Das Jesusdrittel und W, nicht V

Am Sonnabend zieht die Familie ohne mich in den Garten und beteiligt sich wieder an freiwilliger Gemeinschaftsarbeit, ich verbleibe am Schreibtisch und versuche etwas. Mehr macht man ja im Grunde nie, wenn man schreibt. Zwischendurch gehe ich einmal zur Bücherei und hole neue Bücher von Frauen, siehe gestern, es geht mir aber eigentlich mehr um die Bewegung als um die Frauen, denn einen Tag nur Schreibtisch, da werde ich ja irre. Ich bin immer noch überzeugter Anhänger der 10.000 täglichen Schritte. Nebenbei denke ich aber auch, Bücherei ist immer eine gute Idee, in der Bücherei siehst du immer etwas Beschreibbares, da hast du abends was fürs Blog. Die Bücherei und die Bäckerei, das sind eigentlich die verlässlichsten Quellen für kleine Szenen, so über die Jahre gesehen. Der Bahnhof, der riesige Hauptbahnhof mit seinen, Achtung, es folgt eine zwanghafte Erwähnung, 550.000 durchlaufenden Leuten täglich, der fällt dagegen doch deutlich ab. So sehr fällt er dagegen ab, dass es mir schon etwas seltsam vorkommt und ich demnächst öfter mal im Bahnhof herumlungern werde, einfach so, nur um zu sehen, ob da nicht doch noch etwas Blogbares auftaucht. Wenn man vielleicht mal länger hinsieht, ins unentwegte Gewühle und Gerenne (was übrigens wohl der Mensch mit dem Autokino gerade macht, erinnern Sie sich noch? Der da neulich vor der Anzeigetafel stand? Googelt der jetzt vielleicht schon Mietwagen auf Rügen in seiner Single-Küche? Ich glaube schon. Auf der Seite einer Autovermietung in Sassnitz ist er gerade gelandet, da findet er ein Angebot für Großraumlimousinen, immerhin acht Personen passen da hinein, das liest er gerade. Das reicht dann schon für eine Orgie im Autokino, denkt er, wobei er in Wahrheit gar keine nähere Kenntnis  von solchen Veranstaltungen hat. Acht Personen, na, vielleicht doch erst einmal mal kleiner anfangen? Auf der Seite der Firma steht auch der freundliche Hinweis: “Gönnen Sie sich eine Taxifahrt.” Er denkt kurz nach und schüttelt den Kopf.).

Die Bücherei jedenfalls enttäuscht mich auch an diesem Tag nicht, natürlich nicht. Ein Mann steht vor einem Regal und liest Buchrücken, seine Frau steht hinter ihm und sagt: “W! Du musst zu W, das ist V! Herr Gott nochmal!” Und der Mann geht ergeben einen Meter weiter, legt den Kopf schief und liest wieder, während sie wüst augenrollend daneben steht, verschränkte Arme, energisches Ausatmen. Bei manchen Beziehungen braucht man nur einen einzigen Satz im Vorbeigehen, um ein geschichtentaugliches Bild dieser beiden vor sich zu haben.

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Ein Sohn hat Bruchrechnung in der Schule, wir üben also mit allem Bruchrechnen. Es sind vier Frühstückseier auf dem Tisch, drei davon sind? Und nur eines ist? Und wie kann man zwei davon auch nennen? So etwas, immer wieder spielen wir das durch und brechen uns durch den Alltag. Vor dem Balkon die Dreieinigkeitskirche, Vater, Sohn, Heiliger Geist, Jesus ist also was? Ja, Mathematik ist nämlich überall. Wobei Jesus, wir vertiefen das noch etwas, je nach Glaube dann ein Drittel von allem oder von nichts ist, das ist rechnerisch dann doch etwas heikel.

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Wie Kakaopulver in Handarbeit entsteht. Wieder was gelernt.

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Sparen ist Feiern. Sparen ist Verschwenden.

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Musik! Tierisch gut.

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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Präzise und grausam

Wir sind kein Volk.

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Autochrome

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Tante Anna

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Eine kurze Buchempfehlung, ich werde an anderer Stelle offline darüber schreiben: “Vaterhaus” von Bea Dieker. Hier eine Rezension dazu, passt schon.

