Die meisten Menschen haben etwa anderthalb Grundprobleme

Den titelgebenden Satz habe ich in diesem großartigen Filmchen gefunden. Er bezieht sich nicht auf Menschen mit elementaren Grundproblemen, Flucht, Hunger, Krieg etc. Es ist ein Gedanke aus besinnlicheren Zeiten, gedacht in einer Schriftstellerwelt, bezogen auf Textgestaltung. Max Frisch interviewt sich selbst:

So, Hefte raus, Klassenarbeit, unter uns irgendwo schreibenden Menschen: Definieren Sie Ihre anderthalb Grundprobleme im Sinne dieses Interviews. “Alle bekloppt” und “Es ist kompliziert” zählen nicht, die sind bereits vergeben, haha.

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Für die GLS Bank habe ich etwas zu Arbeit & Digitalisierung geschrieben.

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Thomas Feix über die rote Zora. Eines der ersten dicken Bücher, die ich je gelesen habe. Und dem sich beide Söhne hier verweigern. Schlimm.

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Ein Longread über die DSGVO und die Folgen.

Einen Shortread mit mir dabei gibt es in der aktuellen Ausgabe des Magazins Profifoto. Die Frisur auf dem Foto stimmt nicht mehr, ich denke schon seit Monaten, ich brauche mal neue Bilder. Aber man kommt ja zu nix.

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Auf der Straße kommt mir ein junger Mann entgegen, auf seinem T-Shirt steht ganz groß, jedes Wort eine Zeile: “Ehemann. Papa. Beschützer. Held.” Dazu stellen sich natürlich sofort zwei Fragen, nämlich erstens, was ist denn bloß mit den Leuten los, und zweitens, was steht denn bloß auf ihrem T-Shirt? “Therapeutin” vielleicht? Und halt, drittens gibt es auch noch, nämlich möchte man das eigentlich wirklich wissen? Nein.

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Drei Anekdoten. Um mal zurück zu den anderthalb aktuellen politischen Grundproblemen in Europa zu kommen.

Siehe auch: “Die Würde des Menschen ist sehr wohl antastbar geworden, zumindest die Würde derjenigen, die sich Europa vom Hals halten will.”

Und noch ein Blick nach Ungarn, bevor irgendwo gute Laune aufkommt.

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Ich bin dezent urlaubsbedürftig, ich erwähnte es bereits, ich weiß. Die Kollegen wissen es auch und auch sonst jeder in meinem Umfeld. Pardon, nur noch dreieinhalb Wochen. Um mich auf die Nordsee einzustimmen, die wir immerhin kurz besuchen werden, lese ich “Nordfriesland und seine Inseln – ein literarisches Porträt”, herausgegeben von Gregor Gumpert und Ewald Tuca. In dem Buch habe ich eine schöne Stelle gefunden, sie steht in einem Stück von Olaf Schmidt und ist aus seinem Roman “Friesenblut”: ”Außer ihm hielt sich nur ein älteres Paar auf dem oberen Deck auf. Beide trugen Gummistiefel und Friesennerze, obwohl es nicht einmal nieselte. Eingefleischte Föhr-Fans, die seit vierzig Jahren jeden Herbst auf der Insel verbrachten, der Stille und Einsamkeit wegen. Gründe, aus denen man auch Selbstmord begehen konnte.

Aber was soll ich sagen, wir mögen das da. Und egal, wo wir sind, da ist dann eh keine Stille und auch keine Einsamkeit, das bringt dieses Familiending so mit sich. In guten wie in schlechten Zeiten.

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Den Abend habe ich mit Lokalpolitik verbracht, weil man ja nicht nur herummotzen soll, nein, man soll auch mitmachen. Nun leben wir dankenswerter Weise in einem Land, in dem man auch tatsächlich mitmachen kann, das fängt übrigens im vielgeschmähten Elternrat in der Grundschule an. Den finden alle albern und lästig, aber eher man sich versieht, steckt man auch da schon knietief drin, in der Demokratie und ihren Problemen. Die nächste Eskalationsstufe ist dann die Lokalpolitik im Stadtteil, da geht es um die spannende Frage, wo welche Beleuchtung im Park gebaut wird, wer das macht, wer das bezahlt usw., da hängt auch mehr dran, als man zunächst denkt. Da hängen allerdings auch reichlich Nachkommastellen, Unterparagraphen und Verwaltungsabsurditäten dran, das ist gewöhnungsbedürftig und als Controller murmele ich den ganzen Abend: ”Klare Prozesse gehen anders”.

Aber, schon klar, die routinierten alten Häsinnen und Hasen sehen das anders, die werfen auch an so einem Abend mit mehr Abkürzungen um sich, als mir im Job in einer Woche begegnen, und das will wirklich etwas heißen. “Das geben wir an BE, die machen dann das PZ und SL nickt das ab, wie bei LTS27.” Und alle so: “Guter Vorschlag.”

Nun ja. Ich fange erst an. Und die Beleuchtung im Park geht klar.

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Sie können hier Geld in den nur virtuell vorhandenen Hut werfen – ich war schon vier Tage nicht im Garten, ich werde ihm Blumen als Entschuldigung mitbringen müssen.

