Begrenzt belehrbar

Ich habe eine Szene gesehen, in der sich etwas des Irrationalen offenbart, dass diese Gesellschaft und damit uns alle gerade durchflattert, denn wir gehen mit den Maßnahmen zur Eindämmung der Viren ja nicht rational um, sondern menschlich, allzu menschlich. Und während einige jedes Fehlverhalten geifernd an Pranger stellen und am liebsten blockwartmäßig irgendwo vermelden wollen oder wenigstens mit Häme besserwissen, oh, so viel besser, kann man auch einfach nur hinsehen, was da passiert, und sich vor der moralischen Höhe hüten, aus der man doch geradezu unweigerlich stürzen müsste, würde man sein eigenes Verhalten nur gnadenlos genug durchleuchten und beobachten. 

Vor dem Discounter steht eine Frau und will in den Laden. Also fummelt sie aus der Handtasche ihre Maske heraus, die sich aber mit den Strippen in Gott weiß was verheddert hat und es folgt dieses fluchende Herumkramen, das man von jeder Handtaschenträgerin kennt. Schließlich reißt sie einigermaßen entnervt das Ding mit einem Ruck heraus, es hat aber zu viel Schwung und landet daher auf der Straße, knapp neben einer Pfütze. Und die Frau ruft schnell die magische Formel “Fünf-Sekunden-Regel!”, hebt die Maske auf und legt sie an. Im Fernsehen laufen Spots, wie man diese Masken spitzfingrig ab- und aufsetzen und sorgsam in sicheren Behältnissen verwahren soll, in der Wirklichkeit fliegen sie währenddessen natürlich nur so durch die Gegend, ein Kleidungsstück wie andere auch. Ich will mich darüber aber gar nicht lustig machen. Ich will nur feststellen – so sind wir. Begrenzt belehrbar. 

Kennen überhaupt alle die Fünf-Sekunden-Regel, die den allermeisten Kindern sicher gut vertraut ist und die in Kindergärten und Schulen immer fröhlich weiterlebt, von Jahrgang zu Jahrgang tradiert? Ist Ihnen mal aufgefallen, dass man diese Regel laut benennen muss, damit sie funktioniert, dass also jedes Kind sie brav aufsagt, wenn es etwas Essbares schnell wieder aufhebt? Der Zauber wirkt sonst vielleicht nicht. Sind Sie auch schon mit dem Spruch groß geworden? Ich weiß nicht, wie alt diese etwas spezielle Weisheit ist und ich kann mich auch nicht erinnern, sie als Kind gekannt zu haben, sonst würde ich sie bei passender Gelegenheit heute auch verwenden, nehme ich an. Die Söhne kannten sie irgendwann und murmelten sie ganz selbstverständlich über abgestürzten Brötchen und entglittenen Bonbons, aber sie kannten sie nicht von mir. So etwas kommt von irgendwo, wie ein Virus. Man fängt es sich im Vorbeigehen ein und hat es dann. 

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Merci! 

 

Links am Morgen

Glitzer und Durst

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Ein neunjähriger Erfinder im Filmchen hier unten, ziemlich toll. Neulich im Nachbargarten hat ein Neunjähriger, der mit einer Wasserspritzflasche spielte, durch ein wenig Nachdenken und Sprühen sowohl das Desinfektionsspray als auch die Flächendesinfektion erfunden. Das gibt es beides schon, aber das konnte er ja nicht wissen – und wir wissen jetzt, dass die Menschheit sehr viel noch einmal erfinden würde, sollte mal etwas in Vergessenheit geraten. Auch tröstlich. 

Andererseits haben die Söhne gerade lange verhandelt, weil der eine dem anderen ein teures Spielzeug abkaufen wollte, das war schwierig und sie kamen dann auf eine Lösung, bei der der Käufer dem anderen jede Woche einen Euro gibt, bis zum Endpreis, er kann aber auch zwischendurch aus der Vereinbarung aussteigen. Das heißt, sie haben mal eben das Leasing erfunden und es steht damit zu befürchten, dass den Menschen auch der ganze Finanzmarkt mit allen Eskalationsstufen einfach immer wieder einfallen würde. Schlimm. 


