Post! Viel Post!

Semantische Sättigung. Man beachte den letzten Absatz, bevor man wieder stundenlang ein Wort murmelt.

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Gärten des Grauens.

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Ein langer Text über Integration. Aber es ist eben auch ein langes Thema – und für Schlagzeilen eigentlich ganz ungeeignet.

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Ich habe doch glatt vergessen, mich für Post zu bedanken, schlimm. Das fällt mir erst jetzt auf, da ich schon wieder Post bekomme, die der ersten auch noch seltsam ähnlich sieht. Es handelt sich in beiden Fällen um handschriftliche Briefe mit beigefügten Artikeln aus Zeitungen, die meine Interessen treffen, der eine Brief aus Schweden, der andere aus Schwerte. Ja, kann man nicht vergleichen, Stadt und Land, schon gut. Das passt mir aber gerade gut, siehe weiter unten. Beide Briefe wurden jedenfalls auffällig hübsch gestaltet, mit Mühe und durchdacht und auch noch mit lesbarer Handschrift und allem, also wirklich, die setzen beide Maßstäbe, ich schreibe jetzt nie mehr Briefe, auf dem Niveau kann ich gar nicht mitspielen. Ich halte zwischendurch aber als neue Regel fest, wenn auf der Absenderangabe etwas mit Schw… steht, dann werden die Briefe sehr hübsch. Immer empirisch vorgehen, ich bin da ja auch beruflich belastet. Leserinnen aus Schweinfurt z.B. könnten das jetzt natürlich sportlich nehmen. Schwachhausen, Schwarmstedt, Schwerin anyone? Schweiz?

Also vielen Dank jedenfalls den Absenderinnen, das war sehr sinnvolle und liebreizende Post, in beiden Fällen.

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Außerdem ein Dank an Britta F., die den Söhnen Sportausstattung geschickt hat, ganz großartig!

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Durch einen bizarren Zufall morgens eine S-Bahn erwischt, in der niemand auf ein Gerät guckte. Kein Smartphone, kein E-Bookreader, kein Notebook, kein Tablet im ganzen Wagen, nichts. Sämtliche Passagiere guckten, nein, starrten einfach nur vor sich hin, überall um mich herum diese typischen Werktagsmorgengesichter, ausdrücklich unfroh, müde und genervt von allem. Lauter Blicke, die ins Leere gingen. Oder in die Architektur von Hammerbrook, was nicht viel besser ist. Alle natürlich deutlich bemüht, sich bloß nicht gegenseitig anzusehen, jetzt nur ja keinen Augenkontakt, höchstens so von der Seite mal kurz rübersehen, aber auch das eher vorsichtig. Hier und da auch bemüht geschlossene Augen, wenigstens noch drei Minuten gnädiger Dämmerzustand, noch zwei, noch eine, nächste Station Hammerbrook, da müssen alle raus. Fast alle.

Und da merkt man dann erst, dass diese Leute ohne Geräte ja nun auch kein schöner Anblick sind, Nostalgieliebe hin oder her und von wegen früher war alles besser. Wenn die Leute auf die Messages ihrer Lieben oder auf Twitter oder auf Serien in Streamingdiensten gucken, dann lächeln einige wenigstens ab und zu, oder sie nicken oder wippen im Takt, das ist doch eigentlich ganz nett so.

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Im Garten ist der Bagger weg und was erlauben Wetterbericht? Da steht etwas von minus sieben Grad, ich kann so nicht arbeiten. Aber ich werde dennoch ab und zu in den Garten fahren und mir völlig enthusiasmiert die freie Fläche ansehen.

Freie Fläche im Garten

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Kurz und klein

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Die Herzdame: Experiment – Die Zeit danach

Ein Text von Maret Buddenbohm, auch bekannt als die Herzdame, die das Experiment rückblickend für gelungen hält, auch wenn das meiste nicht besser geworden ist als vorher.

Die Söhne mit dem iPad

Für alle, die das Experiment noch einmal von Anfang an lesen möchten bitte hier entlang.

Das Experiment ist inzwischen schon seit ein paar Tagen beendet. Der Familienrat musste wegen Krankheit im Hause Buddenbohm immer wieder verschoben werden. Aber das war vielleicht auch ganz gut so, denn so konnten wir die Eindrücke noch mal ein paar Tage sacken lassen.

In den Kommentaren haben einige Leser angemerkt, dass eine Woche wahrscheinlich etwas zu kurz ist und die Kinder in der überschaubaren Zeit alles mitnehmen würden, was nur geht. Das trifft bei den Söhnen definitiv auch zu. Aber eine wirklich wichtige Erkenntnis hat das Experiment trotzdem geliefert – vielleicht auch gerade, weil es so kurz und exzessiv war – die Kinder haben erkannt, dass es bei Medien kein Ende gibt. Diese Illusion haben sie ja so lange, wie sie immer wieder von den Eltern gebremst werden. So lange denken sie, dass sie irgendwann freiwillig aufhören würden, dass es irgendwann genug ist, dass sie irgendwann satt sind. Wie der Gatte immer wieder sagt: Das hat damals beim Fernsehen auch schon nicht geklappt.

Was hat nun aus Elternsicht gut geklappt? Was nicht so?

Grundsätzlich haben die Abende viel besser geklappt als die Morgende, das Zähneputzen deutlich besser als die restliche Körperpflege. Und mit Ausnahme des Kinderzimmers war die Wohnung die ganze Woche über erstaunlich ordentlich. Lernen und Hilfe im Haushalt liefen mal mehr, mal weniger gut und alles in allem gar nicht mal so schlecht. Aber ohne Erinnerungen funktionierte eigentlich gar nichts. Wobei ich Erinnerungen auch nicht weiter schlimm finde, wenn sie nicht so dermaßen häufig ausgesprochen werden müssen, dass sie irgendwann unwillkürlich doch wieder ins Schimpfen übergehen. Praktisch war für mich, dass ich weniger waschen musste, weil einfach nichts zum Waschen da war, da es alles irgendwo im Kinderzimmer verschimmelte. Nur die Mediensituation war wirklich schlimm, das wurde auch von allen Beteiligten so empfunden.

