Kleine Jahresfortschrittsmeldung

Die Republik, die schon lange im Sterben gelegen hatte, war endlich tot. Sie war daran gestorben, dass die bürgerliche Mitte sich den Gesprächsstoff vom Feinde hatte diktieren lassen und die Sozialdemokratie mit der bürgerlichen Mitte über die Argumente des Feindes debattierte.

Alfred Andersch in „Die Kirschen der Freiheit“, seinem Desertations-Buch, über die Ereignisse 1933. Heute ist sein Geburtstag, sehe ich gerade, beim WDR gibt es ein Zeitzeichen über ihn, 15 Minuten.

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Ein Nachtrag zum letzten Text: Giardino wies auf Mastodon darauf hin, dass es eine Untersuchung über das Artensterben in der Literatur gibt, siehe hier, dort wird ein Rückgang der spezifischen Bezeichnungen für Arten sogar schon ab 1835 feststellbar.

Der erste bekannte deutsche Roman mit einem Umweltthema ist übrigens meines Wissens „Pfisters Mühle“ von Wilhelm Raabe, aus den Achtzigern des vorletzten Jahrhunderts. Das ist allerdings nur dekoratives Quizwissen, ich habe das Buch nicht gelesen, nur vorgemerkt.

Freundliche zehn Grad am Morgen, sanfter Nieselregen auf den Dachfenstern. Es singen um fünf Uhr Kohlmeise, Rotkehlchen und Zaunkönig unten auf dem Spielplatz, eine Rabenkrähe krächzt äußerst unfreundlich dazwischen, als würde sie dringend noch etwas schlafen wollen. Nicht nur über den Benennungszauber schreiben, ihn auch vornehmen. Vor dem Fenster sehe ich später in der Dämmerung kahle Linden, eine grünbemooste Eiche, eine Platane, eine Mirabelle, einen Holunder, einen verirrten Bambus, Blauregen, Efeu, Zierkirsche, Weißdorn und Flieder. Viel Natur für die Mitte der Millionenstadt. Wir könnten auch steiniger wohnen, mit Blick auf Beton und Mauern. Die meisten hier in der Nähe wohnen sogar so, und vielleicht stört es sie nicht einmal.

Um den Kirchturm kreisen immer wieder zwei Möwen, die sich entweder spielerisch jagen oder ernsthaft verprügeln wollen, das kann ich nicht erkennen. Wie ich auch die Art der beiden Vögel nicht bestimmen kann, obwohl ich die Merkmale schon mehrmals nachgeschlagen habe. Ich habe bei Möwen eine seltsame und leider dauerhafte Lernsperre. Es sind jedenfalls keine Lachmöwen, das Ausschlussverfahren geht.

Eine Jahresfortschrittsmeldung am Rande: Im Drogeriemarkt stehen nun wieder die beiden Drehständer mit den Saatguttütchen für Radieschen, Salat, Bohnen etc. Sie sind noch dicht bepackt, übervoll, davon kauft jetzt noch niemand etwas.

Und in die Bildsprache der Onlinewerbung mischen sich zunehmend rote Herzchen und rosafarbene Hintergründe, der Valentinstag naht.

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Heute ansonsten Demokratie an der Basis gelebt, es gab die Jahreshauptversammlung im Schrebergarten. Gar nicht als Scherz gemeint, denn Demokratie fängt tatsächlich da an, wo man sie gerne belächelt, siehe auch Elternabende. Zwei Spiegelungen fallen mir auf, das Große im Kleinen: Zum einen ist die Demokratie auch hier anstrengend und erfordert Sitzfleisch, Geduld, das Aushalten anderer Meinungen, Kompromisse und die bemerkenswerten Leistungen von Menschen, die sich tief, tief ins Kleingedruckte wagen. Das zieht sich durch alle Ebenen so durch. Zum anderen zeigt sich auch in deutschen Kleingärtenvereinen die Bilanz der letzten Jahrzehnte, in denen man die Infrastruktur nicht oder doch im Rückblick zu wenig gepflegt hat. Es ist überall ähnlich: Die Substanz bröckelt, sei es nun bei Autobahnbrücken, bei Bahnhöfen, Schulgebäuden oder nur bei den mittlerweile uralten Wasserleitungen zwischen den Parzellen.

Es wurde lange gespart, und es war nicht gut so.

Im Tagesbild angeschmuddelte Lampions weit jenseits ihrer Buntheit, außerdem tropfnasse Lichterketten. Februarfröhlichkeit.

