Gemischte Ergebnisse

Freitag, der 11. August. Ich sehe mir am Morgen Bilder von Lahaina an, der so radikal abgebrannten Stadt auf Maui. Hübsch war es da. Ich habe von dem Ort nie vorher gehört, aber auch hier gilt: Man kennt vermutlich jemanden, der jemanden kennt, der dort wohnt oder arbeitet oder Verwandte hat etc. Diesmal kommt es bei mir gleich doppelt hin. Die Verlässlichkeit, mit der das bei Nachrichten von wo auch immer funktioniert, auch bei Meldungen aus den letzten Winkeln der Welt, sie ist immer wieder beeindruckend, und ich kenne doch gar nicht besonders viele Leute, glaube ich, wie muss es da erst anderen gehen. Ich gebe mir immerhin nicht die geringste Mühe, Leute kennenzulernen, eher im Gegenteil, und dennoch greift diese Logik so oft. Gruselig faszinierend.

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Home Office. Der erste Tag, an dem mir im Job etwas wieder halbwegs Spaß macht. Ich brauche eben etwas Anlaufzeit nach dem Urlaub, und erst am Abend fällt mir ein, dass ich bei der zwischendurch vergnüglich anmutenden Arbeit vermutlich einen grandiosen Fehler gemacht habe. Nun ja. Gemischte Ergebnisse.

Am Nachmittag fahre ich in den Garten, um der Herzdame, die schon den ganzen Tag dort ist, Gemüsesuppe zu kochen, mit spontan geerntetem Zeug aus den Beeten und gekauftem Ziegenfrischkäse. Baguette dazu. Es ist trotz des guten Wetters sehr wenig los in den Gärten ringsum, die ganze Insel ist so gut wie menschenleer. Es ist immer noch Ferienzeit in Hamburg, man sieht es überall, und da auch die Vögel in den Hecken und Büschen immer stiller werden, ist die Stimmung so, als habe man bei einer Gartenszene in einem Film versehentlich den Ton ausgestellt. Irgendetwas stimmt nicht, man sitzt da und erwartet immer mehr von etwas, von Gezwitscher, von Gerede, von irgendwas, mach das doch mal lauter.

Gartenstühle unter Bäumen in einem regennassen Garten

Auf den Wegen gehört: Das Sommerinterview der Lage der Nation mit Robert Habeck. Wobei sich die Herren da diesmal an einigen Stellen nicht ausreden lassen, so etwas finde ich immer anstrengend beim Zuhören, mehrmals war ich kurz vorm Abschalten (Abschalten ist auch schon so ein Steinzeitwort geworden, nicht wahr, es klingt nach einem Drehknopf an einem alten Gerät aus dem letzten Jahrhundert, es müsste eher wegklicken heißen, weiterscrollen, als gehört markieren, wie auch immer). Mir kam es jedenfalls vor, als müssten die beiden Interviewenden mit einiger Dringlichkeit beweisen, dass sie auch alles wissen, ich wartete immer ein wenig auf ihr Fingerschnippen beim Melden. Sorry, ich höre die beiden sonst gerne und oft. Interessant war es dennoch.

Ansonsten gab es heute noch eine traurige Premiere auf dem Rückweg von der Parzelle. Erstmal seit etlichen Jahren sah ich wieder ein Drogenopfer im Hauptbahnhof liegen, das sehr jung war, viel zu jung, vielleicht im Alter von Sohn I, ja, es hätte ein Klassenkamerad von ihm sein können. Ein Teenager, ein Kind noch. Grauenvoll. Eine Gestalt wie achtlos in eine Ecke geworfen, in komatöser Bewusstlosigkeit, das Zubehör der Sucht noch in der Hand. Es riefen andere schon nach Rettungsdiensten, als ich vorbeiging, nach den Diensten, die am Bahnhof ohnehin in diesen Wochen im Dauereinsatz sind. Am nächsten Tag und nur ein paar Meter weiter, ich füge hier ein späteres Update ein, schon der nächste Junkie in diesem Alter.

Es wird zusehends herausfordernd hier, das kann ich nicht anders sagen, die Eskalation ist erschütternd.

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2 Kommentare

  1. Zur Lage der Nation,
    ich bin echt angetan davon, dass die beiden inzwischen eine solch riesige Reichweite erreicht haben.
    Wahrscheinlich waren sie auch etwas angespannt/aufgeregt, Habeck so lange vor dem Mikrofon gehabt zu haben..
    Viele Grüße

    Fabian

  2. Interessant, das Sommer-Interview von Philipp und Ulf mit Robert Habeck empfand ich auch journalistisch deutlich schlechter als alle anderen zur Lage der Nation. Keine Ahnung, was sie da geritten hat. Nicht nur das Unterbrechen, auch die Fragen waren so gar nicht auf dem hohen Niveau, das wir von ihnen gewohnt sind. Viel unnötige Provokation, wenig Zuhören.

    @Fabian Du könntest Recht haben mit Deiner Vermutung, dass sie nervös waren und sich daher ihre Strategie bei den falschen Leuten abschauten. Es war viel konservativer und wenig konstruktiver Journalismus. Mir zeigt es auch, auf welch hohem Niveau die beiden sonst unterwegs sind.

    Dennoch sehr hörenswert und lohnend, großzügig über diese Patzer hinwegzuhören.

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