So sah früher alles aus

Während ich weiter mit dem Frühling hadere, bin ich doch entschieden lieber auf der 12-Grad-Seite als auf der 40-Grad-Seite dieses Wetterereignisses. Da mal lieber vernünftig sein. Hitze mag ich nicht, auch wenn ich sie mir gerade überhaupt nicht mehr vorstellen kann. Ich weiß immerhin noch, sie ist unangenehm und man schläft schlecht dabei, und bei Schlaf verstehe ich keinen Spaß. Am Sonnabendmorgen höre ich Radio, es geht um die Warnung der Kinderärzte vor akuter Medikamentenknappheit, und in der vorgelesenen Stellungnahme kommt, ich verhöre mich sicher nicht, die Wendung vor: „Der Herbst steht vor der Tür.“ Jetzt habe ich aber doch das Gefühl, auf seltsame Art etwas verpasst zu haben.

***

Den Freitag über war ich im Arbeitstunnel, denn man macht und tut, bis einem das Blut unter den Fingernägeln hervorspritzt, wie der olle Kempowski gesagt hätte. Den vielleicht auch mal wieder lesen, aber wann bloß. Auf der Einkaufsrunde am Nachmittag finde ich im öffentlichen Bücherschrank ein Buch von Jean Cayrol, den kenne ich gar nicht. Der Wikipedia nach sind die Romane nicht besonders zugänglich, aber das bin ich auch nicht, vielleicht passt es daher ja. „Im Bereich einer Nacht“ heißt das Buch, übersetzt von, sieh an, Paul Celan. Eine dtv-Ausgabe noch mit Celestino-Piatti-Cover, man wird gleich wieder schwer nostalgisch. „So sah früher alles aus!“, möchte ich den Söhnen mit dem Buch in der Hand zurufen, aber ich beherrsche mich natürlich, die finden mich schon wunderlich genug.

Die Herzdame und ich schreiben einen Einkaufszettel für den Schrebergarten. Was braucht man in der Laube, wenn man wieder öfter dort sein wird, also später, nach dem eben verlinkten Wetterereignis. Stück für Stück auf den Sommer zurüsten, also auch Sonnencreme und so etwas notieren, es könnte irgendwann doch noch wärmer und sonniger werden in diesem Jahr, kurz vor dem Herbst. Theoretisch.

Im Bild die Alster an der Rathausschleuse, ich komme dort beim abendlichen Gang durchs Revier vorbei. Nicht im Bild ein Tourist, der mehrere Leute auf Englisch ansprach, weil er so gerne ein Foto von sich vor dieser Kulisse gehabt hätte. Und die Leute sagten reihenweise einfach nein, bzw. no, sie gingen eilig weiter, denn man hat es hier nicht so mit dem Nettsein, mit dem unverbindlichen Kontakt. Er fragte dann irgendwann nicht mehr, er machte ein Selfie, wie alle.

Die Alster an der Rathausschleuse

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

Schmollend und grollend

Als Maximilian Buddenbohm eines Morgens aus unterhaltsamen Träumen erwachte, verließ er das Bett nur ungern, denn die Träume waren besonders interessant und gut; und der Rest des Tages würde dieses Niveau, so dachte er missvergnügt, vermutlich wieder nicht halten können.

Und so kam es dann auch.

Doch noch einmal ins Büro gefahren, doch noch einmal Geld in eine Fahrkarte investiert. In der S-Bahn deutliche und vielfältige Hinweise auf die aktuelle Welle mit wie auch immer gearteten Erkältungskrankheiten, man zeigt rote Fieberbäckchen, man schnieft, man hustet, man stöhnt allgemein. Man geht aber dennoch arbeiten, weil unbelehrbar, weil Mensch, weil protestantische Arbeitsethik, was weiß ich. Drei Pandemiejahre ohne den geringsten Fortschritt im leicht machbaren Bereich, vielleicht einfach mal halbkrank drei Tage zuhause bleiben – nein, nein, nein.

