Trinkgeld Januar, Ergebnisbericht

Ich war im Januar mit der geschätzten Isa im Kino, es gab “Knives out”. Ich habe bisher nichts darüber geschrieben, pardon. Ein ausreichend unterhaltsamer Film war das, den man keinesfalls bereuen muss, ich mochte die Kulissen. Das klingt jetzt eventuell etwas abwertend, man muss dabei aber bedenken, dass mir Kulissen im Theater und bei Filmen wirklich wichtig sind. So wichtig sind die mir, dass ich der Handlung und dem ganzen Rest viel verzeihe, wenn die Kulissen nur super sind. Kulissen finde ich anregend, Kulissen machen mir Geschichten, ob da im Stück nun auch welche erzählt werden oder nicht. Ein interessantes Haus gab es im Film, ein sehr interessantes Arbeitszimmer gab es auch. Ich werde bei so etwas immer etwas wehmütig, denn ich habe ja keines. Es ist sogar so, ich habe im Moment und nach aktuellen Umbaumaßnahmen nicht einmal einen eigenen Schreibtisch in der Wohnung, ich vagabundiere vielmehr mit dem Notebook so über die Möbel und durch die Räume, unstet und flüchtig ziehe ich dahin (Nahaufnahme bebende Unterlippe des Bloggers).

Knives out ist ein betont altlmodischer Krimi, Agatha-Christie-Style, und es gehört zwar gar nicht hierher, aber mir fällt es nun einmal gerade gerade ein, bei dem Hörbuch “Das Wirtshaus der beiden Hexen”, die Vorlage wurde geschrieben von Joseph Conrad, gelesen wurde es von Hubertus Gertzen, gibt es eine Mordmethode, die mir noch nie vorher begegnet ist. Falls Sie sich für Mordmethoden interessieren, meine ich. Wobei die aber nicht eben leicht für den Privatgebrauch zu übernehmen ist. Egal, das nur ganz am Rande.

Ich habe mir im Januar außerdem ein Buch über Fallibilismus gekauft, das war leider ein Fehlkauf, bzw. nein, ich war eher ein Fehlkunde, mir fehlt nämlich die philosophische Vorbildung. Schlimm. Ich werde es irgendwo aussetzen.

Apropos philosophische Vorbildung, ich kaufte mir ferner die Werke von Epikur. Irgendwo anfangen, ne.

Und dann! Dann waren wir in Herford. Ich war noch nie in Herford, öfter einmal etwas Neues, Abenteuer, raus aus der Komfortzone, na, Sie kennen das. Herford ist gar nicht so weit vom Heimatdorf der Herzdame entfernt, man muss nur einmal um den Wilhelm herumfahren, das ist so ein Satz, den versteht in Nordostwestfalen jeder und sonst kein Mensch. Der Wilhelm steht auf einem Berg, das ist da also landschaftlich etwas anders als bei uns, es ist, wie die Söhne beim Blick aus dem Autofenster sagten, fast wie in Südtirol. Ja, fast! Auf der Fahrt kamen wir übrigens auch an einem Drive-In-Bäcker in Minden vorbei, so etwas kannte ich noch gar nicht. Wir haben das selbstverständlich getestet und uns dabei leider unabsichtlich vorgedrängelt, weil wir das Konzept nicht sofort verstanden haben. Wir kommen aus der Stadt, wir kennen uns mit dem modernen Leben auf dem Land eben nicht aus. Schlimm.

In Herford jedenfalls gibt es ein sogenanntes Freizeitbad. Es gab noch Hutgeld mit dem Betreff: “Etwas mit Wasser”, und ich habe ja einen langen Atem bei so etwas. Das hat jetzt tatsächlich monatelang gedauert, bis ich das sinnig umsetzen konnte.

Das Freizeitbad in Herford, H2O heißt es sinnigerweise, ist sehr gut, es ist baulich sogar das vermutlich gelungenste Bad, das ich kenne. Kurze Wege, alles drin, Rutschen, Außenbad, Sprungturm, Kinderbereich, Wellendings, wirklich super. Eine kompakte Anlage, übersichtlich und doch erstaunlich ergiebig, die Söhne hatten etwa vier Stunden Spaß. Ich saß auf einer Empore und sah mir stundenlang das Getümmel von oben an, Ali-Mitgutsch-Effekte ohne Ende, Gewimmel und Gelärme. Sehr viel Gelärme, aber gut, das gehört nun einmal dazu. Ich hatte nicht vor, in diesem Freizeitbad nass zu werden, ich wollte nur in Ruhe da sitzen, und die Söhne haben mittlerweile ein ausreichendes Alter, wir müssen ihnen nicht mehr hinterherjagen oder Flügelchen aufblasen oder Äpfelchen zureichen oder sie aus dem Wasser fischen, es ist so schön, sie sind angenehm groß.