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Ich wurde von einer befreundeten Bestsellerautorin darauf hingewiesen, dass ein neulich hier verlinkter Text zwar Unmengen von Autoren, aber nur eine ganz kleine Anzahl Autorinnen enthielt. Da die Dame zum Rechthaben neigt, also im weitestgehend positiven Sinne sogar, und da es neulich gerade erst Artikel in diversen Medien gab, in denen auf das krass ungerechte Verhältnis zwischen Frauen und Männer in der Literatur hingewiesen wurde, habe ich beim nächsten Besuch in der Bücherei mal darauf geachtet. Da gibt es am Anfang der schönen Literatur immer so eine Aktionsfläche, einen Sonderaufsteller für thematisch ausgewählte Bücher, diesmal zur einigermaßen vagen Schlagwortsalve “Jahre, Monate, Tage”. Da sind die Titel natürlich leicht auszuwählen, die kann man im Katalog über die Volltextsuche zusammenfinden, so stellt man sich eine nette Praktikantenaufgabe vor. Egal, da standen jedenfalls etwa 28 Bücher von Männern und zwei Bücher von Frauen, ganz so, als würden Männer eher kalendarische Angaben im Buchtitel haben. Das klingt dann schon fast wie ein Thema für eine Abschlussarbeit: “Zur Häufigkeit von Jahren, Monaten und Tagen in Buchtiteln von Frauen und Männern.”

Ich habe daraufhin nur Frauen ausgeliehen, warum auch nicht, denn die Wahrscheinlichkeit, dass ich aus eher unerfreulichen Gründen bisher stets zu wenig Frauen gelesen haben, sie ist doch recht hoch. Und da ich gerade eh keinen Plan habe, was ich gerne lesen möchte, habe ich einfach bei A angefangen und alle Bücher von Frauen angelesen, die ersten Absätze und die Klappentexte und auch nur die, welche thematisch überhaupt in Betracht kamen. Also keine Gewalt-, Missbrauchs- und Kriegsgeschichten, nichts mit Rassismus und irgendwelchen anderen -ismen. Gefühlt machen diese Bücher übrigens etwa 60% des Bestandes aus, wenn nicht sogar deutlich mehr. Da sind auch sicher sinnvolle und wichtige und richtige Bücher dabei, gar keine Frage, danach ist mir aber gerade nicht. Runterziehen kann ich mich selbst auch ohne Texte, und zwar ziemlich gut. Dem ist eher entgegenzuwirken, ich strebe also mehr nach dem, bei dem ich ein gutes Gefühl habe oder sogar erst bekomme. Deswegen können Tod und Verderben dennoch vorkommen, solange sie mich als Leser nicht zu tief in den Abgrund drängen. Bei Mariana Leky etwas, da ging das. Ansonsten reicht es mir bei Handlungen völlig aus, wenn zwei oder drei Figuren sich mit Beziehungen mühen, da habe ich für mein Empfinden schon genug Drama. Und im echten Leben haben wir damit im Grunde sogar alle genug Dramen, nicht wahr, so sieht es doch aus.

Bei Mariana Leky, die habe ich jetzt durch, gibt es eine wirklich schöne Sexszene, fällt mir zwischendurch ein, in der sie schreibt, sie sei “hinfällig vor Liebe”, das gefiel mir. Ich meine, wer kennt es nicht. Aber das nur am Rande.

Gut gefallen hat mir Cécile Harel mit “Während wir warten, bis die schönen Zeiten wiederkehren” (übersetzt von Elsbeth Ranke), es war mir nur ein wenig zu kühl, das passt zur Zeit nicht und jetzt gerade komme ich auch endlich darauf, wonach ich da überhaupt die ganze Zeit suche, nämlich nur und exakt nach den Büchern, bei denen ich wenigstens ab und zu denke: “Genau so!” – und dann Lust aufs Schreiben bekomme. Literarisch anspruchsvolles Lesen ist das also ganz gewiss nicht, ich betreibe hier hemmungsloses Lustlesen und suche lediglich einen ganz bestimmten Zauber zur weiteren Verwertung.

Überhaupt nicht gefallen hat mir in diesem Sinne Tessa Hadley mit “Damals”, übersetzt von Sabine Schwenk, das hat so einen lehrbuchgerechten und fleißigen Klang. Da wird jede Figur, die eingeführt wird, sofort beschrieben, hat also ein Gesicht und eine Figur und auch etwas an, was sorgsam geschildert wird, und die Beziehung zu den anderen Figuren wird dann selbstverständlich in berechenbarem Abstand zur ersten Erwähnung angedeutet, der soziale Status dann auch noch. Das sind alles ganz plausible Sätze, aber so geht das für mich nicht, das ist Schreiben nach Schema, das ist wie Stricken mit Buchstaben. Das ist irgendwie nicht mein Fall. Aber es gibt genug, die das mögen, schon klar.

Ich habe dann noch reihenweise Klappentexte gelesen. Es gibt zwei Adjektive, die sich da bei neueren Büchern seltsam oft wiederholen, das eine ist “grausam”, das andere ist “präzise”, gerne auch irgendwie zusammen, da wird also z.B. etwas mit “grausamer Präzision” beschrieben. Das trifft dann wohl den Geschmack der Zeit? Präzise Grausamkeit, grausame Präzision. Und diese präzise Sprache, sie ist dann meistens, wenn ich mal kurz reinlese, abgemagert, fettfrei, schier und dünn, sehr dünn, da möchte man um Gottes willen kein Adjektiv sein, in diesen Büchern, da wäre man ja verdammt einsam. Und das bezieht sich übrigens keineswegs nur auf Bücher von Frauen.

