Briefe aus meiner Laube

Ich bin nicht Euer Feigenblatt.” Die neue Landtagsvizepräsidentin in meinem Heimatland. Da singe ich doch heute zum Sendeschluss wieder einmal in alter Tradition die Schleswig-Holstein-Hymne, wie früher. Für die Südelbier: Der erste Privatsender in diesem Land hat damals, als es noch den Sendeschluss gab, tatsächlich immer diese Hymne gespielt, und ich habe das – natürlich ironisch! – stramm mitgesungen. So lange, bis ich sie versehentlich tatsächlich irgendwann gut fand. Nun, die ersten drei Wörter vom Text kann man stehen lassen, die gehen glatt durch: Schleswig-Holstein meeheeruhumschluhungen. Kann man nichts dagegen sagen. Danach wird es deutlich schwieriger.

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Ich habe bei weiterhin großer Hitze in der Laube gesessen und mir, da es sogar zum Lesen entschieden zu warm war, die “Briefe aus meiner Mühle” von Alphonse Daudet (übersetzt von Curt Noch, gelesen von Alexander Bandilla) vorlesen lassen, zumindest ein paar Kapitelchen. Ringsum Schrebergärten, also Natur, außerdem Sommer, wie es in Hamburg nur Sommer sein kann, vor dem Fenster immerhin ein einsamer Lavendel, stellvertretend für alle lilafarbenen Felder der Provence, die heutzutage übrigens auch gerne von Touristen für schicke Instagrambilder zertrampelt werden, wie ich gerade in irgendeinem Podcast gehört habe. Vor der offenen Tür ein Schmetterling an sacht wippender Schafgarbe, außerdem kein Mensch weit und breit, denn es war ein früher Werktagnachmittag, die ganze Stadt war noch fleißig, nur ich nicht. Ich stehe aber auch früher auf als der Rest, macht nichts. Das war insgesamt eine sehr stimmige Angelegenheit, es war sozusagen der Wellness-Moment der Woche. Wobei der Herr Daudet in Wahrheit niemals in dieser Mühle gewohnt hat und die Texte alle in Paris entstanden sind, im ach so furchtbaren Paris, das im Buch stets als Inbegriff der Unruhe erwähnt wird.

Dann habe ich schließlich doch noch einen Nachbarn getroffen, der mir über die Hecke eine traurigschöne Geschichte erzählte, die so dermaßen mustergültig kurzgeschichtentauglich war, ich brauche nur noch zwei, drei in dieser Art und ich schreibe die “Briefe aus meiner Laube.” Notiz gemacht!

Apropos Notiz. Es gab Nachfragen nach diesem dauernden Verfertigen der Notizen, nach System und Methode, ich habe also angefangen, mir dazu Gedanken zu machen, denn ich neige ja dazu, Leserinnenfragen ernsthaft zu beantworten. Allerdings sind Notizen ein verblüffend abgründiges Thema, man kommt schnell aufs Merken und aufs Denken und auch auf auf manches Warum, eine korrekte Beantwortung der Fragen scheint mir daher auf den ersten Blick nur in geradezu epischer Breite möglich. Jetzt muss ich mir erst einmal überlegen, ob ich das tatsächlich so möchte oder ob ich doch noch zu einer blogtypischen Kurzform finde.

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Das Wort “arg” ist aus der Mode gekommen, dennoch wird es noch hier und da in der Umgangssprache verwendet. Wenn ich es richtig rate, wird es im Süden des Landes wesentlich mehr verwendet als im Norden, aber da kann ich auch falsch liegen. Das ist aber auch egal, denn es geht mir nur darum, hier kurz festzuhalten, dass ein Sohn gerade die ihn überraschende Erkenntnis hatte, dass “arg” gar keine beschönigende Umschreibung für “arsch-” ist, sondern ein richtiges und eigenständiges Wort. Er hatte bisher immer angenommen, dass ein Satz wie etwa: “Das ist aber arg lustig” nur eine erwachsenentaugliche Version für “Das ist aber arschlustig” ist, also gewissermaßen ad usum Delphini. Wieder eine Illusion weniger, was soll man machen.

Lesen hier Juristinnen mit? Dann bitte vor diesem Hintergrund die Sache mit der arglistigen Täuschung noch einmal neu durchdenken. Passt schon.

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Musik! Zwölf Beatles-Minuten, die Sie vielleicht so noch nicht kennen. Ist das nicht großartig?

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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Lastender Spätsommer

Lastender Spätsommer, wie eine viel zu dicke, allzu warme Bettdecke, und so kuschelig es darunter auch sein mag, der Gedanke, sie irgendwann von sich zu werfen, aus dem Bett und in den Tag, nein, in den Herbst zu springen, dieser Gedanke ist schon auch ganz schön.

