Drüben bei „Was machen die da“ haben Isa und ich heute einen Theaterautoren, Musicalübersetzer, Puppenspieler, Dingemacher, das Porträt findet man hier.
Klingelstreich
Je älter man wird, desto öfter muss man sich fragen, ob das, was einem nicht passt, wirklich objektiv blöd ist – oder ob man nur ungnädig und bockig wird, ob man schon längst auf dem Weg zum Nörgelrentner ist. Das gilt natürlich besonders für Technik. Bleibt man offen und modern, oder schottet man sich ab, träumt von damals und verweigert die Gegenwart? Man hat vermutlich die Wahl.
Ich öffne die Tür zum Bürohaus, in dem ich arbeite, mit einer Chipkarte. Das ist praktisch, aber nicht praktischer als ein Schlüssel. Der Vorgang ist ähnlich. Eine Chipkarte ist modern, aber diese Moderne stört nicht, es sei denn, die Anlage fällt aus. Das tat sie aber noch nie. Chipkarten sind okay, das kann man machen. Wenn ich keine Chipkarte hätte, müsste ich im Büro klingeln. Es gibt aber gar keine Klingeln mehr. Es gibt jetzt einen Bildschirm an der Tür, auf dem „Anleitung Klingelanlage“ steht. Alle paar Sekunden wechselt die Anzeige ins Englische: „Door bell guidance.“ Berührt man diesen Bildschirm, wird dort erklärt, wie man mit Pfeil rauf und Pfeil runter aus den angezeigten Namen im langen, mehrseitigen Klingelmenü den richtigen auswählen kann, auf den man dann endlich drücken darf. Das dauert eine ganze Weile. Man steht als Anwender sprachlos davor und denkt sich: „Also früher hatten wir einfach so einen Klingelknopf. Mit einem Namen daneben. Das ging doch auch.“
Und da muss man sich schon fragen – steht man gerade vor einer völlig bescheuerten technischen Entwicklung, die sich nur Menschen ausgedacht haben können, die einen ganz eigenen Humor haben? Oder versteht man die sich ändernde Welt nicht mehr recht? Ist man schon abgehängt? Ich denke schon seit Tagen intensiv darüber nach. Und es sieht nicht gut für die Klingelanlage aus.
(Dieser Text erschien als Kolumne in den Lübecker Nachrichten und in der Ostsee-Zeitung)
Gelesen, vorgelesen, gesehen, gespielt und gehört im Oktober
Ilse Helbich: Grenzland Zwischenland. Zu Ilse Helbich, die sicher nicht allgemein bekannt ist, habe ich hier im Juli bereits etwas notiert. In diesem Buch geht es um das Älterwerden und um das Sehraltwerden. Sie beschreibt ihr Erleben und ihre Gedanken mit einer Klarheit, die man sich für sein eigenes Alter wohl erträumen möchte. Sie beschreibt, wie sich alles ändert, ihr Körper, ihre Sicht auf die Welt, die sie sich mehr und mehr nur noch denkend oder träumend erschließen muss, weil die Augen nicht mehr mitmachen und nur noch unklare Blilder liefern. Alles verschiebt sich, Ihr Denken, ihr Wollen, das Verhältnis der Jüngeren zu ihr, das Verhältnis zur Sexualität, zur Vergangenheit. Es ist ein Buch, das man kaum in einem Rutsch durchlesen kann, obwohl es nur ein schmales Bändchen ist. Zwischendurch wundert man sich vielleicht, wieso die Dame sich so gestochen scharf ausdrücken kann und manchmal in Formulierungen einsteigt, die nach ganz anderer Lektüre klingen – dann stellt man fest, dass sie zur Biografie Wittgensteins gearbeitet hat, vielleicht erklärt es das. Wer sich mit dem Alter beschäftigt, und wer würde das nicht irgendwann tun, wird das Buch mit Interesse lesen. Mit großem Interesse. “Der Dünkel allen Jüngeren gegenüber, das heißt, allen gegenüber: Wenn ich euch zusehe, weiß ich, was ihr gerade erlebt, auch ich habe dergleichen erfahren. Ihr jedoch wisst nichts von mir, von den Gegenden, in denen ich jetzt lebe.”
Gleich das nächste Buch von ihr bestellt, Vineta, da geht es um ihre Jugenderinnerungen. Da fehlt dann nicht mehr viel, um ihr Gesamtwerk gelesen zu haben, das ist der Vorteil bei den spät berufenen Autorinnen.
Lars Gustafsson: Der Mann auf dem blauen Fahrrad – Träume aus einer alten Kamera. Deutsch von Verena Reichel. Das letzte Buch, das ich von ihm gelesen habe, “Frau Sorgedahls schöne weiße Arme” habe ich hier erwähnt, da ging es u.a. um Zimtbirnen. Beim Mann auf dem blauen Fahrrad kommen auf den ersten Seiten schon wieder Zimtbirnen vor und jetzt würde ich tatsächlich gerne wissen, was es mit Zimtbirnen auf sich hat. Offensichtlich ist es eine Sorte, gar kein Rezept, wie ich zunächst dachte. Google bestätigt das aber nicht, es ist seltsam. Weiß jemand, was schwedische Zimtbirnen sind?
