Währenddessen in den Blogs, Ausgabe 12.4.2023

Ich habe für das Goethe-Institut die Quartalszahlen kommentiert, nein, stimmt gar nicht, das war ja der andere Beruf. Tatsächlich habe ich etwas anderes mit dem Quartal gemacht, nämlich darüber nachgedacht.

***

Bei Herrn Rau geht es um eines der großen verbleibenden Welträtsel, nämlich um den kryptischen Text zu „Whiter shade of pale“. Es gibt furchtbar viele Cover-Versionen, meine liebste ist die des sehr geschätzten Dan Reeder, sie ist für mich mittlerweile die gültige Version des Liedes geworden:

***

Ein Eintrag für die Pandemie-Chronik bei Anke – Corona-App gelöscht. Andererseits: Es ist wahrhaftig nicht vorbei.

***

Im Fachblog für Bewölkung gibt es immer wieder neue Bilder und auch etwas Kolonialgeschichte.

***

Der Monatsrückblick März von Franziska.

***

Darüber kotzt das Netz: „Was zum journalistischen Handwerk nicht gehört: Einfach nur eins zu eins nacherzählen, dass Friedrich Merz im Krankenhaus eine Schicht lang mitgelaufen ist. Das ist dann nämlich auch PR. Und eben kein Journalismus.“ Man kann es nicht oft genug sagen, es scheint nämlich niemand mehr zu wissen.

***

Hier drüben ein Text zum Thema „dummdreist“, da geht es um uneinsichtige Menschen. Es besteht für mich ein Zusammenhang zwischen dieser Uneinsichtigkeit einerseits und einer übersteigerten Anspruchshaltung gegenüber allem und jedem andererseits, denn man hat nicht nur keine Schuld, man hat vor allem auch ein Recht, auf so ziemlich alles, was einem gerade einfällt. Der Affekt spielt keine kleine Rolle. Im Zweifelsfalle geht es dann vorgeblich wieder um die Freiheit, man kann es längst nicht mehr hören, während es sich in Wahrheit doch um das seltsam vermehrte Auftreten der inneren Dreijährigen handelt, die kollektive Wiederkehr des „Will aber!“

Im gleichen Blog wird auch an meinen Einkaufstext angelegt, es ist Blogdomino wie in den alten Zeiten.

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

Eine Meldung aus dem Dienstbotentrakt

Ich habe den Faust I von Goethe durchgehört, ich habe dabei auch, nicht ohne Mühe, die etwas längliche Walpurgisnacht durchgestanden. Jetzt höre ich gleich noch einmal Faust, aber diesmal den von Turgenew. Darin kommt der von Goethe dann wieder vor, es ist ein Fall von früher Remix-Culture, wir haben das alles nicht erfunden. Gelesen wird die Erzählung in Briefen von Uwe Behnisch.

***

Ich bleibe noch eben und aus traurigem Anlass bei der Kultur, denn Sven Walser ist gestorben. In den Nachrufen wird vor allem seine Rolle in der Serie Büttenwarder erwähnt, ich habe eine viel prominentere und etwas verwirrende Erinnerung. Denn Sven Walser war der Schauspieler, der uns am Anfang der Pandemie täglich den Zauberberg auf der Bühne im leeren Ernst Deutsch Theater vorgelesen hat. Es ist drei oder dreißig Jahre her, man kann es nicht genau sagen, jedenfalls vom Gefühl her nicht, und an Erinnerungen wie diesen merkt man noch einmal, wie nachhaltig verwirrt wir wirklich in Bezug auf die Zeit sind. Mir geht es jedenfalls überaus deutlich so.

Es ist nun zu spät, ihm noch einmal für die wunderbare Lesung zu danken, aber reinsehen kann man doch noch einmal.

***

Ich habe ansonsten zum ersten Mal Dinkelpfannkuchen gemacht, wofür es keine Notwendigkeit gab, abgesehen davon, dass aus mir weitgehend unklaren und eher rätselhaften Gründen Dinkelmehl im Schrank war. Aufbrauchen, was da ist! Stellt sich raus: Eierpfannkuchen aus Dinkelmehl gehen auch sehr gut. Lebe wild und gefährlich, probiere ein anderes Mehl, sage ich als Hausmann vom Dienst, und ich muss es jetzt ja wissen. Danach habe ich das geerbte Silber geputzt, für das bisschen Downton-Abbey-Feeling am Werktagnachmittag. Wenn es auch nur für den Dienstbotentrakt reicht, versteht sich. Danach bin ich zum Einkauf gegangen, und eine wartende Frau an der Ampel sah genau aus wie Michelle Dockery, so verzaubere ich mir hier nebenbei den Alltag und die Menschen. Hexhex.

***

Es ist ansonsten der Mittwoch einer überaus gnädig verkürzten Woche, im Bilderteil passt daher das heute wieder von mir heimgesuchte Hammerbrook, wir sehen die obligatorische S-Bahnstation.

