Beifang vom 19.07.2017

Pardon, hier erscheint gerade deutlich weniger als sonst, das liegt aber gar nicht am neuen Garten, wie manche sicher denken. Das liegt nur daran, dass der Monat, in dem die Sommerferien beginnen, mit Terminen so gepflastert ist wie sonst nur die Vorweihnachtszeit, es ging  und geht hier daher gerade ein klein wenig hektisch zu. Immerhin ist es aber soweit geschafft, dass die Söhne ihre Zeugnisse haben, Sohn II ist jetzt kein Erstklässler mehr, Sohn I ist kein Drittklässler mehr. Jetzt müssen wir nur noch sechs Wochen Betreuung über die Bühne kriegen, haha! Quasi Kinderspiel. Und direkt nach den Ferien dann noch schnell zwei Kindergeburtstage. Aber danach! Danach blogge ich was. In aller Ruhe.

Apropos Kindergeburtstag, hier noch ein kurzer Tipp für alle Eltern, die sich fragen, wie man endlich einen richtigen Kracher inszenieren kann: Sohn II war neulich auf einem Kindergeburtstag, da gingen alle gemeinsam in ein Schwimmbad. Die feiernden Kinder haben es dort irgendwie geschafft, Glasscherben ins Becken zu befördern, woraufhin tatsächlich das Wasser abgelassen wurde, um den Boden gründlich zu reinigen. Ein Kind trat bei der Aktion in eine Scherbe und verletzte sich so, dass ein Krankenwagen gerufen wurde – und dass, liebe Eltern, wird allen kleinen Gästen als bester Geburtstag überhaupt in Erinnerung bleiben. Endlich ist mal was passiert, endlich gab es etwas zu sehen, mit allem und scharf, die Freude war wirklich groß, leuchtende Kinderaugen. Genug, so viel zum Lebenshilfeteil, nun die Links.

Das Hamburger Jahrbuch für Literatur 2017 ist erschienen, in dem auch eine Geschichte von mir zu finden ist. Ein Teil des größeren Ganzen, an dem ich gerade schreibe – wenn ich denn schreibe (siehe oben). Das Jahrbuch kommt mir wie eine gute Urlaubslektüre vor, vielleicht braucht jemand noch etwas fürs Handgepäck? Hier die Seite des Verlags dazu.

Ich würde es völlig in Ordnung, nein, ich würde es ganz zauberhaft finden, wenn Sascha Lobo künftig nur noch tier- und naturbeschreibend durch die Lande ziehen würde.

Kiki sucht einen Sport, wer kennt das nicht. Ich aber mache jetzt Gartensport, ich bin raus.

Es müsste eine App wie Shazam für Pflanzen geben, dachte ich neulich. Dann habe ich etwas gesucht – und so etwas gibt es tatsächlich. Ich kann allerdings noch nicht einschätzen, wie hoch die Trefferquote ist. Die ersten drei Blumen waren zwar einwandfrei, das waren aber auch sehr übliche Gartenblumen, die jeder erkennt. Also außer mir.

Die Musik ist heute wieder eine Empfehlung der Herzdame: Camera von Rhonda.

Beifang vom 16.07.2017

Was man mittlerweile schon so nebenbei liest: Das Rebhuhn stirbt aus

Für die GLS Bank habe ich hier fünf Links zum Wochenende, der erste davon muss etwas dringender empfohlen werden, über den zweiten denke ich noch länger nach. Das wird wohl stimmen, was da steht, das mit der Besessenheit. Passend dazu ein Link zur neuen Karriere unserer Freundin Patricia, das ist ein ziemlich eindeutiger Fall. Madame war im Büro schlicht verkehrt aufgehoben.

Ein Interview mit Janosch, der allerdings für Sachen plädiert, die man nicht kann. Doch so herum? Beides? Das machen, was man unbedingt will, ob man es nun kann oder nicht?

Die Presse über Jane Austen, ich mag solche Details wie dort unter Punkt 6 gelistet.

Die NZZ über Madame de Staël.

Neues vom Influencer-Business und Insta-Dads bei Vierpluseins.

Eine neue Ausgabe von “Keiner davon ist witzig”, der etwas anderen Tweetsammlung.

Herzlichen Dank an den Leser für die Zusendung von Karel Capek: “Das Jahr des Gärtners” (Illustrationen von Josef Capek, aus dem Tschechischen von Grete Ebner-Eschenhayn), ein Buch, das mir ziemlich oft empfohlen wurde. Außerdem lag der Sendung noch die Saat für einen “Bienen- und Hummelmagneten” bei, das freut besonders die Söhne sehr.


Bereits anderweitig bedankt habe ich mich für “Rasch durch den Garten”, ein pragmatisches Einstiegsbuch, das einen hoffnungsfroh und mit dem Glauben an die Machbarkeit von Gärten zurück lässt.


