Weil das so ist

Am Dienstagabend bin ich noch in die Hafencity gefahren, nur weil ich es konnte. Schon cool, so ein Monatsticket. Und guck an, schon wieder stehen da neue Häuser herum, also neue Würfel oder eher Riesenquader. Kaum sieht man einmal ein paar Monate nicht nach, sind doch tatsächlich wieder welche nachgewachsen.

Unbesuchte Außengastro, leere Fußwege und geschlossene Eiscafés, es war zu kalt.

Die Bratwurst- und Bierbuden für den Hafengeburtstag wurden Richtung Landungsbrücken gerade aufgebaut, man wird die Gegend am Wochenende also unbedingt meiden müssen. Die Besuchermassen sind schon im Anmarsch, zumindest fühlte es sich dort so an.

Es belebt den abendlichen Spaziergang jedenfalls deutlich, wenn man ein öffentliches Verkehrsmittel vorschaltet und dann durch etwas läuft, was nicht das übliche, sattsam bekannte Revier ist. Ich denke, das mache ich jetzt öfter, vielleicht auch durch mir eher unbekannte Stadtteile, wovon es immerhin etliche gibt. Ich lege hier dann nach Möglichkeit Bildbeweise vor.

Neubauten in der Hafencity, im Hintergrund Baukräne

Seitlicher Blick auf den unteren Teil der Elbphilharmonie, im Vordergrund ein Schiff namens "Victoria"

Mit der Herzdame abends lange und einvernehmlich über recht unerfreuliche Themen geredet. Mit der Erkenntnis geendet, dass unerfreuliche Themen eher unerfreulich sind. Es gibt Gespräche, die kann man noch so geistreich und tiefgründig führen, sie enden doch in aller Plattheit und letztlich mit „Weil das so ist“, es ist ein wenig wie bei den Fragen von Dreijährigen. Aber gut, man hat geredet, man hat etwas Gemeinsames, und es gibt eben kein Grundrecht auf erfreuliche Perspektiven für alles im Leben. Andere Paare reden schon lange nicht mehr, denke ich mir, andere kommen nicht einmal mehr auf gemeinsame Sichtweisen, bei egal welchen Themen, schon gar nicht bei schwierigen. Immer überall die Vorteile suchen, es bleibt doch wichtig.

Abends im Bett noch etwas weiter im Keyserling, Abendliche Häuser. Im Roman ist es tiefer Winter, man macht Schlittenfahrten durch verschneite Wälder, ich werde die Kälte wohl generell nicht los in diesem Jahr. Nicht einmal in den Büchern auf dem Nachttisch.

Und mit jedem Tag steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Kälte eines Morgens vollkommen umstandslos in die Sommerhitze kippt, es wird mir dann auch nicht gefallen. Es ist ein merkwürdiges Jahr.

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Am Mittwoch lange und sehr schlecht gelaunt Dinge erledigt. Hat den Dingen nichts ausgemacht. Dinge manchmal doch besser als Menschen.

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Ansonsten Tom Kah Gai nach Frau Fuchs gekocht und unter uns Erwachsenen gut gefunden. Die noch nicht so erwachsenen Haushaltsmitglieder fanden Pizza und Lasagne im Tiefkühlfach. Auch gut.

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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

Grau, kalt, werktäglich unerfreulich

Am Feiertagabend bin ich dann doch noch eine Station mit der U-Bahn gefahren, nur aus Prinzip, nur weil es ging. Django zahlt heute nicht, die Älteren erinnern sich vielleicht noch an den Witz aus der Kindheit und ja, er war damals schon schlecht, aber es macht jedenfalls Spaß, nicht zu zahlen. Egal, man muss das Deutschlandticket auch abfahren, nicht wahr, so hätte es meine Großmutter vielleicht ausgedrückt, es muss sich verlohnen.

Im Garten war es am Montag etwa fünf Stunden lang richtig schön, warm und frühlingshaft, mehr waren das nicht, dann fielen die Temperaturen schon wieder, aber immerhin. Man erhält wenig in diesem Jahr, man freut sich dafür mehr über Momente. Kurz auf der Hollywoodschaukel gesessen und den Vögeln zugesehen, das ist nicht nichts.