Office-Office. Zwischendurch erreichen mich schlechte Nachrichten aus der Nachbarschaft, den Käsestand auf dem Wochenmarkt wird es nur noch eine Woche geben. Da geht wieder einer in Rente, es verfolgt mich und also uns. Der Käseverkäufer war nun aber der, der mich so überaus zuverlässig jeden Donnerstag für meine bestellte Auswahl gelobt hat, wie werde ich künftig zu mindestens einem Lob pro Woche kommen? Wie hart soll alles noch werden?

Schmollend und grollend weitergearbeitet. Immer alles dennoch machen. Mittags Mandelhörnchen, nur wegen der Alliteration.

Zu Fuß nach Hause, der Mensch braucht Bewegung. 13.000 Schritte Tagesdurchschnitt im April, das ist mein Seniorensport, und mehr Zeit habe ich dafür auch nicht. Thema durch.

Danach administrativen Wahnsinn mit der Herzdame abgearbeitet, der sich noch während unseres Zugriffs immer weiter byzantinisch verschnörkelte, zerfasernd und ausufernd in neue Themengebiete, die nie zuvor ein Mensch … Ich finde es nach wie vor vollkommen unangemessen kompliziert und anstrengend, sich selbst, seine Familie und alles Anhängende zu verwalten. Ich verwalte schon beruflich Zeug, das reicht mir.

Schließlich in die Küche geflüchtet und Pellkartoffeln gekocht. Pellkartoffeln sind super, sie sind vegetarisch, vegan sogar, sie sind regional verfügbar, sie sind bio, sie sind einfach, sie gehen schnell, man muss nicht nachdenken dabei oder erst Rezepte dafür raussuchen, sie haben einfach überhaupt keine Nachteile. Große Liebe Pellkartoffeln. Mehr Themen im Leben müssten wie Pellkartoffeln sein, dann würde auch Krautsalat öfter passen.

Im Bild noch einmal Hammerbrook. Hammerbrooklyn, wie jemand gleich auf Instagram kommentierte. Es gibt stadtplanende Menschen, die mögen diese Bezeichnung sehr.

Die ampelphasenbedingt gerade unbefahrene Nordkanalstraße in Hammerbrook

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

Der Mensch sucht Trost

Drei Grad am Morgen. Murrend doch noch einmal die Winterjacke anziehen, bleischwer fühlt sie sich an um viertel vor Mai. Knurrend durch die Kälte zum Bahnhof gehen. „Wenigstens scheint die Sonne!“, sagt ein Wartender am Gleis zum anderen. „Na toll“, das ist die lustlose Antwort des Gegenübers, ein gefluchtes „Scheißkalt!“ wird noch hinterhergeschoben, und das wird auch das sein, was alle denken, die jetzt zur Arbeit fahren.

Noch einmal eine Fahrkarte kaufen. Vielleicht ist es die letzte vor dem Deutschlandticket, quasi ein Erinnerungsstück, man sollte sie aufbewahren. Guck mal, 1,90 für eine Station, so war das damals. Verrückt.

Ein frühes Franzbrötchen in Hammerbrook, denn der Mensch sucht sich Trost, wo er ihn nur finden kann, zur Not auch in einer Tüte vom Kiosk an der S-Bahn-Station.

Office-Office. Weitere Verdichtung der Rentenmeldungen um mich herum. Das Thema wird mich und Sie durch die nächsten zehn Jahre begleiten, bis ich auch so weit bin. Also wenn ich es nicht früher abwickele, aber so weit bin ich gedanklich noch nicht, organisatorisch schon gar nicht, das ist noch so ein To-Do, ein gut verschiebbares. „Meine“ Berufswelt verabschiedet sich jedenfalls langsam, die Menschen, mit denen ich einmal angefangen habe, die ich teils seit 30 Jahren und sogar länger als Kolleginnen kenne, noch aus der Schreibmaschinenzeit, sie haben ihre letzten Tage, Monate, Jahre, es fängt an auszudünnen. Fast fällt es einem nicht auf, dieser Prozess, weil es alles so langsam geschieht, dabei ist es doch eine sowohl privat als auch gesellschaftlich außerordentlich große Angelegenheit, der Abgang der Boomer. Eine Umwälzung mit später folgenden Arbeitsblättern zum Geschichtsunterricht über unsere Zeit, keine Frage. Na, wenn es dann noch Arbeitsblätter geben wird.

