Links am Morgen

Es wird warm, man muss nicht nach Spanien.

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Bei der ganzen Diskussion rund um Ganztagsschulen und Nachmittagsbetreuung geht es im Prinzip immer nur um Quantität: Es soll irgendjemand auf die Kinder aufpassen, damit die Mütter arbeiten können. Doch die Qualität der Betreuung ist wichtig, nur so kann wirklich soziale Ungleichheit ausgeglichen werden. Einerseits braucht es ein multiprofessionelles Team von PsychologInnen, SozialarbeiterInnen und anderen ExpertInnen, die mit den Kindern arbeiten. Lehrkräfte können unmöglich neben dem Unterricht psychosoziale Beratung leisten und sollen es auch nicht. Dann gibt es einen Punkt, den ich wichtig finde und der nicht einmal so viel Geld kostet: Es müssen schulfremde Anbieter, Kultur- und Sportvereine integriert werden. Niemand hat sich überlegt, dass die Kinder in der Ganztagsschule nicht mehr an solchen Angeboten teilnehmen können, und die Vereine jammern umgekehrt um den mangelnden Nachwuchs. Hier braucht es aber auch jemanden, der das professionell koordiniert, das kann kein Schulleiter nebenher machen.

Gefunden via Nicola Wessinhage auf Facebook. Seltsam nur, dass im zweiten Satz lediglich Mütter erwähnt werden. Ansonsten sehr interessantes Interview, der zitierte Absatz ist ein wichtiger Punkt, den ich seit Jahren schon so gebetsmühlenartig wiederhole, dass im Bekanntenkreis alle weglaufen, wenn ich nur damit anfange. Ja, es muss alles, alles in den Ganztag integriert werden, wenn er denn das gültige Konzept ist, wovon ich allerdings etwa ab Klasse sechs nicht mehr überzeugt bin. Mein Eindruck ist mittlerweile , dass der Ganztag bei jüngeren Kindern enorm zur Chancengleichheit beitragen kann und muss, bei älteren Kindern aber irgendwann in eine Nine-to-five-Logik kippt, die nicht mehr zeitgemäß ist, seit Corona schon gar nicht mehr. Großartiges Thema, könnte ich Stunden mit verbringen. Im Text steht „Niemand hat sich überlegt …“, und wenn man sich damit beschäftigt, dann hält man irgendwann für möglich, dass dieser Satz genau so stimmt.  

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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Merci! 

Was stört

Mir ist heute etwas aufgefallen, ein Aspekt der Schulsituation, den ich noch gar nicht bedacht habe. Vielleicht brauchte das ein paar Wochen. Wenn ich das ganze Drama des Homeschoolings und des reduzierten Unterrichts nämlich einmal eher positiv betrachte, wozu ich ja nur aus der Elternrolle kurz in die Perspektive der Söhne wechseln muss, die fast alles in der aktuellen Situation ziemlich okay finden, dann stelle ich fest, dass das Lernen jetzt – die Söhne haben beide an jedem zweiten Tag Unterricht in der Schule – ziemlich zuverlässig läuft, sogar halbwegs gechillt läuft, wie ein Sohn sicher sagen würde, gechillt aber eben doch stetig. Im Grunde sogar erstaunlich stetig. Es wird gleichmäßig Stoff zugeführt und es wird auch zunehmend Stoff selbständiger aufgenommen, und da kommt auch die Erkenntnis gleich um die Ecke. 

Denn es ist ja so, die Söhne schreiben schon seit Mitte März keine Arbeiten und Tests mehr und jetzt wird allmählich deutlich, wie sehr die all die Jahre gestört haben. Aber nicht, weil sie so unüberwindlich waren, nein, einfach nur, weil sie einen im Grunde völlig unnötigen Stress ins System gebracht haben. Hektisch große Mengen Stoff ins Kurzzeitgedächtnis baggern, unnötige Spannung durchleben, nach der Prüfung alles gleich wieder vergessen – da machen zwar alle brav mit, weil man es anders überhaupt nicht kennt, das war ja auch schon immer so und wird sicher auch bald wieder so sein, aber ich möchte nach den Erfahrungen hier dann doch einmal laut denken: Ohne diesen Stress geht es auch. Und es geht sogar ziemlich gut. 

