Rotkehlchenretro

Irgendwie haben wir’s vergeigt, aber wir kriegen das auch wieder hin. Good old DSGVO.

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Andere werden drastisch, wenn es um die DSGVO geht. Und nicht nur er, sie auch. No kidding. Oder doch? Das ist nämlich auch typisch DSGVO, dass man gar nicht mehr sofort erkennt, wer was wie ernst meint.

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Ich muss mich übrigens entschuldigen, denn ich sehe jetzt erst, dass die Menschen, die hier per Paypal Geld eingeworfen haben, da teilweise auch Botschaften mitgesendet haben – und ich bin mehr als nur ein wenig gerührt ob dieser Zeilen. Ich habe sehr großartige Leserinnen, Leser sind wie immer mitgemeint. Ich muss schon sagen, was ein Stück Glück!

Es gab weitere Wünsche nach speziellen Pflanzen, ich werde das nach und nach umsetzen, etwa die vor drei Tagen bestellten Kornblumen. Die wachsen bei uns zwar schon seit Wochen, aber von dem Geld kaufe ich dann eben die für das nächste Jahr und ja, ich werde da akribisch Buch führen und jeweils Bildbelege posten.

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Wenn der Mensch älter wird, erinnert er sich besser an Dinge, die weiter zurückliegen. Sagt man. Ich weiß nicht, ob ich in dem Sinne schon älter bin, aber ich habe gerade so eine vage Ahnung, was da kommen wird, und das wiederum hat sich ergeben, weil ich neuerdings einen Vogel habe.

Es handelt sich dabei um ein Rotkehlchen, das die Hecke direkt hinter unserer neuen Laube bewohnt, es ist ein ausgesprochen freundlicher, höflicher Nachbar. Es begrüßt uns, wenn wir kommen, es guckt uns nach, wenn wir gehen. Es wünscht im geschäftigen Vorbeiflug die Tageszeit, es singt zwischendurch auch mal spontan für uns, wenn die Situation zur Geselligkeit einlädt. Es beobachtet dauernd, was wir machen. Es ist an uns interessiert, nein, es ist in der Tat ein wenig neugierig, das kann man bei aller Freundlichkeit nicht verschweigen. Aber ich richte nicht über die Charakterschwächen von Rotkehlchen, wie sollte ich mir das anmaßen. Neugier ist mir selbst nicht ganz fremd, also bitte. Und so zutraulich guckt dieses Vögelchen! Das kenne ich von Rotkehlchen gar nicht, es guckt mehr so berlinerspatzenmäßig, also mit einer gewissen Vertraulichkeit, fast schon mit einer Ahnung von Kumpelhaftigkeit, na, wat machste da, biste wieder am malochen, so guckt es, und ohne jedenfalls auch nur die geringste Schüchternheit.

Ich sitze auf einer Bank im Garten und esse krümelnd Rhabarberkuchen, das ist nämlich auch sehr schön am Garten, man kann da alles enthemmt vollkrümeln und es macht nichts. Eine Madeleine wäre angesichts der folgenden Geschichte auch nicht unpassend gewesen, aber es war nun, wie es war, ich will hier ehrlich bleiben. Ganz banaler Rhabarberkuchen war das. Also banal im literarischen Sinne, versteht sich, geschmacklich dagegen – den müsste die Herzdame mal im Blog verbacken!

Da kommt das Rotkehlchen und setzt sich auf einen Zweig direkt neben den vollgekrümelten Schreiber dieser Zeilen. Ganz nah ist der Zweig, fast so nah, als würde das Rotkehlchen auf meiner Kuchengabel sitzen, was jetzt klingt, als würde ich da im Garten von feinem Silber speisen. Weit gefehlt! Das alte Plastikbesteck war das, welches mal zum Campen gedacht war, aber egal. Es flötet, das Rotkehlchen, es legt den Kopf schief. Kleine Vögel gucken ja überhaupt oft so, als würde man ihnen irgendwie leid tun, das kommt durch diesen schiefgelegten Kopf. So legen doch alle Mütter dieser Welt den Kopf schief, wenn der Nachwuchs sich die Knie aufgeschrammt hat und heulend ankommt, mit diesem gewissen mitleidig-skeptischen Lächeln, ach Gott, der arme Hase, aber wird schon so schlimm nicht sein, soll ich mal pusten, dieser Blick also, den kennt man. So wurden wir alle einmal angesehen, lange ist es her, und heute gucken wir vielleicht selbst die Kinder so an, ob wir nun Mütter oder Väter sind, denn die Väter gucken heute ganz anders als früher und pusten auch viel besser, aber ich schweife ab.

Die Brust des Vogels leuchtet ebenso artgemäß wie beeindruckend rot, die Sonne scheint da auch gerade äußerst wohlwollend hin, Beleuchtungseffekt im Theater nichts dagegen. Der Hintergrund des Vogels ist blattgrün, knallgrün, maigrün. Und für den Bruchteil einer Sekunde sitzt das Rotkehlchen exakt so, wie ein gemaltes Rotkehlchen in einem meiner Bilderbücher gesessen hat, als ich Kind war und noch ziemlich klein. Die Haltung, der Zweig, die Farben, die Richtung des Blickes, die Neigung des Kopfes, alles. Damals hatten wir Kinder nicht Unmengen Bücher, daher habe ich die Bücher, die wir hatten, wirklich oft betrachtet. So oft, wie ich vermutlich nie wieder andere Bücher im späteren Leben betrachtet habe. Lange und gründlich, immer wieder, bis mir beim besten Willen unmöglich noch irgendein Detail entgangen sein konnte.