Angeschmuddelte Lampions weit jenseits ihrer Buntheit und tropfnasse Lichterketten hängen im Garten

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Wir haben ein Ziel

Das Gute am Februar ist bekanntlich, dass danach der März kommt, wir haben also ein Ziel, ein Ziel, wir können wieder strebsam und vorwärts leben.

Sehr belebend und passend fand ich eine Radiosendung bei Deutschlandfunk Kultur mit Yulia Kosyakova, Professorin für den Forschungsbereich Migration in Bamberg: „Schwierige Angänge in Deutschland“. Was für ein Lebenslauf, was für eine Lebenshaltung, welche Gestaltungskraft, mich hat das beeindruckt. Man erwartet nicht mehr unbedingt, dass man nach einer Sendung über Migration ohne schwere Verstimmung durchkommt, aber es geht doch.

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Gelesen: Weitere Erzählungen von Alfred Andersch, „Geister und Leute – zehn Geschichten.“ Am Wochenende mehr Andersch besorgen.

Außerdem: „Gedankenspiele über die Wahrheit“ von Clemens J. Setz. Das Buch hat den bescheidenen Umfang eines etwas längeren und überaschenderweise als gebundenes Buch erschienenen Blogeintrags, ist aber für die nur etwa dreißig Leseminuten, die man dafür braucht, informativ und unterhaltsam. Die Beweisführung, warum nicht stimmende Geschichten auch wahr sein können, sie ist durchaus gelungen.

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Und im Deutschlandfunk gibt es eine Sendung über Apps zur Naturerkennung (28 Min), in der Reihe „KI verstehen“. Die vorgestellten Apps nutze ich auch, und da die Vögel schon deutlich mehr singen und draußen bald auch wieder etwas wächst, nutze ich die Gelegenheit, den Umgang mit diesen Apps noch einmal nachdrücklich zu empfehlen. Man lernt etwas, und manches fällt einem auch wieder ein, weil man einige Bäume oder Büsche oder Blumen vielleicht schon einmal besser gekannt hat, weil man schon einmal per Du mit ihnen war, in einer anderen Lebensphase vielleicht, und sei es als Kind.

Es macht die Welt jedenfalls reicher, wenn man mehr von ihr erkennt; es ist ein leicht nachzuvollziehender Benennungszauber, den man da ausübt, denn was man anspricht, das wird wahrnehmbar, gewinnt Persönlichkeit und blättert sich auf, selbst im Straßenbegleitgrün

Man könnte, also wenn man denn die technischen Möglichkeiten und die Zeit hätte, die Erwähnung von Arten in deutschen Romanen und Erzählungen auch durchzählen, gruppiert nach Jahrzehnten, und was für eine mit Sicherheit steil abfallende Kurve wäre das seit der Nachkriegszeit. Bei der Kaschnitz, ich sehe es in ihren autobiographischen Schriften, wird dieses Abnehmen der Naturschilderungen und -kenntnisse bereits in den Sechzigern registriert, vermutlich ist es das Jahrzehnt mit dem Knick.

Wie uns dabei Selbstverständlichkeiten abhandengekommen sind.

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Am Sonntag steht überhaupt kein Termin im Kalender, sehe ich am Morgen. Der erste Gedanke ist aber keine Freude, sondern vielmehr die nagende Frage, was ich da wohl vergessen haben könnte.

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Im Bild das Ufer der Bille in der Nähe unseres Gartens.

Und es kämmt ein sanfter Wind das grüne Haar der TrauerweidenHörst du auch die Stimme, dieses Raunen überm Fluss?“

Hannes Wader sang das, damals, in dem Lied „Am Fluss.“

Eine Trauerweide am Ufer der Bille, darunter ein festgemachtes Tretboot.

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Vielbeschäftigte Tage

Vielbeschäftigte Tage, noch so eine randvolle Woche, warum liegen hier überall T-Dos herum. Ich fahre zwischen zwei Berufen durch die Stadt, mit der S-Bahn und dem Bus zur Rush-Hour und merke dabei auch, was für ein Glück ich habe, dass ich das nicht dauernd machen muss, denn wie anstrengend ist das denn. Sich in die rappelvolle Bahn quetschen, sich in den überfüllten Bus drängen, eine Treppe in der hastenden Masse hinuntergeschoben werden, über einen Zebrastreifen zwischen zwei Verkehrsmitteln in einer stürmenden Horde hasten, meine Güte. Ich vergesse in meinem regulären und eher leichtgängigen Home-Office-Betrieb schnell, wie ausgesprochen anstrengend die Alternative sein kann.

