Dieser eine Tag

Die Musik heute etwas beschwingter, das passt schon.

Am Montag nämlich, das wollte ich noch erzählen, hatte ich einen guten Tag. Es fiel mir morgens noch nicht recht auf, es dämmerte mir dann allmählich am Vormittag und wurde gegen Mittag vollkommen klar – es lief, und wie es lief. Der Erledigermodus war dermaßen angeschaltet und hochgeregelt, es lief alles zackzack, Captain auf Brücke. Besonnen und zielstrebig habe ich das Schiff durch einen ereignisreichen Tag voller Wirbel und Stromschnellen und Wellengang gesteuert. Anspruchsvolle Arbeit, konzentriert abgewickelt. Es kam eine gute Nachricht, ich habe sie freudig, aber nicht zu freudig zur Kenntnis genommen, die Konsequenzen ruhig überschlagen und mit der Herzdame besprochen. Maßnahmen abgeleitet. Es kam eine schlechte Nachricht, ich habe sie gefasst aufgenommen und einsortiert und mit der Herzdame besprochen. Maßnahmen abgeleitet und kurz gedacht, das war jetzt beides wie in einem hervorragenden Projektteam, das war lehrbuchgerecht. Genau so muss das. Der Ball kommt in unsere Hälfte, und dann bitte alles wie im Training, dann der Aufstieg. Super.

Nebenbei Ideen zu Texten notiert. Viele. Zwischendurch habe ich mich nach einem Buch auf dem Boden eines Kinderzimmers gebückt und gedacht, nanu, das geht ja heute auch besser. Voll beweglich auf einmal, geradezu limbofähig, also für meine Verhältnisse, eher Seniorenlimbo, immer realistisch bleiben. Das bin ich nicht mehr gewohnt, seit ich zu Beginn der Pandemie zu lange am falschen Tisch gesessen habe, ich bin einer von vielen mit verbogenem Rücken durch wochenlange Büroarbeit in der Küche, auf vollkommen ungeeignetem Mobiliar. Man dachte doch damals, es sei nur für kurze Zeit, und dann kam noch ein Tag und noch einer, dann wurden es Wochen, dann ging das einfach so weiter und irgendwann war ich krumm.

Nach dem Home-Office der Haushalt, das bisschen Haushalt!  Geradezu mit Freude habe ich den bewältigt, kennen Sie das, wenn man so mit Schwung staubsaugt und die Wäsche danach munter auf die Leinen wirft, wenn man mal eben zum Einkaufen sprintet. Dann selbstverständlich noch mit den an diesem Tag erstaunlich willigen Söhnen gelernt, anschließend für die Familie gekocht und die Küche gemacht und all das, es lief immer weiter und wie das lief, und ich saß abends auf dem Sofa und dachte, alter Schwede, war das alles gut, was war das denn. So ein feiner Tag, den muss man ja loben wie der Tierarzt einen Hund nach der Untersuchung lobt, so ein feiner Tag war das, freundlich durchzauseln wollte ich ihn.

Am nächsten Tag war der Zauber wieder weg. Ich bin normal unmotiviert nach schlechter Nacht aus unruhigen Träumen erwacht, ich habe alle Probleme nervtötend verwirrend gefunden, die Arbeit grau und belastend, den Alltag überhaupt enervierend, den Haushalt so furchtbar ermüdend, wie er nun einmal ist. Die Söhne wollten nicht lernen, niemandem schmeckte mein Essen, dazu die verdammte Pandemie, das Höchstmaß der Gefühle war der gerade noch halbfrohe Fatalismus, dann bloßes Durchhalten, der olle Stoizismus, muss ja.

Aber dieser Montag …. Irgendwann früher war das vermutlich öfter so. Vor der Pandemie oder so. Vielleicht ist es auch noch länger her. Ich habe die Brücken unterwegs gar nicht gezählt, ging ich nicht bereits über sechs oder sieben – aber wer glaubt schon an Botschaften oder Insights, wie wir heute sagen, aus deutschen Schlagern. Wenn das Gras grüner ist, dort wo du nicht bist, dann geh doch. Howard Carpendale war das, die Älteren erinnern sich unweigerlich. Alle Texte kann ich noch, es ist der Fluch meiner Generation. Haben sie uns etwas genützt, die eingängigen Refrains, haben sie sich bewährt? Take it easy, altes Haus. Mach dir nichts draus.

Egal. Eine ausgesprochen nette Erinnerung war dieser gelungene Montag jedenfalls. Sie passte zu den so ungemein lebensbejahenden Tagebüchern der Highsmith, die ich gerade jeden Abend mit Interesse lese, am Ende hat da mein Unterbewusstsein da irgendwas geregelt. Das Unterbewusstsein also vielleicht auch mal loben, so ein feines Unterbewusstsein, das hat es richtig gut gemacht, wie tätschelt man sein Unterbewusstsein.

Und jetzt wieder weiter im pandemischen Trott. Es war eine reizende Abwechslung, dieser eine Montag, aber dummerweise fällt mir jetzt ein paar Tage lang wieder verstärkt auf, wie anstrengend alles gerade ist. Irgendwas ist immer.

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