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Macht mal

The words of the prophets are written on the subway walls and tenement halls. Aber im Stadtteil ist weiterhin weit und breit nichts zu finden, nur kryptische Kürzel, seltsam unfertige Zeichnungen und immergleiche Schmähungen gegen die Polizei, das ist ja nicht so unterhaltsam. Miriam kommt zwar auch weiter vor, wird aber stets nur als Schlampe bezeichnet, kein neuer Content für uns und the words of the prophets sind das wohl auch nicht.

Immerhin ein Aufkleber, unter dem man unterschreiben könnte:

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Apropos Liebe. Nachdem am Sonnabendmorgen hier ein Familienstreit buntester Ausprägung stieg, haben die Herzdame und ich kurzerhand beschlossen, uns zu trennen.

Hier ein Cliffhanger?

Hm …

Nein, doch nicht.

Also nur für zwei Tage, versteht sich. Die Herzdame ist mit Sohn II ins Heimatdorf gefahren, ich bin mit Sohn I hiergeblieben, bei nächster Gelegenheit drehen wir das dann um, versteht sich auch, es soll ja alles ausgeglichen sein. Und wieder haben wir gedacht, wir dumm wir doch sind, das nicht viel öfter zu machen. Es ist alles so dermaßen viel einfacher, wenn man auf einmal nur noch ein Kind und keinen weiteren Abstimmungsbedarf mehr hat, es kommt so herrlich Ruhe rein, Frieden, Entspannung – ein Wundermittel, das nicht einmal etwas kostet. Immer wieder denken wir, das sollten wir öfter machen, es ist gut für die Kinder, die sich wenigstens zwei Tage mal nicht in die Haare kriegen können, es ist gut für uns, weil wir deswegen dann nicht mehr dauernd so angespannt sind. Man erreicht auf einmal ein ganz anderes Niveau, wenn man nicht mehr als Horde auftritt, man kann plötzlich Vorhaben ganz simpel abstimmen, einfach durch zwei Sätze, man kann normal miteinander reden, man kann sogar zivilisiert in ein Restaurant gehen, wie ein durchschnittlicher Erwachsener. Es ist fantastisch. Also zumindest für zwei Tage, danach treten dann andere Probleme auf.

Aber ich weiß schon, was kommt – der Impuls geht im Alltag unter und fällt uns erst in ein paar Wochen wieder ein. Ganz seltsam. Daran ist noch zu arbeiten. Teams zu bilden, das halte ich für eine sehr schlaue Maßnahme im Familienalltag, wir müssen das dringend besser in den Alltag integrieren, zumal wir uns uns auch zwischen Garten und Wohnung sinnig aufteilen und beliebig kombinieren können.

In Kürze fahren die Söhne in ein Zeltlager, fällt mir gerade ein, dann bilden die dort ein Team und die Herzdame und ich hier das andre, das wird auch schön. Und wie gut, dass es nicht andersherum ist, aus dem Zeltalter bin ich gründlich raus. Immer auch über Kleinigkeiten freuen!

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Robert Habeck über Deutschland und seine Revolutionen.

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Wenn Leute nicht über Fußball sprechen, sprechen sie über Politik, da muss man auch schrecklich aufpassen, wo man hingerät, Langeweile ist ja immer noch besser als Ärger.

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Bienen und Mathe.

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Ich habe mit Sohn I dann an diesem Zweier-Wochenende u.a. etwas gemacht, was ich sonst nie mache, ich habe eine Serie geguckt. Und weil es um pädagogisch wertvolle Stunden ging, haben wir sie in der englischen Originalfassung gesehen, mit deutschen Untertiteln. Das war für ihn zwar vermutlich eher Lesetraining als Englischunterricht, da die Serie entgegen meiner Erwartung sprachlich doch eher anspruchsvoll war, aber egal – wir haben Spaß gehabt und ja, ich tatsächlich auch. Spaß mit The Tick, einer xfach ironisch gebrochenen Superheldenserie, da haben sich Drehbuchautoren prächtig amüsiert, keine Frage. Hier eine längere Besprechung, offiziell empfohlen wird die Serie ab 12.

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Der Musiktipp kommt heute nach längerer Pause auch einmal wieder von Sohn I: Alan Walker mit “Faded”. Haben wir also wieder einmal geklärt, was die jungen Leute so hören.

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Sie können hier Geld in den nur virtuell vorhandenen Hut werfen – ich habe den Artikel, in dem ich die Verwendung dieser Summen im Juni detailliert erläutere, bereits in Arbeit. Ein blumenreicher Monat! So schön!

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Leonard Cohen trinkt Superbock

Beim Portugiesen steht – manchmal kommen sie wieder! – Leonard Cohen und trinkt Superbock. Das ist, wenn Sie das nicht kennen, die andere portugiesische Biermarke, also die neben Sagres. Er trinkt es aus einem Glas, das ist bei diesem Portugiesen eher untypisch, aber wenn man Leonard Cohen ist, dann kann man ja auch ruhig etwas auffallen. Er lehnt an einem Stehtisch und guckt, wie andere bestellen, er guckt auch, wie ich gucke. Die Statur passt nicht ganz, er ist zu klein und ein wenig untersetzt, aber die untere Gesichtshälfte, sie ist wirklich verdammt nah dran und Augen und Nase dann erst recht, die Frisur – perfekt. Exakt wie das Original. Er trägt einen schwarzen Anzug, den hätte er auf der Bühne tragen können, nein, den hat er auf der Bühne getragen, in diesem einen Live-Video zu “Take this waltz” damals. Er geht zum Kühlschrank und nimmt sich noch eine Flasche Superbock, er kennt sich da aus, er kommt wohl öfter. Ich komme auch öfter, aber wir sind uns noch nie begegnet.