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Jochen über die Nachrichten auf NBC. Auch mal interessant.

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Ein Buch über das Gehen, das ist auf jeden Fall etwas für mich, denke ich. Da steht etwas über das fokussierte und das kreative Denken beim Gehen und Stehen, das ist für den Freundeskreis Notizbuch ja einfach – beim Gehen denken und zum Notieren stehenbleiben. Geht eh nicht anders, spricht aber vielleicht doch gegen Diktat-Apps. Da mal drüber nachdenken! Via Nicola Wessinghage auf Twitter.

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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Anmerkung zur Mediennutzung in Krisenzeiten

Wie bei vermutlich allen Familien ist auch hier die Sache mit der Mediennutzung in Woche acht, neun, zehn oder zwölf mit Corona (was weiß ich) nicht mehr ganz einfach, um es zurückhaltend und milde auszudrücken. Alles eskaliert so vor sich hin, jeder suchtet – die Kinder sagen das so, man ist nicht süchtig, man suchtet – stundenlang an seinem Gerät, Erwachsene eingeschlossen. Pädagogische Bemühungen brisen ab und zu noch sachte auf, erreichen aber längst keine Sturmstärke mehr. Oder fast keine mehr. 

Neulich dann aber doch noch einmal, als ein gewisser Sohn hier von den Bildschirmen in verschiedener Größe schier überhaupt nicht mehr abzulösen war, über Stunden nicht, gefühlt den ganzen Tag nicht, Putzerfisch nichts dagegen, und als schon diverse freundlich bemühte Kommunikationssituationen mehrmals nacheinander komplett entgleist waren und andere Bemühungen aller Art gründlich gescheitert waren – da saß doch eben dieser Sohn dann nach höchstens zweiminütiger Unterbrechung schon wieder zusammengekrümmt über einem Endgerät auf dem Sofa, statt wenigstens mal zwischendurch etwas länger irgendwas ganz anderes zu machen. Und da, Sie verstehen das vielleicht, ging es dann doch ein wenig mit mir durch und ich wurde vielleicht auch etwas lauter und deutlich ungehalten, das kann sein, denn die Geduld dehnt sich zwar in der aktuellen Lage tatsächlich etwas aus, aber doch nicht bis ins Unendliche. Ich stand also schimpfend vor dem Sohn und hob zu einer längeren Predigt an. Woraufhin der mich aber nicht etwa schuldbewusst und reumütig, sondern eher völlig entgeistert ansah, denn er hatte, wie ich leider einen Tick zu spät feststellen musste, nicht etwa ein digitales Endgerät in der Hand, nein, er las einfach nur ein Buch. Ein analoges Endgerät sozusagen.

Nun gut. Kann passieren, die Körperhaltung war wirklich ähnlich. Und wir sind womöglich alle leicht verwirrt und tendenziell etwas überreizt im Moment. Aber jetzt bloß nicht aus der Rolle fallen! Konsequenz ist in der Erziehung ja wahnsinnig wichtig, das kann man praktisch überall lesen, man muss immer alles durchziehen. Einmal eine Ansage gemacht, dann auch dabei bleiben. Man steht als Elter im besten Fall für Verlässlichkeit, man muss das also energisch vorleben und mit robustem Mandat durch die Jahre bringen, kein Wanken und kein Weichen. Das Kind darf jetzt also keine Bücher mehr lesen. Oder nur höchstens mal 30 Minuten, dann ist aber Schluss. Immer auf Kurs bleiben, und Medien sind Medien. That was easy!

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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Links am Morgen

Das Schulthema lässt mich nicht los, natürlich nicht. Hier aus Lehrersicht: 

Ich, der mit seinem roten Stab versucht eine alte Ordnung zu halten, die es so im Moment nicht gibt.

