Links am Morgen

Das Feuilleton zum Einstieg, warum auch nicht. Da ich mangels entsprechender Bildung die geistige Leistung hinter der klassischen Musik leider nicht zu würdigen weiß und mir das auch nicht mal eben anlesen kann, lese ich ab und zu gerne solche Erklärstücke wie das hier zum Lindenbaum. Ich verstehe sicher auch dabei nicht alles, aber ich pfeife dann beim nächsten Hören des Stückes noch anerkennender. Wobei ich natürlich nicht mitpfeife, es ist nur kurz zu Anfang so ein freudiger “Ah! Kenne sogar ich!”-Pfiff. 

***

Seit Corona in Deutschland angekommen ist, fühlen sich viele Leserinnen und Leser besser.” Da mal drüber nachdenken, am besten natürlich noch bevor man alles wieder lockert, anschaltet, hochfährt, öffnet und anwirft. Man will das besser Gefühl ja für die Zukunft erhalten. Apropos, ich höre gerade “Wer wir waren” von Roger Willemsen, das kenne ich zwar schon als gedrucktes Buch, aber das kann man ruhig noch ein zweites Mal durcharbeiten, denn es ist ein recht dichtgestrickter Text, da fällt man schnell aus der Aufmerksamkeit und verpasst einen Halbsatz.  Er schreibt da etwas über unsere Neigung, unsere Vorstellungen von der Zukunft dauernd rosa zu verkitschen und er endet den Absatz mit der wunderbaren Behauptung: “Unsere Zukunft ist der röhrende Hirsch über dem Fernseher.” Das fand ich sehr schön. 

***

Eine neue Vokabel: Pop-Up-Gehwege. In diesem Zusammenhang auch: Tempo 30 in der ganzen Stadt. Was allerdings in Hamburg gar nichts ändern würde, da Tempo 30 hier keinen interessiert, ob da nun so ein Schild steht oder nicht, egal.

***

Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Merci! 

Morgens um den Block

Bevor ich morgens mit dem Home-Office, der Home-School und dem Home-Home, also dem Haushalt, beginne, gehe ich einmal um den Block, ich werde sonst verrückt, also noch verrückter, wenn ich nicht genug Bewegung habe, und “aufgrund der aktuellen Situation” brauche ich viel Bewegung, gerne auch mehr als 10 Kilometer, aber bitte gegangen, nicht gejoggt. Ich gehe also um den Block, da kommen mir zwei junge Männer entgegen, wobei sie so jung nun auch wieder nicht sind, aber doch immerhin deutlich jünger als ich, was ja allmählich kein Kunststück mehr ist. Die beiden tragen Anzüge und ziehen Rollkoffer. Sie tragen etwas überschicke Anzüge, mit einer blendend frischgekauften Eleganz, die etwas zu sehr danach aussieht, als hätte man ihnen vor zehn Minuten erst beim Herrenausstatter in die Garderobe geholfen, so perfekt sitzt alles, so stimmig ist alles, so adrett sind die Einstecktücher, so blank spiegeln die Schuhe. Von allem ist das etwas zu viel und ich denke an die alte Geschichte der britischen Gentlemen, die neue Anzüge angeblich von den Butlern haben eintragen lassen, damit die guten Stücke nur ja nicht mehr neu aussahen, wenn sie zum ersten Mal ausgeführt wurden. Neu war peinlich. Man hatte, was man hatte, und zwar möglichst immer schon. Davon sind diese beiden Männer auf der Straße vor unserem Haus allerdings weit entfernt, die fallen eher unter das, was man früher als Laffen bezeichnet hat, ein Wort, das leider auch völlig aus der Mode gekommen ist. 

Aber in der Nähe unseres Hauses residieren Consulting-Firmen, da trägt man so etwas, da passt das auch, nehme ich an, da war man übrigens auch die ganzen letzten Wochen über wichtig, wichtig auf Reisen und rollkofferte weiterhin so herum, während sonst alles stay at home spielte. Das fiel schon auf, weil sonst überhaupt niemand mehr rollkofferte, auch das war eine erfreuliche Entwicklung in schwierigen Zeiten. Nur Menschen mit ganz, ganz bedeutenden Projekten machen das jetzt noch, dieses Herumhasten mit holperndem Hardcase, und so gucken die dann auch, so bedeutend, es ist wirklich ein wenig peinlich.

