Wir haben ein neues Interview online, diesmal mit Stephanie Töwe. Sie ist Campaignerin bei Greenpeace in Hamburg, und nach der Lektüre wird auch vorstellbar, was man in diesem ziemlich speziellen Beruf macht.
Der Text findet sich hier.
Wir haben ein neues Interview online, diesmal mit Stephanie Töwe. Sie ist Campaignerin bei Greenpeace in Hamburg, und nach der Lektüre wird auch vorstellbar, was man in diesem ziemlich speziellen Beruf macht.
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Ich habe für Kress.de ein paar Anmerkungen zur PR-Branche geschrieben – bzw. zu dem, was man als Blogger von dieser Branche so mitbekommt.
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Jeder Mensch hat Aspekte und Verhaltensweisen, die andere wunderlich oder schrullig finden. Ich natürlich auch. Und es gehört wohl zum Spiel, dass man selbst diese Züge oder Angewohnheiten nicht besonders seltsam findet. Man merkt nur an der Reaktion der anderen, dass da vielleicht etwas drollig ist.
Mir geht es mit der Menüplanung so, nach Meinung meines Freundeskreises bin ich da ein etwas schräger Vogel. Da ich in dieser Familie für Küche und Einkauf zuständig bin, muss ich genau wissen, was wann gekocht werden soll. Deswegen sitze ich an jedem Sonntag hochkonzentriert hinter einem großen Stapel von Kochbüchern und recherchiere. Ich sehe natürlich auch im Internet nach, ich klicke mich durch Foodblogs, ich blättere in den alten Familienaufzeichnungen und Rezeptausschnitten – ich finde es nämlich durchaus herausfordernd, eine ganze Woche voller Mahlzeiten zu planen. Da muss Abwechslung und Schwung rein, da muss saisonales Gemüse rein, da müssen manchmal Sonderwünsche der Söhne und auch der Herzdame berücksichtigt werden. Außerdem müssen Reste möglichst elegant weiterverwendet werden, am besten natürlich gleich am nächsten Tag. Die Konsistenz sollte auch wechseln, von Suppe zu Nudeln zu Salat usw., die Geschmacksrichtung muss selbstverständlich ebenfalls charmant variieren. Ich mache mir also Gedanken, ich mache mir einen Plan, ich komponiere das durch. Ich investiere Zeit und Mühe, sogar ziemlich viel davon. Ich mache das gerne, das gehört eben zu meinem Familienleben, da muss jeder etwas beitragen. Es entsteht ein großartiger Plan, eine handgeschriebene Menüfolge mit umseitigem Einkaufszettel, total praktisch. Ein perfektes Küchenprogramm, alles in Handarbeit. Mit Liebe und Fleiß zusammengestellt für meinen Haushalt. Wenn ich fertig bin, betrachte ich das Blatt mit nicht wenig Stolz. Habe ich es also wieder geschafft! Dann verlege ich den Zettel noch vor dem Montag unauffindbar und koche einfach eine Woche lang irgendwas.
Bis zum Sonntag. Dann mache ich einen neuen Plan.
(Dieser Text erschien als Kolumne in den Lübecker Nachrichten und in der Ostsee-Zeitung)
Mir wurden hier Fragen zugeworfen, für deren Beantwortung ich geradezu unanständig lange gebraucht habe, pardon. Jetzt aber!
Wo in Hamburg wohnst Du?
Im kleinen Bahnhofsviertel Sankt Georg. Das ist einerseits großartig, weil wir hier auch wohnen möchten. Das ist andererseits ziemlich blöd, denn unsere Wohnung ist zu klein, bzw. eigentlich nur falsch geschnitten, und wir können aus Kostengründen nicht umziehen. Alle frei werdenden Wohnungen ringsum gehen nur noch an Menschen, deren Vermögenssituation gänzlich anders als unsere geartet zu sein scheint. Das fühlt sich manchmal ein wenig seltsam an, to say the least. In der Tiefgarage um die Ecke, in der unser ganz normaler Mittelklassefamilienwagen französischer Herkunft steht, wirkt dieses Auto mittlerweile doch etwas ärmlich und flodderig – neben den ganzen Limousinen, Oldtimern, Sportwagen.
