13 & 3 & ein neues Türschild

Ich habe einen Hang zu ritualisierten Beiträgen, nicht nur zum Jahreswechsel. Auch zum 1. April passiert hier immer wieder Erwartbares, das Blog, nein, die Blogs altern nämlich so vor sich hin und ändern sich dabei ab und zu ein wenig. Also das Folgende einmal fast wie immer und durchaus nicht als Aprilscherz zu verstehen.

Dieses Blog wird heute dreizehn Jahre alt und ist damit jetzt ein Blog-Teenie. (Ich habe tatsächlich gerade erst kapiert, dass sich die Bezeichnung Teenager genau auf die Altersstufen 13 bis 19 bezieht, weil die im Englischen auf -teen enden. Man hat aber auch Bildungslücken! Schlimm.) Das andere Blog, “Was machen die da” wird immerhin schon drei Jahre alt und lebt gerade wieder neu auf, die nächsten Termine sind bereits gemacht, es geht in Kürze also wieder los mit Isa und mir. Sogar auswärts! Es wird uns ein Fest sein.

In diesem Blog hier gibt es ab heute eine kleine Änderung, es hängt sozusagen ein neues Schild an der Tür, an der Firma selbst ändert sich aber nichts. Oben in der Browserzeile, das haben Sie jetzt vermutlich gar nicht gemerkt, nicht wahr, steht aber nicht mehr “Herzdamengeschichten”, da steht jetzt “Buddenbohm und Söhne” (technische Umsetzung: Christian Fischer, super und empfehlenswert wie immer).

Buddenbohm und Söhne: weil es viel besser passt und weil es den Nachwuchs ganz ungemein freut. Weil die Herzdame öfter selbst schreiben wird, ich aber schon seit längerer Zeit gar nicht mehr so viele Geschichten über sie schreibe. Sondern eher anderes Zeug. Und Buddenbohm & Söhne, das ist eben der Laden hier, was auch immer wir machen. Der Name Buddenbohm kommt von der Herzdame, ohne sie würde ich nicht einmal so heißen, sie bleibt also im Blognamen präsent. Buddenbohm und Söhne kann man scherzhaft als ironische Firmenbezeichnung verstehen, als Fortführung der Familienbetriebstraditon im digitalen Zeitalter, als Projektraum für Nachwuchsblogger, als Möglichkeit für jeden nur denkbaren Content, als Online-Spielwiese für vier Menschen, von denen einer immer und drei immerhin manchmal schreiben. Oder andere Dinge machen, vielleicht kommt es doch noch irgendwann zu Podcasts, Filmen, was weiß ich, da ist ja langfristig vieles denkbar. Die Bezeichnung Herzdamengeschichten hatte dafür jedenfalls nicht mehr den richtigen Klang, fand ich.

Wer dieses Blog in einer Blogroll oder ähnlichem gelistet hat – es wäre natürlich äußerst zauberhaft, très charmant und voll nice oder wie immer man heute sagt, wenn der Link auf die neue Domain angepasst werden könnte.

Und schließlich wie in jedem Jahr: Herzlichen Dank an alle, die hier lesen! Denn das sind weiterhin, um mich auch in diesem Jahr wieder selbst zu zitieren, die Konstanten dieses Blogs – ich denke immer noch nach jedem Eintrag, dass mir jetzt aber wirklich nie wieder etwas einfallen wird, und ich freue mich immer noch jeden Tag, dass das gelesen wird, was mir dann doch noch irgendwann eingefallen ist. Manches bleibt eben.

Beifang vom 28.03.2017

Kiki über Novemberregen. Alles richtig so.

Das hier löst den gefürchteten Haben-Wollen-Reflex bei mir aus.  

Drüben bei der GLS habe ich eine Handvoll Links zum Thema Klimawandel zusammengestellt, beim letzten kann man mit Landkarten herumspielen. Aber leider nicht auf die lustige Art, schon gar nicht aus norddeutscher Perspektive. Après nous le déluge.

Das hier ist auch nicht gerade lustig – die Landesmedienanstalten wollen Yotuber als Rundfunk betrachten. Oder gleich alles, was streamt.

Josef Hader über das Schreiben: “Schreiben ist die beglückendste Arbeit, die ich kenne. Es ist wie eine Bio-Droge, mit der man aus völliger Verzweiflung darüber, dass einem nichts einfällt, in die größte Euphorie gelangen kann, wenn man den richtigen Einfall hat. So einen Effekt bewirken normalerweise nur verbotene Substanzen, aber beim Schreiben geht es ganz von selbst.” Man bekommt fast Lust, mal wieder was zu schreiben, hm?