Ich habe mir einen Liegestuhl gesucht, mir ein Hörbuch über Meditation angehört und danach eine geschlagene halbe Stunde lang das ganze vor Spaß und Freude nur so brüllende und bebende Freizeitbad souverän veratmet, ich mache ja keine halben Sachen. Dann habe ich eine Stunde so in die Gegend geguckt und ab und zu auch zu dem Mann neben mir, auf dessen Brust das gut lesbare Tattoo “Lieb mich oder hass mich” prangte, es drängte mich so fürchterlich, ihm zu sagen: “Ich kenne Sie doch gar nicht!”Aber ich habe mich dann natürlich zusammengerissen.

Dann war immer noch Zeit übrig und ich habe einfach noch ein Hörbuch gehört, “Der Ausflug der toten Mädchen” von Anna Seghers, gelesen von, und das ist wirklich interessant, ihr selbst. Sie verschleift das ch beim Sprechen ein wenig, wenn da also Mädchen im Gespräch kichern, dann kischern sie im Gespräsch, zumindest ansatzweise, und sie liest außerdem sehr rhythmisch, etwa so, als würde sie Lyrik vorlesen. Vielleicht also hat sie den Text auch so geschrieben, eine interessante Vorstellung, ein Sprechgesang war das dann. Hören Sie sich das mal an (Spotify), es ist natürlich auch ein Stück Literatur, das man ruhig kennen kann. Es ist ein kurzer Text, etwa fünfzig Minuten. Die Aufnahme ist so alt, man hört zwischendurch noch das Umblättern der Seiten. Heute wäre das undenkbar, aber es klingt doch gut, finde ich. Es macht einem den Akt des Vorlesens zwischendurch bewusster.

Es gab ferner gute Schwimmbadpommes für die ganze Familie. Für Menschen meiner Generation waren sie sogar “wie früher” gut, also verdammt gut, und der Preis stimmte auch, da könnten sich die diversen Spaßbäder an der Küste bitte mal etwas abgucken mit ihren bodenlosen Frechheiten.

Ich habe Herford nebenbei auf Twitter erwähnt, es gibt dort, so entnehme ich den Reaktionen der Timeline dort, ferner ein Bugatti-Outlet, eine ganz passable Biermarke, irgendwas mit Kunst (Marta), es gibt außerdem Erinnerungen an pubertäre Discoerfahrungen und zumindest früher gab es auch Brathähnchen am Bahnhof. Ich glaube, so kann ich das bündig zusammenfassen. Vielleicht komme ich ja auch einmal dazu, mir die Stadt anzusehen, dazu war heute leider keine Zeit mehr, Herford ist für mich jetzt erst einmal ein Freizeitbad.

Ansonsten habe ich im Januar noch etwas Geld gespart, denn im Februar beginnt, wie es aussieht, schon die Pflanzsaison. Dazu in Kürze mehr! Also in etwa 29 Tagen.

Wie immer gilt, ganz herzlichen Dank für jeden eingeworfenen Euro und für jeden Cent, jeder Betrag ist uns ein Fest. Oder wie die Söhne sagen würden: “Wir feiern die Leserinnen, die sind krass.”

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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Sie können hier Geld in den nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank!

7 Kommentare

  1. Der Name H2O hat auch noch eine andere Bedeutung. Das Bad wurde auf dem Platz des vorherigen Freibads „Otto-Weddigen-Bad“, kurz nur „Otto“ genannt, erbaut. Und daher ist das neue Bad dann „Herfords 2. Otto“ – wer diese Erklärung erdacht hat ist mir aber nicht bekannt.

  2. Das Phänomen, das „ch“ zu verschleifen, kenne ich inzwischen nur zu gut. Meine Tochter wächst am Niederrhein auf und schnappt natürlich die Betonungen der Gegend auf. Da heißt das kleine Kuscheltier dann „Eischhörnschen“. *seufz* Da machste nix.

  3. Wenn die Kinder nicht dabei sind, unbedingt mit der Herzensdame in die Therme nach Bad Salzuflen. Nur übers Essen kann ich nichts sagen, werde immer von meiner Familie bekocht.
    Das Marta ist ein Kunstmuseum, von Frank O. Gehry gebaut.
    Und was sich auch lohnt, die Bruchbude in der Innenstadt, wo es ganz viel Bruchschokolade und mehr von der Schokoladenfabrik Weinrich gibt. Schräg gegenüber ist ein Café mit hervorragender Eistheke.

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