Rückseite
Ich habe zu danken für „Das Schweigen der Frösche“ von Pauline de Bok, Deutsch von Gerd Busse. Nature Writing, das Buch kommt ohne erdachte Handlung aus, das passt mir gerade gut. Bevor sich jemand aber auf allzu Feinfühliges einstellt – die Frau ist Jägerin, ihre Beziehung zur Natur ist daher teilweise, nun, zupackend. Aber ich lese derart Beobachtendes, Beschreibendes im Moment mit Vorliebe, ich lerne auch etwas dabei, vielen Dank dafür!
Und apropos Naturbeobachtungen, es gab auch das Buch Trockenhelden. Es war in diesem Sommer nicht schwer zu erkennen, dass man derartige Lektüre jetzt dringend braucht. Danke!
Und natürlich, wo ich schon beim Dank bin, freue ich mich weiterhin über alle Beträge, die mich für mein Schreiben via Paypal oder per Überweisung erreichen, ich möchte aber stellvertretend für alle doch zwei hervorheben, weil es im Betreff die ersten ihrer Art waren. Dort stand nämlich als Verwendungszweck in dem einen bei der Summe: „Heizkosten.“ Das ist überaus nett und auch zeitgemäß, und ich finde es fast bedauerlich, dass ich das nicht sofort und exakt in tatsächliches Heizen umrechnen kann – wäre das nicht großartig? Diese Stunde Gemütlichkeit wurde sponsored by Leserinnen. Eine schöne Vorstellung: Mit klammen Fingern in der kalten Kammer schreiben, endlich posten – dann erst die Heizung aufdrehen: „Das habe ich uns verdient. Ich habe uns auch heute wieder warmgetippt.“ So spitzwegmäßig. Über so etwas fantasiere ich ausgesprochen gerne und die Handwerkerabstammung ist da stark in mir, ich möchte tatsächlich immer etwas gemacht haben, und sei es nur ein so lapidares Werkstück wie ein kurzer Text.
Zum anderen wurde ausdrücklich ein weiterer Inflationshaarschnitt finanziert, ich komme also vermutlich gepflegt und gestriegelt über den Jahreswechsel.
Auch dafür vielen Dank, wie selbstverständlich auch für alle anderen Beträge mit oder ohne Betreff.
Vorderseite
Das heutige Bild ist schnell erzählt, da es lapidar und ein wenig lieblos ist, um es gleich zuzugeben, was aber daran liegt, dass ich es gar nicht gemacht habe, sondern ein, nehme ich mal an, Innenarchitekt. Also er hat es jedenfalls in Auftrag gegeben, denke ich mir. Stellen Sie sich bitte ein Stück Fototapete vor, halbe Schrankwandgröße, auf Karton oder Plastik gezogen und laminiert, von insgesamt etwas billiger Optik, Massenware. Darauf abgebildet Buchrücken mit historischer Anmutung, dicht an dicht, wir sehen also ein Buchregalimitat. Die Bücher sind aber auch nicht einmal fotografisch echt, es sind vielmehr nur Buchdarstellungen, bei denen man nicht einmal Titel oder Autorin erkennen könnte, sie sehen auch alle gleich aus, wie gebundene Jahrgänge einer juristischen Fachzeitschrift, in die niemals jemand sehen wird – so etwas in der Art. Und zwar in Blassblau, also auch noch ausdrücklich unaufdringlich, beruhigend, harmlos. Ein Bibliothekssurrogatextrakt, man soll im Vorbeisehen irgendwie diffus „Bücher“ denken oder ahnen, auf keinen Fall aber mehr.
Interessant ist nun natürlich, wo das hängt oder eher klemmt, wo ich es im Vorbeigehen gesehen habe, nämlich auf meinem Arbeitsweg. Dort wurde an der hier schon öfter erwähnten spektakulär hässlichen Riesenkreuzung, an diesem entsetzlich abstoßenden Stück Verkehrsbrache mitten im urbanen Nichts zwischen zwei Stadtteilen, mal eben ein neues Hotel hochgezogen und eröffnet. Ich nehme ohne genauere Kenntnis an, dass es mittelklassig ist, wieder so etwas für Geschäftsreisende, die es also doch noch oder schon wieder gibt. Und in diesem Neubau gibt es im Lobbybereich Sesselchen, vor die man so etwas wie Kaminzimmermöbelattrappen gestellt oder gehängt hat, Illusiönchen von getäfelten Wänden und Gemütlichkeit. Dazwischen dann die oben beschriebene Fototapete, mehrfach, so als Versatzstück und Ersatz für alle denkbaren Möglichkeiten echter Besinnung. Als Hauch viktorianischer oder gutsherrlicher Anmutung, weil es eben von der Kulisse, der Dekoration und dem Zubehör her insgeheim doch die gute alte Zeit war, was immer uns die Moderne seit hundert Jahren erzählen und verkaufen will, und weil dieses heimelige, warme Kaminzimmer im Pub im schöneren Teil einer englischen Grafschaft in nicht näher benannter Kutschenvergangenheit der Ort ist, an den wir eigentlich wollen, während wir leider doch wieder nur für eine Nacht in Hamburg-Hammerbrook absteigen und irgendeinen Projektscheiß machen, statt Abende lang entspannt ins langsam runterbrennende Feuer zu starren, während Frauen oder Männer wie Charles Dickens oder Elizabeth Gaskell erzählen und erzählen und sich Schicksale vor uns betont langsam entfalten, denn wir Zuhörer haben ja Zeit.
Immerhin aber gibt es ja dieses Stück Fototapete für unsere manchmal aufflackernde und seltsam unzeitgemäße Sehnsucht. Das ist nichts. Es ist nur fast nichts.
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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel. Merci!