Aus einer anderen Epoche

Bei RND gibt es einen Rechner für die Temperaturabweichung seit Anfang 23 im Vergleich zum langjährigen Mittel, man kann das Ergebnis nach PLZ ermitteln und staunt dann vermutlich nicht schlecht.

Unabhängig von der Datenlage gab es in dieser Woche in Hamburg den ersten Tag, den alle (also alle in meinem Umfeld) eindeutig als zu heiß empfunden haben, nicht nur seltsam warm, der eher ein Juli-Tag war, mit Hochsommeratmosphäre, der völlig falsch war und beunruhigend. Noch beunruhigender, wenn man bedenkt, dass dabei die ganze Zeit ein leichter Wind ging, seltener Ostwind, ohne den es sich noch deutlich wärmer angefühlt hätte.

Der erste Tag im Jahr auch, an dem es schlauer schien, auf der Schattenseite der Straße zu gehen. That escalated quickly. Ich chatte im Home-Office mit Kollegen in Indien, ich sehe nebenbei nach, wie heiß es bei denen ist. Dagegen ist es hier frisch, aber wem helfen Relativierungen.

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Der gleich folgende Link ist für Sie womöglich nicht übermäßig interessant.

Aber am Ende ist die schöne Regel, nach der alle Fragen, die mit „Bin ich eigentlich der/die Einzige …“ beginnen, kategorisch verneint werden können, eine der Regeln, die ich im Laufe meines Lebens mehrfach und vollumfänglich bestätigen konnte und die ich für wirklich wichtig halte, es ist also am Ende doch für sie interessant.

Ich habe jedenfalls in den Neunzigern aus Gründen der Liebesblödigkeit, aus verdammt guten Gründen also, bei den Nachrichten nicht aufgepasst. Kategorisch nicht, wie schon mehrfach im Blog erwähnt, deswegen fand ich die kurze Zusammenfassung der deutschen Geschichte in den Neunzigern bei Radiowissen (23 Minuten) hörenswert und auf eine angenehme Art belehrend.

Auf eine gewisse Art war es leider auch etwas peinlich hörenswert, denn ich müsste ernsthaft mehr wissen, mit meinem heutigen Anspruch gedacht. Ich weiß nicht einmal mehr genau, ob ich zu den geschichtlichen Vorgängen in diesem Jahrzehnt, und so wenige waren es nicht, eine auch nur halbwegs fundierte Meinung hatte und wie grünlinks oder auf die alte Art liberal, die Älteren erinnern sich, sie wohl war. Ich kann nur feststellen, dass ich auf eine gewisse Art geistig nicht dabei war, als das alles passiert ist. Wie damals, noch ein Jahrzehnt davor, in der Mittelstufe in Mathe – innerlich komplett abwesend.

Gerade gestern sah ich zufällig, was Sohn I im Moment für Mathe lernen muss, kurz vor der Oberstufe, und mir sagte keiner der Begriffe etwas, nicht einmal ansatzweise, nicht einmal die Kapitelüberschriften. Und doch hatte ich das alles auch einmal. Ich bekam meine letzte Arbeit in dem Fach allerdings mit dem Vermerk „Kaufen Sie sich einen Sarg“ zurück. Das Lehrpersonal war direkt damals, deutlich direkter als heute.

Rainald Grebe, in seinem Song “Die Neunziger“:

„Ich bin ein altes Brauereipferd, aus einer anderen Epoche

War das im Pleistozän oder letzte Woche“

Egal. Ich war damals eben anders, da kann ich nichts mehr machen. Ich kann nur mein stark abgelenktes Vergangenheits-Ich kritisch und kopfschüttelnd im Rückspiegel ansehen, und was nützt das.

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4 Kommentare

  1. Ganz andere Frage: Welche App zur Bestimmung von Vogelgezwitscher ist empfehlenswert? Ich wüsste gerne, wer mir morgens um 4:30 Uhr den letzten … ähm … ersten Nerv raubt.

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