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Beim Spiegel wird erwähnt, was mich auch immer wieder umtreibt und ärgert:

Dass mancherorts ernsthaft erwartet wird, Schulen sollen in der Pandemie wie gehabt ihren Stoff durchziehen und die Leistungen ihrer Schüler im Homeschooling benoten, ist pädagogisch gesehen ein Witz. Ein schlechter.

Gestern übrigens habe ich mitbekommen, wie zwei Kinder von verschiedenen Schulen sich erzählten, wie sie in der nächsten Woche Unterricht haben. Sie haben es sich erzählt und dann die Variante des anderen vermutlich sofort wieder vergessen, weil sich niemand so etwas merkt wie: “Wir haben jeden zweiten Tag ab Dienstag drei Stunden, in der ersten Woche im Vormittagsblock, dann nachmittags, aber nur an ungeraden Tagen in geraden Wochen, sonst ist das umgekehrt.” Ich übertreibe dezent, weil es für die Kinder ziemlich sicher genau so geklungen hat, was sie da von sich geben haben. 

Oder, um ein anderes Kind zu zitieren: “Ist auch egal, du sagst mir dann einfach jeden Tag morgens, wann ich wo hin muss.”

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Zur Wirtschaft:“Der fehlende Konsum könnte den Kapitalismus töten, das ist die hinter vorgehaltener Hand geäußerte Sorge, die sich nun lauthals als Lockerungswut äußert.” Ich sage es ja. Gerade gestern habe ich es gesagt. Also geschrieben. 

Derweil am Straßenrand, das passt ja wieder alles zusammen hier, es ist ein Traum:

 

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte. Es sei denn, er hat sich schon in Luft aufgelöst, dann betrachte ich das als erledigt.

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Trinkgeld April, Ergebnisbericht

Es ist Mai, sagt der Kalender, dann wollen wir das einmal glauben und wie üblich berichten. Wobei es, wir können das jetzt im Chor sprechen, “aufgrund der aktuellen Lage” einerseits nicht allzuviel zu berichten gibt, andererseits dann aber doch.

Einerseits nicht allzuviel – denn es gab nicht viel Konsum im April, es gab natürlich auch keine Events, keine Ausflüge, keine Theaterbesuche etc., es gab also vergleichsweise wenig Gelegenheiten, überhaupt Geld auszugeben. Ich finde das übrigens nach wie vor ganz schön und wenn noch ein paar Menschen ticken wie ich, dann könnt Ihr da draußen auf die Konsumbelebung aber lange warten. Ich sage nicht, dass das gut ist, ich will damit auch nicht angeben, ich stelle es nur fest. Ich habe mich hier mit einem milden Minimalismus angefreundet, der mir immer sympathischer wird und nein, das ist vermutlich noch kein Geiz, aber das ist doch ein sowieso seit Jahren überfälliges Nachjustieren der Bedürfnisse und es passt mir gerade hervorragend. Zu den paar dann doch vorgekommenen Erwerbungen später.

Andererseits hat mir das Hutgeld in diesem Monat aber die ausgefallenen und geplatzten Aufträge und Einkommensvarianten ersetzt, und zwar voll, was so großartig ist, fast hätte ich ein Ausrufezeichen gesetzt, quasi Hanseatenekstase. Wofür ich also erstens ganz besonders danke und zweitens feststelle, dass es eben doch viele Erwerbungen gab, nur waren sie denkbar unspektakulär, Toastbrot, Käse, Bananen, Mundschutz … so etwas. Das Blog trug also seinen Teil zum Haushaltseinkommen bei und ich habe daher keine Tage und Stunden mit Akquise zugebracht, die vermutlich ohnehin erfolglos gewesen wäre, meine potentiellen Auftraggeber leben ja nicht auf einem anderen Planeten. Ich halte mich nach wie vor eisern an die positive Seite der Entwicklungen, die es immerhin gibt, denn dieses Blog und damit auch dieser Haushalt liefen in diesem Monat zu einem gar nicht geringen Teil sozusagen crowdfunded, also leserinnenfinanziert. Wie cool ist das denn?

