Prost!

Wir haben gar nicht tatsächlich damit gerechnet, Isa und ich sind aber gestern mit unserem Projekt „Was machen die da“ tatsächlich zu den Bloggern des Jahres gewählt worden.

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Ganz herzlichen Dank an alle, die da mit abgestimmt haben! Und natürlich Glückwünsche an die Gewinnerinnen in den anderen Kategorien. Wohin aber nun mit dieser bezaubernden Statuette?

Wie gut, dass wir hier immer noch unentwegt Möbel hin- und herschieben, da kann ich die Abbildung überall mal testweise an die Wand halten. So etwas muss ja geehrt werden.

Ein Update bei „Was machen die da“

Und dann noch eines außer der Reihe! Ja, wir können auch anders. Der letzte Eintrag war der Weihnachtsmann, das Thema wirkt schon ein wenig abgehangen. Da musste etwas Neues her, da gibt es jetzt passend zur Sturmsaison einen fangfrischen, maritimen Artikel, ein Interview mit der Seekartenexpertin Susanne Dirkwinkel.

Ein neuer Eintrag musste aber auch her , weil wir für den hochseriösen Goldenen Blogger 2014 nominiert sind, da will man sich doch etwas hübsch machen, wenn so viele Leute gucken. Da kann man übrigens später am Tag für uns abstimmen, wenn ich in aller gebotenen Zurückhaltung einmal kurz darauf hinweisen darf?

Und zwar hier. Vielen Dank!

 

 

Nackte Nudeln

(Es folgt ein Gastbeitrag von Patricia Cammarata. Die kennen Sie entweder von ihrem eigenen Blog oder von ihrem letzten Artikel bei mir – nämlich hier.

Neulich habe ich es mal wieder getan. Ich habe das Essen gepfeffert. Zwei Umdrehungen mit der Pfeffermühle auf zwei Kilo Bratkartoffeln. Ich hab es getan, obwohl ich weiß, dass meine Kinder das nicht mögen. Ich dachte, sie schmecken das nicht. Bevor ich die Bratkartoffeln auf die Teller verteilt habe, habe ich geprüft, ob man den Pfeffer sehen kann. Konnte man nicht. Also habe ich die Portionen kommentarlos auf die Plätze meiner Kinder gestellt.

Kind 2.0 piekste eine Kartoffel auf, betrachtete sie kritisch und schob sie dann in den Mund. Schon während es denn Mund schloss, verzog es das Gesicht langsam zu einer Grimasse. „Du hast da wieder Pfeffer rein gemacht!“ Kind 3 schaut erschreckt auf und schiebt den Teller reflexartig von sich. „Erdbeerjogurt!“ Das Bratkartoffelessen war beendet.

Essen und Kinderessen

Da zeigt sich doch, dass Homöopathie Unsinn ist. Schließlich heisst es da „similia similibus curentur“ (Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden). Die winzige Dosis Pfeffer hätte dazu führen müssen, dass meine Kinder in Zukunft ihre Pfefferhypersensibilität verlieren. Ich weiß, ich weiß, die Potenz hat nicht gestimmt. Ich hätte das Bratkartoffelgemenge noch weiter verlängern müssen. So dass am Ende auf ein Teil Pfeffer 49.000 Teile Bratkartoffeln kommen.

Tatsache ist jedenfalls, dass die Kinder absolut nichts essen, was in irgendeiner Form Kontakt zu Pfeffer hatte. Sie sind aber nicht nur in Sachen Gewürze (die sich im Wesentlichen auf „Salz“ beschränken) wählerisch. Sie essen auch sonst nur sehr wenig. Dass sie nicht an Skorbut leiden und ihnen alle Zähne ausfallen liegt lediglich an dem Umstand, dass sie Obst lieben. So gehen ca. 20% meines Nettoeinkommens für Himbeeren, Mangos und Pomelos drauf. Mein Ökogewissen plagt mich, denn ich kaufe diese Sachen unabhängig von der Jahreszeit, auch mit dem Wissen um die grauenhafte CO2-Bilanz. Aber was soll ich denn tun, IRGENDWAS Gesundes müssen sie doch essen?

