Ein Dankesfilmchen

Ich habe zu danken – für ein Notizbuch der Marke Leuchtturm in XXL. Und ich freue mich sehr, denn die Größe hatte ich noch nicht und ich habe gerne, Freak der ich bin, alle nur denkbaren Größen und Formen von Notizbüchern vorrätig. Was weiß ich denn, wonach mir morgen der Sinn steht. Wenn ich morgen Größe möchte, Größe ist jetzt verfügbar, das ist schön und gut zu wissen, das beruhigt ungemein.

Ich habe außerdem, apropos Dank, den Trinkgeldbericht November noch nicht geschrieben, ich weiß. Den werde ich mit dem Dezember zusammenfassen und in, nun ja, Kürze posten. Es ist alles ein wenig schwierig gerade, wie Sie vielleicht bemerkt haben, auch das Timing. Vor allem das Timing. Aber nichts wird vergessen. 

Normalerweise, also gemäß eher jüngerer Tradition, poste ich hier bei Geschenksendungen Dankespostkarten, allerdings ist das gerade am heftigsten nachglühende Bild von gestern zweifellos als Standbild schwer darstellbar. Daher gibt es hier jetzt ausnahmsweise eine Filmsequenz, sagen wir etwa vier Sekunden lang. Vier Sekunden Film passen auf keine Karte, auch nicht auf diese seltsame doppeltbelichtete Variante, die ein Bewegtbild darstellt, wenn man sie etwas hin und her wackelt. Sie erinnern sich vielleicht? Ich weiß noch, als diese Karten neu waren, da haben wir die alle gekauft und immer hin und her bewegt, das ist aus heutiger Sicht schon fast rührend, nicht wahr. Wir hatten ja nichts.

Es war später Abend, für meine Verhältnisse war es sogar ungewöhnlich später Abend, es war bereits nach elf Uhr. Da schlafe ich normalerweise schon stundenlang, aber gestern ging ich da noch einmal vor die Tür. Erstens gab es stimmungsmäßig Anlass dazu, besser mal eine Stunde durch die Gegend zu laufen, zweitens aber hatte ich auch im Laufe des Tages zu wenig gesehen, also nur die Wohnung, und das reicht mir manchmal nicht. Ich ging ziellos durch die dunklen und downgelockten Straßen. Ich ging durch die eigentliche Szenestraße des kleinen Bahnhofsviertels. Diese Straße war vollkommen menschenleer, es waren nur meine Schritte zu hören. Ich sah in die eine und dann in die andere Richtung, da war außer mir niemand. Ich blieb stehen und lauschte, da war nichts. Das muss man auf dieser Straße erst einmal hinbekommen, dachte ich, das gibt es wirklich verdammt selten. In normalen Zeiten gibt es das auch nachts um drei nicht. Dann hielt ein Taxi und ein Mensch stieg aus, dann kamen zwei aus einem Hauseingang und unterhielten sich dabei leise, dann war es kurz wieder so, dass zumindest alle zwanzig oder dreißig Meter etwas zu sehen oder zu hören war, auch wenn das immer noch wenig war für die Mitte der Millionenstadt. 

In einem Döner-Imbiss standen zwei hinter der Theke und sahen so unmenschlich gründlich gelangweilt aus, diese entgleisten Gesichter kennt man sonst nur von Bademeistern, die mit vollkommen leerem Blick am Beckenrand stehen. Die beiden Männer stützten sich auf die Glasplatte über dem zerschnippelten Gemüse und sahen in die Dunkelheit, aus der einfach keine Kunden kamen. Sie bewegten sich nicht und sie sprachen nicht. Sie standen da nur und guckten, wer weiß, wie lange schon und wie lange noch. Dieser Tag geht auch vorbei, sie hätten mein immer wieder beruhigendes Mantra murmeln können, aber sie murmelten gar nichts. Sie guckten nur ins Nichts der leeren Straße.