Ich habe im Gegenzug die Artikelzahl hier deutlich erhöht und schreibe weiter mit Fleiß und steter Bemühung. Wenn sich die Sache so fortsetzen sollte und auch die Homeschool es zulässt, werde ich öfter draußen unterwegs sein und über die sich wieder belebende und veränderte Stadt schreiben, aber wer wird da Voraussagen wagen. Kaum nimmt man sich etwas vor, schon kommt es sowohl anders als auch dicke.

Die Links am Morgen scheinen bei Ihnen gut anzukommen, das habe ich jedenfalls mehrfach als Reaktion erhalten. Ich behalte die also bei und hoffe, es ist für jede und jeden ab und zu etwas Interessantes dabei. Ich wähle die dort erscheinenden Artikel, Clips etc. übrigens nach nur einem einzigen Kriterium aus, es ist denkbar einfach – das sind nämlich die Meldungen, Texte, Filme usw., die ich an dem Vortag aus irgendeinem Grund mit Interesse bis zum Ende konsumiert und nicht nur quergelesen oder abgebrochen habe. Ein irrlichterndes Kriterium.

Die paar anderen Erwerbungen, die es im April dann doch gab: Ich habe bei der Büchergilde Gutenberg ein Notizbuch erworben, die stellen da jetzt welche aus den Resten in der Buchbinderei her, es ist also in Leinen gebunden und hat gutes Papier. Vorne ist ein Specht eingeprägt, vermutlich soll er mich daran erinnern, immer wieder aus dem Alltag etwas herauszupicken. Voll deep! Normalerweise kaufe ich bei der Büchergilde mit Text bedruckte Bücher, ich habe aber nach wie vor so gar keine Geduld zum Lesen, und wer nicht lesen will, der muss eben schreiben, alte Regel.

Wir haben außerdem im Garten die Terrasse hergerichtet und mit einem Windschutz versehen, wobei dieses “wir” dezent übertrieben ist, das war in Wahrheit die Herzdame alleine in einem wilden Schaffensrausch, irgendwo müssen die Auswirkungen von Corona eben hin. Ein Nachbar hat geholfen, die Distanzregeln wurden eingehalten, sicher doch. Dafür brauchten wir noch ein paar Kleinigkeiten, Schrauben, Zaunpfähle etc., die haben wir aus den Trinkgeldern mit Betreff “Garten” bezahlt, das Ergebnis sah dann so aus, ich erzähle in Kürze noch mehr dazu:

 

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Es gab wie fast immer Geld für Eis, das wurde ausgegeben für die Sorten Schokolade, Crema, Nutella, Stracciatella und Nougat-Crunch, bis uns der Erwerb von Eis zu kompliziert wurde, wir bekamen das bei einer Gelateria nur noch eingepackt und mussten elend lange Schlange stehen und es nervte dann.

Es gab außerdem Geld speziell für Schokoladenostereier, das wurde selbstverständlich entsprechend verwendet und führte zu einem faszinierenden familiären Zuckerschock, aber egal, ich halte mich an die Betreffzeilen.

Originell war Geld für Nudeln mit Parmesan, auch das haben wir präzise exekutiert und es war sehr gut.

Einige Verwendungszwecke kann man im weitesten Sinne unter “Ablenkung von Corona” zusammenfassen, darüber denke ich noch nach und warte auf Ideen. Immer noch ungelöst sind auch “Schabernack”, “Unfug” und “Verwegenes” – ich bleibe dran. Das ist eben schwer, für einen so ernsthaften Menschen wie mich, der bei “Lockerung” immer sofort skeptisch guckt.

Noch nicht umgesetzt haben wir Geld für Spargel, wobei man jetzt lange diskutieren könnte, ob der Konsum von Spargel in diesem Jahr sinnvoll oder böse ist, aber egal, wenn mir jemand Spargel schenkt, dann esse ich den. Ich bin aber auch gar nicht ganz sicher, ob durch Spargelbykott wirklich irgendetwas besser wird, das ist auch eine dieser Fragen, die mich gerade komplett überfordern, davon gibt es ein paar mehr zur Zeit.