Warum wohnst Du da? Zufall? Wunschgegend?
Der Liebe wegen, weil die Herzdame hier wohnte, als ich sie kennenlernte. Hätte sie in Pinneberg gewohnt… nicht auszudenken. Da wird einem noch im Nachhinein ganz anders.
Wo würdest Du gerne wohnen?
Das Problem ist, dass wir tatsächlich am exakt richtigen Punkt der Stadt wohnen. Von der Lage her ist es diese Ecke, die man auf der Suche nach einer Bleibe im Stadtplan ankreuzen würde, mit dem gemurmelten Satz “Hier etwa wäre es ideal.” Das macht einen Umzug nicht eben leichter.
Dein Lieblings-Wochenends-Ritual?
Mittagsschlaf. Das klingt vielleicht wie ein Scherz, ist aber vollkommen ernst gemeint. Das Leben wäre ein wenig schöner, gäbe es nur mehr Mittagsschlaf. Nickerchen werden in der modernen Gesellschaft aber leider dramatisch unterschätzt. Die Herzdame gehört in diesem Sinne auch zur modernen Gesellschaft, die Söhne sowieso, die sind sogar extrem modern und lehnen Schlaf generell ab.
Hast Du einen kulinarischen Lieblingsplatz in Hamburg? Wenn ja, wo?
Wenn wir tatsächlich einmal Zeit haben, wenn wir sogar einen Babysitter haben, wenn wir uns einen netten Abend machen wollen, wenn wir verlässlich gut essen wollen – dann bleiben wir im Stadtteil und gehen abseits der Touristenzone ins La Famiglia, da war ich bisher immer zufrieden. Sehr anständige italienische Küche in, wie soll man sagen, bizarr-absurder Inneneinrichtung aus den 70ern (?). Jedesmal starre ich fassungslos auf den kunstvoll gerafften bonbonrosafarbenen Rüschenvorhang vor dem Gang zu den Toiletten, aber das gehört nun einmal dazu.
Alster oder Elbe? Warum?
Elbe. Ich wohne an der Alster, da ist die Elbe reizvoller. Logisch. Außerdem ist auf unserer Alsterseite so dermaßen viel Verkehr, dass es einfach keinen Spaß macht. Der Blick ist schon nett, keine Frage, aber niemand steht gerne am Rand einer Straße mit vier bis fünf Spuren.
Fischbrötchen? Welches? Wo?
Fischbrötchen immer gerne, aber sie schmecken überall gleich. Oder ich bemerke zumindest die Unterschiede nicht. Besser als an den Hamburg Buden schmecken sie z.B. in Husum bei Loof, das merke sogar ich. Krabbenbrötchen esse ich gar nicht mehr, seit ich einmal diesen Film über die Krabbenverarbeitung in Marokko und das Bad in Benzoesäure gesehen habe.
Bist Du ein Marktgänger? Wenn ja, welchen besuchst Du am liebsten?
Ich gehe gerne auf den Steindamm, der zwar nur eine Straße ist, aber oft wie ein südländischer Markt wirkt, siehe hier. Reicht völlig aus.
Dein liebstes Hamburger Gericht?
Dein ultimativer Hamburg-Touri-Tipp?
Ach, man landet doch immer wieder bei dem Klassiker schlechthin. Ohne den ist es einfach kein Hamburg.
Wo gibt es Deiner Meinung nach das beste Franzbrötchen?
Die Franzbrötchen aller großen Bäckerei- und Kiosk-Ketten taugen nichts. Die Tendenz geht im Moment leider dahin, dass sie immer härter werden, oft sogar mit kristallinem Zuckerrand. Das gehört so aber nicht, finde ich. Wenn man wirklich gute Franzbrötchenhaben möchte, muss man in kleine Biobäckereien, dort schmecken sie oft um Klassen besser, sind manchmal auch weniger gesüßt. Wenn man aber doch auf Kioske angewiesen ist, sollte man einen türkischen wählen – die Großbäckerei, die diese Buden versorgt, kriegt es besser hin als die deutsche Konkurrenz.