Das Rotkehlchen sitzt da also exakt wie auf dem Bild und ganz kurz, nur einen Wimpernschlag lang, sehe ich nicht das Rotkehlchen, ich sehe das Buch von damals, aber ich sehe es jetzt, es ist da. Das Buch, von dem ich weder weiß, wie es hieß, noch wer es gezeichnet und geschrieben hat, ich sehe auch nur die eine Seite und habe keine Ahnung von der umgebenden Geschichte. Vielleicht war es ja die wichtigste Seite, das kann sein. Diese Buchseite sehe ich ganz genau und, was für mich noch umwerfender ist, ich weiß urplötzlich wieder, wie es sich anfühlt, nur ein laufender Meter zu sein, dieses Körpergefühl weht mich so überzeugend an wie eine wirklich abgefahrene Drogenhalluzination, und billiger Stoff war das nicht. Aber es kommt noch absurder und ist leider etwas schwer zu erklären, während ich nämlich das Buchseitenrotkehlchen da vor mir sehe, wie es den Kopf schieflegt und immer weiter guckt, weiß ich auf einmal auch um all die anderen Bücher, die ich in derselben Zeit immer wieder gelesen habe, ganz so, als könnte ich in den Stapel greifen, in dem sie lagen, ich müsste mich nur eben danach umdrehen.

Weder sehe ich die Illustrationen noch höre ich die Texte dieser Bücher, aber ich weiß doch um die Bilder und die Geschichten. Nein, es ist kein Wissen, es ist ein Gefühl, und zwar ein ganz sicheres Gefühl, für diesen kleinen Buchbestand. So, wie ich heute um die Bücher im Wohnzimmer oder auf dem Nachttisch weiß. Zwei, drei Namen von Hauptfiguren klickern durch mein Hirn, es würden wohl auch noch mehr kommen, zumindest fühlt es sich so an, aber dann ist der Vogel auch schon wieder weiter. So groß ist sein Interesse an Krümeln nicht, ich meine hallo, bin ick n Spatz oder wat. Vielleicht muss er noch andere Nachbarn begrüßen, wer weiß schon, was hinter der Hecke ist. Menschen wissen das meistens nicht, Rotkehlchen wissen das natürlich immer, vielleicht gucken sie auch deswegen oft so skeptisch.

Das Buchregal verschwindet jedenfalls sofort wieder, das Wissen um die Geschichten und Bilder auch, das seltsame Körpergefühl ist wieder viele, viele Jahre und Jahrzehnte entfernt. Die Zeichnungen und die Texte, sie sind alle wieder weg und es dauerte keinen einzigen Atemzug lang, dass ich sie gesehen habe, es dauerte nicht einmal einen halben, es dauerte so lange wie ein sirrender Rotkehlchenflügelschlag, wenn es davonflattert und weiter muss, ab durch die Hecke. Es war wie ein Loch in der Zeit, ich habe durch den Vogel hindurch deutlich über vierzig Jahre zurückgeguckt. Ein merkwürdiges Gefühl, etwas weh und doch auch schön.

Die Bilder und die Geschichten, sie sind alle wieder weg. Aber ich weiß jetzt immerhin, sie sind alle da. Irgendwo da drinnen.

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Sie können hier Geld für weitere Heckenpflanzen einwerfen. Aber sie müssen gar nix. Eh klar.

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Ich habe Pflanzen getragen

Ich danke sehr für die ersten Paypal-Zuwendungen, das war ein wirklich beeindruckender Anfang und ich glaube, das wird lustig. Am Ende schule ich noch auf Trinkgeldblogger um und mache überhaupt nix anderes mehr, auf die Visitenkarten freue ich mich jetzt schon, echtjetztmal. Eine der Spenderinnen, es handelt sich um eine große, vorbildhafte Bloggerin aus Berlin, möchte ausdrücklich eine Pflanze persönlich zugewiesen bekommen, das sind doch mal schöne Herausforderungen. Da werde ich auf dem nächsten Markt mit Gemüsejungpflanzen lange grübeln müssen, was ich da nehme. Herrlich.

Wobei das natürlich kompliziert ist, denn vielleicht sehe ich da prächtigen Rosenkohl, nehme den mit, grabe den ein, mache ein schickes Foto, blogge ganz stolz – und dann mag sie gar keinen Rosenkohl. Den mögen ja viele nicht, nein, den mögen sogar die meisten nicht. Sagen wir gleich: Nur ich mag den. Oder ich nehme Blumenkohl und den hält sie aber dann für langweilig, denn der hat ja ein eher betuliches Image unter den Gemüsen. Und betulich ist die Dame nun wirklich nicht. Andererseits darf man aber nicht zu lieblich werden, das wird dann auch wieder falsch verstanden, Blumen sind allgemein ganz schwer, die Jungfer im Grünen etwa ist heikel, nur als Beispiel. Darüber muss ich ich noch etwas nachdenken, aber was einem auch einfällt – es bleiben Risiken. “Wieso denkst du bei Süßkartoffeln an mich?”

Das Geld hat aber – ist es denn zu glauben! – bereits für vier Zwergobstbäume gereicht, noch einmal vielen Dank, ich kriege mich gar nicht mehr ein. Hanseaten-Ekstase! Prost! Es gibt jetzt also Blogbäume im Garten, Fotos folgen. An den Bäumchen kam ich beim Discounter vorbei. Nicht die beste Quelle für Bioqualität, ich weiß, aber der Laden lag auf meinem Weg und ich bin in diesem Jahr beim Thema Pflanzenkauf etwas unbeherrscht und da hing so eine Werbung, pardon. Ich kaufte also einen Braeburn, eine Süßkirsche Regina, eine Reineclaude, noch irgendeine andere Kirsche. Kordia, genau, es war eine Kordia. Stark!

Wobei es wieder äußerst merkwürdig war, mit diesen Bäumen durch die Stadtmitte zu gehen. Ist Ihnen mal aufgefallen, dass Nutzpflanzen außerhalb ihres normalen Kontextes erstaunlich verstörend auf andere Menschen wirken können? Ich trug da also Bäume. Es sind ziemlich kleine und nicht sehr schwere Bäume, aber es sind doch Bäume, man erkennt das. Ich bin auf dem kurzen Weg vom Discounter nach Hause viermal (!) von wildfremden Leuten angesprochen worden, das schafft man in Hamburg eigentlich nur, wenn man einen oberniedlichen Hundewelpen dabei hat. Viermal also, und zwar viermal freundlich, das ist hier wie ein Sechser im Lotto, nur in sozial. Freundlich, aber auch erstaunt, verwundert, irritiert. “Was tragen Sie denn da?” “Was wollen Sie denn damit?” “Wo haben Sie die denn her?” ”Und die kann man jetzt einfach so eingraben oder was?”