Die Straße neben der S-Bahnstation Hammerbrook

Die S-Bahnstation Hammerbrook, die rote Außenwand neben dem Gleis

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

Ein Anzug für Frühaufsteher

Da ich immer noch damit beschäftigt bin, die Kleidungsstücke zu ersetzen, die meine Coronasparjahre nicht in akzeptablem Zustand überlebt haben (ich habe einen Zweijahresplan für die Ersatzmaßnahmen, denn ich liebe Pläne, besonders solche, an die ich mich nicht halten muss), habe ich mich hier und da in Onlineshops umgesehen. Ich bin nun wegen der bekannten Dramen mit der Paketlieferung ausdrücklich kein Freund des Onlineshoppings, da das Offlineshopping aber andererseits auch immer schwieriger wird, ist es mittlerweile kaum noch zu umgehen, ob es mir nun passt oder nicht. Kurz zur näheren Erläuterung eine Szene vom letzten Hosenkauf, den ich neulich noch in einem regulären Kaufhaus getätigt habe, wovon es bekanntlich nicht mehr viele gibt. Ich fand erfolgreich eine passende Hose, ich suchte weitere Exemplare der gleichen Marke und Linie in anderen Farben, denn wenn mir eine Hose schon einmal passt, schlage ich gleich mehrfach zu, um mir weiteres Suchen und Anprobieren möglichst jahrelang zu ersparen. Theoretisch. Praktisch bat ich nach einer Weile einen Verkäufer um Hilfe, weil ich meine Größe nicht sofort fand, und der eilte beflissen fort, um mir kurz darauf eine Hose in einer anderen Größe zu bringen. Ich sagte ihm, dass die mir nicht passen würde, sie war länger als meine Beine und ich habe das Größenwachstum bereits eingestellt. Er nickte, ging und holte mir eine weitere, in wiederum einer anderen Größe, unser Dialog wiederholte sich. Es spielte sich alles genauso noch zweimal ab, ich übertreibe nicht. Ich bestand dann darauf, dass ich diese Hose, wobei ich mit dem passenden Exemplar nachdrücklich herumwedelte, in gleicher Größe und blauer Farbe haben wollte, er brachte eine in erneut anderer Größe und in Rot. Ich brach das Manöver dann ab, es hatte einfach keinen Sinn.

Das war das vermutlich erste Mal im Leben, dass ich gedacht habe: „Okay, ein Gespräch mit einem Chatbot wäre jetzt deutlich zielführender und auch zeitsparend gewesen.“ Und so etwas denke ich nicht einmal gerne.

Andere Läden gibt es bereits nicht mehr, der Kaufhof und C&A etwa sind weg, wobei C&A irgendwann wiederkommt, an anderer Stelle. Esprit ist nicht mehr da usw., der Leerstand ist unübersehbar. Einige haben die Auswahl in den Geschäften generell reduziert. Es hängen also weniger Größen pro Kleidungsstück herum, vermutlich weil eh alle längst online kaufen und man lieber mehr von der gesamten und stets riesigen Kollektion in nur zwei, drei Durchschnittsgrößen präsentiert, es ist dadurch ein sich selbst beschleunigender Prozess hin zum Onlineshop. Da man also auch vor Ort immer schlechter einkaufen kann, klicke ich wie alle im Netz herum, was dazu führt, und da sind wir schon wieder beim Tracking, dass mir auf Instagram nur noch Werbung für Herrenmode gezeigt wird. Das ist mir angenehm, endlich sehe ich keine Reklame für Autos und Kreuzfahrten mehr, die mich kategorisch nicht interessieren, die mich sogar eher abstoßen. Ich klicke eifrig auf die Werbung, was ich sonst nie mache, nur damit es noch mehr davon gibt.

Werbung als Werbungsvermeidung also, es ist alles etwas verworren, aber es funktioniert einwandfrei. Es werden mir dreiteilige Anzüge präsentiert, denn ich treibe die Algorithmen hin zu strikt konventioneller Mode, die meinem Innersten entspricht (Das also ist des Buddenbohms Kern, ich höre immer noch den Faust), zumindest vom Geschmack her, wenn schon nicht von der seelischen Disposition. Ich sehe formelle Anzüge, die, so lese ich in der Beschreibung, „durchtanzte Nächte und stundenlange Meetings“ mitmachen. So also spricht man heute die vermeintlich harten Kerle an, denke ich mir.

Für mich ist das selbstverständlich nichts. Mir wird schon bei der Vorstellung einer durchtanzten Nacht ganz anders, aus dem Alter bin ich längst raus, wenn ich überhaupt jemals drin war, ich kann mich gerade nicht erinnern. Ich wäre vermutlich dezent unleidlich nach so einer Nacht, von den gravierenden körperlichen Folgen zu schweigen, ich würde meinen Kreislauf tagelang suchen müssen. Und stundenlange Meetings – Gott bewahre, wer strebt denn so etwas noch an oder hält es im Ernst für eine markante Leistung? Ich dachte, das hätten wir hinter uns.