Hier gab es etliche schlaflose Nächte, so schlaflos wie zuletzt in den wilden Kleinkindjahren der Söhne (siehe hier, lange her), da kamen gerade diverse ungünstige Umstände zusammen, denen nur gemein war, dass sie alle nichts mit mir zu tun hatten und ich mich also mit Fug und Recht als komplett unschuldiges Opfer der Situation betrachten kann, was auch einmal erleichternd ist, dann spart man sich diese ganzen Umstände mit dem schlechten Gewissen. Aber wenn man sich nachts die Hände in Unschuld wäscht, dann schläft man dabei auch wieder nicht, irgendwas ist immer. Aber egal, schlaflos ist also schlaflos, woraus auch immer das resultiert, das Ergebnis issteckt doch immer gleich, man leidet schon nach zwei, drei Nächten ohne ausreichenden Schlaf zusehends unter fortschreitender Hirnerweichung und durch die gottverdammte, pardon, durch die übermäßige Hitze wird es auch nicht gerade besser, denn im Freundeskreis Dachgeschosswohnung weiß man natürlich Bescheid, wenn im Wetterbericht wieder von “Tropennächten” die Rede ist. Die Söhne schlafen seit ein paar Tagen wieder mit Kühlakkus im Bett. Wenn sie denn schlafen.

Ich erinnere mich ganz dunkel an eine Geschichte von Ephraim Kishon, die habe ich gelesen, als ich etwa dreizehn Jahre alt war, nehme ich an. Da ging es um eine Hitzewelle in Israel und darum, wie der angeschmolzene Autor da allmählich das Denken einstellte und zusehends an Wahrnehmungsstörungen litt. Er ging durch die Straßen von Tel Aviv (das ist geraten, aber es wird schon passen) und führte Selbstgespräche, ich kann das natürlich auch völlig falsch erinnern, aber egal, und er kommt dann jedenfalls nicht mehr darauf, ob es korrekt Afrika oder Arfika heißt. Es klingt plötzlich beides völlig plausibel, er sagt sich mehrmals verblüfft beide Varianten auf und bleibt ratlos, sein Hirn kann das einfach nicht mehr leisten, es ist alles durchgeschmort.

Was ich nur sagen wollte, in dem Zustand bin ich mittlerweile auch und wenn ich mir das Wort Arfika noch länger ansehe, wird es sich mir gefährlich gut einprägen. Oder Arfica. Bekannt auch als Lied von Toto.

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Wir haben im Garten Kartoffeln geerntet, das ist auch noch eine Erwähnung wert, denn die habe ich so angebaut, wie es wohl in keinem Lehrbuch steht. Ich hatte zwei neue Komposter aus Holz, diese einfachen Stecksysteme, für die ich nicht genug Füllmaterial hatte, um sie als regulären Kompost oder sogar als ordnungsgemäß geschichtetes Hochbeet zu nutzen. Die habe ich einfach mit frischem Rasenschnitt gefüllt und diesen mit etwas Kompost vom Recyclinghof vermischt. Da hinein habe ich im Mai Kartoffel gepflanzt und mich dann nicht mehr darum gekümmert, keine Minute lang – und es waren die dicksten und schönsten Kartoffeln, viel besser als die im Beet, das mache ich jetzt immer so.

Warum aber neben den Kartoffeln in diesen Kästen auf einmal auch prächtigster Topinambur wächst – es ist vollkommen unerfindlich. Aber was soll’s, der schmeckt auch gut.

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Musik! Dave Brubeck, Paul Desmond, Gerry Mulligan. Zehn wunderbare Minuten.

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Kurz und klein

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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Alltagspointe

Im Dickicht des Literaturbegriffs – vermutlich nur für Leserinnen und Leser interessant, die in der letzten Woche hier und da etwas von der Miroloi-Debatte mitbekommen haben. Aber für die dann sehr.

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Eine Rezension zur Rühmkorf-Ausstellung in Altona.

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Was die Amazonas-Brände wirklich bedeuten

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Der Klimawandel und die Bürgermeister

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Kein Weg führt nach Utopia und Träume von den Fleischtöpfen in Ägypten – eine Rede von Àgnes Heller.

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Wir müssen aufhören zu glauben, dass besondere Erlebnisse etwas sind, das man konsumieren kann.”

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Wir haben uns an die Dauer­nachrichten vom Klimawandel gewöhnt. Sie sind für uns nicht mehr als Hintergrund­musik zu einem angenehmen Leben.