In der langen Schlange am Eiswagen, der irgendwann durch den Nachmittag in der Gartenanlage klingelte, sprachen die Nachbarn schon mutig über das baldige Baden in der Bille, ich dagegen weiß nicht einmal, ob die Giftwarnung nach dem Großbrand um die Ecke neulich schon wieder aufgehoben wurde. Boote fahren nach wie vor nicht auf dem Fluss, soweit ich es gesehen habe. Ein Mann stand da barfuß für ein Eis an, das beschäftigte ein kleines Mädchen sehr. Es gibt also Erwachsene, die ohne Schuhe herumlaufen, man sah, wie es in ihr arbeitete, das musste sie erst verdauen. So klein war sie nämlich noch. Ihre großen Augen und der Mann, der dann lachend für sie mit den Zehen wackelte, was sie noch mehr staunen und denken ließ. Die Merkwürdigkeiten dieser Welt, das große Rätsel der anderen und der Umstände. Zeit heilt alle Wunder, wie Frau Holofernes schrieb.

Vier Kugeln Eis für die Herzdame und mich, wir zahlten mit einem Zehner und bekamen erstaunlich wenig Geld zurück.

Der Dienstag dann grau, kalt, werktäglich unerfreulich. Ich fuhr mit der S-Bahn zur Arbeit, sie war viel voller als sonst. Lag es am neuen Ticket, lag es daran, dass ich zehn Minuten später als sonst war, ich weiß es nicht. Menschen dicht an dicht jedenfalls, alle betont lustlos aussehend, unwillig, müde, verstimmt. Man mochte lieber nicht.

Dinge erledigt. Viele.

Im Laufe des Tages hörte ich mehrere Gespräche über die Vier-Tage-Woche, passend zu einigen Meldungen in den Medien. Daran könnte man sich glatt gewöhnen, an jeweils drei Tage Wochenende, so könnte es immer sein, meinte man, das wäre doch besser, das könnte doch zumindest besser sein? Ob die Söhne das wohl einmal als Normalfall erleben werden, man kann es schwer vorhersagen, aber es ist scheint mir mittlerweile in etlichen Berufen nicht mehr unvorstellbar zu sein.

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In den Bildern heute ein Fortsetzungsgraffiti im Park, das ist einmal etwas Neues, das habe ich so noch nicht gesehen. Es funktioniert nur stadteinwärts, es ist also ein richtungsgebundener, linksgerichteter Graffitischerz in zwei Teilen. Guck an.

Eine Parkbank mit der Aufschrift "This bench kills fascists"

 

Eine Parkbank mit der Aufschrift "In fact every bench kills fascists if thrown correctly"

 

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Im Garten der Gegenwart

Ich kann die Nacht in der Laube selbstverständlich auch zum Anlass nehmen, noch dankbarer für unsere Wohnung zu sein, für das Dach über dem Kopf dort, für die zuverlässige Heizung, für fließend warmes Wasser, für einen Föhn und einen vollen Kühlschrank und einen Herd, auch für den Bäcker um die Ecke, es ist immerhin alles nicht selbstverständlich und direkt vor unserer Tür übernachten schon die Menschen, denen es anders geht, schlechter geht, so viel schlechter. Das mit der Tür ist kein Sprachbild, das ist tatsächlich so, da liegen die Menschen, die das alles nicht haben und jeden Tag bei immer noch gnadenlosen Außentemperaturen aufwachen und sich erst einmal aus einem durchnässten Schlafsack pellen.

Muss man auch sehen, schon klar. Uns geht’s ja noch gold, mit Kempowski durch das Jahr.

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Ich lese Keyserling, Abendliche Häuser, ein Roman, in dem die weibliche Hauptperson den seltsamen Namen Fastrade trägt, altfränkischer Herkunft ist der wohl. Ein seltsamer Klang, Fastrade. Es gab eine historisch bekannte Fastrade, die kann man googeln, sie war verwandt mit einer Theodrade, das mutet fast noch seltsamer an. Wie spricht man solche Namen liebend aus?

Die abendlichen Häuser haben einen Wikipedia-Eintrag, in dem eine Angehörige der älteren Generation zitiert wird: „Wir haben nichts anderes zu tun, als zu sitzen und zu warten, bis eines nach dem anderen abbröckelt.“ Falls Sie Keyserling nie gelesen haben, was einerseits ein Fehler wäre, andererseits aber vollkommen verständlich, denn man kann ja nicht alles lesen, es geht in seinem Werk ausschließlich um dieses Abbröckeln, er stellt es großmeisterlich dar und je älter man selbst wird, desto mehr versteht man, was da eigentlich passiert. Keyserling ist einer von denen, die man, aber das ist nur meine unverbindliche Meinung, wiederholt lesen kann, mit immer mehr Gewinn, denn wir verlieren alle das Land unserer Kindheit, unserer Vorfahren, unserer Kultur, in jeder Generation verlieren wir es, immer wieder.