Nein, was ich brauche, das sind eher förmliche und doch lässige Anzüge für Frühaufsteher und Meetingvermeider. Vielleicht kann ich die Algorithmen mit ein paar liebevollen Klicks noch in die passende Richtung treiben.

***

Im Bild ein Beruhigungspuzzle. Also Sohn II und die Herzdame finden das entspannend, ich nicht.

Eine Hand über einem 1000er Puzzle, das nureinen Farbverlauf darstellt, kein gegenständliches Motiv.

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

Wir hätten gekonnt, wir hätten nicht gekonnt

Am Sonntagmorgen gibt es durchdringenden Alarm via Katwarn, ein Großfeuer in Hamburg, gar nicht weit vom Garten entfernt, eher schon nebenan. Ein Sirenenton auf dem Handy, mir fällt fast der gerade erst gemachte Kaffee aus der Hand. Die Familie ist schlagartig wach, sogar die Söhne werden aus ihrem sonst verlässlich betonfesten Schlaf gerissen, das ist einigermaßen beachtlich. Das Warnsystem funktioniert also zuverlässig, wissen wir das jetzt auch. Nur dass wir gar nicht in Hamburg sind, sondern ziemlich weit weg, in Nordostwestfalen, das ist dabei etwas irritierend. Die Technik berücksichtigt also nicht den Standort? Aber okay, mal will man von Software ausdrücklich nicht getrackt werden, mal soll man wieder unbedingt getrackt werden, es ist kompliziert und unterm Strich, so denke ich, ist eine Warnung zu viel recht klar besser als eine zu wenig.

Auf Tiktok gibt es sofort Videos vom Feuer, es sind aber, wenn man genauer hinsieht, Videos von irgendwelchen alten Feuern, die jetzt ganz fix recycelt werden. Nicht direkt Fake-News, aber old News, das ist nicht unbedingt besser.

Wir frühstücken in Nordostwestfalen und finden diese Alarmmeldung ziemlich gut, aber aus einem eher speziellen Grund. Das Wetter wird nämlich brauchbar an diesem Tag, das ahnt man schon früh, obwohl der Morgen noch winterlich kalt und gruselig neblig ist, es wird später zweifellos aufklaren. Wir hätten also, wären wir nicht gerade da, wo wir sind, in unseren Garten gekonnt, und das beschäftigt uns nicht wenig. Denn dieses Frühjahr zeichnet sich bisher hauptsächlich dadurch aus, dass wir nicht in den Garten können, und zwar kategorisch nicht, weil es jedes Wochenende verlässlich eisig und verregnet ist und man dort also garantiert keinen Spaß haben würde. Mein Pflichtbewusstsein reicht dummerweise nicht so weit, dort dennoch hinzufahren. Ich bin überzeugter Schönwettergärtner, man muss nicht überall Härte zeigen.

Wir hätten an diesem Ostersonntag also zweifellos in den Garten gekonnt, es kommt uns ein wenig verrückt vor. Der einzige Sonntag, an dem wir nicht da sind. Aber wir hätten dann eben, und das ist erfreulich, doch nicht gekonnt, mit so einem Großfeuer nebenan, bei dem reihenweise unbekannte Chemikalien in die Luft gehen und der Rauch den Tag über der Stadt verdunkelt, wie wir in den Nachrichten lesen. Wir hätten zuhause bleiben müssen, bei geschlossenen Fenstern sogar, wie toll ist das denn. Also dass wir nicht da sind, das ist toll, der Rest natürlich nicht.

Wir sind in Nordostwestfalen, wir können hier einfach rausgehen, und wir machen das auch. Kein Rauch liegt in der Luft, keine Gifte, keine Asche. Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein, ich höre beim Spazierengehen weiter den Faust vom ollen Goethe bis hin zu Auerbachs Keller und habe erheblich Freude daran.

Im Bild der eben erwähnte Nebelmorgen, so sieht es dann aus, in dieser Gegend. Es ist, wie die Söhne sagen, dermaßen gechillt hier.

Eine Landstraße im Morgennebel, rechts am Rand ein Schild "Schulweg", am Straßenrand noch kahle ApfelbäumeEin Feldweg im Nebel, im Hintergrund kahle Bäume

***

Ein kleiner Nachtrag noch zur Physikstunde gestern, weil es mir auch nach dem Drüberschlafen weiter merkwürdig vorkommt: Zu lernen war für diese Arbeit auch, dass Ladung in der Einheit Coulomb ausgedrückt wird – und keiner der an diesem Nachmittag anwesenden Erwachsenen aus verschiedenen Generationen konnte sich erinnern, von dieser Bezeichnung jemals im Leben etwas gehört zu haben. Kam das denn damals im Lehrplan nicht vor, ist das tatsächlich neu?

