Sonnabend, der 12. August. Sie haben es auch gemerkt, nicht wahr, nach diesem Wochenende war dann auf einmal schon der 14. August, also ein wenig aufgerundet bereits Mitte August, und eben erst war doch der 1. August, vor zwei, drei Tagen etwa war das, ich meine, es fällt doch wirklich auf, dass das nicht linear verläuft?
Die Vögel, die sich ihre Erdnüsse von unserem Balkon holen, die Rabenkrähen, die Elstern, Eichelhäher und Kohlmeisen, sie scheinen alle gerade in der Mauser zu sein und sehen arg zerrupft und zerzaust aus. Es zeichnet sich da wohl ein Saisonwechsel ab, Wochen bevor wir Menschen die Kollektionen wechseln.
Tropischer Regen bei großer Wärme den ganzen Tag über, mein Kreislauf verabschiedet sich schon am frühen Morgen und hält dies wiederum für einen guten Herumliegetag. Das wird hier noch zur Gewohnheit, wenn es so weitergeht, und am Ende entwickele ich eine sommerliche Nachlässigkeit, Trägheit und Tiefenentspanntheit, ganz so wie einige Hauptfiguren in den Erzählungen von Somerset Maugham, die ein paar Jahre zu lange in den südlichen Kolonien waren.
Ich arbeite immerhin etwas auf dem Bett, ich gebe außerdem stundenlang gründliches Nachdenken vor, ich schreibe Mails, ich sehe Friends. Ich bin mit der Serie mittlerweile fast durch und sympathisiere sehr mit Chandler Bing, sowohl mit der Figur als auch mit dem Schauspieler. „My name is Chandler and I make jokes when I ‘m uncomfortable.“ Wessen Humor würde sich nicht so erklären? Ich werde mir wohl auch das Buch von Matthew Perry besorgen und es demnächst lesen.
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Sonntag, der 13. August, wieder beflissen einen Tag aufholen. Die Herzdame und ich waren gestern gemeinsam aus, es wurde Lindy-Hop gespielt, es wurde getanzt, und ich war erst zu der Zeit im Bett, zu der ich sonst aufstehe. Die Verlotterung schreitet hier mit anderen Worten in großen Schritten voran, stelle ich zufrieden fest. Und während ich nach etwa fünf Jahren Tanzpause durchgehend als Hanseatenstatue am Rand der Tanzfläche stand und dem wummernden Takt nur in aller Dezenz mit den großen Zehen folgte, wirbelte die Herzdame da zeitweise als Mittelpunkt der Veranstaltung in einer Weise herum – also es war mir eine helle Freude, das zu sehen, aber wie kann man denn bitte nicht alles vergessen, nach so langer Zeit? Ich kann gerade noch den Grundschritt, glaube ich, und auch den nur von Lindy-Hop, kein Gedanke an Shag oder Balboa. Jedenfalls wenn ich etwas darüber nachdenken würde, wüsste ich den Grundschritt. Ich würde auch, so viel Einsatzbereitschaft muss sein, nicht vollkommen ausschließen, diesen bei Gelegenheit im Wohnzimmer mit der Herzdame noch einmal zu rekonstruieren, so sie sich denn großmütig auf mein Niveau herablassen würde.
Egal. Es gab jedenfalls gute Musik, ich fand es schön. Im Morgengrauen erst sind wir nach Hause gekommen, das habe ich schon lange nicht mehr erlebt und ich kann jetzt also eine Weile berechtigt auf diesen Tag verweisen, wenn mir wieder jemand mit diesem Komfortzonenunfug kommt. Okay, ich war da draußen.
Nachmittags wieder im Garten, mit der Herzdame und mit erheblicher Postparty-Schlagseite auf der Hollywoodschaukel. Dann gab es dort noch Besuch von sehr geschätzten Freunden, es gab außerdem Kaffee und Kuchen.
Bei der Gelegenheit habe ich gemerkt, dass wir aus dem Heimatdorf der Herzdame auch Tassen mit Füßchen geerbt haben, das wusste ich gar nicht. Ich denke, ich bin jetzt ein Fan von Tassen mit Füßchen.
Ein herausragend gutes Wochenende war das unterm Strich, auch mal Bestnoten vergeben.
Gerne wieder.
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Nehmen sich die Kohlmeisen die ungeschälten Erdnüsse? Dann sind die Hamburger Meisen härter als ihre Berliner Kollegen.
…und wie der zufall es will,
hat matthew perry
heute (19.8.) geburtstag:
54 wird er…
schönes wochenende noch!
aljoscha
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Wie der geübte Spurenleser im Wald einmal von der Füßchentasse hereingelegt wurde.
Ja, die Kohlmeisen fliegen mit den ungeschälten Erdnüssen weg, was wegen des Größenverhältnisses abenteuerlich aussieht. Die weitere Verarbeitung habe ich bisher nicht beobachten können.