Ansonsten fand ich den Anfang des Buches etwas schwerfällig, wenn nicht sogar sterbenslangweilig, das habe ich für einen zweiten Anlauf irgendwann sehr viel später weggelegt. Es geht in dem Buch allerdings auch um die Vermischung von Traum und Wirklichkeit, das ist leider eines der literarischen Themen, die ich geradezu lähmend uninteressant finde, da werde ich dann auch ungnädig. Dabei spricht das gar nicht gegen das Buch, das ist natürlich einfach Geschmackssache. Das hat man ja, solche Handlungsmuster, bei denen man Bücher sofort zuklappen möchte. Ich bin jedesmal hell empört, wenn sich irgendein Stück Handlung in einem Buch oder einem Film als Traum entpuppt. Was erlauben Autor! Gedächtnisschwund ist auch so ein unerträgliches, heillos abgenutztes Thema, geh mir weg, das kommt mir nicht ins Haus.
Franz Kafka: Der Verschollene. Ich habe etwa zwanzig Seiten gelesen, das Buch weggelegt, bin eingeschlafen und habe den Albtraum des Jahres, wenn nicht des Jahrzehnts gehabt. Ceterum censeo: Ich vertrage Kafka einfach nicht. Er ist dennoch großartig, gar keine Frage.
Werner Koch: Pilatus. Von Werner Koch mochte ich “Seeleben I”, der Pilatus hier sagte mir aber eher nichts, den habe ich nach der Hälfte weggelegt. Obwohl die Grundidee des Buches interessant ist, da sitzt ein sehr abgehalfterter und zudem schwerhöriger, früh gealterter Pilatus in Rom, am trüben Ende seiner Karriere. Er betrauert seine gerade verstorbene Frau und erinnert sich mitunter an Jerusalem, an die schwierigen Zeiten, an damals. Auch an diesen seltsamen und faszinierenden Barrabas denkt er gelegentlich. Kaum aber, nur hier und da in einem Nebensatz, an diesen Jesus.
Patrick Modiano: “Café der verlorenen Jugend”. Deutsch von Elisabeth Edl. Das habe ich mir nach der Vergabe des Nobelpreises als e-Book heruntergeladen. In meinen Timelines waren nicht gerade wenige, die die Vergabe des Preises an Modiano unter anderem deswegen kritisierten, weil sie ihn überhaupt nicht kannten, ein wirklich bemerkenswert blödes Argument. Ich kannte den Namen, hatte aber noch kein Buch von ihm gelesen. Eine gute Gelegenheit, ihn kennenzulernen, ich habe das auch nicht bereut, im Gegenteil, von ihm lese ich sicher noch mehr. Ich habe die Begründung der Jury nicht parat, aber das ist brillant erzählte, ganz leichtfüßig daherkommende Literatur, die flüchtige Erzählungen über Abgründe webt, das gefiel mir. In Frankreich gibt es übrigens gerade einen kleinen Skandal, weil die Kulturministerin anlässlich des Nobelpreises öffentlich bekannt hat, wegen ihres Jobs keine Zeit zum Lesen mehr zu haben. Mon Dieu!
In diesem Zusammenhang habe ich gegoogelt, wer in Deutschland für die Kultur zuständig ist, es ist die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, sie heißt Monika Grütters und ich habe den Namen noch nie vorher irgendwo gesehen. Nanu.
Vorgelesen
Tomi Ungerer: Flix. Ein Zufallsfund im Wartezimmer eines HNO-Arztes, in dem ich mit Sohn I über eine Stunde warten musste, da ist man dankbar, wenn ein paar Kinderbücher herumliegen. Text und Bilder von Tomi Ungerer, ein Katzenpaar bekommt ein Baby und es ist ein Hund. Eine Geschichte über Integration und Verständigung, mit Happy End und selbstverständlich großartigen Illustrationen. Ein wenig drastischer, als man es im pinkfarbenen Einhornland mit Glitzer auf jeder Seite gewohnt ist, es ist eben Ungerer. Sohn I war begeistert, ich auch.
Und da wir in diesem Monat das Baby einer Freundin bestaunt haben, hat Sohn II Sehnsucht nach einem Geschwisterchen gehabt und wollte mehrfach das Buch vorgelesen haben, das hier Sohn I auf seine Rolle vorbereitet hat: Benny passt auf von Barbro Lindgren und Olof Landström, Deutsch von Kerstin Behnken. Da geht es um Schweine, ein großer Bruder muss aufpassen, dass sein kleiner Bruder nicht in den Teich fällt, an dem alle kleinen Schweine spielen, auch die anbetungswürdige Klara, auch der böse Rulle. Das Buch verschenken wir quasi reflexmäßig, sobald im Freundeskreis jemand schwanger wird. Gutes Buch. Und nach eingehender Schilderung aller Nachteile ist Sohn II auch zufrieden, wenn es kein Geschwisterchen gibt. Schwein gehabt, sowohl im Buch als auch im Leben.
Gesehen
“Der kleine Nick macht Ferien” – der Film hat, um es gleich vorwegzunehmen, mit dem Humor der Bücher wenig bis gar nichts zu, was natürlich bedauerlich ist. Diverse Filmkritiker lobten den kindertauglichen Humor, man muss ausdrücklich bezweifeln, dass sie Kinder haben. Der Film ist vielleicht ab 10 aufwärts verständlich, ab 12 aufwärts womöglich sogar lustig, vorher eher nicht. Für Erwachsene aber immerhin eine opulente 50er-Jahre-Ausstattungsorgie. Mich kann man mit so etwas immer leicht zufriedenstellen, ich sehe mir wirklich gerne hübsche Kulissen und schicke Kleider an, und das ist überhaupt nicht ironisch gemeint. Sohn II, ganz entschieden zu jung für den Film, fragte zwanzig Minuten nach Beginn des Hauptfilms laut und deutlich verstimmt: “Hört diese Kackwerbung bald mal auf?”