Die Musik heute in bedauerlicher Bildqualität, es ist aber dennoch eine wunderschöne Version von “As tears go by”. Nancy Sinatra.

Buddenbohms Weltgeschichte

Ich denke schon seit Tagen über ein neues Format im Blog ab April nach, und gerade fiel mir ein, das kann ich ja auch öffentlich tun. Am Ende interessiert es sogar jemanden, wie ich darauf gekommen bin. Da treffen drei bis vier Gedankengänge zusammen, die bisher getrennt liefen, man kennt das, irgendwann fühlt sich plötzlich alles passend an und dann klickt es (oder es klackt, kleiner Insiderscherz).

Erstens nämlich habe ich vor gefühlten zwanzig Jahren einmal Probetexte für ein Kolumnenformat in einer Tageszeitung geschrieben, da sollte es es um neue Begriffe in den Nachrichten gehen. Etwas mehr oder weniger heiteres Herumdenken auf dem Vokabular sozusagen. Gemeint waren jene Begriffe, die einem beim Lesen der Nachrichten nur auffallen, wenn man genau aufpasst. Wenn man nicht aufpasst, schleichen sie sich ein und man denkt man nur irgendwann: “Komisch, das haben wir doch früher nicht so gesagt”. Wie in letzter Zeit etwa beim Populismus, einem Wort, das früher keine Rolle gespielt hat und nun in jeder Nachrichtensendung und auf jeder Zeitungsseite täglich mehrfach vorkommt. Aus der Kolumne wurde dann nichts, ich habe etwas ganz anderes für sie gemacht, die Idee habe ich aber nie aus den Augen verloren. Es wäre eben auch eine nette Aufmerksamkeitsübung gewesen.

Zweitens war ich gerade im nordostwestfälischen Heimatdorf der Herzdame, als Trump präsidial startete. Wie fast alle in meinen Timelines hing ich stundenlang vor Twitter und auf Nachrichtenseiten, las immer wieder die Ereignisse und Kommentare nach, folgte auf einmal etlichen Journalisten der Washington Post und von CNN etc., Sie kennen vermutlich auch das. Allerdings fiel mir irgendwann der wirklich krasse Gegensatz zwischen dem ruhigen und völlig ereignislosen Tag auf dem Land und dem äußerst unruhigen Tag in den sozialen Medien auf und ich twitterte sinngemäß etwa so: “Was sich in Nordostwestfalen bisher durch Trump verändert hat: Nichts. Ich sehe aber sicherheitshalber nachher auch noch im Kuhstall nach.” Und dieser Gedanke blieb mir auch präsent. Dass man von dem, was uns in den Nachrichten und in meinem Fall besonders im Internet aufregt, manchmal ü-ber-haupt nichts im Alltag wiederfindet, nicht die allergeringste Spur. Also abgesehen von Gesprächsinhalten unter Kollegen und Freundinnen, die meine ich aber eigentlich nicht. Oder zumindest nicht primär. Mir fiel das schon beim Jahr 2016 auf, das sich in den künftigen Geschichtsbüchern vermutlich die eine oder andere besondere Erwähnung verdient hat – im Alltag schlug sich das aber kaum nieder. 2015 hat dagegen auch im Familienalltag als geschichtsträchtiges Jahr definitiv stattgefunden, die durchreisenden Flüchtlinge am Hamburger Hauptbahnhof und ihre desolate Lage im Spätsommer und Herbst, das haben alle hier intensiv mitbekommen. 2016 war dagegen ganz ohne besondere Vorkommnisse vor der Haustür, es war erstaunlich. 2015 habe ich etliche kleine Szenen zur Lage der Flüchtlinge und der Helferinnen im Stadtteil geschrieben, 2016 keine einzige. Weil ich keine mehr gesehen habe. Man kann das auch im Zusammenhang mit der Diskussion um Fake-News und Nachrichtenqualität sehen. Es gab 2016 in unserem kleinen Bahnhofsviertel mehrere teils spektakuläre Vorfälle, die mit der Weltgeschichte viel zu tun hatten. Die Lage hier wurden in Hamburger Medien teils sehr kritisch dargestellt, es wurde sogar explizit vor einzelnen Straßen gewarnt – durch die ich jeden Tag einkaufen gehe. Einfach so. Und mir ist da nichts aufgefallen. Die Nachrichten waren nicht unbedingt falsch, aber ich lebte in einem anderen Bildausschnitt. In meinen eigenen News ist nichts davon vorgekommen.