Wenn hier in nächster Zeit jedenfalls signifikant mehr Bücher von Frauen vorkommen, das wollte ich eigentlich nur sagen, dann habe ich das jetzt schon einmal erklärt.

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In der Bäckerei steht ein Mann vor mir an, der kommt dran und sagt grußlos: “Baguette.”

Die Bäckereifachverkäuferin sieht ihn an, der Mann sieht die Bäckereifachverkäuferin an, nichts passiert. Das geht so mehrere Sekunden, und Sekunden sind gewiss nicht in jedem Kontext viel, wohl aber in einer Bäckerei am Morgen, wenn da etliche Leute in einer Schlange stehen und Brötchen haben wollen. Schließlich gibt sich der Mann doch noch einen Ruck und sagte: “Bitte.”

Die Bäckereifachverkäuferin sagt: “Nein, ich hab nur auf die Mengenangabe gewartet.”

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Musik! Gaby Moreno. Toll. Präzise gesungen und so. “The Ritz is no fun at a table for one.”

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Sohn und Satz

Ich gehe mit Sohn I einkaufen, im Edeka soll ich 8,09 Euro zahlen. Ob ich neun Cent habe, will der Kassierer wissen. “Nein”, sage ich. “Aber ich!” ruft der Sohn und kramt in seiner Hosentasche. “Toll”, sagt der Kassierer, dann bekommst du aber auch das Rückgeld.” Und reicht dem Sohn ein Zwei-Eurostück, wobei er mich kritisch ansieht, ob ich da auch ja nicht einschreite. Was ich natürlich nicht mache, denn man muss es ja genießen, wenn man mal so ausdrücklich kinderfreundliche Leute trifft. Wir gehen einen Laden weiter, da soll ich 9,13 zahlen. Ob ich dreizehn Cent habe, will die Kassiererin wissen. “Nein”, sage ich. “Aber ich!” ruft der Sohn, noch etwas vergnügter als im ersten Laden. “Dann hast du dir jetzt den Euro verdient”, sagt die Kassiererin lachend und sieht mich fragend an, ob das wohl okay ist? Ja, das ist okay.

Der Sohn hat danach ganz unerwartet viel Freude am Einkaufen und hüpft neben mir her. Ich sage, ich hätte vermutlich auch mehr Freude im Alltag, wenn mir die Leute an den Kassen dauernd Geld schenken würden. Drei Euro in zehn Minuten, das ist ja so schlecht nicht für einen Elfjährigen. “Es waren nur 2,78”, sagt der Sohn, “Mathe, ne.”

Er kommt jetzt also immer mit zum Einkaufen, hat auf einmal ein regelmäßiges Einkommen und überhaupt keine Probleme mehr mit dem Kopfrechnen. Erstaunlich, wie sich hier alles entwickelt.

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In der S-Bahn tippt die Frau neben mir Whatsapp-Nachrichten ins Handy, ich gucke da aber nicht hin, nicht einmal aus Neugier. Ich kann die nämlich eh nicht lesen, solange ich meine Gleitsichtbrille nicht mal neu justieren lasse, womit ich es aber nicht eilig habe. Fremde Handys sind also gut vor mir geschützt, ich erkenne da eh nix. Ich erkenne nur gerade so, was ungefähr gemacht wird, ob jemand spielt oder schreibt oder Serien guckt. Allerdings hält die Frau neben mir kurz darauf ihr Handy so dicht vor meine Augen, dass ich quasi gar nicht anders kann, als zu lesen, was da steht. Das macht sie aber nicht meinetwegen, das macht sie, weil sie die Riemen ihrer Handtasche irgendwie gerade zieht und dabei eher unabsichtlich ihre Hand mit dem Smartphone durch die Gegend und in mein Blickfeld schwenkt. Egal, ich lese also nahezu unfreiwillig, was sie gerade geschrieben hat, es ist kein besonders intimer Satz, aber doch ein sehr schöner, denn da steht: “Und dieser Monat war ein guter.” Stellen Sie sich diesen Satz mal bitte kurz gedruckt auf Papier vor. Damit könnte auch eine Kurzgeschichte enden, und es wäre weiß Gott kein schlechter letzter Satz.

Na gut, an den letzten zwei, drei Tagen des Monats wäre der Satz vielleicht noch einen  Tick besser gewesen, aber was soll’s. Die Wirklichkeit hat nicht immer Sinn für Timing.

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Musik! Es ist vielleicht nicht gerade mehrheitsfähig, was ich heute gefunden habe, aber für einige wird es doch interessant sein. Sie kennen vielleicht Nick Drake, den Songwriter mit der besonders tragischen Geschichte? Zur Erinnerung hier schnell einer seiner bekannteren Songs, es geht aber gar nicht um ihn.

