02:30

Montag, der 11. September. Ein ausgesprochen schwieriger Morgen nach nahezu komplett schlafloser Nacht, da ein Sohn auf eine Klassenfahrt geht, die um 02:30 startet. Kann man so etwas bitte verbieten, es kostet hier zwei Erwachsene eine Nacht und damit quasi einen Werktag, den ich jetzt nämlich in einem Zustand durchleben muss, als hätte ich wüst feiernd durchgemacht, meine Güte. Ich hatte schon ganz vergessen, wie sich das anfühlt, aber es fällt mir jetzt doch wieder ein. Ein heruntergedimmtes Denkvermögen wie bei schlimmstem Kater, wobei ich einen solchen seit etlichen Jahren nicht mehr hatte. Lange ist es her und ich vermisse es nicht.

02:30 jedenfalls. Was erlauben Schule! Aber Hauptsache, die Kinder, nein, die Teenager haben Spaß, schon klar, es sei ihnen auch alles von Herzen gegönnt, ich freue mich für sie. Für das begleitende Lehrpersonal, stelle ich mir vor, ist das allerdings auch kein reines Vergnügen.

Es geht nach England, mit der Fähre von Calais to the white cliffs of Dover, nach England, wo sie so seltsames Geld haben, das war im Vorwege schon Thema. Gute Güte, andere Scheine und Münzen! Die spinnen, die Briten.

Um 4:00, nachdem wir endlich wieder eingeschlafen waren, dann eine Schlägerei mit filmreifen Geräuschen (*smack*, *batsch*) vor unserem Haus, es ist alles wieder sehr vergnüglich in diesem so besonders beliebten Stadtteil.

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Ich sehe in den Timelines, dass viele Erinnerungen an 9/11 geteilt werden, da wir alle, die wir es bewusst erlebt haben, noch wissen, was wir zu dem Zeitpunkt gemacht haben, als wir es damals erfahren haben. Oder fast alle. Und so viele Ereignisse mit dieser Wirkung gab es gar nicht, über mein ganzes Leben gesehen. Es mag heute vielleicht überraschen, nehme ich an, dass Dianas Tod für viele ein anderer dieser Momente war.

Bei 9/11 war ich in einem stundenlangen Meeting im Büro, wir verhandelten zu dritt, zäh und mühsam, es war kein gutes Gespräch. Mein damaliger Chef war kurz vorm Durchdrehen, weil er im Büro des Oberchefs nicht rauchen durfte. Der Mann war ohne Zigaretten schnell in höchster Not, er war Gauloises-Kettenraucher in der heftigsten Ausprägung, Pariser Taxifahrer nichts dagegen. Und es zog und zog sich alles, die Argumente kamen im Kreisverkehr immer wieder vorbei, immer noch eine Runde und noch eine. Nach dem vollkommen ergebnislosen Meeting gingen wir aus dem Büro, so erinnere ich es, und würde mich übrigens nicht wundern, wenn es anders war, denn das Gedächtnis lügt wie ChatGPT, und die Büros und Flure waren sämtlich leer. In dem Stockwerk, in dem wir waren, und auch in dem darunter. Es war in diesem Moment schon eine dystopische Situation, denn es konnte einfach keine vernünftige Erklärung dafür geben, es war mitten am Tag.

Es waren dann alle unten im großen Konferenzraum, vor dem einzigen Fernseher weit und breit. Niemand sagte etwas, nur die Stimmen und Bilder aus dem Gerät, und alle sahen dahin. Lange.

Mein Chef hatte später am Tag einen Nervenzusammenbruch. Es gab niemanden, der das nicht verstanden hätte.

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Schreiben, Lesen, Gucken, Denken

Sonntag, der 10. September. Ich sehe den Rest der Doku über die Country-Musik auf arte, so viel habe ich lange nicht mehr am Stück gesehen. Die Herzdame ist den ganzen Tag im Garten, die Söhne sind Gott weiß wo, wie es sich in dem Alter gehört. Ich bin fast den ganzen Tag allein in der Wohnung und ich liebe es. Schreiben, Lesen, Gucken und Denken, fast planlos, fast zeitverschwendend. Lange zuhören, wie eine Kohlmeise auf dem Balkon in emsiger Arbeit eine Erdnuss perforiert, es ist ein allerliebstes Geräusch.

Mir fehlen solche Tage sehr, und ich denke zwischendurch, wenn ich nur ein paar mehr dieser Art hätte, ich wüsste doch etwas besser, wer ich bin. Man kommt nicht nur zu nichts, man kommt auch nicht zu sich, das kann man so auf Kalendern verwenden.

