Ein paar Links am Morgen

Ach guck, unser Jugendzentrum hier in der brandeins.

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Ich habe drüben bei der GLS Bank ein paar Links zum Thema Arbeit zusammengestellt.

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Demnächst mal ansehen, den müllfreien Beach-Club in Hamburg.

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Barbara Vorsamer über die Blogfamilia. Der Workshopleiter, der da vom goldenen Zeitalter der Elternblogs sprach, das war ich, bekenne mich schuldig. Die Herzdame, Sohn I und ich haben über Content in Elternblogs geredet.

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Können Gärten und Balkone zum Artenschutz beitragen? Ich habe neulich übrigens einen ganz seltenen Schmetterling im Garten gesehen, wunderschön, der ist mir noch nie zuvor begegnet. Und ich dachte, das ist ja großartig, wie das hier klappt, kaum haste nen Garten, schon tummelt sich da alles Bedrohte, weil du eben so tolle Blumen und Büsche pflanzt, du guter Mensch! Dann habe ich dem Schmetterling etwas nachgeforscht und es war ein ganz gewöhnlicher Aurorafalter, der ist überhaupt nicht selten, der ist einfach nur hübsch. Und den kenne ich nur nicht, weil ich von Natur eben keine Ahnung habe. Ich sage es ja, kein Tag ohne Demütigung.

Musik!

Reduce to the max

Das letzte Update zur Plastikfreiexperimentphase kam von der Herzdame, da haben Sie vielleicht etwas bemerkt, einen kleinen Unterschied zwischen ihr und mir – sie redet in Geschäften nämlich sowohl freiwillig als auch lang und breit mit Verkäuferinnen und Verkäufern, ich tue das nicht. Das liegt zum einen an meinem Hanseaten-Hintergrund, denn ich bin tatsächlich recht norddeutsch und rede nicht mit fremden Leuten, wenn es nicht unbedingt sein muss, wir sind hier ja nicht am Rhein. Das liegt zum anderen auch daran, dass ich vor vielen Jahren mal soziophobe Phasen hatte, von denen mir bis heute ein heftiger Unwille geblieben ist, nämlich der Unwille in Geschäften zu reden, und das geht weit über das Norddeutsche hinaus. Das ist etwas seltsam, weil es keine Angst im engeren Sinne ist und auch recht leicht überwunden werden kann, wenn es denn sein muss – aber ich will und muss meistens nicht. Ich frage also in Läden nicht nach plastikfreien Waren, das muss alles schon so klappen. Im Grunde wurde das Online-Shopping speziell für Leute wie mich erfunden, aber wie bereits beschrieben, Online-Shopping ist aus anderen Gründen doof.

Soziophobie ist übrigens ein spannendes und allgemein recht unbekanntes Thema, wenn ich mal wieder zum Schreiben von Geschichten kommen sollte – es wird dort behandelt werden. Ich habe da so einen angefangenen Roman herumliegen, die männliche Hauptfigur darin hat ein gewisses psychisches Problem, obwohl natürlich jede Ähnlichkeit rein zufällig usw., nicht wahr, das kennt man. Den müsste ich mal weiterschreiben, den Roman. Wenn die Kinder ausgezogen sind oder so. Aber dies auch nur als kleines Outing nebenbei, denn man muss heute mit psychischen Defekten viel offensiver umgehen. Siehe Bayern, Sie wissen schon.

Am Dienstag habe ich jedenfalls bei Lidl alles gekauft, was nicht verpackt und gut für mal eben so zwischendurch war, das waren Bananen, Salatgurken (nicht bio, die waren in Plastik), Kohlrabi und Paprika. Aus. Irgendwer hatte hier kommentiert, dass es bei Lidl relativ viel Obst und Gemüse unverpackt gibt, das ist definitiv nicht so oder ist zumindest in diesem speziellen Markt nicht so oder war einfach an diesem Tag nicht so.

Ich kam danach an einem afghanischen Bäcker vorbei und kaufte Fladenbrote, der hat sowieso die besten Fladenbrote überhaupt, die hole ich da oft. Und die gab es auch ganz ohne Plastik und sogar ohne Verständigung, einfach die Hand aufgehalten und es wurde ein Brot rübergereicht, so muss das. Das Stück für einen Euro, Traumware, Traumpreise. Zwei Finger hochgehalten, zwei Stück, so gehe ich gerne etwas kaufen.

Zum Fladenbrot brauchten wir noch einen Dip, einen Käse, irgendwas. Dafür habe ich den Bioladen besucht, in der Annahme, dort irgendwas im Glas zu finden. Im Kühlregal war aber rein gar nichts auszumachen, also habe ich mich wieder an die ganz großen Aufgaben im Leben eines Mannes erinnert, denn der soll bekanntlich ein Haus bauen, einen Baum pflanzen, einen Sohn zeugen, ein Buch schreiben und, das ist die denkbar schwerste Aufgabe, irgendwann einen schmackhaften vegetarischen Brotauftstrich finden. Das mit dem Buch, dem Baum und dem Sohn, das habe ich alles längst erledigt und sogar übererfüllt, ein Haus wird gerade gebaut. Okay, ich lasse bauen und es ist auch nur eine Laube, aber immerhin.

Vegetarische Brotaufstriche schmecken entweder nach pürierten Brekkies oder nach der Trägersubstanz, die die Produkte zusammenhält. Also z.B. nach Sonnenblumenkernen. Nichts gegen Sonnenblumenkerne, aber als Geschmacksträger ist die unweigerliche Vogelfutternote doch abzulehnen. Es gibt auch vegetarische Brotaufstriche, die hauptsächlich nach Aromen schmecken, grob zu unterteilen in Leberwurstartige, Italienischseinsollende, Indischseinsollende und Irgendwiemeerrettichverschärfte. Noch nie habe ich einen gefunden, der wirklich gut schmeckte, obwohl sie alle sicher gut gemeint waren und etliche auch erträglich schmeckten. Aber eben nicht richtig gut, also gut im Sinne von: “Oh toll, haben wir davon noch mehr?”. Viele Menschen mögen diese Aufstriche, weil sie sie wirklich dringend mögen wollen, denn wenn ein Mensch einen Entschluss fasst, ist er bekanntlich zu nahezu allem fähig. Beide Söhne hatten längere vegetarische Phasen, beide haben in der Zeit wild entschlossen etliche Produkte dieser Reihen probiert, keines wurde jemals wieder gekauft.

