Währenddessen in den Blogs, Ausgabe 13.3.22

Eine Kleinigkeit am Rande. Gestern ging ich morgens Brötchen holen, so wie jeden Morgen, und ich ging an einem chinesischen Hotel vorbei (dessen Leuchtreklame als Stock-Foto übrigens ganz erstaunlich oft das Hamburger Nachtleben illustriert, als gäbe es hier so etwas wie China-Town), es ist ein großes, gelbes Schild mit längst verblassten Schriftzeichen darauf. Mein Hirn suchte im Vorbeigehen jedenfalls kurz das dazu passende Blau, ich habe es gemerkt, manchmal erwischt man sich ja beim Denken. Ich habe das Blau gesucht, weil das doch jetzt im Stadtbild so gehört, Blaugelb. Aber eigentlich wollte ich das hier zeigen:

Es gibt Kekse, der Alltag ist politisch, also sind es auch Foodblogs. Bei der Frischen Brise findet sich noch der Hinweis, dass diese speziellen Kekse bei einem Wismarer Bäcker in Kuchenstückgröße als „Ukrainer“ verkauft werden. Etwas, das vielleicht sogar bleiben könnte. Das mal prüfen, wenn alles vorbei ist. Also wenn alles einmal vorbei sein sollte. Wobei ich die Hanseaten, welche die Urform dieses Kuchens bilden, immer für einen Verzweiflungskuchen gehalten habe, die isst man doch nur, wenn es nichts anderes mehr gibt, Mürbeteig mit Glasur und Marmelade, na ja. Aber das nur am Rande. Gibt es Hanseaten auch im Süden, und wie heißen sie da? Oder gibt es schon überall Ukrainer als caritatives Gebäck? Was man immer alles nicht weiß!

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Ein Fototagebuch aus Kiew. Gefunden durch den Ukraine-Newsletter der Krautreporter, der ist hier zu abonnieren.

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Alle sind verrückt geworden.  Ja, das trifft es wohl.

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Oder geringfügig anders ausgedrückt und im gleichen Blog der sehr geschätzten Nicole Diekmann: „Also: Ich glaube, es hackt.“ Über eine Nachricht, die wie ausgedacht wirkt, ein konstruierter Fall für Ethik-Seminare und PGW-Diskussionen in der Oberstufe muss das doch sein. Darf man das? Wer darf das? Welche Folge hat das? Diskutieren Sie! Man muss dabei wohl zur Antwort durchdringen, so glaube ich, dass Hass zum Kern dieser Firma gehört. Hass ist eines ihrer Produkte, und zwar eines der richtig gut laufenden.

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Ich habe da heute vormittag meine Hilfe angeboten beim Sortieren und Packen, ich war überflüssig, so viele Helferinnen und Helfer waren da, an diesem strahlend schönen Samstag, tief im Odenwald, und das war ja auch irgendwie sehr schön. Und surreal auch ein bißchen, aber allemal gut gegen die bleierne Schwere.

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Wer Bullies gewähren lässt, ist selbst gewalttätig. Frau Schrupp hat schon wieder Recht, das kommt bei ihr öfter vor.

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Bei Instagram im Stream von Nora-Eugenie Gomringer ein Hinweis auf ein Buch, das auch gerade passt. Lutz C. Klevemann, Lemberg. Und sehen Sie, es ist gerade so: Ich finde also diesen Instagram-Post, ich baue den Link hier ein und gerate dabei zufällig kurz auf eine Nachrichtenseite: In der Stadt sind gerade Explosionen zu hören.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Nora-Eugenie Gomringer (@noraegomringer)

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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel. Merci!

Währenddessen in den Blogs am 10.03.2022

Wie bereits angedeutet, ich schaffe gerade keine erzählenden Texte, ich kann mich „nur“ an Links entlang hangeln. Noch zwei eher anstrengende Tage mit unangenehmer Spannung, dann lichtet sich hier vielleicht etwas, aber ich glaube es erst, wenn es so weit ist. An dieser Stelle hätte mein früherer Chef im Antiquariat wieder stumm den ollen Bloch aus dem Regal gezogen, den Staub darauf weggepustet und ihn kurz mahnend hochgehalten: „Das Prinzip Hoffnung.“

Falls Sie sich meine Laune kurz vorstellen mögen, es ist jetzt so, dass die Söhne Ferien haben und die Herzdame Urlaub, nur ich nicht. Zerfressen vor Neid beschreibt es unzureichend. Noch zwei Werktage, noch eine Kolumne, dazu die denkbar absurdeste Nachrichtenlage (ist es die übelste, die wir in unserem Leben hatten?). Dann eine Woche Urlaub. Nichts gegen eine Woche, aber reichen wird es nicht, es müssten sechs Wochen sein, sechs Monate oder gleich ein Sabbatical, so etwas.