Ein exzellenter Tag ist es, nur viel zu heiß, versteht sich, aber irgendwas ist eben immer und ein Ende der Wärmephase ist immerhin absehbar. Ich durchlebe gerade das Finale, und wenn ich es so sehe, dann geht es. Ein, zwei Tage, die schafft man noch.

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Gelesen: Über Over-Tourism in Hallstatt und über das gleiche Problem auf und am Fuji in Japan. Abends gehe ich noch einmal um den Block, und die Außengastro in meinem kleinen Szenebezirk ist voller denn je. Aufgrund des allgemeinen Sommerfinalgefühls kommen alle noch einmal vor die Tür und drängen sich vor den Kneipen und Cafés um kalte Getränke. Vermutlich wird die halbe Stadt von dem beunruhigenden Gefühl umgetrieben, es könnte der letzte Abend sein, der vorletzte vielleicht, es ist die allgemeine sommerliche Torschlusspanik. Ich habe übrigens sehr, sehr lange gedacht, es hieße Torschusspanik. Ich habe das immer falsch gehört, viele Jahre lang, kam dabei aber auch zu sinnigen Deutungen. Im Wikipedia-Artikel zum Begriff findet man ein historisches Beispiel einer Hamburger Torschlusspanik, guck an.

Egal, man kommt hier jedenfalls an manchen Stellen im Stadtteil kaum noch durch, und die Bilder auf den Straßen passen recht gut, viel zu gut zu den beiden Artikeln.

Außerdem gelesen: In Bov Bjergs Vorweiner, der mir sprachlich sehr gefällt, wie erwartet, und der mich inhaltlich, wie ebenfalls erwartet, komplett überfordert, aber das darf auch einmal sein. Außerdem habe ich etwas in Bukowskis Briefen gelesen und nein, das passt wirklich überhaupt nicht zusammen, aber das macht nichts. Hauptsache Autoren mit B.

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Abgedunkelt abwarten

Sonnabend, der 9. September, ich bin fast wieder in der Gegenwart mit dem Blog, nur ein bescheidener Zweitagepuffer bleibt noch als Denkabstand zum Geschehen.

Nachdem ich gestern so begeistert von der Roberta-Flack-Doku auf arte war, habe ich heute dort mit der neunteiligen Serie über Country-Musik weitergemacht, hier die erste Folge mit der Carter-Family und Jimmy Rodgers als Anfang von so ziemlich allem. Sehr gerne gesehen, und wieder viel gelernt. Man muss kein Country-Fan sein, um das sehen zu wollen, es gibt genug Querverbindungen in andere Genres, es ist einfach Kulturgeschichte, auch Weltgeschichte. Ich schaffe immerhin die ersten vier Folgen der neunteiligen Doku-Reihe, obwohl ich dafür gar keine Zeit habe, es lockt mich also enorm. Es gibt aber auch fantastisches Foto- und Filmmaterial zu sehen, ich könnte dauernd anhalten und genauer hinsehen oder auf Youtube etc. nach weiteren Aufnahmen der Songs suchen. Aber wo kommt man da hin.

Ansonsten ein Tag zum Abwarten, bei abgedunkelten Fenstern und eingeschaltetem Ventilator. Ich recherchiere für ein Projekt und stelle überrascht fest, dass ChatGPT und andere mir nicht mehr etwa 75% Schrott, Halluzinationen und Lügen liefern, sondern 100%. Es ist tatsächlich alles völliger Unsinn, es sieht aber auf den ersten Blick hervorragend aus, entspricht also vollkommen den erwartbaren Wahrscheinlichkeiten. Aber gar keine gültigen Ergebnisse mehr? Sollten meine Erfahrung übertragbar sein, hat sich die Software in den letzten Monaten schon signifikant verschlechtert. Und da es um ein enges Thema geht, zu dem es nicht viel gibt, also im Sinne von nicht Hunderttausende Treffer, sehe ich auch, dass da nicht etwa breit gesucht wird, sondern nur ein höchst überschaubarer Kreis von Ergebnisseiten durchflöht und dann immer wieder sinnlos umgetextet wird, es läuft wirklich sehr schlicht.

Ich gehe zwischendurch zur Bücherei und lese etwas nach, wie so ein Mensch aus dem letzten Jahrhundert. Ich schreibe etwas aus einem Buch ab und fühle mich ebenso altmodisch wie wohl dabei.

Abends mit der Herzdame ein Bier in der Außengastro am Fluss, damit sind wir in diesem Sommer immerhin zweimal dazu gekommen. Keine schlechte Quote.

