Gesehen: Eine schöne Doku für den Freundeskreis Schriftfetischismus und Literatur über das Manuskript zu Victor Hugos „Les misérables“ auf arte, aus der Reihe „Abenteuer Manuskripte“. Nebenbei stelle ich mir bei so etwas wieder die Frage, ob eigentlich noch jemandem auffällt, dass die arte-Dokus oft auch in modischer Hinsicht interessant sind? Dass die Professorinnen, Archäologinnen, Kuratorinnen, Bibliothekarinnen, Forscherinnen etc., Männer sind hier stets mitgemeint, häufig sehr ausgewählte Kleidung tragen und mir keiner erzählen kann, die hätten da einfach nur irgendwas an, von wenigen Ausnahmen abgesehen? Ich finde das sehr faszinierend, auch im Wiedererkennungswert über Ländergrenzen hinweg. Der gleiche Kaschmirrolli in Kanada und in Frankreich, in England und Portugal, vergleichbare Erdfarben und austauschbare gediegene Hemd-Sakko-Kombinationen auf verschiedenen Kontinenten. Gäbe es eine arte-Doku über die Intellektuellen-Mode in arte-Dokus, ich würde sie sehen wollen. Und in gar nicht wenig Fällen würde ich es auch tragen wollen, zumindest das Zeug aus der Abteilung Herrenmode.
Wie auch immer. Aus dieser Reihe jedenfalls auch gesehen: Die Folge über das „teuerste Manuskript der Welt“, Kafkas Prozess, bei der ich besonders der tschechischen Übersetzerin zu ihrem Outfit gratulieren möchte. Vielleicht sollte generell wieder mehr Hut getragen werden, es hat doch was. In der Folge enthalten ist auch der Satz: „Kafka macht sich beim Schreiben keinen Plan, sondern lässt seiner Fantasie freien Lauf, auf die Gefahr hin, die Orientierung zu verlieren.“
Wie würden wir wohl Kafka finden, hätte er, wie es heute üblich ist, erst ein Exposé geschrieben, wochenlang geplottet, sich an die gängigen Regeln der meisten aktuellen Romane gehalten, mit Heldenreise und allem?
Und schließlich: „Alice im Wunderland“, Lewis Carroll. Es wird nur nebenbei angemerkt, aber ich finde es beeindruckend: Es ist ein Manuskript ohne Fehler.
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Was passt als Tagesbild dahinter, da nehme ich doch auch etwas mit Schrift, wenn wir schon dabei sind. Hier also das etwas melancholisch anmutende Werk eines Graffiti-Künstlers, der im Stadtteil gerade aktiv ist. Wir hatten lange nichts Neues mehr an den Wänden ringsum, es fällt sehr auf.
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Was für ein schöner Augenmerk…
Tsihi. In der einen oder anderen Serie war ich auch ernsthaft abgelenkt von den getragenen Kleidern.
Das haengt aber doch vom Fach an. Ich habe mal einen Vortrag auf einer Klimaforscher:innenkonferenz gehalten. Alle weiblichen (Post)Doktorandinnen trugen Bluse mit Pullunder sowie Hose. Ich, Geisteswissenschaftlerin, trug natuerlich ein Kleid.
Ansonsten ist ja das schoene am vergeistigten Beruf, dass frau anziehen kann, was man will. Die Kehrseite ist, dass, wenn frau dann doch mal im Fernsehen ist, sie dann keine Ahnung hat und sich (vermutlich) bei aehnlichen Sendungen inspirieren laesst.