Egal. Jetzt Links. Nicole Diekmann kommentiert Tobias Hans, ich finde es noch sehr freundlich. Das Video von Tobias Hans war tatsächlich so beschaffen, dass ich mich ernsthaft zuhause auf dem Sofa ganz furchtbar darüber aufgeregt habe, also im Sinne von Wut, also im Sinne von als betroffener Bürger herumfluchen wollen, also im Sinne von ich habe es der irritierten Familie erzählt, und dann wieder diese Blicke, was hat er denn nun schon wieder und warum schreit er dauernd Mietpreisbremse, warum will er die Mülltonne anzünden und warum ist er so rot im Gesicht. Contenance! So wichtig. Tobias Hans hat mich stark überfordert, ich werde ihm viel zu verzeihen haben, ich mittelfleißiger Mensch und Mittelverdiener. Himmel.

Pardon. Es geht gleich wieder, wie war noch diese Atemübung und wo steht der Entspannungstee. Ich habe es vor Jahren schon einmal getwittert, es stimmt immer noch: Der Entspannungstee soll 8 Minuten ziehen -was man da alles abfackeln kann.

Aber es geht hier gar nicht um mich. Es geht um Links. Pardon. Hier, noch einer:

Und zwar noch einmal Nicole Diekmann, der letzte Satz, ne. So ist es.

Die Flagge der Ukraine weht an einem Kirchturm

Und bei Frau Fragmente lesen wir den ersten Satz und denken kurz drüber nach, denn in fünfzig Jahren lesen den Historikerinnen, markieren den, notieren das Datum und schreiben dann was von Verdichtung der Ahnungen.

In diesem Zusammenhang auch mal nachdenken über die „logic of appropriateness.“ Es ist allerdings ein wenig unheimlich, to say the least, selbst für den Freundeskreis Pessimismus. Aber inhaltlich, dabei möchte ich bleiben, ist es interessant, besonders der Hinweis, dass soziale Medien massiv in diese Richtung drängen.

Apropos interessant, und obwohl es gar kein Blogartikel ist, mir lief gestern die 3,5%-Regel wieder über den Weg, von der ich früher (2019, nehme ich an) schon einmal wusste, die ich dann wieder komplett vergessen habe. Die 3,5%-Regel für die gewaltfreie Veränderung der Gesellschaft. Noch so ein faszinierender Gedanke. Falls er mittlerweile wiederlegt ist, habe ich es zumindest beim Googlen eben gerade nicht gefunden.

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Währenddessen in den Blogs

Vier Links, nur auf die Schnelle, aber die dann doch. Über Helden, über den Morgen des Kriegsanfangs, über Russland, über einen Gast aus der Ukraine.

In einem Krieg gibt es keine Helden, in einem Krieg gibt es nur Opfer. Auch die vermeintlichen Helden sind am Ende des Tages Opfer. Es sind Menschen, die etwas tun mussten, dass sie nie tun wollten.“

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Ich habe für das Goethe-Institut etwas über die Lage vor ein paar Tagen geschrieben.

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Marina Weisband: Russland verstehen.

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Und dann noch die Geschichte von Tatjana.

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Währenddessen in den Blogs

Es kann gut sein, dass ich in dieser Woche kaum zum Schreiben kommen werde, wenn es nicht so ist wie oft, und ich unter Überlast erst recht viel schreibe, quasi Ausflucht, quasi Prokrastinationstexte, mal sehen. Tendeziell jedenfalls ist hier Land unter, zum Bloglesen wenigstens komme ich hoffentlich dennoch zwischendurch und wenn, dann zeige ich hier weiterhin, was mir auffiel, gefiel oder was mich informierte.

„… aber die größte Macke hat doch dieser Putin!“ Wenn man Blogs liest, bekommt man auch mit, was man so redet, etwa im Odenwald.

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Von hochkommenden Erinnerungen.

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Pazifismus bedeutet nicht, nichts zu tun, sondern ist etwas Aktives. Es bedeutet Widerstand und Sabotage. Es bedeutet, sich konsequent selbst nicht an gewaltsamen Strukturen und Aktionen zu beteiligen, auch um den Preis eigener Nachteile oder angesichts von Gefahren. Genau das ist ja gegenüber Putin eben nicht passiert, sondern es gab ein sich Anbiedern, Honig um den Mund schmieren usw.