Ich las die Zettel an den Fenstern der Restaurants. Die Togo-Zettel, die Erklärungen, die Telefonnummern. Die Hinweise auf eilig eingerichtete Webseiten und Mailadressen und Lieferservicevarianten. Erreichbarkeitsdaten. “Im Falle eines Lockdowns” stand auf einem Zettel. “Wir sehen uns 2021” lapidar auf einem anderen. “Wir liefern!” Das riefen etliche Zettel. Aber zu dieser Tageszeit wartete längst niemand mehr auf Kundschaft, nur die beiden in der Dönerbude hielten noch aus. 

Einige der Läden, die jetzt wochenlang geschlossen sein werden, haben ihre Fenster nicht mehr beleuchtet, man spart, wo man kann. Im Licht der Straße gibt es neuerdings schwarze Löcher, Dunkelzonen. Man könnte sich hier und da in einen Hauseingang drücken und vollkommen unsichtbar werden. Wie in einem alten Film, wie in einem Krimi. So dachte ich und bekam zum ersten Mal seit vielen Jahren Lust auf eine Zigarette. Man müsste sich in einen Hauseingang drücken, dachte ich, man müsste sich dort anlehnen und eine Zigarette anzünden und auf etwas warten, auf jemanden warten. Und das Feuerzeug würde kurz Licht geben, und sonst wäre alles ringsum tiefschwarz. Ein paar Meter weiter die Lichter der Ampel, über die niemand geht, dann ein vorbeifahrender Bus, in dem sitzt nur noch der Fahrer. Dann kommt jemand, bleibt stehen und sagt einen Satz, und der ist dann eine richtig gute Dialogzeile, dass die in den Kinosesseln anerkennend nicken.

Und jetzt kommt der unglaubwürdige Teil. Aber was soll ich machen, so ist es manchmal. Während ich gedanklich also noch bei Raymond Chandler war, hielt ein Auto auf der anderen Straßenseite. Ein unspektakuläres Auto war das, ein mausgrauer Kleinwagen. Die Reifen quietschten, die Türen flogen auf. Der Wagen stand in einem ganz unorthodoxen Winkel zur Straße und ich dachte, weil ich sehr geistreich bin: “Da stimmt jetzt aber etwas nicht.” Dann liefen etwa acht Mann direkt auf mich zu. Das waren mehr, als in dem Auto gesessen haben konnten, und sie liefen schnell. So läuft man nur, wenn es wirklich um etwas geht, jedenfalls als erwachsener Mann in Zivilkleidung. Mein Hirn flackerte kurz Möglichkeiten durch und verwarf, dass es hier um mich gehen konnte. Ich habe nicht genug ausgefressen und besitze nicht genug, und während ich das noch dachte oder zumindest erhoffte, rannten die Männer schon links und rechts an mir vorbei, ohne mich weiter zu beachten. Ich stand mitten in der stürmenden Rotte, es war ein wenig so, als würde eine Horde Wildtiere um mich herum sprengen und ich bewegte mich lieber gar nicht mehr, ich stand da einfach nur. Und guckte, das schon.

Einer rief, es war wirklich lächerlich tatortmäßig, “Halt, Polizei!” und einer brüllte, dass die Ficker wegbleiben sollten und einer schrie Scheiße und einer sprang einem in den Rücken, dass der mit Schmerzensrufen zu Boden ging. Zwei kamen dazu und einer lief mit ordentlich Vorsprung weiter wie ein Hase, der war wirklich beeindruckend schnell und den kriegte keiner mehr. Der war schon ganz oben, wo die Straße in einen Platz übergeht und mehrere Straßen abzweigen. Der war weg, der war so etwas von weg. 