Gespielt
Ich musste dauernd zwei Finger irgendwo hinhalten, weil irgendwelche Kinder, eigene oder Besuchsexemplare, daran Loom-Armbänder flechten wollten. Das ist auf die Dauer doch etwas lästig.
Ansonsten hatte ich zwar die überaus romantische Vorstellung, mit den Söhnen im Herbst viel zu spielen – aber hier war weiterhin größtenteils bestes Wetter und die Kinder jeden Tag bis zum Umfallen draußen auf dem Spielplatz. So wird das nie etwas mit den Brettspielen oder den Karten. Schlimm.
Gehört
Chopin von Pires. Das mit der klassischen Musik funktioniert bei mir bekanntlich nur ab und zu, diesmal blieb ich bei Chopin hängen, die Aufnahmen von Frau Pires. Zu der Dame hier ein Artikel in der Zeit, das ist eine etwas speziellere Pianistin, ich mag die Aufnahmen sehr. Wobei ich natürlich zu sinnigen Vergleichen mit anderen Pianistinnen gar nicht in der Lage bin, da fehlt mir jede Bildung.
Gregory Page. Spotify empfiehlt einem ja auf einer speziellen Seite Musik und zwar tut es das durch bemerkenswert schlechte Algorithmen, die entweder das vorschlagen, was man eh schon hört, oder aber etwas, das exakt genau so klingt – oder vollkommen abwegige Musik, z.B. xbeliebige Neuerscheinungen. Ein zielführendes Konzept steckt offensichtlich nicht dahinter, das kann z.B. das sehr, sehr große Onlinewarenhaus mit A vorne wesentlich besser. Gregory Page ist eine der ganz seltenen Spotify-Empfehlungen, die ich jemals tatsächlich interessant fand. Der macht Retrozeug in Richtung Grammophon, das klingt entspannt, gefällig bis kitschig, ein wenig überkandidelt, melodiös und goldoktobrig, das gefällt mir. Bei Vimeo findet man etliche Filmchen von ihm. Seine Seite ist hier.
White Horse Sessions: Gregory Page „That’s You“ from White Horse Sessions on Vimeo.
Keiner weiß, wie es geschah…
… plötzlich war sie nicht mehr da. Die Zeit nämlich. Ich frage mich schon seit Wochen, wie genau es passieren konnte, ich habe tatsächlich schon mit der Herzdame sinnend vor dem Familienkalender gestanden und nachgegrübelt, was da genau wann passiert ist, aber so ganz verstehen wir es auch im gemeinsamen Bemühen nicht. Tatsache ist aber, dass wir, seit Sohn I auf der Schule ist, also in einer anderen Institution als Sohn II, viel weniger Zeit für alles haben. Vielleicht ist es auch gar nicht viel weniger, aber doch genau so viel weniger, das nichts mehr zusammenpasst. Ich habe es selbst in den Babyzeiten geschafft, regelmäßig zu schreiben, im Moment passt das aber nirgendwo mehr hin. Ich habe angefangene Blogeinträge von vor drei Wochen, bei denen ich schon nicht mehr weiß, was ich einmal sagen wollte, so etwas kenne ich gar nicht. Ich müsste dringend mehr Sport machen, ich möchte dringend wieder Geschichten schreiben – es klappt einfach nicht und ich habe das obskure Gefühl, mir selbst und meinen Plänen hinterher zu laufen wie der Hund seinem Schwanz.
Die Söhne haben natürlich zusehends mehr getrennte Wege, Termine und Pläne, das erfordert immer öfter den gleichzeitigen Einsatz von Mutter und Vater, womöglich sogar in verschiedenen Stadtteilen, das ist ein Tel des Problems. Andererseits ist aber Sohn I jetzt jeden Tag bis 16 Uhr in der Schule, schönste Verlässlichkeit. Ich hatte angenommen, das würde alles etwas erleichtern. Aber denkste. Es liegt nicht an unseren Berufen, es liegt auch nicht an den Projekten, nicht an “Was machen die da” oder dem Wirtschaftsteil, es ist eher ein wenig so, als wäre ein ökologisches System komplett aus den Fugen geraten, weil etwas Neues hinzugekommen ist, nämlich die Schule. Oder es gibt tatsächlich Zeitdiebe und ich lebe ein Kinderbuch, das kann natürlich auch sein. Gestern abend wollte die Herzdame “nur mal kurz” über anstehende Termine reden, dann saßen wir ganze zwei Stunden lang angestrengt nachdenkend vor dem organisatorischen Gesamtkunstwerk der nächsten Woche, das kann doch so nicht richtig sein?
Mit den Terminen ist es wie mit der Gierschbekämpfung im Garten, je mehr man wegrodet, desto mehr wächst nach, das ist eine der Horrorerinnerungen an meine Zeit auf dem Land. Damals haben meine erste Frau und ich nach Jahren des sinnlosen Unkrautabwehrkampfes beschlossen, den verdammten Giersch einfach wachsen zu lassen, Naturgarten ey, wird schon passen, wir passten eh nicht zu den Nachbarn mit dem raspelkurzen Rasen. Und das Zeug wuchs und wuchs wie verrückt, es waren starke, vitale Pflanzen, es war beeindruckend. Der Garten sah dann aber gar nicht nach lauschigem Naturgarten aus – sondern nach kommerziellem Gierschanbau. Und so ist es mit den Terminen auch, wenn man sie wachsen lässt, entsteht kein brauchbarer Alltag, sondern eine Art fortgeschrittener Timeslotwahnsinn. Und weil solche Vergleiche manchmal auch zielführend sind, habe ich nachgelesen, wie man Giersch heutzutage erfolgreich bekämpft, das ist ja womöglich auf Termine übertragbar. Und tatsächlich! Es ist pappeinfach. Giersch wird bekämpft, in dem man kein Licht an die Erde kommen lässt. Einfach alles abdunkeln, dann ist es um ihn geschehen.
