Ich warte an den Landungsbrücken und

Das hat jemand mit Edding genau so auf das Brückengeländer an der U-Bahnstation Landungsbrücken geschrieben, da reißt der Satz dann ab. Und was? Das Geländer ist lang, da hätte durchaus noch etwas hingepasst, fast möchte ich das selbst irgendwie fortsetzen. Aber ich habe keinen Edding dabei, die Zeiten sind längst vorbei, dass ich noch irgendwas betextet habe, was nicht virtuell war. Ich warte an den Landungsbrücken und … wie eine Übung im Kurs für Creative Writing, so liest sich das.  

Die U-Bahnfahrt zu den Landungsbrücken war meine erste seit vielen Wochen. Ich finde ÖPNV mit Maske viel seltsamer als das Einkaufen mit Maske, vermutlich weil die Menschen einfach nur so herumsitzen, während sie im Supermarkt alle beschäftigt sind und man selbst natürlich auch. Aber in der Bahn – da hält man eben so sein Gesicht in die Gegend. Ein junger Mann fährt ohne Maske, den gucken alle und und er guckt so zurück, mehr passiert nicht. Man hat ja auch nicht immer Zeit für Eskalation, man kann sich auch nicht immer um alles kümmern. Viel bemerkenswerter finde ich eigentlich, dass alle während der ganzen Fahrt sitzen und alle einen Vierer für sich haben, das ist angenehm und entspannend, das kann so bleiben. 

An den Landungsbrücken raus. Niemand kann da aussteigen, ohne kurz dieses Lied im Kopf zu haben, das ist eigentlich auch eine stolze Leistung für eine Band.

Ich warte an den Landungsbrücken und summe ein Lied von Kettcar. Das Lied passt nicht zur Pandemie. 

Ich gehe die Treppen zur Elbe runter, vorbei an den Verkaufsbuden für die Hafenrundfahrttickets. Niemand ruft “Hafenrundfahrt! Mit der Barkasse!” Niemand spricht mich mich an, niemand ist da. Ich bin der einzige Mensch, der da runtergeht, es ist ein strahlender Tag. Kaiserwetter, wie auf Instagram bei einem der Bilder von heute kommentiert wurde, ein verblassender Ausdruck, der versinkt langsam in den Geschichtsbüchern. Die Imbisse und Postkartenverkaufsstände, die Ticketschalter und die Eisbuden, alle sind geschlossen. Rolläden unten, Stühle gestapelt. Hinweisschilder in den Fenstern, nur zwei Personen, Abstand, ja, ja, Maske, das kennt man jetzt. Es ist aber eh niemand hier, der das lesen könnte, die Möwen segeln so drüber weg und kümmern sich nicht um Details, die haben das ganze im Blick. 

Eine Frau trägt einen Werbeaufsteller aus einem Laden, den sie gerade öffnet, und sagt dabei in ihr Handy: “Das lohnt doch nicht, hier ist alles tot.”

Auf einen Poller hat jemand mit blauer Kreide geschrieben: “Du bist mein Crush!” Darunter steht, diesmal per Aufkleber: “Naja, so mittel.” Fähren fahren vorbei, auf denen sitzen zwei Menschen, drei oder mal auch nur einer, das ist ziemlich viel Schiff für eine Person. 

Ich sehe über die Elbe, rüber zum Blohm & Voss und Richtung Meer, das man von hier aus nach wie vor nicht sehen kann, es fühlt sich nur immer noch so an. Nirgendwo steht jemand im Weg, kein Mensch, alles kann ich sehen. Ich mache Fotos wie ein Tourist, das macht man sonst als Hamburger gar nicht mehr. Aber ich war wochenlang nicht mehr woanders als in der Wohnung oder im Garten, ich bin tatsächlich einigermaßen beeindruckt von dem Anblick, ich gucke wie ein Reisender. Das ist schon ganz hübsch da, besonders wenn niemand da ist, weswegen ich dann auch gleich wieder gegangen bin. Bloß nichts kaputtmachen! Auch kein pandemisches Panoramamotiv.

Jeder Blick ist hier nach Wochen ohne Besucher ganz unverbraucht, überall könnte man “Jetzt neu” drüberkleben. Postcards are healing.