Als zufallsverwertender Autor gucke ich da brav hin, okay, Leonard Cohen steht also neben mir. Oder eine täuschend echte Kopie von ihm, darauf kommt es ja in der Kernaussage gar nicht an, lasst mich doch mit Euren harten Fakten in Ruhe. Was aber sagt mir das nun, dass er da steht, was sagt mir das, wenn mir das Schicksal einen der besten Songwriter ever an den Nebentisch stellt? Soll ich jetzt auch noch Songs schreiben oder was? Ich kann keine Songs schreiben, so gerne ich auch Zufällen folge. Aber bei aller Liebe, das geht nicht.

Als damals die Neue Deutsche Welle aufkam, dann erzähle ich eben das, gab es für unser Empfinden, also für uns, die wir damals Kinder waren, Songs mit revolutionären Texten. Nicht im politischen Sinne, einfach nur in der Machart. Die waren simpel, lustig, albern, da war auf einmal etwas ganz anderes möglich, es war ein Befreiungsschlag von der Schlagerwelt. Und es gab auf einmal Songs, die klangen pappeinfach. Jeder hätte die machen können, wirklich jeder. Drei Akkorde lernen, so ein Casio-Ding kaufen, irgendein schräges Instrument dazu, was weiß ich, eine Blockflöte, ein Kamm oder so – fertig. Musik war so verlockend wie nie, das kann man aus heutiger Sicht schwer erklären. Alle Türen weit offen.

Wir haben also eine Band gegründet, alle haben damals Bands gegründet. Einer von uns konnte sogar Saxophon! Ich konnte gar nichts, nicht einmal die üblichen drei Akkorde, und für Gesang kam ich auch nicht in Betracht, ganz und gar nicht, das komme ich bis heute nicht, das sagt sogar die Dusche. Ich war aber ganz gut in Deutsch, ich hatte außerdem die Idee, also haben wir beschlossen, ich schreibe die Texte und bin damit der Kopf der Aktion, der Master Mind, das klang auch gut. Das war ein sensationelles Gefühl, es riss uns mit, wir haben uns gleich im Bus zur Schule gegründet und waren, schon allein durch diesen spontanen Gründungsbeschluss, sofort kurz vorm Durchbruch. Solche Zeiten waren das. Wir waren irre aufgeregt.

Ich dachte hektisch über einen Bandnamen und Texte nach, die anderen warteten auf mich. Dummerweise fiel mir nichts ein. Und zwar im Sinne von überhaupt nichts, nada. Weißes Rauschen. Die anderen warteten weiter, wir besprachen im Bus am nächsten Tag schon einmal musikalische Dinge, was denn wohl zu meinen zweifellos witzigen Texten passen würde, was wir mit dem Saxophon alles machen könnten und wie das mit dem Kamm eigentlich geht.

Mir fiel aber leider weiter nichts ein. Ich saß nachmittags am Strand und hatte eine Leere im Kopf, die ich vorher gar nicht für möglich gehalten hätte, das wurde am nächsten Tag nicht anders und am übernächsten auch nicht. Nach zwei Wochen begruben wir die Idee dann einfach wieder, es gab keinen Namen, es gab keine Sogs, es gab keine Texte, mir fiel einfach nichts ein. Keiner aus der Gruppe von damals ist später Musiker geworden, das ist eventuell meine Schuld. Hätte ich einfach nur Silben gereiht, was weiß ich, dadada oder so, wir hätten tatsächlich Erfolg haben können, wirklich, die Zeiten waren so, das glaubt einem ja heute keiner mehr. Aber Songs kann ich nun einmal nicht, ich habe es auf die harte Tour gelernt. Ich proste Leonard Cohen mit meinem Kaffee zu. “Mehr fällt mir gerade zu Dir nicht ein” sage ich, aber ich sage es nicht so, dass er es hören kann.

“Hallelujah”, sagt er und trinkt einen Schluck Superbock. Aber er sagt es nicht so, dass ich es hören kann.

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Sie können hier Geld in den nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ich schreibe dann weiterhin keine Songs, damit ist allen gedient. 

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Es wird geflaggt

Entgegen der Planung, die noch am Morgen gültig war, sind Sohn I und ich nun doch nicht in Nordostwestfalen, dort sind nur Sohn II und die Herzdame, dazu morgen mehr, die Geschichte ist auch interessant. Heute aber etwas anderes. 

Ich fahre am Vormittag mit dem Fahrrad zwischen zwei Regenschauern schnell in den Schrebergarten, ich muss dringend etwas einbuddeln. Beim Einbiegen in den Hauptweg sehe ich in einer Parzelle eine neue Deutschlandfahne über den Gärten wehen, noch nicht vom Sommerwind zerzaust, noch ganz sauber, noch nicht von der Sommerhitze ausgebleicht. Frisch wie aus dem Laden. Vielleicht hängt sie da WM-bedingt, vielleicht hängt sie da, weil viele so etwas wehen lassen, Fahnen sind in Schrebergärten wirklich nicht unüblich. Fahnen für Länder, Bundesländer, Städte, für längst verlorene Landesteile im Osten. Aber auch für ganz andere Länder wehen da manchmal Fahnen, für Länder im Süden und für Länder im Norden, ich erkenne gar nicht alle, ich habe ein, zwei schon gegoogelt. Aber meistens doch: für Deutschland.