Nämlich, möchte man da sagen, nämlich.

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Ein Bericht aus Odessa: Die Verwandten aus Russland rufen nicht mehr an.

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Wut, Hilflosigkeit, Sorge – und Fluchtgedanken verschiedenster Art, die sich aktuell vor allem darin ausleben, den Krieg und das, was damit zusammenhängt, immer wieder beiseite zu schieben, mich dem Alltag, der „Normalität“ zu widmen. Das markiert die zweite Februarhälfte, und ich kann mich schon gar nicht mehr genau erinnern, was vorher war.

Die immer lesenswerte Monatsnotiz.

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Die Demo löst sich auf, es ist kurz alles gut

Sonnabend. In den Schaufenstern sehe ich jetzt vermehrt die Peace-Zeichen, die Soli-Fahnen. An den Wänden und Stromkästen sehe ich weiterhin noch nichts, immerhin fällt mir noch ein neuer Schriftzug auf dem Fußweg auf.

Sprühschrift auf dem Fußweg: Putin fuck you

Ich gehe einkaufen. Ich sehe an einem Menschen, der vor mir hergeht, eine ukrainische Flagge, die hat er sich hinten an den Rucksack gesteckt. So ein selbstgebasteltes Exemplar, Filzstift auf Papier. Seine Begleiterin hat ein blaues Halstuch um und eine gelbe Mütze auf, ihr Kind trägt ein ebenfalls gebasteltes Peace-Zeichen, Pappe und Edding, das hält es stolz hoch. Und da, die beiden da vorne haben auch Symbole in dieser Art dabei und der da ein Schild, das sich gegen Putin richtet und der dort eines für den Frieden und ich brauche wirklich bemerkenswert lange, um zu realisieren, dass das alles Demo-TeilnehmerInnen sind.

Ein Demo-Pappschild: Stop the war now, blaugelber Hintergrund

Eine weitere Demo von beträchtlicher Größe hat sich in der Nähe gerade aufgelöst, Unmengen von Menschen kommen aus der Richtung des ukrainischen Konsulats und gehen jetzt zum Bahnhof oder weiter in die Innenstadt. Die Straße wird immer voller, die Fußwege werden zu eng, das kleine Bahnhofsviertel ist für einen Moment komplett überfüllt, Trauben von Menschen überall, vor jedem Laden, vor jedem Restaurant, vor den Bushaltestellen und Kioskeingängen, man kommt kaum noch durch.

Die Sonne scheint, die Temperaturen sind gerade erträglich, die Menschen sind gut gelaunt. Weil sie so viele sind, denke ich. Manchmal ist es auch gut, wenn es viele sind. Und natürlich wegen des Wetters. Und weil sie etwas Sinnvolles gemacht haben, das sicher auch, weil sie sich jetzt gerade alle so einig sind. Und weil es da vorne einen Kaffee to go gibt und da ein Eis, einen Döner, einen Crêpe und ein Bier, einen Wein und hier, da kann man sich sogar einmal in die Sonne setzen, Aperolgefunkel im Glas.

All die Leute haben die gleiche Richtung wie ich. Ich ziehe mit ihnen meine vertrauten Wege entlang, langsamer als sonst. Sie halten ihre Pappschilder noch hoch, man schleift das dann ja nach der Demo nicht hinter sich her oder entsorgt es gleich. So demonstriere ich also ein paar hundert Meter mit, und ich dachte doch am Morgen, ich hätte heute einmal keine Zeit dafür. Das finde ich gut und richtig so, eine willkommene Gelegenheit, ich gehe da gerne mit.

Es ist viel gute Stimmung um mich herum, sogar sehr viel, und irgendwas ist da noch, was ist das eigentlich. Irgendwas ist anders.

Es ist Anfang März, der Februar ist noch in Erinnerung, dieser allzu graue Monat, der düstere Sturmmonat, der Novembruar. Die tiefhängende Bleidecke der Wolken, die überall greifbare furchtbar schlechte Stimmung, die dann, als man schon dachte, viel übler gelaunt können wir alle aber nun wirklich nicht mehr werden, durch den Krieg gegen allgemeines Entsetzen durchgetauscht wurde.