Aus Sicht der Söhne und vermutlich vieler Kinder jedenfalls: Sie haben jetzt kleinere Klassen, viel mehr Ruhe in der Schule, einen entspannteren Lernalltag, spannende digitale Unterrichtsformen, deutlich weniger Stress und einen wesentlich ruhigeren Alltag ohne eng getaktete Stressintervalle. Na super. Ich brauche also noch einen Plan, um ihnen nach den Sommerferien – oder wann auch immer – erfolgreich zu verkaufen, dass die Normalität, also die alte Normalität v.C., irgendwie toll sein soll.

Und ja, ich weiß, dass es natürlich auch Kinder gibt, die der Lage aus diversen Gründen nichts Gutes abgewinnen können und dass es auch Kinder gibt, die nach wie vor kaum Schule haben und in jeder Hinsicht zu kurz kommen. Und ja, ich weiß, dass das alles aus Elternsicht eine vollkommen andere Geschichte ist. 

Aber das wir vielen Kindern gerade ganz unabsichtlich vorführen, wie Schule noch netter, besser und moderner sein kann, das wird am Ende auch nicht ohne Folgen bleiben.

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Links am Morgen

Patricia über den Lesefluss. Auch ein guter Romantitel: “Unten am Lesefluss”. 

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Der Sohn und ich, also der mit dem Bananenbrot und ich, wir haben beschlossen uns zu steigern, denn wir haben das hier gesehen. Demnächst dann. Oder wie der Sohn sagt: “Das machen wir aber sofort!”

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Hier was gelernt: Warum Telegram für Extremistinnen so attraktiv ist. Ich habe gerade die weibliche Form eingebaut, das ist ein interessanter Effekt, nicht wahr? Haben Sie Männer jetzt mitgedacht?

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Die Wände seiner Röhren tapeziert der Wurm mit Schleim und Exkrementen und stabilisiert sie so.” Dagegen, das muss ich auch einmal betonen, dagegen wohnen wir gepflegt. Obwohl es ja erschütternd ist, was man zu viert für einen Dreck macht, wenn man coronabedingt kaum noch vor die Tür kommt. Wir gehen nirgendwo mehr hin, nur noch in den Garten, und das auch nur, um dort noch mehr Dreck aufzunehmen. Nach Corona müssten wir eigentlich renovieren. Oder ausziehen, das wäre wesentlich einfacher. Da mal drüber nachdenken!

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Frau Akyün ist im exakt gleichen Timing und im gleichen Modus wie ich:


Das spricht dann aber auch wieder gegen das Renovieren, denn: “Die Tapete hält doch noch.”

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Verwirrungen

In der Fußgängerzone kommt ein Mann aus einem Drogeriegemarkt. Bürokleidung der besseren Art, er trägt aber keine Anzugjacke, nur das leuchtend weiße Hemd und die wehende Krawatte, der arbeitet also sicher hier nebenan, der wird, die Schilder an den Türen weisen es aus, Steuerberater oder Notar sein, so etwas in der Art, es passt schon. Graumelierte Schläfen, seniorige Ausstrahlung, aber dabei ein Gang, der noch eindeutig als zackig zu bezeichnen ist. Der will noch etwas erreichen, und dafür muss er vermutlich dringend zurück an seinen Schreibtisch.

Auf der Schwelle des Ladens bremst er abrupt ab und setzt sich eine Maske auf. Und während er das macht, fällt ihm etwas auf, ruckartig schnellen die Brauen zusammen und drängen steil nach oben. Er dreht sich um und guckt nach, wo er gerade herkommt, er dreht sich wieder um und guckt nach vorne, auf die Straße. Er schüttelt den Kopf. In seinem Gesicht gibt es eine plötzliche Bewegung wie zu großen Stummfilmzeiten, in seiner Mimik ist richtig etwas los, als ihm klar wird, dass er das gerade völlig falsch gemacht hat. Man trägt die Maske im Geschäft, nicht davor. Man setzt sie beim Reingehen auf, nicht beim Rausgehen. Er nimmt sie wieder ab und geht weiter, jetzt ohne zackige Schritte, fast etwas zögerlich. 

In diesem Zusammenhang auch dieser nachgereichte Bäckereidialog vom Sonntag:

Bäckereifachverkäuferin: “Haben Sie eine Maske dabei?”

Kunde: “Jawoll!”

Bäckereifachverkäuferin: “Könnten Sie sie dann bitte aufsetzen?”

Kunde: “Ich habe sie auf!”

Bäckereifachverkäuferin: “Nein.”

Kunde: “Oh.”

Und er betastete überrascht sein unverhülltes Gesicht. 