Das erinnerte mich wiederum daran, wie ich einmal auf einem Wochenmarkt in Hammerbrook eine Knolle Sellerie gekauft habe, eine ziemlich große. Ich habe sie dann in der Hand ins Büro getragen, weil ich nicht schon wieder eine Plastiktüte haben wollte. Ich trug sie also vor mir her wie damals Hamlet den Schädel, nur ohne ähnlich tiefsinnige Gedanken, versteht sich – und die Reaktionen im Großraumbüro waren sketchreif. Als hätte man kollektiv noch nie einen Sellerie gesehen, als wäre ein Sellerie superexotisch und auch irgendwie höchst unangebracht, als wäre ich jetzt völlig durchgedreht, geht der da doch glatt mit einem Sellerie durch, haste gesehen. Alter! Echt jetzt mal, der hat einen Sellerie getragen. Einfach so. Einen SELLERIE. Der Spinner.

Dann habe ich den Sellerie in meinen Rucksack getan, nach Hause gebracht, in die Küche gelegt – und er hat sich neben dem anderen Gemüse sofort von der bizarren Requisite eines strombergmäßigen Bürosketches zurück in eine höchst gewöhnliche Suppenzutat verwandelt. Es war magisch.

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“Ich habe jetzt eine datenschutzerklärung, die ich selbst nicht verstehe aber nach bestem wissen und gewissen irgendwie erstellt habe. ob das reicht – ich habe keine ahnung.” Der Satz beschreibt wohl die Lage bei vielen. Auch in meinem Feedreader werden also in Kürze ein paar Blogs fehlen oder nicht mehr kommentierbar sein, denn es geben jetzt Menschen tatsächlich auf, weil sie – was ich verstehen kann – nicht genug Zeit haben, sich so zu informieren und dann auch so zu handeln, dass sie sich sicher fühlen. Schlimm.

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Das Thema Plastik findet heute bei Sven statt. Folgen Sie mal dem Hashtag “passonplastic” auf Twitter, da staunt man! Dicke Empfehlung.

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Was diese schwarze Seife betrifft, die geht leider gar nicht, was aber nur ein höchst subjektives Geschmacksurteil ist. Wie die Herzdame sagte: “Die riecht nach alter Mann.” Wie gesagt, das ist höchst subjektiv und sollte niemanden davon abhalten, das Produkt zu testen, Geschmäcker sind verschieden. Vielleicht riecht es für Sie ganz anders, ganz toll oder ganz verführerisch. Oder nach alter Frau, was weiß ich. Ich finde es jedenfalls schade, denn das las sich alles sehr gut, dass mit den Produktionsbedingungen, den Inhaltsstoffen usw.

Ich bin aber jetzt darauf hingewiesen worden, dass es auch hier im Stadtteil einen Seifenladen gibt, dann gehe ich doch einfach da mal hin.

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Und hier, auch mal Blogs von sehr jungen Menschen lesen, Liva schreibt weiter aus Mexiko.

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Muss ich mal probieren: Radieschengrün Gremolata.

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Über Nestlé, Danone und die Babynahrung. Es ist einigermaßen widerlich.

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Und apropos widerlich,es gab etwas Wirbel um meinen hochgeschätzten Blogsponsor und das Konto einer rechtslastigen Stiftung. Hier das Ende der Geschichte.

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Sie können dieses Blog und seinen pflanzentragenden Betreiber unterstützen und hier Geld in den Hut werfen. Sie müssen aber gar nix. Logisch.

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Berichtslücken, Kompetenzlücken, Finanzierungslücken. Ein vergnügter Mängelbericht.

Vera Jourová zur DSGVO und zur Frage, ob sie eine Klagewelle auslösen wird: “Glücklicherweise sind die meisten Personen normal – sie haben andere Hobbys, als ihre Mitmenschen zu verklagen.” Woraufhin leider nicht nachgefragt wird, wie das denn dann mit den nicht ganz normalen Mitmenschen geregelt wird, dies es ja zweifellos gibt und die ebenso zweifellos Schaden anrichten wollen.

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Heute bei einer Arztpraxis anrufen, da lief eine automatische Ansage: “Wenn Sie gesetzlich versichert sind, drücken Sie bitte die 1.” Das habe ich bisher auch noch nicht erlebt. Und ich hätte fast noch einmal angerufen, um nochmal ganz genau hinzuhören, ob vor dem “gesetzlich” wirklich kein “nur” erwähnt wurde.

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Schwarze Seife gekauft, die probiere ich jetzt aus. Wobei man bei Seifen wohl generell (auch bei dieser?) mit Essigwasser nachspülen soll, wenn man sie als Shampoo benutzt, die Fachwelt spricht da von einer “sauren Rinse” und, mein lieber Schwan, klingt das wohl schrecklich? Gleich kommt die Mama mit der sauren Rinse! Und dann die Tränen. Ich weiß nicht, ob ich eine saure Rinse erleben möchte, das klingt doch wirklich schauderhaft. Und kann man überhaupt gut gelaunt in den Tag starten, wenn man schon eine saure Rinse hinter sich hat und leicht nach Essig riecht? Ich weiß ja nicht, ich versuche es lieber erst einmal ohne. So ein Stück schwarze Seife kostet 6 Euro irgendwas. Im Bioladen. Keine Werbekooperation, nix. Nur Neugier und Plastikaversion.

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Wieder einmal gedacht, dass mir hier so etwas wie Flattr fehlt. Das war eine zeitlang doch ein sehr netter Dienst und es hat mir Spaß gemacht, das dort in den Hut geworfene Geld in Familienausflüge und damit in neuen Content umzusetzen, ich fand diesen Straßenmusikaspekt beim Schreiben immer großartig. Leider hat sich kein Nachfolger richtig durchgesetzt und andere Micropayments sind ein eher undurchsichtiges Thema, sind sie nicht? Tipeee hat technisch leider nicht recht geklappt (aber danke für die Überweisungen! Ich kriege da immer noch ein bedingungsloses Trinkgeld, das ist ganz großartig, ich danke überhaupt auch für den Begriff bedingungsloses Trinkgeld, der ist sehr, sehr schön). Patreon? Paypalspenden? Ich weiß nicht recht, da muss man sich wieder überall erst hineindenken. Aber ich probiere demnächst mal herum. Ich könnte so in den Hut geworfenes Geld jetzt in Pflanzen investieren und diese auf der Parzelle einbuddeln, quasi solidarische Gartenwirtschaft, und dann natürlich darüber schreiben. “Die Levkojen der Leserinnen”, “Die Kresse der Kommentatoren”, “Die Funkien der Follower”, so in der Art? Na, mal sehen.