Essen und Kinderessen

Sie ernähren sich sonst nämlich von Nudeln ohne alles oder Erdbeerjogurt. Manchmal essen sie Stullen mit Butter. Manchmal Brötchen mit italienischer Fenchelsalami und getrockneten Tomaten. Das haben sie mal beim italienischen Opa probiert. Die Salami trägt den beschwingten Namen Finocchiona Antica Macelleria Falorni und ich importiere sie direkt aus der Toskana. Sie hat einen hohen Fettanteil und ist deswegen sehr weich. Gewürzt ist sie nur mit Fenchelsamen und Meersalz (kein Pfeffer!). Sie kostet sieben Euro pro hundert Gramm – aber wie gesagt, von irgendwas müssen die Kinder ja ernährt werden.

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Was ich an Geld für Nahrungsmittel für die Kinder ausgebe, das spare ich an meiner eigenen Ernährung. Für mich brauche ich nämlich nichts. Im Grunde ernähre ich mich wie Schneewittchen. Die hatte auch kein eigenes Tellerchen und kein eigenes Gäbelchen. Die pickte sich nur von jedem Zwergenteller etwas auf und begnügte sich damit. So mache ich das auch. Ich esse, was die Kinder übrig lassen. Einen Brotkanten hier, ein Wurstzipfel da, ein paar Löffel Jogurt, ein Stückchen rohe Möhre. Da jedes Kind andere Sachen isst, ernähre ich mich sehr ausgewogen.

Kind 1.0 Paprika. Aber nur rote und nur roh.
Kind 2.0 isst Teewurst. Aber nur auf Sonnenblumenkernbrot.
Kind 3.0 isst Reis mit Ketchup.

Ich weiß nicht, wie das gekommen ist. Ich weiß es nicht. Vielleicht habe ich erzieherisch total versagt. Aber ich bringe es nicht über mich, meine Kinder zum Essen zu zwingen. Die waren schon als Baby so. Nachdem ich alle gängigen Breis, die man käuflich erwerben kann, durchprobiert hatte, begann ich Breie selbst zu kochen und als ich bei Süßkartoffelbrei angelangt war, begann das Baby plötzlich zu essen. Ein Jahr später fuhren wir im Sommer nach Schweden und entdeckten Mangobrei. Das Kind fing gerade an zu sprechen. „Mama!“ „Papa!“ „Ball!“ „Da!“ „MAMBO!“ Zum Glück waren wir mit dem Wohnwagen unterwegs. Wir warfen alles, was wir nicht unbedingt benötigten raus und kauften fünfzig Paletten Mangobrei.

Essen und Kinderessen

Das aß das Kind bis es drei war. Süßkartoffeln und Mango. Die ersten Jahre habe ich allen Ernstes versucht Dinge zu kochen, die wir alle mögen. Diese Idee war unglaublich dumm. Denn der kleinste gemeinsame Nenner sind eben „Nudeln ohne alles“. Als erwachsener Mensch kann man Nudeln ohne alles nicht jeden Tag aushalten. Man läuft schon beim bloßen Anblick Gefahr, an Langweile zu sterben.

Also koche ich jetzt, was mir schmeckt und die Kinder essen das nicht. Das ist uns ein sehr lieb gewonnenes Ritual geworden.


Patricia Cammarata ist IT-Projektleiterin, Psychologin und Mutter. Seit Mai 2004 bloggt sie unter dem Pseudonym
 dasnuf. In ihrem Blog erzählt sie einer langen Familientradition folgend gerne Geschichten. Es fehlt ihr gelegentlich an Ernsthaftigkeit, aber so ist das eben, wenn man morgens gemeinsam mit den Kindern Clowns frühstückt.

 

Die Herzdame bedankt sich…

… für das allererste Lesergeschenk von Nicole und Norbert. Ich freu mich riesig. Und wo ich gerade beim Bedanken bin, auch noch mal vielen Dank an Holger, der Sohn I eine große Freude mit den Toten Hosen und Sohn II mit dem Lego-Zubehör gemacht hat.