Aber am Dienstag geschah das Wunder, wir kauften “Rote Linsen Chili” der Firma Allos (nein, keine Werbekooperation) im Glas – und Sohn I und ich fanden es gut. Richtig gut. Nach all den Jahren! Gleich ein Glas leergefuttert.

Na gut, vielleicht waren wir auch einfach nur sehr, sehr hungrig und hätten in absehbarer Zeit auch Kistenholz oder Baumrinden benagt, so nach etlichen Stunden Garten ohne irgendwelche Nahrung, das kann schon sein. Ich kaufe das also demnächst lieber noch einmal, Versuchsreihen immer doppelt absichern, ganz wichtig.

Ich habe jedenfalls, das ist das eigentlich Interessante, wegen dieser Plastikfreigeschichte fast gar nichts gekauft. Und die paar Sachen, die wir dann hatten, die wurden regelrecht verschlungen. That was easy. Das hat sich am Mittwoch ähnlich wiederholt, es gab wirklich wenig. Jetzt müssen wir wohl oder übel darüber nachdenken, ob wir vielleicht in letzter Zeit generell zu viel eingekauft haben, denn das ist ja immerhin eine Möglichkeit. War unsere Wegwerfquote nicht vielleicht längst zu hoch? Das ist leider nicht auszuschließen, ganz und gar nicht. Man will auf alle Eventualitäten des Familienalltags vorbereitet sein, man kauft dies und das und jenes, schon ist alles rappelvoll in der Küche und wird dann doch nicht oder nicht rechtzeitig gebraucht. “Wann wollten wir denn was mit Huhn essen? Und ist das noch okay, wenn es so aussieht?”

Ich kaufe also mal eine Weile überhaupt nichts mehr auf Vorrat oder Verdacht, ich koche hier jetzt erst einmal alle Schränke und Gefrierfächer weitgehend leer und warte auf den wirklich dringenden Bedarf, bevor ich etwas kaufe. Und dringlich wird es, wenn die Kinder freiwillig Einkaufszettel schreiben.

Das ist zwar etwas abseits des ursprünglichen Projektgedankens, zugegeben, aber es vermeidet selbstverständlich auch Plastik, wenn man nichts oder deutlich weniger kauft, aus ökologischer Sicht ist weniger sicher fast immer besser.

Reduce to the max, das war früher ein bekannter Werbespruch mit beachtlichem Tiefgang, ich fand den super. Nicht wegen des beworbenen Produktes (das war der erste Smart, wenn ich mich recht erinnere, der hat mich nicht interessiert), sondern wegen der Erwähnung von Max, denn ein solcher bin ich ja auch, selbst wenn mich fast alle Menschen in meinem Bekanntenkreis mit dem vollen Maximilian anreden. Sobald ich Kontakt mit dem Ausland oder Bayern habe, bin ich aber wieder Max, denn Englischsprachige und Bayern verkürzen den Namen reflexmäßig.

Und reduce to the Max, das wollte ich jahrelang immer wieder in meinem Liebeswerben sinnvoll unterbringen, als Botschaft mit beachtlichem Tiefgang für beachtlich schöne Frauen, zumal ich ja – und das passte doch sensationell! – auch smart und eher klein … nun ja. Die Idee war ganz gut. Finde ich immer noch. Fand aber sonst niemand.

Aber heute könnte ich den Satz doch wieder sinnvoll unterbringen, beim Einkaufen! Und ich habe dazu auch schon eine Idee.

 

Ein paar Links am Morgen

Sascha Lobo über das Drama mit dem Datenschutz.

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Patricia Cammarata nachvollziehbar und anwendbar zu WordPress und Datenschutz. Bloggerinnen und Blogger bitte unbedingt lesen, der Rest kann weitergehen, es gibt nichts zu sehen.

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Und dann so: Auftritt Merkel.

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Es sind genug Brote für alle da.

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Den Hunger sieht man an den Handgelenken.

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Und es regt irgendwie keinen auf, aber wir müssen im Norden mal eben die Deiche erhöhen, und zwar ganz ordentlich. Klimawandel ne. Macht ja nichts.

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Über Mikroplastik im Biodünger. Macht auch nichts.

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Eine Plastiksteuer wird es so schnell nicht geben. Wozu auch, alles egal.

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Keine Ahnung, wie ich zu diesem Video kam, aber für einen kurzen nostalgischen Kick ist es zweifellos brauchbar. Also wenn man in den Achtzigern dabei war. Ich mag sehr, wie die beiden sich zwischendurch ansehen. 

Die Herzdame experimentiert: Plastikfrei

Sohn 2 liebt Experimente und war sofort Feuer und Flamme von der Idee, eine Woche plastikfrei einzukaufen. Und wenn Sohn 2 was will, müssen alle mitziehen. Da hilft nichts. Leider.

Große Lust hatte ich ja nicht, aber wenn ich so eine Aufgabe gestellt bekomme, nehme ich sie auch ernst. Nun haben wir schon drei Tage des Experiments hinter uns und ich sag mal so: gut läuft das nicht.

