Ihr geht da einfach so längs

Im letzten Text hatte ich einen Absatz über das Wort „offenbar“, von da aus kam ich assoziativ erheblich auf Abwege, die ich nicht mehr rekonstruieren kann. Ich las Unmengen seltsames Zeug und landete schließlich bei Aphrodite’s Child. Eine Band des Progressive Rock war das, man kennt heute noch zwei der Gründungsmitglieder mit späteren Superstarkarrieren verschiedener Ausprägung, nämlich Demis Roussos (noch schlank und in Hosen zu der Zeit) und Vangelis. Von dieser Gruppe gibt es ein Konzeptalbum, „666“, das ist die Vertonung der Offenbarung des Johannes, man hatte damals nicht unerheblich Anspruch. Es ist nicht eben die eingängigste Musik, es ist aber sicher ein interessantes Stück Rockgeschichte, da kann man einmal hineinhören, auf Youtube findet man etwa „The four horsemen“. Musik für den späteren Abend, sie musss etwas lauter sein, man hört sehr gut, so meine ich, wie spannend die Epoche musikalisch war. Und es hat auch etwas, heute noch.

Beim weiteren Klicken in diesem Kontext blieb ich bei dem folgenden Video der Band hängen, das ich ganz und gar großartig finde. Es ist das vielleicht schlumpfigste Musikvideo, das je gedreht wurde. Wie unmotiviert kann man denn bitte durch eine Landschaft stapfen? Wie ostentativ kann man beim Dreh erst einmal eine rauchen, wie vollkommen sinnlos biegen sie zum Schluss auf das Feld ab, wie unmotiviert latschen sie durchs Gemüse ins Ungewisse?

Man muss sich die Szene vorstellen, die diesem Video voranging, wie irgendwer sie zu diesem Dreh mühsam überredet hat, ihr geht da jetzt einfach so längs, versteht ihr, ihr geht einfach, ganz entspannt, wir haben keine Zeit für mehr Aufwand und auch kein Geld. Wie sie dann, mit erheblichem Restalkohol oder Schlimmerem im Blut, zurückgefragt haben, ob wohl noch alle Tassen im Schrank seien, einfach da auf dem blöden Feldweg oder was, und Demis singt dann dabei, eh klar, aber was machen wir bitte, in die Landschaft gucken, spaziergangsmäßig, geht‘s noch? Und dann kam also das dabei heraus, ich kann es mir immer wieder ansehen.

Es wäre für die Musikgeschichte bedauerlich, aber sonst doch sehr faszinierend, wenn sie nach 3:12 schließlich verschollen wären. Niemand hat jemals wieder eine Spur von den Dreien gefunden, sie verschwanden dort in dem Wäldchen, mehr weiß man nicht, nur eine Pfeife fand man später, längst war sie erkaltet.

Mir ist das alles jedenfalls sehr sympathisch.

Rain and tears are the same

But in the sun you got to play the game

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Klappklappklapp

Ich packe einen Koffer und tragen ihn in die Garage zum Auto. Die Garage ist bei uns großstadtbedingt ein paar Häuser weiter, nicht alles ist hier so bequem wie im Einfamilienhaus mit Carport. Ein Nachbar, auch Vater von zwei Kindern, kommt ebenfalls gerade mit einem großen Koffer aus seinem Haus, er geht auch zu dieser Garage, in die gerade noch ein weiterer Mann geht, den ich zwar nicht kenne, aber auch er hat einen Koffer dabei und das Paar dort vor uns, die haben drei Koffer, und die Frau hinter uns trägt gebückt einen überdimensionierten Rucksack. Wir gehen alle zu unseren Autos, wir haben alle Gepäck dabei, wir laden alle schon einmal ein, wir machen, was man so macht, wir machen, was alle machen. Autotüren gehen auf und zu, das geht klappklappklapp und hallt durch diese riesige Garage mit hunderten von Plätzen. Das satte Schmatzen der nagelneuen SUV-Türen, das eher blecherne Geräusch unseres mittlerweile uralten Familienautos. Koffer werden gewuchtet, schweres Stöhnen höre ich von Ebene -1 und Ebene -2, dann ein Schnaufen und ein Schieben, ein Drücken und Pressen, alles muss irgendwie passen, es passt ja immer irgendwie, das weiß man doch aus den Vorjahren, also gut, dann eben versuchsweise den anderen Koffer zuerst und nach unten. Wie haben wir das denn bloß gemacht?