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

Stärke und Spannung

Ein Sohn schreibt eine Physikarbeit, es geht um elementare Kenntnisse in Bezug auf Strom. Bei diesem Thema sind sowohl die Herzdame als auch ich eher blank und aus der eigenen Schulzeit unterschiedlich traumatisiert, mit anderen Worten: Das ist nicht unsere Lieblingsmaterie. Da die Begriffe aber schon einmal durch den Raum fliegen und man sich Entspannung an Feiertagen bekanntlich irgendwie verderben muss, kann man ja mal nebenbei überlegen, was man eigentlich weiß oder auch wie gründlich man etwas nicht weiß. Stromstärke, Stromspannung. Energie, Ladung und dergleichen, es ist das banale Einstiegswissen, und es sind auch eher überschaubare Formeln, die dazu gehören – aber wir bekommen das Schulwissen 7. Klasse im österlich erweiterten Familienkreis, wie sich schnell herausstellt, nicht korrekt abgebildet, und zwar nicht einmal halbwegs. Die Definitionen schwirren herum, jede und jeder rät etwas, Halbwissen addiert sich mit Viertelwissen, aber wie sich später zeigt, ist so ziemlich alles falsch, teils auch verheerend falsch, dabei ist sogar ein Ingenieur im Ruhestand anwesend. Der ebenfalls anwesende aktive Feuerwehrmann sagt schließlich, Strom sei generell gefährlich, dem immerhin stimmen wir alle sofort zu.

Es ist nicht so, dass wir gar nichts wissen, im österlich erweiterten Rudel unserer Familie, wir sind alle so weit aufgeklärt, dass wir nicht mit den Fingern in Steckdosen herumgrabbeln, aber unterm Strich muss doch gelten: Setzen, sechs, diese Arbeit würden wir zweifellos alle verhauen. Meine Güte, wie inkompetent kann man sein.

Wir googeln, weil es uns dann keine Ruhe lässt, die entsprechenden Definitionen. Wir finden Widersprüchliches, so ist es eben mit dem Internet. Wir lesen auf den Zetteln aus der Mappe des Sohnes nach, auf diesen Zetteln steht allerdings Unsinn. So kommt es mir jedenfalls vor, ich werde immer skeptischer und frage mich, was zur Hölle dieser Lehrer da eigentlich macht und aushändigt, und auch wieso er denn bloß so erbärmlich schwach in Rechtschreibung sein kann … dann erst komme ich darauf, dass der Zettel zwar auf den ersten Blick nach einem schulisch autorisierten Arbeitsblatt aussieht, in Wahrheit aber das Werk eines Mitschülers ist, und zwar nicht gerade des klassenbesten Mitschülers. „Es ist eben nicht so einfach, sich korrekt zu informieren“, sage ich, um noch etwas sinnige Medienpädagogik irgendwo unterzubringen, wenn wir schon im Familienkreis beim Lernen sind. Es hört mir aber niemand zu, es ist alles wie immer.

Irgendwann werden die Söhne mit der Schule endgültig fertig sein. In ein paar Jahren, wie abenteuerlich es bis dahin auch noch zugehen wird. Es dauert also noch, aber ich hoffe schon, es ist ein wenig wie mit der Rente. Ich werde diese Schulthemen jedenfalls nicht vermissen, so viel steht fest.

Immerhin ist die Kuchenversorgung durch Schwiegermutter durch alle Diskussionen hindurch stabil. Es ist nicht alles schlecht, ganz und gar nicht.

Eine Torte, Pfirsich mit Mandelblättchen, auf einem Teller, daneben eine leere Kaffeetasse und ein Kuchenteller

Ein Stück Kuchen im Stil einer Schwarzwälderkischtorte

***

Hier noch ohne jeden Zusammenhang Berit Glanz über ChatGPT und die Rettung kleiner Sprachen.

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

Immer wieder steht man als Zuständiger in einem Türrahmen

Der Sonnabendmorgen ist unbefriedigend kalt und grau, man sieht aus dem Fenster und denkt: „Na ja“, und das fasst es auch schon gut zusammen. Die gefühlte Temperatur liegt bei zwei Grad. Na ja.

Ich räume im Feedreader auf. Besonders im Foodblogbereich sammeln sich schnell angestaubte Feeds, auf denen wohl nie wieder etwas kommen wird, nicht einmal ein neues Spargelrezept zum Saisonbeginn, nicht einmal das überall obligatorische Bärlauchpesto. Dieser Bereich scheint eher unbeständige Leute immer wieder zum Anfangen zu motivieren, aber sie knicken dann doch bald weg, oft nach nur einem Jahr oder nach noch kürzerer Zeit. Auch doppelte, sogar dreifache Abos finde ich, umgezogene Feeds und dergleichen, dazu verstorbene, langzeiterkrankte und unklar verschwundene Autorinnen von Blogs. Überall hinterherräumen, alles in Ordnung halten, sich stets gegen die Entropie stemmen. Als ob es einen Sinn hätte, sie wird am Ende eh gewinnen.