Mir fielen also diese lärmenden Rollkoffer auf, die aus dem Alltag ansonsten weitgehend verschwunden sind, mir fielen die Anzüge auf, nicht nur wegen ihrer etwas albernen Katalogtauglichkeit, auch weil es überhaupt Anzüge waren. Es trägt ja niemand mehr Anzüge, die Anzugmänner sind seit Wochen aus dem Straßenbild verschwunden. Vielleicht sind die Hoodiemänner überall in Wahrheit die Anzugmänner von früher, vielleicht werden die Anzugmänner aber auch alle während der Krise irgendwo eingelagert, ich weiß es nicht.

Ich selbst würde allerdings auch gerne wieder mal Anzug tragen, ein Herrenanzug ist super. Nicht wegen des Looks, nein, ich sage das eher aus Huckleberry-Gründen, denn ein Herrenanzug hat insgesamt neun Taschen oder mehr, das finde ich sehr einladend. Es ist kinderleicht, Zeug für neun Taschen oder mehr zu benötigen und dauernd dabei haben zu wollen, da muss ich nicht lange überlegen, schon bin ich wieder überladen. Aber ich kann ja zur Zeit gar keinen Anzug tragen, denn das Büro ist leider in der Wohnung und da wäre ich mit den passenden Schuhen zum Anzug zu laut auf dem Laminat, da würde ich die Konzentration in der Homeschool stören, um Gottes willen, und müsste also auf Socken oder in Hausschuhen herumlaufen, und Hausschuhe zum Anzug, das ist so dermaßen falsch, das tut geradezu körperlich weh. Als würde man sich morgens den Scheitel auf die falsche Seite frisieren, so fühlt sich das an, alles ist dann plötzlich falsch, das ganze Körpergefühl stimmt nicht mehr. 

Ich könnte natürlich im Anzug wenigstens um den Block gehen, aber das wäre auch wieder nicht richtig, denn dann müsste ich mich ja hinterher gleich wieder umziehen und in einen Hoodie und eine Jeans steigen, was sich aber unweigerlich nach Feierabend anfühlen würde, und zwar nach Feierabend morgens um sieben; ich kann so nicht arbeiten.

Man hat aber auch Probleme!

***

Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Merci! 

Links am Morgen

Genau das habe ich auch schon gedacht. Menschen an Kassen etwa und viele andere werden sich doch nie wieder anspucken lassen wollen? 

***

Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Merci! 

Wir machen uns einen Begriff

Ich habe gerade gar keine Zeit für einen Blogartikel, diese überaus unheilvolle Mischung aus Home-Office und Home-School verwirbelt sich immer weiter und nimmt rasant neue Fahrt auf, noch ein paar Wochen und ich gehe davon aus, dass danach weder ein Urlaub noch ein Sabbatical meine Nerven werden retten können und ich werde in diesem Zusammenhang jetzt einen wichtigen Begriff erstmalig bei Google verankern, der kommt dort bislang nämlich noch gar nicht vor, aber gleich. Sie werden vermutlich noch von ihm hören, das ist die “posthomeschoolische Belastungsstörung”, bitte sehr, das hat gefehlt. Ich erkläre den Begriff aber nicht weiter, ich erkläre nach der Homeschool überhaupt nie wieder irgendwas irgendwem. Vielleicht rede ich auch nie wieder mit jemandem, ich möchte das nicht ausschließen. Reden führt zwischen Home-Office und Home-School irgendwie nie zu Lösungen, immer nur zu weiteren Sätzen und Fragen. 

Schreiben dagegen ist schön, Schreiben bleibt. 

Ich erzähle Ihnen drei Neuigkeiten auf die abendliche Schnelle. Erstens gibt es jetzt im kleinen Bahnhofsviertel das erste Restaurant, das nicht wieder öffnen wird. Das kommt natürlich nicht unerwartet, aber erst wenn es eintritt, muss man es wirklich zur Kenntnis nehmen, wie bei jedem drohenden Unheil. Das ist also jetzt und ja, es gehen tatsächlich Läden und Restaurants usw. dabei drauf. Ich kann also das allgemein empfundene und nun schon reichlich oft gelesene “Die Welt wird nie wieder so sein …” dahingehend präzisieren, dass es etwa an dieser einer Straßenecke da, in genau diesem Haus, vor Corona anders war. Und in zehn Jahren kann ich dann bei den Veteranengesprächen sagen, ich weiß auch noch, wie es da vorher aussah. Wenn ich es dann wirklich noch weiß. 