Danke, die Herzdame

Und los

Ich sitze am Schreibtisch, der Schreibtisch ist das letzte, was in der Wohnung noch steht. Der Rest liegt mehr oder weniger in Trümmern. Ich fühle mich wie ein Überlebender nach einer Naturkatastrophe, der in sein verwüstetes Heim zurückkehrt und sich ratlos umsieht. Die Naturkatastrophe war in diesem Fall allerdings die Herzdame. Sie hat in der leeren und etwas langsamer schleichenden Zeit zwischen den Jahren festgestellt, dass das Regal aus dem Flur auch prima ins Kinderzimmer passen würde. Und das Regal aus dem Kinderzimmer, das könnte dann doch ins Wohnzimmer. Und wo im Wohnzimmer diese Lücke ist, da könnte man im Möbelhaus am Rande der Stadt nachsehen, was man da hinstellen könnte. Und wenn das neue Stück eine andere Farbe hätte, warum auch nicht, dann könnte man den Rest der Möbel und die Wände anmalen, das müsste doch gehen? Und wenn sie so fragt, dann geht es auch.

Und dann gab es diese Innenumbau-Kettenreaktion, die jeder kennt, der schon einmal ein Bild geradegerückt oder einen Tisch verschoben hat. Alles gerät in Bewegung, alles stürzt auf einen ein, fliegt herum und verdoppelt sich im Volumen, sobald es den angestammten Platz verlassen hat. Das ist wissenschaftlich ungeklärt, aber hinlänglich bekannt. Wenn ich aufstehe, fällt sicher irgendwas um. Ich stehe also nicht auf, ich bleibe einfach hier sitzen. Die Herzdame steht währenddessen mit Farbmusterfächern vor Wänden und murmelt von Altweiß und Taubenblau, ich höre schon seit Tagen nicht mehr zu. Ich passe nur noch auf meinen Schreibtisch auf, ich hänge sehr an ihm.

Andere starten entspannt und fit ins Neue Jahr, wir erstehen eher aus Ruinen auf. Und aus dem Staub der letzten Jahre steigt eine neu dekorierte Wohnung. Zumindest demnächst, wenn der Maler erst da war. So beginnt das Neue Jahr mit glänzenden oder doch wenigstens mit taubenblauen Aussichten. Man muss es als gutes Omen nehmen. Alles. Immer.

(Dieser Text erschien als Sonntagskolumne in den Lübecker Nachrichten und in der Ostsee-Zeitung)

 

Kurz und klein

The same procedure

In nun schon alter Tradition erscheint hier auch an diesem Silvestertag wieder das bemerkenswerte und mittlerweile als historisch zu bezeichnende Bilddokument, das an einen Silvester-Abend vor vielen Jahren in besonderer norddeutscher Ausgelassenheit erinnert. Deutlich erkennt man die sogenannte Hanseaten-Ekstase in meinem Blick. Denn man muss gerade die süddeutschen und rheinländischen Leser gelegentlich daran erinnern: wir hier oben, wir sind gar nicht so. Wir können auch anders.

Merlix: Silvester
Und weil die Herzdame in diesem Jahr im Blog nennenswert präsenter war als sonst und hier neuerdings auch mit Bildern auftaucht, ergänzen wir erstmalig das entsprechende historische Bild von ihr. Gleicher Abend, einen Meter weiter:

Die Herzdame: Silvester

Wir wünschen einen guten Rutsch und ein wundervolles Jahr 2015 – bewahren Sie Haltung! Bis nächstes Jahr.

Und nie vergessen: Ein Silvester ohne Partyhut ist ungültig.

Und sonst so

Vor dem Jahreswechsel sind noch Schulden abzuarbeiten, ich habe da noch ein paar offene Fragen herumliegen – diesmal u.a. von Pyrolim. Dann wollen wir mal:

Woher stammen Deine Blog-Ideen?

Ich sitze hier einfach herum und warte ab, dass etwas passiert. Da ist man natürlich etwas im Vorteil, wenn man Kinder hat, man wartet nicht besonders lange. Wenn aber wirklich nichts passiert, dann koche ich was.

Mandala

Wie viel Zeit verwendest Du auf einzelne Blogbeiträge?