Auf den Treppen der Flutschutzmauer, etwas weiter hin zur Elbphilharmonie hin, krabbelt ein halbes Kindergartengrüppchen, acht Kinder nur, wild durcheinander. Niemand sonst ist da und die Treppe ist so riesig für die kleinen Kinder – sie haben alle Stufen der Welt vor sich, und das stimmt ja auch. 

Ich habe Ihnen Bilder mitgebracht, sehen Sie, jetzt müssen Sie da auch nicht hin und alles bleibt da so. Schön und leer und vielversprechend. Aber die Versprechen werden nie eingelöst, man steht da nur und guckt  und guckt, man wartet nur an den Landungsbrücken und. 

 

 

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Merci! 

Links am Morgen

Das Nuf hat Geburtstag. Ich gratuliere per Blog und Link, das ist very oldfashioned und passt zu uns, so haben wir uns auch kennengelernt. Als man noch von der Blogosphäre sprach, das war etwa achtzehnhundertirgendwas, da war ihr Blog eines jener, die man dabei immer zuerst nannte. Von Blogosphäre redet längst kein Mensch mehr, von Patricia Cammarata aber schon, ihr letztes Buch liegt hier gerade auf dem Nachttisch. Medienerziehung, da haben die Herzdame und ich abends Gesprächsstoff. Auch gut!

 

Nach Corona fahre ich dann mal nach Berlin und stoße mit  Patricia an, der Mensch braucht Ziele. Nebenbei fällt mir ein, ich habe aufgrund der aktuellen Lage den 16. Geburtstag dieses Blogs hier am 1. April komplett vergessen. Nanu! Egal, dann bereite ich eben schon einmal den Text zum 17. vor.

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Das Virus ändert alles, aber es ändert sich nichts. Selbst wenn Sie diesen Artikel nicht lesen, die Überschrift ist so dermaßen gut, die können Sie als Bonmot hier mitnehmen. Wirklich, ich bin ein wenig neidisch, ich mag den Satz sehr. 

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Wenn es schlecht läuft – und davon muss man vielleicht erst mal ausgehen, dann werden vor allem die Dinge bleiben, die zu jeder Stadt gehören, aber keine Stadt ausmachen.” Das bezieht sich auf New York, aber man kann das auch in anderen Städten denken. Und übrigens auch ganz ohne Pandemie. 

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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Die Wahrheit, zügig und direkt

Man kann es im Internet nachlesen, wie man am besten schlechte Nachrichten überbringt, man kann sich einen Spickzettel machen und den auswendig lernen. Wobei es hauptsächlich nur auf eine Regel anzukommen scheint, nämlich nichts zu beschönigen. Die Wahrheit, zügig und direkt, aber auch wieder nicht so direkt, dass man jemanden brutal überfährt, irgendwo dazwischen muss man reden. Als ob das so einfach wäre. Wenn man einen Gesprächspartner hat, der bekanntermaßen kein guter Zuhörer ist, wirkt das Vorhaben fast unlösbar.

Ich stehe am Rand des Spielplatzes, auf den Spielplatz darf man immer noch nicht. Der liegt also seit vielen Wochen unbetreten und unbespielt da und in der Sandkiste liegen Plastikschaufeln und bunte Kuchenförmchen immer noch so, wie das letzte Kind sie verlassen hat, an einem Tag im März wird es gewesen sein. Filmregisseure wüssten sicher, was mit einem solchen Bild anzufangen ist. “Es geht wieder los”, rufe ich dem Eichhörnchen zu, das seit weit über einem Monat der Oberchef auf dem Platz ist und in letzter Zeit mit einem ganz neuen Selbstbewusstsein, das sich auch unverkennbar in der Körpersprache ausdrückt, ohne jede Scheu zwischen den unbenutzten Spielgeräten herumstolziert und dabei eine cool lungernde Lässigkeit in den Bewegungen entwickelt hat, die seiner Art eigentlich eher fremd ist. “Die Kinder kommen wieder”, sage ich, “bald schon. Nächste Woche, so sieht es wohl aus.”

Diplomatische Meisterleistungen gehen auch anders, denke ich mir, aber nun ist es raus. Das Eichhörnchen guckt kurz und prüfend zu mir, ob ich das denn auch ernst meine. Es lässt sich aber nichts anmerken und dreht sich gleich wieder um, als gäbe es woanders noch etwas Wichtiges zu tun. Und ich bin nicht ganz sicher, aber sein Schweif scheint doch für einen Moment auf halbmast zu sinken, während es da sitzt und diese Horrornachricht verarbeitet.

