Vollkommen andere Menschen

Donnerstag, der 31. August. Ich habe gestern noch nach neuen Serien geguckt, ich habe aber keine gefunden, ich interessiere mich einfach nicht genug für all das. Dabei fand ich das Seriengucken beim Kochen recht nett, aber ich werde wohl eine Pause machen müssen, bis mir wieder etwas zufällt, an dem ich hängenbleiben kann. Es ist etwas irritierend, durch Netflix oder andere Streaming-Dienste zu scrollen und dauernd zu denken: „Ach nee, das nicht. Und das nicht. Und das da – bloß nicht.“ Es wäre manchmal deutlich einfacher, einen Geschmack etwas mittiger im Mainstream zu haben, also etwa Krimis zu mögen, Action oder Fantasy, es gibt doch immer genug Auswahl in diesen Genres. Man kann sich diesen Teil seiner Neigungen wohl nur schwer passend zurechtbiegen, aber es ist so wahnsinnig unpraktisch, schwierig zu sein.

Ich habe dann, das wird hier noch zur Gewohnheit, noch einmal eine Art Krimi nur wegen der Kulissen angefangen, Brügge sehen … und sterben? Die Stadt sieht sehr verlockend aus, man möchte gleich die Koffer packen. Aber gut besetzt ist der Film auch, keine Frage.

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Es kam noch einmal Geschenkpost, ganz herzlichen Dank! Und zwar gab es „Bedrohte Bücher“ von Richard Ovenden, Deutsch von Ulrike Bischoff. Ein Buch über Bibliotheken und Archive, da kann ich mich beim Lesen wieder kurz an meinen schönen Titel Dipl.-Bibl. erinnern, das habe ich schon lange nicht mehr gemacht. Viele Grüße nach Tetenbüll!

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Grundsätzliche Überlegungen zur Handy-Fotografie

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Ansonsten stürmt das SEK der Polizei eine Wohnung auf meinem Einkaufsweg, auf der Suche nach einer Waffe, mit der jemand auf meinem Weg in den Garten neulich erschossen wurde. Ich aber gehe mit meinem Einkaufstrolley an allem vorbei oder auch hindurch und murmele stoisch: „Gehobene Wohnlage.“

In dem Moment, in dem ich dieses schreibe, höre ich von draußen schon wieder Polizeisirenen in einem Ausmaß … Noch zwei, drei Minuten und ich sehe in den lokalen Medien nach, was diesmal um die Ecke passiert ist.

Okay. Es war nur eine Drogenrazzia. Nix weiter passiert.

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Im Vorübergehen gehört – ich habe lange nichts mehr in dieser Rubrik notiert, ich möchte es gerne wieder aufleben lassen – habe ich einen Satz, den eine ältere Frau zu einer weinenden, jüngeren Frau sprach, die sie an der Hand hielt, es sah mütterlich aus, die Körperhaltung so tröstend zugewandt, aber das kann selbstverständlich täuschen: „Was du jetzt brauchst, das sind vollkommen andere Menschen.“ Die Jüngere schluchzte nur und antwortete nicht, die beiden stiegen in einen Bus.

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Später Elternabend. Es gibt nichts Negatives zu berichten und keinen Grund, sich aufzuregen. Auch mal schön.

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Freitag, der 1. September. Home-Office am offenen Fenster, es ist frisch, es wird mir am frühen Morgen fast etwas pulloverig zumute. Nur fast, aber es ist ein äußerst angenehmes Gefühl, Sekunden vor der Gänsehaut, dann steigt die Temperatur doch wieder ins Sommerlich und der Raum wird warm, allzu warm.

Ich habe heute 30jähriges Firmenjubiläum im Brotjob, und durch den Umstand, dass ich zuhause arbeite, wird der Abstand zu der Zeit, in der ich dort begonnen habe, noch größer. Was für ein Unterschied, technisch gesehen, wie sehr war Arbeit damals mit dem Gebäude und auch mit greifbaren Gegenständen verbunden. Menschlich ist es selbstverständlich auch ein großer Unterschied, es war ein anderes Land zu jener Zeit, eine andere Kultur, ein erheblich anderer Alltag.

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Eine Meldung über Rückgang beim Autoverkehr. Das finde ich faszinierend, weil es meiner wahrgenommenen Realität nicht entspricht. Womit ich nicht meine, dass ich Recht habe oder etwas besser weiß, es fällt mir nur nicht auf, dass da etwas weniger wird. Ab wieviel Prozent merkt man wohl was? Ich merke bisher nur, dass alle immer schneller und also auch lauter fahren.

