(Es folgt ein Gastbeitrag von Micha vom Foodblog Salzkorn. Micha kommt aus Deutschland und lebt in Südfrankreich auf dem Land, man möchte sogar sagen: sehr auf dem Land. Was man ihren sonnigen Bildern und Texten deutlich anmerkt, da wird einem immer ganz barfuß und kräuterduftig zumute, wenn man bei ihr Rezepte liest. Das ist sehr, sehr anders als Hamburg. Micha wird nach und nach vier Rezepte für die Herzdamengeschichten schreiben und fotografieren, ich freue mich sehr. Wenn Sie das Blog Salzkorn nicht kennen, da kann man besonders an grauen Tagen gut rückwärs lesen, bis es einem wärmer wird oder bis man zuviel Hunger bekommt.
Über Micha findet man online nicht viel heraus, auch wenn auf ihrer Seite ein paar Interviews und Artikel über sie verlinkt sind. Man sieht auf ihrer Seite außerdem – ihre Küche ist dezent schöner als meine. Aber sonst – ganze zwei Bilder von ihr, der Name, die Gegend – das war es. Die Herzdame hat das Salzkorn-Blog vor einiger Zeit etwas aufgehübscht, deswegen haben wir etliche Mails ausgetauscht. Jetzt wissen wir den Namen, kennen zwei Bilder und haben außerdem den deutlichen Eindruck, dass sie umwerfend nett ist. Und wenn die Anreise nicht etwas heikel wäre, wir wären schon bei ihr gewesen und hätten uns diese Gegend da, bekannt für besten Ziegenkäse, längst angesehen. Hier nun das erste Rezept. Ich habe massive Zweifel an ihrer Vorhersage zur Essenssituation am Tisch, aber ich werde berichten. Immer mutig voran. Ich muss nur erst noch Harissa in der Tube finden.)
Es gibt die Tage, an denen unterliegt die Essensplanung der Notwendigkeit, den Körper am Leben zu halten: Gegessen muß nun mal werden. Ich bin spät heimgekommen, habe null Bock auf Orgie in der Küche, dafür aber Hunger wie ein Wolf. Ja, in derartige Situationen kommen auch Menschen ohne Kinder, die auf dem Land leben und wie ich sonst gerne kochen.
Das ist der Moment, in dem ich dieses Pasta-Gericht aus dem Ärmel schüttle, denn kein Pizzaservice wäre schneller (ich rede hier von Städterzeit – im französischen Outback macht Pizzaservice erst dann Sinn, wenn das Beamen spruchreif ist).
Alle Zutaten habe ich gewohnheitsgemäß im Vorrat, schon bevor ich Harissa selbst zubereitetet habe. Ich bin großer Fan von dem Gewürz, weil Harissa eben nicht nur scharf schmeckt, es sich gut dosieren läßt und sich im Kühlschrank wie Tomatenmark nahezu endlos hält. Tomatenmark wiederum gehört zu den Dingen, die wirklich keinen Sinn machen, selbst zubereiten zu wollen (Erfahrungswert). Man darf sie also mit dem ruhigsten aller Gewissen selbst kaufen – by the way soll das Mark genauso wie Tomatensaft vor Krebserkrankungen schützen. Nicht, dass hier der Eindruck entsteht, das Essen schmeckt nur. Und Knoblauch hat man doch auch in Deutschland wie Zwiebeln immer zuhause, oder?
Dann am Tisch, so mein inneres Panoramabild, bringt diese Pasta nicht nur der Herzdame ein harmonisches Weilchen beieinander (wichtig für den gesunden Appetit), wenn sie lächelnd zusieht, wie sich ihre Lütten den Pimmesan über die Penne häufen (das gehört so) und ihren Liebsten bewundernd-flirtend ansieht, wie er SO eine köstliche Pasta in SO kurzer Zeit zusammengezaubert hat (muß so sein, ein Koch braucht Publikum). Ein Miracoli-Moment ohne Miracoli. Soweit das Rezept und die Regieanweisung …
Bei der Zubereitung gilt: es kommt nicht viel dran an diese Pasta, aber mit dem, was dran kommt, wird nicht gegeizt.
Zutaten für 4 Personen für Penne all‘arrabiatta:
500g Penne
7 – 9 EL Tomatenmark
5 EL Olivenöl (evt. mehr)
4 Knoblauchzehen gehackt, mindestens*
½ TL Harissa (+/- rantasten)
Salz, Pfeffer
1 Prise Zucker
Parmesan
Chili- /Olivenöl (optional)
Junger Knoblauch (optional)*
Zubereitung:
Reichlich Salzwasser zum Kochen bringen und die Penne darin al dente garen. In der Zwischenzeit den Knoblauch fein hacken und den Parmesan reiben. In einer großen Pfanne das Olivenöl erhitzen.
Die gut abgetropfte Pasta in dem Öl kurz anbraten, dann das Tomatenmark zufügen. Hierbei muß nicht abgemessen werden – zuviel geht en principe nicht. Beim Harissa sich rantasten – Nachschärfen geht immernoch. Nun solange weiterbraten, bis sich die ersten dunklen Stellen zeigen (Stichwort Röstaromen und die Penne bekommt dadurch richtig Biss). Salzen, pfeffern und die Prise Zucker darüber streuen. Kurz vor dem Servieren den Knoblauch untermischen und mitbraten.
Den Kindern zuerst auf den Teller geben – nun ist die Gelegenheit, sich daran zu erinnern, warum die Penne all’arrabbiata heißt und die Harissamenge rabiat nach oben zu schrauben. Oder aber man verwendet dafür Chiliöl, das den gleichen Zweck erfüllt. Oder eben schlicht nochmals Olivenöl, das gute, darüber geben. Die Pasta wird mit einer anständigen Portion Parmesan servieren.
*kleine Knoblauchkunde: die Drôme ist Knoblauchanbaugebiet für den lilanen südfranzösischen Knoblauch. Daher habe ich etwas von dem ganz jungen Knoblauch (die grünen Stangen auf dem Foto), den es jetzt bereits bei uns gibt, dazugeben. Das gibt lediglich noch mehr Knoblauchgeschmack. Junger Knoblauch, der geschält hellweiß und ohne Trieb ist, schmeckt milder. Bei dem ältern entfernt man den hellgrünen Trieb, indem man die Knoblauchzehe halbiert und mit der Messerspitze rauszieht – das ist besser für Atem, Geschmack und Verdauung. Selbstredend verwende ich stets mehr als eine lumpige Knoblauchzehe pro Person.