Dann klappen die Türen wieder, wir gehen alle zurück in unsere Wohnungen und fühlen uns wahnsinnig individuell mit unseren ganz eigenen Plänen für die nächsten Tage. „So ein Ich hat irgendwie jeder“, heißt es bei Rühmkorf, es ist lange schon eine meiner Lieblingszeilen von ihm. So ein Ich hat irgendwie jeder, so ein, zwei, drei Urlaubswochen auch, und zwar jetzt. Wir machen weiter, wir machen ein wenig mit, und warum auch nicht.

Ich habe so viele Bücher dabei, dass die anderen hier mich für irre halten. Das ist gut so, denn dann weiß ich, es sind vielleicht genug. Man muss doch welche desinteressiert weglegen können, nach nur zehn oder zwanzig Seiten! Erst das schafft dem Leser Freiheit.

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Auf Twitter sind mir in der letzten Woche mindestens drei ultimative Aufforderungen begegnet, Drohungen waren es eigentlich eher. Eine ging in die Richtung: „Wenn Du X folgst, dann blockiere ich Dich“, bei einer ging es um richtige Wortwahl, also „Wenn Du das Wort X schreibst, dann folge ich Dir aber nicht mehr“, und bei einer schließlich um ein Stilmittel, also „Wenn Du so schreibst, dann kannst Du mir aber nicht mehr folgen“. Nichts davon bezog sich direkt auf mich, aber es war doch so eine Woche, in der mir diese unverkennbar emotional hochkochende Schulhof-Stimmung in seltsamer Verbindung mit verknöchert puritanischen Zügen in den sozialen Medien zu unangenehm wurde, und ich bin sonst eher hart im Nehmen.

Da vielleicht doch einmal etwas Abstand gewinnen.

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Ich habe ein Interview in der taz gelesen und ich habe eine Lieblingspassage, bei der ich mich nicht entscheiden kann, was ich faszinierter zur Kenntnis nehme, den politischen oder doch den journalistischen Aspekt:

„Es fehlt in unserem Land nicht am Geld.“

„Aha.“

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Ist Ihnen auch aufgefallen, dass wir gerade eine Offenbar-Seuche in den Medien haben, die sich von Redaktion zu Redaktion schnell verbreitet? Achten Sie einmal auf Schlagzeilen, wie oft und was da alles als „offenbar“ beschrieben wird, und fast immer ist der Wortgebrauch nicht so, wie es meinem Sprachverständnis entspricht, fast immer also wird das Wort offenbar offenbar falsch verwendet, denn wenn man es beliebig streut, wird es komplett sinnlos und ersetzt jede eigene Recherche oder auch nur Prüfung, offenbar ist dann irgendwie alles.

Und offenbar ist der Text hier zu Ende.

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Eine Dankespostkarte

Rückseite

Ich habe zu danken für die Zusendung von „Der Tod in Rom“ vom ollen Koeppen, das wohl schon zur Herbstlektüre zu zählen ist, mir will Koeppen nicht recht wie ein Sommerautor vorkommen, dazu muss man ihn zu aufmerksam lesen. Was ich dann aber gerne mache und überhaupt Herbst, das ist ja quasi gleich und ich freue mich auf das Buch. Sommergeschenke gab es sogar auch noch, und zwar Lampions für den Garten. Die Herzdame, die beim Lampionverbrauch dezent verhaltensauffällig ist, ich erwähnte es bereits mehrfach, grüßt und dankt herzlich und sagt, genau die hätten ihr gefehlt.

Vorderseite

Eine etwa zweisekündige Bewegtbildsequenz mit Sound, damit kommen wir heute aus. Zu sehen gibt es eine Ampel an einer belebten, ausgesprochen urban wirkenden Straße, eindeutig haben wir hier eine Großstadtszene vor uns und wenn Sie aus einem Dorf oder einer Kleinstadt lesen, dann denken Sie sich genau das, was Ihnen zu Großstadt einfällt, wenn Sie es einmal halbwegs positiv sehen: Gewimmel der bunten Art, Straßencafés ein paar Meter weiter, Geschäfte mit vielfältigen Auslagen, eine Schule, aus der Kinder strömen, ausdrückliche Verkehrsvielfalt mit allen Arten von Fortbewegungsmitteln, darunter auch getunte Oldtimer, rote Stadtrundfahrtdoppeldecker, Elektromobile der futuristischen Art usw., hier ist etwas los. Zwei, drei Bäume sind auch im Bild, das ist hier eine halbwegs grüne Stadt. Die Ampel, wir sehen sie aus der Fußgängerperspektive, zeigt gerade Rot, links und rechts halten Autos, Elektroroller, Fahrräder, Scooterfahrer – und ein Lastenradfahrer, um den geht es jetzt.