(Wer 12 von 12 nicht kennt, die Erklärung findet sich hier)
Man muss auch an solchen Formaten grandios scheitern können, versteht sich. Blogs sind nicht da, um perfekt zu sein, Blogs spiegeln manchmal auch nur strebendes Bemühen, aber von Erlösung keine Spur.
Heute war ich im Büro und danach zu einem Termin für „Was machen die da“. Im Büro kann ich aus naheliegenden Gründern nicht fotografieren, bei „Was machen die da“ sagen wir im Vorwege nicht, wo wir waren, damit ist schon mal ein Großteil des Tages als Motiv komplett ausgeschlossen. Was macht man da? Ich habe heute nur Symbolbilder zu bieten, mehr war einfach nicht drin.
Der Tag beginnt damit, dass ich einigermaßen fassungslos meine To-Do-Liste anstarre, die ein deutliches Zeichen dafür ist, dass ich von allen guten Geistern verlassen bin.
Dann gehe ich brav ins Büro, Pflichterfüllung ist alles. Zumindest an manchen Tagen.
Im Büro begrüßt mich ein ansprechendes Aufgabenportfolio. Wie jeden Tag.
Nach der Arbeit gleich zum nächsten Job, wie das bei Festangestellt-Freiberuflich-Mehrfachtätern so ist. Ich treffe Isa, die beste Projektpartnerin ever, wir machen Sachen zu zweit.
Danach einkaufen. Sohn II hat Besuch, und man weiß nie, was fremde Kinder so essen.
Und dann wird gekocht. Leichte mediterrane Küche für den verwöhnten Gaumen.
Sohn I ist auf Reisen, Sohn II hat daher das Zimmer für sich alleine, das motiviert zum frühen Abflug.
Was mir die Gelegenheit gibt, meine Eigenschaft als Charmebolzen einmal wieder an der Herzdame auszuleben, man will ja nicht aus der Übung kommen, auch in der langjährigen Ehe nicht.
Ich verlasse mich da ja auf alterhergebrachte Geheimrezepte.
Nächster Tagesordnungspunkt: „Gemütliches Beisammensein.“
Und dann ist es auch schon deutlich nach acht und ich gehe bekannterweise früh ins Bett.
Mit einem Buch, vesteht sich.
„Und, was war heute bei dir so los?“ „Puh. Der Bär.“
— Madame de Larenzow (@Larenzow) 20. April 2015
In meiner persönlichen Hölle erzählen Kinder Witze. Ununterbrochen. Und verhauen jede Pointe.
— Familienbetrieb (@Betriebsfamilie) 21. April 2015
Wenn Kinder nur in Reimen sprechen, muss man nach ner Stunde brechen. Oder so. Popo. Huch, das macht Laune, ich alte Pflaume!
— Madame de Larenzow (@Larenzow) 21. April 2015
Die Krankenkasse will wissen, ob die Kinder Einkünfte haben. DAS WÜSSTE ICH DANN AUCH GERNE!
— Helena (@SchlimmeHelena) 21. April 2015
„Ohhh toll! Warum gibts Eierkuchen, Mama?“ „Weil ich euch sooo gern hab*.“ *und ich vergessen habe Brot einzukaufen.
— Patricia Cammarata (@dasnuf) 24. April 2015
Kind2 sucht das „Aushaltpapier“. Ich eigentlich auch.
— Königin der Umn8ung (@Gminggmangg) 24. April 2015
„Mama! Der Eimer ist einfach so kaputt gegangen!“ „Wie einfach so?“ „Wir sind drauf gesprungen und dann war er von alleine kaputt.“
— Tomster (@namenlos4) 25. April 2015
Die Kinder sollen Spielzeug aussortieren, um Platz zu schaffen: 2 Pixiebücher, 2 leere Klorollen, unbemalt. Sieht gleich ganz leer aus.
