In Hamburg beginnen die bescheuerten Märzferien, was mich wie immer eher nervt, denn verreisen wollen wir in dieser unzuverlässigen Jahreszeit nicht, die Herzdame und ich haben eh keinen Urlaub. Und in der Wohnung werden durch schlafende oder, schlimmer noch, herumlungernde Jugendliche wieder alle Zimmer und Schreibtische und auch das Bad zu allen möglichen Tageszeiten zwei Wochen lang durchgehend besetzt sein. Problem.
Falls Sie noch nicht jahrelang hier lesen, der Ausdruck „Herumlungernde Jugendliche“ war in der Zeit, in der ich Berufsanfänger in der Sozialforschung war, eine feste Größe in der Viktimisierungsforschung. Wir haben damals (1987) regelmäßig im Auftrag von Universitäten gefragt, wer u.a. Angst vor „herumlungernden Jugendlichen“ hatte. Es hat sich mir förmlich eingebrannt, so oft habe ich das in den ersten Jahren im Büro getippt oder in turmhohen Stapeln von Fragebögen ausgezählt. Angst vor ihnen habe ich dennoch nicht.
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Die Kaltmamsell las Wolf Haas.
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Im Economist sehe ich, dass Deutschland immerhin auf Platz 7 von 194 Ländern ist, was den Lebensstandard angeht. Vor uns liegen noch die Staaten in Skandinavien, Hongkong und auf dem ersten Platz die Schweiz, am unteren Ende der Skala liegt Somalia. Und wir hatten die Diskussion schon vor Jahren in mehreren Blogs, einige werden sich vielleicht daran erinnern, aber es ist doch immer wieder bemerkenswert, wie wenig zuverlässig dieser offensichtlich krasse und eigentlich unfassbare Vorteil, den wir bei den allgemeinen Lebensbedingungen Tag für Tag haben, bei uns Glück auslöst. Wie ich damals schloss: Nach der Befriedigung der Grundbedürfnisse kommt nicht das Glück, sondern der Psychiater.
Heute würde ich aus guten Gründen die weibliche Form für die Fachkraft wählen, ansonsten stimmt der Satz nach wie vor, denke ich.
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Draußen auf der Nordsee, eine überaus traurige Meldung für den Freundeskreis Küste und Insel, sterben währenddessen die Trottellummen.
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Und eine kleine Bitte. Falls Sie sich auch über Newsletter informieren – ich wäre noch oder schon wieder an weiteren Tipps interessiert, gerade an solchen, die etwas abseits liegen, also nicht eben die Newsletter der überregionalen Zeitungen oder der Krautreporter, von Correctiv etc. – die habe ich alle schon, ebenso die von weithin bekannten Einzelautorinnen, also etwa von Nils Minkmar, Meike Stoverock etc.
Lesen Sie noch andere Newsletter? Vielleicht zu Spezialthemen oder von Spezialexpertinnen? Den Rezeptnewsletter einer lettischen Zeitung, die analysierende Wochenpost einer Politologin aus Brüssel, monatliche Berichte von KI-Forscherinnen, irgendwas?
Gerne kommentieren, ich bin ausgesprochen neugierig und lese gerne test. Und ich bin nie sicher, ob ich nicht vielleicht irgendetwas Großartiges übersehe.
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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.
Ich lese gerne Berlin Story News. Aber nicht als Newsletter. Auf der Seite gibt es sehr gute Berichte aus der Welt und auch das Tagesgeschehen. Sehr gut recherchiert, da die Reporter vor Ort waren. Ist halt manchmal auch sehr bedrückend. Gruß Katrin
Kein Newsletter im eigentlichen Sinn, aber immer wieder: die WoZ (https://www.woz.ch/), vor allem nachdem die NZZ völig entgleist ist und dazu aufruft, die Axx in Deutschland an der Regierung zu beteiligen …
Herumlungern…..zuletzt gehört von meiner Mutter ca. 1970 (?) und natürlich, wenn ich Schulferien hatte ?