Na, Sinn hat es vielleicht doch für eine gewisse Phase. Man muss es wohl so unterstellen, denn bis zum endgültigen Sieg der Entropie im Universum zieht es sich noch etwas, nach jetzigem Erkenntnisstand, und so lange machen wir es uns eben nett und aufgeräumt, wo es nur irgend geht. Das unordentliche Kinderzimmer als Metapher für alle Lebenslagen, immer wieder und wieder steht man als Zuständiger in einem Türrahmen, sieht entgeistert in einen Raum und sagt: „Wie sieht es hier denn aus!“ Lebenslang sagt man das, wie sieht es hier denn aus, wie sieht es hier denn aus, und wenn man im allerletzten Moment der Lebensspanne ganz andere Dinge vor sich sieht, die vielleicht schon nicht mehr von dieser Welt sein werden, wenn man das dann bei deren Anblick noch einmal sagen muss, im gleichen Tonfall wie immer, wie enttäuscht wird man wohl sein.

Wenn Sie richtungsgebunden religiös sind, dann stellen Sie sich das so vermutlich nicht vor, und es sei Ihnen gegönnt. Aber es können ja nicht alle religiös sein.

Ich wünschte, es täte einen Knall und die Psyche wäre aufgeräumt“ – wer hat das noch einmal gesungen? Kitty Hoff war es. Der Psychenswing.

***

Wir fahren, auch das ist Tradition, in eine Gärtnerei und besorgen uns vorgezogene Tomaten, Zucchini, Hokkaido, Kohlrabi und Gurken, auch ein paar Ersatzerdbeeren packen wir ein. Oder, wie wir Schrebergärtner sagen: Jetzt gibt es erst recht noch einmal richtig Frost. Die Frau an der Kasse hebt bei jedem Kunden mahnend den Finger: „Sie wissen aber schon …“ Ja, wir wissen es doch alle, es ist erst April.

Die meistverkaufte Erdbeersorte im Geschäft scheint „Korona“ zu sein, ein Name, den man nie mehr ohne abweichende Assoziationen lesen können wird.

***

Und bei aller Verehrung für Christian Brückner, ich breche den Don Quijote doch ab, denn auch beim mittlerweile sicher sechsten Versuch mit diesem Buch: Es langweilt mich. Vermutlich ist es so großartig, wie die Literaturgeschichte es längst festgestellt hat, aber es ist eben nichts für mich, so etwas kann vorkommen. Jetzt Goethe, Faust I, in der Reclam—Hörbuchversion. Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten … Schon Zueignung, Vorspiel und Prolog sind so gut, ich kann es immer wieder lesen. Oder hören. Und keine Spur von Entropie in der Weltordnung dort:

Die Sonne tönt, nach alter Weise,
In Brudersphären Wettgesang,
Und ihre vorgeschriebne Reise
Vollendet sie mit Donnergang.
Ihr Anblick gibt den Engeln Stärke,
Wenn keiner sie ergründen mag;
die unbegreiflich hohen Werke
Sind herrlich wie am ersten Tag.

Sagt der Erzengel Raphael, bevor Mephisto auftritt und es etwas lebendiger und bunter, wenn nicht sogar unordentlicher zugehen lässt.

***

Davon abgesehen gibt es Schwiegermutters Kuchen, und das ist sehr gut so.

Eine Platte mit Kuchen auf einer bunt bestickten Tischdecke

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

Morgen das Osterfeuer

Ich bin nicht in Wüsten geflohen (siehe letzter Text), nur wieder nach Nordostwestfalen. Man nimmt, was man kriegen kann, und immerhin ist es auch hier vergleichsweise menschenleer in der Fläche. Auf der Landstraße trifft man eher einen wartenden Greifvogel oder einen hektischen Hasen als einen benachbarten Menschen. Passt schon.

Ein Fußballtor steht auf einer weiten, leeren Rasenfläche, im Hintergrund ziegelrote Bauernhäuser

Es werden am Sonntag keine Schokoladeneier mehr im Garten der Großeltern versteckt, die Söhne sind darüber deutlich hinaus, Tempi passati. Wir haben es übrigens, dies vielleicht zur Entspannung für Kleinkindeltern, komplett verpasst, jemals mit den Söhnen Eier zu färben, es hat sich nie ergeben. Drei-, viermal mindestens hatten wir die Farben dazu sogar schon gekauft, aber dann kamen wir in Hamburg doch nicht dazu, weil man ja generell zu nichts kommt, und wir verschoben ein ums andere Jahr alles in Richtung Besuch auf dem Lande, aber in Nordostwestfalen gab es dann immer schon genug bunte Eier, es hat einfach nie sollen sein und wir dachten auch irgendwann, dass man vielleicht gar nicht alles schaffen muss, was die Familienzeitschriften und die Traditionen so vorgeben. Wir haben also nie gemeinsam bunte Eier in der Quality-Time des frühen Frühjahrs hergestellt. Und ich glaube, das gehört nicht zu den Themen, welche die Söhne später mit ihren Therapeutinnen besprechen werden.