Die Musik ist heute wieder eine Empfehlung der Herzdame, ihre Empfehlungen passen überhaupt viel besser zu den Sommermonaten als meine. Kitty Hoff mit den “Riesenrädern”.

12 von 12 im Juli

Die anderen 12 von 12 aus dem Juli finden sich wie immer hier bei Caro.

Der matheaffine Sohn baut zum Frühsport Zahlenmauern. Er macht so etwas gerne, auch stundenlang, auch zum Einschlafen. Und auch gerne mit sehr, sehr vielen Kästchen. Interessantes Hobby, aber warum auch nicht. Andere schreiben Tausende von Internetseiten mit Text voll.

Sein Bruder übt währenddessen am E-Piano, da gibt es in der Schule nämlich bald ein Konzert. Und es klingt recht gut, was er da spielt.

Man hört so ein Lied natürlich enorm oft, wenn ein Kind übt. Zu jeder Tageszeit. Es handelt sich im Moment um ein französisches Stück, wir sind hier mittlerweile auch alle textsicher.

Mir fällt am frühen Morgen ein, dass ich am Wochenende eine Lesung habe. Ich suche hektisch nach dem dort vorzulesenden Text, den es gedruckt noch gar nicht gibt. Ich finde ihn, ich drucke ihn, ich erinnere mich ganz dunkel an die Geschichte. Offensichtlich bin ich länger nicht dazu gekommen, die Fortsetzung zu schreiben. Schlimm.

Ich fahre zur Arbeit ins idyllische Hammerbrook. Es regnet, alle sehen nach unten, hängende Köpfe und Schultern. Nicht einmal der Saxophonist an der Haltestelle ist da, und der hat sonst nie frei. Über die Arbeit gibt es wie immer nichts zu berichten.

Abgesehen davon, dass ich mittags Stachelbeeren esse. Stachelbeeren sind super, denn niemand mag Stachelbeeren. Also außer mir. Von Stachelbeeren muss ich nie welche abgeben, nicht im Büro, nicht in der Familie. In den Garten kommen also definitiv mehrere Sträucher mit Stachelbeeren. Vermutlich mögen die Vögel die auch nicht, alles meins.

Ich fahre wieder nach Hause, es regnet, es sieht nach Herbst aus, es wird früh dunkel.

Im Hauptbahnhof schreiben die jungen Leute neuerdings keine wüsten Texte mehr an die Baustellenabdeckwände, nein, da stehen jetzt Kalenderweisheiten. Und man steht davor und murmelt nur ganz leise: “Ja, du mich auch.”

Ich muss wegen eines Termins in die Nähe des Hafens, da liegen die Fleete leer und trübe und grauschlammig vor den Büroklötzen. Und wenn man lange genug wartet, dann regnen sie wieder voll, das ist hier der Lauf der Natur. So schön.

Anschließend gehe ich einkaufen und besorge einen Hotdog-Bastelsatz, natürlich auf besonderen Wunsch eines Sohnes. Dieser Sohn ist dann aber gar nicht zuhause, weswegen ich ihm aus reiner Bockigkeit sofort einen Hotdog wegesse, das hat er nun davon. Ja, die haben es hier auch nicht immer leicht, die Herren Söhne.

Bis zum Frühling muss ich mich aus naheliegenden Gründen in Richtung Garten etwas weitergebildet haben, deswegen lese ich alles, was man mir so als Tipp zuwirft, etwa das Gartenbuch von Jakob Augstein. Ja, das ist der von der Zeitung. Und das ist ein erstaunliches Buch. Der Mann kann zweifellos schreiben, das ist ein gepflegter, aber völlig unangestrengt wirkender Plauderton, dem man die umfassende Allgemeinbildung an jedem Absatz anmerkt. Aber wenn das, was der Mensch über den Garten denkt, etwas damit zu tun hat, was der Mensch sonst noch so denkt – ist das so? – dann möchte man den Herrn Augstein nach Lektüre dieses Buches für einen etwas starrsinnigen Anhänger drastisch ausgeprägter Ordnungspolitik halten, intolerant, festgefahren und dogmatisch. Das aber auf eine wirklich unterhaltsame und humorvolle Art, da habe ich dann also den seltenen Fall, dass ich mit einem Autor nahezu in gar nichts übereinstimme, das aber dennoch interessiert durchlese. Unsere Wege trennen sich schon beim Rhododendron, den ich nicht ausstehen kann, den Herr Augstein aber für unverzichtbar hält. Und er hat die Zeilen dazu mit erhobenem Zeigefinger geschrieben, wie auch immer das genau ging. Man liest es jedenfalls deutlich heraus.Schön illustriert von Nils Hoff, bevor ich es vergesse.