Zur Bekämpfung des Terminwahnsinns also einfach im Bett bleiben, womöglich mit der Decke über dem Kopf und geschlossenen Vorhängen, das ist doch eine Maßnahme, auf die man sich einlassen kann, das klingt auch ganz logisch. Wer schläft, terminiert nicht! Fast hätte ich mich gefreut, allerdings steht im nächsten Absatz auf der Gartenratgeberseite, dass man die Verdunkelung etwa zwei Jahre durchgehend anwenden soll. Und das ist dann doch etwas problematisch.
Ich denke weiter über das Problem nach. Wenn ich dazu komme.
Bagel mit gegrilltem Lachs, Frischkäse & Senf-Honig-Sauce
Die Fortsetzung zu diesem Artikel.
Wir haben dann tatsächlich beim ersten Lesezeichen im Buch „Auf die Hand“ angefangen, auch wenn es nicht von Sohn I, sondern von der Herzdame kam. Und wenn man schon beschließt, dass man weniger Zeit am Schreibtisch verbringen möchte, dann kann man auch Bagels selber machen. Mal eben. Quasi.
Die Herzdame musste arbeiten, die Söhne und ich standen wild entschlossen in der Küche. Bagels selber zu machen, das kam beiden ziemlich großartig vor, da Bagels zu diesen Produkten gehören, die man immer nur fertig belegt in Coffeeshops sieht, wo sie in Gold aufgewogen über die Theke gehen. Es war ihnen tatsächlich nicht klar, dass man überhaupt auf die Idee kommen kann, so etwas am eigenen Herd herzustellen. Man kann aber. Und nach einem einigermaßen spektakulären Erfolg kann ich auch gleich sagen, dass man das sogar öfter machen kann.
Wir haben acht Bagel gemacht, die machen mit dem Frischkäse und dem Lachs ziemlich satt, die haben für vier hungrige Personen gereicht, mehr ist nicht zu schaffen und es blieb etwas übrig. Man braucht:
450 g Mehl
½ Würfel Hefe
250 ml lauwarmes Wasser
1 EL Zucker
2 EL Olivenöl
1 Eigelb
1 EL Sahne
2-3 TL Sesamsamen
Salz
Wir haben das Rezept ohne Sesam gemacht, ich gebe hier dennoch die Originalversion wieder. Das Mehl wird in eine Schüssel gesiebt, keine Ahnung warum. Mehl macht auf mich immer einen ohnehin ziemlich gesiebten Eindruck, aber ich bin kein Experte. Aber da ich tief in mir drin auch ein Revoluzzer bin, habe ich das Mehl in Wahrheit gar nicht gesiebt. Hat nichts ausgemacht, aber sieben Sie ruhig, wen sich das für Sie besser anfühlt. Die Hefe wird mit Wasser und Zucker glatt gerührt. Dann soll man eine Mulde in das Mehl drücken und die Mischung dort hineingießen. Ich musste aber erst mit zwei Sandburgbauspezialexperten den Begriff Mulde diskutieren. Mulde in Abgrenzung zum Loch, zur Höhle, zur Delle, was ist da was? Steht das nicht im Buch, nein? Wie tief ist eine Mulde? Und wo ist der Bezug zum Muldenkipper und macht man Mulden mit dem Finger, mit der Faust, mit dem Ellenbogen? Und nimmt Sohn II wohl bitte sofort den Fuß aus der Schüssel? Es ist komplizierter, als man denkt.
Im Rezept steht, man soll die Flüssigkeit in die Mulde gießen, in der Mulde dann einen kleinen Vorteig anrühren und mit dem Mehl von der Seite bedecken. Das ist die schöne Theorie, bei uns war nach dem Gießen alles komplett geflutet, so dass wir aus dem ganzen Zeug einen Vorteig angerührt haben, das ging gar nicht anders – aber das hat der Sache auch nicht geschadet, die scheint tatsächlich einigermaßen idiotensicher zu sein. Die Schüssel soll dreißig Minuten an einem warmen Ort stehen. Also Heizung in der Küche anmachen und ab ins Kinderzimmer.
Olivenöl und Salz in die Schüssel geben und alles wird mit dem Knethaken fünf Minuten durchgearbeitet. Das geht nicht ganz leicht, für die Söhne war das eher nichts, der Teig ist etwas schwergängig. Dann macht man, großes Kinderglück, mit bemehlten Händen eine Kugel aus dem Teig und lässt schon wieder alles dreißig Minuten lang gehen, den Teig, sich und den Tag. Ab ins Kinderzimmer oder aufs Sofa.
Die Kugel wird auf einer bemehlten Fläche in acht gleichgroße Portionen zerteilt, eine schöne Aufgabe für Erstklässler und Kitakinder. Dabei zeigt sich, dass die Teilung durch acht überhaupt kein Problem ist, die Variante gleichgroß aber vollkommen unerreichbar. Egal.