Aber gut. Es ist ein neuer Alltag und es dauert etwas, bis wir uns alle zurecht gefunden haben.Und wie es aussieht, haben wir noch genug Zeit dafür.

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Links am Morgen

Ein Sohn wachte gestern mit dem Wort “Bananenbrot” auf, da nahm ich also an, es war einigermaßen dringend und wir buken umgehend ein Bananenbrot, nach diesem Rezept. Ich kann überhaupt nicht backen, wenn hier jemand backt, dann ist es die Herzdame, ich koche nur. Das Bananenbrot ist dennoch etwas geworden, völlig unbeeindruckt davon, dass es von zwei mäßig engagierten Laien zusammengerührt wurde. Es gab ein sehr essbares Ergebnis. 

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Ein Aufruf zu einer Blogparade, es geht um Museumsöffnungen. Man kann da aus Besucherinnensicht anlegen, ich schreibe dazu auch noch was.

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Jiddisch: Eine Sprache der Lebensfreude

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Frau Novemberregen beschreibt die Irritation bei Treffen im Garten und auch die auf einer Komposttoilette. Die bleibt übrigens, diese Irritation ohne Spülung, wie ich nach drei Jahren im Garten bestätigen kann.

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Links am Morgen

Hier interessiert mich nur ein Satz, der aber sehr: “Die Rolle von Schulen und Kitas bleibt unklar.” Na gut, es gibt doch noch einen: “Großraumbüros, in denen sich viele Menschen lange Zeit aufhalten, sind Orte, an denen eine Infektion durchaus wahrscheinlich ist.” 

Die Hamburger Maiferien sind heute vorbei, ab Montag gibt es wieder Home-School und Home-Office. In den nächsten Wochen wird es so sein, dass hier tageweise wechselnd immer ein Sohn in der Schule und einer im Wohnzimmer ist, während die Herzdame und ich in nicht ganz so elegant abstimmbaren Zyklen Büro spielen werden. So schön.

Ich habe da übrigens noch einen ganz einfachen Vorschlag zur Vereinfachung des Home-School-Elends, er ist eigentlich naheliegend, aber ich habe ihn noch nirgendwo gelesen. Und ich sage gleich, ich meine ihn ernst, denn das werden einige wieder als Spaß verstehen wollen. Ist keiner. 

Der Vorschlag also – kann bitte alles, was in den Bereich Home-School fällt, komplett digital stattfinden? Ohne irgendein Papier, Heft, Buch, ohne irgendeinen greifbaren Schnickschnack, den ein Kind von A nach B tragen muss, aber dabei mit einer Wahrscheinlichkeit größer 50% irgendwo vergisst? Es kostet unfassbar viel Zeit, Elternzeit, die Materialstapel der Söhne durchzugehen und hier ein Blatt und dort ein Heft zu suchen, wobei das Blatt dann gerne noch auf ein Heft verweist und das Buch auf ein Blatt und einen separat zu findenden Plan, ich werde irre und aggressiv bei so etwas. Ich habe beruflich nicht wenig Zeit damit verbracht, solche Prozessbrüche komplett wegzudigitalisieren, jahrelang habe ich das gemacht, nur damit ich jetzt eine Mail von der Schule bekomme, in der auf ein Tool verwiesen wird, in dem ein Text steht, in dem ein Blatt erwähnt wird, das auf eine Aufgabe Bezug nimmt, die an der Tafel stand. Wobei der eigentliche Witz ist, dass das nur ganz, ganz leicht übertrieben ist.

Was wirklich schön wäre: Morgens an den Computer gehen, ein Tool aufmachen und da blinkt dann freundlich und völlig zweifelsfrei, was das Kind noch zu tun hat. Fertig. Und sage mir bitte keiner, dass das nicht geht, ich weiß, dass das geht. 

Aber bitte, das ist nur meine Sichtweise. 

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Links am Morgen

Barbara Vorsamer über brave Kinder auf Bildern. Wobei ich da etwas ergänzen möchte, was man auch während der Corona-Wochen gut beobachten konnte, also während dieser Wochen, in denen einige Eltern überraschend gut mit allem klar kamen (“Läuft doch alles!”) und einige vielleicht ähnlich überraschend ganz und gar nicht klar kamen (“Ich geh in die Klapse!”), da möchte ich nämlich ergänzen, dass sich auch Eltern in aller Regel nur sehr begrenzt vorstellen können, dass es bei anderen Eltern anders läuft als bei einem selbst: “Wieso geht das denn bei Euch nicht?”