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Stellen Sie sich bitte einen misslungenen Familienmorgen vor. Sie werden da ja Ihre ganz eigenen Assoziationen haben, aus der damaligen Kindheit oder aus dem heutigen Leben mit Ihren Kindern, egal, so etwas ändert sich kaum, na gut, es läuft heute sicher gewaltfreier ab als noch vor ein paar Jahrzehnten, das dann doch. Also so ein Morgen, an dem überhaupt nichts klappt, das Brot ist verschimmelt und der Kaffee ist alle, die Milch reicht nur noch für einen und die Müslisorte ist falsch, die Behälter für die Pausenbrote waren nicht in der Spülmaschine und die Wasserflaschen sind unauffindbar, die neue Jacke hat ein unerklärliches Loch von erstaunlicher Größe und vor der Tür steht eine ungerade Anzahl Schuhe. Die Nachbarin hört wieder in Endlosschleife und voller Lautstärke “Heal the world”, die Söhne hören Partykracher im Bad, wobei sie erbittert um die Auswahl streiten, und der Computer möchte jetzt bitte sofort ein Update, das aber selbstverständlich hängenbleibt, blauer Bildschirm, aus die Maus. Sie kennen vermutlich all diese Versatzstücke, suchen Sie sich genug aus, so dass es in der Gesamtheit völlig absurd klingt, denn so ist es eben manchmal. So ein Morgen also, an dem keiner etwas will und alle nur müssen, an dem es in jedem Raum vor sich hin eskaliert und man sich zwischendurch fragt, in welchem Film man denn jetzt wieder gelandet ist und vor allem warum und wieso ausgerechnet nach dieser fast komplett schlaflosen Nacht, was ist das bitte für ein Timing und wenn ich den Drehbuchautor erwische, das wird aber unschön. Zu einem misslungenen Familienmorgen gehören unbedingt noch allerlei fehlende Zubehörteile in Sachen Schule, also verschollene Hefte, leere Federmappen und Ranzen. Sportbeutel mit bestenfalls halbem Inhalt stehen mahnend und kläglich in sich zusammengesunken im Flur, es folgt ein sinnloses Suchen und Wühlen, es gibt intensive Verhöre mit verstockten Verdächtigen und gemeinsames Raten, die Kamera schwenkt währenddessen immer wieder auf die Uhr, die unerbittlich kurz davor ist, den roten Bereich anzuzeigen, den roten Bereich, in dem dann endgültig alle zu spät zu Schulen und Jobs kommen, wobei es gerade heute dort doch Arbeit und Arbeiten von einiger Wichtigkeit gibt, versteht sich.

Es fehlt in der allerletzten Minute schließlich immer noch eine entscheidende Information über zu lernende Englischvokabeln, wir brauchen die aber aus hier gerade zu komplizierten Gründen jetzt, sofort, unverzüglich. Wir suchen also alles ab, was mit Englisch auch nur entfernt etwas zu tun haben kann, es wird natürlich auch per Whatsapp in der Klasse nachgefragt – und von dort kommt endlich in aller Trockenheit die Antwort. Das Kapitel, dessen Vokabeln umgehend zu erlernen sind, es trägt den wunderschönen Titel: “Everybody can enjoy a challenge.

Altkluger Alltag, das hat mir gerade noch gefehlt .

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Wir waren auf einer Hochzeit, was ein hervorragender Anlass war, mir nach längerer Zeit mal wieder einen Anzug zu kaufen. Den habe ich dann zuhause vor dem Spiegel angezogen und mich prüfend darin betrachtet. Nachdem man eine Weile keinen Anzug getragen hat, sieht man darin immerhin auf einmal aus wie ein komplett anderer Mensch. Immer spannend, so ein Relaunch. Ich überlegte dann noch eine Weile, ob der andere da nun besser oder schlechter als der sonst übliche Typ im Spiegel aussah, denn wenn man kraft ausreichender Lebenserfahrung erst einmal skeptisch genug geworden ist, dann glaubt man auch dem Spiegel nichts mehr auf den ersten Blick, nein, dem schon gar nicht. Die Söhne sahen mir erstaunt dabei zu und kommentierten schließlich:

“Papa, du bist schon verheiratet. Weißte, ne.”

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Musik! Wo wir schon bei Anzügen sind – Tom Jones in alltagstauglicher Herrenmode.

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Meins, meins, meins

Falsche Nachrichten – falsche Erinnerungen.

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Serendipity und Horace Walpole

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In den letzten sieben Tagen ist mir gleich zweimal das Wort Pfadabhängigkeit begegnet, ein Begriff, zu dem ich aus dem Stand gar keinen Inhalt hätte referieren können, weil er mir bisher noch nicht untergekommen war. Was ich ziemlich seltsam finde, denn er passt hervorragend zu den Themen, die mich interessieren, sogar aktuell, er bezeichnet etwas, über das ich schon nachgedacht habe, er ist auch recht schön auf Familien anwendbar und so weiter, die Wahrscheinlichkeit, dass ich diesen Begriff selbst längst souverän verwende, sie war im Grunde ziemlich hoch. Aber – nie gehört.

Jetzt gerade habe ich ihn immerhin aktiv wiederholt, das ist schon einmal gut, so unter bildungsbeflissenen Strebern, jetzt muss ich da nur noch ein wenig drüber nachdenken, vielleicht auch nachlesen und ihn natürlich auf das eigene Erleben anwenden, eigene Gedanken dazu haben oder ihn irgendwie originell platzieren und zack, fertig damit, dann ist das meins, wie die Möwen in “Findet Nemo” schreien.