— Madame de Larenzow (@Larenzow) 26. April 2015
Und irgendwann werden wir alle die gleichen Drogen nehmen wie die Moderatoren im Kika-Baumhaus und dann werdn wir über die rosa Berge tanzen
— Bine (@bine84) 23. April 2015
Ich: hast du dein Brot aufgegessen? 3jährige: ja. Ich: aber es liegt noch da. 3j: dann guck nicht hin. Und jetzt weiß ich auch nicht.
— Ich_bin (@DieNaerrin) 24. April 2015
Ich hätte mir so viel aussuchen können, womit ich überfordert bin. Handschuhe häkeln oder so. Aber nein, es mussten ja Kinder sein.
— Madame de Larenzow (@Larenzow) 3. Mai 2015
Wisst Ihr eigentlich wie kalt das ist, wenn man einen faustgroßen Klumpen Eis herunter schluckt, weil das aufgewachte Kind vor einem steht?
— Susanne Mierau (@fraumierau) 3. Mai 2015
Eben ein Auto mit dem Aufkleber „Berchtesgaden“ auf der Heckscheibe gesehen. Das arme Kind!
— Decadance (@deca_dance) 5. April 2015
Todesursache: Beim Versuch neben schlafendem Kind lautlos zu niesen implodiert.
— Königin der Umn8ung (@Gminggmangg) 9. Mai 2015
Tiere riechen es wenn man Angst hat. Kinder riechen, wenn man es eilig hat.
— Tomster (@namenlos4) 6. Mai 2015
Männer, die Dich nachts wecken, weil sie es nicht ohne Dich aushalten, nennt man Söhne.
— Helena (@SchlimmeHelena) 8. Mai 2015
Die Große legt schon früh viel Wert auf reine Haut und pflegt sie mit Milch. Und Mandeln. Rosinen. Was eben so drin ist in einem Müsli.
— Child of Life (@wousel) 8. Mai 2015
Warum lacht die Person neben mir in der Umkleide, wenn Kind 3.0 nach Ermahnung fragt „War das die allerletzte oder die vorletzte Ermahnung?“
— Patricia Cammarata (@dasnuf) 9. Mai 2015
„Sind wir bald da?“ „Nein!“ „Sind wir bald da?“ „Nein!“ „Sind wir bald da?“ „Nein!“ Wie ich mir die Zeit alleine im Auto vertreibe.
— Seppanovic (@Seppanovic) 8. Mai 2015
Wenn K1 drei Stunden nach dem üblichen Einschlafzeitpunkt noch wach ist, kommt er in das, was wir die Kinski-Phase nennen.
— hellojed (@hellojed) 5. April 2015
Ein Terminhinweis, der für viele zu spät kommen wird, ich habe aber auch erst gestern von der Aktion erfahren – heute Gratiscomictag. da werden bei einigen Händlern bestimmte Comics verschenkt, welche, wo und wie erfährt man hier. Wir haben das eben im Presseshop im Hamburger Hauptbahnhof ausprobiert, das war sehr ergiebig und erfreulich. Im Hauptbahnhof ist die Aktion allerdings auch schon wieder beendet. Auf der eben verlinkten Seite findet man weitere Gelegenheiten, nicht nur in Hamburg.

Und nächstes Jahr weise ich dann hoffentlich früher auf den Tag hin.
Wir haben neulich beim Besuch der Langen Nacht der Museen festgestellt, dass wir da sieben Jahre lang nicht mitgemacht haben, das war tatsächlich eine etwas irritierende Erkenntnis. Kaum bekommt man ein, zwei Kinder, zack, sind schon sieben Jahre um? Hat man denn womöglich noch mehr Unternehmungen sieben Jahre lang einfach ausfallen lassen, nur weil man zu nichts kam? Es sieht ganz ganz so aus.
