Zerzauste Elstern, herangewehte Krähen

Mittwoch, der 5. Juli. Ein dunkler, regenreicher Morgen, nasse Ringeltauben auf dem Balkongeländer, vertrieben von zerzausten Elstern, verdrängt von in Böen herangewehten Krähen. Unten gehen Menschen mit Regenschirmen, die im Wind umklappen, so früh am Tag schon. Unmotivierte Hunde werden noch vor dem Frühstück um Blöcke und auf Grünstreifen geschleift, und wie immer frage ich mich, was die Hunde eigentlich denken, wenn die Menschen so sorgsam ihre Kacke aufsammeln und dann eine Weile mit sich herumtragen.

Der Wind ist am Vormittag auch bei geschlossenen Fenstern zu hören, ein stetes Heulen im Hintergrund, dazu das Trommeln des prasselnden Regens auf dem Dach. Ich habe heute ein besonders gemütliches Home-Office in dieser Kulisse, nebenbei sehe ich die zahlreichen Unwetter-Meldungen, die Updates aus Holland und von der deutschen Nordseeküste auf dem Zweitbildschirm.

Mittags fahre ich schnell und zwischen zwei Terminen in den Garten, um dort das Trampolin zu vertäuen, die Hollywoodschaukel abzutakeln und ein paar Lampions, Stühle etc. zu sichern. Der Kirschbaum schlackert im Sturm schwungvoll mit den Früchten. Ich esse eine Handvoll davon im Vorbeigehen und verlasse nach getaner Arbeit die Insel sofort wieder; es ist mir dort entschieden zu viel Holz in der Luft, die alten Bäume wiegen sich für meinen Geschmack zu sehr im aufkommenden Orkan. Die hohen Pappeln machen das gar nicht unelegant, erstaunlich geschmeidig sind sie, aber doch auch riesig und gefährlich. Wenn so eine fällt, sie zerlegt gleich mehrere Lauben.

Ich habe ja, wie schon oft erzählt, einmal erlebt, dass in einem Sturm ein Baum direkt hinter mir fiel, zwei, drei Schritte hinter mir nur. So ein großer Baum, den ich sicher nicht überlebt hätte, wäre ich nur zwei Schritte langsamer gewesen, wäre ich drei Sekunden später losgegangen. Bis dahin war mir nicht klar gewesen, wie schnell so etwas gehen kann, wie schnell die stürzen können. Ich hatte immer gedacht, man hätte bei so etwas eine Chance, aber dem war gar nicht so. Und ich stand da also nur und dachte mehrmals vollkommen entgeistert: „Das wäre es gewesen.“ Man denkt nicht besonders tiefgründig in solchen Momenten. Es ist schon lange her, fast dreißig Jahre, aber es hat mich doch nachhaltig beeindruckt und ich nehme seitdem Sturmwarnungen vermutlich etwas ernster als andere. Orkane bringen Menschen um, ich weiß das.

Es gibt später Eintopf zuhause. Ich muss solche Gelegenheiten im Sommer unbedingt nutzen, ich kann endlich einmal kochen, ohne dass mir dabei unsinnig heiß wird, auch das finde ich schön.

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Hier noch ein Artikel über die Vogelgrippe vom geschätzten Herrn Fischer. Ich verlinke ihn hauptsächlich wegen des letzten Absatzes, der eine soziale, bzw. entwicklungspolitische Implikation enthält, wobei sich mein Optimismus in Grenzen hält, dass dieser Logik gefolgt wird.

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