Und die Vögel singen wieder am Morgen

Aus der Klimawandel- und/oder Wetterchronik – am Wochenende haben wir im Garten etwas Laub geharkt, es war in der Jacke zu warm dafür. Es war auch im Pullover zu warm dafür und das T-Shirt habe ich schließlich nur nicht ausgezogen, weil es mir wie eine ungeklärte Benimmfrage vorkam, ob man nun Ende Oktober noch mit freiem Oberkörper im Garten arbeiten kann oder nicht. Wir waren alleine, niemand sonst in den Gärten, weit und breit nicht, es fühlte sich aber auch unbeobachtet alles falsch an. Die Rosen und der Topinambur blühen noch, eine Handvoll Himbeeren gab es immerhin, letzte Radieschen in ungeheuerlicher Größe. Über uns drehten zwei Krähen und eine Elster Kreise im Postkartenhimmel und jagten sich, spielerisch sah das aus und lange ging es. Wie das Fangenspiel der Menschenkinder, noch eine Runde und noch eine, unermüdlich, laut lachend, bzw. krähend und keckernd. Im Weißdorn Eichhörnchen, Kohlmeise und Rotkehlchen, saßen da und sahen mir beim Harken zu – was der da unten nun wieder macht? Aber hübsch immerhin, wie die juwelenhaften Früchte des Weißdorns bei meinem Harken rubinrot und lustig durch das Gras sprangen. Vielleicht gefiel das auch den Dreien da oben.

Der Postzusteller sitzt am Montag auf seiner Runde im kleinen Bahnhofsviertel noch mit kurzen Hosen auf seinem Fahrrad. Auf dem Spielplatz eine Mutter in irgendwas, das die Schultern freilässt, quasi Strandmode an der Sandkiste. Die Außengastro ist weiterhin gut besucht, auch am Abend noch, es wird ringsum auch immer weiter gecornert, gut besetzte Hauseingänge und Bänke auf Plätzen. Man trinkt wieder Wodka mit Red Bull, nachdem es eine Weile nicht mehr im Trend gewesen ist. Morgens sehe ich die leeren Flaschen vor der Haustür, die Scherben, die Kippen daneben.

Der Wind, ich erwähnte es gestern bereits, ist warm, südwestwindwarm, unheimlich warm, das gehört so nicht. Und die Vögel singen wieder am Morgen, nicht nur die Amsel, auch andere Arten steigen jetzt noch einmal ein. Der Wetterbericht erhöht die Aussichten wieder auf 21 Grad, mit immerhin 19 Grad werden wir wohl in den November gehen. Finale.

Ich kaufe der Herzdame Blumen. Vor mir ein Kunde, der sich einen riesigen Strauß binden lässt, ungewöhnlich groß. Teuer wird das sein und wahnsinnig lange dauert es, bis ihm die präzise gewünschte Zusammenstellung der herbstlichen Blütenpracht gefällt, bis die Floristin endlich alles geschnitten, arrangiert und zurechtgebunden hat. Hinter uns eine Schlange, die immer länger wird, die Verkäuferin ruft schon ab und zu entschuldigend: „Das dauert hier noch!“ Einige Kunden gehen knurrend wieder, es gibt noch andere Blumenläden in der Nähe. „Schenken Sie denn von Herzen“, fragt die Verkäuferin nebenher leise den Kunden. Sie sieht ihn über ihre Brille an, als sei das eine ganz gewöhnliche Frage, und er guckt erst so, als müsse er sich da gerade verhört haben, überlegt es sich dann aber und auf einmal ist ein Leuchten in seinem Gesicht, ein Lächeln, ein leicht errötetes Strahlen, dass dann minutenlang bleiben wird: „Ja“, sagt er, „ja, das tue ich wohl.“ Sie nickt zufrieden. „Ein schöner Strauß“, sagt sie, so etwas bindet sie vermutlich auch nicht oft. So groß, so prächtig. Und dann auch noch von Herzen.

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2 Kommentare

  1. Immerhin, die Rotdrosseln sind schon wieder in der Stadt unterwegs. Irgendwas mit Herbst, trotz Sommerwetter. Verrückt, wie so Vieles.

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