Aber das jetzt hier … es findet auf einmal wieder Leben im Stadtteil statt, und wie. Buntes Leben, pralles Leben, all die Farben, das Blau, das Gelb, hier und da auch schon die Frühjahrsmode, es leuchtet an so vielen Menschen. Viele, die meisten sogar tragen Masken, aber sie drängen sich auch dicht an dicht, vor den Läden, in den Läden, durch die Außengastro. Lachende Menschen in Warteschlangen, ein Kaffee, ein Kaffee, endlich ein Kaffee. Gruppen, die sich freuen, einen freien Tisch gefunden zu haben, fröhliche „Hier!“-Rufe und Winken. Eiswaffeln in Kinderhänden, Menschen, die mit neuen Schuhen aus Läden kommen und diese den draußen Wartenden zeigen, Sneaker mit neonfarbenen Streifen. Drei Teenie-Mädchen, die lachend im Gleichschritt gehen. Kellner, die Tafeln mit den Tagesangeboten herumzeigen und routinierte Späße machen. Ein Rudel Kinder um ein Tablet geschart, auf dem ein Video läuft, Hunde, die sich so begeistert begegnen, dass die Leinen sich verknäueln. Alles draußen, alles farbig und friedlich und es ist, als sei nach dem Elendsfebruar das Leben erst jetzt wieder angeschaltet worden, der Trubel, das Miteinander auch, eine Gesellschaft findet wieder statt.

Sprühkunst: Zwei sich küssende Strichmännchen mit Herzchen

Die Demo löst sich auf, und in der Auflösung manifestiert sich, wofür sie war. Frieden, Freiheit, Alltag, Leben. Eis in Kinderhänden, neue Schuhe und ein Glas Wein in der Sonne. Freunde und Familie und Wochenende und Spaß und mit den anderen darüber reden, wie es ist und wie man alles findet. Pläne machen können. An einer Ecke Rumpel-Reggae aus einer tragbaren Box, drei, vier Menschen aus drei, vier Ländern wippen im Takt, schöne Stunden im Vorfrühling, nichts ist selbstverständlich.

Oder wie die Söhne sagen würden: Peace, Digger. Chill mal.

Ich ziehe meinen Einkaufsroller durch die erstaunlich vergnügte Menge. Es ist kurz alles gut, zumindest bis ich die nächsten Nachrichten lese und wieder sehe, wogegen diese Demo war.

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Okay

Eine Woche der mehr als seltsamen Gespräche. Weltkriegsfolgen werden überall mehr oder weniger ernst abgewogen, wo man denn hinkann, was man macht, ob man überlebt. Teils zynisch, teils verzweifelt. Die Frage auch, ob ich eigentlich mit einem Gewehr umgehen könnte. Die Frage, was mit meinen KollegInnen in Kiew sei. All die aufsteigenden Erinnerungen der älteren Menschen. Meine Mutter sieht abstürzende Balkone, die hat sie mit fünf oder sechs Jahren gesehen, und jetzt stürzen sie wieder, wie in Zeitlupe und auf Repeat. Meldungen aus Altersheimen, dass die BewohnerInnen dort nach den Nachrichtensendungen durchdrehen.

Wir – also nicht zwingend ich, wir alle – besprechen Themen und Fragen, die letzte Woche noch undenkbar waren. Der Krieg bricht auch im Smalltalk aus, wie die Vorväter höre ich verdächtig oft „der Russe“ und „der Ukrainer“ und auch, versteht sich, „der Deutsche“, und wie wehrbereit der wohl ist, na, eher nicht so toll, allgemeines Kopfschütteln. Verweichlicht, wohlstandsverwahrlost, das Wort fällt in einem Podcast, in so einem mild spöttischen Tonfall, als ginge es um einen Sachverhalt wie etwa white men can’t jump. Wenn man verfriedlicht sagt, denke ich, klingt es schon anders.

Ich mache das Fernsehen an. Ich sehe sonst nie fern, jetzt aber doch mal die Nachrichten, beim Kochen nebenbei. Eine Frau wird interviewt, sie ist in Kiew. Sie sagt, ihre Freundin sei gerade getötet worden, sie stockt. Die deutsche Interviewerin sagt: „Okay.“ Ernsthaft. In diesem Konferenzraumtonfall sagt sie das, als hätte die andere gerade die Quartalszahlen aufgesagt, und weil die Frau aus Kiew danach nichts mehr antwortet, sagt sie noch etwas wie: „Das hört man ja nicht so gern.“ Das war eventuell kein wörtliches Zitat jetzt, kann sein, aber es trifft den Kern und ja, es war tatsächlich so schlimm. Ich mache der Moderatorin keinen Vorwurf, ich stelle mir immer die Frage, ob ich das denn besser gemacht hätte, und nein, wer weiß. Vorsicht bei der Berufswahl. Aber ich stürze zum Gerät, ausmachen, bloß ausmachen, bloß weg damit, der Fremdschämhorror des Jahres, das soll aufhören, ich brauche keine Schalte nach Kiew und keine Live-Berichterstattung, ich bin ein Textmensch und möchte es bitte bleiben.