Am Montagmorgen bin ich schon daran gescheitert, weil ich vergessen hatte, mirveine Tupperdose für mein Pausenbrot mit zum Bäcker zu nehmen und somit das Brot in einer Plastiktüte mitnahm. Ich hätte wahrscheinlich auch um eine Papiertüte bitten können, aber dann ist das ja schon mittags ausgetrocknet und ich hätte es weggeworfen. Also musste ich mich entscheiden: mein halbes Brot in Plastik oder den Rest wegwerfen. Und jeden Tag neues Brot kaufen, dafür habe ich auch einfach keine Zeit.

Wie gut, dass ich noch Butter und Aufschnitt von der letzten Woche hatte und damit kein weiteres Plastik kaufen musste. Über mein Einkaufserlebnis an der Fleischtheke am Montagabend hat der Gatte schon hier berichtet. Das fand ich auch schon sehr enttäuschend. Am Dienstag sind wir nachmittags in den Garten gefahren und ich wollte gerne noch ein paar Süßigkeiten für die Kinder kaufen. Ohne Plastik und auch ohne Alufolie. Probiert das mal!

Auf meinem Weg kam ich nur an einer Drogerie vorbei, die aber auch viele Bioprodukte haben und ich war deshalb optimistisch, irgendetwas Süßes zu bekommen. Egal, ob die Kinder das nun mögen würden oder nicht, aber Hauptsache ohne Plastik.

Ich habe mich wirklich redlich bemüht was zu finden und habe bestimmt zehn Minuten alle Regal abgesucht. Leider Fehlanzeige. Dann bin ich zur Verkäuferin und habe sie gefragt, ob sie noch eine Idee hätte, was ich ohne Plastik und Folie kaufen könnte. Geschmack egal. Erst hat sich mich angesehen, als wäre ich nicht ganz dicht. Zusammen haben wir dann auch noch mal 5 Minuten die Regale durchgescannt. Und dann war sie selbst ziemlich schockiert, dass sie wirklich gar nichts ohne Plastik im Angebot haben. Wir haben sogar mehrere Schokoladen halb ausgepackt, um dann festzustellen, dass selbst die teuren Bioschokoladen unter ihrem Einwickelpapier noch Alufolie haben. Gummibären, Kekse, Reiswaffeln, Chips – alles in Tüten.

Am Ende habe ich ohne Einkauf den Laden verlassen und eine etwas verstörte Verkäuferin zurückgelassen, die diesen haltlosen Umstand auch sofort ihrem Vorgesetzten weiterleiten wollte.

Ich bin dann zum Bäcker gegangen und habe Kuchen gekauft. Leider für den dreifachen Preis, im Vergleich zu einer Packung Kekse. Beim Einpacken des Kuchens fragte ich dann auch vorsichtshalber nochmal, ob die Zwischenlegefolien auch plastikfrei sind. Die Zwischenlegefolien sind aus beschichtetem Papier und die Verkäuferin fand meine Frage auch ganz schön dämlich. Immerhin stand neben mir ein Kunde, der viel Verständnis für meinen Wunsch zeigte und mich dann ungefragt mit 1000 weiteren Informationen und Tipps versorgte, die er irgendwo im Fernsehen mal gesehen hatte.

Unser Abendbrot war dann etwas karg, da der Gatte nur Fladenbrot und so einen vegetarischen Brotaufstrich im Glas gefunden hat (Details dazu berichtet er selbst.) Und ich hasse vegetarischen Brotaufstrich. Für das Kochen war keine Zeit mehr, da wir bis um 22 Uhr im Garten waren. Mir scheint, der Versuch plastikfrei zu leben hat den Effekt, dass man am Ende gar nichts mehr isst, er ist damit noch besser für die Figur als zuckerfrei zu leben.

Gestern sind wir gleich nach der Arbeit in den Garten gefahren, weil wir da einen Termin mit den Laubenbauern hatten. Das heißt, es musste schnell gehen und weil da auch noch ein spätes Mittagessen, Kuchenessen und Abendessen geplant war, mussten wir das auf dem Weg mal eben im Supermarkt kaufen.

Leider hatte dieser Supermarkt weder einen Bäcker noch eine Frischetheke. Deshalb bin ich kurz zum Bäcker rübergegangen und habe die letzten zwei labberigen, ekeligen Pizzastangen und eine Platte Butterkuchen gekauft. Alles in Papier und mit Papierfolie getrennt. Und ein Brot für das Abendessen, leider wieder in Plastik.

Für das Abendbrot im Garten, wo wir mangels Laube noch kein ausreichendes Geschirr hatten, haben wir dann die reinste Plastikschlacht veranstaltet. Frischkäse zum Dippen, Würstchen und Kartoffelsalat (ein Pott und eine Gabel für alle). Und für das gute Gewissen eine Melone ohne Plastik, die dann aber mangels Messer niemand gegessen hat.

Fazit dieser Tage: ich ernähre mich hauptsächlich von Resten oder gar nicht, weil ich nichts ohne Plastik kaufen kann oder mit schlechtem Gewissen, weil es nichts ohne Plastik gibt. Unterm Strich habe ich deshalb aber insgesamt deutlich weniger Müll produziert, weil ich einfach weniger gekauft und nichts gegessen habe.

Die Milch der frommen Denkart

Falls da jemand gerade gestolpert ist, es heißt im Original bei Schiller tatsächlich Denkart, nicht Denkungsart, wie alle immer sagen, ich natürlich auch bis gerade eben. Immer Zitate googeln, bevor man sie schreibt, dann merkt man so etwas. Aber sowieso geht es heute um Milch, nicht um Klassiker.

Adelhaid schreibt hier auch über Plastik und Einkauf, das ist natürlich immer großartig, wenn andere da so mitspielen, “Wie früher!”möchte ich da immer rufen, “Wie früher!”. Blogstöckchen, die Älteren erinnern sich. 