Der Mann auf dem Boden und der auf seinem Rücken brüllten sich an und tauschten Beleidigungen der eher wüsten Art, die anderen standen dabei und auf einmal waren etwa vier Mann in der Nacht verschwunden. Wo waren die jetzt wieder hin, das habe ich nicht gesehen. Aber ich ging dann auch lieber weiter, denn ich bin, wenn ich schon in einem Krimi lande, lieber etwas am Rand des Geschehens. Sagen wir, in einem Hauseingang.

Ich guckte noch einmal zurück. Die beiden Männer im Dönerimbiss hatten ihre Köpfe nach links gedreht, wo die Action war. Sonst haben sie sich nicht bewegt. Ich ging nach Hause, ich kaufte keine Zigaretten. Man hat sich ja soweit im Griff. 

Es ist Lockdown, es ist nicht allzu viel los draußen. Auf den ersten Blick nicht. 

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Links am Morgen

Eine Plattenkritik, es gibt ein neues Album von Paul McCartney. Rockdwown, auch ein schöner Begriff. Ich weiß gar nicht, hat jemand in diesem Jahr den Begriff Blogdown mit Leben gefüllt?

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Deutschland verarmt auch an Pflanzen.

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Der Märchenwald

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Ich habe für das Goethe-Institut einen Text darüber geschrieben, wie die Lage vor ganz kurzer Zeit noch war, es steht also auch drin, warum sie jetzt so ist, wie sie ist. Logisch. 

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Aus dem Gedränge, aus dem Korb

Nur ganz kurz. Am letzten Sonnabend war ich in der Innenstadt, also in der Gegend, die von Reiseführern und Touristen hier als Innenstadt verstanden wird. Ich gehe da ziemlich oft hin, oder eigentlich eher nur durch. Ich will da gar nichts, ich will nur Strecke machen, also gehe ich durch die Einkaufsstraßen zum Rathaus und zurück. So in etwa.

Ich habe dann später nachgelesen, in mehreren Hamburger Medien, dass die Stadt, gemeint war wieder die Innenstadt, an diesem Tag “mäßig voll” gewesen sei. Zitiert wurden da Menschen vom City-Management oder vom Einzelhandelsverband oder von Gott weiß was, ausgedrückt war jedenfalls nicht die Meinung einer Reporterin oder sonst eines Menschen, der da vor Ort war. Es war nur ein Zitat. 

Und es ist so – das stimmt nicht. Die Stadt war vielmehr knüppelvoll, pickepackevoll, bummsvoll. Sie haben vielleicht in Ihrem Dialekt oder in Ihrer Szenesprache auch einen handlichen Ausdruck dafür, wenn es vor Menschen nur so wimmelt und man sich unweigerlich auf die Pelle rückt, sicher haben Sie das. Sardinendosenvoll. 

Jetzt könnte man das natürlich auf die Stunde zurückführen, die ich da gesehen habe, vielleicht war es ja die einzige, in der es so voll war, der Rest des Tages war eher ruhig. Oder genau nur die eine Stelle war dermaßen voll! Nur immer da, wo ich gerade ging, da war was los. Na ja. Was man sich so vorstellen kann.

Hier bitte eine selbst ausgedachte und längere Medienkritik einfügen, auch gerne eine Klage über Reportermangel und kleingesparte Redaktionen, die sich nicht mehr um alles kümmern können, ich habe heute keine Zeit dafür. Aber: Passt schon. 

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Und hier noch ein Song der einen ganz wunderbaren Texteinstieg hat. Das ist ein schönes Bild, das mit dem Korb. So wollen wir es halten.



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Links am Morgen

Beton und Bio. Interessante Meldung, aber jetzt gucken wir erst einmal, wo vielleicht noch eine Autobahn fehlt. Oder ein Stadtviertel. Das ist wichtiger.

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Fast 500

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Die Pandemie verwandelt. (Ich erlebe das nicht ansatzweise so, die Pandemie fällt verschieden aus. Auch andere Perspektiven wahrnehmen! Das soll gut und wichtig und richtig sein. Was vermutlich auch stimmt.)