Wobei – große, vorbildhafte Bloggerinnen machen das ja schon, sehe ich, etwa hier, ganz unten in den letzten Zeilen. Dann mache ich das doch einfach mal nach und gucke, was passiert, dann ist das ja schon ein Trend, ein hipper. Wenn ich mich nicht allzu blöd anstelle, dann ist da also gleich so ein Link unterm Artikel.

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Über Pfingsten ist hier wieder mit desaströsen Berichtslücken zu rechnen, denn das Wetter soll über weite Strecken trocken sein, ich muss und will also in den Garten. Den Graben für das Stromkabel buddeln, einen Kühlschrank kaufen und ins Häuschen schleppen, mehr Rasen säen, noch mehr Tomaten pflanzen, die Laube streichen, einen Zaun bauen. Und jetzt alle: Nanu, seit wann kann der Herr Buddenbohm denn Zäune bauen? Er kann es nicht, er macht es trotzdem, das ist ja der Witz beim Schrebergärtnern.

Seit vielen Jahren schließe ich nach und nach drastische Kompetenzlücken, darüber habe ich eigentlich recht wenig geschrieben, merke ich gerade, nanu! Das resultiert sogar noch aus meiner astrologischen Phase, aber keine Angst, das kann man ganz ohne Esoterik angehen. Denn es hat sich für mich als interessant und weiterführend erwiesen, die Bereiche anzugehen, in denen ich gar nichts kann oder konnte, diese Pfui-Themen im Leben, die jede und jeder hat. Deswegen habe ich auch als dramatischer Matheversager einen Job als Controller, damit fing es sozusagen an, deswegen habe ich recht spät auch noch einmal neu das Autofahren erlernt, das ich vorher lange verweigert habe, deswegen habe ich mir jahrelang langsam selbst das Kochen beigebracht, deswegen habe ich auch schon mal programmiert und Kraftsport gemacht (Muskelmax! Jaha!), lauter solche Sachen. Ganz ohne Eile und Gedränge, fast wie nebenbei, immer nur ein Thema zur Zeit im Fokus.

Und, immer noch ohne Esoterik an Bord, das waren jedesmal hochinteressante Erfahrungen, das kann man sich auch küchenpsychologisch betrachtet leicht vorstellen. Ein paar Themen habe ich dabei und vor allem danach völlig neu bewertet und mag sie jetzt, etwa das Kochen. Ein paar kann ich jetzt einfach nur, mag sie aber nach wie vor nicht, etwa das Autofahren, das ist für mich verzichtbar. Aber es war doch befreiend, vom Nichtkönnen zum Nichtwollen überzugehen. Ein paar der so gewonnenen Themen würde ich gerne auch langsam wieder loswerden, aber hey, mein Arbeitgeber liest mit. Es ist kompliziert.

Und nun also Garten und Handwerk, irgendwas ist eben immer dran. In ein paar Jahren stelle ich mich der vermutlich fürchterlichsten aller Herausforderungen, Ruhe und Meditation. Aber erst einmal baue ich etwas, diese Kompetenzlücke ist nämlich auch größerer Art. Ich verlasse mich da jetzt aber einfach auf eine unvorstellbar lange Liste handwerklich tätiger Vorfahren, auf all die Generationen von Bauern, Glasern, Klempnern, Schlossern, Tischlern, Zimmerleuten, Böttchern, Stellmachern, Arbeitern, Tagelöhnern, ich stelle mich da also wild entschlossen mit dem Hammer und der Säge und den Nägeln vor das Holz und denke, dass ich doch zweifelsfrei die Gene all derer mir habe, die im Stammbaum vor mir mit den Händen erfolgreich gearbeitet haben und die sicher alles konnten, was man mit diesen gängigen Werkzeugen so anstellt; auch mein Vater trägt den Meistertitel, mein Großvater trug ihn, mein Urgroßvater etc. – und dann singe ich leise und entschlossen: “Ich hab Millionen Legionen hinter mir.” Denn etwas Pathos hilft bei großen Aufgaben, das weiß man.

Ich meine, der Zaun wird immerhin ungefähr sechs Meter lang.

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Und hier kann man nun also, wenn es denn funktioniert, via Paypal Geld einwerfen, Geld für Pflanzen, über die ich dann in epischer Breite berichten werde, Geld für den Buddelbohm. Man muss aber nicht. Logisch. 

Ein paar Links am Morgen

Bei der GLS Bank habe ich etwas zur Verkehrswende geschrieben. Mit Ninjas!

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Hier mal eine andere Meinung zur DSGVO. Von dem Minister mit der vermutlich besten Jobbezeichnung, nämlich “für Digitales und Draußen”, in Schleswig-Holstein. Interessanter Text von der anderen Seite, auch wenn mich die Erwähnung des Begriffs “kleine Blogger” immer mehr auf die Palme bringt. Was für ein Unsinn! Wie auch die Vorstellung, dass die lieben Behörden eher „Beratung statt Bestrafung“ machen, vielleicht ein klein wenig niedlich ist. 

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Plastiktüten für 480 Euro. Wir hams ja. Wir haben aber vor allem nicht mehr alle Latten am Zaun.

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Hamburg verkauft Kleingartengelände. Schlimm. Da gab es gerade Unwetter vor ein paar Tagen, bei denen Regenmassen ein paar beeindruckende Schäden in Hamburg angerichtet haben, und die haben ganz eventuell auch ein klein wenig mit Flächenversiegelung zu tun, haben sie nicht? Siehe auch Oberbillwerder.

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Wegen dieser Haarseifensache wurde ich übrigens auf Schwarze Seife hingewiesen. Die gibt es auch bei Manufactum (nein, keine Werbekooperation), da wird sie auch lang und breit erklärt. Und es gibt sie sogar hier im Bioladen mit ohne Plastik, nachher mal kaufen. “Ein klarer, erdender Geruch.” Na, wenn das nicht zu mir passt! Sagen Sie jetzt nichts.