In diesem Home-Office ist allerdings zwischendurch das Internet komplett weg und vor der Haustür wird gerade gebaggert, das ist kein schönes Zusammentreffen, da hat man gleich so einen Verdacht. Und es sind doch ausgesprochen eilige Dinge zu erledigen. Ich raffe also Notebook und Zubehör zusammen und gehe mal eben ins Office-Office. Und auch das ist natürlich ausgesprochenes Glück in einer Großstadt, dass ich da eben hingehen oder schnell nur eine Station mit der Bahn fahren kann.

Am Nachmittag bitte ich eine Projektpartnerin, mir ein Buch aus einem Regal zu reichen, neben dem sie steht, und sie antwortet mit einer so deutlich privilegierten und für mich auch sympathisch heimatlich klingenden Verneinung, dass ich mich noch tagelang darüber freuen werde: „Nein, ich kann gerade nicht, ich habe Marzipan an den Fingern.“

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In der Bücherei die Jahresgebühr bezahlt, und wie gerne.

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Gehört: Noch passend zum Holocaust-Gedenken ein empfehlenswertes Zeitzeichen (15 Minuten) über Theodor Heuss: „Wir haben von den Dingen gewusst.

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Und noch ein Hinweis für den Freundeskreis Fotografie: Die Kaltmamsell beschäftigt sich mit August Sander. Falls Sie noch nie einen Bildband mit seinen Aufnahmen durchgeblättert haben, ich möchte empfehlen, das nachzuholen. Etwa in einer Bücherei, natürlich nach Zahlung der Jahresgebühr.

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Im Tagesbild Gefühlsüberschwang, vielleicht schon ausgelöst durch die milden Temperaturen. Es bricht aus den Leuten heraus, voll auf Liebe programmiert.

Ein Graffiti an einer Hauswand "Pfannkuchen" als ziemlich großgeschriebenes Wort, darunter ein Herz.

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Man hört Vögel

Auf dem Weg zur Demo neulich fiel mir in der Innenstadt auf, dass ich etliche Geschäfte nicht mehr kenne. Nicht nur als von mir betretenen Laden nicht, sondern auch als Marke nicht, so dass ich manche Geschäfte im schnellen Vorbeigehen also gar nicht verstehe. Das wird teils selbstverständlich daran liegen, dass ich aus allen relevanten Zielgruppen herausaltere, vielleicht abgesehen von Sanitätshäusern, teils aber auch daran, dass immer obskurere Marken die Innenstädte besiedeln, in denen andere, bekanntere Mieter nicht mehr gefunden werden, in denen immer öfter nur versuchs- und phasenweise Kundinnen angelockt werden, die tatsächlich noch offline etwas kaufen oder wenigstens kaufen könnten. Läden, die nur ein Jahr oder noch kürzer geöffnet bleiben, sie sind längst keine seltsame Ausnahme mehr. Serielle Vermietungen.

Damit verschwindet aber auch ein bestimmtes Stadtgefühl, das früher doch stark mit einzelnen Geschäften verbunden war. Ein einfaches und nostalgisch stimmendes Beispiel wäre etwa Brinkmann für Hamburg. Das kannten alle, da waren auch alle schon einmal drin, da konnte man sich vor der Tür treffen und es gab keine Nachfragen: „Wo ist das denn?“ Läden wie Landmarken, sie werden seltener. Nun trifft man sich nicht mehr vor Kaufhof, sondern da, wo einmal Kaufhof drin war, wo Karstadt-Sport drin war und heute aber dieses Dings ist, wo Esprit neulich noch drin war oder was war es gleich, wo das alte C&A stand, und ich glaube, ich gehe im Kopf allmählich immer mehr zu Straßen über und von den Geschäften weg, wenn ich mich in der Stadt orientiere. „Wir treffen uns vor Fielmann.“ „Wo ist denn noch ein Fielmann?“ „Wo an der Ecke die Sparkasse war.“

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In den Timelines weitere Frühjahrsverlautbarungen, man zeigt sich Schneeglöckchen- und Krokusbilder, man hört Vögel und fühlt dies und das. Ich sehe im Stadtteil schon den ersten Laden mit hasenreicher Osterdeko und im Wetterbericht wird mit einem roten Ausrufezeichen vor starkem Haselpollenflug gewarnt.

Wir blättern Kalender um.

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Die Kaschnitz zitiert im Tagebuch Italo Svevo: „In meinem albernen Leben begreife ich nicht, wie mir so etwas Ernsthaftes wie das Altern begegnen kann.“

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Es gibt neue Musik von Mark Knopfler.