Bei Sven ist die Milch auch noch einmal Thema, und die Milch haben wir familienintern reichlich diskutiert, denn der Rahm in der Flaschenmilch stört die Kinder hier auch. Was etwas seltsam ist, denn im Heimatdorf der Herzdame trinken sie die Milch ganz frisch, sehr fett und quasi euterwarm auf dem Hof nebenan, aber egal. Milch in der Flasche ist jedenfalls schwierig. Und schwer.

Und weil es alles so schwierig ist, habe ich gestern einen Experten befragt, das soll ab und zu ja weiterhelfen. Ulf Schönheim ist auch als Regionalulf bekannt, ferner Vorstand der nördlichen Regionalwert AG (nein, keine Werbekooperation) und er war auch schon einmal bei “Was machen die da”.

MB: Das Tetrapak-Dilemma – hat der laienhafte Privatkonsument eine Chance, bei Themen wie Milchverpackung etc. etwas richtig zu machen – oder reicht das Richtigmachen nur bis zur Regionalentscheidung, weil man weiter einfach nicht kommt?

US: Grundsätzlich gilt: Je näher dran, desto besser ist Mehrweg. Denn Glas und Flüssigkeiten durch die Gegend zu fahren verbraucht viel Energie. Man muss dabei auch berücksichtigen, dass große Molkereien auch große Einzugsgebiete haben. Das heißt, die Milch fährt im Extremfall schon mal 200 Kilometer, bevor sie überhaupt in der Molkerei ist. Und: Die Pfandflaschen müssen ja auch zurück.

Mein persönlicher Tipp für Normalkäuferinnen und Normalkäufer in Hamburg, die keinen Hofladen und keine Milchtankstelle um die Ecke haben, ist die Vier-Jahreszeiten-Milch von De Öko Melkburen. Die ist zwar im Tetrapak, kommt aber von drei Bio-Höfen direkt vor der Stadt und wird in der Meierei Horst abgefüllt. Leider hat die Meierei keine Flaschenabfüllung, aber das kann sich eines Tages bestimmt ändern. So lange finde ich es wichtig, kleine regionale Projekte zu unterstützen, die ziemlich viel richtig machen, bis hin zur muttergebundenen Kälberaufzucht.

Und mein allgemeiner Tipp für andere Regionen: Möglichst bio, möglichst nah, möglichst kleine Molkerei, möglichst Mehrweg. In Hessen zum Beispiel von der Upländer Bauernmolkerei, in Schwaben und Franken von den Schrozberger Milchbauern, im Norden von der Meierei Horst, den genannten Öko-Melkburen oder von der Bauerngemeinschaft Hamfelder Hof. Und noch ein Tipp: Viele der genannten Erzeuger bieten Besichtigungen und Veranstaltungen an. Dort kann man direkt mit den Menschen sprechen und ein Gefühl dafür bekommen, wieso sie so arbeiten wie sie es tun.

MB: Hat das Regionalthema mit dem Unverpackt-Thema und dem Plastikfrei-Thema überhaupt einen Sinnzusammenhang?

US: Naja, Sinn kann man sich ja überall basteln, sagt der Soziologe in mir. Aber ja, natürlich: je verpackungsärmer desto besser, und je plastikfreier desto besser. Denn bei Lebensmitteln und insbesondere bei Flüssigkeiten, die sich länger in Plastik aufhalten wie etwa Säften, ist eine Glasverpackung auch aus geschmacklicher und gesundheitlicher Sicht in der Regel besser. Und meistens kommt die Verpackung ja auch nicht aus der Region, das sollte man beachten im Sinne einer regionalen Ernährungssouveränität – was ja ein Ziel der Regionalwert-Bewegung ist.

Langfristig sollte es möglich sein, auch Verpackungen bio-regional zu erzeugen, zum Beispiel aus Abfällen der Lebensmittelproduktion. Die Forschung ist da schon recht weit – unter anderem mit Milchfasern  Dann sorgt die Milch nachher womöglich für ihre eigene Verpackung. Aber natürlich braucht man dann erstmal die Produktionskapazitäten. Und die kosten ziemlich viel Geld. Aber auch da wollen wir ja mithelfen.

MB: Warum eigentlich gibt es nicht mehr Märkte mit regionalen Zulieferern in der Stadt und gibt es dazu irgendwo Modellprojekte?

US: Ja, bald im Hamburger Oberhafen. Dazu kann ich in zwei, drei Wochen mehr erzählen. Oder in der Markthalle Neun in Berlin.

Aber grundsätzlich: Die klassischen Wochenmärkte leiden unter drei Dingen. Erstens: sozialer Wandel. Freitags und sonnabends funktionieren Wochenmärkte nach wie vor gut. Aber wer hat heute noch Zeit, zum Beispiel dienstagsvormittags auf den Markt zu gehen? Selbst auf dem Hamburger Isemarkt gibt es zu dieser Zeit Lücken, weil zu wenig Kunden kommen. Zweitens: Die Anbieter auf dem Wochenmarkt oder in Markthallen haben relativ hohe Personalkosten. Insbesondere im Vergleich zum normalen Supermarkt, der auf großen Flächen mit wenig Personal hohe Umsätze erzielt. Und: Wochenmarktstände müssen ihren kompletten Umsatz mit Lebensmitteln machen. Für viele Supermärkte sind frische Lebensmittel dagegen häufig nur noch Sonderangebotswerbung, damit die Kunden in den Laden kommen. Ihr Geld verdienen sie dann mit Convenienceprodukten, Aktionsware, Duschgel oder Kosmetik. Da kann eigentlich kein Wochenmarktstand mithalten, es sei denn, er kauft beim billigsten Großhändler.