Ansonsten Hagel am Bürofenster. Regen am Bürofenster. Was man so Abwechslung nennt.

Mittags Pizza vom Bäcker, wollte ich gerade schreiben, merke aber, dass das Wort Bäcker eigentlich falsche Assoziationen anklingen lässt, es ist im Grunde zu edel besetzt und es muss eher heißen: Pizza von der Bäckereikettenfiliale mit Convenience-Mittagstisch. Und dafür immerhin schmeckt sie dann gut, die Pizza.

Kein Nachtisch, denn es gab ja schon ein Franzbrötchen am Morgen. Immer sich selbst maßregeln, dann muss man es nicht bei anderen machen.

Auf dem Rückweg meiner Mutter Lebensmittel und Bücher vorbeigebracht, was man so braucht.

Im öffentlichen Bücherschrank im kleinen Bahnhofsviertel steht ein großer Bildband: „New York Interieurs“. Den nehme ich mit, den blättere ich mal durch. Da sind natürlich Wohnungen drin, da fällt unsere Wohnung doch etwas ab, so im Vergleich. Aber andererseits sind die Wohnungen alle in New York, und das wäre doch unpraktisch für mich, so mit Job und Familie in Hamburg. Vorteile, Nachteile, das ewige Abwägen.

Dann auch der Herzdame Lebensmittel und Bücher mitgebracht. Eventuell ist das meine Kernkompetenz?

Oder doch das Bloggen, das Weitermachen, das Frühaufstehen? Ich weiß es nicht.

Im Bild Hammerbrook, wo man noch die Weite hat, den offenen Himmel. Mit nur ein wenig Beton davor.

Die Nordkanalstraße in Hammerbrook , überquert vom S-Bahn-Viadukt

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

Währenddessen in den Blogs, Ausgabe 25.4.2023

Die Beschissenwerdung des Internets. Ein im Grunde simpler Mechanismus, nicht wahr, und das Loblied auf selbstbetriebene Blogs denkt man sich wieder einfach dazu.

***

Herr Rau u.a. mit Anmerkungen zu einer Geschichte von Wilhelm Hauff, von dem ich gerade „Die Sängerin“ gehört und nur mäßig interessant gefunden habe.

***

Einige Überlegungen zum Abitur. In Hamburg gab es gerade, ich las es am Rande in den Lokalmedien, das letzte Abitur mit irgendwelchen Corona-Erleichterungen, ich weiß gar nicht, worin die genau bestanden. Egal, ab dem nächsten Jahr läuft alles wieder normal, also wie früher, wie damals. Theoretisch. Ja, mach nur einen Plan!

***

Die Kaltmamsell verlinkt (unten im Text) einen wunderschönen Twitterthread zu Wes Anderson, den man auch auf Instagram und Tiktok weiter verfolgen kann, es ist recht unterhaltsam. Man beachte weiter oben in ihrem Text aber auch den überaus attraktiven Kopfsalat.

***

Verloren im Antragsorbit. Von Alu, die gestern gerade zur Goldenen Bloggerin geworden ist, das sei hier auch erfreut angemerkt – Glückwunsch nach Berlin! Ansonsten ist es absolut entsetzlich, was rund um schwere Krankheiten, Pflege, Inklusion etc. an Admin-Aufwand zu leisten ist, es ist ein Desaster für alle Beteiligten, das schon für gesunde Menschen kaum zu bewältigen ist und Bemühungen um Vereinfachung, sind, wenn es sie überhaupt gibt, kaum zu erkennen. Ich habe beruflich mit Bemühungen um Vereinfachung zu tun, und ich glaube daher erkennen zu können, wenn Systeme einfach so vor sich hin eskalieren.