Das Buch "Abendliche Häuser" von Keyserling. Auf dem Cover das Gemälde einer lesenden Frau in einem Korbstuhl

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Im Garten der Gegenwart blühen das einjährige Silberblatt, die Schlehe, das Vergissmeinnicht (in den Farben der Ukraine), die griechischen Blaukissen, das Immergrün, die purpurroten Taubnesseln, die in diesem Jahr die ganze Insel dominieren möchten, der Löwenzahn, die Gänseblümchen, der Schatten-Steinbrech, den ich gerade erst nachsehen musste, der Beinwell, die Blutjohannisbeere, die Bergenien, der Moos-Phlox, der Flieder, die Akelei, die Äpfel, die Birnen, die Kirschen. Falls Sie das mit Blüten bei sich vergleichen, unser Garten ist kälter als andere, ist eine deutlich runtergeregelte Windeinfallschneise, wir liegen also im Frühjahr und Sommer immer etwas zurück, sogar hinter den besser geschützten Nachbargärten ein paar Meter weiter, es ist faszinierend. Und meist nicht gerade erfreulich, außer bei 40 Grad.

Blühende Vergissmeinnicht in unserem Schrebergarten

Kartoffeln gepflanzt, ich bin spät dran in diesem Jahr.

Es flatterte am Feiertagsmaimorgen der erste Aurorafalter vorbei, und direkt vor dem Laubenfenster saß die Elster auf einem Brett, ganz lange saß sie da, und was für ein außerordentlich schöner Vogel das ist, wie elegant angezogen, wie geschmackvoll proportioniert, man müsste Vögel viel öfter in Ruhe so ansehen können. Das Rotkehlchen dagegen, das nach der Elster diesen Posten übernahm, sah zum Fenster herein zu mir und wirkte, weil es um den Schnabel herum immer so aussieht, als hätte es betont herabgezogene Mundwinkel, Schnabelwinkel, als wenn es die ganze Zeit angewidert gedacht hätte: „Igitt, ein Mensch. Wi-der-lich.“ Und das würde man auch verstehen können, so ist es nicht.

Von den Sträuchern, die wir gepflanzt haben, sind die Blutjohannisbeeren übrigens die, welche am schnellsten und üppigsten zugelegt haben. Wenn Sie also zügig etwas zuwachsen lassen wollen, nehmen Sie die, sie sehen immerhin auch noch gut aus dabei. Für Insekten haben die Blüten nicht das allerreichste Buffet, aber doch deutlich mehr als nichts, also schon einmal mehr als Forsythien, wenn das ein Maßstab ist.

Die tote Maus, dies noch schnell als letztes Update, wurde schon von der Nachtschicht der Gartentiere komplett beseitigt. Genaueres erfährt man nicht, das kleine Volk ist verschwiegen.

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Angestaubt und leicht verbeult

Eine Erwärmung ist, wenn ich den Wetterberichten glaube, vom heutigen Tag abgesehen erst Mitte Mai zu erwarten, jeden Tag rückt die Möglichkeit der zuverlässigen 20-Grad-Zone einen Tag weiter von einem weg, schon morgen wird es sicher wieder so sein. 16 Grad immerhin kommen in der 7-Tage-Vorausschau der einen App einmal vor, da muss man sich dann schon freuen, so warm war es bisher selten in diesem Jahr. An dem Tag schnell mal stoßlüften!

Da aber ein gewisser Sohn, der das Frieren nicht kennt, sehr drängte, habe ich trotz vollkommen unzureichender Wetterbedingungen mit ihm in der Laube übernachtet. Drei Grad am Morgen. Das ist etwas sportlich für meinen Geschmack, die Laube hat keine Heizung, ich sitze also noch klappernd und zitternd am Tisch, umklammere den Kaffeebecher und versuche, mich warmzuschreiben, während er noch selig und nur gerade halb unter einer Decke zufrieden weiterschläft. Es ist ein Privileg der Jugend, weniger zu frieren, und ich glaube, ich war damals auch so.

Draußen im Garten immerhin Morgensonne auf Blüten, draußen ein unglaublich lautes Vogelkonzert, bei dem das in der Stadtmitte einfach nicht mithalten kann. Jetzt schon 5 Grad, es geht voran.

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In einem Tiktok-Beitrag der Nord-Ostseezeitung wird auf die zehn Stauden hingewiesen, die mit Dürre am besten umgehen können und dabei noch insektenfreundlich sind, für die kommenden Sommer ohne Regen. Falls Sie da auch Bedarf haben: Fetthenne, Balkan-Storchschnabel, Steppensalbei, Lavendel, Knollenbrandkraut (kenne ich gar nicht), Katzenminze, Frauenmantel, Bergenien, Taglilien, Manntreu.