Obwohl man sich da verdammt leicht täuschen kann, schon klar.

Auf der Fahrt durch Niedersachsen am Straßenrand die blühenden Büsche, rosa, weiß und gelb, die leuchtenden Narzissen in den Vorgärten, die Buschwindröschen an den Waldrändern, darüber schultintenblauer Himmel. Dann die schwarz oder silbern abgedeckten Spargelbeete, öde Plastikbahnen bis zum Horizont, es sieht hier und da etwas pervers aus. Ab und zu sehen wir auch eine Bretterbude im Vorbeifahren, mit einem Schild daran: „Hier in Kürze Spargelverkauf.“ Mit Ritualen durch das Jahr. An einer Bude steht schon ein Einstiegspreis für die Saison, ich kann ihn nicht genau erkennen.

Ich gehe nach der Ankunft hier mit Sohn II auf den Schulhof der Grundschule und spiele dort mit ihm Tischtennis, wir spielen ohne Regeln und Ehrgeiz. Der eisige Ostwind spielt mit wie der Bully vom Dienst und müht sich nach Kräften, uns alles zu versauen, er nimmt uns dauernd den Ball weg. Wir spielen stoisch dennoch immer weiter, das Kind kommt in dieser Hinsicht, und nicht nur in dieser, nach mir.

Der erste Schmetterling des Jahres flattert im sibirischen Wehen vorbei, zitronenfarben taumelt er ins noch kaum entwickelte Laub des Gebüschs.

Morgen das Osterfeuer. Ich habe darüber einmal einen heiteren Text geschrieben, als ich es zum ersten Mal erlebt habe, das ist etwa hundert Jahre her.

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

In Wüsten fliehen

Man kann hier ähnliche Stadtteile in anderen Städten suchen, danach hat unser kleines Bahnhofsviertel seine Berliner Entsprechung im Prenzlauerberg Nord. Guck an. Die Viertel in anderen Städten sagen mir nichts, ich kenne mich in Köln etc. nicht genug aus.

***

Wir haben die Alster am letzten Sonntag mit Freunden umrundet, gefühlte zwei Millionen anderer Menschen haben das auch gemacht, zu gleicher Stunde, man geht dort also im kreisenden Stau. Es muss auf Menschen von außerhalb recht seltsam wirken, diese Prozession von Sonntagsgehern, und anfliegende Außerirdische würden wohl bereits auf den ersten Blick meinen, eine weitere psychotische Art entdeckt zu haben, wer würde da noch widersprechen wollen. „Und du gehst Rüssel an Schwanz hinterher“, sang die Holofernes. Man kann die Fülle selbstverständlich niemandem vorwerfen, schon gar nicht, während man selbst auch mit den anderen immer weiter im Kreis geht. Es sieht auch nach wie vor alles schön aus dort, eine pittoreske Angelegenheit ist das zweifellos, etliche Postkartenpunkte und einwandfreier Reiseführerflair, aber Spaß macht es mir nicht mehr. Und wenn man dann die Massen meiden möchte und kurzentschlossen woanders hingeht (das Leben hassen, in Wüsten fliehen, wie es bei Goethe heißt, im Prometheus war das), wo es noch nicht ganz so voll ist, dann fängt man unweigerlich an, es dort aufzufüllen, und sei es als Erster, der die Massen dann dort hininfluenct, das ist auch so ein Problem. Die Frage, wo man denn bloß hinsoll, sie ist eben nicht nur philosophisch deep, sie ist auch höchst praktisch auf den Alltag und die Spaziergänge anzuwenden, auf die Wohnlage sowieso.

Im Gegensatz zu etwa Christian, der in seinen Texten oft genug von Aarhus schwärmt, haben wir allerdings keinen Sehnsuchtsort, wir pflegen nicht die gemeinsame Fiktion eines sicheren und seelisch erbaulichen Zukunftsziels, während es bei Christian alles plausibel und beglückwünschenswert klingt, bei manchen passt es eben und gehört dann sicher auch so. Die Herzdame und ich sind zwar ausgesprochen gerne auf Eiderstedt, aber dort leben, nein danke, man wäre mir viel zu autoabhängig. Es ist lediglich ein Urlaubssehnsuchtsort, den wir dieses Jahr auslassen werden, was auch so ein Problem ist, aber das wird ein anderes Thema.

Neulich die Frage hier im Blog, was will ich machen, heute die Frage, wo will ich hin, ich bin offensichtlich im Moment etwas unentschlossen, was aber nichts ausmacht, da ich so viel Wahl gar nicht habe. Sehr praktisch, einfach die Einschränkung als geistige Befreiung denken, darüber haben andere gewiss schon ungeheuer Tiefsinniges geschrieben. Ich weiß allerdings gerade nicht, wer es war, und ich muss es jetzt eh nicht mehr nachlesen, ich bin ja selbst draufgekommen. Ha, nimm das, Seneca. Oder wer auch immer.