Es wurden auch einige Trinkgelder gegeben, die noch gar nicht umgesetzt werden können, etwa für Theater, das wird alles vorgemerkt, hier geht nichts verloren. Und wenn man erst im nächsten Jahr ins Theater gehen kann, dann wartet das eben so lange.

Ich danke Ihnen wie immer herzlichst für jeden Euro und jeden Cent, den Sie per Paypal oder per Überweisung in den Hut eingeworfen haben! Jedes Klimpern ist mir ein Vergnügen, auch wenn ich mir das Geräusch jedesmal nur vorstelle.

Es ist jedenfalls ziemlich schön, das Straßenmusikprinzip so in einem Blog umsetzen zu können. Es ist wirklich sehr schön, ich freue mich jeden Tag darüber und Corona hin oder her – dieser Aspekt ist schon außerordentlich fein.

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Links am Morgen

Im Stern geht es um Manfred Maurenbrecher. Ein Sympath erster Klasse, hört mehr Maurenbrecher, er ist sehr gut. 

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Hier kann man sich etwas von damals erzählen lassen und sich dann fragen, auf wie viele Kindheiten der letzte Satz wohl zutreffen mag.

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Zum Sport. Ab und zu, gar nicht so häufig, sehe ich Bewegungen und denke: Okay, das ist neu, das habe ich vermutlich noch nie so gesehen. 

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Links am Morgen

Das Feuilleton zum Einstieg, warum auch nicht. Da ich mangels entsprechender Bildung die geistige Leistung hinter der klassischen Musik leider nicht zu würdigen weiß und mir das auch nicht mal eben anlesen kann, lese ich ab und zu gerne solche Erklärstücke wie das hier zum Lindenbaum. Ich verstehe sicher auch dabei nicht alles, aber ich pfeife dann beim nächsten Hören des Stückes noch anerkennender. Wobei ich natürlich nicht mitpfeife, es ist nur kurz zu Anfang so ein freudiger “Ah! Kenne sogar ich!”-Pfiff. 

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Seit Corona in Deutschland angekommen ist, fühlen sich viele Leserinnen und Leser besser.” Da mal drüber nachdenken, am besten natürlich noch bevor man alles wieder lockert, anschaltet, hochfährt, öffnet und anwirft. Man will das besser Gefühl ja für die Zukunft erhalten. Apropos, ich höre gerade “Wer wir waren” von Roger Willemsen, das kenne ich zwar schon als gedrucktes Buch, aber das kann man ruhig noch ein zweites Mal durcharbeiten, denn es ist ein recht dichtgestrickter Text, da fällt man schnell aus der Aufmerksamkeit und verpasst einen Halbsatz.  Er schreibt da etwas über unsere Neigung, unsere Vorstellungen von der Zukunft dauernd rosa zu verkitschen und er endet den Absatz mit der wunderbaren Behauptung: “Unsere Zukunft ist der röhrende Hirsch über dem Fernseher.” Das fand ich sehr schön. 

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Eine neue Vokabel: Pop-Up-Gehwege. In diesem Zusammenhang auch: Tempo 30 in der ganzen Stadt. Was allerdings in Hamburg gar nichts ändern würde, da Tempo 30 hier keinen interessiert, ob da nun so ein Schild steht oder nicht, egal.

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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Morgens um den Block