Ein paar Links am Abend

Rolando denkt nun ebenfalls über seine Einkäufe nach, und da fällt sogar etwas Matheweiterbildung für uns alle ab. Toll! Apropos Einkaufen, diese Haarseife aus dem Bioladen habe ich dann doch nicht gekauft, die war nämlich bei näherer Betrachtung in Plastik verpackt. So ja nun nicht!

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Plastic debris found in the deepest part of the ocean.

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Patricia über das Nichtstun.

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Ein schönes Vorher-Nachher-Ding mit einem Garten.

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Und gartenbedingt frage ich mich neuerdings bei solchen Blogeinträgen wie dem hier, warum dort im letzten Absatz genau diese Pflanzen genannt werden. Sind die der Schreibenden so berichtet worden oder sind sie einfach assoziativ einladend, wenn man an Bauerngärten denkt? Ist es das Gartenbild in unseren Köpfen und gehört die Hagebutte dazu? Woran denkt man, wenn man Garten denkt? Ich denke bei Garten ja zuerst an Bohnen. Wo ein Bohnengestell ist, da ist ein Garten. Das kommt, weil ein Großonkel von mir in meiner Kindheit einen Garten bewirtschaftete, und die aus meiner Kindersicht riesengroßen Bohnengestelle, die weiß ich eben noch. Daneben die Erdbeeren, den Rest weiß ich nicht mehr. Bohnen und Erdbeeren. Auch eine komische Mischung. Habe ich jetzt aber auch so im Garten. Logisch.

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Was noch? Ein Video. Es ist zum Heulen. (Sohn I: “Das Video ist cool, gibt es noch mehr von denen?”)

 

Knöpfe und Seife

Seit Tagen radele ich nach der Arbeit zum Garten und mache da ein wenig, so etwa 40 Minuten lang. Dann muss ich schon wieder weiter und mich dringend um andere Jobs, die Kinder und den Haushalt kümmern. 40 Minuten sind nun nicht gerade viel für einen großen Garten, aber doch sehr viel für einen normalen Alltag. Denn mit der Radstrecke sind es eher schon bedrohlich klingende 90 Minuten, die gehen bei mir jetzt allerdings als Wellness durch, als Fitnessprogramm, Entspannungsmaßnahme und Gesundheitsvorsorge. Leichter und regelmäßiger Sport mit Krafteinsatz und Ausdauerübung abwechselnd, das klingt doch wie ausgedacht, so gut passt das. Bewegung im Freien, Besinnung ohne Smartphone, ich könnte glatt für eines dieser neuen Magazine darüber schreiben, Hygge und wie die alle heißen. Aber ich kenne die gar nicht weiter, wer hat denn schon Zeit für Zeitschriften über Gemütlichkeit und Genuss, also wirklich.

Vor einem Jahr hätte ich noch über die Vorstellung gelacht, jeden Tag irgendwo 90 Minuten extra unterzubringen, hysterisch gelacht hätte ich da! Aber man liegt eben nicht immer richtig mit dem, was man über sein Leben so denkt, und das ist dann auch schon die Moral von der Geschichte. Es ist ein wenig wie beim Softwaretesten, man muss erst alle Knöpfe in wechselnder Reihenfolge mehrmals geklickt haben, bevor man wirklich weiß, wie alles funktioniert, ob es überhaupt funktioniert, wie gut es funktioniert und wozu man was gebrauchen kann. Und wenn man so drüber nachdenkt, es gibt irre viele Knöpfe im Leben.

Ich komme auf dem Weg zum Garten jetzt an ganz neuen Einkaufsmöglichkeiten vorbei, damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Und ich kann, während ich auf der Parzelle Gießkanne um Gießkanne fülle und durch die Gegend schleppe, Blogeinträge und Kolumnen im Geiste vorschreiben, die ich dann zuhause nur noch abtippe, so wie diesen Text hier. Man muss nämlich sonst nichts denken beim Wassertragen. Das ist eine eher schlichte Tätigkeit, die geht ganz gut auf Autopilot, da freut sich das Gehirn und kann mal etwas herumspielen. So reiht sich Vorteil an Vorteil, selbstverständlich auch, weil ich es positiv sehen möchte. Aber siehe die Moral von der Geschichte, das ist eben auch nur ein weiterer Knopf, das mit der positiven Sichtweise.

Bleibt nur die Frage – was mache ich eigentlich von November bis März? 

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Mikroplastik im Hochgebirge. Die Plastikfrage bleibt auch, ich werde weiterhin Plastiklinks hier unterbringen und auch über Plastik im Alltag und beim Einkauf schreiben, wenn es neue Erkenntnisse gibt. Nachher z.B. mache ich was ganz Abgefahrenes, ich teste mal diese Haarseife, die man im Bioladen ohne Plastikverpackung kaufen und dann statt Shampoo benutzen kann. Wobei das quasi Shampoo in fester Form ist, die chemischen Details sind mir allerdings egal. In Chemie habe ich nie etwas verstanden, Trauma fürs Leben, Sie kennen das. Das Ergebnis des Tests dann demnächst hier, versteht sich.

Lauben und Rauken

Verschiedentlich wurde in den Kommentaren nach mehr Bildern der Laube gefragt, auch von innen – okay, die mache ich gerne, das klappt am Wochenende, und dann auch mit der Kamera. Bitte sehr, bitte gleich.

Kritik gab es an den irgendwie südlich anmutenden Dekoleisten um die Fenster der Laube, diese Berghüttenoptik für Arme – nun ja. Es ist nicht so, dass man da sehr viel Auswahl hätte, denn das ist immerhin eine Laube von der Stange mit ziemlich wenig Extrawünschen. Lauben von der Stange gibt es quasi nur in den Trendrichtungen Südtirol und Schweden. Und das Modell Schweden kaufen gerade alle, da sind wir dann ja bockig, wir abgehobenen Exzentriker. An der alten Laube hing übrigens so ein Hirschgeweih aus Plastik, nein, es war ein Rehgeweih, aber egal. Das haben wir jedenfalls abmontiert und schrauben es natürlich an die neue wieder dran. Quasi Ehrensache. Dafür entfällt aber der Gartenzwerg, le Gartenzwerg, c’est moi.