Das 12. Bild ist bei mir wie immer gar keines, das 12. Bild ist ein Musikclip, und zwar eine Empfehlung der Herzdame. Wieso aber hört sie eigentlich Musik aus Holland? Versteht sie das, kann sie Holländisch? Ich müsste sie vielleicht mal fragen, aber man kommt ja zu nix. Schönes Video jedenfalls.

Kurz und klein

Die Herzdame dreht am Rad – Genauer am Rasenmäherrad

Ein Text von Maret Buddenbohm, auch bekannt als die Herzdame, die seit Tagen nicht geschlafen hat.

Oh! Mein! Gott! Ich habe schon ganz dunkle Ringe unter den Augen. Ich kann seit Tagen nicht mehr richtig schlafen. Und das alles weil der Gatte täglich neue Gartenbücher anschleppt: „Guck mal, Schatz!“, „Lies mal, Schatz!“, „war total günstig, Schatz“, „Hier, Garten im Shabby Chic, Schatz, das gefällt dir bestimmt!“

#Strebergarten #schrebergarten

An sich wäre das ja gar nicht so schlimm – nicken und weiterreden lassen. Das gibt sich wieder. Aber der Gatte will auch direkt alles aus den Büchern nachgärtnern. Am besten sofort. Setzlinge in alten Konservendosen, „Vertical Gardening“ (quasi das neue Urban Gardening) mit Europaletten, Insektenhotels aus Schrott und Blumen in Treckerreifen. Wir haben noch nicht mal die essentiellen Dinge wie Wasser, eine Laube oder einen Rasenmäher, aber der Gatte will mir schon den ganzen Garten zumüllen. Das ist der eine Grund meiner schlaflosen Nächte: Albträume.

Der andere Grund heißt Rasenmäher. Jetzt haben wir einen Garten mit sehr viel Rasen, aber noch nichts um ihn zu kürzen. Wenn es nach dem Gatten gegangen wäre, wäre er gestern schon in den nächsten Baumarkt gegangen und hätte einfach den nächstbesten gekauft. Dabei kann er noch nicht mal einen Rasenmäher von einer Sense unterscheiden.

Ich hingegen gehe so eine Investition gerne strukturiert an und recherchiere erst mal, was es gibt und was das Beste für uns ist. Das Allerbeste wohlgemerkt! Und das zum besten Preis, versteht sich! Eine wahre Herausforderung – vor allem mit dem Mann im Nacken, der schon auf halben Weg in den Baumarkt ist.

Ich habe jetzt so viel über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Rasenmäher gelesen und Vergleichsportale bis spät abends studiert, man könnte mich nachts wecken und ich könnte alles im Schlaf runterbeten „Benzinrasenmäher … Akkurasenmäher … Bosch … Einhell … SABO … WOLF … BRAST … BRILL … Makita … HECHT … geeignet für xyz qm Rasenfläche … Leistung … Schnittbreite … Fangkorb … Radantrieb … Lautstärke … Mulchfunktion … gutes Schnittbild … besonders gutes Schnittbild … gute Fahreigenschaften …“. In der Theorie weiß ich jetzt sogar, wie man die Messer wechselt oder einen Benzinrasenmäher richtig wartet. In der Praxis weiß ich aber immer noch nicht, welchen wir überhaupt kaufen sollen. Oder ob doch lieber gebraucht bei…. taddaa… Ebay-Kleinanzeigen. Denn so viel Geld wollten wir eigentlich nicht dafür ausgeben. Immerhin kommt noch eine neue Laube auf uns zu.

Eines kann ich aber schon mal ausschließen, ein Elektrorasenmäher mit Kabel kommt für uns nicht in Frage. Nach spätestens zweimal Mähen ist einer der Jungs (erwachsene inklusive) übers Kabel gefahren. Ein Akkurasenmäher wäre bestimmt besser für die Umwelt, leiser und wartungsärmer als ein Benzinrasenmäher. Aber unsere Rasenfläche ist zu groß dafür, als dass man entspannt mit einer Akkuladung auskommen würde. Außerdem fehlt uns neben der Laube auch noch die Stromversorgung im Garten, vielleicht auch noch für länger. Also bleibt erstmal nur Benzin.

Unverzichtbar finde ich einen zusätzlichen Radantrieb. Man wird ja auch nicht jünger und das schwere Ding durch den Garten zu wuchten, ist mit “Rücken“ und „Knie“ und „Schulter“ bestimmt kein Spaß.

Außerdem liebäugele ich mit einer Mulchfunktion. Dabei wird das Gras so klein gehäckselt und wieder ausgeworfen, dass der Rasenschnitt als Mulch liegenbleibt und somit den Rasen düngt.