Am Ende waren alle auf die ein oder andere Art froh, dass das Experiment jetzt vorbei ist und wir wieder zur Normalität zurückkehren konnten. Wir Eltern dürfen wieder meckern, wovon ich am nächsten Tag auch schon regen Gebrauch gemacht habe. Gleichzeitig merkte ich aber, wie angenehm es war, die Verantwortung an die Kinder abzugeben und mich nicht dauernd aufregen zu müssen.

Die Kinder haben wie gesagt verstanden, dass es bei Medien nie genug gibt und dass dies zu Problemen führt. Sohn 1 hat am Ende nicht mal mehr die kleinsten Kleinigkeiten auf die Reihe bekommen und machte sich ernsthaft Sorgen, durch exzessiven Medienkonsum komplett zu verblöden. Sohn 2 wollte wieder deutlich mehr betüdelt werden und weniger Verantwortung tragen. Ich glaube, er braucht die ganzen Regeln auch, um dagegen sein zu können. Regeln geben Richtung, manchmal eben mit ein paar Umwegen. Alles in allem sind jedenfalls von beiden Kindern ausdrücklich wieder mehr Regeln gewünscht.

Für uns Eltern war eine wichtige Erkenntnis, dass unsere pädagogischen Dramen massiv durch die digitalen Medien verursacht werden. Das größte Problem war einzig und allein das iPad, der Rest regelte sich eigentlich fast wie von selbst. Das war uns vorher nicht in dem Ausmaß klar, die anderen Themen kamen uns manchmal ähnlich schwierig vor – vielleicht lagen wir da gar nicht richtig. Wir haben also beschlossen, das Meckern bei diversen anderen Themen weiterhin einzustellen und öfter abzuwarten, was sich alles von selbst auflöst.

Damit sich aber überhaupt etwas regeln kann, das fiel uns auch am Tag nach dem Experiment auf, müssen die Kinder besser wissen, was wir wann vorhaben. Es ist etwas zu viel verlangt, dass sie bei allem, was wir ihnen mehr oder weniger spontan als Aufgabe hinwerfen, sofort willig mitspielen – das würden wir als Erwachsene ja auch nicht gerne machen. Wir brauchen wohl mehr Struktur und Klarheit und haben also beschlossen, sowohl Werktage als auch vor allem Wochenenden ausdrücklicher vorzuplanen und vorzubesprechen. Wer hat wann welchen Termin mit wem, wie kann das gehen, wieviel Zeit bleibt vermutlich davor und danach, welche Aufgaben müssen – von wem auch immer – erledigt sein, damit so etwas wie Freizeit – und damit auch Medienzeit – überhaupt möglich ist.

In vielen Fällen wird man die Medienzeit schon im Vorwege dadurch klar begrenzen können und müssen, die Werktage geben da durch die Bank nicht viele Möglichkeiten her. Wir haben jedenfalls beide so gar keine Lust mehr, dauernd mit der Stoppuhr neben den Kindern zu stehen, es erscheint attraktiver, mit logisch möglichen Zeiträumen zu arbeiten. Also nicht „Du hast jetzt 25 Minuten“, sondern „Du kannst jetzt ans iPad bis wir wieder losmüssen.“ Und wenn das dann 60 Minuten sind, dann ist es so. Und wenn es nur zehn sind, dann ist das auch so. Wir werden sehen, ob das wirklich ein brauchbarer Plan ist.

Bei den Regeln für die Wochenenden schwimmen wir aber noch. Beim ersten Versuch, da eine vernünftige Regel zu finden, kamen wir gemeinsam auf ein Vorschriftenwerk mit mehreren Unterparagraphen und Ausnahmeverordnungen, nach einer Stunde Familienrat hätte keiner von uns diesen Regelwust flüssig referieren können – und dann weiß man doch gleich, dass es nicht funktionieren kann. Wochenenden bleiben also zu klären, man muss aber auch nicht immer bei allen Punkten sofort gewinnen. Vielleicht klärt das auch der Frühling für uns, ab in den Garten. Da gibt es kein WLAN – und das bleibt auch so.

Sohn II hatte dann auch noch einen sehr schönen Vorschlag, nämlich jetzt eine Woche lang alles zu machen, was wir von ihm wollen, also eine Ausgleichswoche. Sein zweiter Vorschlag, weil er Experimente nun einmal gut findet: eine ganze Woche alles hinzunehmen und mit „Mir doch egal“ zu beantworten.

Alles in allem war das Experiment kurz, intensiv und erkenntnisreich. Es hat unser Leben nicht auf einen Schlag entspannter und besser gemacht. Aber wir haben doch Ergebnisse, mit denen wir nun weiterarbeiten können.

Und wenn die Söhne in Zukunft das iPad nicht freiwillig und schnell genug weglegen, werden wir einfach als Strafe eine weitere Woche komplette Medienfreiheit androhen. Da müssen wir dann nur aufpassen, dass nicht gerade die Mir-doch-egal-Woche ist.

Hier noch mal alle Berichte des Experiments:

Einleitung | Tag 1Tag 2 | Tag 3 | Tag 4 | Tag 5Tag 6Tag 7 | Tag 8 | Fazit

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Da die Söhne Hauptfiguren dieser Blogartikelreihe sind, mittlerweile aber schon ziemlich gut mitlesen können und eine genaue Vorstellung davon haben, was sie von sich im Netz lesen wollen und was nicht, werden diese Artikel vor Veröffentlichung mit ihnen besprochen und lektoriert. Auch wenn ich es richtig blöd finde, wenn ein guter Witz von ihnen gestrichen wird und rausfliegt.

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Um der Verdummung durch zu viel digitale Medien entgegen zu wirken – der Sponsor dieser Reihe ist die SZ Familie.

12 von 12 im März

(Die anderen 12-von-12-Ausgaben zahlloser Bloggerinnen wie immer hier)

Ein Werktagmorgen, also ab nach Hammerbrook und in ein formschönes Bürohaus. Das Wetter ist eklig, es ist Montag, niemand hat die Absicht, deswegen zu jammern. Wie wir in unserem von Altersweiheit und Tiefsinn geprägtem Großraumbüro immer sagen: “Wenigstens arbeiten wir überdacht.”

