Auch Bücher brauchen Bewegung

Bei der morgendlichen Lektüre der Nachrichten sehe ich mit Zufriedenheit, dass die norddeutschen Bundesländer Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen sich endlich geeinigt haben, wie künftig mit dem umzugehen ist, was beim Ausbaggern der Elbe vor Hamburg so anfällt. Sie nennen es „Schlickfrieden“ – wenn das nicht schön ist? 2022, das war das Jahr des Schlickfriedens zu Weihnachten. Ja, wenn man bloß so darauf zurücksehen könnte, es wäre besser für uns alle. Wenn man an die Nordsee fährt und ohne wilde Wutattacken im Watt steht, dann ist man schlickfriedlich. Das ist auch als Adjektiv schön, man sollte darauf zurückkommen, nicht wahr, bei der nächsten Reise nach Nordfriesland etwa. Das mal im Sinn behalten.

Ich bringe am Montag eine Ausgabe der Werke von Edgar Allan Poe in den öffentlichen Bücherschrank, weil ich mit Poe, das hat sich über Jahrzehnte immer wieder bewahrheitet, einfach nichts anfangen kann, und weil ich hier besinnlich herumräume. Sollen den Poe doch andere dort finden, lesen und mögen, auch Bücher brauchen manchmal Bewegung. Am nächsten Tag, und das ist wieder so etwas, das kann man nur in einem Blog schreiben, in einer Erzählung wäre es schlicht zu unglaubwürdig, fragt ein Sohn, ob ich eigentlich was von Poe habe, und ob ich ihm da nicht mal was vorlesen könne. Er wolle, so sagt er, gerne mal was Altes hören, was Gruseliges. Er wolle gerne wissen, so erklärt er, was genau man früher gruselig fand. Ich habe keinen Schimmer, wie er auf Poe kommen kann, er liest sonst keine Bücher, und ich hätte nie gedacht, dass er den Namen kennt. Ich habe auch schon lange nichts mehr vorgelesen, was geht hier wieder vor?

Andererseits sind überkandidelte Zufälle passend, wenn es um Poe geht. Ich habe dann noch einen Band hier gefunden, ein altes Insel-Taschenbuch, ich lese also demnächst wohl Poe vor. Warum auch nicht. Mir wäre allerdings im Moment mehr nach Dickens, nach der bereits mehrfach gelesenen Weihnachtsgeschichte, aber egal. „Marley war tot, damit wollen wir anfangen.“ Ich finde, das ist ein sehr guter Anfang, das denke ich jedes Mal. Der alte Marley war so tot wie ein Türnagel, so heißt es dann kurz darauf, und ich denke, ich höre das jetzt einfach noch einmal zwischendurch als Hörbuch. Es sind nur rund drei Stunden, das geht nebenbei beim Einkaufen (verfügbar etwa beim WDR).

Ich lese ansonsten abends Geschichten von den Färöer Inseln, ich lese Geschichten aus Neufundland, ich glaube, ich habe da etwas mit dem Kargen, mit dem Nordischen laufen, mit den nicht so lieblichen Landschaften auch. Die man bei Bernice Morgan zwar nur ahnen kann, aber das reicht ja manchmal. Bei Heinesen werden nebenbei die Herbstfarben der Grasdächer erwähnt, ich finde das anziehend. Ich möchte auch da sein, wo die Häuser Grasdächer haben.

Ich habe ansonsten, aber das hat gar keinen Zusammenhang mit irgendwas, das folgende Lied gemocht. Es ist von Cat Power.

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