Wenn es ein Text wird, der potentiell irgendwo vorgelesen werden könnte, lasse ich ihn immer erst eine Nacht liegen und schreibe ihn am nächsten Morgen noch einmal um. Nun lese ich natürlich gar nicht dauernd irgendwo Texte vor, ich mache das sogar eher sehr selten, das ist also nur ein rein theoretischer Anhaltspunkt – wenn es ein möglichst gut formulierter Text sein soll, braucht er immer mindestens eine Nacht. Oder auch zwei oder drei. Ich schreibe in Schleifen, der Text ändert sich bei jedem Durchgang und erst, wenn ich einmal heil durchkomme, ohne etwas zu ändern, ist der Text fertig. Und wenn ich ihn dann auch noch laut lesen kann, ohne weiteren Änderungsbedarf zu hören, dann geht er online. Und wenn er online ist, dann sehe ich sofort, was man noch alles sehr dringend ändern müsste. Deswegen gucke ich ältere Texte von mir nicht mehr an, das würde mich in den Wahnsinn treiben.

Die Einträge zum Kochen oder Backen dauernd manchmal auch ziemlich lange, da kommen die Aufnahmen dazu, die Bildbearbeitung, die Abstimmung mit der Herzdame oder den Söhnen, das Warten auf Licht usw. Und nicht jedes Essen gelingt sofort, manches wird einfach nichts und ich schreibe nicht über misslungene Gerichte.

Welches war Dein erfolgreichster Blogpost?

Die erfolgreichste Seite im Blog ist die über den “Rest von Hamburg”. Und, das ist wohl ganz typisch für das Schreiben in Blogs, mit dem Erfolg habe ich so nicht gerechnet, das war nur so eine kleine Spaßaktion, die dann überraschend groß wurde.

#hamburg

Wie wichtig findest Du Fotos in Blogposts?

Ich finde Fotos sehr wichtig, man kann jeden Beitrag dadurch interessanter machen, das scheitert allerdings oft an der Zeit. Bilder machen kostet Zeit, Bildbearbeitung kostet Zeit, das vernünftige Verschlagworten von Bildern kostet auch Zeit.

Voll fett

Wie oft kommentierst Du in anderen Blogs?

Mitteloft. Oder? Keine Ahnung.

Welches Buch liest Du gerade?

Ein Kamerahandbuch. Und die Lektüre artet allmählich in Arbeit aus. Schlimm.

Welches Land würdest Du gerne einmal besuchen und warum?

Irland. Da wollte ich immer schon einmal hin, das hat sich aber nie ergeben. Ich war dann mehrmals in Schottland, das war auch schön, aber die Sehnsucht galt eigentlich doch der anderen Insel. Vermutlich will ich da schon seit der Werbung mit der irischen Frühlingsbrise hin, das ist schon eine Weile her. Da badeten rothaarige Schönheiten in altmodischen Badewannen, die auf blühenden Wiesen am Meer herumstanden, das fand ich schön.

In welcher Zeit würdest Du gerne einmal für zwei Wochen leben?

Zwei Wochen Anfang der Siebziger im letzten Jahrhundert wären nett. Die habe ich zwar schon einmal erlebt, die wären mir aber aus Recherchegründen bei Familienthemen noch einmal wichtig, da müsste ich um den 17. Juni herum nochmal etwas genauer wissen. Wobei der 17. Juni dabei eine rein private Bedeutung hat, der war bei uns nur ein Feiertag, weil da Oma Geburtstag hatte.

Welche Musik hörst Du gerne?

Das müsste ich nachlesen. Und ich könnte es sogar nachlesen, da ich am Ende eines jeden Monats so eine Liste veröffentliche. Tatsächlich habe ich aber auch diese Listen noch niemals wieder nachgelesen. Vermutlich sind die auffälligsten Konstanten Element of Crime und Leonard Cohen.

Hast Du einen Lieblingsort?

Klar. Ist im nächsten Sommer auch wieder gebucht. Und der sieht übrigens etwas nach der irischen Frühlingsbrise aus, fällt mir gerade auf.

Westerhever

Likörchen

Auch zwischen den Jahren steht der Buddenpütz in seiner Hobbyküche und hat da schon einmal etwas vorbereitet. Nämlich das hier:

Baileys

Das sind 300 ml Whiskey (der sollte eigentlich irischer Herkunft sein, das ist der hier leider nicht, wie der Kenner sofort sieht, das macht aber nichts), 200 g Sahne, 1 große Dose gesüßte (!) Kondensmilch (so etwas zählt also neuerdings zur russischen Küche – nanu!), 1 EL Espressopulver, 1 EL Schokoladensirup.