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Choose Life

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Vanessa ist währenddessen etwas ungehalten.

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Man kann sich in seinem Bücherregal einsargen lassen. Das erschien mir ebenso attraktiv wie praktisch. Upcycling als letzte Pointe, warum auch nicht, die Familie hier fand sofort: “Das passt doch zu dir.”

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Yasers Angst vor der Nacht. Es ist eine verdammte Schande, was da passiert. Und wo ich gestern gerade bei Tugend war – in keinem Handbüchlein der Moral würde man eine Stelle finden, die solche Zustände rechtfertigt. 

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Eine dünne Linie

Es wird dann auch wieder so sein, dass ich fürs Blog Zeit finden werde, doch, doch. Aber im Moment sieht es schlecht aus, dunkel und düster. All die zeitlichen Eckchen und Plätzchen, die ich früher zum Schreiben genutzt habe, sie sind besetzt, belagert und bedrängt, es ist eine wirklich seltsame Phase. Corona übrigens ist dabei nicht mein größtes Problem. Es ist nicht einmal unter den ersten drei Problemen 2020, so etwas gibt es auch. Corona ist bisher nur die Kulisse des Jahres, aber was für eine Kulisse das ist. 

Es gibt einen Bezug zwischen meinen nichtblogbaren Problemchen und Corona, glaube ich. Eine dünne Linie. Und zwar ist es so, ich möchte einen ersten resümierenden Gedanken zum Jahr äußern, auch wenn, wie die Blogkollegin sagt, die Ente hinten kackt, ein Satz übrigens, den ich auf Anhieb nicht verstanden habe, vor allem deswegen nicht, weil die Ente gar nicht ganz hinten kackt, sondern mehr im letzten Drittel. Eine Kuh kackt hinten, zumindest wenn man den Schwanz ignoriert. Eine Ente aber nicht. Egal. Wo war ich?

Bei der dünnen Linie. Und zwar hatte ich es in diesem Jahr in einem ganz ungewöhnlichen Ausmaß mit Menschen zu tun, die ihren Job aus meiner Sicht nicht richtig gemacht haben. In etlichen Zusammenhängen, ich rede dabei gar nicht von meinen Berufen. So einen Gedanken muss man sorgsam prüfen, denn es besteht ja eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass man selbst ein Problem hat, nicht die anderen. Selbstbild/Fremdbild, da fällt man gerne rein, da geht man gerne baden. Man muss also suchen, das zu objektivieren, abzugleichen und zu prüfen. Das habe ich gemacht. Lange und oft. 

Und ich bleibe dabei – es wimmelt da draußen von Leuten, die dem nicht gerecht werden, was auf ihrer Visitenkarte steht (schnell ein Blick auf meine eigene, da steht aber nur “Texte” – Schwein gehabt). Leute also, die also entweder Kompetenzlücken spektakulären Ausmaßes haben oder die, noch wesentlich verbreiteter, ihre ihnen durch die Rolle zugewiesene Verantwortung lieber nicht wahrnehmen möchten. Sie kennen vermutlich den Bartleby von Melville, und ich hatte es mehrere Male in den letzten Monaten mit Bartlebys zu tun, aber auf hohem Niveau. Auf bestbezahlten und allgemein anerkannten Positionen. Sitzen da und möchten lieber nicht und man steht davor und denkt und fragt vielleicht auch: “Ja, wie jetzt?” Und dann kommt nichts mehr. 

Die oben erwähnte dünne Linie schlängelt sich natürlich zu Entscheidern aller Art, die unsere aktuelle Situation managen. 

Ich muss das hier abkürzen, die Familie ist gleich wach und will dies und das, Brötchen etwa und Bespaßung, dem habe ich mich dann selbstverständlich zu widmen, aber ich habe so einen furchtbar altmodisch klingenden Verdacht, eine so spaßverderbend anmutende Frage, eine kulturgeschichtlich so rückwärts gewandte Vermutung. Ist es nämlich nicht vielleicht so, dass wir an viel zu vielen Stellen ohne das Leitbild eines tugendhaften Menschen nicht ganz so gut zurechtkommen, um es allzu milde auszudrücken?