Die Hetlinger Schanze – hier die Wikipediaseite dazu – ist ein Elbstrand und Naturschutzgebiet kurz hinter Wedel, von Hamburg aus betrachtet. Da waren wir früher öfter, da waren wir immer gerne. In einem Früher, das fast schon ein Damals geworden ist. Jetzt fuhren wir also mit den Söhnen dahin, denn es ist immerhin auch eine Art Bildungsauftrag, ihnen die die obligatorischen Ausflugsziele ihrer Heimat nahezubringen.
Wenn man nicht gerade an den strahlenden Feriensommertagen hinfährt, an denen ganz Norddeutschland rudelweise überall grillt, wo man sich auf Sand oder Wiese setzen kann, dann ist das ein verblüffend menschenleerer Strand. Vor allem, wenn man ihn mit dem Elbstrand bei Hamburg vergleicht, mit den Massenwimmelszenen vor der Strandperle. Und wenn der Himmel etwas bedeckt ist, so dass etliche Ausflügler gleich zu Hause bleiben, dann ist es ein perfekter Tag für die Hetlinger Schanze.
Hier kommt alle paar Minuten ein Radfahrer vorbei, zwei, drei Familien liegen im Sand herum, ein einsamer Spaziergänger starrt sinnend in die Wellen – das war es. Sonst trifft man nur Schafe, die auf den Deichen grasen, ganz so, wie man es vielleicht aus Nordfriesland gewohnt ist. Irritierenderweise kann man hier übrigens Schafe und Deiche sehen und dennoch Netz auf dem Handy haben, das ist für den Eiderstedtliebhaber eine höchst verblüffende Erfahrung.
Man kann Schafe und Schiffe gucken, man kann Hände und Füße ins Wasser halten. Und mehr brauchen Kinder auch nicht für ein, zwei perfekte Stunden.
Zwischendurch etwas Treibholz zurück ins Wasser befördern und zusehen, wie es langsam Richtung Nordsee treibt. Schon hat man einen wunderbaren Nachmittag.
Man kann die beiden höchsten Strommasten Europas, die hier am Ufer der Elbe stehen, ignorieren oder auch bewundern. Ich halte es wie die Schafe, ich gucke da gar nicht hin. Man kann immerhin in zwei Richtungen von den Strommasten wegwandern, dann sieht man sie sowieso nicht mehr. Man könnte natürlich auch ganz herausragend gut radfahren, wenn man denn Räder dabei hätte.
Ich finde das ja äußerst entspannend, Schafe und Deiche und Schiffe. Ganz ohne weitere Zutaten. Na gut, etwas Wind, etwas aufblitzendes Sonnengefunkel auf dem Wasser noch. Man fühlt sich so angenehm norddeutsch dabei, so küstennah. Und man hat fast unweigerlich so ein kleines erholungsurlaubsähnliches Gefühl. Auch wenn man nur zwei Stunden da ist.
Und wenn man einen lernwilligen Nachwuchsblogger dabei hat, dann kann er sich sehr schön darin üben, geduldige Schafe zu instagrammen. Sohn I macht das hier gerade vor.
Es ist nicht ganz der freie Blick, denn man von Eiderstedt kennt, aber es ist so nah dran, wie man dem eben kommen kann, wenn man nur ein ganz kleines Stückchen aus der Stadt hinaus fährt.
Es gibt einen Bauernhof an der Hetlinger Schanze, den man nicht übersehen kann, weil man geradezu zwingend vor ihm parkt. Was man aber leicht übersehen kann, ist das Café auf dem Hof.
Da sitzt man entweder im Garten oder quasi beim Bauern im Wohnzimmer, bekommt Kaffee und hausgemachten Butterkuchen und Eis für die Kinder. Und das Café ist so dermaßen unspektakulär, dass man es schon dafür lieben muss. Besonders wenn man aus einem Szeneviertel kommt, in dem mittlerweile jedes Etablissement gnadenlos durchgestylt und inszeniert ist. Hier ist gar nichts gestylt. Hier stehen einfach Tische und Stühle. Und das kann auch einmal erholsam sein.