Im Büro ist der Kaffee so unfassbar schlecht, dass ich auf Hagebutten-Hibiskus-Tee umgestiegen bin. Unterm Strich endet man dabei aber schon wieder mit hängenden Schultern bei: “Immerhin arbeiten wir überdacht.” Schlimm.

Zwischendurch strolche ich unentschlossen durch den Regen und an den vielen Imbissen vorbei, die in Hammerbrook für vergleichsweise üppige Preise ziemlich mäßige Speisen anbieten. Kann aber alles nicht mehr sehen. Immerhin sind die Brötchen überdacht, denke ich, es ist irgendwie nicht der allerfröhlichste Tag des Monats, wie Sie vielleicht merken.

Ich esse nix, ich trinke nur einen Kaffee und sehe mir hässliche Autos im hässlichen Hammerbrook an.

Dann doch noch ein Lichtblick, ich treffe mich nach Büroschluss mit der Herzdame zum Mittagstisch im kleinen Bahnhofsviertel.

Wir gehen zu Gao Kitchen auf der Langen Reihe, hier eine Besprechung des Ladens. Mittagstisch 7,50, ich finde das sehr gut da, gerne wieder.

Nach dem Essen gehe ich noch in einen Drogeriemarkt, dummerweise gibt es da auch Saatgut. Stelle fest, dass ich bei Saatgut nach wie vor etwas unbeherrscht bin. An der Kasse lege ich die Bohnen ordnungsgemäß aufs Laufband. Die Dame vor mir, Typ pensionierte Schuldirektorin, besieht sich über ihre Lesebrille hinweg erst die Bohnentüte, dann mich. Sagt in seltsam strengem Tonfall: “Aha!” Schüttelt missbilligend den Kopf. Und ich weiß gar nicht recht, was sie meinte. Vielleicht sehe ich mit meinen mittlerweile recht langen Haare genau aus wie so ein Typ, der anderen die Bohnen für den Garten vor der Nase wegkauft?

Ich bespreche den Fall zu Hause mit meiner Dahlie, aber die weiß auch nicht recht.

Lese etwas im Echolot, da ich abends im Moment dauernd zu müde bin, um mehr als eine Seite zu lesen. Mein Biorhythmus ist völlig aus dem Ruder, ich falle um acht Uhr um und wache um vier auf, das muss sich ändern. Oder ich mache das einfach solange weiter, bis ich alle überrundet habe, passt dann auch wieder.

Gucke dann einen Clip auf Youtube, dessen Charme sich vermutlich nur Garteninteressierten erschließt, pardon. Aber wenn man weiß, mit welch fancy Methoden und Mitteln und Ausrüstungskomponenten einige Gartenyoutuber arbeiten, dann kann man über den Herrn hier schon einmal lachen, der sinngemäß sagt: “Himmel, steckt das Zeug doch einfach in die Erde.” At no cost! Wie er ungefähr hundertmal wiederholt. Großartiger Dialekt auch, muss mir angewöhnen, das “okay” genau so auszusprechen wie der Gärtner im Filmchen.

In der Wohnung keimen übrigens jetzt die Kartoffeln vor, und mangels Platz tun sie das im Schlafzimmer. Die Herzdame is not amused, um es milde auszudrücken.

#12von12 #schrebergarten

Ein Beitrag geteilt von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) am

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Es folgt Werbung, und zwar ein Terminhinweis für Hamburg, besonders für Hamburger Eltern. Wir waren da schon im letzten Jahr, wenn man legobegeisterte Kinder hat oder selbst in der Richtung interessiert ist, dann ist man da auch richtig. Und dem Wetterbericht nach kann man draußen eh nix machen.

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Die Herzdame: Experiment Tag 8

Ein Text von Maret Buddenbohm, auch bekannt als die Herzdame, die heute leider gar nicht viel zu berichten hat.

Die Söhne mit dem iPad

Für alle, die das Experiment noch einmal von Anfang an lesen möchten bitte hier entlang.

Es ist Freitag und der letzte Tag des Experiments. Auch heute Morgen läuft es nicht anders als die Tage zuvor. Sohn 1 kommt wieder nicht vom iPad los, schafft es dann aber tatsächlich noch, in letzter Minute zu duschen. Hurra! Konfetti! Alles geht, man braucht nur ein paar Tage Anlauf.

Beiden Jungs fällt dann allerdings ein, dass sie nachmittags zum Schwimmen wollen und das dieses Duschen daher eigentlich überflüssig war, und diese Erkenntnis ist nicht gut für die Stimmung.

Ich habe schon früh einen Termin zur Bestellung unserer Laube und muss kurz vor 8 Uhr los. Als ich gehe, ist Sohn 1 immer noch nicht fertig. Ich laufe zufällig am Haus seines Kumpels vorbei, der schon auf dem Balkon steht und seit einer Weile auf ihn wartet. Und obwohl es mich diese Woche ja eigentlich nichts angeht, macht es mich echt traurig, dass diese Kleinigkeiten nicht funktionieren, ohne dass man alles anweist.

Eigentlich wollten wir heute Familienrat halten und über unsere Erkenntnisse sprechen, aber die Termine machen uns wieder einen Strich durch die Rechnung. Abends sehe ich die Jungs nur für eine halbe Stunde, da sie lange unterwegs sind und ich dann mit einer Freundin zum Essen verabredet bin. Der Familienrat wird also erst einmal kurz verschoben.

Und das Fazit dieser kleinen Reihe damit auch.

Hier noch mal alle Berichte des Experiments:

Einleitung | Tag 1Tag 2 | Tag 3 | Tag 4 | Tag 5Tag 6Tag 7 | Tag 8 | Fazit

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Da die Söhne Hauptfiguren dieser Blogartikelreihe sind, mittlerweile aber schon ziemlich gut mitlesen können und eine genaue Vorstellung davon haben, was sie von sich im Netz lesen wollen und was nicht, werden diese Artikel vor Veröffentlichung mit ihnen besprochen und lektoriert. Auch wenn ich es richtig blöd finde, wenn ein guter Witz von ihnen gestrichen wird und rausfliegt.

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Um der Verdummung durch zu viel digitale Medien entgegen zu wirken – der Sponsor dieser Reihe ist die SZ Familie.

Die Herzdame: Experiment Tag 7

Ein Text von Maret Buddenbohm, auch bekannt als die Herzdame, die heute doch geschimpft hat.