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Im Bild der leuchtende Schriftzug „die eigene Geschichte“ an der Außenwand des alten Teils der Kunsthalle, zu den Gleisen hin, die zum Hauptbahnhof führen.

"Die eigene Geschichte" - eine gelbleuchtende Schriftinstallation an der Hamburger Kunsthalle

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Umfassende Ordnungsbestrebungen

Die Herzdame erweitert ihre mittlerweile umfassenden Ordnungsbestrebungen von der Ablage und den unseligen Papierstapeln auf die Medikamente und dann auch noch auf weiteres Zeug, vermutlich auch auf die vollgekramten Schränke allgemein, und ich werde, um da überhaupt noch mithalten zu können, mich demnächst dem Kühlschrank zuwenden. Der verdient ohnehin wieder eine genauere Betrachtung, gar keine Frage, es ist Zeit. Entschlossen die Kühlschranktür öffnen mit dem Marienhoflied auf den Lippen: Es wird viel passieren. Und dann kann sich die abgelaufene Fischsauce ganz hinten aber, haha, warm anziehen.

Dann noch die Küchenschränke, so geht es mit dem Aufräumtrieb durch die ersten Monate, so ziehen wir sortierend durch das Haushaltsrevier. Ab März gibt es sicher im Garten etwas zu tun, dann haben wir für so etwas ohnehin keine Zeit mehr, und März ist gleich. Bis dahin muss das Nest in Ordnung sein und bis zum Herbst auch so bleiben. Ja, mach nur einen Plan.

Im Bildungsteil des Tages höre ich äußerst passend zu unseren Bemühungen eine Sendung über den Natursortierer Carl von Linné: Ordnung in die Natur! (25 Minuten) Er hat, und es ist so eine niedliche Form, überbordende Aggressionen auszuleben, besonders unscheinbare Pflanzen nach seinen Kritikern benannt.

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Gelesen: Drei Erzählungen von Alfred Andersch, erschienen unter dem Titel „Ein Liebhaber des Halbschattens“, was auch ein schöner Titel ist. Und worinnen besonders die erste und titelgebende Geschichte eine sehr gute und empfehlenswerte ist. Ein hervorragendes Zugfahrbuch für die Mittelstrecke wäre es wohl, besonders durch Mecklenburg und Brandenburg. Allerdings reicht es, wenn ich es recht bedenke, vermutlich nicht einmal für Hamburg-Berlin, es ist doch schmal.

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Noch einmal ein kurzes Zwischen-Update zu den sozialen Medien, ich mache das alle paar Wochen oder Monate. Die Lage ist seit dem letzten Text dazu praktisch unverändert für mich. Mastodon als Stammkneipe und Wohnzimmerverlängerung. Bluesky als Etablissement nebenan, auch ganz okay, aber eben neuer und dadurch nicht ganz so heimelig. Threads dagegen als deutlich abgelegene Filiale einer bekannten Gastro-Kette. Da kann man zur Not auch einmal hingehen, macht es aber eher nicht. Facebook als Laden, in dem man Jahre nicht wahr und im Vorbeigehen immer denkt: „Ach was, die gibt es noch!?“ LinkedIn als unterkühlte Bar im Business-Class-Dienstreisehotel, mit den üblichen schwadronierenden Vertretern am Nebentisch, und wenn man da landet, dann ist eh schon alles falsch gelaufen.

Mehr Accounts für Kurztexte habe ich gerade nicht, glaube ich, aber es kann auch gut sein, dass ich etwas übersehe. Wir leben in verwirrenden Zeiten.

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Im Tagesbild noch ein entsprechender Hinweis.

Ein Schriftzug (Edding) auf einem Stromkasten an der S-Bahnstation Holstenstraße: "Die Welt ist ein Irrenhaus!"

 

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Nach einem Spaten greifen und dann

Sowohl bei der Kaschnitz als auch bei Andersch wird der Schock noch Choc geschrieben, damals in den letzten Sechzigern, während wir heute bei dieser Silbe nur noch an Schokoladenzusätze in irgendwas denken. Faszinierend.

In den Tagebüchern der Kaschnitz ansonsten eine unfassbare kulturelle Dichte mit schneller Folge von Theater, Oper, Konzert, Vernissage, Lesung, Museum, Kirchenbesichtigung etc. in einer Frequenz, die einen in unseren terminreduzierten postpandemischen Zeiten doch etwas atemlos zurücklässt. Meine Güte, war das anders.

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Die Kaltmamsell im unteren Teil des Textes mit Mutmaßungen über Autobesitz, auch interessante Kommentare dazu.