Dann klettert es die Eiche hoch, ohne mich ein weiteres Mal anzusehen. Vielleicht klettert es etwas schneller als in letzter Zeit, das kann sein, es ist bei Eichhörnchen aber eher schwer zu erkennen. Der Boden ist natürlich sowieso nichts für Eichhörnchen, ihr Platz ist da oben im Geäst, wo kleine Kinder sicher nicht hinkommen. Ihr Platz ist da oben, bei den Ringeltauben, die in diesem Jahr übrigens in einer Dreierbeziehung leben und dazu auch stehen. Ich sehe noch eine Weile, wie die Zweige der Eiche und dann auch die der Platane sich bewegen, wo das Eichhörnchen gerade entlang turnt. Es kann jetzt wirklich nicht mit mir reden, es ist schon wieder beschäftigt. Das soll es ja auch bei Menschen geben, dass sie so auf schlechte Nachrichten reagieren, und dann kommt man erst einmal nicht weiter. Es gibt aber eh nichts mehr zu besprechen, denke ich.

Im Grunde weiß ich nicht, wie es die Botschaft aufgenommen hat. Aber auf jeden Fall hat es noch ein paar Tage Zeit, sich seelisch vorzubereiten, das war mir doch wichtig.

Man soll seinen Nachbarn helfen, gerade in solchen Zeiten. 

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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Links am Morgen

Lesen als Herd der Unruhe betrachtet – vielleicht passt mir die Lektüre auch deswegen gerade nicht, das kann sein.

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Hier geht es um das Einkaufen in kleinen Läden. Ob es wohl vielen Leuten so geht? Ich finde es ja spannend, wie sich das Einkaufen jetzt verändert. In der letzten Woche fielen mir z.B. auch etliche Amateure auf, also Menschen, die im Supermarkt stehen und dort falsch sind, sich nicht auskennen, keine Ahnung von nix haben, die etwa eine Packung Quark in der Hand haben und dann merken, dass es mehrere Sorten Quark gibt, aber welche ist bloß gemeint, wenn auf dem Einkaufszettel einfach nur Quark steht? Solche Leute, männlich und weiblich. Und ich nehme an, dass entweder wegen der neuen Logik der Abläufe im Home-Office und in der Home-School oder aber wegen der generell als unerfreulich empfundenen Umstände beim Einkaufen in manchen Beziehungen die Zuständigkeiten gerade gewechselt wurden. Aber da rät man natürlich nur herum. 

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Sicher kennen Sie das, wenn man durch ein Musikpartikelchen kopfüber in ein Stimmungsloch fällt, in einen Stimmungstunnel eher, der Gott weiß wo mündet, in längst verheilter Teenagertraurigkeit oder ähnlich furchtbaren und natürlich auch albernen Zuständen, und die Musik ist aber dennoch seltsam schön und man hört immer weiter und guckt aus dem Fenster, wo natürlich genau in diesem Moment etwas mit einer gewissen Melodramatik passiert, was weiß ich, Wolken ziehen noch malerischer als sonst vorbei, eine Amsel singt in der Dämmerung oder eine Magnolienblüte erzittert und fällt oder ein Mensch geht vorbei, der zwar einfach nur irgendein Mensch ist, aber stimmungsbedingt total einsam und auch noch nach einer Geschichte aussieht. Herrje! So ging es mir mit diesem Stückchen hier, einem Zufallsfund, und wer damals, in den wüsten Zeiten erster Liebe,  auch eher dunkeldüsteres Zeug mit deutschen Texten gehört hat, der merkt es vielleicht auch gleich, der Tunnel führt zu Ludwig Hirsch, diese eine Stelle da. Die ganze Zeit denke ich beim Hören, gleich fängt er an zu singen! Aber der singt ja nicht mehr. 

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Und hier noch eine nette Übung. Wenn man beim Spaziergang mal an einem kleinen Mäuerchen vorbeikommt, dann kann man das einmal versuchen.