Er hat einen großen Kasten vor sich, da wird wohl Material und Werkzeug drin sein, denn einer Beschriftung an der Seite können wir entnehmen, dass er für einen Handwerksbetrieb fährt. Das sieht man hier öfter, Handwerksbetriebe mit Lastenrad, das ist längst nicht mehr ungewöhnlich und auch nachvollziehbar, die kommen gut durch den sich überall stauenden Stadtverkehr, die können auch überall parken. Der Mann ist jung, groß und sportlich. Er wird Elektroantrieb am Rad haben, er sieht aber so aus, als würde er den gar nicht benötigen. Im oder am Kasten ist auch eine Box, und keine schlechte, aus der schallt es beeindruckend laut, sommerlicher Reggae. Es schallt sogar sehr laut. Der Fahrer trägt diese Frisur, die man der einen Künstlerin neulich so öffentlichkeitswirksam angelastet hat, aber das wollen wir bloß nicht vertiefen, ich halte nur eben fest, dass man die Dreadlocks ihm jedenfalls nicht anlasten würde, wenn ich alles richtig verstanden habe. Der Reggae könnte mit ihm eng verbunden sein, das weiß man aber nicht und es kann auch komplett falsch sein, denn man denkt da spontan immer Deutungen, die letztlich keinen Bestand haben können, wenn man nicht ausdrücklich nachfragt und viel mehr weiß, und wer würde schon nachfragen. Man muss sein Denken zur Ordnung rufen, pausenlos.

Das Wetter ist gut, die Sonne scheint, wir warten auf Grün, wir hören unfreiwillig aber angenehm überrascht Reggae. Und um uns herum: Wippen. Die beiden jungen Frauen da drüben auf der anderen Straßenseite machen angedeutete Tanzbewegungen, sie sind kaum zu erkennen. Die Mutter dort mit ihrem Kleinkind auf dem Arm hüpft schon eindeutiger und lacht dabei, weil das Kind auch laut lacht. Der junge Mann, der auf seinem Rennrad am Ampelmast lehnt: Auf den ersten Blick unbewegt, auf den zweiten Blick trommelt er allerdings Rhythmen an den Mast, mit den Fingern der Hand, mit der er sich abstützt. Der Dönerverkäufer, der gerade aus seinem Imbiss kam und etwas an den Tischen vor seinem Laden herumräumt, nickt im Takt und grinst, und die Rentnerin, die modisch auffällt, weil sie viel bunter als andere daherkommt, wiegt sich in den Hüften und strahlt: Sommer, Sonne, Reggae. Eine Hamburger Straßenszene in immerhin angedeuteter Ausgelassenheit, kurz mal die Vibes durchrollen lassen, wenigstens bis es Grün wird, und der Bass wummert kraftvoll durch die Hanseatenhüften. Nur der Mann auf dem Rad, der Mann, der diese Musik laufen lässt, der verharrt vollkommen starr und sieht ausgesprochen schlecht gelaunt aus, während um ihm herum so willig und entgegenkommend reagiert wird. Der ist aber auch auf der Arbeit, wenn man drüber nachdenkt, der macht da nur seinen Job, und wenn ich meinen Job mache, dann wippe ich auch nicht herum.

Zwei Sekunden Reggae. Dann tritt er in die Pedale und fährt weiter, und das Publikum stellt die auffälligen Seitwärts-Bewegungen der Körpermitte wieder ein und geht einfach nur über die Ampel. Es gibt nichts zu sehen, es gibt nichts zu hören, bitte weitergehen.

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Währenddessen in den Blogs, Ausgabe 6.7.2022

Die besten Wünsche nach Berlin, das ist am wichtigsten.

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Euphorie hat nie recht. Nicht auf lange Sicht.

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Herr Fischer über Digitalisierung. Er klingt ein wenig so, als hätte er einen Restglauben an gelingende Digitalisierung. Das finde ich sehr tapfer, sich so eine Haltung zu bewahren.

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Es gab finnische Lachssuppe, die fanden hier alle gut, außer mir, aber ich zähle bei Geschmacksfragen gerade nicht. Für mich schmeckte das ganz entfernt nach Fisch, eventuell sogar etwas nach Dill. Vielleicht. Kochen ohne etwas zu schmecken, das bleibt eine verstörende Erfahrung.

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Währenddessen in den Blogs, Ausgabe 2.7.2022

Ich war verliebt und es war schön.

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Flügel statt Autos.

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Die Fundstücke aus den Literaturblogs für den Juni.