Es geht um seine Mutter, Molly Drake, die keine erfolgreiche Musikerin war und zu Lebzeiten nie ein Album veröffentlicht hat. Es gibt aber Aufnahmen von ihr, singend am Klavier. Und was ein schönes Lied das ist, das kann man ganz wunderbar mit dem Werk des Sohnes zusammendenken und sich vorstellen, wie der Sohn ihr zugehört hat. Die Familienähnlichkeit auf den Bildern kann man natürlich auch bemerken. Faszinierend, das alles.

Noch ein Tipp: Beim Hören mal eben die Google-Bildersuche nach Molly Drake anwerfen. Was für ein Gesicht! Womöglich hatte sie ein Profil zum Mitfiebern, nicht wahr.

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Insel, gestern

Am Wochenende habe ich auf dem Weg zur Parzelle den Insel-Imker gesehen, wie er Bienenstöcke öffnete, sich bückte und lauschend ein Ohr daran hielt. Erst hinterher fiel mir auf, was für ein schönes Wort das ist, Insel-Imker, fast möchte man das sofort selber werden. Geballte Romantik! Es ist schon sehr schön, dass der Garten auf einer Insel ist, auch wenn sie mitten in der Stadt liegt und auf ganz normalen Straßen zu erreichen ist. Ein wenig Inselgefühl rette ich doch immer dahin.

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Wir haben im Garten etwas an einem anderen Haus gemacht, eine Gemeinschaftsarbeit. Da waren wir viele Leute und kamen auf die Frage, wer da was kann, wenn man etwa zwanzig bis vierzig völlig verschiedene Menschen zusammen hat, Kinder auch dabei, etliche Berufe. Etwa vierzig Leute, das war die Größe der steinzeitlichen Menschengruppen, habe ich gerade gestern wieder irgendwo gelesen. Etwa vierzig Leute, das ist eine Größe, die sich also evolutionär bewährt hat. Und es ist eine Menge, was so eine Gruppe in der Größe kann. Wenn man sogar noch die weiteren Kontakte einrechnet und überlegt, wen man alles über die Gruppe hinaus kennt, weil jemand in der Gruppe jemanden kennt, den man um etwas was bitten kann, dann geht auf einmal fast alles, man könnte Paläste und Kraftwerke bauen! Na ja, fast. Es ging ohnehin nur um ein ganz kleines Bauvorhaben. Dennoch, keiner von uns könnte das alleine lösen, aber in der Gruppe – selbstverständlich schaffen wir das in den nächsten Wochen, auch wenn aktuell noch keiner weiß, wie das genau gehen soll. Es wird zu lösen sein, allgemeine Zuversicht, yes, we can.

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Unklar ist, was Garfield selbst zu dem Strandgut sagen würde.” Via Geräuschtasche auf Twitter.

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Ich habe unfassbare Mengen von kaputten Links im Blog gelöscht oder repariert, meistens tatsächlich eher gelöscht, denn es gibt die angegebenen Quellen oft schlicht nicht mehr. So viele verstorbene Blogs, so viele entfernte Inhalte, darunter erhebliche Mengen durch die allseits geschätzte DSGVO, bzw. genauer durch die allgemeine Angst oder eher Panik vor ihr. Aber auch bei größeren Medien halten einige Stücke nicht mehr länger als zwei Jahre, danach schmeißt das jemand weg, löscht das raus, als ob man irgendwie den Platz für etwas anderes brauchen würde. Das Internet hat kein langes Gedächtnis, es vergisst sehr schnell. Nicht in einem speziellen technischen Sinne, ich weiß, aber doch aus Sicht der normalen Userin.

Die alten Wirtschaftsteile und “Woanders”-Ausgaben, der damalige Beifang – das löst sich alles auf wie von Motten zerfressen, etliche waren bei der Durchsicht schon so durchlöchert, ich habe sie besser gleich gelöscht. Was mir auch egal ist, ich hänge nicht daran, aber die Geschwindigkeit gefällt mir ganz und gar nicht. Ich bin studierter Bibliothekar, ich finde, Texte müssen sortiert und greifbar vorliegen. Gerne auch nach ein paar hundert Jahren noch. Wenn man aber nur noch ein halbes Jahr zurückverweisen kann, das ist dann doch recht wenig und die kulturelle Dominanz des Online-Jetzt behagt mir nicht.

Vielleicht ist es ja auch kein Zufall, dass sich hier gerade ein Sohn hartnäckig die englische Vokabel für “gestern” nicht merken kann. Gestern, gestern, ja was weiß ich denn.

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Musik! Gesterntag.