Bei Markthallen kommt drittens dazu, dass die Mieten an guten Standorten in der Regel so hoch sind, dass sie kein kleiner Standinhaber zusätzlich zu den Personalkosten bezahlen kann. Oder dass die Lebensmittel dann furchtbar teuer werden. Eigentlich wäre das eine städtische Aufgabe: Neben sozialem Wohnungsbau für sozialen Markthallenbau zu sorgen, wo sich die Bewohnerinnen und Bewohner zu vernünftigen Preisen bei kleinen Erzeugern eindecken können. Solange das nicht der Fall ist, muss man es eben selber machen, zum Beispiel über Marktschwärmereien, Solawis und Mitgliederläden oder im größeren Zusammenhang über die Regionalwert-AGs, die es bald in fünf Regionen Deutschlands gibt. Und weitere Regionen haben Interesse.

Nach dem Interview fiel noch ein Satz, den ich hier mit aufnehme, weil er auch für die Experimentzeit bei uns wichtig ist:

US: Persönliches Engagement ist immer super. Aber man sollte sich damit nicht überlasten und nicht versuchen perfekt zu sein. Das macht nämlich unglücklich. Letztlich wäre das Plastikproblem auch eine Aufgabe der Politik. Irgendwo habe ich mal den Vorschlag gelesen, Kraftstoffpreise im Vorhinein langsam und berechenbar steigend festzusetzen. Liegen die realen Preise drunter, geht das Geld in einen Fonds. Liegen sie drüber, nimmt man Geld wieder raus. Dann wissen Verbraucher und Wirtschaft Bescheid und können sich darauf einstellen. Das sollte man dann praktischerweise nicht nur für Kraftstoffe, sondern gleich für alle Mineralölprodukte machen.

Soweit Ulf Schönheim. Wir halten währenddessen für die Mich das Zitat fest: “Möglichst bio, möglichst nah, möglichst kleine Molkerei, möglichst Mehrweg.” Das sage ich dann am Regal einfach auf und zähle ab. Easy.

Es wurde Regen für den Nachmittag angekündigt, vielleicht komme ich dann noch einmal zum Schreiben, denn es fehlt hier weiterhin der Dienstag, es fehlt mittlerweile auch der Mittwoch, es fehlt die Antwort auf die Frage, wo die Kartoffeln hin sind, was eine Knoblauchsrauke ist, warum ich mittlerweile fast gar nichts mehr einkaufe und warum das sehr erhellend ist, ich möchte fast sagen, es ist erschreckend erhellend. Aber keine Sorge, ich habe gestern und vorgestern alles stichwortartig mitgeschrieben, kommt alles.

Währenddessen wird im Garten die Laube gebaut, wir sind daher ein wenig abgelenkt, pardon. Immerhin aber ist die Laube nicht aus Plastik, Schwein gehabt! Allerdings: Die Holzstapel waren in Plastik verpackt. Schlimm.

Das Marktgeschehen

Andere machen das mit dem plastikfreien Einkauf übrigens etwas auffälliger als ich, in anderen Blogs gab es dazu selbstverständlich auch schon Aktionen.

Das ist, wie mir etwas spät auffällt, die falsche Woche für dieses Experiment, diese Woche wird feiertagsbedingt gar nicht reichen, dann wird das eben alles verlängert, es soll ja auch etwas ergeben, Erkenntnisse, Verhaltensänderungen, so etwas in der Richtung. Da sicher jede Woche irgendwie falsch wäre, mache ich das einfach dennoch weiter.

Es steht noch aus, die Kommentare zu beantworten, ich werde versuchen, das nach und nach hier unterzubringen. Mehrfach war da z.B. die Rede von Biokisten und anderen Lieferdiensten wie etwa Etepetete, die wir hier auch schon einmal im Blog getestet haben. Warum nutzen wir die nicht? Aus zwei Gründen. Zum einen führen wir, wie gerade auf der Blogfamilia vorgetragen, ein eher langweiliges Leben ohne viele Reisen, Aktionen etc. Dieser eigentlich überschaubare Alltag zeichnet sich aber durch eine terminliche Grundwirrnis aus, d.h. es passiert eigentlich gar nichts, das aber ungeplant und durcheinander. Eltern können das womöglich nachvollziehen? Bezogen auf die Kisten heißt das, ich weiß eher selten, ob ich morgen für zwei oder für acht Personen oder gar nicht kochen muss. Meiner Erfahrung nach waren die Kisten inhaltlich durch die Bank super, aber ich kam mit dem Inhalt nie hin. Zu viel, zu wenig, es hat nie gepasst, ich musste immer weiter einkaufen wie gewohnt, was nützt mir dann die Kiste. Oder es wanderte zu viel Zeug in den Müll, das ging mir dann auch erheblich gegen den Strich. Das gute Biozeug!

Zum anderen habe ich mittlerweile eine prinzipielle Aversion gegen Lieferungen. Ich wohne in der Mitte der Stadt, hier kann man sehr schön beobachten, wie Lieferdienste aller Art in Fahrzeugen aller Art den Verkehr lahmlegen. Unvergessen bleibt im Stadtteil die Schlägerei zweier Paketdienstfahrer auf der Haupteinkaufsstraße, da hing zum Schluss der eine auf der Windschutzscheibe des anderen. Szenen wie aus Hollywood, es ging natürlich um einen Halteplatz, da liegen die Nerven blank. Das ist das eine große Problem bei den Lieferdiensten, sie sind verkehrspolitisch eine falsche Entwicklung. Das andere ist, dass die Lieferung bei uns einfach nicht klappt, wir sind tagsüber nicht zuhause und haben keine wirklich praktische und gut machbare Lösung für andere Lieferadressen. Dieses ganze Lieferwesen ist nach etlichen Versuchen geprägt von “Es hat wieder nicht geklappt” und von “Dann hole ich das mal da ab und schleppe es zu uns”. Wenn ich aber Zeug von irgendwo zu uns schleppen muss, dann kann ich es auch gleich irgendwo im Laden kaufen, das ist Unsinn. Ich bestelle nur noch Sachen, die ich wirklich nicht anders bekomme, quasi wie früher. Und die Hauptmotivation dabei ist gar nicht ölologisch oder grün gedacht, die Hauptmotivation ist der Nervfaktor.