Ich habe es sicher schon einmal geschrieben, aber es ist für mich nicht ohne eine gewisse Komik, dass in Gartensendungen, Gartenzeitschriften, Gartenbüchern etc. der Klimawandel und seine Folgen mit großer Selbstverständlichkeit mittlerweile routiniert behandelt werden, obwohl ein guter Teil des Zielpublikums eher stockkonservativ sein wird. In diesem Teilbereich der Wirklichkeit zumindest nehmen sie den Klimawandel ernst und als gegeben hin, reagieren auch darauf.

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Tag 1 des Deutschlandtickets. Ich bin fest entschlossen, es großartig zu finden, und ich könnte heute etwa mit der U-Bahn vom Garten nach Hause fahren, einfach so, weil ich jetzt ja überall einsteigen kann – aber diese Bahn fährt heute nicht, Baustelle. Ich hoffe, es ist keine weitreichende Symbolik.

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Das neulich erwähnte Buch „New York Interiors“ einmal durchgeblättert. Das Buch ist von 2007 und zeigt die Wohnungen der damals Reichen und Schönen. Einige von denen werden es heute vielleicht nicht mehr sein, man müsste einmal nachsehen. Eine Wohnung fällt dabei aus dem Rahmen, weil sie auf den ersten Blick so grotesk geschmacklos eingerichtet ist, in einer solchen wahnhaften Übertreibung des grässlich protzigen Golddekors, dass man es spontan für sinnlos überzogene Satire halten möchte, es kann einfach nicht ernst gemeint sein. Das ist die Wohnung von Trump. Wirklich entsetzlich.

Ich stelle ansonsten beim Blättern fest, dass ich mich am ehesten in dem wohlfühlen könnte, was etwa wie 19. Jahrhundert wirkt, aber nicht in der opulenten, viktorianisch oder gründerzeitlich überladenen Variante der damaligen Oberschicht, eher in der etwas heruntergerockt wirkenden Atelier-Ausprägung der Bohème, was dann nach angestaubten, leicht verbeulten Designstücken vom Sperrmüll aussieht. Doch, darin könnte ich gut leben, glaube ich, vermutlich weil ich selbst angestaubt und leicht verbeult bin. Wie innen, so außen, heißt es in der Esoterik, die dann zumindest in diesem Punkt auch einmal Recht haben darf.

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Es wird schon werden

Im Discounter wurde passend zum langen Wochenende und zum Mai die Kühltheke umorganisiert, es gibt wieder massenhaft mariniertes Grillfleisch. Ich weiß also, wonach es am Wochenende im Garten von überall her riechen wird, und schön ist das nicht. Wobei immerhin die vegetarischen oder veganen Alternativen deutlich zunehmen, das ist auch nicht zu übersehen. Es muss doch eine wachsende Nachfrage nach so etwas da sein.

Wir fahren am Sonnabend in den Garten und häckseln. Wir haben da in eine Maschine investiert, da bei uns große Mengen an Reisig, Bruchholz etc. anfallen, allein die Weide wirft kiloweise davon bei jedem Stürmchen ab. Ab einer gewissen Windstärke sollte man auf keinen Fall unter ihr stehen, sie verliert auch Äste mit erheblichem Verletzungspotenzial.

Wir verbringen also eine Weile vor dem neuen Gerät und stopfen Zweige und Äste und Zeug in den Häcksler. Man kann es nicht beschleunigen, es dauert. Die Weile zieht sich. Ich höre dabei Rutger Bregman: „Utopien für Realisten, die Zeit ist reif für die 15-Stunden-Woche, offene Grenzen und das bedingungslose Grundeinkommen“, Deutsch von Stefan Gebauer. Hier der Verlagslink, hier eine Rezension dazu. Ich hätte es vielleicht viel eher hören sollen, immerhin unterstützt es meine Wahrnehmung, dass unsere Gesellschaft einen eklatanten Mangel an Visionen hat, der womöglich in diesem Ausmaß sogar eine historische Premiere ist. Das denken also auch andere und Klügere, immer gut, so etwas festzustellen. Das Buch ist einige Jahre vor der Pandemie erschienen, und man liest oder hört die Eingangskapitel daher mit deutlicher Bitternis, denn er spricht da z.B. von den Fortschritten in der Medizin und bezieht sich etwa aufs zunehmende Impfen, er erwähnt die steigende Lebenserwartung überall, das weltweite Zurückdrängen der Kriege, und wir wissen, es kam dann kurz darauf anders, ganz anders. Das Dystopische erstarkte in den letzten drei Jahren recht eindeutig, und das Utopische erfuhr keine Neuerung, jedenfalls soweit ich es mitbekommen habe.