***

Nils Minkmar erklärt Sperrmüll in Frankreich.

***

Der Deutsche Ethikrat scheint physisch zu existieren. Man staunt.

***

Ein einfaches Essen noch einfacher gemacht, Flammkuchen ohne Flammkuchen, sondern mit Schupfnudeln. In der nächsten Vereinfachungsstufe würde man dann vermutlich alle Zutaten direkt aus der Packung essen, nehme ich an. Auf Tiktok habe ich das gesehen, es nachgemacht und für gut befunden. Ich gucke ja zur Entspannung Köchinnen und Köchen auf Tiktok zu, in der Regel ohne irgendwas jemals nachzumachen, denn ich komme ja eh zu nichts, aber das sah so nach Blitzrezept und außerdem familienkompatibel aus, und in der Schublade habe ich gar nicht so vieles, da war es mir also eine willkommene Ergänzung.

Vielleicht doch mal noch ein paar andere Tiktok-Funde nachkochen – ich verlinke dann entsprechend.

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

Den Tag hinbringen

Ich habe endlich wieder einmal gelesen, also in Büchern, wie früher. Zuerst in der Sagan, Blaue Flecken auf der Seele. Nicht in der schicken, eben verlinkten Ausgabe, sondern in einer runtergerockten, uralten Taschenbuchausgabe von Bastei Lübbe, ausgerechnet. Ein merkwürdiges Buch, in dem die Autorin alle paar Seiten die Handlung unterbricht, die Leserinnen plaudernd anspricht und man weiß dann nicht recht, sagt sie in diesem Geplauder alles oder doch eher gar nichts, man bekommt es einfach nicht heraus, man ahnt nur, sie ist so etwas von intelligent – und das stimmt immerhin auch. Das war sie tatsächlich, und zweifellos. “Modernistisch verspielt“, so beschreiben die Wagenbachs den Roman. Auch recht.

Dann Keyserling, „Harmonie“, eine seiner Novellen. Zu Keyserling komme ich immer wieder zurück, denn sein Deutsch ist auf eine Weise makellos, die andere kaum erreicht haben. Aber bitte, das ist nur meine Meinung, man kann das auch anders sehen, ich weiß, und es ist vollkommen in Ordnung.

Der Gutsherr, immer geht es um das Leben auf Gütern bei Keyserling, ist gerade kurz davor, die Berichte über die Milchkühe durchzublättern, quasi Controlling im letzten Jahrhundert, aber dann fällt ihm auf: „Etwas tun, das war keine Kunst, da konnte man bald einen Tag hinbringen. Aber stille sitzen und an hübsche, helle Dinge denken, das ist Kultur.“ Und für Kultur sind, man weiß es gleich, andere Figuren in der Erzählung zuständig, et voilà, Konflikt.

Davon abgesehen mit großem Genuss die Tove Jansson weiter gehört, Das Sommerbuch. Ein schönes Buch, es weckt nur dummerweise höchst problematische Insellust, die eher schwer zu bedienen ist, so aus dem festgefügten Alltag und der falschen Jahreszeit heraus

***

Ein Delfin vor Travemünde. Was es alles gibt! Also zu meiner Zeit dort am Strand – wir hatten ja nichts.

***

„Teils noch heiter“, es steht es im Wetterbericht, aber man kann es auch in anderem Kontext verwenden. Teils noch heiter, das ist eine geeignete Gemütslage, um in die Woche zu starten. Später dann auffrischender Wind, man kennt das.

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

Im Garten gewesen II

Auch am Sonntag im Garten gewesen. Zum ersten Mal in diesem Jahr dort Kaffee getrunken, wir haben das Wasser heute wieder angestellt. Saisoneröffnung bei freundlichen 19 Grad, die morgen allerdings schon brutal und auch für länger abstürzen werden, man weiß es.

