Bemerknisse auf dem Europacamp (2)

Ich habe einen Vortrag von Aral Balkan gehört, es ging da um Überwachungskapitalismus, also um die Art, in der Konzerne mit unseren Daten umgehen, was daraus werden kann und was daraus bereits geworden ist.

Das war eine recht verheerende Dystopie, was da geschildert wurde, und allzu übertrieben oder polemisch überzogen kam es mir nicht vor, wobei ich das sicher nicht sachkundig beurteilen kann. Getreu meiner Nachschlagregel habe ich über den Herrn hinterher online gelesen – ich kannte ihn vorher nicht – und einen Artikel von 2016 von ihm in der Zeit gefunden (hier), der ist inhaltlich nach wie vor die Grundlage seiner Vorträge, scheint mir, es ist alles in den letzten Jahren nur schlimmer geworden, wen wundert es. So weit, so trostlos. Es ging aber auch um Alternativen zu großen Konzernen, wenn es um die Daten auf unseren Geräten geht, erwähnt wurde da etwa die Seite Switching Social, die kannte ich auch nicht. Da werden Möglichkeiten gelistet, online Dienste zu nutzen, die vielleicht etwas sympathischer sind, ethischer, wie es dort heißt, also moralisch vertretbaren Überlegungen folgend, was man natürlich im weiteren Sinne verstehen muss, denn da wird es so leicht keine Einigkeit geben. Wenn man auch diesen Diensten online hinterhersucht, findet man zu jedem mehrere Meinungen und wüste Lagerkämpfe und Kritik, versteht sich.

Interessanterweise kannte ich aber einige der Alternativen gar nicht, deswegen schreibe ich das überhaupt, denn Ihnen geht es ja vielleicht auch so. Man kann sich diese anderen Möglichkeiten ja immerhin mal ansehen. Und dann kann man dort an der Usability scheitern oder daran, dass dort noch keiner ist von den Freunden, die man drüben bei den großen Konzernen aber doch hat und so weiter und so weiter, die Gründe sind sicher zahlreich, aber wie gesagt, gucken kann man ja mal. Wie man sich überhaupt immer wieder fragen kann, wo man gerade die richtige Wahl trifft, denn ich finde ja, wer sich das fragt, der tut schon viel. Ganz unabhängig vom Ergebnis.

Davon abgesehen kann Aral Balkan sehr schnell, frei, fokussiert und inhaltsreich sprechen, so etwas finde ich immer wieder bewundernswert, weil es nicht allzu viele Menschen können. Der Durchschnittstyp an sich ist ja doch eher ein lahmer Folienvorleser. Und man merkt oft erst an den Ausnahmen, wie lahm man geistig selbst ist.

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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4 Kommentare

  1. Mag sein, das kleinere Plattformen ethisch vertretbarer handeln, aber was nutzt das, wenn die meisten social Media-Freunde nicht auch dort sind – außer man will ganz neue Filterblasen aufbauen- , man nicht weiß, ob die Plattformen sich werden halten können.

    Einfach mal gucken, bedeutet halt auch, ich gebe wieder meine Daten irgendwo hin, nur um dann vielleicht nach kurzer Zeit festzustellen, das ist nicht die social media Plattform, die ich mir vorstelle, wieder wegzugehen und meine Daten bleiben trotzdem da.

    Und gesetzt den Fall, so eine Plattform würde sich tatsächlich halten können und zunehmen Nutzer gewinnen, ab irgendeiner Größe wird es dann halt mit der Ethik oft auch schwieriger, oder einer der großen Dienste kauft sie auf, dann landen meine Daten doch wieder da, wo sie schon vorher waren. Wie Du oft sagst: „Es ist kompliziert!“

  2. Bei „Switching Social“ fehlt meines Erachtens der Messenger Threema, der Datenschutz und IT-Sicherheit (das sind getrennt zu betrachtende Aspekte) fast schon ideal umsetzt (bin hin zur rein europäischen Umsetzung, das hat man auch nicht oft).

    Zur häufig gehörten Klage, dass da ja niemand zu finden sei: „Sei selber die Veränderung, die Du sehen willst“. Ich nutze seit Jahren kein WhatsApp mehr, sondern empfehle und installiere in jedem Umfeld seitdem Threema, und bei Menschen mit wenig Geld übernehme ich auch gerne die drei Euro, die die App kostet – Folge: Meine sozialen Kreise finde ich dort, und alle finden es super. Dass unter meinen Kontakten immer noch reichlich sind, die andere Messenger nutzen, stört mich nicht – der Anfang ist gemacht. (Und spätestens, wenn WhatsApp anfängt, Werbung und Timelines so zu handhaben wie Facebook, wird die Migration zu anderen Messengern Fahrt aufnehmen.)

    Hinweis: Ich bin mit Threema in keiner Weise außer als zahlender
    und zufriedener 🙂 Nutzer assoziiert.

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