Na, da mal weiter drüber nachdenken, was daraus wohl konstruktiv abzuleiten ist. Interessant ist das Buch allemal und es wird noch ein paar Stunden gehen. Wobei am Sonntag und am Feiertag selbstverständlich nicht gehäckselt werden darf, denn die Ruhezeiten, sie sind sehr wichtig.

Jetzt häckselt die Herzdame alleine weiter, ich sitze währenddessen in der Laube und schreibe. Das erste Mal in diesem Jahr schreibe ich an diesem Tisch, auf dem zwei betont altmodische Tischdecken übereinander liegen. Erbstücke aus dem Heimatdorf der Herzdame sind das, Urgroßmuttertischdecken, sehr heimelig sind die. Die Holzhütte ist gut aufgewärmt, ein bisschen Sonne am Nachmittag hat doch gereicht, wir haben eine angenehme Betriebstemperatur im Raum. Immerhin, denke ich, immerhin. Löslicher Kaffee und Discounterschokolade, für manches reicht auch Campingniveau. Draußen zaust der Wind wild die Büsche. Wenn man nur so auf dem Rasen stehen oder sitzen würde, ohne Arbeit und Betätigung, es wäre zu kalt, immer noch wäre es zu kalt.

An den Stachelbeeren aber wachsen die Früchte, ich habe es vorhin gesehen. Die ersten Wegweiser zum Sommer, schon hin zur Erntesaison. Die Radieschen sind bald weit genug für die ersten Bissen, die Karotten jedoch fangen gerade erst filigran und zurückhaltend mit den ersten Blättchen an. Kirschen, Reineclauden, Birnen und Äpfel stehen in voller Blüte, eine weißrote Pracht, die in diesem Jahr mangels Gelegenheit und Wetter nicht genug gewürdigt wird.

Im Staudenbereich bereitet der Beinwell die Blüten vor, die Pfingstrose drängt mit Kraft und rötlichen Trieben nach oben und einiges, was ich noch gar nicht ausreichend erkennen kann, fängt mit grünen Blattkränzen knapp über dem Boden an, schießt dann sicher in Kürze und wird Rittersporn, Stockrose oder was auch immer. Es wird schon werden.

Ich tippe und sehe zwischendurch aus dem Laubenfenster, der böige Wind treibt abgerissene Magnolienblütenblätter vorbei, purpurfarbene Fetzen in furiosem Flug, ein aufleuchtender Farbwirbel.

Hinten der Laube, vor dem Schuppen liegt eine sterbende Maus, die gerade ihre letzten Atemzüge tut, als ich vorbeigehe. Ich bücke mich, das Herzchen des Tieres rast noch, man sieht es unter dem Fell pumpen. Dann schließt die Maus ihre schwarzen Knopfaugen für immer und hält, aber das wird Zufall sein, die Pfoten vor dem Bauch übereinandergelegt wie zum Gebet. Ich bette sie in die Hecke, sie ist, nein, sie war außerordentlich niedlich, ein zauberhaftes Geschöpf mit einem gefälligen Goldstich im bräunlichen Fell. Ameisen, Asseln und andere werden sich nun gut um sie kümmern. Es wird nicht lange dauern, dann bleibt keine Spur mehr von ihr.

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So sah früher alles aus

Während ich weiter mit dem Frühling hadere, bin ich doch entschieden lieber auf der 12-Grad-Seite als auf der 40-Grad-Seite dieses Wetterereignisses. Da mal lieber vernünftig sein. Hitze mag ich nicht, auch wenn ich sie mir gerade überhaupt nicht mehr vorstellen kann. Ich weiß immerhin noch, sie ist unangenehm und man schläft schlecht dabei, und bei Schlaf verstehe ich keinen Spaß. Am Sonnabendmorgen höre ich Radio, es geht um die Warnung der Kinderärzte vor akuter Medikamentenknappheit, und in der vorgelesenen Stellungnahme kommt, ich verhöre mich sicher nicht, die Wendung vor: „Der Herbst steht vor der Tür.“ Jetzt habe ich aber doch das Gefühl, auf seltsame Art etwas verpasst zu haben.

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Den Freitag über war ich im Arbeitstunnel, denn man macht und tut, bis einem das Blut unter den Fingernägeln hervorspritzt, wie der olle Kempowski gesagt hätte. Den vielleicht auch mal wieder lesen, aber wann bloß. Auf der Einkaufsrunde am Nachmittag finde ich im öffentlichen Bücherschrank ein Buch von Jean Cayrol, den kenne ich gar nicht. Der Wikipedia nach sind die Romane nicht besonders zugänglich, aber das bin ich auch nicht, vielleicht passt es daher ja. „Im Bereich einer Nacht“ heißt das Buch, übersetzt von, sieh an, Paul Celan. Eine dtv-Ausgabe noch mit Celestino-Piatti-Cover, man wird gleich wieder schwer nostalgisch. „So sah früher alles aus!“, möchte ich den Söhnen mit dem Buch in der Hand zurufen, aber ich beherrsche mich natürlich, die finden mich schon wunderlich genug.