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Anke seit zwanzig Jahren. Ein VSOP-Blog, ich gratuliere.

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im übrigen stelle ich fest, dass das reisen mit geld einfacher wird und besser“.

Ich bin immer noch etwas coronageschädigt, weswegen hier eher Sparbetrieb ist, pardon, ich will aber sehen, dass ich bald eine Dankespostkarte posten kann, vielleicht sogar heute noch.

Wobei ich das spärliche Schreiben aber auch neu rechtfertigen kann, ich habe nämlich draußen wieder gut aufgepasst. Erinnern Sie sich, ich habe neulich das Ladensterben und das schnelle Shop-Wechsel-Dich-Spiel hier erwähnt, in welch flottem Rhythmus die neuen Lokale, Geschäfte etc. aufgemacht werden, kurz blühen, wieder vergehen, wie nichts mehr Bestand hat, alles Tand, Tand ist und man sich an kein Geschäft noch lange erinnern kann … vielleicht wissen Sie das noch. Da sprach ich auch von einem Laden, der mal auf und mal zu ist, von einem Laden, der gerade flackert, so habe ich das genannt. In der einen Stunde stehen da Tische und Stühle vor der Tür und sehen einladend aus, dann sind sie plötzlich wieder weg und das Licht ist aus, alles verschlossen und verwaist, es ist unergründlich. Gestern fragte da eine Passantin, als es gerade für einen Moment halbwegs geöffnet aussah, ob man da denn nun oder nicht, so exakt war das nämlich beim besten Willen nicht zu erkennen, also ob man da jetzt etwas bekommen könnte? Einen Kaffee etwa? Es gibt hier doch Kaffee? Und die Frau, die da irgendetwas herumräumte, lieferte dann die Erklärung und den Fachbegriff, der mir gefehlt hat, Sie ahnen ihn vielleicht schon, besonders wenn Sie in Berlin wohnen und also Vorsprung haben. Die Frau konnte das wunderbar erklären, dass es den Laden gab und gleichzeitig doch nicht gab: „Wir machen hier ein Slow-Opening.“

So also nennt man das, wenn alles nur halbfertig ist, und ich könnte hier jetzt auch einfach ab und zu einmal eine Zeile posten, eine vage Idee von einem Text nur, einen flüchtigen Hinweis vielleicht, und ich könnte das dann schlicht Slow-Publishing nennen und alles wäre gut und hip und gewollt so. Da mal drüber nachdenken.

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Mit dem gegenwärtigen Moment war er immer gut fertig geworden

Ich habe noch keinen Urlaub, die Söhne haben noch keine Ferien, aber ich lese schon einmal davon und ich erhöhe auch schon einmal den Bücherstapel. Christine Avel: Nur hier sind wir einzigartig, Deutsch von Christine Amann. Da haben Sie etwas zur Einstimmung, das kann ich empfehlen. Leicht, dünn, sommerlich, assoziativ einladend und freizeitorientiert. Sommerkindheitserinnerungen haben alle, da kann man anlegen.

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Oder hier, der Meeresroman von Petri Tamminen, Deutsch von Stefan Moster, nur zufällig aus dem selben Verlag wie das erste Buch. „Seekapitän Vilhelm Huurna schämte sich für gestern und fürchtete sich vor morgen, aber mit dem gegenwärtigen Moment war er immer gut fertig geworden.“ Wer kennt es nicht.

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Der Herr Giardino empfahl neulich auf Twitter eine App zum Erkennen von Vogelstimmen, auch die kann ich empfehlen: Merlin – all about birds. Zilpzalp und Grünfink und Hausrotschwanz kann ich hier nicht sehen, hartnäckig nicht, aber immerhin zuverlässig hören.

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Ich schmecke und rieche nach der Corona-Infektion weiterhin nichts, kann jetzt aber Lebensmittel ganz neu klassifizieren, nämlich ausschließlich nach Gefühl. Die Lustigkeit von Mozzarella erwähnte ich bereits, Schokolade ist ohne Aromen überaus merkwürdig und Erdbeeren sind definitiv gruselig, wirklich schrecklich, das möchte man nicht im Mund haben. Spaghetti Bolognese bleibt seltsam dumpf befriedigend, Geschmack hin oder her und Kaffee schmeckt ganz schwach bitter, das immerhin. Kaffee ist jetzt also dreifach interessant. Macht wach, ist heiß und schmeckt nach irgendwas, gleich drei Wünsche auf einmal.