Bevor ich morgens mit dem Home-Office, der Home-School und dem Home-Home, also dem Haushalt, beginne, gehe ich einmal um den Block, ich werde sonst verrückt, also noch verrückter, wenn ich nicht genug Bewegung habe, und “aufgrund der aktuellen Situation” brauche ich viel Bewegung, gerne auch mehr als 10 Kilometer, aber bitte gegangen, nicht gejoggt. Ich gehe also um den Block, da kommen mir zwei junge Männer entgegen, wobei sie so jung nun auch wieder nicht sind, aber doch immerhin deutlich jünger als ich, was ja allmählich kein Kunststück mehr ist. Die beiden tragen Anzüge und ziehen Rollkoffer. Sie tragen etwas überschicke Anzüge, mit einer blendend frischgekauften Eleganz, die etwas zu sehr danach aussieht, als hätte man ihnen vor zehn Minuten erst beim Herrenausstatter in die Garderobe geholfen, so perfekt sitzt alles, so stimmig ist alles, so adrett sind die Einstecktücher, so blank spiegeln die Schuhe. Von allem ist das etwas zu viel und ich denke an die alte Geschichte der britischen Gentlemen, die neue Anzüge angeblich von den Butlern haben eintragen lassen, damit die guten Stücke nur ja nicht mehr neu aussahen, wenn sie zum ersten Mal ausgeführt wurden. Neu war peinlich. Man hatte, was man hatte, und zwar möglichst immer schon. Davon sind diese beiden Männer auf der Straße vor unserem Haus allerdings weit entfernt, die fallen eher unter das, was man früher als Laffen bezeichnet hat, ein Wort, das leider auch völlig aus der Mode gekommen ist. 

Aber in der Nähe unseres Hauses residieren Consulting-Firmen, da trägt man so etwas, da passt das auch, nehme ich an, da war man übrigens auch die ganzen letzten Wochen über wichtig, wichtig auf Reisen und rollkofferte weiterhin so herum, während sonst alles stay at home spielte. Das fiel schon auf, weil sonst überhaupt niemand mehr rollkofferte, auch das war eine erfreuliche Entwicklung in schwierigen Zeiten. Nur Menschen mit ganz, ganz bedeutenden Projekten machen das jetzt noch, dieses Herumhasten mit holperndem Hardcase, und so gucken die dann auch, so bedeutend, es ist wirklich ein wenig peinlich.

Mir fielen also diese lärmenden Rollkoffer auf, die aus dem Alltag ansonsten weitgehend verschwunden sind, mir fielen die Anzüge auf, nicht nur wegen ihrer etwas albernen Katalogtauglichkeit, auch weil es überhaupt Anzüge waren. Es trägt ja niemand mehr Anzüge, die Anzugmänner sind seit Wochen aus dem Straßenbild verschwunden. Vielleicht sind die Hoodiemänner überall in Wahrheit die Anzugmänner von früher, vielleicht werden die Anzugmänner aber auch alle während der Krise irgendwo eingelagert, ich weiß es nicht.

Ich selbst würde allerdings auch gerne wieder mal Anzug tragen, ein Herrenanzug ist super. Nicht wegen des Looks, nein, ich sage das eher aus Huckleberry-Gründen, denn ein Herrenanzug hat insgesamt neun Taschen oder mehr, das finde ich sehr einladend. Es ist kinderleicht, Zeug für neun Taschen oder mehr zu benötigen und dauernd dabei haben zu wollen, da muss ich nicht lange überlegen, schon bin ich wieder überladen. Aber ich kann ja zur Zeit gar keinen Anzug tragen, denn das Büro ist leider in der Wohnung und da wäre ich mit den passenden Schuhen zum Anzug zu laut auf dem Laminat, da würde ich die Konzentration in der Homeschool stören, um Gottes willen, und müsste also auf Socken oder in Hausschuhen herumlaufen, und Hausschuhe zum Anzug, das ist so dermaßen falsch, das tut geradezu körperlich weh. Als würde man sich morgens den Scheitel auf die falsche Seite frisieren, so fühlt sich das an, alles ist dann plötzlich falsch, das ganze Körpergefühl stimmt nicht mehr. 

Ich könnte natürlich im Anzug wenigstens um den Block gehen, aber das wäre auch wieder nicht richtig, denn dann müsste ich mich ja hinterher gleich wieder umziehen und in einen Hoodie und eine Jeans steigen, was sich aber unweigerlich nach Feierabend anfühlen würde, und zwar nach Feierabend morgens um sieben; ich kann so nicht arbeiten.

Man hat aber auch Probleme!