Ich sehe nebenbei einen Hinweis auf ein Theaterstück, das mich interessiert, da könnte man doch mal – und damit bin ich dann gedanklich wieder im Herbst, in der nächsten Saison, und ich bin so etwas von bereit.

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Eingerastete Empörung

Freitag, der 8. September. Gestern gesehen: Diese Doku auf arte über Roberta Flack. Wobei alle Dokus über schwarze Sängerinnen, Künstlerinnen etc., kategorisch immer auch Lehrstücke über Rassismus und Feminismus sind. Wenn es nicht mehr so wäre, dann hätten wir endlich etwas erreicht, aber mein Optimismus hält sich da in engen Grenzen. Wir fallen, so scheint mir, in der Geschichte gerade eher wieder hinter die 70er und 60er zurück, mit dem weltweiten Erstarken der rigiden Rechten und all den immer gewöhnlicher werdenden religiös verbrämten moralischen Herrschaftsansprüchen aus diversen Richtungen. Eine schauderhafte Entwicklung ist das für mich als Kind der 60er und 70er, und es nützt mir nichts zu wissen, dass es in der Geschichte immer wieder diese Rückschläge gegeben hat und sie den Fortschritt letztlich doch nicht aufgehalten haben. Ich habe dann wohl gerade Pech mit der Phase. Vorsicht beim Geburtszeitpunkt!

Gute Doku jedenfalls, viel gelernt. Roberta Flack war z.B. die direkte Nachbarin von John Lennon, und ich mag es sehr, dergleichen erzählt zu bekommen. Hier noch ein anderes Video von ihr, eine lange, fantastische Version von Suzanne.

Beim Abendspaziergang, als es endlich wieder kühler in der glühenden Stadt wurde, habe ich weitere Lieder von ihr gehört, auch die von dem Album „Killing me softly“ von 1973, bei dem man den Klavierdeckel vorne auf dem Cover so hochklappen konnte. Das Album stand im Plattenregal meiner Mutter, das ich einmal, an einem langen Herbstabend vielleicht, komplett rekonstruieren müsste. So viele Platten waren es gar nicht, vierzig vielleicht in der Zeit, bevor ich eigene kaufte, und ich nehme an, mindestens die Hälfte müsste mir recht schnell wieder einfallen.

Ich könnte den Söhnen kaum erklären, wie oft wir diese Platten damals gehört haben. Wir hatten ja nichts, da ist man gleich wieder bei der alten Leier.

Bob Dylan live at Budokan, so etwas. Ein Doppelalbum von Elvis mit pinkfarbenen Platten, das war damals sehr abgefahren. Melanie Safka, das Cover war in roten Tönen, aber ich finde es gerade nicht im Internet … im Grunde ist es doch eine schöne Denksportaufgabe. Kinski spricht Villon, ach, ich hör schon auf. Später einmal mehr.

Ansonsten Home-Office, Alltagsklimbim, es ist alles nicht berichtenswert. Die lokalen Medien bejubeln währenddessen die Cruise-Days, bei denen etliche Kreuzfahrtschiffe die Luft der Stadt verpesten und abends noch Feuerwerk in den Dunst geschossen wird. Ich könnte mich aufregen oder nicht aufregen, es kostet beides Kraft. Empörungsfasten, das hatte der Herr Korten, die Älteren erinnern sich, einmal eingeführt, und eine dumme Idee war es tatsächlich nicht, auch mit einigem zeitlichem Abstand betrachtet. Denn die Empörung ist im Dauerzustand eine wenig nützliche Haltung, so sinnvoll und richtig sie in vielen Momenten zunächst auch sein mag.

Eingerastete Empörung ist allerdings eine erschreckend allgemein verbreitete Grundhaltung und ich denke, man muss ab und zu prüfen, ob man betroffen ist.

Andererseits: Cruise-Days. Herrje.

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Lottrige Kinder und verlauste Affen

Mittwoch, der 6. September. Wir werden am Morgen ungewohnt hektisch wach und springen in unsere Kleidung, denn es riecht ums Bett herum intensiv nach Feuer, nach Hausbrand. Sehr deutlich riecht es danach, kein Versehen ist möglich, es brennt, es muss dicht sein, im Haus, im Nebenhaus vielleicht, um die Ecke – wir wissen leider, wie das riecht, und es gab ja in der letzten Woche erst eine Erinnerung ein paar Häuser weiter, als dort ein Dachstuhl gleich zweimal brannte. Die Herzdame rennt runter und vor das Haus und guckt, wo Rauch herkommt, ob aus irgendeinem Fenster … aber es nicht bei uns, es ist ein Steakhouse am Platz um die Ecke. Da brennt die Küche, und ein kleines Feuer scheint das nicht gerade zu sein, der Rauch zieht weit durch den Stadtteil. Ich sagte es bereits, die Gegend hier ist mir im Moment entschieden zu actionlastig.