Die Söhne mit dem iPad

Für alle, die das Experiment noch einmal von Anfang an lesen möchten bitte hier entlang.

Donnerstag ab 6 Uhr klebt Sohn 1 wieder am iPad. Immer noch ungeduscht, die Haare sehen immer schlimmer aus, mittlerweile wie eine durchgehende Filzmatte. Ich spreche meine freundliche Empfehlung aus, keine Reaktion.

Ich wecke Sohn 2, der dreht sich aber wie immer nochmal um. Als ich ihn das nächste Mal auf die Zeit hinweise, bekomme ich wieder Ärger, dass ich ihn nicht früher geweckt habe. Das interpretiere ich so, dass ihm Schimpfen wohl lieber gewesen wäre. Nun ja. Ich stelle laut fest, dass er so langsam riecht. Da springt Sohn 2 auf und geht duschen. Leider auf den letzten Drücker, deshalb bleibt keine Zeit mehr, noch die Haare zu waschen. Aber ich freue mich auch über die kleinen Erfolge.

15 Minuten bevor Sohn 1 losmüsste, klebt er immer noch am iPad und hat sonst nichts gemacht. Als ich ihm das mitteile, gibt es keine Reaktion. So langsam kocht doch die Wut hoch. Mir fällt es wirklich schwer mich zu zügeln und dann rutscht es mir doch raus. Ich schimpfe kurz, fange mir aber böse Blicke von allen Seiten ein, auch vom Gatten.

Sohn 1 reißt sich dann doch los und wirft einen alten Pullover über, das muss reichen. Ihm fällt aber noch ein, dass er frühstücken muss, Sohn 2 schließt sich da an. Die Zeit rennt. Und wo ich gerade dabei bin mich aufzuregen, rege ich mich auch gleich über alles auf. Ich falte den Gatten zusammen, das darf ich ja. Das ist nicht verboten, denke ich, das Experiment bezieht sich nur auf die Kinder. Der Gatte sieht das natürlich anders. Ich bin still und rege ich mich innerlich weiterhin auf. Es wird immer hektischer. Die Kinder laufen durch die Wohnung – erst mit Toast, dann mit Zahnbürste. Ich schicke sie zurück ins Bad, das darf ich aber wirklich. Das war Bestandteil der Vereinbarung: die Wohnung bleibt weitgehend ordentlich und sauber (haha).

Das Fazit für morgens: irgendwie geht es nicht ohne Meckern, auch wenn ich eigentlich ruhig bleiben will und es mir egal sein sollte, ob die Kinder zu spät kommen. Vielleicht ginge es, wenn das iPad nicht wäre. Ich stelle noch schnell eine Waschmaschine an. Es ist weniger Wäsche zu waschen als sonst, weil noch bergeweise Kleidungsstücke im Kinderzimmer liegen. Das hat immerhin einen Vorteil, es spart Wasser und Waschmittel und ist gut für die Umwelt.

Nebenbei stelle ich fest, dass die Kinder es eigenständig geschafft haben, sich wettergerechte Kleidung anzuziehen, es sind immerhin Minusgerade.

Nachmittags gehen die Kinder eigentlich zum Parkour, aber wir stellen es ihnen frei, weil das irgendwie auch zum Experiment gehört. Sie entschließen sich nicht zu gehen, was mich anfangs insgeheim freut. Ich muss keinen Fahrdienst machen und kann an meinen Berichten schreiben. Was sie statt Sport machen, muss ich hier nicht weiter schreiben … Aber obwohl das alles klar und abzusehen war, bin ich dann doch etwas enttäuscht.

Sohn 1 hat sich mit seinem Kumpel zum gemeinsamen Zocken am Telefon verabredet. Sie spielen stundenlang Clash Royal, das Telefon liegt daneben, sie besprechen Strategien und man darf auf keinen Fall stören. Nur Sohn 2 darf zugucken.

Abends gehe ich zum Lindy Hop, bekomme also nicht mit, wie es läuft, der Gatte ist jedenfalls hinterher ganz zufrieden. Bisher waren die Jungs abends aber immer so spätestens um 21 Uhr im Bett, was ich durchaus vertretbar finde.

Ich stelle fest, abends läuft es besser als morgens. Wesentlich besser.

Hier noch mal alle Berichte des Experiments:

Einleitung | Tag 1Tag 2 | Tag 3 | Tag 4 | Tag 5Tag 6Tag 7 | Tag 8 | Fazit

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Da die Söhne Hauptfiguren dieser Blogartikelreihe sind, mittlerweile aber schon ziemlich gut mitlesen können und eine genaue Vorstellung davon haben, was sie von sich im Netz lesen wollen und was nicht, werden diese Artikel vor Veröffentlichung mit ihnen besprochen und lektoriert. Auch wenn ich es richtig blöd finde, wenn ein guter Witz von ihnen gestrichen wird und rausfliegt.

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Um der Verdummung durch zu viel digitale Medien entgegen zu wirken – der Sponsor dieser Reihe ist die SZ Familie.

Blind-Date Edition #4 „Peaches“

PFIRSICH

(Bildquelle: Das Titelbild stammt von Sandra Geeck vom Blog GrüneLiebe.)

Was kommt dabei heraus, wenn sich 12 GartenbloggerInnen zu einem festgelegten Song Gedanken machen und die entstandenen Beiträge zeitgleich ins Internet stellen? Unter dem Motto „Peaches“ hat jede/r von uns einen Beitrag zu dem gleichnamigen Song von den The Presidents of the United States of America geschrieben.

Wir wissen nicht was die Anderen geschrieben haben, es gab keine inhaltliche Abstimmung und wir sind sehr gespannt auf das Ergebnis!

Mit dabei sind:

Gartenbaukunst, Hauptstadtgarten, Beetkultur, Der kleine Horrorgarten, Karo-Tina Aldente, Cardamonchai, Milli Bloom, Rienmakäfer, Garteneuphorie, Garteninspektor, Faun und Farn, Mrs. Greenhouse, Buddenbohm & Söhne.

Viel Spaß beim Lesen!

Ich habe ein Blog und ich habe einen Garten, das macht mich nicht zwingend zum Gartenblogger, wirklich nicht, man verbindet ja irgendwie doch Kompetenz und Ahnung mit Gartenblogs, das habe ich beides nicht zu bieten, also noch nicht. Ich arbeite nur daran, stets bemüht.