Bei Hartmut Rosa, das ist der mit der Resonanztheorie,  kommt die Formulierung vor, dass wir dazu neigen, die Welt nur noch als Ansammlung von Aggressionspunkten zu sehen, womit er meint, dass wir alles haben wollen, verwenden und verwerten wollen, umsetzen wollen, ändern wollen, abbilden, konsumieren und abhaken wollen, das trifft bei mir auch auf die Sprache zu, wenn ich’s recht bedenke. Geben Sie mir Ihr Wort, ich will das haben und gebrauchen.

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Apropos Wort, jetzt noch der umgekehrte Fall. Im Familienkreis benutzen wir in humorigen Momenten ein Wort für das Nichtstun, welches ich vermutlich erfunden habe, woran ich mich aber nicht erinnern kann. Es hat null Treffer bei Google, es kommt nicht einmal in meinem Blog vor, obwohl ich gewettet hätte, es bereits verwendet zu haben. Es handelt sich um eine norddeutsch klingende und fortgeschritten alberne Umschreibung des, pardon, Eierschaukelns, beschreibt also jenen Zustand, in dem mit Eiern ausgestattete Menschen nichts zu tun haben, was in dieser Familie anatomisch bemerkenswert irreführend als “Klötenklackern” benannt wird. Und bei uns ist es so gängig, ich halte es manchmal für eine vollkommen übliche Bezeichnung.

Nun, in Kürze gibt es dazu immerhin einen Google-Treffer, man muss ja irgendwo anfangen.

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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Blühende Wiesen

Amazon fires. Sozusagen der Apokalypselink des Tages. Man findet ja genug.

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Über Filterblasen und den Filterclash. “Was kommt? Keine Ahnung.” Das ist doch einmal eine glaubwürdige Antwort auf eine Interviewfrage. Sehr sympathisch.

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Es überschlagen sich gerade einige nicht blogbare Entwicklungen, wie ich mit spockmäßig hochgezogener Augenbraue feststellen muss, es könnte mit dem fast täglichen Bloggen in nächster Zeit tatsächlich etwas knapp werden. Bleiben Sie dennoch dran, ich löse das dann alles in zehn Jahren auf, wenn das Gras, das bis dahin über die Themen gewachsen sein wird, längst zu blühenden Wiesen geworden ist. Wofür man sich jetzt natürlich den Apokalypseaspekt unserer Zeit kurz wieder wegdenken muss, sonst klappt das nicht, schon klar. Und zehn Jahre jedenfalls, das wissen wir, die gehen schnell. Nehmen wir nur das Beispiel von Sohn II, der wird in zwei Wochen  nämlich zehn Jahre alt, es ist äußerst seltsam, ist es nicht? Wie rasant bitte ging das. Messerscharf kombinierend können wir aus diesem Hinweis ableiten, dass Sohn I dann zwei Tage vorher zwölf wird, also dann schon ein angehender Teenager ist, es ist ja nicht so, dass es gar keine Karriereschritte in diesem Haushalt geben würde.

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In einer Radiosendung habe ich gehört, dass Psychopathen keine Angst und keine Empathie haben, dass diese beiden Merkmale sie leicht erkennbar auszeichnen. Das ist schön und auch irgendwie tröstlich, denn wenn man so eine schlichte Botschaft hört, dann kann man sich sofort an seine altvertrauten Ängste klammern, an die viele Zeit denken, die man mit ihnen im Laufe der Jahrzehnte verbracht hat und sich erleichtert denken: “Okay, Psychopath bin ich schon einmal nicht!” So simpel ist das, da muss man über die Sache mit der Empathie nicht einmal weiter nachdenken.

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Musik! Chet Baker und Red Mitchell: My Romance.

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Witternd wie wilde Waldtierchen

Sans Forgetica

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Singapur und der Klimawandel: “Wir müssen jetzt anfangen.”

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Supercharging the melting

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Es wird jetzt wieder früher dunkel, das Licht hat diese Herbstwärme, in der es nicht mehr so blendet, sondern sich wie Arminnenflächen an einen heran legt. Sonntagmorgen noch hat es so geregnet wie sonst Ende September. A. sagt: Man sieht ihn nicht, man spürt ihn nur. Am Abend komme ich noch einmal in den Regen, er ist jetzt gewachsen, man kann ihn sehen und spüren und schmecken und alles ist sofort nass. Als ich an der Ampel auf dem Rad warte, hält der Mann auf dem Bürgersteig seinen Schirm unauffällig so, dass ich zumindest für die Rotphase nicht nass werde. Das sind diese Schlenker, die der Sommer macht, damit man sich ausruhen kann, liegen und lesen ohne schlechtes Gewissen, drinnen, wo man sich auskennt.