Ich setze mich doch einmal in die Sonne. Ich lasse mir von der Merlin-App die Vogelstimmen aus den Bäumen ausdeuten. Das ist ein wenig so, als würde man bei den Songs in den Streamingdiensten dauernd nachsehen, wer gerade singt. Ich höre Rotkehlchen, Amsel, Zilpzalp, Fitis und Mönchsgrasmücke. Die letztere sehe ich nie, die höre ich nur, wie lange ich auch in die Büsche und in das Geäst der Weide starre. Ich höre die Meisenherren Blau und Kohl, es ist ein gut besetztes Orchester um mich herum, eine lange Darbietung mit etlichen Zugaben. Nur die Heckenbraunelle höre ich in diesem Jahr nicht, sehe sie auch nicht auf ihrem früheren Stammplatz. Vielleicht macht sie ein Sabbatical, das ist ja mittlerweile recht weit verbreitet, wenn ich das kurz aus meinem Bekanntenkreis ableiten darf.

Ich gehe den Stapel der Bücher durch, die in der Laube überwintert haben. Ich blättere durch den dicken Band mit sämtlichen Gedichten von Sarah Kirsch, ich lese hier und da eines. Ich verstehe wenig, das kenne ich schon und das macht nichts. Das Jahr ist jetzt angekirscht, denn ich sitze gerne neben den Kirschbäumen und lese Kirsch, man hat so seine Vorlieben, nicht nur für Alliterationen. Wichtig bei ihrer Lyrik auch, dass die Umbrüche seltsam

sind.

Neben der Kirsch steht der Krolow, da auch einmal kurz reinsehen. Alte Bekannte. Dann noch die Kaléko, auch das Gesamtwerk, warum fangen eigentlich alle mit K an? Und warum ist kein Kästner da?

Vom Nachbargrundstück höre ich Stimmen, die sind gerade eben so laut, dass man weiß, da ist jemand, aber sie sind nicht so laut, dass man etwas verstehen und sich also vielleicht auch aufregen könnte. Es ist gut und angenehm, Stimmen in dieser geringen Lautstärke zu hören. Ein wenig Mittagsschlaf würde dieser Gartenstunde jetzt guttun.

Aber die Wolken ziehen zwischendurch dicht, es sieht nach Regen aus und der Wind versucht schon einmal, ob er hier oder in einem der anderen Gärten nicht vielleicht etwas umwerfen könnte, und ob der Mann mit dem Notizbuch, der da Seite um Seite vollschreibt, nicht vielleicht etwas erschauert, wenn man ihm so am Hals entlang und in das Polohemd … aber da geht der Typ schon in die Laube. Ist wohl nicht das wetterfesteste Exemplar.

In der Laube sitzt Sohn II und guckt auf sein Handy. Er sitzt exakt wie im letzten Jahr, gleiche Haltung, gleiche Stelle, nur ist er größer geworden und seine Beine passen nicht mehr ganz in die gewohnte Ecke. Er wächst jetzt aus seinem Platz heraus. Denn so geht es nun einmal zu in der Kindheit.

Wir stellen altes Spielzeug der Söhne vorne an die Hecke, darüber freuen sich Menschen mit kleineren Kindern und nehmen es mit. Playmobil, wie lange ist diese Phase schon her.