Zweitens war ich in der Innenstadt, in den bekannten Fußgängerzonen, und habe bei einem Modelabel zum ersten Mal überhaupt stylishe Masken in einem der großen Schaufenster gesehen. 25 Euro kosteten die pro Stück, nicht gerade ein Schnäppchen, aber es war auch keine billige Marke. Ich habe mich umgesehen, es war aber nur ein einziges Schaufenster weit und breit mit diesem Top-Accessoire der Saison zu sehen. Die großen Modeketten ziehen sicher bald nach, da sind die Container wohl noch unterwegs. In dem Laden war übrigens kein Mensch, aber es war in etlichen Läden kein Mensch oder es liefen doch nur einige wenige Kunden darin herum. An den Eingängen stand Sicherheitspersonal und wartete darauf, jemandem Anweisungen geben zu können und etwas kontrollieren zu können, die sahen aber teils erheblich gelangweilt aus und mussten sich sehr an ihren Stehtischchen festhalten. Da wage ich glatt mal eine fundierte Umsatzprognose – viel kommt da nicht zusammen in dieser Woche und also in diesem Monat. 

Drittens gab es eine neue Maskenvariante, die Sohn I und ich interessant fanden, uns kam nämlich im Bahnhof ein Mann entgegen, der sich einen Waschlappen mit einem Einweckgummi vors Gesicht geschnallt hatte. Wenn man von vielen Menschen entgeistert angesehen werden möchte, diese Methode empfiehlt sich, der Mann hatte einen ganz beachtlichen Erfolg damit. Wenn ich seinen grimmen Blick richtig gedeutet habe, dann trug er das aus Protest, also wenn ich schon den Quatsch mit den Masken mitmachen muss, dann aber so, dann könnt ihr mal sehen … 

Und was soll ich sagen, da hat er es uns aber gezeigt. 

***

Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Merci! 

 

Links am Morgen

Keine normalen Kinderbilder.

***

Jetzt

***

Die Situation kommt mir ein bisschen vor wie die Phase nach dem ersten Schub einer chronischen Krankheit.

***

Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Merci! 

Das Berliner Modell

Immer das Positive sehen, nicht wahr. Mit Maske reden die Menschen beim Einkaufen also nicht mehr, das ist doch größtenteils ganz schön. Die Palette der getragenen Modelle ist auch interessant in ihrer ausufernden Vielfalt, es gibt kleidsame und nicht ganz so kleidsame Varianten, es gibt konservative und wirklich abgefahrene Modelle, die aussehen, als seien da die Kostümbildner der Theater im Stadtteil am Werk gewesen. Goldlamé und irgendwas mit etlichen metallenen Applikationen sind mir heute schon begegnet, da geht etwas. Einer meiner Favoriten bisher war aber doch die Frau, die sich einfach betont resolut und mit geringster Mühe Geschenkpapier ins Gesicht geklebt hat, ja, richtig mit Tesa, aber dann doch ohne Bändchen und Schleife. Ich nannte es im Geiste das Berliner Modell, wie auch immer ich darauf kam. Manches sieht eher unbeholfen gebastelt aus, manches liebevoll engagiert selbstgeschneidert, manches wirkt ultraschick designt und einige Menschen möchte man fast ums Stehenbleiben bitten, um sich das mal genauer anzusehen – aber man spricht ja nicht. Was natürlich im Vorbeigehen überhaupt nicht zu ermitteln ist, das ist die eine Information, die gerade wichtig wäre, nämlich ob und wo es dieses Exemplar denn wohl zu erwerben gibt.