Ich mache das Radio an, es läuft „Streitkräfte und Strategien“, auf NDR Info, das war früher mal eine ungeheuer langweilige Sendung und ist jetzt allzu spannend, wobei ich auch das Wort spannend furchtbar finde, und zwar nicht erst seit neuerer Zeit, sondern schon seit alle Menschen alles spannend finden, ihre Aufgaben, ihre Jobs, ihre Beziehungen, die Entwicklungen, den Krieg, alles ist spannend und ich denke immer, ihr spinnt doch.

Dabei spinne ich ja, weil ich morgens im Home-Office nicht die erste Mail lese und denke „Oh, eine spannende Challenge!“ Nein, ich lese das und denke was soll das denn, das auch noch, muss das jetzt sein. Und dann mache ich das dennoch, was da erforderlich ist, weil Job, weil Beruf, weil Alltag, weil Rolle. Ich bin dermaßen aus der Zeit gefallen.

Ich lese die Timelines und frage mich unfreundliche Fragen, ob bei denen da auf dem Bildschirm denn die Lampen nicht an sind oder was, so wie die auf einmal nahtlos auf Heldenverehrung umschalten und auf eine netflixmäßige Plotentwicklung lauern, es ist alles kurz vor Abenteuerfilm mit dem ukrainischen Präsidenten in der sympathischen Hauptrolle. Nichts gegen diesen Präsidenten, versteht sich. Aber wie sie alle Filmchen und Bilder aus dem Kriegsgebiet teilen, ungeprüft, unkommentiert, hau raus, es passt schon. Süße Szenen, grauenvolle Szenen, Tränendrücker und Späßchen, immer her damit, auch jede Eilmeldung gleich weiterflanken. Und für die eigenen Kinder fordern sie dann wieder vehement Medienerziehung und -kompetenz, das sollen die Schulen bitte mal richten.

Und dann das Männlichkeitsbild, das Frauenbild, das Kriegsbild, der allgemeine Rüstungstaumel, die starken Entscheidungen starker Männer. Die Wehrpflicht, wie alt sind meine Söhne, na, da fehlt ja nicht viel. Heute am Morgen irgendwo die Schlagzeile: „Lindner hat Großes mit der Bundeswehr vor“, und ich denke da gleich an Therapie, nicht zuerst an die Weltpolitik. Das macht mein Alter, Sie müssen das entschuldigen. Friedensbewegung und so, AKW nee und all das, wir haben das ja ernst gemeint damals, auch die Abkehr von den Heldenmythen, das Postheroische, give peace a chance. Wir haben Elternzeit genommen und fanden das richtig, die Care-Arbeit, die neuen Rollen, Mental-Load-Debatten, neue Männer braucht das Land, es stand vereinzelt an Wänden, erinnern Sie sich. All die Diskurse, und jetzt, zack, wir spulen mal eben ein Jahrhundert zurück, ich ziehe in den Krieg, du ziehst die Kinder groß.

Sprühkunst, eine durchgestrichene Friedenstaube, daneben steht "Dummer Vogel"

Und die Umweltfragen müssen wir übrigens auch zurückstellen, weil Krieg. Wir nehmen das mit dem Klima gerade nicht mehr wahr, weil doch jetzt Krieg ist, da braucht man eben wieder mehr Kohle und auch Atomkraft, und wissen Sie was? Vermutlich wird der Klimawandel in absehbarer Zeit weitere Kriege auslösen und also werden wir ihn kategorisch nicht wahrnehmen können. Das mal so im Freundeskreis Pessimismus ausführlich besprechen.

Okay. In diesem Tonfall. Wie sie alle immer okay sagen, ich kann mich aufregen, die ganze Zeit kann ich mich aufregen.

„Wir spulen jetzt mal hundert Jahre zurück. Alles.“

„Okay. Das ist ja spannend!“

Ich kann gar nicht so viel kotzen, wie ich kommentieren möchte, oder wie heißt der Spruch vom Liebermann noch einmal. Schon gut. Das war eine rhetorische Frage.

Ich weiß nicht, was jetzt richtig ist, wirklich nicht. Ich weiß es nicht politisch, ich weiß es nicht einmal privat. Aber ich stolpere noch darüber, was mir gerade seltsam vorkommt.

Stolpern muss man auch wollen, denke ich.