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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Begrenzt belehrbar

Ich habe eine Szene gesehen, in der sich etwas des Irrationalen offenbart, dass diese Gesellschaft und damit uns alle gerade durchflattert, denn wir gehen mit den Maßnahmen zur Eindämmung der Viren ja nicht rational um, sondern menschlich, allzu menschlich. Und während einige jedes Fehlverhalten geifernd an Pranger stellen und am liebsten blockwartmäßig irgendwo vermelden wollen oder wenigstens mit Häme besserwissen, oh, so viel besser, kann man auch einfach nur hinsehen, was da passiert, und sich vor der moralischen Höhe hüten, aus der man doch geradezu unweigerlich stürzen müsste, würde man sein eigenes Verhalten nur gnadenlos genug durchleuchten und beobachten. 

Vor dem Discounter steht eine Frau und will in den Laden. Also fummelt sie aus der Handtasche ihre Maske heraus, die sich aber mit den Strippen in Gott weiß was verheddert hat und es folgt dieses fluchende Herumkramen, das man von jeder Handtaschenträgerin kennt. Schließlich reißt sie einigermaßen entnervt das Ding mit einem Ruck heraus, es hat aber zu viel Schwung und landet daher auf der Straße, knapp neben einer Pfütze. Und die Frau ruft schnell die magische Formel “Fünf-Sekunden-Regel!”, hebt die Maske auf und legt sie an. Im Fernsehen laufen Spots, wie man diese Masken spitzfingrig ab- und aufsetzen und sorgsam in sicheren Behältnissen verwahren soll, in der Wirklichkeit fliegen sie währenddessen natürlich nur so durch die Gegend, ein Kleidungsstück wie andere auch. Ich will mich darüber aber gar nicht lustig machen. Ich will nur feststellen – so sind wir. Begrenzt belehrbar. 

Kennen überhaupt alle die Fünf-Sekunden-Regel, die den allermeisten Kindern sicher gut vertraut ist und die in Kindergärten und Schulen immer fröhlich weiterlebt, von Jahrgang zu Jahrgang tradiert? Ist Ihnen mal aufgefallen, dass man diese Regel laut benennen muss, damit sie funktioniert, dass also jedes Kind sie brav aufsagt, wenn es etwas Essbares schnell wieder aufhebt? Der Zauber wirkt sonst vielleicht nicht. Sind Sie auch schon mit dem Spruch groß geworden? Ich weiß nicht, wie alt diese etwas spezielle Weisheit ist und ich kann mich auch nicht erinnern, sie als Kind gekannt zu haben, sonst würde ich sie bei passender Gelegenheit heute auch verwenden, nehme ich an. Die Söhne kannten sie irgendwann und murmelten sie ganz selbstverständlich über abgestürzten Brötchen und entglittenen Bonbons, aber sie kannten sie nicht von mir. So etwas kommt von irgendwo, wie ein Virus. Man fängt es sich im Vorbeigehen ein und hat es dann. 

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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Links am Morgen

Glitzer und Durst

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Ein neunjähriger Erfinder im Filmchen hier unten, ziemlich toll. Neulich im Nachbargarten hat ein Neunjähriger, der mit einer Wasserspritzflasche spielte, durch ein wenig Nachdenken und Sprühen sowohl das Desinfektionsspray als auch die Flächendesinfektion erfunden. Das gibt es beides schon, aber das konnte er ja nicht wissen – und wir wissen jetzt, dass die Menschheit sehr viel noch einmal erfinden würde, sollte mal etwas in Vergessenheit geraten. Auch tröstlich. 

Andererseits haben die Söhne gerade lange verhandelt, weil der eine dem anderen ein teures Spielzeug abkaufen wollte, das war schwierig und sie kamen dann auf eine Lösung, bei der der Käufer dem anderen jede Woche einen Euro gibt, bis zum Endpreis, er kann aber auch zwischendurch aus der Vereinbarung aussteigen. Das heißt, sie haben mal eben das Leasing erfunden und es steht damit zu befürchten, dass den Menschen auch der ganze Finanzmarkt mit allen Eskalationsstufen einfach immer wieder einfallen würde. Schlimm. 


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Jochen über die Nachrichten auf NBC. Auch mal interessant.

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Ein Buch über das Gehen, das ist auf jeden Fall etwas für mich, denke ich. Da steht etwas über das fokussierte und das kreative Denken beim Gehen und Stehen, das ist für den Freundeskreis Notizbuch ja einfach – beim Gehen denken und zum Notieren stehenbleiben. Geht eh nicht anders, spricht aber vielleicht doch gegen Diktat-Apps. Da mal drüber nachdenken! Via Nicola Wessinghage auf Twitter.