Vielleicht weht diese neue Fahne da auch aus dumpfen Patriotismus nahe am rechten Rand, wer kann das auf den ersten Blick schon ahnen. Es ist so eine Sache mit den Klischees, denn nichts kann man auf den ersten Blick ahnen, gar nichts. Und man tut es eben doch.

Für einen Moment ärgert mich auf einmal dieses blöde Klischee, Schrebergarten und Fahnenmast und Nationallatz, meine Güte, mein Leben im Stereotyp, muss das denn unbedingt so sein? Da hat auch noch jemand etwas auf die Fahne geschrieben, ich sehe es, während ich näher komme. Da wird mir erst recht schlecht, sicher so ein deutschnationales Stolzgeschreibsel oder wieder etwas gegen Ausländer, gegen Flüchtlinge, Schwule, was weiß ich, wir leben in schauderhaften Zeiten. Am besten gar nicht mehr hinsehen! Am besten stoisch vorbeiradeln, das Herz und den Blick immer stur links, wo rechts die Fahne weht. Aber das geht ja nicht, die Neugier, die Chronistenpflicht, das Interesse an gesellschaftlichen Fragen und was mich sonst so alles von der Seelenruhe abhält, da kommt mittlerweile etwas zusammen. Und ich bleibe dann sogar noch stehen, weil ich den Satz da oben auf den ersten Blick nicht lesen kann, der verdammte Wind, der für Juni erstaunlich frisch aufbrisende Wind, er spielt mit der Fahne und lässt sie munter turnen und kapriolen. Es dauert etwas, bis er sie endlich einmal gnädig ausrichtet, glatt strafft und die Schrift schön gerade über die Parzellen stellt: “Keine Handbreit den Faschisten” steht da im goldenen Streifen auf der Fahne der Bundesrepublik.

Es ist so eine Sache mit den Klischees.

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Sie können hier Geld in den nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ich kaufe garantiert keinen Fahnenmast davon, nur Pflanzen. Und die auch nicht in schwarz oder rot, nicht einmal in gold.

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Hopplahopp

Kein erholsames Wochenende für uns, wir fahren hopplahop nach Nordostwestfalen, Familiendinge. Habe immerhin verhandelt, dass wir irgendwo an einem Gartencenter vorbeikommen, bin gespannt, ob das klappt. Ich habe jedenfalls einen Masterplan und alle mussten zustimmen, ich bin hier der Familienhorst.

Zeit zum Schreiben wird am Wochenende kaum sein, wie überhaupt die nächsten Wochen schlecht aussehen, es sind die letzten vier Wochen vor dem Urlaub, das kennt man. Wir schaffen es irgendwie nicht, einfach entspannt in den Urlaub zu gehen, wir rotieren uns jedesmal in der Zeit davor knapp in den Wahnsinn, also wir Eltern zumindest, in den Berufen geht in diesen Phasen unweigerlich die Post ab, vermutlich ist das sogar in allen Berufen so. Die Kinder werden einfach nur verrückt, weil das lange Schuljahr endet, weil bei einem sogar die Grundschulzeit endet, das ist normal. Kinder kurz vor den Ferien sind ein sehr spezielles Thema, pädagogisch kann man da alle Hoffnung fahren lassen, aber daran erinnert man sich ja auch selbst noch, an diese letzten Tage in der Schule, die einfach nicht enden wollten, die sich quälend zogen und zogen, graue Stunden in XXL – und draußen vor den Fenstern der Sommer, die Verheißung.

Hier schnell ein paar Links und dann ab auf die Auotbahn.

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Ich habe drüben bei der GLS Bank sehr passend etwas zum Thema Ferienzeit geschrieben.

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Auch ich bin das Volk.

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Das geistige Leben der Bienen.

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Archäologen graben in Woodstock herum. Falls sich jemand gerade noch etwas älter fühlen möchte … ich meine, das war 1969, da war ich schon auf der Welt!

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Ich lese Allan Jenkins: “Wurzeln schlagen”, übersetzt von Christel Dormagen und ich lese es trotz des wirklich potthässlichen Covers. Kein Gartenbuch, wie man zunächst vielleicht denkt, oder zumindest kein gewöhnliches Gartenbuch. Ein Kindheitsbuch – und weit weg von der heiteren Variante. Hier eine ausführliche Rezension. Wobei ich Bücher über Kinderleid nicht gut ab kann, merke ich gerade wieder. Schwierig.

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Sie können hier Geld in den nur virtuell vorhandenen Hut werfen, Sie überaus sympathischer Gutmensch.

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Regen

Die Herzdame, die mit den Fingern im Kirschbaum noch so nett wirkt …

… sie macht mit den Kirschen dann Sachen – Krimi nichts dagegen.