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In der Hamburger Morgenpost sehe ich später eine Schlagzeile mit einem trocken lapidaren Update zur Pandemie: „Corona und Grippe – Hamburger sterben wieder früher.“ Es wird uns mit erstaunlicher Beiläufigkeit Lebenszeit abgezogen, aber es macht nichts weiter, es regt niemanden mehr auf. Weit sind wir gekommen in den letzten Jahren, Seltsames haben wir erreicht.

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Donnerstag, der 7. September. Wetterbericht: Mir ist das Headset im Home-Office zu warm.

In den Medien geht es um „lottrige Kleidung“ bei Schülern, ich denke mir diese Wortwahl nicht aus. Wir sind also wieder im Jahr 1968 gelandet, zumindest ungefähr; ich sage meinen Friseurtermin ab und lasse alles wachsen, es wird schon passen. Lottrig! Ich komme gar nicht darüber weg. Wie lange habe ich das Wort wohl nicht mehr gehört.

Ich höre mir mehrfach einen Song von 1970 an, es hilft meiner Stimmung wieder etwas: „Wir sind verlauste Affen.“ Manchmal muss man doch auf die Klassiker zurückgreifen und weiß dann auch wieder, wie und warum sie entstehen konnten. Auch das ist eine Form des Geschichtsunterrichts.

Zur weiteren Erheiterung stellen wir uns bitte vor, dass der Bundeselternrat auf die gleiche Weise zustande kommt, wie alle Elternvertretungen, dass also in einer Menge von nach einer Lehrerinnenansage minutenlang peinlich schweigenden Menschen irgendwann drei, vier endlich aufgeben und gottergeben sagen: “Na gut, okay, ich mach’s“. woraufhin alle anderen sie sofort und sichtlich erleichtert sämtlich per Handzeichen bestätigen, und dann ist der Tagesordnungspunkt erledigt.

Und eine, es ist immer eine Frau, holt dann einen Block und einen Kugelscheiber raus und schreibt auch noch Protokoll.

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Später Elternabend in einem viel zu heißen, viel zu lauten Klassenraum. Ich verstehe die Beschwerden des Sohnes jetzt besser, obwohl ich nur anderthalb Stunden dort war. Jeden Tag acht Stunden dort– eine anstrengende Vorstellung.

Ich halte es ohnehin für einen unterschätzten Aspekt bei all den Schuldiskussionen, dass wir dem Nachwuchs fortwährend Belastungen verschiedener Art zumuten, längst nicht nur bezogen auf Räume, die wir für uns selbst gerne ausschließen möchten. Es ist nämlich so, dass der Nachwuchs das merkt. Problem.

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September-Song

Ein aktuelles Update: Ich habe für das Goethe-Institut etwas Abschließendes zum Sommer 23 geschrieben.

Dienstag, der 5. September. Am Morgen gelesen: Die Tigermücke in Frankreich, die Abwehrmaßnahmen. Demnächst dann vermutlich auch in Ihrem Theater.

Der Sommer zeigt ansonsten in der Nachspielzeit noch einmal, was er so draufhat, und wenig ist das in dieser Stadt nicht gerade. Ich hänge entsprechend in den Seilen, arbeite im Home-Office stöhnend neben dem Ventilator und mühe mich redlich, die letzten Hitzetage wenigstens denjenigen zu gönnen, die auf so etwas stehen. Ich bin allerdings bestenfalls mäßig erfolgreich darin, und wenn ich auf wunderbare Weise die Temperatur für diese Stadt gesamt runterregeln könnte, ich würde es hemmungslos tun und vom Balkon aus den Herbst verkünden.

Ich verifiziere später in historischen Tondokumenten, wie der September früher war, und da heißt es „kühl“, eindeutig heißt es da “kühl.“ Meine mittlerweile vage gewordene Erinnerung stimmt.