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Ich fahre, nachdem der vorerst letzte Sturm der Januar-Reihe eilig weitergezogen ist, kurz in den Garten. Hohe Bäume in der Kolonie und starker Wind in der letzten Woche, es ist eine riskante Kombination, da kann da immerhin dies und das passieren, man muss doch einmal nachsehen. Die Luft ist weiterhin frühlingshaft in der Stadt und nach den durchjagenden Tiefdruckgebieten wirkt alles gut durchgelüftet und angenehm aufgefrischt. Zum ersten Mal in diesem Jahr kommen mir Menschen entgegen, die nur Pullover tragen, keine dicken Outdoorjacken mehr. Und es sitzen auch wieder Menschen in den offiziell noch abgebauten Außengastrobereichen, nur improvisiert bestuhlt und vor fest umklammerten Heißgetränken, aber immerhin. Es geht los, es werden Gesichter und dunkle Brillen in die Sonne gehalten.

Es sind auch wieder ansatzweise Gerüche in der Luft und überhaupt hat alles auf einmal eine seltsam andere Anmutung. Die Gärten auf der Insel sehen fast so aus, als könnte man schon wieder etwas tun, etwas arbeiten, etwas richten, als könnte man nach einem Spaten greifen und dann …. oder doch bald.

Ich sammele Unmengen von Reisig vom Rasen, die dünnen und dürren Zweige der Birke, auch die verschnörkelten Zweige der korkenzieherartigen Weide, die der Wind in tagelanger Arbeit aussortiert und so überaus großzügig verteilt hat. Immer denke ich dabei an Märchen, wenn ich Reisig sammele, denn so etwas kommt da oft vor. Menschen geraten beim Reisigsammeln gerne immer tiefer in den Wald oder anderweitig fatal vom Weg ab, werden dann von zauberischen Wesen angesprochen und finden sich nur zwei Sätze später schon in die absonderlichsten Geschichten verstrickt. Auf unserer Parzelle allerdings kann ich kaum vom Weg abkommen und ob die mich beobachtende Kohlmeise in der Felsenbirne neben mir ein zauberisches Wesen ist, na, ich weiß nicht recht. Die Blaumeise sieht mich an, während ich das denke, lacht laut auf und fliegt weg.

Vorne im Gemüsebeet noch die beiden Kohlrabiknollen, die im Herbst stehengeblieben sind. Etwas unheimlich sehen sie nun aus, nachdem sie den Winter im Freien verbracht haben. Schrundige Schädelgeschwulste, bleich mit dunkelschorfigen Stellen. Wie etwas aus dem Anatomieatlas, das man sich nicht allzu gerne länger ansehen will. Diesen zwei Köpfen möchte man auch lieber nicht bei Vollmond begegnen, schon gar nicht beim Reisigsammeln, deswegen mache ich das tagsüber.

Vor der Laube aber sehe ich die ersten maigrünen Frühblüherspitzen, immerhin schon zwei, drei Zentimeter aus der Erde guckend. Aus dem Raum Köln werden währenddessen bereits blühende Krokusse gemeldet, sehe ich bei Wibke Ladwig. So weit sind wir hier noch lange nicht, unser Garten ist stets windkalt und etwas hinterher. Aber die Knospen der Kornelkirsche, sie sehen programmgemäß und wie immer im Januar schon nach viel weiter fortgeschrittenem Jahr aus, die Magnolie wird das sicher in Kürze nachmachen. Ich sehe eben nach: Check, alles in Vorbereitung, der Februar wird der März sein, alles ändert sich.

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Auch in der Bücherei gewesen, noch mehr Kaschnitz und auch Andersch geholt.

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Im Bild frischgrünes Moos auf einem Brückengeländer in Hamburg-Hamm.

Frischgrünes Moos auf einem Brückengeländer in Hamburg-Hamm

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Am Ende gibt es Rührei

In der aktuellen Ausgabe der Lage der Nation empfehle ich besonders den hervorragend informativen Teil über Parteiverbote. Auf diese Art aufgebarbeitet wünsche ich mir das, und fand es in Zeitungen und anderen Medien eher nicht. Vor allem fand ich dort das doch einigermaßen naheliegende Argument nicht, dass eine Repräsentationslücke für Extremisten gewollt sei. Man möchte ein Ausrufezeichen an den Rand malen, aber wie geht das bei einem Podcast. Die in anderen Medien oft gesehene Schlichtlogik, dass man eine Partei doch nicht verbieten könne, wenn sie Wählerinnen habe, sie ist eben aus demokratischer Perspektive entschieden zu simpel gedacht.

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Außerdem zum Holocaust-Gedenktag gehört: Diese Folge von „Alles Geschichte“ über und mit Anita Lasker-Wallfisch.

