Die Herzdame fragte am Sonntagmorgen um acht Uhr nach dem Aufwachen, ob es denn nun acht Uhr oder acht Uhr sei, wobei sie sich bemühte, die beiden Achten etwas verschieden zu betonen, als sei eine irgendwie anders als die andere, und ich sagte bestimmt, es sei tatsächlich genau acht Uhr. Damit hatten wir dann das Thema Uhrumstellung wieder einmal final abgehandelt.
Der zwanzigste Bloggeburtstag ist heute, es fiel mir gerade noch ein. Kein Aprilscherz, nein. Blog und Befüller sind allmählich doch etwas herangereift, könnte man meinen. Also zumindest der Zahl nach.
Und hier noch eben ein Bild aus der letzten Woche.
Es regnet, und wie es regnet. Unten auf dem pfützengesprenkelten Spielplatz eine filmhafte Szene, da steht ein kleines Kind mit einer roten Regenjacke im dunkelgrauen Wetter. Ich kann nicht erkennen, ob es ein Mädchen oder ein Junge ist. Es ist einfach ein Kind, und es ist das einzige auf dem Platz, bei dem Wetter geht kaum jemand raus. Von dem Kind ist auch nicht viel zu sehen, denn es hält einen Schirm über sich, der ist zu groß für einen kleinen Menschen, und er ist schwarz und glänzt nass im ergiebigen Regen, der so leicht nicht aufhören wird, auch in den nächsten Stunden nicht. Ein Erwachsenenschirm ist das, kein lustiges buntes Schlechtwetterzubehör für Kinder. Vom Vater geliehen wahrscheinlich, von der Mutter, die aber beide gerade nicht zu sehen sind. Sie werden sich irgendwo unterstellen und auf ihr Kind warten, sie sind nicht in meinem Blickfeld.
Das Kind steht vor einem besonders großen Findling, der in der Mitte des Platzes liegt und bei besserem Wetter von Kindergrüppchen erklettert und dann von oben verteidigt wird. Es steht vor dessen glatter und steiler Nordwand, an der allerdings auch bei Sonnenschein niemand hochkommt. Auch der Stein glänzt im Regen. Ein riesenhafter, steinerner Krötenleib ist er bei diesem Wetter, dunkelerdfarben.
Unter dem überdimensionierten Schirm des Kindes kommt immer wieder ein Arm hervor, plastikrot beärmelt, eine kleine Hand auch. Die hält Kreide, die malt auf dem Stein.
Nun kann man bei Regen auf einem nassen Stein mit angefeuchteter Kreide nicht gut malen, wie wir alle wissen. Aber das ist vielleicht eine allzu erwachsene Sichtweise, der sich keineswegs alle anschließen müssen. Dieses Kind etwa muss es nicht, das denkt offensichtlich anders.
Es streckt immer wieder den Arm und die Hand aus, es malt unverdrossen auf dem Stein. Geht einen Schritt zurück und guckt, geht wieder näher ran und guckt genauer. Es malt mit großer Geste. Tritt schon wieder zurück und guckt. Ich kann nicht erkennen, was es da vor sich hat. Was mag da schon zu sehen sein, welche Spuren auf dem Stein kann es geben. Ein schnell verlaufender, wohl kaum zu erahnender Kreidestrich. Farbige Tropfen vielleicht nur, schnell aufweichende Kreidekrümel auf feuchtem Krötengrund. Schlierige Buntspuren.
Aber noch einmal kommt der kleine rote Jackenarm unter dem dunklen Schirm hervor und malt an die aus Kinderperspektive hoch aufragende Steinwand gegen die Farblosigkeit dieses Regentages an, nass in nass. Fast nichts ist vom Kind zu sehen, nur Arm und Hand und wie der Schirm sich ab und zu bewegt.
Ein paar hundert Meter weiter von uns die Hamburger Kunsthalle mit all den Meisterwerken. Aber das hier, direkt vor mir – vielleicht die Essenz.
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