Um die Laube herum ist erstaunlich viel Platz. Da ist genau genommen viel, viel mehr Platz, als wir uns vorgestellt hatten. Wir sind Anfänger, wir bauen zum ersten Mal, wir haben es noch nicht so mit dem räumlichen Vorstellungsvermögen. Da ist also mehr Platz und auch mehr Sonne als gedacht, da kann ich also noch verdammt viel pflanzen und Rasen säen und alles, denn auf dem freien Platz ist jetzt nichts, nur staubender Kies auf gefühlter Fußballfeldgrundfläche. In Wahrheit ist es wohl eher eine Beachvolleyballdimension, aber egal. Geht man einmal ums Haus, ist man schon dreckig wie Sau, so dermaßen staubt das da in diesen knochentrockenen Zeiten, die Sache mit der Rasensaat ist vielleicht ein wenig dringend. Arbeit ohne Ende also! Es ist ein Traum. Was ich jetzt nicht ironisch meine, ich hatte tatsächlich seit Ewigkeiten nicht mehr so viel Spaß an einer Aufgabe.

Was hier außerdem noch fehlt, das ist die seit Tagen versprochene Aufklärung über die Knoblauchsrauke. Es handelt sich dabei um eine wildwachsende und also garantiert unverpackte Pflanze, die in Hamburg reichlich vorkommt, die quasi an jeder Bushaltestelle wächst und essbar ist, wenn man sie nicht gerade da pflückt, wo dauernd Hunde und besoffene Fussballfans strullen. Sie schmeckt, das ist bei dem Namen jetzt total überraschend, eindeutig nach Knoblauch, man riecht aber hinterher nicht aus dem Mund. Hier ein wenig mehr zum Kraut.

Faszinierend an der Knoblauchsrauke ist, dass sie den meisten Leuten sofort schmeckt. Wenn man also Wildkräuter missionarisch unter die Leute bringen will, muss man Knoblauchsrauke pflücken – und nicht etwa Giersch, der viel weniger Leuten schmeckt, denn der geht ja geschmacklich eher Richtung Möhre, Petersilie, Sellerie. Das mit dem Giersch, das kann man zwar machen, das vermisst aber auch niemand dringend, wenn es nicht da ist. Aber Knoblauchgeschmack, na, siehe Bärlauch, da geht doch was. 

Wir haben reichlich Knoblauchsrauke im Garten, die direkten Nachbarn haben wir schon überzeugt, ein Blatt hat gereicht. Nicht kochen, nur roh verwenden! Blüten mitessen! Und mehr muss man auch gar nicht wissen, damit kann man schon pflücken gehen. Um noch einmal den Bogen zur Plastikfreisache zu schlagen – Kräuterbutter mache ich künftig natürlich selbst, da kommt dann auch diese Pflanze rein. Regional, bio, alles. So kämpft man sich Stück für Stück vor.

Apropos Rauke, die normale Rauke, die man auch im Supermarkt für den Salat kauft, die ist auch schon erntereif. Und bei der tritt jetzt das ein, was man so oft liest, wenn Gartenblogger von ihrem Gemüse schwärmen – sie schmeckt besser als die aus dem Laden. Bei Radieschen fiel mir das bisher nicht auf, immer ehrlich bleiben, aber bei der Rauke ist das gar keine Frage, es liegen Welten zwischen meiner und der bei Edeka oder Aldi. Meine ist deutlich würziger, die hat einfach mehr Kawumm. Und die eine reife Erdbeere, die bei uns schon anfiel und die wir uns feierlich zu dritt geteilt haben, weil ein Sohn gerade fehlte, die war auch unfassbar gut. Zuckersüß und aromatisch, sommerlich und sonnig. Noch zwei, drei Sonnentage und ich habe eine neue Erdbeere! Die teilen wir dann durch vier und jedes Stück wird großartig sein. Was für ein Spaß, ich fahre jetzt immer lachend an den Erdbeerverkaufshäuschen vorbei und kaufe nichts, gar nichts.

Ich denke, der Plan mit dem guten Zeug aus dem eigenen Garten geht auf.

 

Ein paar Links am Morgen

Die Holunderkrise. Gab es bei uns im Verein bisher nicht und Holunder steht tatsächlich auf meiner Einkaufsliste.

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Der Guardian über Gärtnerinnen und Gartenfreaks auf Youtube und Instagram. Der dort erwähnte Huw Richards erklärt übrigens sehr gut.

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Noch ein Update aus Frankreich zur Plastikfrage. Und hier noch ein paar Gedanken zur Plastiksteuer.

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Das ist nett, kaum ist eine stinknormale Arbeit ein paar Jahre ausgestorben, wird sie plötzlich zur Medienanttraktion. In fünfzig Jahren spielen die jungen Leute dann unsere Bürojobs nach.

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Ein DSGVO-Rant.

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Und hier hat jemand keine Lust mehr, das aber lesenswert. Und überhaupt, Bartleby könnte man auch mal wieder lesen.

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Können Schnaken stechen? Wieder was gelernt, die wollen nur trinken.

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Um meine kleine Reihe mit englischen Garten-Youtubern fortzusetzen – hier eine sehr ruhige Variante. Castle Hill Garden, da wird alles von einem älteren Herrn langsam und geruhsam erklärt. Wenn man keine Ahnung von Gärten hat, so wie ich, dann ist das super. Wenn man eine Pause von all der Hektik braucht, dann auch.

 

Ja, mach nur einen Plan

Natürlich gibt es diverse Möglichkeiten, seine Einkäufe und den Speiseplan zu strukturieren. Ich habe im Laufe der Jahre mehrere probiert, wir kehren jetzt versuchsweise zu einem System zurück, das wir vor längerer Zeit bereits verwendet haben, irgendwann kamen wir dann aus heute unklaren Gründen davon ab. Ein System, für dessen halbwegs konsequente Anwendung uns mehrere Leute im Bekanntenkreis damals für komplett irre gehalten haben, ich denke aber nach wie vor, dass es sinnvoll ist. Dazu gleich mehr.