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Ich bin extra im Hamburger Hauptbahnhof Wege gegangen, die ich sonst nie gehe, kaum je besuchte Querverbindungen zwischen U- und S-Bahn,. ich dachte, ich würde da etwas an den Wänden finden. Aber die waren weiß, durchgehend weiß, es ist wirklich etwas schockierend. Was ist hier eigentlich los? Ich würde mittlerweile in Bad Salzuflen oder Timmendorf mehr Vandalismus erwarten als hier im kleinen Bahnhofsviertel, das ist doch seltsam. Nichts Neues von Miriam oder Peer also, schon gar nicht von Elsa, aber die war ja eh out, das hatte wir gestern.

Währenddessen regnet es in Hamburg, nach all den Wüstenwochen fällt er endlich wieder, der gute alte Regen, der Hamburger Regen, der Heimatregen,es ist ein wenig so, als würde man am Fenster stehen und einen alten Freund kommen sehen, wenn man auf die dunklen Wolkenberge sieht. Fußwege erinnern sich, wo sie Pfützen zu bilden haben. Es ist kühl, es regnet und wenn man die Menschen auf den Straßen sieht, dann fällt etwas auf – die Menschen gehen länger als sonst ohne Schirm und Kapuze, sie gehen sogar ohne Jacke, sie gehen einfach im T-Shirt, sie beeilen sich nicht einmal. Sie werden einfach mal nass, sie frieren einfach mal, weil das hier nämlich mittlerweile eine verdammt nette Abwechslung ist. Nass werden und frieren und sich erinnern, das gab es früher öfter, das war hier Alltag. Vor der Hitze.

Ich gehe durch die Straßen und sehe all die Menschen, die nass werden und dabei ganz normal weiterreden, ich sehe an den Häusern hoch und überlege, hinter welchem Fenster Miriam jetzt wohnt. Der Himmel ist grau, ihre Augen würden bei dem Wetter noch dunkler wirken.

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Julia Karnick über Sommerfeste. Eltern kennen das.

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Ein Integrationsbericht

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Der Ohrwurm des Tages kommt von Gilbert O’Sullivan. Lange nicht mehr gehört, aber dann gleich mehrfach.

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Sie können hier Geld in den nur virtuell vorhandenen Hut werfen, dann kaufe ich mehr Stauden mit lilafarbenen Blüten für den Garten. Ich war heute kurz bei Regen dort und sah, dass ich beim Pflanzen richtig lag – lila Blüten vor grauem Himmel. So muss das. Ich habe da eine reich blühende Malve in ganz dunklem Lila, die strahlt bei Regenschauern und bei drängendem Wind eine zerzauste aber entschlossene Dennoch-Schönheit aus – es ist ein Traum. Es wird natürlich eine ganze Weile dauern, bis da alles üppig und lila blüht, vielleicht dauert es auch drei Jahre, aber es wird sich hoffentlich lohnen. Oder Mohn in einem hellen Lila, der hat sich selbst ausgesät, im letzten Jahr war er noch nicht da. Da vor der Blüte stehen und wissen -die hält keine halbe Stunde mehr, die macht der Regen jetzt fertig und der Wind gibt ihr den Rest, der wüste Nordwest. Aber ich habe sie gesehen. Hat doch was.

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Neues von Miriam

Sven fragt nach den guten Nachrichten. Ich sehe an den Wänden der Häuser im Stadtteil nach, das mache ich gerade immer so; da steht “Elsa ist out”, das hilft uns nicht weiter. Ferner steht da “Miriam P. ist eine Schlampe”, wobei der Nachname voll ausgeschrieben wurde, aus Datenschutzgründen wird der hier aber selbstverständlich nicht wiedergegeben, es ist in Wahrheit auch kein P., so viel Diskretion muss schon sein. Die Erkenntnis zu Miriam P. hat jemand an die Wand der Technischen Fachhochschule geschrieben und zwar mehrfach, fünfmal, zehnmal, immer wieder, die Schrift wirkt hektisch, das war ein Getriebener. Und das mit Miriam kann er jetzt auch vergessen, so viel steht wohl fest. Keine guten Nachrichten.

Habe ich übrigens schon erzählt, wie ich mal eine Miriam ins Leben gerufen habe? Das war kurz bevor ich endgültig gar nicht mehr dazu kam, Geschichten zu schreiben, also “richtige” Kurzgeschichten meine ich, damals hatte ich in Wahrheit nicht nur Mühe, überhaupt noch ausreichend Zeit zum Schreiben zu finden, damals wurde es mir auch entschieden zu magisch. Ich schrieb gerade an einer Geschichte, eigentlich an einem Romankapitel, aber das war in diesem Fall austauschbar. Und alles, was ich schrieb, begegnete mir tatsächlich, angefangen bei dieser Miriam. Miriam ist dann später im Manuskript eine andere geworden, es ist die, die man jetzt in der Geschichte “Alles kann übers Meer kommen” findet. Das ist die letzte Geschichte gewesen, die ich geschrieben habe, mit der habe ich dann wenigstens einen Preis gewonnen, im Grunde war das ein schöner Abschluss, fällt mir gerade erst auf. Lange Leitung, Herr Buddenbohm, ganz lange Leitung!