Ein lilafarbenes Hausboot auf der Bille unter bewölktem Himmel

***

Schreibwelten

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

Im Garten gewesen

Im Garten gewesen und Kompost aus den Thermokompostern auf die Flächen für die Kartoffeln und die Kürbisse geschippt, eine angenehm befriedigende Tätigkeit war das. Da weiß man wieder, wozu man die ganzen Suppengrünreste und die Kartoffeln- und Möhrenschalen etc. so brav, lange und fleißig gesammelt hat, auch die Eierschalen und den Kaffeesatz und die Teebeutel und das Radieschengrün, wir sind da akribisch und verwerten alles. Neue Zwiebeln habe ich ebenfalls gesteckt, auch das war gut. Ich habe mittlerweile, so glaube ich, ein halbwegs richtiges Programm gefunden für Gärtner, die es nicht regelmäßig und verlässlich in den Garten schaffen und also evtl. nicht punktgenau ernten können, und deren Familie außerdem nicht viel Salat isst. Ich habe weitgehend nur noch Kartoffeln, bei denen man nicht viel machen muss, ziemlich viele Kartoffeln, und Kürbisse, die einfach ohne jeden Pflegebedarf vor sich hinwachsen. Zucchini, die ich mittlerweile größtenteils direkt nach der Ernte wieder enthemmt kompostiere, ohne mich vorher tagelang zu fragen, was ich mit denen denn um Himmels willen anfangen soll, die aber doch vorher verdammt gut nach strebsamem Gärtnern aussehen, sowie Zwiebeln und Knoblauch, die sich lange, lange halten und irgendwann dann tatsächlich noch Verwendung finden.

Dazu Mangold, der immer sensationell schmuck im Beet aussieht, auch wenn er nicht verlässlich gegessen wird, der aber auch nach dem Schießen noch schön ist, sogar bis weit in den Spätherbst hinein. Zuckererbsen, die ich direkt vom Beet äse, ein verlässlicher Frühlingshöhepunkt ist das für mich, sowie natürlich etliche Tomaten für den Hochsommer, welche die Herzdame und ich in rauen Mengen essen können, mit oder ohne Pasta. Einige Radieschen noch für das Frühjahr als erstes Frischgemüse, ein paar dauerhafte Kräuter, darunter der Liebstöckel mit seinem so betont imperialen Gehabe. Gerade warf ich etwas davon in die Suppe, denn mit Imperatoren muss man immer kurzen Prozess machen, es ist eine alte Regel. Zwei, drei Schlangengurken, da freut sich Sohn I, den Topinambur wiederum erntet Sohn II gerne, ohne ihn jemals auch nur probiert zu haben. Vorgezogenen Kohlrabi gibt es noch. Ein paar Ackerbohnen. Das war es schon, der Rest ist nur Spielkram, weil vielleicht noch Samentüten in der Laube herumflogen oder ich einem wüsten Kaufimpuls doch noch einmal nachgegeben habe. Das kommt vor, ich habe ein kleines Beherrschungsproblem vor diesen Samentütendrehständern in Supermärkten und Drogerien, das ist meine Quengelware. Davon abgesehen ist das Programm für den Gemüseteil des Gartens aber stabil. Und das macht dann zwar schon etwas her, ist aber überhaupt nicht viel Arbeit, und es erfordert vor allem an fast keiner Stelle Pünktlichkeit, die ich hier auch keiner Pflanze versprechen kann. Meine Gartenbesuche sind eher unberechenbar.

Einige Beete vor einer Gartenlaube

Der Birnbaum blüht währenddessen, die Tulpen und die Purpurmagnolie verausgaben sich farbintensiv und die Bäume ergrünen jetzt sämtlich schwungvoll, wir stehen immer noch davor oder auch darunter und wundern uns, wie konnte es denn bloß so unbemerkt Frühling werden. Ein wenig fühlen wir uns um etwas Wichtiges betrogen, aber wo soll man sich da beschweren als nichtreligiöser Mensch. Wir haben keine übergeordnete Ansprechpartnerin, die Gebete erhören würde, kein Ohr zu hören unsere Klage, manchmal ist es doch schade.

Egal. In der nächsten Woche wird der Frühling ohnehin schon wieder rabiat ausgeschaltet, sehen wir im Wetterbericht, es wird kalt und finster und nass, Heulen und Zähneklappern, man muss es so durchstehen. Einfach immer weitermachen.