Es gab da auch diesen Artikel, den ich natürlich gerade nicht finde, über das Paar oder die Familie, die ihre Mittag- oder Abendessen bis in alle Ewigkeit geplant haben. Die haben, wenn ich mich recht erinnere, eine fixe Abfolge einer endlichen Anzahl von Gerichten in den Kalender gekippt, dann ein Loop, – zack, fertig. Das ist auch eine interessante Idee und ich habe das tatsächlich schon einmal probiert, denn ich bin bei so etwas ja neugierig. Das hat aber nicht funktioniert, das scheiterte an der Lust. Denn wenn ich jetzt weiß, dass es nächste Woche am Dienstag Senfeier gibt, dann ist die Chance groß, dass ich oder zwei bis drei andere Familienmitglieder nächste Woche am Dienstag keine Senfeier möchten, so einfach und plangemäß sie dann auch wären. Dann schiebt man einen Tag, dann behält man die Eier im Sinn, dann schiebt man noch einen Tag und behält schon zwei Gerichte im Sinn, dann braucht man aber auch schon keinen Plan mehr. Diese Variante schied für mich also aus, zumal man da mit Mühe noch saisonale Faktoren einbauen müsste, die aber bekanntlich schwanken können usw. – kompliziert.

[Plötzlich Hunger auf Senfeier. Schlimm.]

Naheliegend war ebenfalls die Sache mit dem Wochenplan, das fand hier über eine lange Phase so statt. Ich habe immer am Wochenende einen tollen Plan für die nächste Woche gemacht, ich habe sogar richtig engagiert Stunden damit zugebracht, ich habe tolle Rezepte herausgesucht, ausgefeilte Menüfolgen entwickelt, die Resteverwertung bedacht, die saisonalen Faktoren etc., nur um dann diesen Plan ab Montag nicht einzuhalten. Weil Alltagswahnsinn. Das hat sich für uns auch nicht bewährt.

Und nun kehren wir erst einmal zum halbstrukturierten Essensplan zurück, den ich gerade für die martkfreundlichste Lösung mit saisonalen Optionen halte, und darum geht es ja. Je mehr wir auf dem Wochenmarkt kaufen, desto besser, denn desto plastikfreier, müllfreier.

Dazu malen wir ganz simpel hinter jeden Wochentag eine möglichst großräumige Essenskategorie, Montag Pasta, Dienstag Salat, so in der Art. Freitags natürlich Fisch, alte Regeln kann man ruhig auch mal klauen, am Sonntag dann mal was, was länger dauern darf oder den Braten für die Fleischfraktion, auch das ist eine alte Regel. Am Sonnabend Suppe, weil die im besten Fall für zwei Tage reicht, dann entfällt nämlich auch der teure Braten, was bin ich wieder für ein Fuchs. Am Donnerstag gibt es abends nur Brot, quasi klassisches deutsches Abendbrot mit Gewürzgurke und allem, dann muss ich nicht kochen und außerdem mag ich das ganz gerne so. Den Mittwoch lassen wir uns als Joker für den Imbiss an der Ecke, die Tiefkühlpizza (hurz!), besondere Kinderwünsche oder Senfeier, Risotto, was weiß ich. Für den ganzen Rest eben, der sonst nicht passt. Am Mittwoch sind wir also geplant spontan und entspannt, auf die hanseatisch-gemäßigte Art.

Was wird dadurch einfacher? Diese Vorgabe erleichtert die Detailplanung ungemein und lässt dennoch genug Raum für spontane Ideen, weil man etwa mit Nudeln so ziemlich alles essen kann, was man auf dem Markt eben findet. Ich muss aber trotzdem nicht ganz von vorne nachdenken, was könnte man denn heute bloß mal essen, ich denke nur noch im reduziertem Nudelrahmen und ja, das ist wirklich viel, viel einfacher so. Ich habe einen Wochenmarkt am Montag, da kann ich dann für die Nudeln und auch gleich den Salat am nächsten Tag einkaufen, da muss ich in keinen Laden mehr. Einen Salat muss ich nicht planen, irgendwas kaufen, zusammenschnippeln, fertig. Mittwoch dann Döner an der Ecke, am Donnerstag Schnittchen und dann ist dann auch schon wieder Markt, da kann ich den Fisch kaufen und das Zubehör für die Suppe am Sonnabend und auch Gemüse für Sonntag, wenn ich richtig gut bin.

Soweit die Theorie. Wenn der Plan mal einen Tag nicht funktioniert – das macht überhaupt nichts. Dann macht man am nächsten Tag eben stur normal weiter. Es ist jedenfalls alles besser als das vollkommen unstrukturierte Spontanverhalten mit der viel zu hohen Wegwerfquote der letzten Monate. Jetzt werden wir mal eine Woche sehen, ob das wirklich Müll spart, was ich mir da denke, aber ich glaube schon.

Über die Frage, wie man dem Verpackungswahnsinn an den Kühltheken entkommt, ohne preislich in dramatische Dimensionen für Wurst und Käse abzudriften, muss ich noch etwas nachdenken, das scheint mir eher nicht leicht lösbar zu sein. Aber versuchen werde ich es doch. Wieso bekommt man im Discounter oder sonstwo eigentlich keine größeren Packungen mit Wurst oder Käse? 400 Gramm, 600 Gramm? Die würden auch schon etwas helfen. 

Na, mal sehen. Es ist Montag, es gibt Nudeln. Mit Tomaten vom Markt und Rauke, Knoblauchsrauke, Ampfer und Schnittlauch aus dem Garten, nach der Arbeit schnell gepflückt. Total unverpackt! Weil ich es kann. Außerdem gibt es dazu Mozzarella, und da ist es dann wieder, das Plastikproblem.

Die Schönwetterlücke

Und da war sie wieder, die Schönwetterlücke im Blog, pardon, ich war im Garten, auch über Nacht. Ich nehme da übrigens immer das Notebook mit hin und denke, dass ich da ja auch arbeiten könnte, bloggen könnte, schreiben könnte. Und dann habe ich leider doch wieder keine Sekunde Zeit für irgendwas mit Tasten oder Bildschirm, weil die Sachen mit den Blättern und Wurzeln gerade viel spannender sind.