Die Herzdame und ich schreiben einen Einkaufszettel für den Schrebergarten. Was braucht man in der Laube, wenn man wieder öfter dort sein wird, also später, nach dem eben verlinkten Wetterereignis. Stück für Stück auf den Sommer zurüsten, also auch Sonnencreme und so etwas notieren, es könnte irgendwann doch noch wärmer und sonniger werden in diesem Jahr, kurz vor dem Herbst. Theoretisch.

Im Bild die Alster an der Rathausschleuse, ich komme dort beim abendlichen Gang durchs Revier vorbei. Nicht im Bild ein Tourist, der mehrere Leute auf Englisch ansprach, weil er so gerne ein Foto von sich vor dieser Kulisse gehabt hätte. Und die Leute sagten reihenweise einfach nein, bzw. no, sie gingen eilig weiter, denn man hat es hier nicht so mit dem Nettsein, mit dem unverbindlichen Kontakt. Er fragte dann irgendwann nicht mehr, er machte ein Selfie, wie alle.

Die Alster an der Rathausschleuse

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Schmollend und grollend

Als Maximilian Buddenbohm eines Morgens aus unterhaltsamen Träumen erwachte, verließ er das Bett nur ungern, denn die Träume waren besonders interessant und gut; und der Rest des Tages würde dieses Niveau, so dachte er missvergnügt, vermutlich wieder nicht halten können.

Und so kam es dann auch.

Doch noch einmal ins Büro gefahren, doch noch einmal Geld in eine Fahrkarte investiert. In der S-Bahn deutliche und vielfältige Hinweise auf die aktuelle Welle mit wie auch immer gearteten Erkältungskrankheiten, man zeigt rote Fieberbäckchen, man schnieft, man hustet, man stöhnt allgemein. Man geht aber dennoch arbeiten, weil unbelehrbar, weil Mensch, weil protestantische Arbeitsethik, was weiß ich. Drei Pandemiejahre ohne den geringsten Fortschritt im leicht machbaren Bereich, vielleicht einfach mal halbkrank drei Tage zuhause bleiben – nein, nein, nein.

Office-Office. Zwischendurch erreichen mich schlechte Nachrichten aus der Nachbarschaft, den Käsestand auf dem Wochenmarkt wird es nur noch eine Woche geben. Da geht wieder einer in Rente, es verfolgt mich und also uns. Der Käseverkäufer war nun aber der, der mich so überaus zuverlässig jeden Donnerstag für meine bestellte Auswahl gelobt hat, wie werde ich künftig zu mindestens einem Lob pro Woche kommen? Wie hart soll alles noch werden?

Schmollend und grollend weitergearbeitet. Immer alles dennoch machen. Mittags Mandelhörnchen, nur wegen der Alliteration.

Zu Fuß nach Hause, der Mensch braucht Bewegung. 13.000 Schritte Tagesdurchschnitt im April, das ist mein Seniorensport, und mehr Zeit habe ich dafür auch nicht. Thema durch.

Danach administrativen Wahnsinn mit der Herzdame abgearbeitet, der sich noch während unseres Zugriffs immer weiter byzantinisch verschnörkelte, zerfasernd und ausufernd in neue Themengebiete, die nie zuvor ein Mensch … Ich finde es nach wie vor vollkommen unangemessen kompliziert und anstrengend, sich selbst, seine Familie und alles Anhängende zu verwalten. Ich verwalte schon beruflich Zeug, das reicht mir.

Schließlich in die Küche geflüchtet und Pellkartoffeln gekocht. Pellkartoffeln sind super, sie sind vegetarisch, vegan sogar, sie sind regional verfügbar, sie sind bio, sie sind einfach, sie gehen schnell, man muss nicht nachdenken dabei oder erst Rezepte dafür raussuchen, sie haben einfach überhaupt keine Nachteile. Große Liebe Pellkartoffeln. Mehr Themen im Leben müssten wie Pellkartoffeln sein, dann würde auch Krautsalat öfter passen.

Im Bild noch einmal Hammerbrook. Hammerbrooklyn, wie jemand gleich auf Instagram kommentierte. Es gibt stadtplanende Menschen, die mögen diese Bezeichnung sehr.