Wenn ein landwirtschaftlicher Erzeuger Waren in die Stadt fährt, dann finde ich es überzeugender, er baut morgens einen Marktstand auf und hundert Menschen kaufen da bei ihm ein, als dass er hundert Menschen einzeln zu beliefern versucht, das kommt mir einfach nicht sinnvoll vor. Wenn ich das Thema Einkauf sozialromantisch betrachte – und warum sollten wir das unter uns Möchtegerngutmenschen nicht tun – dann bin ich ein Marktmensch. Wir brauchen mehr Märkte oder Marktstände, damit das Thema Einkauf und gerade regionaler Einkauf wieder sinnvoller wird. Aber was weiß ich schon. Jemand von der Regionalwert AG könnte dazu aus dem Stand einen erhellenden Vortrag halten, ich nicht.

Ich habe im letzten Halbjahr irgendwo gelesen, dass auch Wochenmärkte mit sinkenden Besucherinnenzahlen zu kämpfen haben – wenig überraschend, aber fatal.

Oh, noch ein Argument, noch einmal Sozialromantik. Tendenziell halte ich die meisten Job, die rund um die Lieferlogistik entstehen, für schlimmer und freudloser als die alten Jobs im Verkauf. Und zwar für wesentlich schlimmer. Auch das hält mich vom Bestellen ab.

Einen Kommentaraspekt halbwegs beantwortet, schon ist die Schreibzeit um, ich fürchte, das werden contentreiche Tage, ich komme tatsächlich gar nicht hinterher. Von gestern erzähle ich dann also später, da gab es immerhin noch Erkenntnisse und auch ein wirklich überraschendes Produkt, welches ich hier ohne jede Werbekooperation lobpreisen möchte. 

Demnächst mehr.

Der Plan, das Wetter, die Wirklichkeit

Gestern gab es unfassbar viele Kommentare zum ersten Plastikfreieintrag (vielen Dank!), dabei wurden auch etliche interessante Links und wiederkehrende Hinweise gepostet, ich gehe auf einige noch ein, etwa warum wir keine Biokiste haben und wieso ich Lieferungen ohnehin mindestens fragwürdig finde. Nicht allgemein, aber für mich. Vielleicht schaffe ich das sogar heute noch, erst aber kurz zum Verlauf am Montag.

Gestern dachte ich, dass es vermutlich schlau wäre, in dieser Woche das supernormale Programm zu kochen, die Familienstandards eben, über die man nicht lange nachdenken muss, bei denen man nichts recherchieren muss und die andere auch kochen, es soll ja alles auch etwas nachvollziehbar sein. Also etwa Pellkartoffeln mit Kräuterquark. Ein Kilo Kartoffeln, einmal Quark, wenn einem Plastik egal ist, nimmt man eine Packung aus dem Kühlregal, fertig. Dazu etwas gute Butter, zack, sehr gutes Essen. Habe ich so gedacht, denn ich denke gerne schlau, also wenigstens versuchsweise.

Und ich habe mich schon gefreut, denn es war ja Gartenwetter, also dachte ich, wenn es denn überhaupt möglich ist, Quark im Glas zu bekommen – das allerdings schien mir fragwürdig – dann könnte ich ja wie so ein Selbstversorger einmal durch meine Beete strolchen und Dill, Schnittlauch, Petersilie, Radieschen, Knoblauchrauke, Salat, Giersch, Löwenzahn, Zwiebelgrün ernten, in den Quark rühren – und dann würden die Leserinnen aber mal staunen, wie simpel und geradezu foodbloggermäßig das plastikfrei geht, so mit Garten und Kräuterkunde! Das war ein wirklich schöner Plan.

Der Plan war zunächst auch pappeinfach umzusetzen, Kartoffeln gab es vom winzigen Wochenmarkt in Hammerbrook, ganz ohne Plastik direkt in meinen Beutel, den Quark gab es zu meiner Überraschung im Bioladen im Glas. Den habe ich da noch nie vorher wahrgenommen, das war also schon einmal lehrreich, ab und zu sollte man doch genauer hinsehen, es gibt vielleicht mehr als man denkt, auch in den Läden, die man kennt. Ich hatte Quark im Glas vorher gegoogelt und mit Schwierigkeiten gerechnet, so viele Anbieter gab es da nicht, aber hey, alles easy. Es gab auch Joghurt im Glas und Milch in der Flasche, das habe ich alles mitgenommen. Gewichtsmäßig ist der Einkauf dann aber alles andere als easy, das wäre auf Dauer auch zu bedenken und irgendwie zu lösen, darauf kommen wir dann noch.

Und dann waren wir auch tatsächlich im Garten, es war traumhaftes Wetter, die ganze Billerhuder Insel steht jetzt in Blüte, ein Fliedermeer in Lila und Weiß, dazu natürlich Apfel, Birne, Kirsche und so weiter, und der Weißdorn! Die Tulpen! Da kann man ja so alt werden, wie man will, es ist immer wieder umwerfend, wie Norddeutschland, das im Winter bei aller Liebe eher unschön und stets etwas ungepflegt und vernachlässigt wirkend herumliegt, nach zwei bis drei Wochen Frühling plötzlich so unglaublich verführerisch und anziehend wirkt, man möchte sich vor jeden Busch setzen und erst einmal gucken und staunen, einfach nur staunen. Aber man hat ja keine Zeit.

Wir haben im Garten etwas gearbeitet und gegossen und geerntet.