Jetzt kommt der eigentlich spannende Teil, man durchstößt eine Teigkugel mit einem bemehlten Kochlöffelstiel und lässt sie um den Stiel wirbeln, wobei sie auf dem Tisch liegenbleibt. So aus dem Handgelenk. Womöglich geht das auch in der Luft, ich fand es auf dem Tisch ganz einfach. Die Söhne konnten das nicht, diesen Dreh aus dem Handgelenk, den bekamen sie nicht hin. Ich konnte das sehr, sehr gut, quasi Naturtalent. Ich mache jetzt öfter Bagel, es ist doch immer schön und beruhigend, wenn man in meinem Alter noch Begabungen an sich entdeckt. Und dann gehen die Kugeln schon wieder dreißig Minuten, das Rezept ist ein klein wenig zeitaufwändig, wie vielleicht allmählich auffällt. Aber im Grunde doch simpel. Ab ins Kinderzimmer oder aufs Sofa, der Teig geht vielmehr als man selbst an diesem Nachmittag.
In einem großen Topf Salzwasser aufkochen und die Bagels auf jeder Seite dreißig Sekunden brühen, ich habe das mit einem Schaumlöffel einzeln gemacht. Dabei riecht es schlagartig nach Coffeeshop und Snacktheke, ein schöner Effekt, das fühlt sich an, als sei man auf dem richtigen Weg.
Eigelb und Sahne verrühren, die Bagels damit anpinseln und mit Sesam bestreuen. Das haben wir zwar nicht gemacht, wir haben die Bagels aber dennoch mit Eigelb angepinselt, weil das nämlich Spaß macht. Fand Sohn II. Danach müssen die Bagels wider Erwarten nicht schon wieder dreißg Minuten gehen, nein, danach kommen sie in den Ofen, bei zweihundert Grad fünfundzwanzig Minuten auf der zweiten Schiene von unten. Da geht man aber nicht ins Kinderzimmer oder aufs Sofa, da macht man den Rest fertig.
Währenddessen also schnell genug Lachsfilet für vier Personen grillen oder braten, das geht sehr schnell. Ein halbes Bund Schnittlauch kleinteilig zerlegen und mit vier EL Honig und 4 EL grobem Senf verrühren, fertig ist die Sauce, das kann man den Kindern überlassen, gar kein Problem.
Einen fertigen Bagel aufschneiden, mit Frischkäse bestreichen, mit ein wenig Salat belegen, zerteilten Lachs drauf, Sauce drauf, zusammenklappen. Das geht alles sehr flott. Restlicht suchen, Fotos machen, essen.
Wobei das Verspeisen der Bagels nicht ganz einfach ist, aber das ästhetisch annehmbare Essen eines Bagels ist womöglich eine hohe Kunst, die wir hier einfach nicht beherrschen. Oder, wie die Herdzame sagte: “Es müsste eher “Runter von der Hand” heißen.” Aber es blieb ja in der Familie, da konnten wir ruhig ein wenig herumsauen. Die Bagels sind unfassbar lecker, das ist hervorragend gutes Essen, das hat hier alle positiv überrascht: “Das ist ja RICHTIG gut, Papa!” Ich denke noch darüber nach, was das über meine Küche an anderen Tagen aussagt. Besser als im Coffeeshop war das allemal, schon weil die Zutaten noch warm sind und weil selbstgeformte Bagels nun einmal besser schmecken.
Das kann ich jedenfalls zur Nachahmung sehr empfehlen. Von der Schweinerei beim Essen abgesehen, ist es auch ein betont gästetaugliches Essen, das macht schon etwas her. Und man kann beim nächsten Coffeeshopbesuch nebenbei darauf hinweisen, dass die eigenen Bagels doch um Längen besser… doch, darauf freue ich mich.
Ein Update bei „Was machen die da“
Drüben bei „Was machen die da“ haben wir heute eine kleine Spezialausgabe eingeschoben, ein Making Of. Also was machen Bogdan & Buddenbohm eigentlich, wenn sie „Was machen die da“ machen. Zum Text bitte hier entlang.
Seriös guckende Menschen in ansprechender Kleidung. So geht es bei uns ja immer zu, so muss das.
Woanders – diesmal mit Trakl, Kafka, Selfies und anderem
Schule: Nico Lumma bei 140 Sekunden über seine Elternabendtweets. Ich twittere bei Elternabenden übrigens eher nicht, weil mich mittlerweile doch ein paar mehr Leute in unserem Stadtteildorf lesen und richtig böse Scherze hier sicher gleich die Runde machen würden. Das Internet ist als Lästerecke nur noch bedingt brauchbar, finde ich.
Schule: Ein Artikel in der Zeit über das komplexe Thema Hamburger Stadtteilschulen. Mir kommt es ein wenig so vor, als hätte mehr und mehr Eltern Angst, ihre Kinder könnten durch falsche Beschulung womöglich entgegen aller Wahrscheinlichkeit doch nur normale Menschen werden, keine Ausnahmetalente, Leuchtraketen, Wundertäter.
Familie: Das Nuf über Mama-Leaks. Es gibt vermutlich keine Mutter und keinen Vater, die dazu nicht Geschichten beitragen können. Und die meisten werden tatsächlich mehr oder weniger schmerzhaft gelernt haben, mit einer Sicherheitslücke in Metergröße umzugehen.
Gesellschaft: Ich mag es ja sehr, wenn Frau Novemberregen telefoniert.
Gesellschaft: “In zehn Jahren sind hier alle tot oder weg.” Eine Reportage aus Brandenburg.
Feuilleton: In der NZZ geht es um Kafkas frühe Jahre. Ich habe ja eine schwere Kafkaunverträglichkeit, bewundere ihn aber dennoch. Doch, das geht.