Die ampelphasenbedingt gerade unbefahrene Nordkanalstraße in Hammerbrook

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Der Mensch sucht Trost

Drei Grad am Morgen. Murrend doch noch einmal die Winterjacke anziehen, bleischwer fühlt sie sich an um viertel vor Mai. Knurrend durch die Kälte zum Bahnhof gehen. „Wenigstens scheint die Sonne!“, sagt ein Wartender am Gleis zum anderen. „Na toll“, das ist die lustlose Antwort des Gegenübers, ein gefluchtes „Scheißkalt!“ wird noch hinterhergeschoben, und das wird auch das sein, was alle denken, die jetzt zur Arbeit fahren.

Noch einmal eine Fahrkarte kaufen. Vielleicht ist es die letzte vor dem Deutschlandticket, quasi ein Erinnerungsstück, man sollte sie aufbewahren. Guck mal, 1,90 für eine Station, so war das damals. Verrückt.

Ein frühes Franzbrötchen in Hammerbrook, denn der Mensch sucht sich Trost, wo er ihn nur finden kann, zur Not auch in einer Tüte vom Kiosk an der S-Bahn-Station.

Office-Office. Weitere Verdichtung der Rentenmeldungen um mich herum. Das Thema wird mich und Sie durch die nächsten zehn Jahre begleiten, bis ich auch so weit bin. Also wenn ich es nicht früher abwickele, aber so weit bin ich gedanklich noch nicht, organisatorisch schon gar nicht, das ist noch so ein To-Do, ein gut verschiebbares. „Meine“ Berufswelt verabschiedet sich jedenfalls langsam, die Menschen, mit denen ich einmal angefangen habe, die ich teils seit 30 Jahren und sogar länger als Kolleginnen kenne, noch aus der Schreibmaschinenzeit, sie haben ihre letzten Tage, Monate, Jahre, es fängt an auszudünnen. Fast fällt es einem nicht auf, dieser Prozess, weil es alles so langsam geschieht, dabei ist es doch eine sowohl privat als auch gesellschaftlich außerordentlich große Angelegenheit, der Abgang der Boomer. Eine Umwälzung mit später folgenden Arbeitsblättern zum Geschichtsunterricht über unsere Zeit, keine Frage. Na, wenn es dann noch Arbeitsblätter geben wird.

Ansonsten Hagel am Bürofenster. Regen am Bürofenster. Was man so Abwechslung nennt.

Mittags Pizza vom Bäcker, wollte ich gerade schreiben, merke aber, dass das Wort Bäcker eigentlich falsche Assoziationen anklingen lässt, es ist im Grunde zu edel besetzt und es muss eher heißen: Pizza von der Bäckereikettenfiliale mit Convenience-Mittagstisch. Und dafür immerhin schmeckt sie dann gut, die Pizza.

Kein Nachtisch, denn es gab ja schon ein Franzbrötchen am Morgen. Immer sich selbst maßregeln, dann muss man es nicht bei anderen machen.

Auf dem Rückweg meiner Mutter Lebensmittel und Bücher vorbeigebracht, was man so braucht.

Im öffentlichen Bücherschrank im kleinen Bahnhofsviertel steht ein großer Bildband: „New York Interieurs“. Den nehme ich mit, den blättere ich mal durch. Da sind natürlich Wohnungen drin, da fällt unsere Wohnung doch etwas ab, so im Vergleich. Aber andererseits sind die Wohnungen alle in New York, und das wäre doch unpraktisch für mich, so mit Job und Familie in Hamburg. Vorteile, Nachteile, das ewige Abwägen.

Dann auch der Herzdame Lebensmittel und Bücher mitgebracht. Eventuell ist das meine Kernkompetenz?

Oder doch das Bloggen, das Weitermachen, das Frühaufstehen? Ich weiß es nicht.

Im Bild Hammerbrook, wo man noch die Weite hat, den offenen Himmel. Mit nur ein wenig Beton davor.

Die Nordkanalstraße in Hammerbrook , überquert vom S-Bahn-Viadukt

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Währenddessen in den Blogs, Ausgabe 25.4.2023

Die Beschissenwerdung des Internets. Ein im Grunde simpler Mechanismus, nicht wahr, und das Loblied auf selbstbetriebene Blogs denkt man sich wieder einfach dazu.

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Herr Rau u.a. mit Anmerkungen zu einer Geschichte von Wilhelm Hauff, von dem ich gerade „Die Sängerin“ gehört und nur mäßig interessant gefunden habe.

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Einige Überlegungen zum Abitur. In Hamburg gab es gerade, ich las es am Rande in den Lokalmedien, das letzte Abitur mit irgendwelchen Corona-Erleichterungen, ich weiß gar nicht, worin die genau bestanden. Egal, ab dem nächsten Jahr läuft alles wieder normal, also wie früher, wie damals. Theoretisch. Ja, mach nur einen Plan!

