Mit dem Rest der Sauce bestreichen.”
Wenn jemand Yufka-Teigblätter nicht kennt – die reißen sehr leicht, also unbedingt vorsichtig anfassen, denn zumindest das untere, das zuerst als Boden in die Pfanne kommt, muss heil bleiben. Beim Rest ist es eigentlich egal, in welchem Ausmaß der Unordnung das in der Pfanne landet, ob nun Viertel, Drittel, Fetzen – das wird schon.
Das wird dann, nachdem man die Ränder zugeklappt hat, bei mäßiger Hitze gebraten, bis es von unten goldbraun ist. Was allerdings gar nicht so einfach festzustellen ist, denn wenn man es zu früh anhebt, zerreißt alles. Man kann es aber recht simpel mit einem Teller stürzen und nachsehen. Dann die andere Seite ebenso braten – fertig. Die braune Farbe wird in “goldbraun” übrigens nicht umsonst erwähnt, die darf schon ausdrücklich vorkommen.
Zum Schluss noch schnell ein belegtes Brot für die Kinder machen, denn Lauch-Börek essen die Banausen natürlich wieder nicht. Also zumindest die Banausen in diesem Haushalt hier nicht, aber darauf nehme ich bekanntlich keine Rücksicht.
Beim ersten Mal denkt man über dieses Falten und Vierteln noch nach, beim zweiten Mal macht es sich schon von selbst. Wie Sohn II sagen würde: „BÄMM, fertig.“
		