Im ersten Entwurf zu dieser Geschichte ist mir Miriam viel zu dominant geraten, zu wütend ohne Grund, zu übergriffig, zu psycho, ich kam erst nach einer Weile darauf, welche unselige Erinnerung ich da verarbeitet habe, und die wollte ich doch gar nicht verarbeiten. Ich habe Miriam auf einer Seite genau beschrieben, ihre schwarzen, langen Haare, ihren stets grundlos drohend wirkenden Blick, sie trug in dieser Szene einen seltsam unmodernen und etwas zu groß geratenen Mantel, dicker Tweed wie aus den dreißiger Jahren, ein Mantel, um darin zu versinken, eine Rüstung. Das habe ich alles wieder gestrichen, das wollte ich so nicht.

Am Abend dieser Überarbeitung fuhr ich S-Bahn und eine Frau setzte sich neben mich. Lange schwarze Haare, sie trug einen seltsam unmodernen und etwas zu groß geratenen Mantel, dicker Tweed wie aus den Dreißiger Jahren, eine Rüstung. Sie setzte sich hin und sah mich an, ein seltsam bedrohlich wirkender Blick, ernst und lang. Dann sah sie aus dem Fenster und wirkte empört. Es gibt Menschen, und das sind gar nicht viele, die können Empörung so dermaßen heftig ausstrahlen, dass man es schon auf zehn, zwanzig Meter fühlt und dabei aber gar nicht benennen kann, woran man das eigentlich merkt, man ist in ihrer Nähe und hat sofort Schuld. Pauschal. So eine war Miriam. Ein schwieriger Mensch.

Und es ist ja so, wenn man Autor ist und etwas in der Art erlebt – man schreibt am nächsten Tag nicht mehr unbefangen weiter. Denn was macht diese Miriam jetzt da draußen in der Wirklichkeit? An der Frage kommt man einfach nicht vorbei. Wird sie jetzt nicht noch wütender, so ohne Geschichte, aus der sie ohne Gnade gefallen ist, bevor sie auch nur richtig losging? Muss man andere vor ihr warnen oder was? Und Jahre später findet man dann einen Satz an einer Wand und denkt sich so: “Miriam. Ich habe da einen Verdacht.”

Das ging aber damals noch so weiter. Ich habe kurz darauf eine Büroszene beschrieben, eine ziemlich unwahrscheinliche und etwas klamaukhafte Szene, weit am Alltag vorbei, aber unerläßlich für die Handlung, denn meine Hauptfigur brauchte einen gewissen Schubs. Mich rief dann kurz darauf ein Kollege aus unserem Büro in München an: “Du wirst nicht glauben, was hier gerade passiert ist …” Da habe ich dann ernsthaft darüber nachgedacht, ob es nicht vielleicht sinnvoll wäre, viel, viel vorsichtiger zu schreiben.

Schließlich habe ich noch der männlichen Hauptfigur zu einem Aussehen verholfen, zu einer Figur, einer Frisur, einem Gesicht und einer Haltung, nur bei der Kleidung, da war ich mir nicht ganz sicher, da überlegte ich lange drauf herum. Aber kein Problem, er stieg dann in den Bus, mit dem ich nachmittags fuhr, setzte sich vier Reihen weiter vorne hin – und winkte mir freundlich zu, wobei er sich ans Revers seines Jacketts fasste, als wollte er sagen: “Guck mal, gerade gekauft.” Ich hätte jeden Eid abgelegt, diesen Mann nie vorher gesehen zu haben, also außer in meiner Story natürlich. Ich habe nicht zurück gewunken, ich bin ausgestiegen. Aus dem Bus und aus der Geschichte.

Und seit diesem Vorfall, er ist schon bald ein Jahr her, kann ich mich nicht entscheiden. mit welcher Szene ich bloß jemals weitermachen soll. Das will verdammt gut überlegt sein, glaube ich.

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Sie können hier Geld in den nur virtuell vorhandenen Hut werfen, dann grabe ich mich weiter durch den Garten, bis das ein richtig toller Platz zum Schreiben wird. Und dann suche ich mir neue Ausreden.

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Des Holzes Hüter

Ich habe drüben bei der GLS Bank Links zum Thema Konsum, Regeln und Erlösung gepostet. Ja, drollige Mischung.

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Gestern hat das Teilen eines Youtube-Video nicht geklappt, wenn das heute auch so ist, dann werfe ich diesen Absatz gleich wieder raus. Aber zum Thema Erlösung bitte ich – hoffentlich erfolgreich! – um 5 Minuten Gehör für den verehrten Großmeister Georg Kreisler: Du hast ja noch Dein Grab. Sehr feiner Text.

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Und mehr Schreibzeit ist heute auch nicht. Ein hektischer Tag, ganz furchtbar. Ich habe auf Verlangen von Sohn II nach seinem Schulschluss größere Mengen Holz durch die Gegend getragen, dessen Verwendungszweck mir nicht klar war, ich wollte ihn immer fragen, wozu denn nun das Holz und gleich so viel und so groß und wohin eigentlich – aber es war so irre kompliziert, den Verlauf des Nachmittages mit ihm und seine Freund zu klären, wir kamen von der Frage nach dem Holz immer weiter ab und verstiegen uns in aberwitzige Termindiskussionen und Date-Optionen, wer wann mit wem und wo und so, die Herzdame war dabei per Handy zugeschaltet, das war vermutlich schon sketchreif, wie wir da lange und lösungslos diskutierten, während ich immer weiter wie der alte Holzmichel (jaaaa …), also man gerät aber auch in Szenen, so als Vater! Furchtbar.