Umso mehr freute mich die Einladung, bei einer Gartenbloggeraktion mitzumachen, vielen Dank, das ist wirklich ganz reizend.

Man wirft also etlichen Bloggerinnen ein Stichwort hin, jeder schreibt irgendwas und alle veröffentlichen ihre Texte gleichzeitig, sie nennen es Blind Date. Im Grunde ist die Idee ziemlich gut, das könnte man auch anderweitig einmal … aber nein. Bloß keine neuen Projekte! Contenance!

Der Pfirsich ist nun eine Frucht, zu der ich assoziativ erstaunlich wenig zu bieten habe, mein Leben ist ausgesprochen arm an Pfirsichgeschichten. Nur zwei Szenen fallen mir ein, die eine erklärt mein eher schwieriges Verhältnis zu Pfirsicharoma, die andere unterstreicht in geradezu erschreckendem Ausmaß meine Ahnungslosigkeit.

Als ich damals jeden Tag mit dem Doppeldeckerbus zwischen Lübeck und Travemünde hin- und herfuhr, um das Gymnasium in der Altstadt zu besuchen, war es unter den Schülern üblich, sich vor der langen Fahrt am Kiosk mit Süßigkeiten zum Preis von fünf oder zehn Pfennig pro Stück einzudecken. Die meisten davon gibt es heute noch, nur kosten sie jetzt fünf oder zehn Cent. Darunter war auch weingummiähnliches Zeug in Pfirsichform, dick mit Zucker bestreut, das werden viele kennen, nehme ich an. Diese übersüßen Stücke habe ich ab und zu gegessen, sie waren weder besonders gut noch besonders schlecht, ich gehörte eher zur Salino-Fraktion, das war cooler. Oder Nappos, mitttlerweile tun mir die Zähne schon weh, wenn ich nur daran denke. Ganz anders mein Mitschüler T***, der diese Pfirsichsurrogatextraktweingummis in beliebiger Menge essen konnte und das auch regelmäßig tat. Allerdings zeichnete sich dieser T*** auch dadurch aus, dass ihm ab und zu während der Fahrt schlecht wurde. Weswegen er einmal, als er neben mir saß, eine größere Menge dieser rosafarbenen Zuckerpfirsiche hochwürgte und zwischen uns erbrach. Und diese fatal süßsaure Geruchsmischung aus Pfirsicharoma und Kotze führte in Sekunden dazu, dass ich auch … nur eben in schwarz, weil Salinos.

Seit dieser Zeit reagiere ich bis zum heutigen Tag vehement ablehnend auf alles, was auch nur entfernt nach Pfirsich riecht. Shampoo, Weingummi, Parfum, egal was, ich flüchte sofort. Es sei denn, es ist ein echter Pfirsich, dann geht es. Der Mensch funktioniert manchmal seltsam.

Zweitens habe ich mir bis vor wenigen Jahren nie, wirklich nie Gedanken gemacht, wo Pfirsiche wohl wachsen. Ich habe sie irgendwo im Süden verortet, das aber nicht weiter definiert, wie etwa beim Pfeffer. Irgendein malerischer Süden, eher weiter weg als näher dran. Ich war daher ziemlich überrascht, als ich zum ersten Mal in Südtirol bei einem Obstbauern war und dort Pfirsichbäume standen, ich hatte diese Frucht tatsächlich noch nie vorher an einem Baum gesehen. Und weil ich Pfirsiche vorher nicht mit Italien in Verbindung gebracht habe, kam mir Südtirol in dem Moment, in dem ich vor diesem Baum stand, noch südlicher als ohnehin schon vor, sagen wir ruhig: traumhaft südlich. Bei etwas besserer Allgemeinbildung bezüglich Pflanzen hätte ich natürlich östlich denken müssen, traumhaft östlich, der Pfirsich kommt ursprünglich aus China. Der Obstbauer hat sich dabei prächtig amüsiert, zumal ich auch nach längerem Nachdenken nicht darauf kam, um was es sich bei dem Baum neben dem Pfirsich handelte. Kaki, die waren mir bis dahin nicht einmal ansatzweise geläufig, nie gegessen.

Aus komplett unerfindlichen Gründen ist mir außerdem noch bekannt, dass Goethe irgendwo “Pfirschen” erwähnt, genau so geschrieben, nicht etwa Pfirsiche. Nun kann das natürlich peinlich werden, falls die Pfirschen der Goethezeit am Ende gar nicht Pfirsiche waren, sondern Birnen oder Pflaumen oder was weiß ich. Wenn es aber tatsächlich Pfirsiche waren, dann ist “Pfirschen” klar der bessere Begriff, er klingt viel saftiger, auch irgendwie angemessen unästhetisch, er klingt so, als hätte man gerade hineingebissen und der Saft würde einem so am Kinn herunterlaufen, ich meine, wer kennt das nicht. Pfirschen klingen nach Pfirsichsabber und nach hoffentlich sieht das jetzt keiner, wenn ich über die Spüle gebeugt diese überreife Frucht verschlinge und mich einsaue wie ein Dreijähriger, Pfirschen, das ist wirklich ein äußerst treffender Begriff für Pfirsiche, besonders für angebissene Exemplare im Hochsommer. Solange sie noch attraktiv am Baum hängen, nennt man sie vielleicht doch besser Pfirsiche, das klingt niveauvoll und gepflegt, das wiederholte i hebt doch ungemein. Wenn man Pfirsich überdeutlich und langsam ausspricht, macht man fast unweigerlich einen affektierten Gesichtsausdruck, probieren Sie das mal aus. 

Egal, kommen wir zur Gegenwart. In unserem Garten wird, wie schon oft erwähnt, die Herzdame für die Laube zuständig sein, ich aber für die Beete. Sie innen, ich außen, so der grobe Plan. Ab und zu äußert sie dennoch überraschend Pflanzenwünsche, die ich natürlich möglichst berücksichtigen werde. Wenn sie sich schon nicht für Gemüse interessiert, pflanze ich ihr eben etwas anderes, Hauptsache, sie guckt mal. Allerdings weichen ihre Wünsche deutlich von meinen ab. Sie möchte beispielsweise einen Bambus, Reineclauden und tatsächlich auch Pfirsiche, warum auch immer. Bambus widerstrebt mir sehr, den isst man eher nicht und ökologisch wäre er wohl nur sinnvoll, wenn es hier Pandas geben würde. Aber sie bekommt ihren Bambus, eh klar.