Und wie es im Garten so ist, plötzlich waren drei Stunden vorbei und wir mussten uns entscheiden, ob wir uns irgendwo bei den freundlichen Nachbarn an eine Grillrunde anschließen wollten oder abbrechen und Plan A. Selbstverständlich gewann der Grill, obwohl in dieser Familie keiner richtig gerne grillt, aber als Hamburger wird man das Gefühl nicht los, jeden warmen Tag ohne Regen bis zum Exzess draußen ausnutzen zu müssen, denn es könnte ab morgen sieben Wochen regnen und dann sitzt man wieder händeringend und wehklagend auf dem Sofa und denkt “Hättest du mal!” Also fuhren wir kurz zum nächsten Supermarkt und holten etwas Fleisch. Es gab eine Fleischtheke, der Verkäufer fand das Ansinnen, etwas ohne Plastik zu bekommen sichtlich amüsant. Die Leute kommen aber auch auf Ideen! Lauter Irre, da draußen, echt jetzt mal. Die Herzdame hat sich mit ihm etwas unterhalten, er ging eher davon aus, dass bald alles nur noch in Plastik verkauft wird und bangte um seinen Job. Über plastikfrei hatte er sich noch nie Gedanken gemacht, das schien ihm nicht realistisch, nicht einmal ansatzweise. Der hat vermutlich noch den ganzen Abend über uns gelacht.

Immerhin gab es bei diesem Einkauf wenig Plastik. Weniger jedenfalls, als wenn wir diese üblichen und superekligen Grillfleischpackungen aus dem Kühlregal gekauft hätten, in denen die Marinade unter dem Plastik immer so Schlieren zieht, die nach Chemiebaukasten für die Klassen 5 bis 6 aussehen.

Dazu brauchten wir noch Brot, in dem Supermarkt gab es aber keinen Bäcker. Wenn es keinen Bäcker gibt, hat man keine Chance, Brot ohne Plastik zu bekommen, überhaupt keine. Es gab also eines dieser Baguettes mit Kondom, wobei diese Plastikteile über dem Baguette an beiden Enden offen sind und daher eigentlich sinnlos, die könnte man auch gut weglassen, die sind völlig unsinnig. Das wäre bei Kondomen dann übrigens auch so, liebe Kinder, aber egal.

Ich habe außerdem reflexmäßig und in namenloser Gier ein paar Blumentöpfe mit Blühzeug mitgenommen, die waren natürlich auch aus Plastik. Und die waren wirklich ein dummer Fehler, die hätte ich weglassen können. Pflanzen ohne Plastik, das ist allerdings auch so ein eher problematisches Thema, wie sowieso ein Garten ohne Plastik ganz eigene Einträge wert ist, da denkt man gerade in England in mehreren Blogs drüber nach. Aber Haushaltseinkäufe sollen hier erst einmal vorgehen

Die Pellkartoffeln mit Kräuterquark – werde ich es heute schaffen, ein planmäßiges Abendessen zuzubereiten? Ist nicht wieder Gartenwetter? Wie lange hält sich so ein Quark und was ist überhaupt Knoblauchrauke? Und wo habe ich die Kartoffeln hingelegt?

In Kürze mehr.

Plastikfrei einkaufen, die Ausgangslage

In dieser Woche nun also der Versuch, halbwegs plastikfrei durch die Einkäufe zu kommen. Daran sind schon ganz andere gescheitert, das ist immerhin sehr beruhigend. Es wurde in den Kommentaren der letzten Artikel bereits auf die zwei Unverpackt-Läden in Hamburg hingewiesen, die sind löblich und sicher auch interessant, realistisch betrachtet werde ich für einen Besuch aber vermutlich gar keine Zeit haben, sie sind nicht in unserem Stadtteil, sie sind irgendwo da draußen.

Zeit ist sowieso ein Problem bei dem Thema, ich habe bei einigen Minimalismusblogs und ähnlichen Quellen immer das Gefühl, dass sie irre viel Zeit in ihren Konsum stecken. Vielleicht haben sie ja tatsächlich so viel Zeit, es sei ihnen auch von Herzen gegönnt, aber hier klappt das so nicht. Und damit bin ich vermutlich recht normal, ich habe eine schlechte bis bestenfalls mittelgute Ausgangslage für bewusstes Einkaufen mit bester Absicht, über Ökobilanzen kann man dann bekanntlich immer noch stundenlang streiten, etwa bei Papiertüten.

Nach der Arbeit komme ich auf dem Heimweg an mehreren Läden vorbei, ich gehe die mal kurz durch:

Ein Real-Markt, in den ich höchst ungern und entsprechend selten gehe, weil er mir erstens zu groß ist und ich nie irgendwas finde (Oliven stehen im Griechenlandspezialregal, darauf muss man erstmal kommen), weil zweitens, das ist noch wichtiger, das Personal dort immer und durch die Bank kreuzunglücklich und gequält wirkt. In einem Ausmaß, dass ich mir als Kunde denke – da stimmt doch etwas nicht.

Ein Lidl-Markt mit vergleichsweise guter Stimmung und ebensolchem Personal. Aber eben ein Lidl, bezogen auf Plastik ist das natürlich der GAU und sowieso ist das eben ein großer böser Discounter. Was bekommt man da überhaupt ohne Plastik? Ganze Melonen vielleicht.

Ein dramatisch teurer Edeka, der aber immerhin Käse, Fisch, Fleisch, Feinkostsalate und Wurst noch wie früher an Theken verkauft, die Älteren erinnern sich. Mit lebenden Menschen dahinter, die Sachen rüberreichen! Voll retro. Die Käsetheke dort war auch schon einmal die beste ihrer Art in Deutschland oder irgendwas in der Richtung. Qualität also gar kein Problem, und das Plastik wäre dort immerhin reduziert. Ich glaube aber nicht, dass man da Ware in mitgebrachte Behältnisse packen lassen kann.