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Währenddessen in den Blogs

Anke schreibt, was alle denken: „Ich weiß nicht, wie ich diesen Eintrag anfangen soll und vermutlich weiß ich auch nicht, wie er aufhören wird. Es fühlt sich falsch, fast frivol an, auf Insta Mahlzeiten zu posten und auf Twitter die Artbots zu retweeten, während nicht wirklich weit von mir weg Menschen in einem Krieg sterben.

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Die beiden wichtigsten Dinge, die eine ukrainische Frau wissen muss, sind: Wie man Borschtsch kocht und Molotow-Cocktails herstellt.“ Sagt Kateryna Yurko. Bis vor wenigen Tagen besaß sie ein Geschäft für Autoteile in Kiew.

Im gleichen Blog: „Die Nachbarin, die Urlaub genommen hat, um sich um Flüchtlinge zu kümmern. Die Kollegin, die für einen Ernstfall die Reisepässe der Familie überprüft hat. Der Freund, der eine WhatsApp-Gruppe gegründet hat, die er laufend mit Infos versorgt, welche Hilfsorganisation mit welcher Adresse hier in Berlin gerade welche Güter dringend braucht.

Gestern Abend auf Twitter die Bilder von den Aktionen im Berliner Hbf, der Empfang für die Geflüchteten aus der Ukraine, all die Menschen, die andere Menschen für eine Nacht oder länger aufnehmen. Ich glaube, in Hamburg gab es noch keine größere Ankunft. Oder ich habe es nicht mitbekommen. Aber das hier gesehen:

Das Wort Liebe aus riesigen Großbuchstaben neben einem Kirchenportal

Auf einem Schild vor einem laden steht Fuck P*T*N

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In Mosbach haben wir Ukrainierinnen getroffen, Mütter und Kinder, die vor dem Krieg geflüchtet sind. Mosbacher haben sie in Breslau in Kleinbusse eingeladen und hierhergebracht. In dem kirchlichen Gemeindezentrum, das zur Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert worden ist, herrscht Chaos, überall Berge von Spenden, Kleider, Schuhe, Lebensmittel. Eine junge Gemeindemitarbeiterin mit familiären Kontakten in die Ukraine berichtet, sie habe am Morgen herumtelefoniert, ob es nicht jemanden gebe, der zwei nahezu neugeborene Zwillinge adoptieren könne, beide Eltern seien bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen.

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Le pire est à venir, ist das Fazit, das Macron nach dem heutigen Telefonat mit Putin zieht. Ich muss sagen, ich bin heute so schockiert von dem, was man von dem Telefonat von Macron mit Putin erfährt, dass es mir schwerfällt, irgendetwas, außer dem Lebensnotwendigen, zu tun. Ich starre auf die Fernsehbilder der Zerstörung in der Ukraine und bin wie gelähmt.

So verbindet sich die Nachrichtenlage, gespiegelt in den Blogs, mit dem unweigerlichen Französischlernen zuhause mit den Söhnen. Le pire est à venir, das Schlimmste kommt noch. Das vielleicht doch mal merken.

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die kriegsängste sind nicht mehr nur diffus, ich verdränge sie bewusst. gestern wurde ein atomkraftwerk beschossen, also da gibt es keine grenzen mehr. ich habe insulin für ein paar monate im haus (brauche sehr wenig, das heißt also nicht so viel) und ein paar vorräte. wird die welt dieses wochenende untergehen oder erst ein bisschen später? ich tippe auf später und nehme nicht alles mit.

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Ich weiß nix, aber wenn ich was wüsste, wäre es auch egal.“ Die Frau Herzbruch in ihrem schicken neuen Blog.

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Die Kunst von Maria Prymachenko.

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Baumelnder Smalltalk

Auf dem großen Schaufenster des Ladens für Deko und Geschenkartikel klebt jetzt ein Peace-Zeichen, blaugelb ist es.

Was noch? Es gibt keine Katastrophe ohne Schulmails, diesmal geht es darin um eine große Friedensdemo. Da gehen die Schülerinnen und Schüler hin, das empfiehlt sogar der Herr Schulsenator, von dem ich nicht erwartet hätte, ihm nach zwei Jahren komplett abwegiger Entscheidungen bezüglich einer anderen Katastrophe noch jemals bei irgendwas Recht geben zu können. Aber gut, blindes Huhn und so. Die Schülerinnen und Schüler müssen vor dem pünktlichen Beitritt zum Protestzug korrekt von den Eltern beim Schulbüro abgemeldet werden, versteht sich. Da muss man allzu naheliegende Scherze über den Nationalcharakter auslassen, schon weil ich eh nicht recht an Nationalcharakter glaube. Egal, hier wird jedenfalls ordentlich demonstriert, und wie sollte es anders gehen, ich weiß es doch auch nicht.