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Prosa und Pastinaken

In der letzten Woche war ich in der Bücherei, denn jetzt, wo meine Sachbuchphase erst einmal wieder beendet ist, brauche ich Nachschub und frisches Futter, Romane und Geschichten. Ich habe viele Bücher mitgenommen, denn ich bin ein furchtbar ungnädiger Leser und breche schnell ab, im Grunde gibt es wenig, was mich wirklich interessiert. Kein schöner Zug von mir, ich weiß. Ich habe “Das Buch der entbehrlichen Gedanken” von Ömür Iklim Demir (übers. von Gabriela Senti und Mathias Müller Senti) angelesen, das gefiel mir gut, aber dummerweise geht es u.a. um Folter, so etwas verfolgt mich dann wieder wochenlang, das las ich also nicht sehr weit. Aber wie gesagt, gut war es doch.

Ich habe Lydia Davis angefangen, das war überhaupt nicht mein Fall. Ich habe George Saunders angefangen, das war auch nicht mein Fall. Das sind aber keine Qualitätsurteile, die Bücher können meinetwegen nobelpreiswürdig sein, deswegen müssen sie mir ja noch lange nicht gefallen. Ich habe womöglich einfach einen schlechten oder auch nur zu schlichten Geschmack, man sollte das nie ausschließen. Also ernsthaft nicht, das ist gar kein Scherz, das klingt nur so. Ich habe Colm Tóibin angefangen, da wird eine Figur in einer Kurzgeschichte eingeführt mit dem Satz: “Cassidy trug, was er immer anhatte […]”, und an der Stelle hat jemand wütend an den Rand geschrieben: “Wie anschaulich!!!” Mit drei zeternden Ausrufezeichen, ich war das also nicht, so etwas mache ich nicht. Aber grundsätzlich ist diese Randbemerkung nicht völlig unverständlich, möchte ich meinen. Auch abgebrochen, das zündete irgendwie nicht.

Hängengeblieben bin ich dann an Mariana Leky mit “Was man von hier aus sehen kann”, ich glaube, danach ist mir gerade. Ein friedliches Buch, mit Liebe, angenehmen Figuren und überschaubarer Handlung, mit guten Bildern und  überhaupt schön geschrieben. Ich habe Rezensionen nachgelesen, da wird der Autorin der Satz: “Im Gegensatz zu Selma fieberte der Optiker bei der Vorabendserie kein bisschen mit, aber bei Selmas Profil, da fieberte er mit […]” allen Ernstes als Fehler angekreidet. Wissen Sie warum? Na? Weil man nur bei sich entwickelnden Prozessen mitfiebern kann, etwa bei einem Fußballspiel, nicht aber bei einem statischen Profil. Das stand da wirklich, ganz offensichtlich war da also jemand in der Feuilletonredaktion noch nie ernsthaft verliebt und hat überhaupt keine Ahnung davon, wie man bei einem Profil sehr wohl Zentimeter für Zentimeter mitfiebern kann, ein Banause erster Klasse. Denn das ist doch ein sehr brauchbares Bild, ist das doch! Aber nein, es ist ein Fehler und da freute sich also jemand wirklich, dass er diesen furchtbaren Fehlgriff  in einer Zeitung zeigefingerig und mit wahrer Oberlehrerfreude hämisch benennen konnte, Herr im Himmel. Man möchte sich beim Lesen Bücher auf den Kopf hauen. Oder ihm oder ihr, ich habe es schon wieder vergessen, wer das genau war. Egal.

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Wir haben überraschend viele und große Pastinaken aus dem längst kahlen Beet im Garten gezogen. Ich habe sie geschält, das duftete schon so, wie man es bei der Ware aus dem Laden nicht kennt. Ich habe sie mit ein paar Kartoffeln und einer Zwiebel in Öl angedünstet und dann gekocht und versuppt, ich habe alles püriert, etwas Kokosmilch untergerührt und nur mit Brühe, Pfeffer und Salz gewürzt, ein denkbar einfaches und großartiges Essen. Wenn man Pastinaken lange im Beet lässt, so wie ich das den ganzen Winter über gemacht habe, dann werden sie sehr mild und süß, die Suppe schmeckte grandios aromatisch. Sollten Sie mal Pastinaken anbauen: Lassen Sie sie lange, lange drin, es lohnt sich. Den Geschmack kennen Sie so eventuell noch nicht.

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Drüben bei der GLS Bank habe ich etwas zum Thema Arbeit und Freizeit geschrieben und zusammengestellt.

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Ein Nachruf: Mama Blume.

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Musik! Victor Borge. Endlich mal ernste Musik hier.

 

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Was schön war

Auf meinem Weg zum Büro kam ich im letzten Jahr jeden Tag an einem Brachgelände vorbei, ehemaliger Autohandel, so eine kleine Wüstenei an Bahngleisen mitten in der Stadt. Ungepflegtes Gestrüpp und Brennnesseln, wildwuchernde Gräser, Sperrmüllreste, Unrat und alte Container hinter hohen Zäunen, in denen es längst große Lücken gab. Da wohnten oder schliefen zumindest mehrere Obdachlose. Wenn ich morgens zur Arbeit ging, machten sie das manchmal auch gerade, schoben sich da mühsam durch den Zaun und gingen Flaschen sammeln oder was auch immer.