Feuilleton: Beim österreichischen Datum reist man Grodek hinterher, also dem Trakl, dem “Am Abend tönen die herbstlichen Wälder…” Sie kennen das sicher, wer kennt das nicht. Kommt das heute noch in jedem Lesebuch vor? Schreiben Schüler heute noch Trakl-Parodien mit einer schier unerträglichen Überdosis Herbst und Glanz und Gold und Dämmer und der bebenden Magd im Hain? Wahrscheinlich doch. Ist auch richtig so, finde ich. Er war eben ein ganz Großer.
Fotografie: Ein ganz wunderbarer Rant über die Selfie-Seuche. Ganz meine Meinung. Aber bitte, es ist ein freies Land, hier kann jeder machen, was er will. Im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, versteht sich.
Fotografie: Zehn Meisterwerke der zeitgenössischen Bahnfotografie.
Hamburg: In der Zeit ein Bericht, warum die Kurden in Hamburg zu den Waffen greifen. Wobei da sicher keineswegs nur Kurden zu den Waffen gegriffen haben, um Irritationen gleich zu vermeiden. Die erwähnten Krawalle fanden jedenfalls nur wenige hundert Meter von meinem Schreibtisch entfernt statt; ich hatte einige Mühe, Sohn I am nächsten Tag beim Passieren der einsatzbereiten Wasserwerfer in den Nebenstraßen zu erklären, dass hier kein Krieg ausgebrochen ist. Und ich war auch nur mäßig erfolgreich. Aus Kindersicht verschwimmen die Konflikte in der Ukraine, in Syrien, im Irak, in Palästina, in Nigeria usw. gerade zu einem großen Um-uns-herum-Krieg, der sich gar nicht mehr so weit weg anfühlt.
Nordostwestfalen: Der OWL-Namensgenerator. Und immer bedenken – sie heißen da wirklich so.
Küche: Italien am Abend. Währenddessen warten hier neben mir neue Kochbücher. Schlimm.
Eltern und Möbel
Es folgt ein Gastbeitrag von Patricia Cammarata. Die kennen Sie entweder von ihrem eigenen Blog oder von ihrem letzten Artikel bei mir – nämlich hier. Sie schreibt bei mir eine Reihe, in der es darum geht, was sich für Erwachsene durch Kinder ändert. In dieser Folge geht es um Möbel, wozu ich kurz anmerken möchte, dass wir es hier gerade aufgegeben haben, abendfüllend über die Kinderzimmereinrichtungsplanung nachzudenken oder uns fortwährend zu grämen, dass wir nur ein Kinderzimmer haben. Es ist egal. Weil die Kinder sowieso nie darin sind. Sie schaden lieber dem Rest der Wohnung.
Jetzt Patricias neuer Text:
Dass sich die meisten Menschen erst jenseits der Dreißig entscheiden Kinder zu haben, ist rein möbeltechnisch ein Fehler. Im Grunde müsste man zu Studentenzeiten Kinder bekommen. Das ist die Zeit, in der alle Möbel gebraucht und billig sind. Die meisten Möbelstücke haben abgeschlagene Ecken, Kratzer, Farbflecken, der Stoff ist abgewetzt und sie müffeln ein wenig. Ideal für Kinder. Denn wann man Kinder hat, sehen die Möbel nach wenigen Jahren genau so aus.
Dummerweise bekommen viele (zumindest Akademiker) Kinder aber erst wenn sie einige Jahre berufstätig sind. D.h. die Studentenmöbel sind schon lange zur Mülldeponie gefahren, die Mitgift in die Ersteinrichtung der Wohnung investiert. Womöglich hat man sich vorher noch die Mühe gemacht, hochwertiges Holzparkett verlegen zu lassen.
Weil alles so teuer war, behandelt man es sehr pfleglich. Ich habe mir damals zum Beispiel ein gigantisches Sofa geleistet. In strahlend orange. Drei Meter lang und so breit, dass man die Füße nicht auf den Boden stellen kann, wenn man sich mit dem Rücken anlehnte. Es war wunderschön. Bespannt mit einem ganz exquisiten Material. Damit es keine Flecken bekommt, habe ich es mit Plastikfolie überzogen. So war ich entspannter. Man möchte ja nicht jedem Gast auf den Po schauen, ob da nicht etwas klebt, das Flecken machen könnte. Auf unsere frisch abgezogenen und gewachsten Holzdielen, habe ich vorsichtshalber Malervlies gelegt. Im Eingang musste natürlich alle ihre Schuhe ausziehen und ich saugte ihnen vorsichtshalber nochmal die Füße ab. Händewaschen nicht vergessen!
Jedenfalls. Unsere Wohnung war wunderschön. Wunderwunderschön. Wie eine Doppelseite aus der Schöner Wohnen ausgeschnitten. Spartanisch mit sehr klaren Strukturen.
Dann wurden die Kinder geboren. So lange sie sich nicht bewegten und man ihnen einfach eine Decke unterlegen konnte, war alles wie immer. Doch dann wurde aus einem Säugling ein mobiles Baby und aus dem Baby ein beschmiertes Kleinkind. Mit Rotznase und Klebehänden. Und der Fähigkeit Filzstifte zu tragen und eine Kinderschere zu bedienen, mit der man kleine Löcher in Schutzfolie schnippeln kann.
Und plötzlich versinkt die Wohnung im Chaos und die Möbel sehen wieder aus wie zu Studentenzeiten. Überall Flecken, Fingerabdrücke und Sand. Die Regale ausgeräumt, die Dekoartikel verschleppt oder umfunktioniert. Spielsachen überall.