Mehrere Menschen in meinem Umfeld sprachen in den letzten Tagen darüber, über den Geruch des Herbstes, über das andere Licht, überhaupt über das gerade eingetretene Andere, irgendwie unbestimmt aber doch, da ist doch etwas, merkst du es auch, man fühlt allgemein so herum. Der sich ankündigende Wechsel der Jahreszeiten sorgt also wie immer für diese Momente, in denen die Menschen morgens nach Verlassen ihrer Schlafhöhlen wieder witternd wie die wilden Waldtierchen irgendwo im Morgenlicht stehen und auf einmal etwas ungemein Wichtiges wahrnehmen, und das passiert ja überhaupt nur noch zwei-, dreimal im Jahr, mehr wittern wir längst nicht mehr.

Währenddessen wird es allerdings schon wieder wärmer und an den nächsten Tagen läuft noch einmal das ganze Sommerprogramm ab, mit vollen Straßencafés und badenden Menschen und Hitze im Büro und im Dachgeschoss und mit luftiger Kleidung und Schirmchendrinks am Abend, aber man weiß es jetzt doch insgeheim schon besser und glaubt nicht mehr alles, was man sieht.

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Apropos Sehen, im Urlaub habe ich einen Nachruf auf Brigitte Kronauer gelesen, von der ich zu ihren Lebzeiten leider gar nichts wahrgenommen, mir dann aber doch ihren Essayband (“Zweideutigkeit – Essays und Skizzen”) besorgt habe, der mir sehr gefallen hat. In diesem Nachruf jedenfalls, er war wohl in der gedruckten Version der Süddeutschen, die ich aus Notwehr gelesen habe, weil ich in Schleswig-Holstein wieder einmal ohne Netz war, da wurde Robert Walser zitiert, der gesagt oder geschrieben hat: “Man braucht nicht viel Besonderes zu sehen. Man sieht so schon sehr viel.”

Ich könnte es mir auf ein Kissen sticken lassen, so richtig finde ich das.

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Musik! Der King bei der Arbeit an einem Song. Es sieht ein wenig anstrengend aus.

 

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E-scooters in the rain

Was so alles verschwindet

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2050 ist zu spät

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Dem Weizen wird es zu warm

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Ein Hotel im Kosovo

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Im Namen der Toleranz …

 

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Ich wurde in einem Kommentar gefragt, wie ich denn mit der Stundenplan-App von Sohn I zurecht komme, das will ich gerne beantworten: Gar nicht. Was aber nicht daran liegt, dass sie nicht gut ist oder etwa eine lausige Usability hat oder nicht korrekt mit Content betankt wird oder etwas in der Art, das liegt einfach nur daran. dass ich sehr selten auf einen Stundenplan der Söhne sehe. Es gibt einfach keinen Grund dafür. Beide sind auf Ganztagsschulen ohne Hausaufgaben, na gut, fast ganz ohne Hausaufgaben, das sind seltene Ausnahmen. Mit Sohn I lerne ich oft, aber nur auf Arbeiten hin, nicht für den nächsten Tag. Mit Sohn II arbeite ich mich an das Lernen erst noch heran, der hatte bisher gar keinen rechten Bedarf, das kommt erst noch. Ich muss nicht wissen, welches Fach morgen dran ist.

Die Söhne gehen morgens aus dem Haus, sie haben dabei kaum Schulsachen dabei, einen Ranzen und eine Federtasche, ein Mitteilungsheft, Schulbrote und einen Apfel. Das wiederholt sich so an jedem Tag, dafür brauche ich also erst einmal keinen Stundenplan. Das ist übrigens auch der Teil des Konzepts Ganztagsschule, der funktioniert: Ich habe mit dem täglichen Einerlei tatsächlich wenig zu tun, das regelt sich da alles ohne mein Zutun, das finde ich gut. Ich muss wenig oder fast nichts mitdenken oder organisieren. Es gibt auch einen Teil des Konzepts, der mir ganz und gar nicht gefällt, darüber müsste ich auch einmal schreiben, fällt mir gerade ein …ja, ist jetzt vorgemerkt. Ich bin mittlerweile, aber das sei hier nur nebenbei erwähnt, mit meiner Notiertechnik so absurd gründlich geworden, Sie machen sich überhaupt keinen Begriff. Ich habe dermaßen viele Notizen, Ideen und Stichwörter in meinem Speicher, ich könnte wie ein Maulwurf darin herumwühlen, sie hochwerfen und mir auf den Kopf prasseln lassen. Jedem seinen Reichtum! Wobei ich jetzt vermutlich etwa ein Jahr gebraucht habe, um mich selbst endlich dahin zu bekommen, meine eigenen Gedanken in einem für mich sinnvollen und auch zureichend erscheinenden Ausmaß zu erwischen, also erfolgreich notieren zu können, denn das ist erstaunlich schwierig. Man hat etwa 60.000 Gedanken pro Tag, das stand jedenfalls irgendwo zu dem Thema, da wird vielleicht klar, dass es eine größere Aufgabe ist, die vermeintlich oder tatsächlich irgendwie brauchbaren Sequenzen  bewusst mitzubekommen und zur Strecke zu bringen. Wovon man allerdings – bloß keine falschen Hoffnungen! – auch nur begrenzt etwas hat, denn man bleibt dadurch ja in seinem Denken gleich flach wie immer schon, man wird nur in seiner Dummheit auf einmal wesentlich sortierter. Das allerdings zumindest gefällt mir sehr, ich räume eben generell gerne auf.