Auf dem Tisch, an dem ich im Wohnzimmer arbeite, liegen noch die Geschenke von den Geburtstagen der Söhne, verstreute Weingummis auch und Luftschlangen. Die Pappkrone, die das jeweilige Geburtstagskind immer beim Auspacken der Pakete aufgesetzt hat; sie hat jetzt viele Jahre und Feiern mitgemacht und sieht daher ziemlich hinüber aus, angestoßen, zerknickt und eingerissen, die Spuren der Jahre. Bis zur Volljährigkeit des ersten Sohnes hält sie wohl nicht mehr durch, aber sie hat es immerhin fast geschafft. Im Luftzug des Ventilators zittert über mir eine Girlande mit bunten Elefanten aus Papier, die ist auch so alt wie diese Krone, aber noch gut in Schuss. An die kam keiner an, sie hing immer zu weit oben. Ritualisiert habe ich mir jedes Jahr einen Stuhl herangezogen und die Schnur mit einer Stecknadel in der Raufaser ganz oben an der Wand befestigt, das war immer der Anfang dieser Feiern für mich. Die zerstochene Stelle in der Wand, das waren die Geburtstagselefanten.

Nachmittags fahren wir noch einmal in den Garten, es gibt ein Familienabendessen draußen. Feta mit Tomaten aus unseren Beeten vom Grill, für die Söhne wieder etwas anderes. Jedes gemeinsame Abendessen im September kann das letzte im Garten für dieses Jahr sein, so oft schaffen wir es nicht zu viert dorthin. Und das Saisonende naht, auch wenn es noch unfassbar heiß ist in der Stadt.

Frisch geerntete Tomaten auf einem weißen Teller

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Am Abend sehe ich noch ein Film, „Am goldenen See“ auf arte, mit Katharine Hepburn und Henry Fonda (seine letzte Rolle), Jane Fonda (zu der ich schon einmal „Hello“ gesagt habe, als ich neben ihr stand, soviel Angeberei muss schon sein – mehr fiel mir dann allerdings nicht mehr ein). Von 1981 ist der Film. Es geht um grantelnde Senioren, ich fühle mich vom Thema angesprochen.

In der Wikipedia sehe ich, dass der Hut, den Henry Fonda in vielen Szenen trägt, Spencer Tracy gehörte, Katharine Hepburn hatte ihn Fonda zu den Dreharbeiten geschenkt. Solche Details mag ich, der Film fällt ansonsten trotz großartiger Besetzung wohl eher unter rührselig, was durch den arg lieblichen Soundtrack noch erheblich unterstützt wird. Aber bereuen muss man das Ansehen auch nicht.

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Währenddessen in den Blogs

Die wunderschöne Fuchsstute vor meinem Fenster, die mit sehr unterschiedlicher Begeisterung das Wetter anzeigt.

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Eine Buchrezension für den Freundeskreis Tagebücher und auch für Menschen mit Interesse an NS-Geschichte, es soll da ja den einen oder anderen Gegenwartsbezug geben.

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Apropos Bezüge zur Gegenwart, Herr Rau bekennt sich zum Nichtwissen, und auch in den Kommentaren geht es ratlos zu.

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Auch mal wieder einen Instagram-Account empfehlen: Kristopher Shinn. „Shooting film on the ferries“, in Seattle. Ruhige Bilder, gefallen mir sehr.

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Es gibt einen neuen Roman von Wolf Haas

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Jochen steht vor Rätseln

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Gillamoos als Teilvolksfest

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Ein kritischer Rückblick auf die Dornenvögel, die Älteren erinnern sich.

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Gerade Gartenbaumläufer gehört

Montag, der 4. September. Ein Sohn wird 14, also ist der Kleinere nun schon erstaunlich groß. Wir gewöhnen uns gewiss auch daran. Wir passen die Geschenke wie immer an die Entwicklung und die Situation an:

Ein schwarzes T-Shirt, darauf eine Diogenes-Büste mit Sonnenbrille und dem Satz "Get out of my sun"

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Hanseatic-Help, sehe ich gerade, braucht dringend Männerkleidung. Falls Sie etwas haben und etwas abgeben können und Hamburg für Sie erreichbar ist …

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von HANSEATIC HELP (@hanseatic_help)

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Gesehen: Diese Doku über Japan auf arte, mit sehr schönen, ruhigen Bildern, man beachte vor allem den Freitaucher (etwa in der Mitte).

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Gehört: Ich habe es schon ein paarmal erwähnt, aber es sei noch einmal ausdrücklich empfohlen, weil der Herr wirklich sensationell gut liest, das Hörbuch „Der Überläufer“, geschrieben von Siegfried Lenz, vorgetragen von Burghart Klaußner. Schauderhaft lebendig werden die Szenen mit dem verkommenen Vorgesetzten der Soldaten, mit dem Korporal Stehauf, wirklich schauderhaft.