Als wäre das nicht genug, tauchen plötzlich sogenannte „praktische“ Möbelstücke auf. Die allerschlimmsten unter diesen Möbelstücken sind Höckerchen. Jedes Kind hat bei uns ein Höckerchen. Das Höckerchen soll die Selbständigkeit fördern und ist im Prinzip eine gute Sache. Die Höckerchen werden durch die Wohnung geschleppt. Vom Waschbecken in die Küche ins Kinderzimmer. Denn wenn man einen Meter groß ist, ist im Grunde alles zu hoch und ohne diese Hocker bleibt das meiste unerreichbar.
Das ist ja auch alles sehr schön. Selbständig Zähne putzen, helfen den Tisch zu decken, Sachen aus dem Kühlschrank holen, CDs aus dem Regal kramen.
Nur leider bereiten diese Hocker so unfassbare Schmerzen. An den Zehen und je nach Kindergröße (kleine Kinder, große Schemel – große Kinder, kleine Schemel) an den Schienbeinen. Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft ich bereits an diese Hocker gestoßen bin. Manchmal falle ich auch von einem in den anderen. Ich renne eilig in die Küche, stoße mir den kleinen Zeh an dem ersten Hocker, mache schmerzerfüllt einen Ausfallschritt und lande mit dem Schienbein im zweiten Hocker, von wo aus ich wie ein gefällter Baum in Zeitlupe zu Boden falle. Manchmal schlage ich mir auch noch den Kopf an der Heizung an und während mein Körper ein einziger gellender Schmerz ist, kommen die Kinder schimpfen: Mama! Du hast schon wieder Schimpfwörter gesagt! Ganz schlimme!
Ich liege nach Luft schnappend auf dem Boden und versuche mich zu rechtfertigen, und tief in mir drin hasse ich Holzschemel.
Patricia Cammarata ist IT-Projektleiterin, Psychologin und Mutter. Seit Mai 2004 bloggt sie unter dem Pseudonym dasnuf. In ihrem Blog erzählt sie einer langen Familientradition folgend gerne Geschichten. Es fehlt ihr gelegentlich an Ernsthaftigkeit, aber so ist das eben, wenn man morgens gemeinsam mit den Kindern Clowns frühstückt.
Kurz und klein
Der letzte Hype, den ich mitgemacht habe, war dieses Kinder kriegen. Daraus habe ich gelernt.
— Cing Cong Cat (@wittschicat) 19. September 2014
Recht früh hast Du schon gut gesprochen, doch hast Du Dich auch oft erbrochen. Ich dichte zur Konfirmation, er wird sich so freuen!
— Madame de Larenzow (@Larenzow) 20. September 2014
Der neue Herd hat eine Kindersicherung. Was soll ich sagen? Wir werden die Bedienungsanleitung schon wieder finden.
— ypsn (@Gehirnkram) 21. September 2014
Kind 2.0 lässt einen offenen Jogurt fallen: „Willst du daraus was fürs Blog machen oder soll ichs aufwischen?“
— Patricia Cammarata (@dasnuf) 24. September 2014
„Oh – Sie verreisen?“ „Nein, ich hole die Kinder von der Kita ab.“
— Laubmeerbuffin_van_B (@Frollein_van_B) 22. September 2014
Du weißt das du Muddi bist, wenn du bei jedem Bagger und Traktor begeistert „gucke mal da“ rufst. Auch wenn das Kind nicht im Auto sitzt.
— Dajana (@MitKinderaugen) 26. September 2014
Insbettgehrituale sind so wichtig. Ich zum Beispiel breche immer beim Beziehen der hinteren Ecke links des Kinderhochbettes weinend zusammen
— Madame de Larenzow (@Larenzow) 26. September 2014
„Seit ich lesen kann, kann ich mir gar nicht mehr einfach mal in Ruhe ein paar Buchstaben angucken.“ Mein Neffe.
— Für Sie immer noch (@Goganzeli) 26. September 2014
Die heutige Jugend hat nie Geduld gelernt, weil sie nie dem mit Finger am Aufnahmeknopf vor dem Radio auf ihr Lieblingslied warten mussten.
— Gebbi Gibson (@GebbiGibson) 27. September 2014
Die Freude des Dreijährigen, im Biergarten des Restaurants ein Pipitöpfchen zu entdecken, war fast so groß wie der Unmut der Hundebesitzer.
— der_handwerk (@der_handwerk) 28. September 2014
Ich bin schon so gespannt, was meine Kinder mir mit 18 alles vorwerfen werden. Ich liebe Überraschungen.
— Madame de Larenzow (@Larenzow) 29. September 2014
12yo: Can we go to a haunted house this year? Me: What’s wrong with the one we live in? 12yo: WHAT?! Me: Goodnight, son.
— Rock (@TheMichaelRock) 29. September 2014
Über Homosexualität soll an Schulen nicht informiert werden, „weil es die Schüler nicht interessiert“. Aber binomische Formeln?
— Rosa Teil (@kawasaki_twr) 18. September 2014
„Bei uns ist Papa der Bestimmer. Er sagt, was gemacht werden soll. Mama sagt dann nur ja oder nein.“
— der_handwerk (@der_handwerk) 30. September 2014
– Kannsch bitte die Schere? – Hm? – Ich will deine Haare abschneiden – Wieso? – Ich möschte dein Gehürn operieren (Doch wieder besser Lego)
— Patricia Cammarata (@dasnuf) 1. Oktober 2014
Bei Antihelden fallen mir irgendwie auch immer nur Karius und Baktus ein.