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Anmerkung zur Mediennutzung in Krisenzeiten

Wie bei vermutlich allen Familien ist auch hier die Sache mit der Mediennutzung in Woche acht, neun, zehn oder zwölf mit Corona (was weiß ich) nicht mehr ganz einfach, um es zurückhaltend und milde auszudrücken. Alles eskaliert so vor sich hin, jeder suchtet – die Kinder sagen das so, man ist nicht süchtig, man suchtet – stundenlang an seinem Gerät, Erwachsene eingeschlossen. Pädagogische Bemühungen brisen ab und zu noch sachte auf, erreichen aber längst keine Sturmstärke mehr. Oder fast keine mehr. 

Neulich dann aber doch noch einmal, als ein gewisser Sohn hier von den Bildschirmen in verschiedener Größe schier überhaupt nicht mehr abzulösen war, über Stunden nicht, gefühlt den ganzen Tag nicht, Putzerfisch nichts dagegen, und als schon diverse freundlich bemühte Kommunikationssituationen mehrmals nacheinander komplett entgleist waren und andere Bemühungen aller Art gründlich gescheitert waren – da saß doch eben dieser Sohn dann nach höchstens zweiminütiger Unterbrechung schon wieder zusammengekrümmt über einem Endgerät auf dem Sofa, statt wenigstens mal zwischendurch etwas länger irgendwas ganz anderes zu machen. Und da, Sie verstehen das vielleicht, ging es dann doch ein wenig mit mir durch und ich wurde vielleicht auch etwas lauter und deutlich ungehalten, das kann sein, denn die Geduld dehnt sich zwar in der aktuellen Lage tatsächlich etwas aus, aber doch nicht bis ins Unendliche. Ich stand also schimpfend vor dem Sohn und hob zu einer längeren Predigt an. Woraufhin der mich aber nicht etwa schuldbewusst und reumütig, sondern eher völlig entgeistert ansah, denn er hatte, wie ich leider einen Tick zu spät feststellen musste, nicht etwa ein digitales Endgerät in der Hand, nein, er las einfach nur ein Buch. Ein analoges Endgerät sozusagen.

Nun gut. Kann passieren, die Körperhaltung war wirklich ähnlich. Und wir sind womöglich alle leicht verwirrt und tendenziell etwas überreizt im Moment. Aber jetzt bloß nicht aus der Rolle fallen! Konsequenz ist in der Erziehung ja wahnsinnig wichtig, das kann man praktisch überall lesen, man muss immer alles durchziehen. Einmal eine Ansage gemacht, dann auch dabei bleiben. Man steht als Elter im besten Fall für Verlässlichkeit, man muss das also energisch vorleben und mit robustem Mandat durch die Jahre bringen, kein Wanken und kein Weichen. Das Kind darf jetzt also keine Bücher mehr lesen. Oder nur höchstens mal 30 Minuten, dann ist aber Schluss. Immer auf Kurs bleiben, und Medien sind Medien. That was easy!

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, heute natürlich für Sohn I, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Merci! 

 

Links am Morgen

Das Schulthema lässt mich nicht los, natürlich nicht. Hier aus Lehrersicht: 

Ich, der mit seinem roten Stab versucht eine alte Ordnung zu halten, die es so im Moment nicht gibt.

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Beim Spiegel wird erwähnt, was mich auch immer wieder umtreibt und ärgert:

Dass mancherorts ernsthaft erwartet wird, Schulen sollen in der Pandemie wie gehabt ihren Stoff durchziehen und die Leistungen ihrer Schüler im Homeschooling benoten, ist pädagogisch gesehen ein Witz. Ein schlechter.

Gestern übrigens habe ich mitbekommen, wie zwei Kinder von verschiedenen Schulen sich erzählten, wie sie in der nächsten Woche Unterricht haben. Sie haben es sich erzählt und dann die Variante des anderen vermutlich sofort wieder vergessen, weil sich niemand so etwas merkt wie: “Wir haben jeden zweiten Tag ab Dienstag drei Stunden, in der ersten Woche im Vormittagsblock, dann nachmittags, aber nur an ungeraden Tagen in geraden Wochen, sonst ist das umgekehrt.” Ich übertreibe dezent, weil es für die Kinder ziemlich sicher genau so geklungen hat, was sie da von sich geben haben. 