In diesem Jahr ist da ein neuer Autohandel, die Fläche ist wieder gepflegt, gefegt und aufgehübscht, Fahnen wehen und gebrauchte Autos strahlen sehr gewaschen. Vor dem reparierten Zaun stehen oder sitzen gelegentlich dennoch Obdachlose, obwohl da gar nichts mehr ist, was für sie interessant oder nutzbar wäre. Vielleicht hängen sie an dem Platz, weil sie da schon einmal waren und den nun einmal kennen, vielleicht hängen sie auch an der Tankstelle gegenüber, ich weiß es nicht.

Es ist einer dieser seltsam warmen Tage mitten im Februar. Ein Obdachloser im Rollstuhl hat sich vor dem Zaun in die Sonne gedreht und hält den Kopf ins Licht. Vor seinen Beinen liegt ein Kumpel auf dem Boden, vermutlich fortgeschritten alkoholisiert und schlafend. Er hat den Kopf zwischen den Knien des Rollstuhlfahrers, da kann er nicht zur Seite wegkippen, da muss er auch nicht ganz auf dem Boden liegen, es ist vielleicht ein Minimum an Bequemlichkeit. Sein Mund steht offen, er schnarcht und sieht gründlich ausgeknipst aus. Der andere, der mit dem Gesicht in der Sonne, tätschelt seinen Kopf, mit einer kleinen Bewegung, die alle Eltern kennen. Mit einer Bewegung, die man unwillkürlich nebenbei macht, so fährt man den Kleinen übers Haar, durch das Haar, wenn sie einem auf dem Schoß sitzen, darüber denkt man gar nicht nach. Die Bewegung macht sich von selbst.

Der Rollstuhlfahrer sieht mich an, als ich vorbeigehe, er lächelt, nickt, sieht auf den zauseligen Kopf zwischen seinen Beinen und murmelt etwas. Vielleicht war es “Pst, er schläft”, das kann sein. Vielleicht hat er es so gesagt, wie wir es früher über die Kinder gesagt haben, väterlich und freundlich, sein Gesichtsausdruck sah so aus. Ich weiß es aber nicht, denn er sprach etwas, das für mich wie Russisch klang.

Wie auch immer, diese Hand auf dem Kopf da, das war schön.

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Kurz und klein

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Tand, Tand

Hier wird Tik Tok erklärt, für Eltern quasi Pflichtlektüre.

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Ein Buchtipp, es ist interessanter als es vielleicht klingt. Tim Parks: Worüber wir sprechen, wenn wir über Bücher sprechen, übersetzt von Ulrike Becker und Ruth Keen. Ja, noch ein Buch über Bücher, dabei gibt es doch schon zwei oder drei, ich weiß. Aber es sind dann doch ein paar Gedanken drin, die mir neu waren, etwa über globalisierte Literatur. Kann ich empfehlen.

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Sozialmeisenbauten

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Es ist keine Investition (!)

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Der Tag war ein Gartentag und ich habe zwar nur mit aller Vorsicht gearbeitet, da ich nicht schon wieder drei Monate wegen kaputter Arme arbeitsunfähig sein möchte, aber dennoch – Laubharken ist Hochleistungssport, wenn man den ganzen Winter nichts gemacht hat. Definitiv.

Es blühen Krokusse und Schneeglöckchen und noch etwas, das ich nicht mehr erkenne. Es müsste an der Stelle eine Glockenblume sein, aber im Februar? Ich weiß ja nicht. Die Magnolie hat die allerdicksten Angeberknospen, quasi Bullenklöten, und in ihren Zweigen sitzt das Rotkehlchen, zutraulich wie im letzten Jahr und singt uns was in einer schmetternden Fröhlichkeit, da kommen wir Menschen stimmungsmäßig noch nicht mit, wir fühlen da ja noch ganz vorsichtig hin, in diesen unerwartet maienhaften Monat, als wären wir gerade erst aus der Winterschlafhöhle gekrabbelt.

Wir entfernen schubkarrenweise tote Stauden und Zeug, Marie Kondo in den Beeten, alles, was schwarz ist, macht da definitiv keine Freude mehr. Der Rasen sieht aus, als müsse man ihn dringend mal aufschütteln. Der Grünkohl, den wir nicht rechtzeitig gegessen haben, wirkt allmählich auch nicht mehr genießbar, wer nicht kommt zur rechten Zeit. Das mit der pünktlichen Ernte haben wir immer noch nicht drauf.

Der Winter war nicht lang und nicht kalt genug für die Vogelmiere, die hat sich gedacht, ach, wachse ich einfach mal weiter. Sie liegt wie ein hellgrüner Schaum überall herum und pflückt sich leicht wie dahergewehte Watte, das ist eine schöne Arbeit mit schnell vorzeigbarem Ergebnis. Die Finger riechen nach Kraut und Boden.