Damit macht man folgende hochkomplizierte Prozedur: Man schüttet alles zusammen und mixt es kurz und energisch durch. Dabei kann man jüngeren Familienmitgliedern damit auf den Wecker gehen, von alten Zeiten zu schwadronieren, also von der eigenen Kindheit zum Beispiel, in der man Kondensmilch, die kennen die Söhne hier übrigens gar nicht, noch aus der Dose genuckelt hat, einfach so. Weil alle Erwachsenen, besonders die Großmütter, davon ausgingen, dass man davon irgendwann groß und stark werden würde. Das kam bei mir übrigens nicht ganz hin, Bärenmarke hin oder her.

Aber wenn man schon bei diesem schönen Thema ist, kann man nebenbei noch erwähnen, dass es damals auch regelmässig Zuckerei gab, also ein in ein Glas geschlagenes Ei, das mit ordentlich Zucker verquirlt und dann roh getrunken wurde, das galt ebenfalls als Stärkungsmittel. Aber Achtung, nicht jeder junge Zuhörer ist der Vorstellung süßen Glibbers gewachsen. Egal, wenn man schon dauernd älter wird, dann darf man auch von früher erzählen, das gehört dazu.

Hat man jedenfalls so viel erzählt, dass man endlich alleine in der Küche ist, kann man in aller Ruhe probieren, was man da gemixt hat – und versinkt schon wieder in Erinnerungen. Diesmal landet man aber nicht in der Kindheit, diesmal geht es in die Jugend. Man ist sechzehn Jahre alt, man ist Oberstufenschüler. Man hat lange Haare und Pickel, man hat einen Parka und rote Jeans an, hört Neue Deutsche Welle und hat eine Flasche von diesem Zeug unterm Arm, Baileys stand da drauf. Das war der Likör, den man damals umschwärmten Mädchen zu Partys mitgebracht hat, wenn man es ernst meinte. Weil es der Getränk gewordene Puddingtraum war, weil es so schmeckte, als könne es unmöglich irgendwie schädlich oder auch nur stark sein, weil es als äußerst seriöses Erwachsenengetränk beworben wurde, das hatte also Stil. Und weil die Flasche für Schüler irre teuer war, unerschwinglich geradezu und man damit ganz prima seine Wertschätzung gegenüber Angebeteten ausdrücken konnte. Jedenfalls solange man sich nicht dazu hinreißen ließ, über die vorhergehende Beschaffungskriminalität zu reden.

Man selbst trank dann aber auf den Partys doch lieber Bier, denn Likör, versteht sich, Likör ging gar nicht. Likör war genau so schlimm wie der stets mit dem Strohhalm getrunkene Katlenburger Erdbeersekt vom Aldi. Spätestens da hört man dann lieber auf, sich zu erinnern, da wird es dann doch zu schlimm, und Verdrängung ist manchmal auch ganz schön.

Als ausgewachsener Mann kann man natürlich mittlerweile offen zugeben, dass es mindestens zwei Likörsorten gibt, die tatsächlich schmecken, auf Eiscreme oder auch auch ohne. Die eine ist Irish Cream, also Baileys, die andere ist, da bin ich aber womöglich nicht mehrheitsfähig, Eierlikör. Zur zweiten Variante kommen wir womöglich später im nächsten Jahr noch, die erste folgte eben gerade wiederum einem Rezept von Yvette van Boven, diesmal aus ihrem Buch “Home Made Winter”, also aus der kälteoptimierten Fortsetzung von “Home Made”.

Home made winter

Faszinierend jedenfalls, dass diese Irish Cream ziemlich exakt wie das Original schmeckt. Nicht wie irgendein Verschnitt, nicht wie ein netter Versuch – das kommt auf den Punkt hin. Das kann man ganz hervorragend als Last-Minute-Geschenk zur Silvesterparty mitnehmen und auch heute noch einer umschwärmten Dame in die Hand drücken. Und es ist natürlich viel wirksamer, den Likör selber herzustellen, als einfach nur irgendwo eine Flasche zu kaufen. Man hat ja doch mit Liebe am Mixer gestanden! Bei der Herzdame hat bereits der erste Schluck erwartungsgemäß große Freude und einen ähnlichen Backflash wie bei mir ausgelöst, damit werden wir wohl nach und nach noch den ganzen Freundeskreis beglücken.

Baileys