Ich höre Tove Jannson, Das Sommerbuch, gelesen von Katharina Thalbach, und ob Sie es glauben oder nicht, es hilft ein wenig, so dermaßen viel Sonne ist in den Geschichten.

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

 

Ein Artikelchen

Auch einmal bewusst und deutlich heruminfluencen und nebenbei die Vorsorgetermine erwähnen, quasi Bürgerpflicht. Also wie in jedem Jahr beim Augenarzt gewesen. Druckmessung und dergleichen, Sie wissen schon, das muss auch regelmäßig sein. Dabei habe ich ein gewisses Aufsehen erregt, wegen eines unerfreulich großen Loches in der Netzhaut, das sofort, also quasi Hals über Kopf gelasert werden musste und dann am Ende aber gar kein Loch war, sondern, ernsthaft, so etwas wie ein Fussel auf dem Objektiv bei den ersten Bildern. Das hätte, haha, ins Auge gehen können, und es war auch ein wenig aufregend, aber es soll einem selbstverständlich recht sein, wenn es so ausgeht.

Und das Ganze wurde freundlich, überraschend schnell und sehr zugewandt erledigt, so geht Medizin nämlich auch, man liest es leider nur noch selten. Es war alles richtig gut, nur dass jemand in der Praxis eine besondere Vorliebe für Verkleinerungsformen hatte, Tupferchen und Tüchlein anreichte und später sogar vom meinen Hornhäutchen sprach, das wird mich noch eine Weile verfolgen, womöglich sogar bis weit in meine fast täglichen Artikelchen.

***

Während Nachrichten wie diese hier über den Erdbeeranbau in Spanien in sämtlichen Medien immer üblicher werden und man eine weite Bekanntheit der Umstände wohl allmählich unterstellen kann, werden in meiner Stichprobe der Welt, also bei uns im kleinen Bahnhofsviertel, seit mehreren Wochen schon mehr Erdbeeren denn je zu dieser Jahreszeit verkauft. Es ist auch die vorgesehene Regalfläche in den Discounterregalen etc. deutlich breiter als in den Vorjahren, sogar die Packungen sind teils größer geworden, früher gab es diese Riesenplastikpakete nicht. Und weil ich reflexmäßig oft zähle, abgleiche und sortiere: Es ist keine bestimmte Bevölkerungsgruppe, die diese Zufrüherdbeeren kauft, es sind alle, weil wir, ceterum censeo, in der Gesamtheit schlicht verrückt sind. Und vermutlich immer schon waren, aber ich wiederhole mich.

***

Dame Edna weilt nicht mehr unter uns, seit auch der geschätzte Barry Humphries nicht mehr da ist. In diesen paar Minuten im Clip sieht man den letzten Scherz, den ich von ihr und ihm mitbekommen habe. Es gibt kürzere Versionen des Clips, aber er gewinnt durch die Länge etwas. Und natürlich, es war eine nur eine einzige Zeile von Dame Edna, aber es war doch eine sehr gute Zeile.


***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

Die übliche Bretterbude

Vor dem Supermarkt steht wieder die übliche Bretterbude, aus der heraus bis zur Pflaumensaison Früchte und Spargel verkauft werden. Im Startangebot sehe ich einige Schalen Erdbeeren, wenige nur, und auch drei, vier Bündel Spargel, mehr nicht. Der Mann in der Bude friert erbärmlich und hüpft auf der Stelle, die Menschen hasten vorbei, es fängt an zu regnen, es ist kalt, viel zu kalt.

In den Timelines wird dennoch entschlossen angespargelt, ich sehe die ersten Meldungen zu betont frühlingshaften Gerichten auch außerhalb von Foodblogs.