Oder, um ein anderes Kind zu zitieren: “Ist auch egal, du sagst mir dann einfach jeden Tag morgens, wann ich wo hin muss.”

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Zur Wirtschaft:“Der fehlende Konsum könnte den Kapitalismus töten, das ist die hinter vorgehaltener Hand geäußerte Sorge, die sich nun lauthals als Lockerungswut äußert.” Ich sage es ja. Gerade gestern habe ich es gesagt. Also geschrieben. 

Derweil am Straßenrand, das passt ja wieder alles zusammen hier, es ist ein Traum:

 

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte. Es sei denn, er hat sich schon in Luft aufgelöst, dann betrachte ich das als erledigt.

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Trinkgeld April, Ergebnisbericht

Es ist Mai, sagt der Kalender, dann wollen wir das einmal glauben und wie üblich berichten. Wobei es, wir können das jetzt im Chor sprechen, “aufgrund der aktuellen Lage” einerseits nicht allzuviel zu berichten gibt, andererseits dann aber doch.

Einerseits nicht allzuviel – denn es gab nicht viel Konsum im April, es gab natürlich auch keine Events, keine Ausflüge, keine Theaterbesuche etc., es gab also vergleichsweise wenig Gelegenheiten, überhaupt Geld auszugeben. Ich finde das übrigens nach wie vor ganz schön und wenn noch ein paar Menschen ticken wie ich, dann könnt Ihr da draußen auf die Konsumbelebung aber lange warten. Ich sage nicht, dass das gut ist, ich will damit auch nicht angeben, ich stelle es nur fest. Ich habe mich hier mit einem milden Minimalismus angefreundet, der mir immer sympathischer wird und nein, das ist vermutlich noch kein Geiz, aber das ist doch ein sowieso seit Jahren überfälliges Nachjustieren der Bedürfnisse und es passt mir gerade hervorragend. Zu den paar dann doch vorgekommenen Erwerbungen später.

Andererseits hat mir das Hutgeld in diesem Monat aber die ausgefallenen und geplatzten Aufträge und Einkommensvarianten ersetzt, und zwar voll, was so großartig ist, fast hätte ich ein Ausrufezeichen gesetzt, quasi Hanseatenekstase. Wofür ich also erstens ganz besonders danke und zweitens feststelle, dass es eben doch viele Erwerbungen gab, nur waren sie denkbar unspektakulär, Toastbrot, Käse, Bananen, Mundschutz … so etwas. Das Blog trug also seinen Teil zum Haushaltseinkommen bei und ich habe daher keine Tage und Stunden mit Akquise zugebracht, die vermutlich ohnehin erfolglos gewesen wäre, meine potentiellen Auftraggeber leben ja nicht auf einem anderen Planeten. Ich halte mich nach wie vor eisern an die positive Seite der Entwicklungen, die es immerhin gibt, denn dieses Blog und damit auch dieser Haushalt liefen in diesem Monat zu einem gar nicht geringen Teil sozusagen crowdfunded, also leserinnenfinanziert. Wie cool ist das denn?

Ich habe im Gegenzug die Artikelzahl hier deutlich erhöht und schreibe weiter mit Fleiß und steter Bemühung. Wenn sich die Sache so fortsetzen sollte und auch die Homeschool es zulässt, werde ich öfter draußen unterwegs sein und über die sich wieder belebende und veränderte Stadt schreiben, aber wer wird da Voraussagen wagen. Kaum nimmt man sich etwas vor, schon kommt es sowohl anders als auch dicke.

Die Links am Morgen scheinen bei Ihnen gut anzukommen, das habe ich jedenfalls mehrfach als Reaktion erhalten. Ich behalte die also bei und hoffe, es ist für jede und jeden ab und zu etwas Interessantes dabei. Ich wähle die dort erscheinenden Artikel, Clips etc. übrigens nach nur einem einzigen Kriterium aus, es ist denkbar einfach – das sind nämlich die Meldungen, Texte, Filme usw., die ich an dem Vortag aus irgendeinem Grund mit Interesse bis zum Ende konsumiert und nicht nur quergelesen oder abgebrochen habe. Ein irrlichterndes Kriterium.