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Nachmittags noch einmal im Garten, die Herzdame gräbt weitere Kartoffeln aus und findet endlich auch große Exemplare. Meine Vogelbestimmungsapp erkennt die Laute eines Vogels in der alten Weide als die des Gartenbaumläufers, aber sehen kann ich ihn nicht, obwohl ich lange mit verbogenem Hals unter den Ästen stehe. Ich verbuche die neue Art selbstverständlich dennoch als Punkt für mich, so viel Gamification muss sein.

Es gibt dann hervorragenden Geburtstagskuchen von der Herzdame für den heute nicht feiernden Sohn. Irgendwas Besonders muss schon sein, fanden wir.

Eine Käsesahnetorte auf einem Holzstapel im Garten

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Ansonsten rücke ich in diesen Tagen des Aiwangers schon wieder ein Stück nach links, ohne mich überhaupt bewegt zu haben. Es ist nur das Außen, das sich nach rechts bewegt, das Politiktheater in diesem Land, der Ton in den Medien, auch in manchen Kommentaren, und wenn es so weitergeht, werde ich irgendwann Linksextremist, ohne mich je auf einen Weg gemacht zu haben. Abwarten und Antifa denken, dann geschieht diese Verwandlung ohne weiteres Zutun.

Die Timelines baden während der Gillamoos-Politfestspiele in einer ungenießbar zynischen, monothematischen Bitternis, die ich zwar inhaltlich nachvollziehen kann, die aber vermutlich auch nicht weiterhilft. Aber ich bin weit davon entfernt, richtige Antworten zu kennen, sehr weit davon entfernt.

Ich nehme nur an, dass es kategorisch nicht richtig ist, auf die Themen der Rechten einzusteigen, dass es ihnen am Ende immer dient, was sich wohl gerade wieder erneut beweist.

Umgekehrt scheint es nicht zu funktionieren, aber das kann bitte die Fachschaft der Politologie erklären.

Ich erkenne vorerst nur, dass es keinen Sinn hat, sich thematisch dominieren zu lassen, was ich hiermit aber wieder getan habe. Es ist kompliziert.

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Bei all den bunten Träumen

Sonntag, der 3. September. Der Tag zwischen den Kindergeburtstagen, das war früher immer eine etwas anstrengende Zeit. Mittlerweile ist es deutlich lässiger geworden, die Peer-Groups übernehmen die Gestaltung und den Tagesplan, es ist eine normale Entwicklung. Die Herzdame aber backt noch Kuchen und steckt Kerzen darauf, etwas bleibt.

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In den Timelines häufen sich jetzt die Bilder von positiven Testergebnissen wieder auffällig, es gibt ein pandemisches Déjà-vu. Da in der letzten Woche auch gleich mehrere Meldungen aus der Offline-Welt dazukamen, kann ich auf weitere Beweise wohl verzichten, es brandet also wieder heran, auch wenn es in den Medien bisher nur vereinzelt bestätigt wird und das Herunterspielen deutlich überwiegt, all die Experten, die zu gar nichts mehr raten. In einigen ausländischen Medien geht es schon deutlicher zur Sache. Späteres Update: Vanessa meldet ähnlich, was die Infektionen betrifft, und bald dann auch die anderen Blogs, wir kennen das.

Man sieht im Alltag auch wieder ein paar Masken mehr in der Stadt, in den Läden, in den Bahnen, aber es sind noch sehr wenig, sie fallen kaum auf, man muss schon hinsehen wollen.

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Ich bleibe weiter am Thema Tourismus dran, ich nehme das aus dem Sommer einfach mit in den Herbst, und wir lernen da heute die französische Vokabel für Over-Tourism: Surtourisme. Okay, das war jetzt nicht sehr schwer. Ich war vor etwa dreißig Jahren zuletzt am im Artikel beschriebenen Mont Saint Michel, ich fand es damals schon vollkommen absurd voll und möchte mir da Steigerungen gar nicht vorstellen.

Es ist ein Ort von enormer Schönheit, keine Frage, aber ich wüsste keinen Weg, wie wir in einer freizeitorientierten Massengesellschaft mit so etwas adäquat umgehen könnten. Wir können es wohl nur auf die eine oder andere Art ruinieren.

In Griechenland werden währenddessen die Besucherzahlen für die Akropolis und andere Attraktionen begrenzt und Venedig wird Eintritt nehmen.

