Jeder Mensch hat Aspekte und Verhaltensweisen, die andere wunderlich oder schrullig finden. Ich natürlich auch. Und es gehört wohl zum Spiel, dass man selbst diese Züge oder Angewohnheiten nicht besonders seltsam findet. Man merkt nur an der Reaktion der anderen, dass da vielleicht etwas drollig ist.
Mir geht es mit der Menüplanung so, nach Meinung meines Freundeskreises bin ich da ein etwas schräger Vogel. Da ich in dieser Familie für Küche und Einkauf zuständig bin, muss ich genau wissen, was wann gekocht werden soll. Deswegen sitze ich an jedem Sonntag hochkonzentriert hinter einem großen Stapel von Kochbüchern und recherchiere. Ich sehe natürlich auch im Internet nach, ich klicke mich durch Foodblogs, ich blättere in den alten Familienaufzeichnungen und Rezeptausschnitten – ich finde es nämlich durchaus herausfordernd, eine ganze Woche voller Mahlzeiten zu planen. Da muss Abwechslung und Schwung rein, da muss saisonales Gemüse rein, da müssen manchmal Sonderwünsche der Söhne und auch der Herzdame berücksichtigt werden. Außerdem müssen Reste möglichst elegant weiterverwendet werden, am besten natürlich gleich am nächsten Tag. Die Konsistenz sollte auch wechseln, von Suppe zu Nudeln zu Salat usw., die Geschmacksrichtung muss selbstverständlich ebenfalls charmant variieren. Ich mache mir also Gedanken, ich mache mir einen Plan, ich komponiere das durch. Ich investiere Zeit und Mühe, sogar ziemlich viel davon. Ich mache das gerne, das gehört eben zu meinem Familienleben, da muss jeder etwas beitragen. Es entsteht ein großartiger Plan, eine handgeschriebene Menüfolge mit umseitigem Einkaufszettel, total praktisch. Ein perfektes Küchenprogramm, alles in Handarbeit. Mit Liebe und Fleiß zusammengestellt für meinen Haushalt. Wenn ich fertig bin, betrachte ich das Blatt mit nicht wenig Stolz. Habe ich es also wieder geschafft! Dann verlege ich den Zettel noch vor dem Montag unauffindbar und koche einfach eine Woche lang irgendwas.
Bis zum Sonntag. Dann mache ich einen neuen Plan.
(Dieser Text erschien als Kolumne in den Lübecker Nachrichten und in der Ostsee-Zeitung)
Kommt mir sehr bekannt vor!
LG, Micha
göttlich – ach ist das schön wenn man nicht allein ist mit der kluft zwischen selbstgewähltem anspruch und wirklichkeit
Heute habe auch viel darüber gedacht, was ich kochen soll 🙂 Es ist nicht einfach immer etwas neues zu machen… LG, Kitti
Den Plan mache ich auch immer – und dann gibts doch wieder nur Nudeln und Pellkartoffeln mit Kräuterquark, weils schnell gehen muss.
Liebe Grüße, Biene
bei uns ähnlich, nur halt am freitagabend, weil am samstagvormittag der einkauf erledigt wird. diese planung wird auch von vielen freunden erstmal mit hochgezogenen augenbrauen bedacht, denn es ist schon sehr spießig, sich die ganze woche zu verplanen. für uns hat es aber mehrere vorteile: 1.) ist das wirklich eine große geldersparnis, nicht jeden zweiten tag in den supermarkt zu rennen um dort zeug zu kaufen, dass dann vermutlich doch zuviel ist und von dem man die hälfte wegschmeißen muss (zucchini im netz: jetzt 1,5 statt nur 1kg!!); außerdem gibt einem eine gute planung eben die möglichkeit, reste zu verwirken. 2.) kommen wir bei dieser gelegenheit wirklich dazu, abwechslungsreich zu essen, da wir eben nicht hungeranfallmäßig jeden dritten tag pasta mit tomatensoße essen, und 3.) ist halt am samstag markt und da bekommt man alles. hinterher noch einen kleinen schwung zum supermarkt für trockenzeugs und fertig ist die planung.
um alles nicht zu vergessen gibt es den essensplan auf dem ipad – das hat jeden tag mal jemand in der hand – und die einkaufsliste bei wunderlist, sodass wir beide sehen können, was ggfs noch beschafft werden muss und was schon gekauft ist.
aber wer natürlich old-school-mäßig noch mit der hand auf papier schreiben mag….
was Adelhaid sagt. Ist zwar spießig, aber abwechslungsreich und wir sparen Geld, was ich lieber für was anderes ausgebe.
Und wir schmeißen so gut wie nich etwas weg. Liebe Grüße, Milla
So ging mir das auch immer mit dem Zettel. Bis ich meine Essensplanung in diese berühmte „Cloud“ verlegte. Jetzt ist es halt so, dass beim Einkaufen mein Smartphone-Akku leer ist. – Schöne neue Welt!