Ringsum ist reichlich Natur, man kann endlos gehen und wandern, wenn die Kinder denn endlos können. Können sie aber nicht, sie müssen z.B. Blumen pflücken. Das ist dann eben wichtiger, versteht sich.
Und das macht auch nichts. Dann hat man eben noch mehr Gelegenheit, sich die Schafe anzusehen. Das passt schon.
Ich glaube, wir fahren da jetzt wieder öfter hin.
Uwe Timm: Montaignes Turm. Essays. Das habe ich als eBook gelesen, daher ohne schickes Bild. Dabei fiel mir auf, dass sich Essays ganz hervorragend als eBooks eignen, das fühlt sich viel besser an als Romane, die Sachlichkeit der Gedanken harmoniert so nett mit der Technik. Vermutlich entwickelt man bei der Wahl der Medien irgendwann drollige Ticks, es gibt dann eben Bücher, die müssen gedruckt sein, die passen auf das iPad, die passen auf das Handy usw. Und warum auch nicht.
Essays also, es geht in dem Band hauptsächlich um Literatur und dabei wiederum um ältere. Da habe ich wieder gemerkt, dass ich, ohne recht zu wissen warum, Sekundärliteratur manchmal wahnsinnig gemütlich finde. Ja, gemütlich. Es fühlt sich seltsam heimelig an, über den Konjunktiv bei Kleist zu lesen, obwohl mich der wirklich nicht brennend interessiert. Ich habe auch nicht den Eindruck, mir besonders viel vom Inhalt zu merken, als Bildungsarbeit geht das also kaum durch, aber ich finde es irgendwie beruhigend und erbaulich. Die Raumform bei Montaigne, das nationale Identitätsgefühl bei Kafka, das klingt doch schon alles so herrlich unaufgeregt. so bibliothekslastig, so ruhig und ungestört erarbeitet in einem stillen Akademikerzimmer. Und das kann einem auch einmal guttun, sich in eine solche gelassen-gelehrte Stimmung zu begeben. Oder mir jedenfalls.
Und Uwe Timm ist natürlich ein ausgezeichneter Stilist, an seinen Sätzen denkt man gerne entlang, zumal er immer wieder so faszinierend wort- und detailverliebt ist. Wer ihn einmal auf der Bühne erlebt hat, der weiß, wie sich das auf die Zuhörer überträgt, diese Liebe zum Wort, zum Satz, zum Klang, zur Kleinigkeit. Und weil ich das so nett fand, diese Essays zu lesen, habe ich, ebenfalls als eBook, gleich darauf noch ein Sachbuch angefangen:
Karl-Markus Gauß: Lob der Sprache, Glück des Schreibens. Das sind kleine Stücke, irgendwo zwischen Glosse, Kolumne und Essay. Glänzend geschrieben und gedacht, es liest sich ein wenig so, als hätte man ein sehr, sehr gutes Blog entdeckt. So thematisch wild durcheinander, teilweise auch so kurz, meistens aber doch interessant. Ein ausgezeichnetes Zwischendurchbuch, von diesen Texten passen manchmal auch drei zwischen bei S-Bahnen. Im Freitag eine schöne Rezension zum Buch.
Gleich noch ein paar mehr Essaybände vorgemerkt, denn mit anderen Leuten quasi gemeinsam herumzudenken, das hat ja den Vorteil, dass man sich mal wieder fragt, ob man selbst eigentlich genug denkt. Gründlich genug denkt. Elegant genug denkt. Und die Fragen schaden ja nicht.
Karen Köhler: Wir haben Raketen geangelt

Das habe ich in Wahrheit noch gar nicht angefangen, das wollte ich nur anfangen. Ich habe Karen Köhler aber schon mehrfach daraus lesen hören und war jedesmal komplett hingerissen, ich fand die Geschichten wirklich außerordentlich gut. Und, weswegen ich das Buch auch schon erwähne, die Herzdame hat es bereits komplett durchgelesen und mir dann mehrfach Vorträge darüber gehalten, was das für ein tolles Buch sei. Und ich glaube fast, dass hat sie noch nie bei irgendeinem Buch gemacht.