Drittens lese ich nach wie vor in den Tagebüchern von Erich Mühsam aus dem Jahr 1919. Neulich fragte jemand in den Kommentaren hier, warum ich das denn überhaupt lese. Es geht doch hauptsächlich nur ums Küssen, Griffe an fremde Knie und Liebschaften mit Dienstmädchen, warum ist das denn interessant? Das ist interessant, weil wir die Geschichte kennen. Weil wir wissen, was sich in den Jahren danach ereignet hat, weil wir jede kleine Andeutung zu rechtsextremen Inhalten, Formulierungen, Ereignissen heute auf eine bestimmte Art deuten, die Mühsam natürlich nicht zur Verfügung stand. Der Mann, der im Tagebuch 1919 hauptsächlich harmlose Knutscherfolge aufzählt, ist später von den Nazis ermordet worden. Er war ein durch und durch politischer Mensch, auch wenn das im frühen Tagebuch kaum vorkommt. Aber wie spannend und manchmal unheimlich sind aus heutiger Sicht die paar Erwähnungen, in denen es doch um Politik geht! Wie gruselig die Begegnungen mit Personen, von denen man als heutiger Leser weiß, sie werden 1933 auf der falschen Seite stehen. Und wie interessant auch die Szenen, in denen es um Änderungen im Alltag geht, um das Aufkommen der Automobile, der Telefone etc., man wünscht sich beim Lesen dringend, er hätte mehr darüber geschrieben, genauer hingesehen, mehr erzählt. Es gibt andere berühmte Tagebuchschreiber, die das in aller Gründlichkeit gemacht haben, ich habe das immer gerne gelesen.

Und weil schließlich auch meine Söhne oder deren Kinder diese Einträge hier vielleicht irgendwann nachlesen, in was weiß ich wie vielen Jahren, möchte ich ab und zu versuchen, etwas genauer hinzusehen und mitzubekommen, wo und wie Weltgeschichte im Alltag um uns herum tatsächlich stattfindet. Und dann darüber schreiben. Also wo und wie etwas anders wird, neu ist, sich zum ersten Mal ereignet, uns zum ersten Mal auffällt, begegnet. Weil die Söhne es vermutlich doch irgendwann interessant finden werden, wie das damals um 2017 herum mit dem Aufkommen der Elektroautos war , mit den Nazis in den Parlamenten, mit den Anfängen des Klimawandels, mit dem Untergang des Abendlandes, mit dem Impeachment, mit der Regierungskrise in Frankreich und dem Brexit, mit der großen Sturmflut, mit dem Hubschraubereinsatz und den Handtaschenräubern, all das. Da möchte ich doch zumindest ein paar Einträge parat haben, die dann als Fundstelle halbwegs befriedigend sein können.

Die erste Begegnung mit der Geschichte, die wir in diesem Sinne hatten, fand neulich beim Schwimmengehen im Melitta-Bad in Minden statt, es ist nur eine ganz kleine Szene. Demnächst auf diesem Sender.

Beifang vom 27.03.2017

Noch ein Text über Trump und seine Wähler. Ab und zu entdeckt man doch noch einige neue Aspekte.

Außerdem lese ich gerade in “Künstlerkolonie Wilmersdorf”. Ich habe überhaupt keinen Bezug zu Wilmersdorf, ich weiß nicht einmal, wo in Berlin das genau ist. Aber Manfred Maurenbrecher hat so einen Tonfall, da möchte man immer “Ach egal, erzähl mir einfach irgendwas” sagen. Ob er nun am Klavier sitzt und dazu singt oder ob er ein Buch schreibt – es wird schon interessant sein. Und so ist es dann auch.

Und wo wir gerade so schwungvoll ins Wahljahr starten und in Pressehäusern und Blogs wieder über Richtungen debattieren: “The one on the left is on the right” von den Smothers Brothers mit Gaststar Noel Harrison. Wer die Smothers Brothers nicht kennt, man kann sich auf Youtube ruhig mal ein Stündchen mit ihnen amüsieren, das ist ziemlich abgefahrene US-Humorgeschichte, es gibt ein paar schöne Clips.