Pardon, wo war ich? Bei dem digitalen Stundenplan. Den brauche ich nur für die  Abweichungen von der Norm. Wenn ein Kind etwa um 11:30 einen Arzttermin hat, weil man andere manchmal nicht mehr bekommen kann, dann muss ich das Kind um 11:00 irgendwo auf dem weitläufigen Schulgelände finden, in der Sporthalle, im Musikraum, im Klassenzimmer oder was weiß ich wo. Dann erst sehe ich auf den Stundenplan und dann finde ich die App auch vermutlich total praktisch. Das wird sich also noch zeigen, aber darauf freue ich mich jedenfalls jetzt schon. Das früher auf dem Handy genutzte Foto vom Stundenplan, der ganz altmodisch am Kühlschrank hing, das tat es natürlich auch, sehr gut sogar, aber ein wenig technische Spielerei ist schon nett.

Und wenn diese App dann Blödsinn anzeigt, dann wird man das vermutlich hier lang und breit lesen können, weil ich den Sohn dann nämlich längere Zeit suchen muss und danach ziemlich sauer sein werde, das fällt dann unter Technikfolgen.

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Es regnete die letzten Tage einigermaßen ergiebig, vielleicht fiel es Ihnen auch auf. Das führt mich zu brennenden Fragen der kulturellen Moderne, etwa ob die melodisch wimmernde Riege der Singer/Songwriter schon die schier maßlose Traurigkeit entdeckt hat, die unbenutzte E-Scooter bei schlechtem Wetter ausstrahlen?

My life is all in vain

E-scooters in the rain ..

Na, so in etwa. Da kommt noch etwas, ganz gewiss kommt da etwas, ich werde darauf achten. Bis dahin bleiben wir bei den kaputten Fahrrädern. Und ja, das ist ein September-Song, was soll ich machen, ich gehe vor.

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Nur noch schnell ein Wortvorschlag, ich übernehme ihn heute von Sohn I, mit dem ich auf dem Dom war, wo er mit einer Achterbahn fuhr, die den Ansprüchen des immerhin fast Zwölfjährigen nicht ganz mehr zu genügen schien. Er stieg da nach der Runde etwas missmutig aus und sagte verächtlich: “Das war jetzt aber nur Billig-Adrenalin.” Ist das nicht schön? Billig-Adrenalin. Doch, das gefällt mir sehr.

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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Paradise Lost

Die Fortsetzung zu diesem Artikel.

Wir standen also vor “Happy Bowling”, vor einem großen Flachbau. Der Sohn war sehr irritiert, ich nicht ganz so, denn ich kannte den Anblick schon aus dem letzten Jahr, als ich mit T. dort entlang gewandert war und wir genau da auch schon staunend stehen geblieben waren. Die Anlage ist groß, vermutlich ist sie auch unter Berücksichtigung von Bowlingbahnvergleichmaßstäben ziemlich groß, wobei ich mich da allerdings nicht auskenne, es ist eher ein Gefühl. Man erkennt nicht gleich, ob es sich um eine Anlage handelt, in der abends noch etwas los ist, oder ob die Bahn seit Jahren, vielleicht sogar seit vielen Jahren schon geschlossen ist. Die Außenanlage ist etwas ungepflegt, der Zaun ist etwas unschön. Die Schilder am Zaun sind merkwürdig aus der Zeit gefallen, das Gebäude wirkt zumindest tagsüber auf den ersten Blick eher verlassen.

Auf Jahr- und Weihnachtsmärkten werden diese Frühstücksbrettchen verkauft, in die jemand auf Wunsch Schriftzüge hineinbrennt, “Beste Mama” oder “Benny” oder “Lara-Mia” oder so etwas, am Zaun der Anlage hing ein großes Brett, in das hatte jemand “Gutes Essen” gebrannt. Die Schrift war etwas ungelenk, das Brett war aber immerhin korrekt ausgesägt und abgeschliffen, das Ganze war auf eine Art rustikal, die mich vage an die Achtziger erinnerte. “Gutes Essen”, es wirkte auf mich nicht recht überzeugend. Es hingen noch weitere Bretter da, die bewarben Musik und Spaß, wobei die beiden Aspekte dort wohl in einem unmittelbaren Zusammenhang stehen sollen. Über der Anlage lastete mittägliches Schweigen, die Luft flimmerte über dem Hof. Womöglich wirken alle gerade geschlossenen Bowlingbahnen deprimierend, das kann sein, ich müsste mehr davon sehen, um es beurteilen zu können. Der Sohn neben mir staunte gar nicht wegen der Schilder, merkte ich nach einer Weile, der staunte wegen der schwarzen Plastikgartenmöbel, die auf der Terrasse vor der Anlage standen. Die kontrastierten nämlich so auffällig mit den roten Geranien an der Terrassenbegrenzung, dass es für ihn nach der Dekoration für eine Trauerfeier aussah. Woraufhin ich minutenlang nicht mehr ansprechbar war, weil ich mir dringend eine Trauerfeier in einer riesigen Bowlinganlage vorstellen musste, und das waren kinotaugliche Bilder, fand ich. Es war ringsum kein Mensch zu sehen, kein Tier, nichts rührte sich, zu hören waren weiterhin nur ab und zu die Schreie der Menschen in den Achterbahnen hinter uns. “Der Fluch von Novgorod”, sagte der Sohn kenntnisreich, denn Kinder haben ein erstaunliches Wissen, was Achterbahnen betrifft, auch wenn sie sie noch nie gesehen haben. Dann sagt er noch, dass wir ja wandern wollten, nicht in den Freizeitpark. Ganz leise sagte er das und nickte entschlossen.