Robert Seethaler: Die weiteren Aussichten
Bei Robert Seethaler reden alle vom Trafikanten und vom ganzen Leben, die beiden Titel scheinen ja gerade auf jedem Nachttisch zu liegen. Und bei mir ist es nun so – ich fand das hier noch besser. Das ist eine höchst spezielle Liebesgeschichte, ein abgedrehtes Road-Book, eine Hymne auf das Anderssein, ein durchgeknalltes Provinzstück, das ist ganz wunderbar und außerdem ein enormer Spaß. Zwischendurch klingt der Seethaler streckenweise wie Wolf Haas, das ist ein wenig irritierend, passt aber hervorragend zur Story und man möchte überhaupt nicht, dass das Buch aufhört. Ich weiß nicht, ob es bereits verfilmt wurde, es müsste aber ganz dringend verfilmt werden, ich würde dafür sogar ins Kino gehen. Es ist ja gar nicht selbstverständlich, dass man ein Buch beim Lesen so komplett als Film vor sich sieht, mit allen Details, aber hier ist das der Fall. Wirklich dicke Empfehlung! Grandioses Buch!
Nebenbei habe ich bemerkt, dass die drei Seethaler-Bücher, die ich jetzt kenne, jeweils einen vollkommen anderen Sound haben, als wären sie von drei Autoren geschrieben worden. Ich weiß nicht, ob mir das schon jemals bei einem Autor so aufgefallen ist. Wie isses nun bloß möglich?
Mai – Gedichte. Ausgewählt von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell.
Im Mai kriegen sich die Damen und Herren der Lyrikbrigade vor Freude natürlich gar nicht mehr ein, das ist auch nicht anders zu erwarten, das soll auch so sein. Sogar der olle Karl Krolow in “Neues Wesen”:
[…]
Frühling, ja, du bist’s!
Man kann das nachlesen.
Die grüne Hecke ist ein Zitat
aus einem unbekannten Dichter.
Die Leute streichen auch
ihre Familien an, die Autos,
die Boote.
Ihr neues Wesen
gefällt allgemein.
Der Satz mit der grünen Hecke, der hätte mir auch gerne einfallen dürfen. So schön.
Vorgelesen
Jutta Richter: Das Tontilon
Das ist ein Buch aus der Kindheit der Herzdame, sie hat noch eine ganze Menge der alten Kinderbücher, die auf die Söhne sehr anziehend wirken. Beim Wiederlesen kommt einem das Buch dann gar nicht mehr so toll vor, sagt sie, die Zielgruppe war aber gleichwohl sehr angetan. Und darum geht es ja.
Arnhild Kantelhart (Hrsg.): Es war eine dunkle und stürmische Nacht. Vorleseklassiker. Mit Bildern von Jutta Bauer,
Das habe ich tatsächlich wegen des Titels aus der Bücherei mitgenommen, weil gerade Sturm aufkam und es draußen dunkel wurde, als ich das Buch in die Hand nahm. So etwas kann man ja nicht ignorieren, da muss man den Zeichen folgen. Ich fand die Auswahl sehr ansprechend, in dem Buch findet man u.a. Brecht, Calvino, Krüss, Kipling, Tolstoi, eine wilde Mischung mit Geschichten, die auch dem vorlesenden Elternteil Unterhaltung bieten, weil sie manchmal etwas neben dem Erwartbaren liegen. Und Gott sei Dank tun sie das. Es ist nämlich gar nicht so leicht, gute Vorlesebücher mit vielen möglichst verschiedenen Geschichten zu finden. Wenn man die Regalmeter in Buchhandlungen und Büchereien entlangguckt, werden gerade immer mehr Bände nach Themen zusammengestellt, Jungsgeschichten, Mädchengeschichten, Mutgeschichten, Lachgeschichten, Schulgeschichten, Piratengeschichten und immer so weiter. Bei uns funktioniert Abwechslung aber viel, viel besser.