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Die Kaltmamsell verlinkt (unten im Text) einen wunderschönen Twitterthread zu Wes Anderson, den man auch auf Instagram und Tiktok weiter verfolgen kann, es ist recht unterhaltsam. Man beachte weiter oben in ihrem Text aber auch den überaus attraktiven Kopfsalat.

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Verloren im Antragsorbit. Von Alu, die gestern gerade zur Goldenen Bloggerin geworden ist, das sei hier auch erfreut angemerkt – Glückwunsch nach Berlin! Ansonsten ist es absolut entsetzlich, was rund um schwere Krankheiten, Pflege, Inklusion etc. an Admin-Aufwand zu leisten ist, es ist ein Desaster für alle Beteiligten, das schon für gesunde Menschen kaum zu bewältigen ist und Bemühungen um Vereinfachung, sind, wenn es sie überhaupt gibt, kaum zu erkennen. Ich habe beruflich mit Bemühungen um Vereinfachung zu tun, und ich glaube daher erkennen zu können, wenn Systeme einfach so vor sich hin eskalieren.

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Nils Minkmar erklärt Sperrmüll in Frankreich.

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Der Deutsche Ethikrat scheint physisch zu existieren. Man staunt.

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Ein einfaches Essen noch einfacher gemacht, Flammkuchen ohne Flammkuchen, sondern mit Schupfnudeln. In der nächsten Vereinfachungsstufe würde man dann vermutlich alle Zutaten direkt aus der Packung essen, nehme ich an. Auf Tiktok habe ich das gesehen, es nachgemacht und für gut befunden. Ich gucke ja zur Entspannung Köchinnen und Köchen auf Tiktok zu, in der Regel ohne irgendwas jemals nachzumachen, denn ich komme ja eh zu nichts, aber das sah so nach Blitzrezept und außerdem familienkompatibel aus, und in der Schublade habe ich gar nicht so vieles, da war es mir also eine willkommene Ergänzung.

Vielleicht doch mal noch ein paar andere Tiktok-Funde nachkochen – ich verlinke dann entsprechend.

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Den Tag hinbringen

Ich habe endlich wieder einmal gelesen, also in Büchern, wie früher. Zuerst in der Sagan, Blaue Flecken auf der Seele. Nicht in der schicken, eben verlinkten Ausgabe, sondern in einer runtergerockten, uralten Taschenbuchausgabe von Bastei Lübbe, ausgerechnet. Ein merkwürdiges Buch, in dem die Autorin alle paar Seiten die Handlung unterbricht, die Leserinnen plaudernd anspricht und man weiß dann nicht recht, sagt sie in diesem Geplauder alles oder doch eher gar nichts, man bekommt es einfach nicht heraus, man ahnt nur, sie ist so etwas von intelligent – und das stimmt immerhin auch. Das war sie tatsächlich, und zweifellos. “Modernistisch verspielt“, so beschreiben die Wagenbachs den Roman. Auch recht.

Dann Keyserling, „Harmonie“, eine seiner Novellen. Zu Keyserling komme ich immer wieder zurück, denn sein Deutsch ist auf eine Weise makellos, die andere kaum erreicht haben. Aber bitte, das ist nur meine Meinung, man kann das auch anders sehen, ich weiß, und es ist vollkommen in Ordnung.

Der Gutsherr, immer geht es um das Leben auf Gütern bei Keyserling, ist gerade kurz davor, die Berichte über die Milchkühe durchzublättern, quasi Controlling im letzten Jahrhundert, aber dann fällt ihm auf: „Etwas tun, das war keine Kunst, da konnte man bald einen Tag hinbringen. Aber stille sitzen und an hübsche, helle Dinge denken, das ist Kultur.“ Und für Kultur sind, man weiß es gleich, andere Figuren in der Erzählung zuständig, et voilà, Konflikt.

Davon abgesehen mit großem Genuss die Tove Jansson weiter gehört, Das Sommerbuch. Ein schönes Buch, es weckt nur dummerweise höchst problematische Insellust, die eher schwer zu bedienen ist, so aus dem festgefügten Alltag und der falschen Jahreszeit heraus

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Ein Delfin vor Travemünde. Was es alles gibt! Also zu meiner Zeit dort am Strand – wir hatten ja nichts.

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„Teils noch heiter“, es steht es im Wetterbericht, aber man kann es auch in anderem Kontext verwenden. Teils noch heiter, das ist eine geeignete Gemütslage, um in die Woche zu starten. Später dann auffrischender Wind, man kennt das.

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