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In der Tat ist es schwierig, gute Romane mit einem Happy End zu finden. Wie heisst es bei Homer: Die Götter geben uns das Unglück, damit wir etwas haben, worüber wir schreiben können.” Die beiden Beispiele für Happy Ends, die im Text genannt werden, kenne ich nicht – vorgemerkt. Das Lesen läuft wieder, ich bin bei Anne Tyler mittlerweile bei “Atemübungen”. Drüben bei der Wikipedia steht: “Sie (Anne Tyler) kann vermitteln, dass Glück und Alltag nicht in unversöhnlicher Opposition zueinander stehen.” Da muss man auch das Gegenteil mitlesen, nämlich dass Romane das normalerweise ausdrücklich nicht vermitteln. Ich habe übrigens den Verdacht, dass der gerade wieder unübersehbare Drang zum Reisen mit der wohl allgemein empfundenen und literarisch gut unterfütterten Unvereinbarkeit von Glück und Alltag in engem Zusammenhang steht. 

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What great literature can teach us about love with no contact

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass sich der Fall des Innenministers bald erledigt hat

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Wir gehen herum

Ich gehe mit Sohn II durch die Gegend. Wir unterhalten uns über das Schreiben und darüber, dass ich gerade eine Idee für eine Kolumne brauche und auch deswegen so herumgehe und gucke, denn irgendwas ist ja immer, man muss es bloß sehen. Das ist so ähnlich wie bei einer Jagd, nur ohne Töten, wir mögen das beide. Wir gehen also herum und sehen überall nach, es ist aber nichts. Die Leute sehen heute geradezu aufreizend normal aus und sie machen auch nichts, was irgendwie interessant sein könnte, dabei gucken wir wirklich genau, der Sohn und ich. Wir haben immerhin Erfahrung und Übung zusammen, unsere Wanderungen an der Ostsee etwa waren recht ergiebig. Die sind in diesem Jahr übrigens schwierig, denn man wird keine spontanen Übernachtungsplätze an der Küste mehr bekommen können, da weiß ich noch nicht, ob ich das überhaupt irgendwie lösen kann. Vielleicht gehen wir stattdessen durch Hamburger Naturschutzgebiete, denn die kennen wir durch die Bank nicht, das ist auch schlimm. 

Erst einmal gehen wir aber einfach weiter durch unseren Stadtteil und reden dabei. Der Sohn kommt auf den fürchterlichen plattdeutsch-englischen Titel “Kieken und Speaken” für solche Spaziergänge. Das klingt leider nach Kaffeefahrt für ältere Herrschaften aus der norddeutschen Provinz. Ich bin wirklich entsetzt, aber der Sohn amüsiert sich bestens über meine Reaktion und wird sich daher noch lange an die Bezeichnung erinnern, ich lerne es auch nicht mehr. 

Wenn ich so alleine oder mit ihm herumgehe, dann ist das ja wie Freizeit, überlegt der Sohn, aber wenn ich dabei auf eine Idee warte, irgendwie auch nicht. Wir reden also über Arbeit und über Arbeit, die Spaß macht, und wir reden auch darüber, ob Schreiben überhaupt Arbeit ist. Wir reden darüber, wozu man Lust hat und was man will und was man muss, und wo da die Schnittmenge liegt, wenn sie denn irgendwo liegt. Wenn man zur Schule geht, dann kennt man das Thema ganz gut, stellen wir fest. Dann kommen wir noch auf das Können, da wird es gleich noch schwieriger. Das Wollen, das Müssen und das Können, das sind gleich drei bedeutende Themen in einem kurzen Straßengespräch. Wenn man das erst weiß, was man will, was man kann und was man muss, wenn man da erst einmal eine brauchbare Antwort drauf hat, dann ist man wirklich weit, denke ich und das sage ich auch. Wobei sich das aber auch noch dauernd ändert, denn man reift ja so heran, also im besten Fall wenigstens, es ist wirklich kompliziert und alleine die Frage, was man will, im Grunde ist sie ja ohne eine längere Therapie gar nicht zu beantworten und bleibt danach vielleicht dennoch ein Rätsel. Und was man kann, da ist man sofort knietief bei der immer heiklen Selbstbild/Fremdbild-Geschichte. Was man muss, da biegen gleich Jura, Philosophie, Soziologie und vermutlich noch ein paar andere Wissenschaften um die Ecke, gucken ernst und drohen einem Fachgespräche an. Währenddessen stehe ich an der Ampel, über die ich nicht bei Rot gehen will, obwohl ich das könnte, aber wegen der Erziehung des Sohnes sollte ich besser nicht. 