Newsletter leider nur vom Nabu, aber im letzten ging es um Vogelstimmen.
https://whathappenedlastweek.com/
@Nils: Ah ja, den hatte ich ganz vergessen, danke!
Auch eine Art Newsletter „Today’s political cartoons“ von THE WEEK. Oft kenne ich die politischen Hintergründe, die da karikiert werden nicht und informiere mich dann aus anderen Quellen darüber. Das gibt interessante neue Erkenntnisse. Kann man als tägliche (kostenlose) E-Mail abonnieren.
https://theweek.com/cartoons/todays-political-cartoons-march-15-2024?utm_campaign=cartoon_newsletter_20240315&utm_source=cartoon_newsletter&refid=4D9257658B763110A2FA588D6A756A7E&utm_medium=email
Kein Newsletter-Tipp, den Sie nicht schon kennen, aber Dank für das ausgedrückte Gefühl zu Jugendlichen in der Wohnung zur Ferienzeit.
Ich habe immer ein schlechtes Gewissen, weil ich die Struktur der Schulzeit (wenn mal kein Unterricht ausfällt) in den Ferien vermisse. Sonst nichts, aber die Struktur und Plambarkeit jugendlicher An-und Abwesenheiten.
@ Trottellumme
Lesenswerter Roman zum Aussterben des Riesenalken:
von Sibylle Grimmbert
Newsletter. Ich habe das nie verstanden. Meine Posteingang ist für mich immer mit Arbeit/ToDo verbunden. Da haben Neuigkeiten oder Blogposts nichts zu suchen. Entweder RSS oder gar nicht.
Die An- und Abwesenheitszeiten herumlungernder junger Erwachsener wird zu deren nicht mehr Schul-, sondern Studienzeiten noch viel „lustiger“. 🙂
„Für eine lebenswerte Welt im digitalen Zeitalter“ steht https://digitalcourage.de/, die ich auch als Newslettertipp sehr ans Herz lege. Sich der eigenen Daten im Alltag bewusst zu werden, da gibt es immer wieder neue Impulse.
Nicht wirklich Newsletter. Einfach eine möglichst diverse Auswahl an Menschen, denen ich auf Mastodon folge zu Spezialthemen die mich interessieren znd/oder über die ich nichts weiß. Und dann lese ich, was die verlinken.
Cory Doctorow (@Pluralistic) für Technik und Marxismus, Baldur Bjarnson für KI und Island, etc
Einen hab ich noch: den des Vogelwarts auf Trischen vor Friedrichskoog.
Historische New York Stadtgeschichten Schnipsel. Ich lese sie im Newsletter und freue mich über jede neue Mail
https://ephemeralnewyork.wordpress.com/
https://www.teltarif.de/ hat einen kompetenten Newsletter – wenn Sie den abonnieren, traben Ihnen dauernd die großen und kleinen Namen der deutschen Telekommunikation über den Bildschirm, dazu Tech-News, Gadgets und Verbraucherinformationen.
Aus meiner Sicht noch zu nett geschrieben (in Deutschland ist Telekommunikation oft rückständiger und teurer Bullshit – Sie verzeihen bitte diese fachlich fundierte Analyse), ansonsten gibt der Newsletter einen guten Überblick.
@Gabi – Vielen Dank für den New York Newsletter. Mein Mann ist ein New York City Boy und liebt die Geschichten 🙂
Kein Newsletter, jedoch so viele Mut-machende Interviews großartiger Menschen. Geht noch bis zum 19.03. in der kostenlosen Variante: https://pioneersofchange-summit.org/
Und dann natürlich der Newsletter von Charles Eisenstein, dessen Bücher ich alle auch empfehle: https://charleseisenstein.substack.com/
Der kürzlich gestartete „Krasse Links“-Newsletter von Michael Seemann ist bekannt? Dort werden gelegentlich weitere gute Newsletter empfohlen.