“Aber da gehen wir dann auch irgendwann hin?”

“Selbstverständlich.”

Hinter “Happy Bowling” ragt etwas auf, das ist aus Beton. Da stehen mehrere riesige Türme in unglaublich hässlichen und stark verblichenen Krankenhauswandschrankfarben. Der Sohn sagte nach eingehender Betrachtung, dass diese Ungetüme sicher zu den hässlichsten Häuser zählten, die er je gesehen habe, und nach einer Weile korrigiert er sich sogar, denn das hier waren klar die hässlichsten Häuser, da fiel ihm kein Vergleich mehr ein. Er fand sie so schlimm, dass ich ihn hier wörtlich zitieren muss: “Da drin kann man nur kotzend überm Klo hängen. Das sieht aus wie aus kaputten Containern gestapelt, das ist richtig, richtig schlimm.”

Widersprechen konnte ich da nicht, auch wenn ich etwas sah, was er nicht sah, es taugte allerdings nicht zum bekannten Spiel. Denn ich sah im Gegensatz zu ihm die Siebziger Jahre und ich sah, wie das da einmal gemeint war und wofür es stand, das konnte er natürlich alles nicht wissen. Wobei man sich bei dieser Betonuntat nur schwer vorstellen kann, dass sie einmal bedeutend eleganter, netter oder fröhlicher gewirkt haben kann, schon der Gedanke, dass das einmal modern war, er fällt ungemein schwer. Man kann auch diese unfassbaren Farben nicht mehr erfolgreich zurückrechnen auf Töne, die einmal halbwegs schön gewesen sein sollen, das gelingt einfach nicht. Man kann sich nur mit viel Fantasie mehr Leben um das Gebäude herum vorstellen, viele, viele Besucher, Kinder, Familien, Geschrei, aufblasbare Tierchen, Luftmatratzen, Strandleben davor und Sonnenöl in der Luft, es wird doch einmal so gewesen sein, es wird einmal funktioniert haben. Im letzten Jahr stieß T. mich vor den Türmen an und zeigte auf einen älteren Mann, der an uns vorbeiging. Auf seinem T-Shirt stand “Paradise Lost”. “Das glaubt einem wieder kein Mensch”, sagte ich zu T., “das ist das Dumme an dieser Wirklichkeit.” T. und ich sahen uns immer wieder um und sagten mehrfach “Das gibt es doch nicht”, und das ist auch genau das, was einem vor dieser elenden Betonburg mit großer Sicherheit zuerst einfällt. Ein so deprimierender Bau, er kann eigentlich nur ausgedacht sein. Das ist Kulissenbau für Fortgeschrittene, Kulissen in einer schier wahnwitzigen Dimension. Auf einem Balkon in halber Höhe des ersten Turms stand eine alte Dame, die hatte etwas an, das man früher als Hauskittel kannte. Sie fegte ihren Balkon mit langsamen, sich endlos oft wiederholenden Bewegungen, an deren Sinnhaftgkeit entschieden zu zweifeln war, dann sah sie herunter zu uns und starrte uns an.

Rechts die Bowlingbahn, hinter uns der Freizeitpark hinter hohen Büschen, vor uns der monströse Bau. Nur ein paar Schritte weiter war schon wieder alles ganz anders und wir standen erneut irritiert vor skandinavisch anmutenden Ferienklötzchen. Die Klötzchen waren Holzhäuser, man kann sie sicherlich mieten und sie liegen dort auf einer Wiese herum, dicht an dicht, ein wenig zu dicht vielleicht. Sie sehen weitestgehend alle gleich aus, als wären sie von einem riesigen Laster gefallen, der direkt aus der Fabrik kam, dann hat man sie einfach so liegen lassen. Vor diesen Ferienklötzchen liegt die Steilküste, die ist nicht sehr hoch an dieser Stelle, aber doch so hoch, dass es keinen direkten Strandzugang gibt, da muss man erst ein Stück weiter gehen. Hinten bei den Betontürmen kommt man runter, also nicht nur seelisch, auch zum Strand. Auch zwischen diesen Klötzchen rührte sich kein Leben.