Für ein angenehm eskalierendes Nebenprojekt recherchiere ich gerade Friedrich Gerstäcker hinterher und sehen zufällig eine passende Textstelle, man kann sie nicht nur auf den Tourismus und die Reiselust beziehen:

„Eine wunderbare Wanderlust scheint überhaupt, besonders in den letzten Jahren, das ganze Menschengeschlecht erfaßt zu haben. Fremde Länder und Welttheile sind uns durch Reisebeschreibungen und die neuen Erfindungen rascheren Verkehrs näher gerückt und wir mit ihnen mehr vertraut geworden, als dies in früheren Zeiten wol der Fall war. Die Wanderlust steckt dabei Vielen in den Gliedern, auch aus anderen Gründen, als nur, weil unsere Phantasie mit uns durchgegangen ist.

Und können wir etwa nicht fort? – hindert uns irgend Etwas, dem Triebe zu folgen, der uns den Ranzen schnüren und der alten trauten Heimath den Rücken kehren heißt? Der Mensch ist eines der wenigen Geschöpfe unseres Erdballes, das überall gedeiht, und sich jeder Zone, mit mehr oder weniger Schwierigkeit, anpassen kann, während die Thiere und Pflanzen der heißen Zone im Norden sterben und eingehen, oder wenigstens durch künstliche Wärme vor den Einflüssen des ihnen feindlichen Klima’s geschützt werden müssen, wie auch umgekehrt die Thiere und Pflanzen des hohen Nordens nicht unter der tropischen Sonne fortbestehen können.

Der Mensch kennt kein solches Hinderniß; die Natur hat ihm scheinbar überallhin die Schranken geöffnet. Er darf gehen, wohin er will, ohne für seine Gesundheit, oder wenigstens für sein Leben fürchten zu müssen, und sollte man nun da nicht glauben, daß im Laufe der Zeit, bei all‘ den bunten Träumen, die sich die Menschen bilden, das ganze Geschlecht nach den Punkten unseres Erdballes hinüberziehen müßte, die das mildeste Klima, den besten Boden, die freundlichste Lage haben? ist es denkbar, daß mit dieser Möglichkeit vor sich, und mit der mit jedem Jahre wachsenden Leichtigkeit der Verbindungswege ganze Nationen noch oben im hohen Norden bleiben würden, wo sie neun Monate im Jahr in Schnee und Eis fast wie begraben liegen und von eklem Thran und faulen Fischen leben müssen? oder andere in heißen, trockenen Steppen, mit ewigem Wassermangel kämpfend, ihren Platz behaupten würden, den sie bald mit Leichtigkeit gegen ein benachbartes Land vertauschen können, das im Vergleich mit dem ihrigen ein Paradies genannt werden dürfte.“

Friedrich Gerstäcker, Der kleine Walfischfänger, eine Erzählung für die Jugend, 1856, ich zitierte nach Projekt Gutenberg, Rechtschreibung wie dort.

Er kommt dann aber im weiteren Verlauf bald auf die Vaterlandsliebe, die alle zuverlässig und für immer an ihrem jeweiligen Platz halten wird. Er konnte kaum ahnen, dass das bald nicht mehr für alle Wochen des Jahres gelten sollte und dass das Klima veränderlich ist.

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Im Bild heute wieder die Hafencity, diesmal die Station Elbbrücken. Ich bin mit der Herzdame da entlangspaziert, wir nahmen uns vage vor, das öfter zu machen. Es ist doch interessant, wie es sich dort verändert, auch wenn wir mit der Architektur und der Raumgestaltung nicht einverstanden sind.

Die U-Bahnstation Elbbrücken

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass das hier ganz und gar nicht in Ordnung ist. Präventivhaft, was erlauben Rechtsstaat.

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Verdoppelungen

Sonnabend, der 2. September. Ich habe im Traum das neue Bürogebäude der Berliner BloggerInnen besucht, es war beeindruckend, eine wirklich sehr durchdachte Konferenzraumgestaltung hatten sie da, mit all diesen beweglichen Glaswänden. Ich bin dann mit erheblicher Verwunderung aufgewacht, was macht mein Hirn da wieder, kaum dass ich mal kurz nicht aufpasse? Das Bürogebäude der Berliner BloggerInnen, geht’s noch. Noch beim Frühstück durchgehend den Kopf geschüttelt.

Dann am Morgen gelesen, es hat sicher nur zufällig auch einen Bezug zur Hauptstadt: „Sie haben jetzt auch Cold brew in Berlin.“, Der Text wurde in den Timelines lebhaft herumgereicht. Danach las ich noch einen Text von Annette Dittert, den die Kaltmamsell freundlich empfohlen hatte: „Geisterschiff Großbritannien: Verdrängen ohne Ende.“ Sehr feine Lektüre für die erste Stunde des Tages.