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In den Foodblogs erscheint nun ein Kürbisrezept nach dem anderen, Kürbis, Kürbis kommt an alles. Der orangefarbene Pumpkin-Spice-Alltag im September.

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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

10 Kommentare

  1. In der Mediathek des mdr sind unter „Filmklassiker“ fortlaufend DDR-Serien verborgen. Wegen der Kulissen kann man die allemal anschauen, auch wegen Kostümen, Redewendungen, Haltung, Stadtansichten, Rollenbildern und manchem mehr.
    Aktuell gibt es noch einige Teile Treffpunkt Flughafen https://www.ardmediathek.de/sendung/treffpunkt-flughafen/Y3JpZDovL21kci5kZS9zZW5kZXJlaWhlbi80MTAzMWM1NC05OGQ2LTQyZTYtOWZlZC0wZmEyMjlkZmVlMmI
    und ein paar von Neumanns Geschichten https://www.ardmediathek.de/sendung/neumanns-geschichten/Y3JpZDovL21kci5kZS9zZW5kZXJlaWhlbi9kNjQ0NzQyZS01NDk5LTQ3MGItOTkzNC1lZDY1MzMyZjhjY2I
    Gehirnwäsche muß man nicht fürchten.

  2. Wenn ‚Friends‘ gefallen hat, auf pluto.tv (kostenlos, keine Anmeldung, legal – ich war überrascht) gibt es einen ‚Chaos City‘-Kanal – das fühlte sich in den 90ern zumindest hinsichtlich Humor und Atmosphäre sehr ähnlich an. Läuft dort allerdings nur auf Deutsch. 🙂

  3. Ach, dann sind wir ja Kollegen!
    Schönen Gruß von Dibbelbibbel zu Dibbelbibbel!
    (Klingt derart geschrieben wie eine saarländische Spezialität aus Kartoffeln)

  4. Da fühle ich mich doch sehr verwandt, mit dem erfolglosen Starren in das Streamingangebot. Meist suche ich mir dann doch wieder eine Musik-Doku bei Arte raus oder lieber gleich einen Geschichts-Podcast. Momentan versuche ich es indes mit „Rückkehr ins Haus am Eaton Place“ in der Arte-Mediathek. Vielleicht liegt es an mir, aber irgendwas stimmt mit der Serie nicht. Noch komme ich nicht recht drauf, aber ich fühle mich, nun ja, missachtet im Anspruch. Das „Haus am Eaton Place“ liebte ich, aber das liegt nun auch lange zurück. Je nun.

  5. Hier bei „filmfriend“ werde ich oft fündig. Ich habe nachgeschaut, dass auch Hamburg da mitmacht.

    Info aus Wikipedia:
    Filmfriend ist ein Video-on-Demand-Filmportal speziell für öffentliche Bibliotheken in Deutschland, Österreich, Schweiz und Luxemburg.

    Nutzer und Nutzerinnen von kooperierenden Bibliotheken können sich direkt über die Webseite von filmfriend, deren Apps oder über das Portal der jeweiligen Bibliothek einloggen. Dazu werden die Nummer des gültigen Bibliotheksausweises und das Passwort benötigt.

    Der Schwerpunkt des Filmangebots liegt auf dem europäischen und internationalen Arthouse-Kino. Aber auch deutsche Filme, Dokumentationen sowie Kinderfilme und -serien stehen zur Verfügung. Nach eigenen Angaben wird Wert gelegt auf „ein übersichtliches und gut ausgesuchtes Angebot an hochwertigen Inhalten“. Seit dem Start in Berlin im Juli 2017 haben sich über 550 öffentliche Bibliotheken und Hochschulbibliotheken für eine Kooperation mit filmfriend entschieden (Stand September 2022)

  6. Brügge ist wahrhaftig sehr schön! Wir waren diesen Sommer in der Gegend und die Stadt wurde mit jeder Seitenstraße und Gasse hübscher und hübscher. Hatten das so gar nicht erwartet und schwärmen nun (wie man merkt).

  7. Oah, „F****ing Bruges“ (they swear a lot)! Wir haben den Soundtrack auf der Fahrt dorthin gehört. Der Eintritt in den Turm gestaltet sich mittlerweile anders, und oben gibt es Sicherheitsvorkehrungen.
    Wie schön Städte sein können, die nicht im letzten großen Kriege plattgemacht wurden, ist von dort oben besonders gut zu sehen. Mit Windrädern am Horizont.

    Ansonsten fand ich „Beforeigners“ ganz interessant.

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