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Und wo ich schon beim Thema bin, es gab wieder eine Demo in Hamburg. Und wie immer bedenkend, dass ich nur von einer winzigen Stichprobe der Wirklichkeit ausgehe, möchte ich doch aus einigen Gesprächen der letzten Tage beim Friseur, im Supermarkt und anderswo ableiten, dass die Bewegung dahinter tatsächlich so umfassend und bunt ist, wie sie auf den Bildern im Fernsehen etc. aussieht. Man trifft hier Demoverabredungen mit einer Beiläufigkeit, als ginge man gemeinsam auf Weihnachtsmärkte, teils mit einem lapidaren und in Anbetracht der Fülle eher illusorischen „Man sieht sich.“

Schon schön, finde ich jedenfalls, und es wurden dann auf diese Art auch zwischen 60.000 und 100.000 Leuten, die da noch einmal zusammenkamen.

Die Demo war im Vergleich zur letzten besser oder sogar hervorragend organisiert, man merkte FFF die Routine an und es war der Sache dienlich, wie man kaum übersehen konnte. Es lief alles ganz hervorragend, eine Musterdemo geradezu, soweit ich es mitbekam. Aber man bleibt natürlich auch da auf einen kleinen Ausschnitt angewiesen.

Nachdem die Reden durch waren, wurde auf eine Playlist geschaltet, es lief dort die Bohemian Rhapsody von Queen, die schneller werdende Stelle mit „Oh mamma mia, mamma mia“, Darauf reagierten nicht wenige einigermaßen ekstatisch und in recht ähnlicher und ausdrucksstarker Weise, Sie kennen diese Muster vermutlich. Aber einige kleine Kinder kannten sie noch nicht und starrten etwas entgeistert auf die plötzlich so verhaltensauffälligen Erwachsenen um sie herum. Man muss eben auch solche Riten erst mühsam weitergeben. Galileo!

Ich stand ansonsten fast eine Stunde lang neben einem Menschen, der auf einen Pizzkarton geschrieben hatte: „Ich glaube fest daran, dass uns Pizza retten kann!“ Diese Botschaft ist politisch vielleicht noch ausbaufähig, aber ich bekam dermaßen Hunger dabei, dass es doch etwas anstrengend war. Allerdings hatte ich in weiser Voraussicht diesmal schon vor der Demo gekocht, eine Maßnahme, die ich für Winterdemos mit einiger Dringlichkeit empfehlen kann. Es ist doch erstaunlich, wie dankbar man sich selbst für so etwas sein kann, wenn man dezent angefrostet nach Hause geht.

Und eine Kleinigkeit noch, zur Illustration des Umstandes, dass es eine norddeutsche Demo war. Eine junge Frau, die von anderen in der Menge gefunden werden wollte und diese Suchenden per Handy dirigierte, rief immer wieder – man musste alles wiederholen, es gab kaum Empfang – „Backbord! Ich stehe mehr backbord!“

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Bei Alfred Andersch, ich bleibe gewissermaßen noch im Kontext, biege aber gleich unerwartet ab, sehe ich die Formulierung „Sie stocherte in der Omelette herum“ (Sansibar oder der letzte Grund). Da habe ich dann kurz im Lesefluss angehalten, denn ich wusste nicht, dass manche dieses Gericht in der weiblichen Form benennen, ich kannte nur das Neutrum, das Omelette. Ich lese das also selbstverständlich nach. In Teilen von Österreich und in der Schweiz macht man das so. Der Herr Andersch kam aus Bayern, vielleicht mischt es sich da. Wobei das Wort Omelette in Österreich hinten, in der Schweiz aber vorne betont wird und im Singular in Österreich auch noch ein zusätzliches -n am Ende mit sich tragen kann, da gibt es dann also eine Omeletten. Meiner Rechtschreibkorrektur in Word passt das ünerhaupt nicht und wenn man es alles en detail nachliest, ist es etwas verwirrend. Am Ende macht man sich doch lieber Rührei, das ist sprachlich simpler und schmeckt auch.

Plötzlich schon wieder Hunger.