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Links am Morgen

Genau das habe ich auch schon gedacht. Menschen an Kassen etwa und viele andere werden sich doch nie wieder anspucken lassen wollen? 

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Wir machen uns einen Begriff

Ich habe gerade gar keine Zeit für einen Blogartikel, diese überaus unheilvolle Mischung aus Home-Office und Home-School verwirbelt sich immer weiter und nimmt rasant neue Fahrt auf, noch ein paar Wochen und ich gehe davon aus, dass danach weder ein Urlaub noch ein Sabbatical meine Nerven werden retten können und ich werde in diesem Zusammenhang jetzt einen wichtigen Begriff erstmalig bei Google verankern, der kommt dort bislang nämlich noch gar nicht vor, aber gleich. Sie werden vermutlich noch von ihm hören, das ist die “posthomeschoolische Belastungsstörung”, bitte sehr, das hat gefehlt. Ich erkläre den Begriff aber nicht weiter, ich erkläre nach der Homeschool überhaupt nie wieder irgendwas irgendwem. Vielleicht rede ich auch nie wieder mit jemandem, ich möchte das nicht ausschließen. Reden führt zwischen Home-Office und Home-School irgendwie nie zu Lösungen, immer nur zu weiteren Sätzen und Fragen. 

Schreiben dagegen ist schön, Schreiben bleibt. 

Ich erzähle Ihnen drei Neuigkeiten auf die abendliche Schnelle. Erstens gibt es jetzt im kleinen Bahnhofsviertel das erste Restaurant, das nicht wieder öffnen wird. Das kommt natürlich nicht unerwartet, aber erst wenn es eintritt, muss man es wirklich zur Kenntnis nehmen, wie bei jedem drohenden Unheil. Das ist also jetzt und ja, es gehen tatsächlich Läden und Restaurants usw. dabei drauf. Ich kann also das allgemein empfundene und nun schon reichlich oft gelesene “Die Welt wird nie wieder so sein …” dahingehend präzisieren, dass es etwa an dieser einer Straßenecke da, in genau diesem Haus, vor Corona anders war. Und in zehn Jahren kann ich dann bei den Veteranengesprächen sagen, ich weiß auch noch, wie es da vorher aussah. Wenn ich es dann wirklich noch weiß. 

Zweitens war ich in der Innenstadt, in den bekannten Fußgängerzonen, und habe bei einem Modelabel zum ersten Mal überhaupt stylishe Masken in einem der großen Schaufenster gesehen. 25 Euro kosteten die pro Stück, nicht gerade ein Schnäppchen, aber es war auch keine billige Marke. Ich habe mich umgesehen, es war aber nur ein einziges Schaufenster weit und breit mit diesem Top-Accessoire der Saison zu sehen. Die großen Modeketten ziehen sicher bald nach, da sind die Container wohl noch unterwegs. In dem Laden war übrigens kein Mensch, aber es war in etlichen Läden kein Mensch oder es liefen doch nur einige wenige Kunden darin herum. An den Eingängen stand Sicherheitspersonal und wartete darauf, jemandem Anweisungen geben zu können und etwas kontrollieren zu können, die sahen aber teils erheblich gelangweilt aus und mussten sich sehr an ihren Stehtischchen festhalten. Da wage ich glatt mal eine fundierte Umsatzprognose – viel kommt da nicht zusammen in dieser Woche und also in diesem Monat. 

Drittens gab es eine neue Maskenvariante, die Sohn I und ich interessant fanden, uns kam nämlich im Bahnhof ein Mann entgegen, der sich einen Waschlappen mit einem Einweckgummi vors Gesicht geschnallt hatte. Wenn man von vielen Menschen entgeistert angesehen werden möchte, diese Methode empfiehlt sich, der Mann hatte einen ganz beachtlichen Erfolg damit. Wenn ich seinen grimmen Blick richtig gedeutet habe, dann trug er das aus Protest, also wenn ich schon den Quatsch mit den Masken mitmachen muss, dann aber so, dann könnt ihr mal sehen … 

Und was soll ich sagen, da hat er es uns aber gezeigt. 

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