Dennoch sieht der Garten wüst aus, von den vielen, vielen Mühen des letzten Jahres ist erstaunlich wenig zu erkennen, aber das ist nicht nur bei uns so. Das kommt in den Gartenbüchern übrigens immer zu kurz, wie sehr man im Frühling wieder von vorne anfängt, wie viel man nach dem ersten Eindruck im sehr frühen Frühjahr umsonst und weitgehend ergebnislos gemacht hat. Man muss das schon mögen und ich mag es sehr. Tand, Tand, ist das Gebilde von Menschenhand, drei Monate ohne Pflege und man sieht fast nichts mehr davon. Du arbeitest Dir einen Wolf, dann kommt die Natur und wischt da mal eben so drüber, es ist wie bei diesen Mönchen in Tibet oder wo das war, die diese Mandalas aus Sand anfertigen, die stets wieder verweht werden, kaum dass sie fertig sind. Und dann machen die Mönche einfach weiter, so auch wir. Die Hände im Beet und im Laub, es fühlt sich gut an, richtig gut.

Wir stehen später am Ufer der Bille und sehen ins Wasser. Der Himmel ist so blau über uns und spiegelt sich so freundlich in der sachten Strömung, ich möchte direkt in den Fluss springen und anbaden. Aber ich bin ja ungewöhnlich willensstark und bleibe also eisern auf dem Rasen stehen.

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I wish I could talk to you.

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Musik! Was wir über Jenny Wren noch nicht wussten.

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Männer mit Blumen und Frauen mit Gouda

Wir brauchen keine Frühlingszeichen mehr, es ist einfach Frühling. Dreizehn Grad und Sonnenschein, klare Sache und damit hopp. Alles fühlt sich anders an, riecht anders, klingt anders, es ist eine Leichtigkeit und eine hoffnungsvolle Bläue in der Luft, die will einen aus dem Büro ziehen. Man muss sich am Schreibtisch festhalten und die Fenster schließen, dann geht es.

Im Supermarkt liegt stapelweise junger Gouda, Sonderaktion! An jedem Goudapäckchen klebt eine Plastiktulpe, und während ich in der Nähe dieses Goudastapels stehe, weil ich Joghurt für die Söhne suche, bleiben nacheinander drei Frauen verschiedener Altersgruppen vor dem Sonderangebot stehen und weisen ihre jeweilige Begleitung darauf hin, dass das doch echt süß sei, niedlich oder guck doch mal. Drei! Wie viele Frauen wären es wohl gewesen, hätte ich eine ganze Stunde da gestanden? Geschmacklich unauffälliger Käse mit beliebiger Deko, da geht also was, manchmal komme ich aus dem Staunen auch nicht heraus.

In der Bücherei stehen eine Frau und ein Mann in einer Ecke. Er redet und redet, enorm schnell redet er, wahnsinnig viele Sätze und dazu hat er eine flatternde Gestik, bei der er fast nur die Hände bewegt, nicht aber die Arme, nur die Hände, die er vor ihr Gesicht gehoben hat, wo die Finger jetzt wie Derwische herumtanzen, sich spreizen, biegen, beugen, zu Fäusten ballen und sofort wieder aufgehen, durch die Luft sicheln und dann für den Bruchteil einer Sekunde wie im Gebet verharren, bevor sich ein Zeigefinger doch wieder erhebt, ich kann gar nicht wegsehen, so kunstturnend bewegen sich diese Finger. Der Redestrom des Mannes versiegt nicht, er erklärt und erklärt oder doziert und doziert oder windet sich aus irgendwas heraus oder auch schon wieder hinein, wer weiß, er redet eine schnellere Sprache als unsere, ich verstehe kein Wort, zumal er auch sehr leise redet. Gedrängt und getrieben, aber leise.

Die ganze Zeit steht sie einfach nur da und guckt unentwegt zu ihm hoch, denn sie ist einen Kopf kleiner als er, guckt hoch und weint und weint, ohne ein Wort. Mit herabhängenden Armen steht sie da immer weiter im Regen seiner ungeheuer wortreichen Sätze. Ein Experte muss man da nicht sein, um anzunehmen, dass der Valentinstag  2019 diesen beiden vielleicht nicht in bester Erinnerung bleiben wird.