Ich koche etwas für die hungrige Familie, ich reiße mich erheblich zusammen. Das Kochen nervt allerdings sehr, wenn man nichts davon hat und dabei nichts riecht, nicht einmal das ansonsten zuverlässig beglückende Anbraten der Zwiebel.

Der erste Home-Office-Arbeitstag nach der Woche mit der Krankschreibung. Nach sechs Stunden könnte ich vom Stuhl rutschen, mich auf dem Teppich einrollen und dort den Rest des Tages einfach verdämmern, ich finde die Vorstellung ausgesprochen attraktiv. Ich müsste an einem Text arbeiten, ich kann nicht. Ich denke über den Text nach, ich schlafe ein.

Aus der Schule erreichen mich Mails mit organisatorischen Anmerkungen zu den letzten Schultagen und Hinweisen auf das nächste Schuljahr. Es sind zu viele Mails für meinen Zustand, nach der dritten weiß ich schon nicht mehr, was in der ersten stand, ich schlafe schon wieder ein. Ich wache auf und weiß weder den Wochentag noch die Tageszeit, dann fällt mir alles wieder ein und verstimmt mich nachhaltig.

In den Foodblogs jetzt überall die Kirschen- und Beerenrezepte, das Jahr schreitet voran, wir sind schon kurz vor Pflaume. Ich kann mich an den Geschmack von Kirschen erinnern, aber wenn ich zu lange darüber nachdenke, ist die Erinnerung auf einmal nicht mehr greifbar. Besser nicht nachdenken, das gilt ja öfter. Davon abgesehen finde ich das Wort Kirschenplotzer sensationell abstoßend. Das ist etwas, das würde ich nicht machen, nur weil es so schlimm heißt.

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Währenddessen in den Blogs, Ausgabe 26.6.2022

Früher hat man vorgeschlafen, heute wird vorgelebt. Ich dagegen mühe mich noch mit Corona ab, ich schwächele herum, wobei ich aber irgendwelche allfälligen Symptome gar nicht recht von den Folgen des Wetters unterscheiden kann. Diese elende Großstadthitze, bei der geht es mir ohnehin nicht gut, das ist nicht mein Wetter. Dabei fühle ich mich ohnehin elend und krankenhausreif, in jedem Sommer. Herumsitzen und herumfühlen, was haben wir denn da so, im Körper? Keine Ahnung, denke ich, aber fit geht vermutlich anders. Wie ging fit denn noch einmal? Fit war damals, vor Corona irgendwann, fit ist mittlerweile eh lange her. Ich habe jedenfalls keine Lust, irgendwelche Bäume auszureißen, ich habe ja nicht einmal Lust, die längst geschossenen Radieschen auszureißen.

Ich darf wieder raus. Der Test ist negativ, der Sicherheitskontrolltest auch. Ich gehe zum Einkaufen, die übliche Runde, mir fehlt auf halbem Wege eine Bank. So eine Rentnerbank, um mich dort etwas auszuruhen, gerne mit ein paar Enten davor und attraktivem Teichblick. Aber nichts ist, es gibt keine Bank. Ich gehe also weiter, ich kaufe ein. Ich kaufe irgendwas, es ist egal, ich schmecke eh nach wie vor nichts. Mozzarella ist auf diese Art am lustigsten, ein eher surreales Gefühl im Mund. Aber das nur am Rande (hier noch mehr zum Phänomen) Ich gehe zurück, ich lege mich hin und schlafe zwei Stunden wie ein Stein. Es stimmt schon, es ist besser, alles langsam anzugehen. Es wird etwas dran sein.

Ansonsten: Vier Personen im Haushalt, vier vollkommen verschiedene Krankheitsverläufe. So verschieden, als seien es vier Krankheiten. Bei der Herzdame zwischendurch auch diese Blödigkeit, von der viele berichten. Sie steht eine Stunde unter der Dusche, weil sie vergessen hat, wie das geht, das mit dem Duschen.

Ein Sohn schläft freiwillig tagsüber. Doch so schlimm, denke ich, doch so schlimm. In der Klasse des einen Sohnes hat Corona die Beschulung erledigt, da geht nichts mehr, in der Klasse des anderen Sohnes ist er der einzige Fall. Noch.

Ich sehe Lady Chatterley auf arte, die Neuverfilmung. Schöne Interieurs, anziehende Landschaftsbilder, zwischendurch nervt der Sex. Ist es das Alter, ist es Corona, ich denke immer, Moment, zeig nochmal die Vase da, wie sieht die Tapete aus und was ist das für ein Sessel, nein, jetzt zieht sie sich schon wieder aus, meine Güte. Ein hübscher Film, also von der Gegend und der Kulisse her.