Reineclauden, wenn das überhaupt der richtige Plural ist, möchte sie vermutlich nur haben, weil sie so extravagant klingen. Aber sie bekommt auch ihre Reineclauden, eh klar. Man kann auch Renekloden schreiben, dann klingen sie plötzlich wie niederdeutsches Wildobst, Renekloden, die wachsen hier auf jeder Verkehrsinsel, wenn man sie so schreibt. Allerdings pflanzt man sie besser im späten Herbst, die sind jetzt nicht dran.

Das mit den Pfirsichen habe ich nachgelesen, ich habe mittlerweile fast alles nachgelesen, was man im Garten pflanzen kann. Und der Pfirsich, da gibt es nichts, ist heikel. Ein tendenziell schwieriges, empfindsames Gewächs, eher divenhaft, eher sensibel, braucht viel Schutz und einen perfekten Standort, braucht bestes Wetter, braucht den perfekt abgestimmten Boden und keinen Wind und wenig Regen und überhaupt ideale Bedingungen, braucht eigentlich mindesten Südtirol und einen liebevoll sorgenden Obstbauern – und dann gedenkt er vielleicht, auch bei uns im Norden etwas zu werden. Mit Glück.

Das stand so in den ganzen Büchern aus der Gartenabteilung der Zentralbücherei, die ich im Winter verschlungen habe. In meiner Gartendatei, in die ich alles eintrage, was ich in diesen Büchern anwendbar finde, steht bei Pfirsich daher: “Eher nicht”. Aber das ist nur Buchwissen, und Buchwissen zählt im Garten nicht viel, es zählt sogar überhaupt nichts, wenn die Herzdame Wünsche hat.

Unser Garten liegt auf einer Insel in einem Fluss, die Insel ist ein Hügel mitten in der Hamburger Bille. Die Gärten direkt am Ufer liegen alle am Hang. Im letzten Spätsommer ging ich da einmal entlang und guckte über die Bille, und da hing mir einer ins Bild, ein Wahnsinnspfirsich, geradezu ein Stockphotopfirsich. Schimmernd im Sonnenuntergang, die Frucht schlechthin. Und ganz alleine hing er da, nichts anderes am Baum. Nur diese eine, sündhaft schön erscheinende Frucht.

Hing da an einem Baum in vollkommen verkehrter Lage, hing da, wo der wüste Westwind Norddeutschlands jeden Tag an den Ästen reißt und zerrt und unablässig das Gezweig durchwühlt. Hing da, wo der verlässliche Hamburger Regen auf die Bäume prallt wie klatschnasse Ohrfeigen, frisch über die Bille in immer neuen Schwaden herangeweht, den ganzen Sommer hindurch, im Herbst natürlich erst recht. Hing da an einem Baum am Hang, in der ungeschütztesten Lage, die man sich nur vorstellen kann. Hing also da, wo niemand mit Verstand einen Pfirsich hinpflanzen würde, weil er da einfach nichts werden kann.

Und wegen dieser einen Frucht, sei es nun eine Pfirsche oder ein Pfirsich, werden wir auch bald einen Pfirsichbaum in unserem ebenfalls winddurchtosten Garten haben. Denn was in den Büchern steht, das ist das eine. Und es ist sicher auch alles richtig und wichtig und mühsam erarbeitet und hochgelehrt. Aber das Pflanzen gar nicht lesen können, das ist eben das andere.

Und wenn man ihnen nicht erzählt, was man gelesen hat – wer weiß. Es ist am Ende alles einen Versuch wert.

Die Herzdame: Experiment Tag 6

Ein Text von Maret Buddenbohm, auch bekannt als die Herzdame, die auch nur das tut, worauf sie Lust hat.

Die Söhne mit dem iPad

Für alle, die das Experiment noch einmal von Anfang an lesen möchten bitte hier entlang.

Es ist Mittwoch, Sohn 2 will nicht aufstehen und dreht sich noch einmal um. Später gibt es Ärger, weil ich ihn angeblich nicht geweckt habe.

Sohn 1 hat heute gute Vorsätze und will nach dem Aufstehen nur ganz kurz 5 Minuten „anfordern“ (man bekommt bei manchen Spielen eine Belohnung, wenn man einmal kurz online ist und ein paar Buttons drückt. Verstehen muss man das aber nicht).

Ich erinnere beide Söhne noch mal ans Duschen. Ihnen fällt auch selbst auf, wie lange sie schon nicht mehr geduscht haben und sie wollen auch duschen, aber nur nicht jetzt, lieber abends.

Trotz freundlicher Empfehlungen und regelmäßiger Zeitansage spielt Sohn 1 dann aber doch so lange, bis die Zeit wieder knapp wird.

Sein Freund steht schon vor der Tür, Sohn 1 muss aber noch Zähne putzen. Ich sage ihm, dass er seinen Freund doch nicht warten lassen kann und das Zähneputzen ausfallen lassen soll. Er besteht aber darauf. Braves Kind! Wobei ich mich aber frage, was ist jetzt wichtiger, dem Kind zu vermitteln zuverlässig und pünktlich zu sein oder doch die Körperpflege?

Mir wird bewusst, dass die Kinder in manchen Dingen schon ganz schön selbstständig sein könnten, wenn man nicht ständig reinquatschen würde. Ich habe seit Tagen eigentlich nichts mehr zum Zähneputzen gesagt und frage mich, warum das bis vor kurzem noch so ein Riesenthema bei uns gewesen ist, besonders mit Sohn 2.

Es fällt aber auch auf, was die Kinder alles nicht machen können, in der Zeit, in der sie vor den Medien abhängen. Und wie schwierig es ist davon loszukommen, auch wenn sie gute Vorsätze haben, wie etwa Duschen, Lernen, Kuscheln, Pünktlichkeit. Eigentlich wollen sie ja …

Jetzt meckert Sohn 2, weil er keine lange Unterhose mehr im Schrank hat, denn die hat er nicht zur Schmutzwäsche gelegt hat und ich habe sie also nicht gewaschen. Er will jetzt, dass diese Woche endlich aufhört.