Und nein, ich weiß es im Grunde immer noch nicht, aber das Holz steht jetzt jedenfalls vor unserer Wohnungstür und es ist mir eigentlich auch völlig egal, wozu es ist, ich kann mich auch nicht mit jedem Details dieses Familienalltags hier befassen, wo komme ich denn da hin, er kann doch selber sehen, was er mit seinem Holz anfängt, also Sohn II meine ich, der ist immerhin schon ziemlich groß, der Autor macht an dieser Stelle fuchtelnde Anglergesten. Soll ich denn seines Holzes Hüter sein?

Ich war damit aber jedenfalls zwischendurch auf einem Termin, was sollte ich auch machen, ich konnte es ja schlecht an der nächstbesten Ampel liegenlassen, das ist hier immerhin eine halbwegs gepflegte Großstadt, da legt man keine Holzstapel einfach so im öffentlichen Raum ab, wenn man nicht gerade im Tiefbau beschäftigt ist und Kanalbaustellen verschalt, was mir aber keiner abnimmt, ich sehe einfach zu sehr nach Büro aus. Auf einem Termin war ich also, wo mich erwachsene Menschen fragten, was ich denn mit dem ganzen Holz da unter meinem Arm wolle und ich sagte wahrheitsgemäß und etwas überrascht, denn ich hatte es schon verdrängt, dass da dieses ganze Holz unter meinem Arm klemmte, Verdrängung kann ich ganz gut: “Keine Ahnung, wozu das Holz ist, ich trage es nur durch die Gegend.”

Und dann guckten wieder alle ganz komisch und ich glaube, ich möchte jetzt irgendwo auf den Arm. Aber nicht bei der Herzdame, denn die würde dabei vermutlich wieder über Termine reden wollen.

So ein Tag war das. Schlimm.

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Sie können hier Geld in den nur virtuell vorhandenen Hut werfen, dann mache ich Termine mit dem Garten und mit einzubuddelnden Pflanzen. Das sind die allerbesten Termine.

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Herzen und Schach

Am Morgen habe ich diesen Satz auf Twitter und FB gepostet und ganz unerwartet viele Reaktionen erhalten, quasi dramatisch viele. Ich möchte fast sagen, wir haben ein massives Sommerfestproblem im Sendegebiet, die Unzufriedenheit ist groß, das bewegt also “die Leute da draußen” wirklich, nein, in diesem Kontext müsste man eher sagen “die kleinen Eltern auf der Straße”. Endlich ein drängendes Problem, das wir lösen müssen, also politisch lösen müssen, versteht sich, wir haben nämlich sonst keine politischen Probleme in diesem Land, wie ein flüchtiger Blick in die Nachrichten lehrt, in denen ältere Männer aus einem gewissen Freistaat unrund laufen, warum auch immer, nachvollziehen kann das eh längst keiner mehr. Ältere Männer, die sich eigentlich beruflich um große und größte Probleme kümmern sollten. Na, das ist nur ein Vorschlag von mir, grob angedacht. Details dann später, beim Sommerfest.

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In Wandsbek hat jemand “Liebe” auf eine kleine freie Stelle einer Plakatwand in der U-Bahn-Station Wandsbek-Markt geschrieben und drumherum viele Herzchen gemalt. Mit schwarzem Filzstift. Wenn das eine politische Forderung ist – bin sofort dabei. In St. Georg dagegen liest man das hier:

Und mein innerer Drehbuchautor denkt natürlich in Wahrheit nicht an Politik, der denkt sich die beiden wieder zusammen. Da haben sich zwei gerade erst kennengelernt und vielleicht ein, zwei Nächte miteinander verbracht, der eine voll im Rausch, der steigt Wandsbek Markt aus und schreibt also “Liebe” an die Wand, mit diesem unabwendbar leicht debilen Grinsen der Frischverliebten im Gesicht, der andere, es sind diesmal zwei Männer, warum auch nicht, der merkt schon, dass das von seinem Herzen vielleicht nicht gerade der besten Schachzug aller Zeiten war, mit dem leicht verrückten Typen da, aber Herzen und Schach, herrje. Desaster Hilfsausdruck. Und er schreibt das also lächelnd an die Wand, why did I fall in love with you, mit so einem Lächeln, in dem der Schmerz schon ganz leicht anklingt, der Schmerz, der garantiert bald kommen wird, er weiß das, und gute Schauspieler kriegen das auch hin, die legen das einfach so in einen Gesichtsausdruck, warum auch nicht, die machen das ja beruflich. Ich gucke allerdings gar keine Filme, deswegen fallen mir leider keine passenden Schauspielernamen ein, denken Sie sich halt selber einen. Sie gucken doch alle dauernd Filme, gucken Sie nicht? Ebent.

Und dann, in einem ganz schnellen Zusammenschnitt, sieht man noch gerade eben, wie beide ihre Eddingstifte synchron wieder wegstecken und weitergehen, der eine durchs nächtliche Wandsbek, der andere durchs nächtliche St. Georg. Die nächste Szene spielt dann auf einmal zwei Jahre später, aber das merkt man erst nach einer Dialogminute.

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Der Tweet ganz oben liest sich zwar wie ein Scherz, ist aber tatsächlich keiner, weswegen in dieser Woche hier etwas weniger Text als sonst erscheinen könnte. Ich laufe eben dauernd hin und her, dabei schreibt es sich so schlecht. Pardon.