Aber egal! Sie haben ja noch ein paar Stunden Zeit für die Versöhnung und da die beobachtete Situation hier endet, können wir uns alles ausdenken, das ist unser gutes Recht. In zwei Stunden hat sie es vielleicht schon geschafft, dass die Finger des Mannes wieder etwas Vernünftiges machen, ihr durchs Haar fahren oder so, und vielleicht hält er im weiteren Verlauf des Abends kussbedingt auch einmal die Klappe, das kann doch sein. Es kann immerhin alles sein, Geschichten gehen weiter, wir denken das nur meistens nicht. Wie neulich bei den zehn Leuten, die die Frage nach der Anzahl der Autokinos im Hauptbahnhof gesehen haben, ich berichtete. Von denen hat mittlerweile immerhin einer gerade gegoogelt, so beschließe ich das jetzt, dass es auf Rügen ein Autokino gibt, wo er, so ein Zufall, im Sommer mit einem Freund sein wird. Er sitzt in seiner Single-Wohnung, in seiner beeindruckend aufgeräumten Single-Küche und guckt aufs Notebook, klickt auf die Adresse des Kinos und sagt dann leise im Tonfall der Werbung aus dem letzten Jahrhundert: “Isch abe gar kein Auto”, womit er auch wieder Recht hat. Aber auch dazu fällt uns schon noch etwas ein, nicht wahr.

Auf einem Grünstreifen vor der Bücherei treffen sich zwei Hunde und finden sich sofort so dermaßen toll, dass sie beide zeitgleich ihren Herrchen die Leinen aus den Händen reißen und sich in größter Freude auf dem Rasen umeinander wälzen. Die Begeisterung sieht man ihnen auf hundert Meter an, Liebe auf den ersten Blick, voller Körperkontakt, so muss das. Die Herrchen machen währenddessen notgedrungen etwas Smalltalk, rauchen Sie? Nein.

Auf dem Spielplatz vor unserer Wohnung ist zum ersten Mal wieder Hochbetrieb, da liebt ein Kind die Schaukel so, dass es die ganze Straße hört, Jubelschreie, wenn es aufwärts geht. Und es geht oft aufwärts, also zumindest, wenn man schaukelt.

Einige Meter weiter blühen die ersten Krokusse unter der großen Magnolie, die noch nicht so weit ist. Lilafarbene Krokusse, viele und über Nacht, da bleiben die Menschen stehen und sagen zueinander: “Guck mal, die Krokusse!” Man kann ja nicht immer geistreiche Bemerkungen machen und auch das Sagen des Offensichtlichen hat seine Berechtigung im sozialen Miteinander.

Im Hauptbahnhof stehen die Männer Schlange vor dem Blumenladen, dessen Angebot heute nennenswert pinkfarbener als sonst ist, es kommen immer noch mehr Männer dazu, aus jeder einfahrenden S- oder U-Bahn ein neues Grüppchen. Männer, die von der Arbeit kommen und schnell und kompetent auswählen, nicht zu teuer, nicht zu billig, keine roten Rosen, das dauert keine zehn Sekunden, dann haben sie, was sie wollen und reihen sich in die Schlange ein, gucken noch einmal prüfend auf die Blumen, ob die auch ja alle korrekt sind, gucken dann auf die Uhr, wie sie heute in der Zeit liegen.

Dann zahlen sie und gehen ihre Frauen lieben. Oder ihre Männer, egal. Happy Valentine’s Day!

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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Null, nada, nix

Das Frühlingszeichen des Tages entnehmen wir einfach dem Internet. Geht auch.

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Die Bücher meines Lebens.

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06:30: Ich sitze beim Schreiben wieder im Wohnzimmer, auch jetzt am frühen Morgen. Da habe ich freien Blick auf etwa dreißig bis vierzig Wohnungen schräg gegenüber, die ich im Moment natürlich nicht sehen kann, es ist ja noch stockduster zu meiner gewöhnlichen Aufstehzeit, so frei ist der Blick gar nicht. Aber da kann ich doch, so dachte ich, beim morgendlichen Tippen immerhin sehen, wie nach und nach bei den anderen Leuten da drüben die Lichter angehen, was ja irgendwie auch ganz romantisch ist. Ich schreibe ein, zwei Absätze, so dachte ich, hebe kurz den Kopf und sehe sinnend aus dem Fenster, und dann ist da wieder eine Nachbarin mehr wach, so in etwa.

Und wissen Sie was, ich sitze hier jetzt seit genau einer Stunde, und wie viele Lichter sind da in den Häusern angegangen? Kein einziges. Null, nada, nix. Alles schläft, einsam wacht – nur der traute Buddenbohm, fern jeder Heiligkeit. Und starrt aus dem Fenster ins Dunkel. So ist das mit den Plänen und der Wirklichkeit.

(Was wohnen da eigentlich für Leute, haben die alle keine Arbeit oder was.)

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Heute hat Simenon Geburtstag, wobei gewisse Quellen auch den 12. angeben, aber egal, ich nehme den 13., der passt mir gerade besser. Zum ehrenden Andenken schlage ich jedenfalls vor, wir schreiben alle diese Woche noch mal eben einen Roman. Oder wenigstens einen halben, das ist etwas realistischer an seinem Pensum. Tippeditipp!

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Musik! Irgendwas mit Nacht und Ruhe.

Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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