Nachmittags hat Sohn 1 einen Termin, im Anschluss besuchen wir noch einen Freund von mir. Während wir uns unterhalten, spielt Sohn 1 ununterbrochen auf meinem Handy, was ich jetzt aber in Ordnung finde, weil es wirklich langweilig für ihn ist und ich mich in Ruhe unterhalten will.

Um 18 Uhr liefere ich Sohn 1 schnell zu Hause ab und muss dann zum Elternabend. Der Gatte hat auch noch einen Termin außer Haus. Gegen 20 Uhr sind wir beide wieder zu Hause, bis dahin haben die Kinder offenbar durchgehend Youtube-Videos gesehen. Inzwischen haben sie aber wenigstens Bibis beknackte Beauty-Videos komplett durch und schauen Minecraft-Videos. Ob sie was gegessen haben, weiß ich nicht. Sie wollen jedenfalls nicht mitessen und lieber spielen.

Zwischendurch sage ich immer wieder die Zeit an, das interessiert aber niemand, die Kinder spielen weiter. Geduscht ist immer noch niemand, wann auch?

Sohn 2 hat aber immerhin irgendwann sein Lager etwas freigeräumt, das heißt, er hat alles in den Schrank zurück gepfeffert und kann endlich wieder auf dem Fußboden schlafen, wo er sich am wohlsten fühlt. Gegen 21 Uhr liegen sie ohne Essen im Bett, wahrscheinlich haben sie heimlich genascht. Aber immerhin ist Zähneputzen hier überhaupt kein Thema mehr.

Die Wohnung ist insgesamt wesentlich weniger verwüstet, als ich gedacht hätte, sie müsste aber allmählich doch einmal mal geputzt werden. Auch die Küche sieht mittlerweile eher schlimm aus. Ich beschließe aber, dass ich auch nur das mache, worauf ich gerade Lust habe und gehe ins Bett. Bäm! – wie Sohn 2 sagen würde.

Hier noch mal alle Berichte des Experiments:

Einleitung | Tag 1Tag 2 | Tag 3 | Tag 4 | Tag 5Tag 6Tag 7 | Tag 8 | Fazit

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Da die Söhne Hauptfiguren dieser Blogartikelreihe sind, mittlerweile aber schon ziemlich gut mitlesen können und eine genaue Vorstellung davon haben, was sie von sich im Netz lesen wollen und was nicht, werden diese Artikel vor Veröffentlichung mit ihnen besprochen und lektoriert. Auch wenn ich es richtig blöd finde, wenn ein guter Witz von ihnen gestrichen wird und rausfliegt.

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Um der Verdummung durch zu viel digitale Medien entgegen zu wirken – der Sponsor dieser Reihe ist die SZ Familie.

Susan, Tina, Tom und die Essstäbchen

Ich habe drüben bei der GLS Bank einige Links zu Rohstoffen für die Auto-Industrie zusammengetragen.

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Patricia über Arbeit und Konsum. Sie ist eventuell noch konsumunlustiger als ich, und das will etwas heißen. Und wenn man schon dabei ist, David Hugendick hat da in der Zeit auch noch etwas Passendes: “Alles in Ordnung“.

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In den Hamburger Fleeten sieht es noch aus wie folgt, von wegen Frühling und so. Eine ausbaufähige Jahreszeit.

Siehe zum Hamburger Eis und dessen Verwertung auch drüben im hermetischen Café.

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Und nun ein Garten-Update – wenn Sie das Gartenthema uninteressant finden, Sie könnten jetzt noch schnell aussteigen. Es ist allerdings ein Garten-Update ohne Garten, da waren wir nämlich gar nicht, es kann hier also nur um unsere vorbereitenden Bemühungen in der Wohnung gehen.

Eine neue Lage gibt es da bei der unlängst erwähnten Magnolie, also bei dem im Garten vom Abrissunternehmer abgebrochenen Zweig und den Blüten in der Wahnsinnsfarbe. Es handelt sich wohl um die Blüten der Purpurmagnolie Susan, wenn ich das auf den zu Recherchezwecken besuchten Baumschulseiten richtig erkenne. Die Blüten sehen mittlerweile so aus:

Wenn die Magnolie noch alle weiteren Bauarbeiten überleben sollte, steht sie ab dem Frühling 2019 also auf diese Art blühend neben der Eingangstür der neuen Laube, wir freuen uns jetzt schon darauf.

In der Küche steht u.a. die vorgezogene Kapuzinerkresse. Im Hintergrund andere vergeilte Pflanzen, eigentlich geht Voranzucht hier nämlich gar nicht, der Platz ist viel zu warm – aber wir wollen eben spielen. Und zwar dringend.

Das ist nun nicht die gewöhnlichste Voranzucht, man kümmert sich da eigentlich eher um Gemüse, aber die Kapuzinerkresse gehörte zu den ersten Pflanzen, die wir im letzten Jahr im neu übernommenen Garten erfolgreich vom Samen zur Blüte gebracht haben, deswegen spielt sie bei uns eine Sonderrolle als Familienfavorit und wird besonders gefördert, sie ist quasi unsere Wappenblume. Und sie geht ab wie Schmidts Katze, sie musste gerade ein wenig gestützt werden, was Sohn I sehr findig mit chinesischen Essstäbchen und einem ebenso liebe- wie kunstvoll verknoteten Schnittlauchhalm gelöst hat.

Denn das kann für Kinder ein Hauptspaß an dieser Gartensache sein: Aufgaben zu lösen ohne irgendwas zu kaufen und ohne genau passendes Zeug dafür zu haben. Das sollte man nicht unterschätzen, welchen Reiz das ausmacht, und dabei kennen die Söhne MacGyver nicht einmal. Sie werden auf der Parzelle auch alleine mehrere Beetumrandungen bauen, und es ist ganz egal, wie seltsam vermurkelt die dann aussehen werden. Sie werden in jedem Fall super sein.