***

Die Woche ist ansonsten wie ein Spaziergang der Alster, zu voll, zu dichtgedrängt, zu viel gleichzeitig. Ich schreibe eine Mail und erhalte eine Abwesenheitsmeldung, eine Urlaubsdeklaration, und ich merke wieder, dass ich das vollkommen unsinnige, aber doch seltsam überzeugende Gefühl nicht loswerde, das alle dauernd mehr und auch längeren Urlaub haben als ich, und es wird spürbar mit jedem Jahr schlimmer, da kommt das logische Denkvermögen nicht mehr gegen an. Ihr habt alle so viel mehr Urlaubstage als ich, mehr Feiertage, mehr Sabbaticals, Ihr geht auch alle früher in Rente und dauernd auf Kur, auf Reisen und was weiß ich noch alles. I’m not amused und es ist mir egal, dass ich damit gar nicht Recht habe. So nämlich.

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

Slow Socializing

In der letzten Woche war ich bei einem Vernetzungstreffen der Hamburger Kulturszene, zu der ich qua Einladung womöglich am Rande zu zählen bin. Es ist alles eine Frage der Perspektive, denn ich hätte das so nicht gewusst, aber es soll mir andererseits auch recht sein, versteht sich. Beim Einlass gab es Namensschildchen, die vorsortiert bereitlagen, in Grüppchen nach Branchen getrennt. Auf meinem waren Bücher abgebildet, ich gehörte also zur Textfraktion. Das Schildchen war gelb, und es gab nur wenige davon, sehr wenig. „An die kommen wir so schlecht ran, an die, die schreiben“, hieß es beim Aushändigen. Die anderen Fraktionen, Film, Bühne, Musik in anderen Farben, sie waren üppig und zahlreich vertreten. Ich stellte mir vor, wie die Textmenschen der Stadt sich zuhause an ihre Schreibtische krallten: Ich gehe da nicht raus. Was ich absolut verstehen kann, ich gehe ja auch nur raus, weil es 2023 ist und ich das jetzt als Jahresmotto halbwegs konsequent umsetze, ich sage zu, ich gehe hin, ich gucke mal. Sachen machen, wie es bei Isa einmal hieß, nur bei mir in einer viel bescheideneren Version und selbstverständlich eher als Zuschauer oder Hörer, nicht als Akteur.

Es gab ein wenig Programm an diesem Abend, eine Podiumsdiskussion und dergleichen, davor und danach aber gab es das, was sich manche Menschen als heiteres Vernetzen vorstellen, ich mir aber nicht, denn so etwas ist unweigerlich mit fremden Menschen verbunden. Problem.

Ich bin darin allerdings auch nicht vollkommen ungeübt und fühle mich außerdem eher wenig dadurch belastet, ich kann mich halbwegs routiniert in einem Raum aufhalten, in dem Horden kontaktwilliger Menschen miteinander reden. Ich kann da mühelos stehen, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Ich suche mir einen Stehtisch und schreibe dann, etwa dieses hier, was Sie gerade lesen, das ist immer eine gute Möglichkeit, nahezu überall kann ich das so umsetzen. Und nach nur etwa einer Stunde ging es dann auch, ich fand tatsächlich eine Bekannte, ich wurde von anderen gefunden, ich wurde schließlich auch von Kennenlernwilligen gestellt und ließ es dann gerne zu. So ist es irgendwann immer und es ist auch okay. Ich brauche nur eine Weile und habe nebenbei stets ein Auge auf den Fluchtweg.

Zwischendurch allerdings fragte ich mich, ob ich mich in den letzten drei Jahren vielleicht seltsam nachhaltig verändert habe, ob ich selbst dieses stark reduzierte Slow Socializing nicht mehr so gut kann, wie ich es früher einmal konnte, ob ich sogar darin während der pandemischen Zeiten stark nachgelassen habe. Ich meine, wir sind doch alle etwas beschädigt, nicht wahr. Denn ich merkte, mir wurde seltsam heiß, regelrechte Hitzewallungen hatte ich, als sei mir die Situation ganz und gar nicht bekömmlich und dabei dachte ich doch, ich wüsste recht gut, was ich kann und was nicht. Man versucht doch immerhin jahrzehntelang aus Erfahrungen zu lernen und bildet sich irgendwann ein, ein wenig über sich selbst zu wissen.

Mir wurde jedenfalls immer heißer, aber es lag nicht an der fragilen Psyche, wie ich dann nach sherlockholmeshafter Prüfung der Gesamtsituation herausfand. Es lag nur daran, dass ich an der Heizung lehnte. Okay.

Ein netter Abend war es, wie ich abschließend fand. Das mache ich wieder, wenn ich noch einmal eingeladen werde. Irgendwo für ein Getränk anstehen, und der Mann neben mir, so höre ich nebenbei, schreibt Opern. Und der vor ihm leitet ein Kino und der andere da ist ein so bekannter Schauspieler, dass sogar ich ihn kenne, und diese Frau da organisiert Theaterprojekte … ich fand das gut und inspirierend. Also inspirierend nicht in dem Sinne, ab morgen größere Projekte anzugehen, aber doch in dem Sinne, sich wieder zu fragen: Was mache ich eigentlich.