Briefkastenonkel Buddenbohm

In diesem Blog landen auch Menschen durch Suchanfragen bei Google und anderen Seiten. Technisch bedingt sehe ich immer seltener, was da genau gesucht wurde, manchmal aber doch, dann denke ich natürlich über Antworten nach. Zu den Fragen der letzten Wochen:

“Vorteile Kinder”

Wenn man Kinder bekommt, lernt man schlagartig viele Menschen kennen, sogenannte andere Eltern. Die werden von einigen als Problem empfunden, tatsächlich handelt es sich aber um DEN Boost im Sozialleben und die Wahrscheinlichkeit, dass mehrere sympathische Menschen dabei sind, sie ist recht hoch. Für Norddeutsche, die einander bekanntlich mangels Kölschkneipen an jeder Ecke nicht einfach so kennenlernen können, gibt es überhaupt nur eine einzige andere denkbare Variante der sozialen Spontanbelebung, das ist die mit dem Hund. Sowohl Hundehalter als auch Eltern reden immer und überall miteinander, sogar nördlich von Hamburg, sogar auf den Inseln. Hierbei ist aber unbedingt zu bedenken, dass man zumindest in Hamburg während der gesamten Lebensdauer des Hundes Kacke einbeuteln muss, während sich das bei Kindern nach vergleichsweise kurzer Zeit erledigt hat. 

“Nymphensittich braten”

Über die Motivation hinter dieser Suchanfrage möchte man lieber nicht nachdenken, aber tatsächlich habe ich zu dem Thema einmal einen Text geschrieben, da ging es um ein Rezept mit Chicorée. Mein Verhältnis zu diesem Gemüse ist seitdem leicht gestört, zu Nymphensittichen hatte ich noch nie eines.

“Wie frage ich einen Kellner im Restaurant nach Kokain”

“Entschuldigen Sie bitte, haben Sie Kokain?” That was easy.

“Ist Bibliomantie erlaubt”

Ja, ganz sicher. Ich glaube sogar, fast alle Formen der -mantie sind erlaubt, es sei denn, man muss dafür erst Tiere opfern und aufschneiden, um ihre Eingeweide genauer zu besehen. Das war nur im alten Rom und noch älteren Kulturen legal. Zu den möglichen Nebenwirkungen der Bibliomantie habe ich hier etwas geschrieben.

“Meine Freundin spielt mit Luftballons”

Das ist eine der besten Google-Suchen überhaupt, die ich hier jemals entdeckt habe. Wenn ich schlecht gelaunt bin, lese ich gerne diesen Satz nach und stelle mir einen komplett ratlosen Jüngling vor, den die obsessive Beschäftigung seiner Freundin mit Luftballons so verwirrt, dass er schließlich entnervt das Notebook aufklappt und zögernd etwas ins Suchfeld tippt. Dann geht es mir meistens schon wieder besser.

“Wale Wale manche Strecke”

Ein Zitat aus der kaum bekannten sogenannten maritimen Version des Zauberlehrlings, die Goethe im Jahr nach seiner großen Grönlandreise geschrieben hat. Die Version hat sich nie durchgesetzt. Siehe auch -> über allem Stockfisch ist Ruh.

 

Beifang vom 24.03.2017

Eine sehr kurze Ausgabe, es gab überhaupt wenig Links in dieser Woche, ich finde gerade nichts. Aber ich muss ja auch Gerhard Henschel lesen, damit ist das dann entschuldigt, nehme ich an.

Hier dann doch eine Liebesgeschichte ohne Liebe

Und ein Interview mit der Mezzosopranistin Christa Ludwig, das fand ich auch ohne großes Interesse an der Oper lesenswert (zwei weitere interessante Interviews habe ich drüben im Wirtschaftsteil für die GLS Bank verlinkt).

Nur noch schnell etwas frühlingsoptimierte Musik, dann ist auch fast schon Wochenende.