Die paar anderen Erwerbungen, die es im April dann doch gab: Ich habe bei der Büchergilde Gutenberg ein Notizbuch erworben, die stellen da jetzt welche aus den Resten in der Buchbinderei her, es ist also in Leinen gebunden und hat gutes Papier. Vorne ist ein Specht eingeprägt, vermutlich soll er mich daran erinnern, immer wieder aus dem Alltag etwas herauszupicken. Voll deep! Normalerweise kaufe ich bei der Büchergilde mit Text bedruckte Bücher, ich habe aber nach wie vor so gar keine Geduld zum Lesen, und wer nicht lesen will, der muss eben schreiben, alte Regel.

Wir haben außerdem im Garten die Terrasse hergerichtet und mit einem Windschutz versehen, wobei dieses “wir” dezent übertrieben ist, das war in Wahrheit die Herzdame alleine in einem wilden Schaffensrausch, irgendwo müssen die Auswirkungen von Corona eben hin. Ein Nachbar hat geholfen, die Distanzregeln wurden eingehalten, sicher doch. Dafür brauchten wir noch ein paar Kleinigkeiten, Schrauben, Zaunpfähle etc., die haben wir aus den Trinkgeldern mit Betreff “Garten” bezahlt, das Ergebnis sah dann so aus, ich erzähle in Kürze noch mehr dazu:

 

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Es gab wie fast immer Geld für Eis, das wurde ausgegeben für die Sorten Schokolade, Crema, Nutella, Stracciatella und Nougat-Crunch, bis uns der Erwerb von Eis zu kompliziert wurde, wir bekamen das bei einer Gelateria nur noch eingepackt und mussten elend lange Schlange stehen und es nervte dann.

Es gab außerdem Geld speziell für Schokoladenostereier, das wurde selbstverständlich entsprechend verwendet und führte zu einem faszinierenden familiären Zuckerschock, aber egal, ich halte mich an die Betreffzeilen.

Originell war Geld für Nudeln mit Parmesan, auch das haben wir präzise exekutiert und es war sehr gut.

Einige Verwendungszwecke kann man im weitesten Sinne unter “Ablenkung von Corona” zusammenfassen, darüber denke ich noch nach und warte auf Ideen. Immer noch ungelöst sind auch “Schabernack”, “Unfug” und “Verwegenes” – ich bleibe dran. Das ist eben schwer, für einen so ernsthaften Menschen wie mich, der bei “Lockerung” immer sofort skeptisch guckt.

Noch nicht umgesetzt haben wir Geld für Spargel, wobei man jetzt lange diskutieren könnte, ob der Konsum von Spargel in diesem Jahr sinnvoll oder böse ist, aber egal, wenn mir jemand Spargel schenkt, dann esse ich den. Ich bin aber auch gar nicht ganz sicher, ob durch Spargelbykott wirklich irgendetwas besser wird, das ist auch eine dieser Fragen, die mich gerade komplett überfordern, davon gibt es ein paar mehr zur Zeit.

Es wurden auch einige Trinkgelder gegeben, die noch gar nicht umgesetzt werden können, etwa für Theater, das wird alles vorgemerkt, hier geht nichts verloren. Und wenn man erst im nächsten Jahr ins Theater gehen kann, dann wartet das eben so lange.

Ich danke Ihnen wie immer herzlichst für jeden Euro und jeden Cent, den Sie per Paypal oder per Überweisung in den Hut eingeworfen haben! Jedes Klimpern ist mir ein Vergnügen, auch wenn ich mir das Geräusch jedesmal nur vorstelle.

Es ist jedenfalls ziemlich schön, das Straßenmusikprinzip so in einem Blog umsetzen zu können. Es ist wirklich sehr schön, ich freue mich jeden Tag darüber und Corona hin oder her – dieser Aspekt ist schon außerordentlich fein.

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Links am Morgen

Im Stern geht es um Manfred Maurenbrecher. Ein Sympath erster Klasse, hört mehr Maurenbrecher, er ist sehr gut. 

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Hier kann man sich etwas von damals erzählen lassen und sich dann fragen, auf wie viele Kindheiten der letzte Satz wohl zutreffen mag.

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Zum Sport. Ab und zu, gar nicht so häufig, sehe ich Bewegungen und denke: Okay, das ist neu, das habe ich vermutlich noch nie so gesehen. 

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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