Unsere beiden vielversprechendsten Pflanzen in der Aufzuchtstation sind ganz entschieden Tina und Tom, die beiden Tomaten, die Sohn II mitten im Winter gezogen hat. Die hätten eigentlich gar nichts werden können, das war die völlig falsche Zeit für Tomaten, aber das wussten die beiden wohl nicht. Unten im Bild übrigens Tina.

Tina und Tom sind von undefinierbarer Sorte, da die Söhne das Gewinnen von Tomatensamen im letzten Herbst ganz unterhaltsam fanden und reichlich davon getrocknet und eingetütet haben, wobei es allerdings etwas drunter und drüber ging. Deswegen können Tina und Tom alleredelster Bioabstammung sein oder aber einen ordinären Lidl-Hintergrund haben, man weiß es einfach nicht. Wertgeschätzt werden sie hier in jedem Fall – und zwar reichlich.

Außerdem sind die Pflanzkartoffeln angekommen, Roter Erstling und Duke of York. Das gehört zum phänologischen Kalender, Anzeichen des Vorfrühlings: Die Biogartenversände schicken die Kartoffeln auf die Reise.

Die Herzdame: Experiment Tag 5

Ein Text von Maret Buddenbohm, auch bekannt als die Herzdame, die überrascht ist von den Erkenntnissen der Söhne.

Die Söhne mit dem iPad

Für alle, die das Experiment noch einmal von Anfang an lesen möchten bitte hier entlang.

Es ist Dienstag und Sohn 1 ist von alleine aufgestanden. Was er als erstes getan hat, muss ich hier jetzt nicht weiter ausführen. Sohn 2 habe ich heute um 7 Uhr geweckt, das war aber auch wieder falsch, er möchte in Zukunft früher geweckt werden.

Ich spreche in regelmäßigen Abständen Empfehlungen aus, aber die Jungs sind erst auf den letzten Drücker fertig. Übrigens wieder mit geputzten Zähnen und ohne dass ich etwas gesagt habe. Es hat geschneit und sie wollen den Schlitten mit zur Schule nehmen. Eigentlich sollte ich das nicht tun, aber ich schimpfe jetzt doch und gehe dann mit ihnen in den Keller. Mich ärgert es, dass sie sich das erst so spät überlegt haben. Aber wann ist in Hamburg schon mal so viel Schnee, dass man mit dem Schlitten zur Schule kann? Und mir geht es ja auch nicht um Konsequenzen oder Strafen, sondern ich will einfach nur mehr Ruhe und Frieden haben.

Sohn 1 hat in der Mittagspause einen Schlittenunfall, muss abgeholt werden und zum Arzt. Deshalb ist er dann auch schon ziemlich früh zu Hause. Und weil der Gatte und ich zwischendurch auch noch weitere Termine haben, u.a. mit Sohn 2, hat er nun richtig viel Zeit iPad zu spielen. Besonders schlimm finde ich es, dass Sohn 1 nicht ansprechbar ist und er es trotz guter eigener Vorsätze nicht schafft, seinen Aufgaben nachzukommen und wie magisch angezogen vor dem iPad hängen bleibt.

Gegen 19 Uhr kommt Sohn 2 zurück und klebt auch gleich neben Sohn 1 am iPad. Jacke, Schuhe und Ranzen hat er immerhin selbstständig weggeräumt.

Trotz freundlicher Empfehlungen hat niemand etwas für die Schule getan, geduscht oder sonstige Aufgaben erledigt. Dafür aber jede freie Sekunde am iPad geklebt.

Kurz vor dem Schlafengehen hat Sohn 1 dann aber eine neue Erkenntnis. Er möchte wieder feste Medienzeiten, weil er selbst merkt, dass er davon nicht loskommt und nun Angst hat, in kurzer Zeit zu verblöden.

Und Sohn 2 möchte in Zukunft wieder früher ins Bett geschickt werden, damit er noch genügend Zeit hat, ausgiebig mit uns zu kuscheln.

Es gibt dann auch noch Streit deswegen. Sohn 2 will unbedingt kuscheln, obwohl uns das schon zu spät ist, er aber sonst nicht einschlafen kann und Sorge hat, am nächsten Tag nicht ausgeschlafen zu sein, wenn er seinen Test schreibt. Er muss auch wieder oben im ungeliebten Hochbett schlafen, weil sein Lager auf dem Boden immer noch verwüstet ist.

Beide Kinder finden die Woche jetzt doof und freuen sich darauf, wenn sie endlich um ist.

Der Gatte und ich sind überrascht über die Erkenntnisse der Söhne und hätten so einen (möglichen) Ausgang des Experimentes nicht erwartet – aber es ist ja auch noch Zeit. Wir freuen uns vor allem über die Fähigkeit der Selbstreflexion bei den Kindern. Dass Sohn 1 selbst realisiert hat, dass ihm Medien ohne Limit nicht guttun und dass er feste Regeln braucht. Und dass Sohn 2 merkt, wie wichtig ihm die Kuschelzeit mit uns ist und er deshalb wieder früher ins Bett möchte, dafür also anderes aufgeben kann.

Grundsätzlich könnte ich mir mittlerweile schon vorstellen, dass Experiment noch zu verlängern, wenn das iPad auch mal wieder für längere Zeit verschwinden würde. Freiwillig!

Sven Dietrich von Pop64 hat sich zum Thema Medien auch Gedenken gemacht und dazu noch ein paar sehr interessante Links zu Lootboxen und free2play-Spielen. Den Spieleratgeber-NRW kannte ich noch nicht und werde den erstmal zu meiner Bettlektüre machen. Vielen Dank für die Leseempfehlung.

Hier noch mal alle Berichte des Experiments:

Einleitung | Tag 1Tag 2 | Tag 3 | Tag 4 | Tag 5Tag 6Tag 7 | Tag 8 | Fazit

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Da die Söhne Hauptfiguren dieser Blogartikelreihe sind, mittlerweile aber schon ziemlich gut mitlesen können und eine genaue Vorstellung davon haben, was sie von sich im Netz lesen wollen und was nicht, werden diese Artikel vor Veröffentlichung mit ihnen besprochen und lektoriert. Auch wenn ich es richtig blöd finde, wenn ein guter Witz von ihnen gestrichen wird und rausfliegt.

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Um der Verdummung durch zu viel digitale Medien entgegen zu wirken – der Sponsor dieser Reihe ist die SZ Familie.