Aber ich bin weder Philosoph noch Experte für Ethik. Ich erinnere nur dunkel die Kardinaltugenden, Gerechtigkeit, Weisheit, Mut und Maß, die klingen schon so ungeheuer anspruchsvoll, wer will denn so etwas. Ich erinnere auch dunkel, wo ich schon dabei bin, den Tweet des FDP-Chefs “Ich will nicht verzichten!” War das in diesem Jahr? Im letzten Jahr? Wann auch immer. Da ging es um den Klimawandel. Es war ein Satz von geradezu unfassbarer Dummheit, man möchte gar nicht dagegen argumentieren, so dumm und flach ist das, es ist ein Kindergartensatz. Aber so eine Wendung fällt nicht mehr auf. In Zeiten von Trump kann nichts mehr auffallen, weil die Affektsteuerungskompetenz von Dreijährigen zur Messlatte für richtiges Verhalten erhoben worden ist. Wenn man zwischendurch versucht, sich auf Werte und Pflichten zu besinnen – man fühlt sich in einem Ausmaß altmodisch, einem Zeitreisenden könnte es nicht anders gehen. 

Immer staunender auf die Zeiten blicken, in denen man lebt. Mit anderen Worten, langsam und unerbittlich sicher zum nörgelnden Fensterrentner werden. Passt schon. Ich kann mich mit der Rolle bisher gut anfreunden. Es ist vielleicht sogar, wer weiß, eine pflichtgemäße Verwandlung. Jeder auf seinem Niveau. 

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Links am Morgen

Notebook vs. Handschrift, nächste Runde. Aber auch egal. Irgendwie weiterschreiben. 

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Wir haben hier gelegentlich Spenden für die Suppengruppe im kleinen Bahnhofsviertel gesammelt, die Lebensmittel an Bedürftige ausgibt. Es gibt Bloggerinnen der Tat, die helfen da jetzt mit.

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Über die Dimension der Krise. Also der anderen.

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Über das Weihnachtsalbum von Chilly Gonzales. Ich lese so etwas ganz gerne, aber ich bin musikalisch so ungebildet, ich höre das nicht, was da steht. Durch ein Stück weht ein was, ein fatalistischer Eishauch? Ach ja? Es kommt ein beglückendes Nat-King-Cole-Feeling auf? Na, wenn Sie es sagen. Und das ist also schwermütiger Piano-Jazz. Okay. Aber gerne gehört, das Album. Oder wie Sohn II sagt: “Das spielen wir dann auch alles.” Das Keyboard wurde schon geliefert und im Gegensatz zu mir hat er keinen Respekt vor dem Erlernen neuer Fertigkeiten, wozu er den schönen Merksatz referiert: “Kein Ding für den King.” So wollen wir es halten. 

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Eine Dankespostkarte

Rückseite

Ich habe zu danken für Dinge, die ich aus jahreszeitlichen Dingen hier gar nicht weiter benennen werde. Aber es kam also an, vielen Dank!

Vorderseite

Neulich habe ich zur Einleitung eines Bildes wie von ungefähr den Herrn Ludwig Richter erwähnt, heute muss es wohl eher der Herr Deix sein. Ganz wohl ist einem dabei natürlich nicht, denn er steht nicht für erfreuliche Motive. Aber das Genre der Karikaturpostkarte kann hier auch einmal bedient werden, finde ich, es ist immerhin an jedem Postkartenständer zu finden. Es ist allerdings keine Karikatur, die ich hier abbilde, es ist nur die Wirklichkeit, auch wenn die Trennlinie nicht recht auszumachen ist. Aber was soll ich machen, so haben sie sich eben entwickelt, die Welt und die Zeiten, der Geschmack und die Gesellschaft. Es kann vieles längst nicht mehr ernst gemeint sein – und ist es eben doch, so sehr mich das auch verstört. Die Zeit, in der wir das folgende Bild alle (tatsächlich alle) noch als Scherz empfunden hätten, die könnte ich nach einiger Recherche sogar präzise benennen, man könnte das mit etwas Einsatz herausfinden. Es ist gar nicht so lange her, wir erinnern uns.