Wir sind, denke ich, einerseits sehr schlau, da wir darüber so tiefgründig nachdenken können, über all das, niemand sonst kann das, soweit wir wissen. Wir sind aber andererseits vielleicht auch die dümmste Art im All, weil wir darüber überhaupt nachdenken müssen, während alle anderen einfach machen. Im Zauberberg von Mann wird die Hauptfigur an einer Stelle als “Ah, der Herr Konfusionsrat” angeredet, das habe ich mir gemerkt. Eine alberne Bezeichnung, aber doch eine ungeheuer treffende. 

Der Sohn fragt, worüber ich schreibe, ich sage, ich schreibe meistens über so Kleinigkeiten zwischen den Menschen, über Winzigkeiten eigentlich nur, die irgendwie zu Geschichten werden können. Er hört zu und sieht sich suchend um, er zeigt dann auf ein Paar, das gerade vor uns geht und sagt: “Wie bei denen da.” Ich sehe mir das Paar an und entdecke absolut nichts, was mir auffallen müsste, die beiden sind so unauffällig wie die grauen Verteilerkästen der Telekom am Straßenrand. “Was ist mit denen?”, frage ich den Sohn. “Zwischen denen”, sagt er und grinst, “es ist zwischen denen.” Ich sehe noch einmal genau hin, ich sehe nichts. 

“Zwischen denen ist das Virus”, sagt der Sohn. “Aber eine Geschichte wird das erst etwas später. Weißte ja, das dauert immer ein paar Tage.”

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte. Auch wenn sich das bald erledigt hat

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Links am Morgen

Über Tschechow und das Nichtstun. Passt vielleicht ganz gut zum Brückentag.

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Warum Hummeln Pflanzen anbeißen und was dann passiert. Das ist schon beeindruckend, ist es nicht?

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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Links am Morgen

Ich habe nach Anne Tylers “Der Sinn des Ganzen” nun auch den “Leuchtend blauen Faden” durch, bei dem fand ich allerdings das letzte Fünftel seltsam entbehrlich. Jetzt bin ich bei “Damals als ich erwachsen war” (Deutsch Christel Dormagen) und versuche, von ihrer Sichtweise auf Familien etwas zu lernen. Sie hat ja, wie sie selbst sagt, immer wieder das gleiche Buch geschrieben, da kann man also gründlich lernen. Eine schöne Rezension zu dem aktuellen Band ist hier: “Die Provinz ist grausam – und Anne Tyler auch. Allerdings darf man prophezeien, dass der Leser spätestens nach drei Dutzend Seiten seine Verwunderung vergisst und sich staunend in eben diese Figuren vertieft – als seien sie die Hüter letzter Geheimnisse. So läuft das immer mit Anne Tylers Romanen.

Da kommt ein wenig später auch dieser Satz: “Die Vergeblichkeit ist keine erschütternde Erkenntnis, sondern das heiter verwegene Milieu des Menschseins. Ich bin ganz hingerissen, Walter von Rossum hat diese Rezension verfasst. 

Die nächsten Bände liegen bereit.

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Warum man nichts auf den Herbst schieben sollte.

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Rechtes Vokabular spielt in der Bundesrepublik aktuell eine viel größere Rolle als linkes. Deshalb bedienen sich die affektgestörten und narzisstisch übersteuerten Leute dieses Vokabulars. Wäre die politische Großwetterlage eine andere, würden sie linkes Vokabular verwenden.

Sehr gutes Interview. “Was kann man dann dagegen machen?” “Nichts. Nicht hingehen.”

Fertig, aus die Maus, mehr Erläuterung braucht es nicht. Vielleicht ist es so, und nur so. Ich neige dieser Ansicht mittlerweile zu. 

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Katrin Seddig über den Vatertag. Ich kenne den auch nur als Fest der anderen und hatte damit nie etwas zu tun, auch familiär nicht. Dito Muttertag. Für mich alles äußerst seltsame Bräuche mit bizarren Ritualen.

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Musik! Für alle, die sich nach mehr Sozialleben sehnen: “Packed like sardines is the stuff of my dreams.” Für mich gilt das nicht, aber das Lied ist nett.


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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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