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Outdoormäuse und Ahorn-Exoten

Ich habe mehrere Podcasts über Naturthemen und Tiere gehört, über Mikroplastik an den Polen und derlei Unschönes und auch über Mäuse und Eichhörnchen etwa. Dieses Hören von Sendungen über Tiere würde deutlich mehr Spaß machen, wenn es nicht dauernd ums Verdrängen oder gar ums Aussterben gehen würde. Sogar der Hausmaus lassen wir in unseren Städten kaum noch Lebensraum, abgesehen von den U-Bahnschächten. In der Sendung ging es u.a. um die U-Bahn in München, hier in Hamburg sieht man die Mäuse auch. Aber welche Art das genau ist, da wäre ich mir selbstverständlich nicht sicher. Man sieht sie meist nur kurz aus dem Augenwinkel, die Untergrundmäuse, ein schnelles, schattiges Huschen im Bildhintergrund, im Tunnel verschwindend. Und wenn man sich oft in U-Bahn-Stationen herumtreibt, dann weiß man auch, dass es oft Kinder sind, welche die Mäuse zuerst sehen, kleine Kinder mit sehr weit gestellter Aufmerksamkeit, mit ungeheuer offener Weltbetrachtung. „Papa, guck mal, guck mal!“ Ein wildes Reißen am Ärmel. Und dann guckt der, und da ist längst nichts mehr.

Die Eichhörnchen werden von den Grauhörnchen verdrängt, demnächst, man kann es schon absehen, siehe England, wo es bereits so weit ist. Es ist alles eher frustrierend und läuft tatsächlich auf eine Frage hinaus, die vielleicht zu verneinen ist. Die Frage nämlich, ob man Natur überhaupt noch wahrnehmen und gründlich beachten kann, ohne ernsthaft frustriert zu werden. Und ob damit nicht alle Empfehlungen zur Erholung in der Natur längst überholt sind, jedenfalls wenn man die Erholung nicht zureichend mit der Verdrängung störender Gedanken kombinieren kann, was auch wieder nicht allen gegeben ist, oder doch zumindest nicht dauerhaft.

Es ist kompliziert, nicht wahr, es ist sehr kompliziert.

Zufällig kommt gerade noch ein Text über rote Listen rein, sehen Sie mal hier, über diese Art mit den nur fünf Bäumen in Deutschland, aber eben nicht noch, sondern bisher, auch ein interessanter Aspekt.

Und beim weiteren assoziativen Herumklicken sehe ich dann noch eher zufällig, dass die Hausmaus eine Unterart für den Freundeskreis Nordsee hat, Mus domesticus helgolandicus, die es nur auf der Insel gibt und die, trotz des „domesticus“ im Namen, eine kernige Outdoormaus im herausfordernden Nordseeklima ist. Das wusste ich nicht, dass es die da gibt.

Beim nächsten Besuch dort besser auch auf die ganz Kleinen achten.

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Alles geben die Götter

In diesem WDR-Zeitzeichen zu Somerset-Maugham (15 Minuten) kommt seine Stimme vor, das finde ich immer interessant, er zitiert Goethes „Alles geben die Götter.“ Wobei auch der Lebenslauf dieses Autors abgefahren genug ist, um ihn sich noch einmal erzählen zu lassen, gar keine Frage.

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Bei der Kaltmamsell ein wunderbarer Lifehack, den ich durch und durch nachvollziehbar finde: „Hin und wieder gestehe ich ja mein schlechtes Gewissen, dass ich von Finanzplanung und Investitionen so gar keine Ahnung habe, nicht mal Interesse dafür aufbringe. Doch derzeit denke ich dann an all die Finanz-Superchecker*innen, die meisten sogar von Berufs wegen, die das mit Signa/Benko verkackt haben. Und dann geht’s wieder.

Von einem der Konferenzräume im Bürohaus in Hammerbrook aus können wir den unfertigen Elbtower sehen, eine prächtige Benkoruine, von der Presse hier manchmal „der kurze Olaf“ genannt, nach dem vormaligen Bürgermeister, der da mitzuständig fürs Anschieben war. Wobei die Presse diese Bezeichnung „den Hamburgern“ zuschiebt, das aber halte ich für Unsinn. Es fehlt jedenfalls allgemein an Glauben, dass es mit diesem Gebäude demnächst weitergehen wird, niemand würde gerade auf die fehlenden Etagen wetten, und es fehlen noch ziemlich viele Etagen.

Aber egal, wir haben hier gerne Geduld mit riesigen Vorzeigegebäuden, die etwas länger brauchen, wir haben da auch einige Erfahrungen. Wobei mir einfällt, dass die Herzdame und ich vermutlich mittlerweile die letzten Einwohnerinnen dieser Stadt sind, die noch nicht in der Elbphilharmonie waren, denn wir kommen wirklich zu nichts, q.e.d.

Zur privaten Finanzplanung kann ich by the way die Verbraucherzentralen empfehlen, die das zwar nicht kostenlos, aber entgegenkommend und eben nicht provisionsorientiert machen, sehr bodenständig. Ich fand das gut und anwendbar, wir waren in dieser Woche zufällig gerade dort.