Die Laube ist jetzt fertig, so sieht sie aus, also Zwischenzustand:

Außen wird noch einmal gestrichen, innen wird überhaupt noch gestrichen, aber die Söhne und ich, wir haben es schon einmal getestet – es schläft sich da oben ganz wunderbar.

Deswegen fiel also auch 12 von 12 in diesem Monat aus, und mir kommt es nicht richtig vor, dass am nächsten Tag nachzuholen, Formatspießer, der ich bin. Wenn 12 von 12, dann am 12., nicht am 13. Das haben wir schon immer so gemacht!

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Bei Sven gibt es ein Update zum Plastikfreithema.

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Und hier ein ganz wundervoller Beitrag aus Frankreich zum Thema.

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Zu der Aktion darf ich auch Johnny (aka Sohn II), acht Jahre alt, zitieren, der mir wie folgt diktiert: “Man versteht das mit dem Plastik gar nicht immer. Ich weiß zum Beispiel nicht, ob die Paninibilder mit Plastik sind. Die sind doch nicht nur aus Papier? Ich möchte ja später wenigstens ein halber Selbstversorger werden, dann brauche ich weniger Plastik. Radieschen, Himbeeren, Kartoffeln, Erdbeeren, Blaubeeren, Kürbis, Apfel, Birne, Kohlrabi, Giersch, Löwenzahn, Knoblauchsrauke, Liebstöckel, Minze, Birkenwasser und junge Birkenblätter, das kann man alles aus dem eigenen Garten holen, dann ist es nicht verpackt. Aber wenn ich mal einen Film sehen möchte – das geht dann nicht ohne Plastik. Das geht überhaupt nicht.”

Sohn I grübelt währenddessen wortlos darüber nach, ob Kaugummiverpackungen mit oder ohne Plastik sind, denn ein Leben ohne Kaugummi – da scheitert die Vorstellungskraft. Die Herzdame weiß es wiederum bei Kaffeeverpackungen nicht genau und alle drei fragen sich, was denn eigentlich mit dieser Alufolie um die Schokolade ist. Wie schlimm ist die denn nun? Alu ist in der Ökobilanz sicher schlimm, aber ist es abbaubarer als Plastik? Das haben wir auch wieder nicht in der Schule gelernt. Das Thema Verpackung ist wirklich sehr, sehr kompliziert.

In den Kommentaren am Anfang der Aktion kommentierte jemand wie folgt: “Ob der Ansatz “es soll alles so bleiben wie immer, nur jetzt plastikfrei” so wirklich zielführend ist … “ – wozu ich noch sagen wollte, dass das natürlich Absicht war. Selbstverständlich könnte ich komplexe Maßnahmen ergreifen, den Alltag radikal ändern, ich könnte vermutlich auch Kooperationen mit Firmen eingehen und ausführlich Sachen testen, die bei der Unverpacktsache weiterhelfen, das würde alles gehen. Das macht aber sonst kein Mensch, und das fand ich wichtig, mich zunächst mehr oder weniger normal zu verhalten, denn der Durchschnittskonsument, der stellt seinen Alltag eben nicht noch heute tiefgreifend um. Der geht auch nicht drei Stadtteile weiter in den Unverpacktladen oder mit ausgewaschenen Tupperdosen zum Edeka, jedenfalls noch nicht – wobei ich das langfristig für vorstellbar halte. Der Durchschnittskonsument steht im Aldi vor den zwei Gurken, eine ohne Plastik, eine mit aber dafür bio, er zögert kurz, dann greift er zu. Nicht einmal eine Sekunde Bedenkzeit.

Die Erkenntnis ist natürlich klar, wenn man sich durchschnittlich verhält, hat man so gut wie gar keine Chance nennenswert Plastik zu vermeiden, schon gar nicht am Kühlregal. Man hat, um es noch einmal zu wiederholen, noch weniger Chancen, als man ohnehin schon immer denkt. Auf dem Wochenmarkt dagegen hat man ganz gute und auch vernünftig umsetzbare Aussichten, man braucht aber einen Plan, um auf dem Wochenmarkt sinnvoll einkaufen zu können, also einen Plan für mehrere Tage. Hat denn der Herr Otto Normalverbraucher heute eigentlich einen Plan? Oder ist Erika Mustermann eher der spontane Typ, worauf habe ich denn heute Appetit, oh, da sehe ich Lachs? Das weiß ich nicht, das kann ich nicht einmal raten. Der Durchschnittsverbraucher könnte rein theoretisch auch sofort seinen Konsum reduzieren, er müsste es auch, darüber schreibe ich im Wirtschaftsteil drüben bei der GLS regelmäßig. Das ist aber illusorisch, das wird so nicht eintreten, denn er will ganz sicher weiterhin billige Grillfleischpakete im Sonderangebot aus Massentierhaltung, verpackt in praktischem Plastik. Und er wird sie nur dann nicht kaufen, wenn er sie nicht bekommen kann oder wenn sie ihm zu teuer sind. Der Rest der Argumente ist egal, das muss man realistisch sehen.

Ich habe mir mittlerweile weitere Gedanken zu unserem Plan gemacht, das kommt in Kürze.

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Die Kaltmamsell erklärt, warum Carolin Emcke falsch liegt. Hierzu stelle ich fest: Die Kaltmamsell hat Recht.

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Patricia erklärt, warum Charlotte Roche falsch liegt. Hierzu stelle ich fest: Patricia hat recht.

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Hier im Blog scheitern einige Kommentierende an einer Fehlermeldung, die besagt, dass man zu schnell sei – ich habe noch nicht herausgefunden,woran das liegt, ich müsste mal eine ruhige Stunde zum Herumprobieren haben, aber das ist die falsche Woche dafür, diese Woche ist etwas voll. Sollte jemand diesen Fehler in seinem Blog auch gebastelt haben, gerne Bescheid geben, was da zu tun ist.

Na, irgendwann klärt sich auch das. Bis dahin kommentieren Sie bitte in Schrittgeschwindigkeit, mit konzentrierter Achtsamkeit und ungemein besinnlicher Ausstrahlung. Dann scheint es zu gehen. Mein Blog als Beruhigungsmittel, warum auch nicht. Meine rechte Hand ist schwer und ruhig, meine rechte Hand schreibt einen Kommentar.