Ich gehe vom Einkaufen nach Hause. In der Ladezone vor dem Supermarkt hält ein Auto, das kein Lieferwagen ist. Es handelt sich vielmehr um einen ungeheuerlichen SUV. Es ist ein Modell, das ich bisher noch nicht gesehen habe. Es sprengt alle mir bekannten Dimensionen, es ist also noch ungeheuerlicher als die Dinger ohnehin schon sind. Es ist vollkommen maßlos, schamlos, dreist und barock bekloppt. Es ist kein Hummer, das nicht, aber es fehlt auch nicht viel, wobei der Hummer, wir erinnern uns, zunächst auch als eher schlechter Scherz wahrgenommen wurde. Die Marke des Monsters erkenne ich nicht, auch nicht, als ich das Logo hinten am Heck sehe, das sagt mir nichts. Aber gut, ich erkenne ohnehin nur noch wenig Automodelle. Das unselige Ungeheuer ist sicher kein Meilenstein der Designgeschichte, ich möchte mich da aus meiner laienhaften Position heraus festlegen. Es ist eher schlicht gestaltet, es ist einfach nur irre groß. Keine eleganten Kurven, keine ästhetischen Wölbungen, nichts Interessantes, nur fürchterlich viel von allem. Viel Blech, viel Motor, viel Verbrauch des öffentlichen Raums. Deswegen hält es auch in der Ladezone, nehme ich an. Ich brauche mehr Platz als andere, gib her, geh weg. 

In dem SUV sitzen zwei Männer sie tragen Anzüge. Es spricht überhaupt nichts dagegen, Anzüge zu tragen, einige meiner besten Freunde tragen Anzüge, ich selbst trage Anzüge. Aber es gibt auch unter Anzugträgern solche und solche, und diese hier sind die anderen. Die Investmentbanker aus den Schlagzeilen, die Immobilienhaie der ganz großen Vorhaben, die Lokalpolitiker von der falschen Partei. Die Lobbyvertreter irgendwelcher Ekelbranchen, solche Typen sind das, schon auf den ersten Blick. Die Männer sitzen zurückgelehnt und sicher breitbeinig, man möchte es wetten, auch wenn man es natürlich nicht sehen kann, der SUV ist viel zu hoch. Sie lachen. Sie lachen gerade auf diese Art, der man gleich ansieht, dass es um ein böses “Hähä” geht, nicht etwa um ein vergnügtes “Hihi” oder um ein offenes “Haha”. So lachen in Filmen die Bösen, wenn sie gerade notleidenden MieterInnen die getürkte Eigenbedarfskündigung in den Briefkasten geschoben haben. 

Das ist, Sie sehen das vielleicht auch, schon ein Fall für Deix, nicht wahr. Das ist aber auch echt. Daran ist gar nichts übertrieben, so ist es eben. Karikaturpostkarten sind auch nur eine Abbildung der Heimat.

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Links am Morgen

Mely Kiyaks Weihnachtspredigt

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Dem Wort Beherbungsverbot muss ein Saxofon-Solo folgen, das sehe ich auch so. Man sollte sich überhaupt viel entschlossener poetisieren, meine Damen und Herren. 

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Der von mir sehr geschätzte Club der toten Dichter von Reinhardt Repke hat sein nächstes Projekt bekannt gegeben. Ich kannte das titelgebende Gedicht nicht, aber schön ist es.