Ich lese Fabian von Kästner. Das geht natürlich nicht als Stimmungsaufheller durch, aber das wusste ich vorher und es passt gerade gut, denn auch die jetzigen Zwanziger Jahre scheinen kein gutes Ende zu finden, wenn man es einmal komplett durchdenkt. Ich sehe die Nachrichten, ich finde alles niederschmetternd, ekelhaft, dystopisch. Optimismus ist für Trottel, die Weltlage ist fubar. Ist das ein Symptom, ist das mein Symptom, sind die Symptome da draußen?

Meiner Stimmung schadet das übrigens nicht so sehr, wie es vielleicht klingt, ich komme zurecht, es wird anderen viel schlechter gehen. Mich stört nur, dass ich auf so wenige Handlungen komme, die aus all dem korrekt abzuleiten sind. Aber wie es aussieht – es geht Ihnen und Euch genauso. Man wählt eine vermeintlich richtige Partei, man schränkt sich hier und da schon einmal etwas ein, man macht dies und das nicht, man nimmt doch einmal das Fahrrad, man vertritt hier und da seine Meinung, ansonsten wartet man ab, macht man weiter, macht man mit. Ich weiß auch keine Antworten. Ich wäre gerne weniger an all dem Unfug beteiligt, der geschieht, da ist der Kästner schon wieder – aber ich weiß nicht recht, wie das geht.

Am Meisenball hängt währenddessen ein turnender Buntspecht, das immerhin. Am Himmel sehe ich Schwalben und Mauersegler, jetzt kreisen dort tatsächlich beide Arten, das auch. Und die Stachelbeeren sind in aller Üppigkeit reif, die Erbsen, die Sauerkirschen ebenfalls. Ich schmecke sie nur nicht. Irgendwas ist bei allem in dieser Zeit, ein bitterer Beigeschmack oder gar kein Geschmack, was auch immer.

Noch zwei Wochen bis zu den Ferien, zum Urlaub. Auch darauf warten.

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Die USA und der deutsche Mann. Die Schlussfolgerung teile ich.

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Lange irgendwo hinsehen

Heute höre ich, morgen lese ich, übermorgen schreibe ich dem Blog einen neuen Beitrag.

Ich höre Dumala von Keyerling, es ist erlesen schön, geradezu meisterhaft und es fällt viel Schnee, das kühlt in langen Fieberphasen auch etwas den Coronahasen. „So geht man liebevoll durch den hübschen Abendschein, und einer legt dem anderen seine Lügen ans Herz.“ Ein Buch mit einer lapidaren Liebesgeschichte und einem nur fast ausgeübten Kapitalverbrechen, ein Buch über Menschen, die wenig verstehen und sehr viel zu verstehen meinen, ein Buch über Menschen wie wir. Es endet mit grandiosen, eiskalten Sätzen, sie sind so desillusionierend wie das Älterwerden, das Rauswachsen, das Vernünftigwerden selbst.

Ich lese „Wer wir sind“, das ist von Lena Gorelik. Ein sprachlich schönes Buch, sehr gelungen, nehmen Sie sich das doch auch vor, es lohnt sich. Wie ich überhaupt empfehlen möchte, Bücher bereit zu legen, Bücher, nicht Essen. Ich habe keinen Hunger, ich schmecke nichts, also tatsächlich überhaupt nichts, das nimmt den Appetit, das macht Essen egal und beiläufig und zu einer Sache der bloßen Vernunft, ab und zu etwas kauen, muss ja, aber es ist ganz gleich, was es ist.

Essensvorräte sind überschätzt. Also in meinem Fall, aber wer weiß, vielleicht gilt es auch für andere. Sorgen Sie sicherheitshalber für Bücher, wenn Sie die Infektion noch vor sich haben, wenn Sie sie also morgen erst erwarten, übermorgen, was weiß ich. Wenn ich die Meldungen aus dem Umfeld richtig deute, kann es viel länger nicht mehr dauern. Das Land legt sich hin, das Land wird krankgeschrieben, dem Land geht es gar nicht mal so gut. Von Betrieben höre ich, von Abteilungen, Kliniken und Klassen – da geht jetzt nichts mehr, einfach gar nichts, es ist niemand mehr da.

Hier geht auch weiterhin nichts, nur dieses Buch ging, es ist, wie gesagt, sehr gut, eine Rezension finden Sie hier, eine andere hier. Ein Genuss, es zu lesen.