Ich empfehle die wöchentlich erscheinende Kolumne „Deutscher Alltag“ von Kurt Kister, aber vermutlich kennen Sie die längst. https://nl-link.sueddeutsche.de/u/gm.php?prm=x8mHdzli82_783191557_3859935_20550&_esuh=_11_1f20d15c5bef843dc9ed26d7541f090f5ae3551bc4253f0271ddc7a817f63060
Oh, bei uns wird inzwischen vor vagabundierenden Jugendlichen gewarnt. Ich habe noch keine getroffen, trotzdem ich in der Ecke der Stadt wohne.
Abgesehen davon finde ich ein ordentliches Maß „Nichtstun“ ab und an sehr gesund und förderlich.
https://www.tagesspiegel.de/potsdam/landeshauptstadt/einwohnerversammlung-im-potsdamer-norden-viele-jugendliche-vagabundieren-herum-11368996.html
Ich finde den Semafor Flagship Newsletter ganz gut um global mal über den Tellerrand zu schauen, auch wenn ich da nur wahlweise den Links dann weiter folge, weil es doch immer viele Meldungen sind
https://www.semafor.com/newsletters
„Deine Korrespondentin“ finde ich ein tolles Projekt, das ich via Steady unterstütze, daher weiß ich gerade nicht ob der Newsletter ohne Mitgliedschaft so viele (kostenlose) Infos bietet. Einfach mal probieren, vielleicht
https://www.deine-korrespondentin.de/
Zwar nur einmal im Monat eine Kleinigkeit, aber ich mags: https://www.julianetopka.de/newsletter-zwei-minuten-fuer-die-sprache/
Ich finde den Begriff Herumlungern auch aus der Zeit gefallen, habe ihn lang schon nicht mehr gehört, aber er gefällt mir wegen seiner Harmlosigkeit. Und ich sehe auch keine Bedrohung darin, wenn sich Jugendliche in ihrer freien Zeit im öffentlichen Raum treffen. Nicht alle haben die Möglichkeit dazu in ihren Elternhäusern.
Dieser literarische Newsletter ist bekannt: „Wolken und Kastanien“, https://steadyhq.com/de/renatus-deckert/about
Wobei, geht das als Newsletter durch? Jedenfalls sehr angenehm zu lesen und kommt auch wirklich nur ins Postfach, wenn der Autor was zu sagen hat.
Ich empfehle den Typolexikon-Newsletter von Wolfgang Beinert. Man lernt großartige Begriffe, entdeckt in jeder Ausgabe Majuskeln einer anderen Schriftart und wird – was ich wichtig finde – nicht zugepflastert mit Mails, denn es kommen nur alle paar Monate Nachrichten in den Posteingang geflattert. Ich für meinen Teil freue mich dann, weil sie etwas Besonderes sind.
https://www.wolfgang-beinert.de/newsletter/newsletter-maerz-2024/
Ich empfehle noch den Newsletter „Dranbleiben“ von André Cramer: „ Ein regelmäßiger Newsletter mit Artikelbesprechungen aus den Bereichen Technologie & Innovation und Gesellschaft & Politik. Und vor allem von dort, wo sich beide Sphären berühren.“
Ich schätze die kommentierenden Zusammenfassungen von längeren Texten, oft international, die etwas weiter ausholen und von den vielen neuen Dingen auch die kritischen Seiten ausleuchten. Ich schaffe es nie, die Texte zu lesen, finde es aber beruhigend, dass ich eine Ahnung von ihnen bekomme und nachlesen könnte. Meistens Texte, die mir anderswo nicht empfohlen wurden.
https://theandrecramer.substack.com/subscribe?utm_medium=email&utm_source=post&utm_content=140516029&utm_campaign=email-checkout&next=https%3A%2F%2Ftheandrecramer.substack.com%2Fp%2Fdranbleiben-ausgabe-107&r=39h39