Recht angenehm finde ich auch, dass der in Hamburg sonst übliche unfreundliche Blick, dieser kalt-abschätzende, immer konkurrenzorientierte und mindestens leicht, oft aber auch schwerst genervt wirkende Ausdruck der früher so verlässlich schlechten und gestressten Großstadtlaune, dass der eher nicht mehr so gut zu erkennen ist. Es gibt einige Menschen, es sind aber wirklich wenige, die schaffen es trotz Maske, eindeutig von oben herab zu gucken, das ist dann aber schon großes Kino und fast bewundernswert, man möchte sie direkt beim nächstbesten Casting anmelden, falls wieder irgendwo ein Unsympath für eine Vorabendserie gesucht wird. Der Rest guckt einfach irgendwie, am ehesten erkennt man da noch ein Lächeln, weil sich die Wangen dabei so deutlich heben. Zusammengezogene Brauen erkennt man zwar auch, die könnten aber auch für Konzentration stehen, fürs Unwohlsein wegen Luftknappheit, für das Nachdenken über den leider wieder vergessenen Einkaufszettel oder für sonst etwas, so eindeutig ist diese Teilmimik gar nicht. Und gesenkte Mundwinkel wiederum machen überhaupt nix mit den Masken, wie tief sie auch hängen mögen. Man kann also noch so beleidigt sein, es merkt einfach keiner. Schmollen ist nicht mehr verfügbar! Und man kann sich auch noch so überlegen fühlen, es kriegt einfach keiner mehr mit, man hat dieses erhabene Gefühl der feinen Blasiertheit jetzt ganz für sich und ich nehme fast an, es macht dann gar keinen Spaß mehr. 

Man könnte jetzt sogar durch Gegenden wie Eppendorf gehen, ohne von den Passantinnen dort nach nur flüchtiger Sichtkontrolle durch Mimik abgewertet zu werden. Also gefühlt jedenfalls könnte man das, und das reicht ja vielleicht schon aus für ganz neue Stadterfahrungen. Entdecke die Möglichkeiten!

Und damit zurück in die Home-School. Oder in das Home-Office, was weiß ich. Es ist auch egal, mir verschwimmt hier allmählich alles. Man macht einfach das Notebook an und redet, wie mein früherer Chef immer sagte, so lange, bis das Richtige dabei ist.

***

Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Merci! 

Links am Morgen

Giorgio Moroder wurde achtzig Jahre alt. Das ist auch der mit “What a feeling”, Flashdance, die Älteren erinnern sich. 

Oder wie die Söhne sagen würden: “Hä, wer?” Ja, liebe Kinder, auch das ist Kulturgeschichte.

***

Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Merci! 

Links am Morgen

Ein Twitter-Thread zur Heldenreise in der Corona-Zeit. Interessant für alle, die etwas erzählen oder gerne etwas erzählt bekommen.

***

Ein Longread, und dann noch VWL und/oder Geschichte, je nach Betrachtung – aber versprochen, es ist dennoch interessant. Wieso gucken wir eigentlich aufs BIP? Die Schlussfolgerungen am Ende kennen Sie vielleicht noch aus der Zeit, als ich den Wirtschaftsteil geschrieben habe, aber den Weg dahin, den haben Sie vermutlich so noch nicht gelesen. Mit Einzelschicksal und Entführung! Quasi ein Thriller.

***

Ich muss noch die Wohnung für die Pandemie schmücken, werden wir sagen.” 

***

Ich bin fasziniert davon, dass die Bayern auf die Idee der Trachtenmaske gekommen sind. Ich habe hier unten ein Beispielbild, man findet auf Instagram noch mehr. Wenn man nämlich das noch eher verstörende und brandneue Symbol der Maske mit der gut abgehangenen Symbolik und Nostalgie der Trachten verbindet – es sieht auf einmal so aus, als hätte es die immer schon gegeben. Wenn ich mich richtig erinnere, haben die Briten einen Teil ihrer Traditionen, insbesondere der royalen Traditionen, auf ganz ähnliche Weise zusammengebastelt. Neue Symbole an alte Symbole kleben, es wird schon wirken.  

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Spieth & Wensky (@spieth_wensky) am

***

Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ich belebe dann das BIP, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Merci! 

 

Die Nerven

Wie beansprucht von allem man mittlerweile in Wahrheit ist, das merkt man an den Kleinigkeiten. An den Träumen merken es die einen, am Hunger die anderen, vielleicht aber auch schon am Alkoholkonsum, am exzessiven Sport oder am exzessiven Schlafen, am Gewicht, an der Figur, an der Unruhe und an Aufmerksamkeitsdefiziten. Ich kann das natürlich nur für Menschen mit Homeschool plus Home-Office beurteilen, aber anderen wird es auch so gehen, nehme ich stark an. Oder schlimmer, das wird auch vorkommen. 