Am Nachmittag das Saxofon. Jeden Nachmittag spielt einer Saxofon, entweder übend an einem Fenster im Haus gegenüber oder unten auf dem Spielplatz neben der gerade nicht bespielten Tischtennisplatte im Schatten der Bäume, einmal auch auf irgendeiner lustig sein sollenden Veranstaltung für Kinder mit Zauberer und allem oder natürlich auch von Tisch zu Tisch ziehend hinten bei den Restaurants auf dem Platz vor der Kirche, immer wieder dieses Saxofon, unweigerlich. Oh, when the saints.

I want to be in that number, denke ich und gucke auf die beiden Streifen auf dem Test, I want to be in that number, und ich bin es ja auch.

In einer Vase vor meinem Bett drei Pfingstrosen, die gehen nacheinander auf. Ein etwas hinfälliges Pink ist die Blütenfarbe, die Keramikvase dagegen in einem altrosa Ton. Davor steht, wie für einen Zeichenkurs arrangiert, eine andere Vase, kleiner und leer, in einem Mittelmeerreiseprospektblauton. Das ist ein schönes Bild und es verändert sich. Eine Blüte nach der anderen geht nämlich auf, und wie die aufgehen, es gibt kaum eine Blume, die so wahnsinnig aufgeht wie eine Pfingstrose, es ist im Grunde eine Orgie der Entfaltung. Ich sehe immer wieder hin, denn sie gehen so spektakulär und barock auf, dass ich meine, ich müsste sie doch in der Bewegung erwischen, wenn ich nur lange genug hinsehe, aber dann schlafe ich doch wieder ein dabei, wache auf und sie haben sich prompt verändert, heimlich, während ich schlief. Es ist ein ausgesprochen ölbildhafter Anblick, dieses Pfingstrosentrio in der Vase da, es ist stimmungsaufhellend wie es kaum je ein Blumenstrauß war und ich sehe zu, wie das Tageslicht sich und sie wandelt und mit den Farben und Schatten spielt, shades of pink. Dazu muss man auch erst krank werden, um so etwas wirklich sehen zu können, dazu muss alles andere erst gründlich wegfallen und wahrhaftig nicht mehr gehen.

Lange irgendwo hinsehen, es wird vielleicht auch unterschätzt.

Wenn Sie krank werden, lassen Sie sich Blumen bringen, man braucht etwas Nettes um sich oder vor sich.

Im Spalt der Balkontür einmal eine Schwalbe, halbkreist da durch. Es gibt hier sonst keine Schwalben, nie sehe ich Schwalben in der Stadtmitte. Aber jetzt sehe ich eine, eindeutig ist das eine, und sie macht mir den Mittsommer, schnörkelt ihn einwandfrei in den Abendhimmel, dann holt sie noch ihre Freunde dazu.

Wo die hier wohl ihre Nester haben? Ich kenne hier keine Schwalbennester, ich freue mich immer nur auf die am Dach des Hofes auf Eiderstedt. Da also mal drauf achten, wenn ich wieder um den Block gehe. Wenn ich aus meinem eigenen Nest wieder herauskomme.

Ich höre das nächste Buch: „Der Russe ist einer, der Birken liebt“, von Olga Grjasnowa. Das hier.

Auf dem Balkon die Tauben. Ringel- oder nicht, die kacken da alles voll. Ich binde ein Stück Schnur an eine große Gießkanne, ich führe die Schnur über Haken bis zum Bett. Eine leichte Armbewegung nur und die Kanne rumpelt da draußen, das Geflügel stiebt davon, Federchen in der Luft. Ich liege herum und vergräme Tauben, immer in allen Lebenslagen sinnvoll bleiben, wo kommen wir sonst hin.

Ja, wohin eigentlich. Da auch mal drüber nachdenken.

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Währenddessen in den Blogs, Ausgabe 19.6.2022

Kein Ort, nirgends.

Ich dagegen habe einen Ort, einen rechtlich klar definierten sogar, denn ich liege mit Corona flach, weswegen hier auch vermutlich in den nächsten Tagen etwas weniger erscheinen wird. Ich finde durch die Bank alles etwas anstrengend, auch das Sitzen, auch das Tippen. Keine empfehlenswerte Krankheit ist das, sicher auch keine, die man mal eben flott mitnehmen könnte, wie es einige auch in meinem Umfeld zu denken scheinen. Tatsächlich war ich lange nicht so krank, und ich sehe nicht, wieso man so etwas leichterhand in Kauf nehmen sollte, das kann nicht richtig sein. Es fühlt sich eindeutig danach an, was es vermutlich auch ist, es fühlt sich also an wie ein verdammt gefährliches Virus.