Also sollen sie bloß zum Protest auf die Straße gehen, es ist alles richtig und ich spare mir jeden Hinweis auf „wir sind damals ja noch einfach aus der Schule abgehauen.“ Es ist nicht die Zeit für Huckleberry-Heldengeschichten, und am Ende täuscht eh wieder die Erinnerung. Wer weiß, es ist zu lange her und alles nicht mehr wahr. Außerdem habe ich mir gerade eben zwei weitere Demo-Termine wie beliebige andere To-Dos im digitalen Kalender notiert, 18:00 Rathausmarkt, also bitte.

Ein Alltag findet ansonsten weiterhin statt. Im Discounter die allmähliche Ausweitung der Osterzone, demnächst dann das Bärlauchzeug. Die Bäume auf dem Spielplatz vor meinen Fenstern werden beschnitten, Profikletterer hängen da im Geäst, mit Seilen gesichert. Sie unterhalten sich dabei, während sie stundenlang schnippeln und sägen. Die ganze Zeit unterhalten sie sich, baumelnder Smalltalk in drei, vier, fünf Metern Höhe, direkt unter ihnen die eisernen Spitzen des Zauns. Wie unvorstellbar immer andere Berufe sind.

Die Website der ukrainischen Filiale des Konzerns, für den ich arbeite, sieht währenddessen aus wie immer. Als sei da business as usual in Kiew. So wird es nicht sein.

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Währenddessen in den Blogs

Wie fängt man einen Dreizehnjährigen auf, der schlau genug ist, um sich vorzustellen, dass Berlin ein gutes Ziel wäre, wenn Putin auf die Idee kommt, Mitteleuropa anzugreifen? Mein Kind kommt nachts mit Albträumen zu mir und ich weiß auch keinen Rat.

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Einfach mal keine Ahnung haben. Ich hatte es irgendwo erwähnt, ich fand es am Beispiel von SWIFT besonders absurd. Ein hochkomplexes Nischenthema, von dem die meisten nie etwas gehört haben, nur die Abkürzung gerade mal kennen, aber doch nach zehn Minuten online genug wissen, um klare Forderungen in Großbuchstaben zu stellen. Das finde ich einigermaßen anstrengend.

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Erst durch ihr schlagartiges Verschwinden wird mir die Gewissheit bewusst, in echten Friedenszeiten zu leben, in einer grundsätzlichen Sicherheit, die eine Beschäftigung mit den zentralen Zukunftsproblemen der Welt erlaubte, mit Klimawandel, Armut, Krankheiten. Offensichtlich eine lächerlich naive Illusion.

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Es gibt Suppe, wir kochen solidarisch. Oder hier, da macht man ukrainischen Borschtsch.

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In Ermangelung einer blau-gelben Flagge, die ich wehen lassen könnte, teile ich hier solidarisch mein Alltags-Blau-Gelb.“ Dazu Informationen zur Lage in Frankreich, man beachte auch den Absatz über Coluche.

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Über Kultur und Literatur der Ukraine

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Auch so eine emotionale Unvereinbarkeit: Urlaub planen, Vorfreude empfinden vor dem Hintergrund der Ereignisse; gleichzeitig die Frage, was bis dahin alles geschehen sein wird, wie viel Leid es gegeben hat, wie die Welt dann aussieht.

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In den vergangenen Tagen frage ich meine Freundinnen und Freunde nicht mehr nach der Begrüßung am Telefon, ob sie noch positv sind. Corona ist so unglaublich schnell in den Hintergrund gerückt. Ein Freund sagte heute: „Da dachten wir jetzt die ganze Zeit, die Pandemie würde das Thema dieser Generation. Aber jetzt hat sie mit dem 24. Februar ihren eigenen 11. September.

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Theater von außen, Drogeriemarkt von innen

Ich gehe dauernd durch den Stadtteil. Ich gehe viel, ich bin bewegungshungrig, wie immer, wenn es auf den Frühling zugeht. Ich drehe abends mehrere Runden durch den Hauptbahnhof und durch die Einkaufsstraßen in der Innenstadt und im Stadtteil, ich sehe mir die Menschen an. Ich gehe runter zur Alster, ich streife durchs Revier, durchs kleine Bahnhofsviertel. Ich sehe mir jeden Laternenpfahl an, jede Wand und jeden Stromkasten, immer achte ich auf neue Botschaften, auf Aufkleber, Beschriftungen, Graffiti-Kunst, Plakate, Geschmiere. Die neue Weltlage ist noch nicht an den Wänden hier angekommen, an den Wänden geht es noch um die alten Katastrophen, um das Klima, um den Naturschutz, Corona, Rassismus. Auch Aufkleber mit politischen Botschaften müssen erst gestaltet, bestellt, gedruckt und geliefert werden, Sponti-Kunst und betriebliche Abläufe. Es wird bald etwas kleben, gar keine Frage.