Und apropos Piratengeschichten, da muss ich auch einmal erwähnen, dass diese ganzen Reihen für Erstleser, diese Leselernbücher für Erstklässler – dass die allermeisten von denen ganz furchtbar sind. Die Geschichten sollen einfach sein, versteht sich, sie sind aber meist auch noch witzlos und bieder bis zum Anschlag, wirklich, das ist ein einziges Desaster. Ich verstehe auch gar nicht, wieso es in diesen Büchern immer noch dauernd um Indianer und Piraten und Ritter geht, die Erstklässler hier interessiert das gar nicht mehr, das ist doch Kindergartenkram, sagen sie. Sohn I und ich lassen diese Bücher jetzt wieder weg und lesen lieber ganz normale Geschichten.
Von dem Fischer und seiner Frau. Ein Märchen von Philipp Otto Runge, nacherzählt von Uwe Johnson, illustriert von Katja Gehrmann.
Das Buch hat Sohn II ausgesucht, der gerade strikt darauf aus ist, dass Bücher möglichst dünn sein müssen und gerne auch nur EINE Geschichte enthalten. Da bieten sich zahlreiche Märchenbände an. Die Herzdame und ich waren, Johnson hin oder her, etwas pikiert, denn das Märchen gehört doch eigentlich plattdeutsch erzählt, zumindest an einigen Stellen, aber nun gut. Wir sind hier ja tolerant und weltoffen. Die Illustrationen sind aber auf jeden Fall super.
Und weil Sohn II so besonders an kurzen Geschichten interessiert ist, gab es noch, ebenfalls aus dem Altbestand der Herzdame:
Ursula Wölfel: Siebenundzwanzig Suppengeschichten. Mit Bildern von Bettina Anrich-Wölfel. Das sind Geschichten, die so kurz sind, dass man sie vorlesen kann, während die noch zu heiße Suppe etwas abkühlt. Also ultimativ kurze Geschichten und das begeistert den Sohn wirklich sehr. Vielleicht sollten wir demnächst zu getwitterten Geschichten übergehen? Die eigentlich angepeilte Zielgruppe liegt vermutlich eher bei drei, vier Jahren, die Geschichten sind auch sehr einfach zu verstehen. Um nicht zu sagen sehr schlicht.
Gesehen
Nichts. Macht nichts. Ich habe den ungenutztesten Netflix-Account, den man sich vorstellen kann, immer wieder denke ich, ich könnte doch mal. Irgendwann. Bei Gelegenheit. Tja.
Gehört
Liebe, Schaps und Tod: Wader singt Bellmann. Ein Album, das eine eigene Wikipedia-Seite hat, wie praktisch. Bellmann ist vielleicht nicht so bekannt, mehr zu dem schwedischen Dichter kann man hier nachlesen. Er gehörte zu den Leuten, aus denen druckreife Lyrik nur so herausperlte, man kennt das z.B. von Goethe, der konnte das als junger Mensch auch schon. Bellmann ist von vielen, vielen deutschen Künstlern aufgenommen worden, wenn man etwas sucht, findet man die erstaunlichsten Stücke, etwa “Juhnke singt Bellmann”, das ist allerdings ziemlich schrecklich. Ich neige ja immer wieder zu schwerem Ohrwurmbefall und in diesem Monat bin ich “Weile an dieser Quelle” einfach nicht mehr losgeworden, das fiel schon unter zwanghaftes Nachsingen, kurz vor Behandlungsbedarf. Allmählich lässt es aber doch nach, ich habe die Hoffnung, im Mai wieder anderes hören zu können. Und beim Frühstück nicht mehr von Bekassinchen trällern zu müssen, die man ohnehin nicht mehr essen darf.
Wir haben Daniel Beskos und Peter Reichenbach vom Mairisch-Verlag interviewt. Die haben nicht nur einen sympathischen Verlag mit äußerst lesbarem Programm, die haben auch eine interessante Firmengeschichte, die sich ziemlich wohltuend von einigen anderen abhebt.
Zum Interview bitte hier entlang.