Im Nachbarhaus gab es dazu noch einen Kabelbrand mit fatalen Folgen für die Haustechnik, deswegen gibt es hier gerade keinen Strom auf der Leitung zum Herd und kein heißes Wasser, ich mache also Corona auf Campingniveau, auf die Idee muss man auch erst einmal kommen. Wie gut, dass ich ohnehin nichts essen möchte.

***

Der Herr Praschl bloggt wieder (die Älteren erinnern sich).

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Spät am Abend sitzen wir auf der hölzernen Bank unterm Vordach, uns gegenüber der alte, hagere Bauer und seine Frau.“

***

Und hier, die Freibadbeschreibung. Unser Freibad, es fällt mir leider dann wieder ein, hat die Lokalpolitik ja abreißen lassen, ich finde es immer noch unglaublich und auch unverzeihlich. Man sitzt und trägt nach, auch im Namen der Kinder.

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Oder ich habe es vergessen

Ich höre „Schwüle Tage“ von Keyserling, obwohl ich es schon gut kenne, aber wie auch in der Wikipedia steht: „Sowohl die schlichte Sprache des Autors als auch der unaufdringliche Vortrag der Sommergeschichte erscheinen als makellos. Treffsichere Naturschilderungen beleben – gerade wegen ihrer unsentimentalen Kürze – die Lektüre.“ Und genau so ist es. Freundinnen und Freunde des situativ angepassten Lesens greifen jetzt zu dieser Erzählung, noch während die Temperaturen steigen.

Ich lese „Auf der Straße heißen wir anders“ von Laura Cwiertnia, hier eine Rezension dazu. Ich habe vermutlich bisher noch keinen aktuellen Roman mit Armenienbezug gelesen – oder ich habe es vergessen. Das ist ein Satzteil, den ich immer zweimal denke – oder ich habe es vergessen, oder ich habe es vergessen -, denn es ist ein Zitat, so unscheinbar es auch ist. Aus der deutschen Übersetzung des „Ce gens-là“ vom Brel, Klaus Hoffmann war das, die herzzerreißende Liebeserklärung an Frieda, schön wie die Sonne:

„Und dann …
Und dann, da ist Frieda
Schön wie die Sonne
Die mich genauso liebt
Wie ich Frieda liebe
Und wir sagen uns oft
Dass wir reich sein werden
Und es wird schön sein!
Die anderen sagen,
Du bist zu schön für mich.
Ich wäre gerade gut genug um Katzen zu töten.
Ich habe nie Katzen getötet –
Oder ich habe es vergessen,
Oder ich habe es vergessen.“

Wobei er das mit dem Geruch im Originaltext unterschlagen hat, aber das ist egal. Es wird dann jedenfalls nichts mit den beiden, natürlich nicht.

„Les autres ils disent comme ça
Qu’elle est trop belle pour moi
Que je suis tout juste bon
À égorger les chats
J’ai jamais tué d’chats
Ou alors y’a longtemps
Ou bien j’ai oublié
Ou ils sentaient pas bon
Enfin ils veulent pas
Enfin ils veulent pas“

Was kann ich Ihnen erzählen. Gestern Abend, als der Spielplatz kinderleer war, als die riesige Krähe in ihrem amtlich wirkenden Schiedsrichterschwarz über den verlassenen Sand stolzierte, als hätte sie dort zu gesetzter Uhrzeit akribisch zu prüfen, ob auch alle Butterkekskrümel und Reiswaffelreste korrekt von den Tauben beseitigt wurden, da blieb sie neben der Schaukel stehen, die noch ein wenig schwang, im Abendwind oder weil das letzte Kind gerade erst abgesprungen war, ich weiß es nicht, ich trat gerade erst ans Küchenfenster und sah nach unten. Der Vogel besah sich die Schaukel mit schiefgelegtem Kopf, ernst und lange. Sprang dann entschlossen darauf und schaukelte etwas. Wollte vermutlich doch einmal sehen, was diese Menschenkinder da immer machen. Und die Krähe schwang etwas hin und her, legte den Kopf nach links, legte den Kopf nach rechts, sprang wieder herunter und besah sich die leere Schaukel noch einmal von unten, während eine andere Krähe von der großen Eiche aus ihr etwas zurief, das wie eine Frage klang, die sie aber nur einsilbig und achtlos beantwortete, sie musste wohl noch weiter über das Schaukeln der Menschen nachdenken und wollte dabei nicht gestört werden.

Ich habe noch nie eine Krähe auf einer Schaukel gesehen, das wollte ich nur eben sagen. Oder ich habe es vergessen. Ou bien j’ai oublié.

***

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