Und die Frage schadet ja nicht.

***

Im Bild die Kirche vor unserer Haustür, nach wie vor steht die blaugelbe Liebe vor dem Portal im Turm.

Das Portal einer Kirche, große blaugelbe Holzbuchstaben formen davor das Wort LIEBE.

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

19 Jahre, 34 Prozent

Bloggeburtstag, mein Onlineschreiben wird heute 19 Jahre alt, wie alt klingt das denn. Und wie in jedem Jahr der Zusatz, nein, das ist kein Aprilscherz, ich habe wirklich an diesem Datum angefangen. 34% meiner Lebensjahre habe ich mittlerweile bloggend verbracht, man könnte es allmählich für ein bestimmendes Merkmal halten.

Währenddessen regnet es immer weiter, denn der Regen, er regnet jeglichen Tag in diesem Frühjahr. Möge es den Böden und den Bäumen wenigstens etwas nützen, wenn schon mir nicht mehr, ich bin mit diesem Wetter allmählich fertig. „Regen“, denke ich beim Rausgucken, „kenne ich schon.“ Nächste Woche ist Ostern, was ihnen vermutlich längst klar war, mir aber erst seit gestern, denn seit ich so selten ins Büro gehe, hängt vor mir nicht mehr regelmäßig ein Wandkalender mit rot markierten Feiertagen, und ich bin daher immer wieder überrascht, wenn plötzlich besondere Vorhaben privater Natur in Gesprächen erwähnt werden, Ausflüge, Reisen, Ausschlafmöglichkeiten.

Ich überlege gerade, meine Kulturfrequenz 23 auch vorsorgend zu pflegen, also etwa Konzertkarten weit im Voraus zu kaufen, und ich merke, dass sich das noch etwas seltsam anfühlt. Kann man denn überhaupt so weit im Voraus planen, bis deutlich in den Herbst hinein? Da merke ich doch eine gewisse, wie nennt man das, Weltunsicherheit, ein vermindertes Vertrauen in die Ordnung der Dinge. Ich glaube, ich gehe nicht mehr von einer geraden Strecke bis zum Jahresende aus, jedenfalls nicht, bis es wieder ein paar Jahre lang verlässlich so kommt, wie es sich gehört oder zumindest früher gehört hat. Der Mensch gewöhnt sich schnell an alles, auch an Unordnung und Unwägbarkeiten. Aber für Künstlerinnen aller Art wäre es andererseits sicher erfreulich, wenn ich planen würde, das wird auch richtig sein.

Apropos Unordnung. Gestern begleitete ich die Herzdame zu ihrer Optikerin, und wir brauchten für den Weg länger als geplant, da ein König mit seinem Tross im Weg war, als sei man hier noch im Mittelalter. Wichtige Verkehrsadern waren lahmgelegt und mit enorm viel Polizei abgesperrt, ein wirklich beeindruckendes Aufgebot, entsprechende Staus mit vielen emsig betätigten Hupen in alle Richtungen, denn Hupen, das weiß man, hilft in solchen Situationen immer weiter. Jemand, der sich nicht an die Regeln halten wollte und versuchte, eine Kreuzung trotz Verbot zu queren, vermutlich wegen seiner persönlichen Freiheit, wurde von Polizisten bemerkenswert sportlich einkassiert, diesmal meinten sie es vollkommen ernst, man sah es.

Wir gingen lediglich zu Fuß durch diese komplexe Gesamtlage, aber auch so kam man kaum noch durch. „Letzte Generation nichts dagegen“, sagte die Herzdame, und Recht hatte sie, aber das bin ich ja gewohnt.

Der König fuhr schließlich langsam vorbei und winkte uns zu, wir nickten höflich. Auch wenn man tendenziell genervt ist, immer die Form wahren. Wichtig.

***

Hier noch ein weiteres Update zum Umgang der Stadt Hamburg mit bettelnden Menschen. Gleichzeitig werden wieder bedeutend mehr Menschen auf die Straße geschickt, auf der sie dann aber nicht sein dürfen.  Die Sinnfrage stellt sich nicht.

***

Aus dieser Wohnung verschwinden allmählich die Erinnerungen an die Kleinkinderzeit. Die Söhne werden immer jugendlicher, es ergibt sich ein anderes Zusammenleben. Nur hin und wieder fällt der Blick noch auf Sachen, die aus unklaren Gründen einfach jahrelang irgendwo überdauert haben, wie dieser Hase im Home-Office. Man kann ihn jetzt als Osterdeko umdeuten, und damit bleibt er uns erst einmal noch eine Weile erhalten.

Ein kleiner blauer Stoffhase klemmt hinter einem Monitor im Home-Office.

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.