Kleine Anmerkung zu Storm

Als ich neulich bei einem meiner quartalsweise vorkommenden Versuche, mich doch noch mit dem Medium Hörbuch anzufreunden, den Anfang von Storms Schimmelreiter nachgehört habe, hat sich ein Verdacht bestätigt, den ich schon länger hatte, den zu verifizieren ich aber in den letzten Wochen nie Zeit oder Gelegenheit hatte. Es ist nämlich tatsächlich so, dass die Geschichte vom Schimmelreiter einen immerhin dreifach gestaffelten Erzählrahmen hat. Ein Erzähler erzählt einem Erzähler, was ihm ein Erzähler erzählt hat. Oder nein, genau genommen erzählt der Erzähler, wie er als Kind ein längeres Stück in einer Art Zeitschrift gelesen hat, in dem jemand erzählt, wie ihm etwas in einer Sturmnacht in einem Wirtshaus an der Nordsee erzählt wurde, wobei übrigens nicht einmal endgültig klar wird, ob der Erzähler auf der dritten Stufe die Geschichte im Dorf selbst mitbekommen oder womöglich auch nur erzählt bekommen hat, von wem auch immer.

Und man merkt das als Leser gar nicht, wenn man nicht sehr genau aufpasst, man sitzt da wie in einer Zaubershow und bekommt den Trick nicht mit, obwohl man doch weiß, dass gleich getrickst wird. Man gleitet so in den Bericht hinein und ist nach wenigen Minuten ganz auf der Höhe des Geschehens, im Scheinwerferlicht nur noch Hauke Haien, der Deiche modelliert und darüber nachsinnt. Die Erzähler treten alle drei zurück ins Dunkel, bis man sie schnell ganz vergessen hat, obwohl doch zumindest einer von ihnen durch seine Begegnung mit dem Schimmelreiter erheblich zum Wahrheitsgehalt der Geschichte beiträgt. Das hat er schon verdammt gut gemacht, der olle Storm, so ein kompliziertes Konstrukt erst auf der Bühne zu inszenieren und dann umgehend wieder verschwinden zu lassen, das ist äußerst gekonnt eingefädelt.

Oder, wie es die Berufsschüler ausdrücken würden, die vormittags kiffend vor unserer Haustür herumlungern: “Respekt, Digger. “

Beifang vom 21.03.2017

“Wer ist eigentlich meine verrückte Nachbarin?”

Pottwal-Gangs überfallen Fischkutter.” Enthält die bemerkenswerte Formulierung “… und dann ziehen die Pottwale die Fischer ab.”

Noch eine Rezension zu Gerhard Henschels “Arbeiterroman”. Ich lese gerade den vorvorigen Band (“Abenteuerroman), habe dann noch den Bildungsroman vor mir und lande erst später im neuen Band, der hier aber schon bereitliegt. Ich möchte die Lektüre aller Martin-Schlosser-Romane noch einmal nachdrücklich empfehlen, es ist ein einzigartiges literarisches Projekt, es sind Bücher zum Reinlegen, gefährliche Suchtmittel und dazu ein Vergnügen erster Klasse. Besonders für (westdeutsche) Menschen, deren Geburtsjahr nicht dramatisch weit von dem Gerhard Henschels entfernt ist, ergibt das Lesen außerdem manchmal geradezu unheimliche Zeitreisen. Mir sind plötzlich Lehrernamen wieder eingefallen, die ich vor vielen Jahren gut wegsortiert hatte, das sind doch ganz erstaunliche Nebenwirkungen eines Romans. Was man alles vergessen und verdrängt hat! Hier kommen Details zurück, man macht sich keinen Begriff. So viele Kleinigkeiten, man denkt zwischendurch unwillkürlich an Kempowski, und da wundert es dann auch nicht mehr, wenn der in den Büchern später vorkommt. Eine Kulturgeschichte meiner Generation, oder doch ungefähr meiner Generation.

Die Herzdame backt: Apfelpizza

Ein Kuchen, gebacken von Maret Buddenbohm, auch bekannt als die Herzdame, aufgegessen hauptsächlich von den Söhnen. (Der Text ist auch von Maret Buddenbohm)

Die Apfelpizza habe ich im Herbst in einer Zeitschrift für stylischeres Wohnen bei Freunden unter dem Namen „Apfelkuchen vom Blech“ abfotografiert und gleich ausprobiert. Als die Söhne den fertigen Kuchen sahen, fragten sie, was das für eine eigenartige Pizza sei und damit hatte der Kuchen einen neuen Namen. Viel schöner und kinderkompatibler, wie ich finde.

Weil wir da so ausgehungert waren, haben wir nicht lange gewartet und ihn gleich heiß aus dem Ofen gegessen. OBERKÖSTLICH, sage ich nur. Es geht gar nicht anders, man muss ihn unbedingt warm essen. Auch das spricht eher für Pizza als für Kuchen.