Ein Bioladen, der bezogen auf Plastik auch verblüffend wenig weiterhilft und mir außerdem nicht behagt, ich scheitere da, wie schon oft beschrieben, an der Langsamkeit, da geht mir ganz im Ernst schon die Tür zu bedächtig auf. Und wenn ich sehe, wie sie da an der Kasse die Zahlen liebevoll ins Display streicheln und jeder rübergereichten Münze einen innigen Augenblick der Wertschätzung schenken – das macht mich wahnsinnig.

Ein Budni, das ist eine Hamburger Drogeriemarktspezialität, der hilft bezogen auf Plastik allerdings auch nicht weiter und hat eh nur wenige Lebensmittel.

Der Steindamm, den ich hier pauschal erwähne, das ist eine Straße voller internationaler Lebensmittelläden mit unglaublich vielfältigem Angebot, etliches davon wird auch tatsächlich lose verkauft, sogar Pistazien und dergleichen, obwohl die Händler mit dem Thema plastikfrei gar nichts am Hut haben, das hat andere Gründe. Man muss natürlich in zehn Läden, bis man alles hat, quasi wie früher, und da spielt dann wieder der Zeitfaktor eine Rolle. Ich habe hier mal über einen der Märkte dort geschrieben, so geht es da zu. In den Hamburger Boulevard-Medien gilt der Steindamm mittlerweile quasi als No-Go-Area, aber was soll’s. Mein Name ist Buddenbohm, ich kaufe hier ein. Über den geradezu wahnwitzigen Unterschied zwischen Mediendarstellung und Alltag könnte man anhand dieser Straße schon Artikel um Artikel schreiben. Der Steindamm wird vermutlich in der nächsten Woche recht hilfreich sein, quasi Spezialtrick.

In Hammerbrook, also in der Nähe meines Büros, gibt es an zwei Tagen einen Wochenmarkt, der ist aber eher winzig und ein wenig, nun ja, freudlos im Angebot. Aber immerhin.

Und dann gibt es noch den eigenen Garten für z.B. ein paar Kräuter. Da muss ich aber auch erst einmal hinkommen, der ist nicht um die Ecke, 20 Minuten mit jedem Verkehrsmittel, Fahrrad, Bus, Bahn, Auto, egal. Hinfahren, pflücken, zurückfahren, zack, eine Stunde weg. 

Ich kaufe normalerweise jeden Tag nach Arbeit auf dem Heimweg ein. Ich kaufe viel zu wenig im voraus und überhaupt läuft das alles nicht geplant genug, damit bin ich vermutlich aber auch im Durchschnitt der werktätigen Bevölkerung mit Familie. “Was essen wir heute bloß?” als hektische Standardfrage zwischendurch. Ich versuche immer wieder, da etwas mehr Struktur reinzubekommen, es wäre mit mehr System und Bedacht und Planung alles viel einfacher, billiger und sicher auch umweltfreundlicher. Ich scheitere allerdings regelmäßig grandios daran. Die Söhne sind jetzt beide so groß, dass wir erstaunliche Mengen einkaufen müssen, die haben eben Hunger und Durst, und die Mengen, die ich dafür dauernd durch die Gegend schleppe, die nerven auch. Ich kaufe zu Fuß ein, weil ich das Autofahren in der Stadt aus ganzem Herzen hasse. Der Plastikmüll, den wir pro Woche produzieren ist ungeheuerlich, wie bei vermutlich fast allen Familien.

So ist die Ausgangslage. Ich werde also auch in dieser Woche nicht großartig planen, ich werde heute nach der Arbeit einfach wie immer überlegen: “Was essen wir denn heute bloß?” Und dann geht es los.

Passend zum Thema zwischendurch ein paar Plastiklinks, hier etwa zum Versuch der Hurtigruten-Linie, das Plastik loszuwerden. Es ist kompliziert.

Die Söhne finden es übrigens sehr einfach, beim Einkauf auf Plastik zu verzichten, haha, alles voll easy. Auf meine Nachfrage, wie sie zu dieser überaus seltsamen Einschätzung kommen, gab es aber eine logisch durchaus nachvollziehbare Antwort: “Wir kaufen ja nicht ein. Das machst du.”

Es geht doch nichts über mitdenkende Kinder voller Empathie und Einsatzbereitschaft.

Kurz zwischendurch gemeldet

Ich habe eines dieser Modelle (oder so ähnlich) gerade hier im Straßenverkehr gesehen. Ich glaube nach wie vor, dass Rollermodelle im künftigen Stadtverkehr unterschätzt werden. Oder dass überhaupt der Spaßfaktor im Großstadtverkehr unterschätzt wird. Wenn man solche Roller per App mieten könnte, an jeder Ecke? Das müsste doch laufen wie Teufel.

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Untergehende Sprachen und besondere Arten der Wahrnehmung.

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Über den Spargel in Deutschland. Wo bleibt der Geiz?

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Eine Perle des Interview-Standards:

“Wo sind Sie aufgewachsen?”

“Zuhause.”

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Bloggen und die Folgen: Weil Sven eine Woche plastikfrei eingekauft hat (es versucht hat), müssen wir das jetzt auch machen, sagt ein familienintern agendasettender Sohn. Ab nächste Woche dann also. Und egal, was wir alles nicht bekommen werden, uns bleibt ja immer der Giersch. Wobei, wollen wir mal nicht so bescheiden sein – der Garten wirft mittlerweile auch schon Salat ab, Löwenzahn, Gänseblümchen, Brennnesseln, Knoblauchrauke, Erdbeeren, Oregano, Rosmarin, Estragon, Zitronenverbene, Thymian, Petersilie, Schnittlauch, Blutsauerampfer, Salbei, Rhabarber, Kapuzinerkresse, Minze, Basilikum, Dill. Macht alles noch nicht so richtig satt, aber da geht doch was.

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Ansonsten meide ich aus höchstens orthopädisch interessanten Gründen gerade den Schreibtisch, es geht aber in Kürze weiter.