Und während andere noch über Planungen nachdenken und vielleicht immer noch Papiere sortieren, hat Frau Novemberregen schon alles gemacht, alles.

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Ansonsten besinnliches Home-Office. Pardon, wollte sagen: Harte, lange Arbeit.

Nach dem Tagwerk raus. Es ist seltsam warm, der Sturm ist durchgezogen und randaliert nun anderswo weiter, der nächste macht sich aber über der Nordsee schon bereit, er ist gerade bei ersten Dehnübungen.

Es ist zwischen den Stürmen ein lichter Fake-Frühling in der Luft, die Stadt weitet sich heute etwas, die Vögel zwitschern in anderer Tonlage und man möchte stehenbleiben und etwas mehr atmen als sonst, aber wenn man das im Smalltalk erwähnt, dann sagen alle mahnend: „Das bleibt aber nicht so!“

Und sie sagen es so, als es eine heilige Pflicht, das zu sagen, schnell und eifrig sagen sie es.

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Oh, I wish that I could find a good book to live in
Oh, I wish that I could find a good book
Well, if I could find a real good book
I’d never have to come out and look at
What they’ve done to my song.“

Es starb Melanie Safka, ich denke wieder an das Plattenregal meiner Mutter. Melanie wurde häufig aufgelegt, die eine Platte, die es von ihr gab.

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Fahrplanmäßig durch die Viertel

Der Sturm heult und grollt am Mittwochnachmittag ums Haus, man müsste eigentlich frei haben und alte Schauerromane lesen, bei diesem Wetter. Regen prasselt an die Balkontür und irgendetwas zerklirrt unten auf der Straße, ein Blumentopf oder so etwas. Jedenfalls aber flog es nicht von unserem Balkon, da ist selbstverständlich alles gut gesichert, so viel Spießigkeit muss schon sein. Es wirbelt auch Zeug vor dem Fenster vorbei, sehe ich, sogar hier oben unterm Dach, Plastikfetzen, Papier und Pappe, was die unaufgeräumte Stadt alles so hergibt. Gestern erst haben sie mit Laubpüstern die Blätterberge unten auf dem Spielplatz verschoben, warum auch immer sie das im Januar machen, da werden die heute schon wieder vom Wind neu durchsortiert, diese Laubhaufen, und wie gründlich. Tand, Tand ist das Laubblasen von Menschenhand.

Ich schlage die Kaschnitz auf, ich lese: „Der Sturm schüttelt die Bäume, reißt ihnen Äste ab und schleudert die Äste auf den Gehsteig, kommt vom Atlantik, ist aber noch unverbraucht rüstig, durchaus imstande, Mauern einzustürzen, Kraftwagen von der Straße zu fegen.“ (Aus Tage, Tage, Jahre – Aufzeichnungen)

Die U-Bahnen fahren heute sicherheitshalber deutlich langsamer als sonst, die Autos stauen sich wie immer, die S-Bahnen fahren gar nicht mehr oder nur selten. Die Stadt wird ausgebremst und im Speckgürtel fallen die Zäune und Bäume um. Das macht mir alles nichts aus, ich gehe zu Fuß, ich gehe kühn gegen den Wind, ich werde nass. Na und! Trutz!

Wie ein stoischer Landmensch mit Hund auf den pflichtgemäßen Gassirunden um die immer gleichen Äcker, so schnüre ich hier fahrplanmäßig durch die Viertel und erledige Dinge.

Ich gehe zum Discounter. Es gibt nicht, was ich kochen will. Klaffende Lücken im Regal. Wo das Suppengrün lag, da blieb nur noch ein Möhrchen übrig, und das sieht nicht mehr gut aus. Ich koche etwas anderes, denke ich mir, ich kann mehr als ein Rezept, ich bin ein gestandener Hausmann. Aber das, was ich dafür brauche, das gibt es dann auch nicht, und so auch bei meiner dritten Idee. Liegt es am Bahnstreik, streikt noch irgendeine andere Branche, liegt es am Wetter oder an sonst etwas, ich weiß es nicht. Dieser Laden hat jedenfalls nichts, hilft nicht und löst heute keines meiner Probleme.

Ich aber habe ein volles Tiefkühlfach zuhause. Ich lebe im Widerstand gegen die Gemeinheiten des Alltags und komme irgendwie durch. Ich gehe nach Hause und mache alles dennoch, die Frisur sitzt. Ich lebe mit Gegenwind, das gehört hier so.

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