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Knöpfe

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Ich reiße mich gerade zusammen, nicht alles mit einem diesem hier ähnelnden Schlussakkord auf Pause zu stellen, weil das für mich vermutlich doch keine gute Idee ist, aber den Impuls verstehe ich durchaus und ich halte es außerdem für ein geradezu historisch interessantes Dokument, wie die Blogsaison hier und da endet. So ein schöner Schlusssatz.

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Ich habe auf arte die ersten beiden Folgen von Inside No. 9 gesehen und gut gefunden.

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Ich habe das Hörbuch zu “Erkenntnis und Schönheit” von Ian McEwan gehört und interessant gefunden. Deutsch von Bernhard Robben und Hainer Kober, Sprecher Dirk Hardegen.

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Links am Morgen

Die Links bestehen im Moment fast nur aus Verweisen auf Audio-Dateien, was auch daran liegt, dass ich kaum zum Lesen komme – und wenn doch, dann eher nichts finde. Die Unduldsamkeit! Ich lese quer und möchte überall dranschreiben: “Was interessiert mich das!”, wobei das selbstverständlich kein qualifizierter oder inhaltlich weiterführender Kommentar ist, sondern nur Ausdruck meiner chronifiziert schlechten Laune. In Wahrheit und mit Wohlwollen betrachtet wird vieles interessant und gut und schön sein. Wenn Sie auch gerade so drauf sind wie ich, es wäre nach diesem Jahr immerhin nicht erstaunlich, schreiben Sie es ruhig gleich hier an den Bildschirmrand, mit Ausrufezeichen und allem: “Was interessiert mich das!” Wirklich, es befreit und es macht mir nichts. 

Ich lese also eher wenig, ich höre nur, und das auch nur auf dem Weg von und zur Arbeit, woanders gehe ich gerade gar nicht hin. Morgens zwanzig Minuten, nachmittags zwanzig Minuten. Einmal hin, einmal her, ein Tag rum, das ist nicht schwer.

Abends lese ich dafür gerade exzessiv vor und komme also auch deswegen nicht zum Sichten frischer Links. Das Vorlesen beruht auf dem Zufall der Bücherunordnung nach dem großen Umräumen, ein Stapel alter Insel-Taschenbücher rückte dabei nach vorne und als Sohn II neulich nach Lektüre fragte, also nach vorgelesener Lektüre, griff ich danach und bin jetzt also wieder, ich glaube, es ist bereits das dritte Mal, in der alten Schenke zum Admiral Benbow über den englischen Klippen und lese von der Schatzinsel, warte auf das Auftauchen des einbeinigen Seemanns und wieder ist es mir und dem Kind ein Fest. Billy Bones singt stockbesoffen von den fünfzehn Mann auf des toten Mannes Kiste, aber in dem Moment fährt unten auf der Straße ein Auto vorbei, aus dem wir laut die Beatles hören, deswegen wird es jetzt bei uns für alle Zeit heißen: “Fünfzehn Mann in dem Yellow Submarine, johohohoo, und ne Buddel voll Rum.” Es singt sich auch so sehr gut und überhaupt ist es gut, sehr gut sogar, im Winter Stevenson zu lesen und sich auf dem Sofa kuschelnd zusammenzurotten, aber das sage ich ja seit Jahren. Egal, das nur am Rande. Was wollte ich schreiben? Ich wollte Links posten, pardon.

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Deutschland hat die Digitalisierung nicht verschlafen

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Über das Köln Concert, mit dem ich auch groß geworden bin, weil es wirklich in jedem Plattenschrank stand (Audio).

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Noch einmal Audio, hierbei etwas gelernt: “Alles misslingt nach Plan”, über den Soziologen Robert K. Merton. Ich mochte besonders gerne den Begriff des antizipatorischen Plagiats.

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Über dicke Schwarten. Das hat Spaß gemacht, ein nettes Feature über besonders dicke Bücher.

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