Wer auch immer die mietet, der fährt da vielleicht gar nicht für einen Strandurlaub hin, dachte ich. Es hing kein Handtuch irgendwo, es lag auch kein Kinderspielzeug herum, kein Schlauchboot oder sonst etwas in der Art lag auf dem Rasen, es war aber doch die beste Ferienzeit. Ob die Leute, die sich dort einmieten, ihr Gepäck da einstellen und dann stracks im Freizeitpark verschwinden? Wo sie dann in einer Gründlichkeit Achterbahn fahren, die ich mir mangels Interesse an so etwas überhaupt nicht vorstellen kann? Ich weiß es nicht.

Der Weg führt an der Abbruchkante der Steilküste entlang durch eine üppig blühende Blumenwiese. Ich erkannte nicht, was da blühte, aber es sah sehr gut aus. Hervorragend sah es aus, lieblichste Natur geradezu, was aber sicher auch daran lag, dass alles andere eher seltsam aussah. Die über den Büschen aufragende Achterbahn, die fahlen Betontürme, die genormten und wie gerade erst fertig gestellt wirkenden Ferienklötzchen auf der streng umzäunten Wiese. Urlaub in den Siebzigern, Urlaub heute, das liegt da so direkt nebeneinander wie von Museumspädagogen didaktisch klug hingestellt, gucken Sie mal, vergleichen Sie doch mal, verstehen Sie die Entwicklung? Durch Blumen geht man davon weg in Richtung Neustadt und wenn man sich umdreht, dann sieht man noch das große Betonunglück. Wir drehten uns oft um und staunten, wie unfassbar lange man es sehen konnte. Da war vor uns längst komplett freier Blick, da war ein netter Wanderweg, rechts die ruhige Ostsee, links die Äcker.

Doch, das ist ein ganz schöner Weg da, den geht aber kein Mensch. Ich habe weder im letzten noch in diesem Jahr mehr als zwei, drei Menschen dort getroffen. Einer davon war allerdings irre, man soll ja etwas zu erzählen haben.

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Fortsetzung hier

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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Vor acht

Wir hatten ja damals keine Wasserflaschen dabei. Es ist im Grunde unvorstellbar.

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Tim Minchin gibt Ratschläge. Ich mag etwa die Formulierung “micro-ambitious”. Gefunden via Patricia auf FB.


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Die Kinder des Berliners

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Rügen auf dem Weg zur Versyltung. Oder hier, Santorin. Oder Rhodos.

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In der wie immer brechend vollen S-Bahn am Morgen fragt ein sitzender junger Mann einen stehenden älteren Mann: “Wollen Sie sitzen?”Der ältere Mann guckt kurz hoch, er ist in der üblichen Werktagsstimmung und will also ganz sicher nicht angesprochen werden, das sind norddeutsche Werkseinstellungen, er blafft daher nur kurz: “Was?!” und freundlich klingt das weiß Gott nicht, eher im Gegenteil. Der junge Mann wiederholt seine Frage unbeirrt und der andere schüttelt unwillig den Kopf, finstere Blicke, also wirklich, spricht der mich einfach an, unglaublich so etwas, was kommt denn noch alles. Dann sieht er aber doch noch einmal hin, denn nach ein paar Bedenksekunden – das war womöglich ganz nett gemeint. Könnte ja sein. Er hebt die Augenbrauen etwas, die Skepsis ist stark in ihm, aber er beguckt sich den Jüngeren jetzt erst einmal genauer. Der guckt ruhig und freundlich zurück und wartet ab, ob der Ältere seine Meinung vielleicht noch ändert. Das tut der zwar nicht, aber in seinem Gesicht passiert Unvorhergesehenes, ein Lächeln bricht da durch. Das ist allerdings kein leichter Prozess und das geht auch nicht schnell, es endet aber doch in einem akzeptabel freundlichen Gesichtsausdruck und wer weiß denn schon, wann dieser Mann zuletzt vor acht Uhr morgens mal freundlich geguckt hat und was für eine Leistung das gerade ist. “Das ist aber nett”, sagt er dann anerkennend, seine Überraschung ist nicht zu überhören und allmählich ist er sogar bei einem richtigen Grinsen angekommen, denn guck an, es gibt doch noch anständige junge Menschen auf der Welt, das ist ja ein Ding. “Finde ich gut” sagt er schließlich noch, “Finde ich richtig gut.“ Der Satz richtet sich aber an niemanden direkt, der geht eher allgemein an die Umstehenden und Beobachtenden, die jetzt aber sicherheitshalber alle so gucken, wie er selbst zuerst geguckt hat, denn hallo, es ist noch vor acht, es ist Mittwoch, es ist Hamburg, es regnet. Ruhe jetzt.

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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