In den Gesprächen geht es um die neue Katastrophe. Ich höre es im Vorbeigehen, man sitzt in den Sonnenstunden jetzt wieder in der Außengastro, auch wenn es von unten im wahrsten Sinne noch arschkalt ist. Ich erlebe das Thema auch, wenn ich jemanden treffe, wenn ich telefoniere, in jeder Begegnung kommt es vor. Hilfsmöglichkeiten, darum geht es ebenfalls. Was man jetzt könnte, was man bald müsste, was man demnächst mal macht. Möglichkeiten durchgehen, Allianzen abchecken, es ist einiges in Vorbereitung. Es wird geholfen werden, daran besteht kein Zweifel. Wer hilft, der tut etwas, wer etwas tut, dem geht es besser, es ist einfach.

Es gibt hier bei den Bäckern nicht so wie anderswo schon Kuchen mit blaugelbem Zuckerguss, ich sehe auch in den Schaufenstern der Läden nichts Neues und keine Botschaften. Nur das Schauspielhaus hat die riesige Werbefläche vorne am Haus komplett blaugelb gefüllt, das Schauspielhaus ist mit so etwas immer schnell. Ich gehe da nicht so gerne rein, die Inszenierungen sind nicht mein Geschmack, aber ich sehe es von außen oft gerne, politisch werden wir uns einig.

Die Leuchttafeln im Bahnhof schalten zwischen Werbebotschaften und Wettermeldungen kurz auf Blaugelb, das auch.

Im Drogeriemarkt fragt die Frau an der Kasse: „Wollen Sie aufrunden für die Ukraine?“, und es klingt fast so routiniert wie die Frage nach der Kundenkarte oder dem Bon, denn das fragt sie seit Stunden schon jede und jeden. Einige Kundinnen schütteln den Kopf, einige sagen zu, einigen runden auch deutlich auf, niemand fragt nach. Dieser Drogeriemarkt hilft oft auf ähnliche Art, hat auch früher schon solche Aktionen gemacht, da vertraut man. Vermutlich passiert etwas in der Art bald auch im Edeka, vermutlich ist die polnische Gemeinde, die hier sehr groß ist, ebenfalls schon überaus aktiv. Ich sehe auf dem Handy nebenbei eine Meldung aus dem Heimatdorf der Herzdame in Nordostwestfalen, dort startet ein LKW mit Hilfsgütern nach Stettin, wo das Material an eine polnische Organisation übergeben und dann Richtung Ukraine weitertransportiert wird.

Im Park Spielplatzszenen, es wird auch da über den Krieg gesprochen und ein kleines Mädchen sagt, mit einer Mischung aus Zorn und Entsetzen im Gesicht: „Da sind doch Kinder!“ Und dann will sie das alles erklärt haben. Der Moment, in dem verstanden wird, dass die Erwachsenen die Welt nicht so gut eingerichtet haben. Seit zigtausend Jahren in jeder Generation, nehme ich an.

Ich bin seit 2015 langsam zum Pessimisten geworden. Mittlerweile bin ich es wohl durch und durch, es war ein längerer Prozess. Es gibt viele Gründe dafür, einer der besten für diese Haltung ist aber: Es ist für Pessimisten viel besser zu ertragen, wenn sie einmal Unrecht haben, wenn sie sich täuschen. Und wie oft habe ich mich im Leben schon getäuscht.

Es ist März. Wir haben immerhin den Februar geschafft, es war wohl der übelste meines Lebens, vielleicht unseres Lebens, das ist eine sachliche Feststellung.

Weitermachen. Und Pessimismus nie mit Verzagtheit verwechseln, das ist wichtig. Früher sprach ich oft vom fröhlichen Fatalismus als Leitmotiv, das trifft es mittlerweile wohl nicht mehr ganz. Ich denke noch über „Verwegenes Weitermachen“ nach. To boldly follow the daily routine. Ja, das könnte er doch sein, der neue Satz, an den ich morgens denken kann, im Vorspann des Tages.

Egal. Jetzt Wäsche aufhängen, dann staubsaugen.

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