— Journelle (@journelle) 2. Oktober 2014
Typische Finanzreserven von Familien mit Kindern: 1. Das Kleingeldglas 2. Die Pfandflaschen 3. Oma
— Cing Cong Cat (@wittschicat) 2. Oktober 2014
Gespräch unter Kindern in der U-Bahn: ‚SOS ist das mit Hilfe, wo man noch was dazu sagen will.‘ ‚Nein, das ist P.S.‘
— mariposa (@TronquitaBCN) 3. Oktober 2014
als ich nicht wusste wie ich felix aus der 2b sagen soll, dass ich ihn mag, schlug ich ihm einen milchzahn aus. früher war alles so einfach.
— m. (@ohaimareiki) 5. Oktober 2014
Die erste Schulentschuldigung für die Tochter geschrieben. Fühle mich, als würde ich meine eigene Unterschrift fälschen.
— Gebbi Gibson (@GebbiGibson) 6. Oktober 2014
„Mama, das ist ja lustig, jetzt klingelt der Wecker, obwohl wir schon lang gefrühstückt haben!“ Lächeln, lächeln…
— Schussel (@FrauSchussel) 8. Oktober 2014
„Das sieht richtig toll aus Mama!!!“ „Oh danke!“ „Was soll das sein?“ „Ein äh Kleid“ „Oh, echt? Das überrascht mich jetzt etwas.“
— Patricia Cammarata (@dasnuf) 8. Oktober 2014
„Mama, Fontane is in Mitte beerdigt.“ „Och.“ „Wohnste hier und latscht alle paar Wochen an Fontane vorbei.“ „Merkste garnich.“ „Nee.“ „Nee.“
— alles b. (@alles_b) 8. Oktober 2014
Ich diskutiere laut mit den Kindern, wie wichtig Schlaf ist. Seit 45 Minuten. Für weitere pädagogische Fragen sprechen Sie mich gern an.
— Madame de Larenzow (@Larenzow) 8. Oktober 2014
du weißt, dein kind ist ein teenager, wenn es herausgefunden hat, dass „schön für dich.“ als universalantwort auf alles passt.
— Brock Landers (@mrh) 9. Oktober 2014
Zwillingszeugung ist für das männliche Ego offenbar vergleichbar mit einer großformatigen Fußballtrophäe oder einem eigenhändigen Hausbau.
— Sursulapitschi (@Klackerschuh) 11. Oktober 2014
Schöner Vermerk auf dem Elternzettel für die Klassenfahrt: „Bitte holen Sie ihr Kind auch wieder ab!“
— Patricia Cammarata (@dasnuf) 10. Oktober 2014
Was ich am Erwachsensein am meisten hasse: Dass mir nicht wenigstens ab und zu mal jemand eine Entscheidung abnimmt. Nur ganz ab und zu.
— Heikeland (@Heike_land) 15. Oktober 2014
Es regnet
Es regnet, Hamburg kommt wieder zu sich. Ich gehe raus, ich will mir die Stadt so ansehen, wie sie gehört, ohne das in diesem Jahr neu eingespielte Sonnenmetropolen-Update.
Sohn I: “Wo willst du hin?”
Ich: “Ich geh nur kurz raus, spazieren.”
Sohn i: “Mach mal nicht zu dolle.”
Und tatsächlich, wenn man zum Hafen runter fährt, sieht dort alles wieder nach Hamburg und Elbe aus, rain’s coming home. Es nieselt, es tröpfelt. Vielleicht ist es auch doch nur das Spritzwasser der Hafenfähren? Nein, es ist Regen, richtiger Regen. Hinter der Elbphilharmonie wird es schon wieder hell, aber über Blohm & Voss ist es noch dunkel. Der Regen zieht langsam weiter zur Nordsee, Wind schwach aus Südost. Die Ausrufer, die unentwegt die heute etwas lustlos schlendernden Touristen auf die Barkassen für Hafenrundfahrten locken wollen, sie werben lauthals mit “Original Hamburger Wetter! Nur heute, nur bei uns!”
Kapuzen, Mützen, Regenschirme, die Leute gehen an nassen Tischen und Bänken vor Cafés und Imbissbuden vorbei, dort sitzt heute niemand. Preise auf Tafeln verlaufen im Regen, man erkennt noch die Namen von sommerlichen Drinks, bald steht da wieder was von Glühwein und Grogs. Es ist seltsam dunstig über dem Fluss, die Leute machen Fotos, gucken auf die Displays und schütteln die Köpfe: Eine konturlose Ahnung von Stadt und Fluss, mehr kriegt man nicht drauf, da kann man nichts machen.
“Himmel grau und wochentäglich!
Auch die Stadt ist noch dieselbe!
Und noch immer blöd und kläglich
Spiegelt sie sich in der Elbe.”
Der olle Heine war kein großer Hamburgfreund, nein, das kann man wirklich nicht von ihm behaupten. Einigen Touristen geht es wohl ähnlich wie ihm, man sieht es den verdrossenen Gesichtern deutlich an. Seit Monaten schwärmen alle für Hamburg im Sonnenschein, aber ausgerechnet wenn sie kommen… war ja klar. Genau so sehen hier einige Besucher aus, die Mundwinkel weit nach unten gezogen, die Schultern nach oben, als stünden sie im Unwetter auf dem Deich.
Egal, mir gefällt die Stadt so. Passt schon.