***

Bezüglich künstlicher Intelligenz und dem damit verbundenen und gerade überall noch kostenlos verfügbaren Spielkram sieht es für mich im Moment so aus, dass ich eher keine Lust habe, damit Texte oder Bilder zu erzeugen. Ich habe mir das angesehen und bin mittlerweile ganz erfreut, dass ich dabei Lust bekomme, mehr Texte und Bilder selbst zu machen, überhaupt mehr auf die alte Art zu machen, als alles von Software machen zu lassen. Wenn es nämlich anders wäre, wenn mir das neue Zeug dummerweise Spaß machen würde, es würde mich sicher unfassbar viel Zeit kosten, und wer hat die schon. Ich bleibe erst also einmal bei der Erkenntnis, dass ich jetzt ungefähr weiß, was da geht und wie es geht. Okay, danke, soweit mitgemacht, ist gut jetzt.

Im Bürobereich meiner Werktage sieht das allerdings deutlich anders aus, die Verbindung mit Excel und anderen Programmen, automatisierte Präsentationen, Projektplanungen etc., das ist schon ziemlich reizvoll und nützlich, da bleibe ich dran. Und die ferneren Auswirkungen auf meinen Beruf, auf die verschiedenen Berufe in meiner Abteilung, die finde ich dann doch recht spannend und versuche, möglichst viel davon zu verstehen.

Heute im Bild jedenfalls, und ich mache eher keine Gewohnheit aus diesen künstlich erzeugten Bildern, meine weibliche Seite, wie sie gerade einen Text fürs Blog vorbereitet. Ja, ich staune auch, aber so sieht das aus.

Ein mit KI erzeugtes Bild, das eine Frau zeigt, deren Hände auf der Tastatur einer Schreibmaschine liegen, die Tastatur ist dabei von der Frau abgewandt.

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

Währenddessen in den Blogs, Ausgabe 20.4.2023

Auch Christian hat ein paar Links versammelt.

***

Bei Heiko im Süden gibt es Bebilderungen zum mir bisher gar nicht geläufigen Begriff Schanigärten. Wir haben hier oben kein Wort dafür, wir haben nur die Außengastro, was, zugegeben, nicht allzu schön klingt.

***

Vantablack.

***

Eine Seite über das Dösen, bebildert mit Midjourney-Werken, die Prompts stehen jeweils dabei. Gefunden via Too-much.info.

***

Es gibt ein neues Tool (gefunden via dem oben erwähnten Heiko auf Mastodon), mit dem ich auslesen kann, welche Links in meiner Mastodon-Timeline in welchem Zeitraum wie oft geteilt wurden, ähnlich wie früher Nuzzel bei Twitter, die Älteren erinnern sich vielleicht. Wobei ich allerdings feststelle, dass Mastodon als Inhaltslieferant an das Twitter vor ein, zwei Jahren nicht einmal annähernd herankommt. Ich werde einige Artikel aus diesem Fundus, wenn es denn Blogartikel sind, hier ebenfalls abbilden, sie ergeben vermutlich auch ein ansprechendes Lese-Programm und eine sinnvolle Chronikergänzung, selbst wenn es vermutlich keine allzu heitere Auswahl werden kann, man ist doch kollektiv eher problemorientiert. Das war gerade keine Wertung, ich stelle nur fest. Siehe jedenfalls etwa hier dieser Link zu den unseligen Chatkontrollen. Das Vorhaben sollte man wohl zur Kenntnis genommen haben, auch wenn es überhaupt keinen Spaß macht.

Ebenfalls bei Netzpolitk ein Kommentar zum Abi-Desaster in NRW: „Die Aufarbeitung des Vorfalls läuft vermutlich „auf Hochtouren“ und es wird spannend, welches verharmlosende Wort dieses Mal für „Inkompetenz“ gefunden wird.“ Die Erkenntnis, dass wir einfach kein gut organisiertes Land (mehr) sind, sie wird mit jeder dieser Meldungen etwas bewusster, aber es ist doch faszinierend, wie lange ein deutlich veraltetes Selbstbild gesellschaftlich halten kann. Ach, was sind wir effizient, pragmatisch und lösungsorientiert. Gewesen.

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.