Heute waren wir im Garten, wir sind nach wie vor jeden Tag im Garten. Wir haben eine Dürre, man muss also viel gießen und ich mache das stoisch mit einer Gießkanne, obwohl es in einem eher großen Garten wie dem unseren mit einem Schlauch selbstverständlich viel schneller ginge. Wir haben auch so einen Schlauch, natürlich haben wir den. Ich finde es aber gut, mit der Gießkanne ganz oft hin- und herzugehen, das beruhigt nämlich. Es ist anspruchslos, und anspruchslos ist auch einmal nett, ganz besonders “in der aktuellen Lage”, wie es überall heißt. Oder “wegen der Situation.” Ich gehe zum Wasserhahn, ich mache die Kanne voll. Ich gehe zu einer Pflanze, ich kippe Wasser auf sie. Ich gehe zum Wasserhahn. Ich liebe es.

Die Herzdame telefonierte dabei mit ihrer Mutter, und weil sie nebenbei einen neuen Zaun strich, hatte sie das Handy auf Lautsprecher gestellt, so dass ich beide hören konnte. Ich hörte aber eher nicht zu, es ging um aussortierte Bettlaken, das fand ich nicht so interessant. Aber dann fiel doch ein Satz, bei dem ich kurz aufmerkte, ein Satzteil war es eigentlich nur, bei dem mein Hirn vielleicht den Bruchteil einer Sekunde brauchte, um ihn korrekt einzusortieren, mehr nicht. Aber auch der Bruchteil einer Sekunde kann ziemlich unangenehm sein, wenn dabei an kalendarischen Wahrheiten gerüttelt wird und man sich, egal wie kurz und blitzartig, dann doch fragt, wieviel man denn bitte jetzt wieder verpasst hat. Der Satzteil meiner Schwiegermutter lautete: “… aber das war ja noch in 21.”

Aber gut. Wir haben nicht das Jahr 22, natürlich nicht. Meine Schwiegermutter hat nur einmal in der Straße, in der sie heute noch wohnt, in einer anderen Hausnummer gelebt, nämlich in der 21, sie sprach von dem Haus. Ich kam dann auch schnell darauf, gar kein Problem, ich bin soweit noch zurechnungsfähig. Ich habe auch nur ganz dezent und fast wie zufällig nachgesehen, welches Jahr mein Handy eigentlich gerade so anzeigt. 

Und ich habe dann gleich noch ein paar mal die Gießkanne herumgetragen. Irgendwas muss man tun für die Nerven. 

***

Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Merci! 

Links am Morgen

Ich mochte in diesem Interview mit Henning Venske den Ausdruck “drittklassiger Ausnahmezustand”, der einem Menschen in seinem Alter sicher auch zusteht. Seine Memoiren “Es war mir ein Vergnügen” stehen schon seit Ewigkeiten auf meiner Leseliste. Schlimm. 

***

Ein Interview mit einer Schulleiterin. Ein im Moment geradezu irrwitzig komplizierter Job, Raketenwissenschaften nichts dagegen. Wobei sich das lustig spiegelt, denn auch die Situation in den Familien wird in Kürze komplizierter als ohnehin schon, wenn mehr und mehr feste Termine eingebaut werden müssen. Bei uns werden zwei Söhne in vermutlich gegenläufigen Schichten zur Schule gehen und dazu noch im jeweils anderen Schichtteil Homeschool machen, während die Herzdame und ich nach anderen Rhythmen Home-Office machen, das wird also ein buntes Gesamtkonstrukt, das dann auch noch wöchentlich wechselt. Vermutlich brauchen wir einen Tag in der Woche, um einen jeweils sinnigen Plan zu ermitteln und eine Wand der Wohnung, um den für alle nachvollziehbar abzubilden. Wobei man übrigens, sobald man auch nur erwähnt, dass da etwas schwierig oder schwieriger werden könnte, schon für diese Äußerung kritisiert wird: “Was wollt Ihr denn noch?”

Aber hey, wir wohnen im vierten Stock, ich jammere also immer auf hohem Niveau. Und ich kann die Frage, was wir denn noch wollen, übrigens für mich ganz einfach beantworten, mir würde massiv helfen, wenn die Schulpolitik an hoher und höchster Stelle endlich offiziell und gründlich Druck aus der ganzen Geschichte nehmen würde. So einfach. 

***

Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Merci!