Ja, okay

Ich höre weiter Joey Goebels „Irgendwann wird es gut“, es ist nach wie vor gemein und teils schwer auszuhalten, aber gut ist es eben auch. Er beschreibt gründlich scheiternde Personen so detailliert und nachvollziehbar, man scheitert unfreiwillig mit denen mit und es fühlt sich erschreckend realistisch an. Man legt das Buch weg – oder das Handy mit dem Hörbuch, egal – und überlegt kurz, wenn man jetzt eine Figur in einer dieser Geschichten wäre, wie würde das eigene Scheitern dann wohl weitergehen? Und die Antwort, also wenn man sich denn überhaupt eine gibt, die ist nicht angenehm. So ein Buch ist das.

Kurz nach dem letzten Kapitel eskaliert hier eine Familiensituation dann so, wie es auch schön ins Buch gepasst hätte. Also unschön. Vorsicht bei der Lektürewahl! Jetzt wieder Gartenbücher lesen, „Was blüht denn da“ und irgendwas mit Vogelbestimmung. Keine Risiken eingehen.

Wir sehen mit dem Teenagersohn einige Folgen der Serie Mythic Quest. Hier eine Rezension dazu, die Folgen laufen bei Apple TV. Eine Sitcom, die in den Büros einer Firma spielt, die ein ungeheuer erfolgreiches Game entwickelt. Der Sohn ist begeistert und entwickelt präzise Berufswünsche, die Herzdame und ich amüsieren uns immerhin und verkneifen uns Hinweise auf unseren nicht ganz so lustigen Büroalltag. Aber gut, unsere Firmen entwickeln auch keine Games. Kann man jedenfalls gucken, diese Serie.

In den Nachrichten finde ich das neue Wort Öffnungsblindflug. Das versteht man vermutlich nur wenige Wochen lang. Wenn überhaupt. Außerdem neu: Die Testangebotspflicht, die klingt nach Politik und Durchmogeln und behördlicher Verordnung, die niemand versteht. Der Öffnungsblindflug wirkt dagegen doch viel spannender. Apropos Öffnungen, hier ruhig einmal das Update vom 09.04. lesen.

Meine Mutter wird überraschend schnell aus dem Krankenhaus entlassen, hat also Corona wohl überstanden. Allerdings soll sie noch mehrere Tage in häusliche Quarantäne, also vielleicht doch noch nicht ganz? Das weiß kein Mensch, das sagt einem auch keiner genau und was Information und Organisation rund um diese Erkrankung betrifft, ist überhaupt alles ziemlich unterirdisch. Keine Stelle redet mit der anderen, niemand informiert freiwillig irgendwen oder Angehörige. Nanu. Das Gesundheitsamt ruft mich sieben Tage nach der Infektion an und möchte Informationen von mir, die nur das Krankenhaus haben kann. Nach Kontakten fragen sie mich allerdings nicht. Ich schlage das dann vor, auch danach zu fragen: „Ja, okay.“ So viel zum Thema Nachverfolgung.

Ich fahre Einkäufe für uns und für meine Mutter durch die Gegend und gehe dabei nacheinander in vier Läden in zwei Stadtteilen. Ich sehe dabei so dermaßen viele Menschen … ich bin das gar nicht mehr gewohnt, das fühlt sich unangenehm belastend an. Überhaupt kommt es mir in letzter Zeit vor, als würden die Läden immer voller werden. Wie kann das sein, was geht hier eigentlich vor? Kaufen immer mehr Menschen immer öfter ein, weil es nun einmal für viele die einzige Methode ist, überhaupt noch andere zu sehen, treibt es daher alle rudelweise in die Supermärkte, Einkauf als Event? Oder gibt es diese Veränderung gar nicht und ich werde in Wahrheit nur immer empfindlicher, dünnhäutiger und distanzierter und bin im Grunde längst überreif für den Job als Leuchtturmwärter? Ich weiß es nicht.

Egal. Jetzt freie Leuchttürme googeln.

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4 Kommentare

  1. Hach, was für eine gute Nachricht, dass die Mutter wieder aus dem Krankenhaus entlassen wurde! Ich hatte von der Ferne unbekannterweise Daumen gedrückt, als „stille Leserin“. Ich wünsche weiter gute Genesung! ?

  2. Große Freude, dass Ihre Mutter wieder entlassen wurde.

    Aber jetzt bei mir so ein Gedankenkarussell. Wenn sie noch in Quarantäne muss, ist sie wohl noch ansteckend. Wenn sie wegen Covid ins Krankenhaus musste, ist sie vermutlich ja noch nicht wieder fit. Wie gestaltet sich denn dann die Betreuung? Also jetzt nicht speziell für Ihre Mutter oder Familie, sondern eher generell. Da wird ein älterer Mensch nach einem Krankenhausaufenthalt wegen Covid nach Hause in Quarantäne geschickt. Das heisst, man erwartet, dass sich diese Person, dann selbständig und allein versorgt. Das stelle ich mir für alle Beteiligten sehr belastend vor.
    Auf jeden Fall Alles Gute weiterhin.

  3. „Das weiß kein Mensch, das sagt einem auch keiner genau und was Information und Organisation rund um diese Erkrankung betrifft, ist überhaupt alles ziemlich unterirdisch. Keine Stelle redet mit der anderen, niemand informiert freiwillig irgendwen“ – sich hier bitte statt „Covid“ jede andere Krankheit, gern eine chronische, auch in einer beliebigen Klinik denken.

    Offenbar obliegt es dem Erkrankten, für die Durchinformiertheit aller beteiligten Behandler und gegebenenfalls verschiedener Fachbereiche zu sorgen.

    Und auch dann läuft längst nicht alles rund.

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