Um noch kurz zu illustrieren, dass es mit meinem Hirn auch nicht immer einfach ist – die Silbenfolge von „Sie haben jetzt auch Cold brew in Berlin“ passt auf den Refrain des alten deutschen Songs „Prinzessin de Bahia Tropical“, und so höre ich das nun schon seit Stunden in meinem Kopf. Schlimm.

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Im Discounter.

Kassiererin: „Sie könnten aber schon guten Morgen sagen!“

Kunde vor mir: „Hab ich doch!“

Kassiererin: „Dann sagen Sie es halt zweimal. Meine Güte.“

Kunde vor mir: „Alles muss man doppelt machen. Alles.“

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Ich gebe einen Stapel Büchereibücher ab, in die ich nur kurz hineingesehen habe. Ich kehre entschlossen zurück zur Lesedisziplin und überlege, von welchem Buch ich zuletzt abgekommen bin, das war (… sortiert zehn, fünfzehn Bücher zur Seite …), das war, hier habe ich es: „Süßer Ernst“, von A.L. Kennedy, Deutsch von Ingo Herzke und Susanne Höbel. Da mal weiterlesen! Die Hauptfigur hört Howlin‘ Wolf, sehe ich, eine hervorragende Gelegenheit, auch noch einmal hinzuhören und zuzusehen, denn der Herr war sehr gut:

Da jedenfalls mal konsequent weiterlesen, das war doch eh ein lesenswertes Buch, was kam mir da denn bloß dazwischen, wieso bin ich wieder abgesprungen?

Wenn ich auf diese Art alle Bücher zurückgehen würde, von denen ich einmal durch ein weiteres Buch abkam, ich würde vermutlich irgendwann bei meinen Kinderbüchern landen oder bei den Asterixbänden, wenn nicht sogar bei Superman oder Clever & Smart.

Vor der Bücherei hängt ein großes Plakat an einem Zaun, es ist künstlerisch gestaltet, eine bunte Grafik, darauf steht groß „Deine Stadt und Du“, und abgebildet sind fröhliche Menschen beim Wassersport oder beim Spielen im Park. Direkt unter dem Plakat schläft ein Obdachloser.

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Ein Sohn wird heute 16, ich staune leise über die Zahl.

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Wir fahren in unseren Spätsommergarten. Verblassende Blüten, sinkende Stauden, die Hortensien neigen die gekrönten Häupter schon zur Erde. Es reifen noch einige Kürben, es gibt noch Himbeeren, Blaubeeren, Kornelkirschen, Aronien, Birnen und Äpfel, ich könnte auch Kartoffeln und Steckrüben ausgraben, noch später die Topinamburknollen. Auf dem Rasen liegen einige wenige gelbe Blätter, die sind eher versehentlich gefallen und sehen aus wie von Hand dorthin dekoriert. Das ist noch kein echtes Herbstlaub, es ist kaum als Zeichen zu verstehen.

Ein noch kleiner Hokkaido, der auf der Umrandung eines Hochbeetes wächst

Nur die Aronien haben schon etliche intensiv rote Blätter an zumindest einem Zweig, aber das fällt im Gesamtbild des Gartens kaum auf. Es ist fast alles noch grün, wenn auch müdgrün und zusehends etwas kraftlos aussehend, es ist kein Prachtsommer mehr. Die ganze Schreberkolonie wirkt wieder, wie schrieb es die Bachmann neulich in der Hotelbeschreibung, „wie in Ehren verarmt“, das beschreibt den noch sanften Verfall des Septembers recht treffend. Im Gras liegen die roten Spielperlen des Weißdorns, achtlos ausgeteilt.

Wenn man aber stillsitzt und der Wind in die Bäume und Büsche fährt, ist das Rascheln des Laubs jetzt ein anderes, trockener klingt es, mürber. Man hört es, dass die Blätter bald gelb werden, bald herunterkommen. Warte, warte, nur ein Weilchen.

Auf dem Heimweg fallen mir Eicheln vor die Füße, klackernd springen sie zur Seite, einige Schalen knirschen unter den Schuhen, und als ich hochsehe, sitzt da ein Buntspecht am Baum. Den ganzen Sommer habe ich ihn nicht gesehen, jetzt aber endlich.

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Es stirbt Jimmy Buffet. „Ein Lifestyle-Guru, von dem man den süßen Müßiggang unter Palmen lernen konnte“, schreibt die Tagesschau, und in der FAZ erschien ein längerer Nachruf.

Noch einmal nach Margaritaville, gefällige Klänge am Strand.


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