Irgendwann fragten die Freunde dann, ob ich ihnen das Rezept noch mal schicken könne, weil sie die Zeitung verlegt oder entsorgt hatten. Eigentlich wollte ich das Rezept dann auch gleich bloggen, damit sie es jetzt immer online nachlesen können. Und ich auch. Aber wie das immer so ist … man kommt zu nichts und es dauerte etwas.

Aber auch wenn jetzt nicht mehr so die klassische Apfelernte-Apfelkuchenzeit ist, passt das Rezept trotzdem gut, um die ganzen eingelagerten, schrumpeligen Äpfel endlich mal zu verarbeiten.

Das Rezept ist für zwei Bleche berechnet und wenn man Gäste hat, empfiehlt es sich auch zwei Bleche zu backen, da eine vierköpfige Familie schon locker eins alleine schafft.

Zutaten

  • 1 kg säuerliche Äpfel z.B. Boskop
  • 250 g Butter
  • 250 g Magerquark
  • 220 g Mehl
  • 1 Prise Salz
  • 7 EL Zucker
  • 1 TL Zimt

125 g Butter, Magerquark, Mehl, Salz und 2 EL Zucker verkneten und daraus zwei Kugeln formen. Die Kugeln in Folie wickeln und 1 Stunde kaltstellen.

Inzwischen die Äpfel waschen, vierteln, entkernen und in dünne Scheiben schneiden. Die Schale darf gern dranbleiben.

Den Backofen auf 200 Grad (Umluft 180 Grad) vorheizen. Dann Teig auf Backpapier zu zwei dünnen Böden ausrollen und auf zwei Backbleche ziehen.

Die Böden mit den Äpfeln belegen. Und die übrigen 125 g Butter als Flöckchen darauf verteilen.

Den Kuchen nacheinander im heißen Ofen ca. 20 Minuten backen.

Zum Schluss 5 EL Zucker mit dem Zimt mischen und den Kuchen damit bestreuen. Wobei ich finde, dass man das Gemisch auch schon zum Backen darauf streuen kann.

Und unbedingt aus dem Backofen auf den Teller und sofort essen!

Den Teig kann man gut im Kühlschrank aufbewahren, so dass man das zweite Blech ein, zwei Tage später backen kann.

Beifang vom 19.03.2017

Aufploppende Krokusfelder.

Lost places im Odenwald. Wenn man über den Kalten Krieg eine Weile nachdenkt, man könnte ja Sachen erzählen! Mit welcher Selbstverständlichkeit in den 60ern und 70ern alle Erwachsenen bei jedem herangrollenden Gewitter kurz dem Donner lauschten und dann nur halb scherzhaft “Der Russe kommt” sagten. Wie das Bedrohungsszenario langsam, langsam verblasste über die Jahre.  Wie irgendwann keine tieffliegenden Militärjets mehr alle paar Tage über einem Übungsrunden drehten und es erst nach Monaten auffiel, dass da ein Riesenstück Krach weg war. Das glaubt einem doch alles kein Kind mehr.

Ein Update zum Kaffeepappbecherproblem in Hamburg.

Noch einmal Hamburg, hier gibt es jetzt Coworking-Space auf der Seuten Deern. Die Idee finde ich gut. Morgens in aller Herrgottsfrühe und nach wüster Nacht durch den Hafenfrühnebel an Bord gehen, den Seesack über der Schulter, Akkordeon unterm Arm, Pfeife im Mund, unrasiert und gedankenlos die Liebe an Land zurücklassend. Dann aber nur ein schlankes Notebook auspacken, zwei, drei Onlineprojektchen brav abarbeiten und abends nach Hause gehen, um gemeinsam mit der Dame des Hauses regionale Lebensmittel zu kochen. Schon irgendwie schön, die Vorstellung.

Ein neues Buch über Erich Ohser/e.o. plauen.

Hier geht es um Barbara. Die Aufnahmen von Depardieu fand ich beim ersten Hören nicht umwerfend, aber manches braucht eine zweite, dritte und vierte Chance, mal sehen. Bis dahin doch lieber das Original, aber natürlich nicht mit dem ewigen Göttingen. Eher mit dem Lied, das die Dame singt, deren Mann am frühen Morgen durch den Hafenfrühnebel an Bord gegangen ist, den Seesack über der Schulter … na, und so weiter. Sag, wann kommst du wieder?