Was vollkommen erwartbar war: Hamburg räumt für die EM auf. Es geht wieder einmal gegen die Obdachlosen und es geht um das Wegerecht, wer darf eigentlich wo sein. Die Frage ist fundamentaler, als man vielleicht zunächst annehmen möchte.
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Links für Menschen mit Interesse an Mode hat Kid37 in seiner neuen Sammlung.
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Wir nehmen Abschied von Madame Hardy, merci pour les chansons. Hier ein Nachruf im Guardian. Auf Youtube gibt es viel von ihr, und es ist eine ebenso empfehlenswerte wie schöne Beschäftigung, sich da durchzusehen und zu hören. Wieder einmal und völlig enthemmt bis zum Hals in Nostalgie badend.
Lebensbegleitende Musik war das, ist das auch weiterhin, und in den Kommentaren unter den Songs kann man nun lernen, was man im Nachbarland im Todesfall schreibt. Repose en paix. Ich wähle ein Video, das zu der Zeit passt, aus der ich gerade etliche französische Spielfilme ansehe.
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In loser Fortsetzung der Gedanken von gestern: Es ist schon seit mehr als einer Woche deutlich kühler in dieser Stadt. Es regnet auch reichlich. Es geht nicht eben sommerlich zu da draußen, das könnte auch März oder später Oktober sein. Und es wird so schnell auch nicht wieder sonniger, sieht man in den Wetterberichten, und längst hört man hier und da entsprechende Beschwerden im Smalltalk.
In der Außengastro sitzen nur noch wenige Gäste, teils bis zum Kinn in Decken gewickelt, sich unter quertreibendem Regen wegduckend. Es sind wie immer die, die sich an ihre Zigaretten und Heißgetränke klammern. Die anderen sitzen jetzt drinnen, wo es warm und trocken ist, wo auch der Wind nicht hinkommt. Dieser ewige Wind, von dem es mir so vorkommt, als sei er nennenswert präsenter in der Stadt als in anderen Jahren. Jeden Tag diese Böen. Jeden Tag immer wieder auffrischend, seit Wochen schon, auch an den warmen Tagen, das war doch sonst nicht so.
Aber seiner Erinnerung kann man auch nur noch partiell trauen, wenn es um Wetter und Klima geht. Draußen auf Trischen hat das Wetter währenddessen tragische Folgen.
Mir ist das bescheidene Wetter eher recht, denn unsere Wohnung unter dem elenden Metalldach war schon Ende Mai wieder zu stark aufgeheizt. Die ersten Nächte wurden mir bereits zu anstrengend. Auch diese saisonale Wahrnehmung war deutlich früher als sonst im Jahr, wie alles in diesem Sommer.
Die Bauweise unseres Hauses aus den Achtzigern wurde am Beispiel eines ähnlichen Gebäudes neulich von einer Architektin mir gegenüber als „Hartes Camping“ bezeichnet. Das wollte ich eben berichten, denn ich mochte den Ausdruck sofort. Hartes Camping, da hört man gleich, wie gut das hier isoliert ist. Man hat umgehend eine überaus einleuchtende Vorstellung von der Energiebilanz und also von der Sanierungsbedürftigkeit des Hauses. Und man weiß noch genauer, was man von der Architektur der 80er zu halten hat, die auch vom Design her nicht eben würdevoll in die Jahre kommt, wie wir alle um uns herum sehen.
Vermutlich trauert niemand um abgerissene Häuser aus diesem Jahrzehnt, wenn nicht gerade besondere persönliche Verklärungen aufgrund darin erlebter Geschichten vorliegen. Diese Gebäude können weg und hinterlassen in aller Regel keine Lücken, die irgendwem besonders wehtun. In Hammerbrook etwa werden de Bürohäuser aus dieser Zeit, und es sind viele dort, geradezu routinemäßig abgerissen, wenn langjährige Vermietungen enden. Und es interessiert niemanden. Da stehen keine Menschen mit Wehmut im Blick an den Bauzäunen und denken zurück.
Nein, man sieht kaum hin. Man hat da keine Gedanken in der Richtung von: „Das Stadtbild, das arme Stadtbild!“ Denkmalschutz eh kein Thema.
Wenn die Anzahl der Hitzetage im Sommer jedenfalls weiter zunimmt, und vermutlich wird sie das tun, auch wenn es gerade noch so frisch ist, wenn die Durchschnittstemperatur weiter stetig steigt, und vermutlich wird sie das tun, wird das Wohnen in diesem Haus für mich schwieriger. Denn mit fortschreitendem Alter kann der Mensch Hitze nicht besser ab und ich merke dummerweise etwas deutlicher als andere, dass ich Wärme mit jedem Jahr schlechter vertrage. Problem.
So werden die Themen, die in den Nachrichten statistisch aufbereitet werden, auch abseits der aktuellen Unwettergebiete wieder zu einer persönlichen Angelegenheit und finden auf dem eigenen Sofa statt, auf dem man an einem Nachmittag im Sommer alles von sich wirft und vergeblich Kühlung sucht.
Die Stadt Hamburg veröffentlichte, ich sah es dieser Tage, eine neue Karte mit „Kühlen Orten“. Es werden auch wieder die üblichen Verhaltensempfehlungen für Hitzetage gepostet. Man wird in den nächsten Jahren sicher mehr davon sehen, in allen Städten.
Und wer weiß, vielleicht steht irgendwann unter einem der Texte hier, aus welcher angenehm temperierten U-Bahnstation ich ihn gesendet habe. Empfohlen wird von der Stadt die Station am Jungfernstieg, aber die in der Hafencity sind noch kühler, meine ich zu wissen.
Vielleicht noch einmal vergleichen. Man will kein Prepper sein, aber doch irgendwie vorbereitet.
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Der Alte Elbtunnel (das ist nicht die offizielle Schreibweise) ist wohl der Kandidat für den kühlsten Ort der Stadt – die Elbe liefert eine Wasserkühlung der Superlative, die Röhren werden sich nie richtig erwärmen.