Datum, Ort

Mittwoch, der 19. Juli. Ich hätte viel Freude daran, hier öfter einen abweichenden, neuen Ort hinter das Datum zu schreiben, und ich denke, das ist eine Art literarischer Fetisch von mir. Ich finde es fast schon seltsam attraktiv, wenn in Tagebüchern und anderen Schriften am Anfang eines Textes etwas steht wie „Der 9. August, in Padua“, um etwas Ausgedachtes zu nehmen. Oder „London, 6. Januar 1821“, so kommt es etwa bei Byron vor (ich habe gerade versehentlich by Byron geschrieben, hihi), oder „Paris, 25. August 1855“, wie es bei Viktoria von England einmal heißt. Oder hier, allgemeiner: „Frankreich, 7. Februar 1935“, das ist von Trotzki. Die Beispiele zitierte ich nach Gustav René Hocke: Europäische Tagebücher aus vier Jahrhunderten, ein wahrhaft enzyklopädisch schlaues Werk zum Thema. Wenn Sie so etwas interessiert – da mal einsteigen. Und zwar mag ich diese Kombinationen aus Datum und Ort textlich mehr, als ich die notwendigen Reisen mögen würde, um so etwas wahrheitsgemäß notieren zu können, glaube ich.

Mittwoch, der 18. Juli, am Küchentisch. Es ist aber ohnehin nur wieder ein kühler Hamburger Morgen. Es gibt zu meiner Aufstehzeit auch schon wieder Bedarf an künstlichem Licht, es gibt heute also definitiv kein Hochsommergefühl mehr. Regen wurde angesagt, Schauer, Gewitter, die ersten Tropfen fallen bereits, noch während ich diesen Satz tippe.

Ein nassgeregneter Blumentopf auf einem Balkon vor grauem Himmel

Gestern am Abend habe ich noch weiter in der Rodoreda gelesen, sie beschrieb da ausführlich einen Marktbesuch in Barcelona, und es war fast so gut wie ein Ausflug dorthin. Im Grunde ist das Lesen doch allemal die praktischste Art des Reisens, es ist auch die günstigste und umweltverträglichste.

Vorher habe ich noch einige Folgen Friends gesehen, ich bin nun in der zweiten Staffel und finde es nach wie vor lustig, die vielen mir schon bekannten Schnipsel erstmalig in der richtigen Reihenfolge zu sehen. Als würde man in einem Lehrbuch hinten die Lösungen nachschlagen, so fühlt es sich an – ach guck, so gehört das also.

Man ist ungefähr im Jahr 1996, es tauchen die ersten Handys und auch unförmige Klötze von Laptops auf. Chandler freut sich, dass er darauf Listen mit verschiedenen Schrifttypen und Farben anlegen kann. Ja, ja, ich erinnere mich. Ich möchte dauernd die Söhne rufen, die Szenen noch einmal abspielen und immer sagen: „Guck mal, so war das! Das hatte ich auch! Das habe ich auch gemacht!“

Und wenn man nur genug Folgen nacheinander wegguckt, dann fragt man sich doch irgendwann, wie und warum Bundfaltenhosen je aus der Mode kommen konnten.

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Ansonsten zu viel Orgakram, der sich so überhaupt nicht nach Urlaub anfühlte, außerdem Nudelsuppe und Haushaltsbekümmernisse. Ein mittelguter Urlaubstag bestenfalls, übrigens nur für mich, die Herzdame war im Büro. Wir haben das alles etwas seltsam geplant in diesem Jahr.

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Vorgemerkt: Diesen Film mit Emma Thompson, der mir komplett entgangen ist, aber das liest sich so, als würde ich das sehen wollen.

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4 Kommentare

  1. Bundfalten sind nicht out – heißen jetzt Barrel- oder Mom-Jeans und seitdem ich das herausgefunden habe, trage ich sie wieder mit Begeisterung. So was von bequem!

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