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Sie können hier Geld in den nur virtuell vorhandenen Hut werfen, dann fahre ich am Wochenende in ein Gartencenter und widme mich der Liebe zu den Pflanzen. Auch schön. 

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Hartpuckern

Das Ihnen vielleicht nicht geläufige Wort in der Überschrift ist das plattdeutsche Wort des Jahres, bitte sehr, hier. Wieder was gelernt! Wenn man es als Verb liest, es könnte auf den ersten Blick auch etwas mit Eishockey zu tun haben, nicht wahr? Eine besonders ruppige Spielweise vielleicht, die gegnerische Mannschaft hat übel hart gepuckert. Und dabei ist doch Hartpuckern so ein schönes Gefühl, wenn es korrekt ausgelöst wird.

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Gleich noch mehr Weiterbildung: Wie Regenwürmer essen. Man kann ja nicht alles wissen. Vielleicht habe ich damals auch ein paar Bände “Was ist was” ausgelassen, so etwas rächt sich.

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Für die GLS Bank habe ich Links zum Thema Kinderarbeit zusammengestellt.

Und wenn wir schon bei Kindern sind – ich finde es ja einigermaßen entmutigend und zermürbend, nein niederschmetterend, dass die Menschheit es ist ein paar tausend Jahren Kulturgeschichte nicht auf die Reihe gekriegt hat, dass so etwas hier generell einfach nicht in Ordnung ist. Niemals und nirgendwo, unter keinen Umständen. Und wenn man dann noch die Begründungen liest – dass man mit so etwas überhaupt noch oder schon wieder durchkommt! Dass man das in einem Staat wie den USA nicht mal eben wegklagen kann, dass die Öffentlichkeit es einfach aushält, dass es so etwas gibt. Grauenvoll.

Nun ja. Der Traum ist aus, hm?

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Ich habe ein neues Montagsproblem, das ein schönes Beispiel dafür ist, wie sich ein Vorteil in einen Nachteil verkehren kann. Seit ich nämlich am Wochenende mehr oder weniger komplett offline und im Garten bin, fühlen sich diese Wochenenden erstaunlich nach Urlaub an, obwohl ich da doch die ganze Zeit arbeite wie ein Irrer. Aber ich bin so weit weg vom Büro, von bezahlter Arbeit, von jedem Computer, von Nachrichten, fast von allem, sagen wir ruhig, es ist Urlaub. Erholung pur ist das also, trotz erheblicher körperlicher Belastung, aber da gab es ja neulich gerade eine schlaue Studie, die noch einmal neu erwiesen hat, dass körperliche Belastung total super und gesundheitsfördernd ist, wenn man sie sich denn freiwillig sucht. Und übrigens nur dann. Vorsicht also bei der Berufswahl! Der Nachteil an diesen Urlaubswochenenden ist jedenfalls, wenn ich am Montagmorgen aufwache, fühle ich mich nach einem ganz gewöhnlichen und handelsüblichen Zweitagewochenende mitten im Jahr jetzt auf einmal wie andere nach drei Wochen Club-Urlaub auf einer Südseeinsel. Genauso schlecht gelaunt, unwillig, unvorbereitet, vom Alltag beleidigt, schon der Wecker, den ich sonst gar nicht brauche, ist eine unfassbare Zumutung, was erlauben Umstände? Wieso, um Gottes Willen, muss ich da jetzt hin? Es ist tatsächlich ein wenig belastend. Man hat aber auch Probleme!

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Überhaupt, das Garten-Update: Wir kommen der Laube, so wie wir sie uns vorstellen, was eine sehr diplomatische Ausdrucksweise für “Die Herzdame will das so” ist, allmählich etwas näher:

Unsere Arbeitsteilung hat sich dabei bisher bewährt, wir teilen ja fast den ganzen Alltag so auf, dass wir uns nicht oder möglichst wenig abstimmen müssen. So auch im Garten, sie innen, ich außen, das ist einfach, das kann sich jeder merken, da läuft man sich nur zufällig über den Weg, das ist beziehungsfreundlich und im Gesamtergebnis ein Knaller. Finden wir jedenfalls.

Sohn II hilft weiterhin oft im Außenbereich, hier beim Bau einer Bank aus Holzresten, wir cyceln nämlich up, wir Überzeugungstäter.

Und es gibt neue Ernten, hier etwa eine ungewohnt stachelige Freilandgurke. Etwas süßer als die gewohnten Salatgurken, sehr gutes Zeug.

Der größte Knaller bleiben aber weiterhin die Zuckererbsen. Heute haben wir zwar auch die ersten Kartoffeln geerntet, gerade genug für ein Abendessen, die waren auch gut – aber geschmacklich sind die Zuckererbsen bisher klar der Jahressieger, da gibt es nichts.

Demnächst reif und also bald im Topf: Dicke Bohnen. Die habe ich zum letzten Mal vor zig Jahren gegessen, das ist auch spannend.

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Sie können hier Geld in den nur virtuell vorhandenen Hut werfen, dann werden die nächsten drei Meter Staudenbeet, die ich an diesem Wochenende mühsamst freigelegt habe, nachdem sie jahrelang von den Vorpächtern ignoriert wurden, mit frischem Blühzeug eingedeckt. Danke!

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