Und der Gatte möchte natürlich schnell mit dem Rasenmähen durch sein, damit mehr Zeit bleibt, um all die Treckerreifen, Europaletten und Konservendosen zu bepflanzen. Das heißt: viel Leistung, große Schnittbreite und großes Volumen beim Fangkorb (wenn nicht gemulcht wird). Wir bewegen uns also schon wieder im Luxussegment der Rasenmäher. Es ist doch zum am Rad drehen.

Nun gut. So lange ich noch darüber nachdenke, welcher Rasenmäher jetzt am besten zu uns passt, kaufe ich dem Gatten einen handbetriebenen Spindelmäher, pflocke ihn wie eine Ziege in der Mitte des Gartens an und lasse ihn dann immer im Kreis mähen. Da hat er was zu tun und kommt nicht weiter auf dumme Gedanken.

Die Herzdame hortet: Gerümpel

Ein Text von Maret Buddenbohm, auch bekannt als die Herzdame, die ganz neue Züge an sich entdeckt.

Wie hier im Blog kürzlich bekannt gegeben wurde, haben wir nun einen “Strebergarten“ (Zitat Söhne) und es ist faszinierend, was 700 qm Grünfläche mit einem machen.

Im Frühling keimte die Idee, dass wir gerne einen Garten hätten, auf die Idee erfolgte auch umgehend der Beschluss. Und wenn der Gatte etwas beschließt, dann duldet das keinerlei Aufschub, es muss sofort in die Tat umgesetzt werden. Nach anfänglichen Enttäuschungen, weil es dann für unser Gefühl nicht schnell genug ging, hat es jetzt aber doch ziemlich flott geklappt und ICH habe am Sonntag den Pachtvertrag unterschrieben. Ich weiß, ich weiß, bei anderen dauert das mitunter Jahre. Und dazu ist ein Garten auf der Billerhuder Insel noch wie ein 6er im Lotto. Aber ich finde, ich darf auch einmal Glück haben.

In dem Moment, wo der Strebergarten-Beschluss gefasst wurde vollzog sich über Nacht ein Wandel in mir und ich fing an zu horten. ALLES! Auch wenn der Gatte schon lange behauptet, ich hätte ein Messie-Syndrom, aber das ist natürlich Quatsch. In der Vergangenheit habe ich regelmäßig unseren halben Hausstand verschenkt.

Sogar kurz vor der Sache mit dem Garten hatten wir gerade noch unsere alten Matratzen und andere Dinge an Bedürftige verschenkt. Und nun hätten wir alles doch selbst gebrauchen können. Was habe ich geflucht! Jetzt jedenfalls wird im Hause Buddenbohm nichts mehr weggeschmissen oder verschenkt, es wandert alles, alles in den Keller, wo sich die Schätze nun schon bis zur Decke stapeln. Man könnte es ja noch mal gebrauchen.

Letztens habe ich einen zweiten, kaputten Staubwedel wiedergefunden – super, kann man noch gebrauchen, kommt in den Keller. Unser alter, längst auseinandergefallener Balkontisch – perfekt, den kann man wieder kleben. Die bereits defekt gelieferte Bank, die sogar schon vom Hersteller erstattet wurde und die wir selbst entsorgen sollen – toll, da war ja nur die Rückenlehne durchgebrochen, sitzen ohne sich anzulehnen kann man bestimmt trotzdem drauf. Die bereits viel zu klein gewordenen und durchlöcherten Hosen und Schuhe der Jungs – ach, die sollen sich nicht so anstellen, für den Garten reicht es alles noch.

Auch im näheren Umfeld – brauchst du das nicht mehr? Dann gib her. Nicht mal das Erbe meines gerade verstorbenen Opas ist sicher vor mir – der kann die ganzen Werkzeuge in der Garage doch eh nicht mehr benutzen.

Auch der Schrott, den die Vorbesitzer in der Laube zurückgelassen haben, besteht aus wertvollen Schätzen. Die gammeligen Hirschgeweihe vor der Tür – boah, wie schön sind die denn! Die Glasvitrine im Gelsenkirchener Barock – kann man streichen. Selbst die Rolle Klopapier könnte man ja noch benutzen….

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Das Sammelsyndrom hatte schon angefangen bevor überhaupt klar war, dass es mit dem Schrebergarten klappt, wann es klappt und ob es überhaupt jemals klappt. Jetzt, nach Unterzeichnung des Pachtvertrags, hat sich die Situation aber erneut zugespitzt: ich verkaufe und verschenke nicht mehr bei Ebay-Kleinanzeigen, ich KAUFE. Das ist etwas, von dem ich nie gedacht hätte, das es möglich ist.

Normalerweise bin ich absolut kein Schnäppchenjäger, dazu ist mir die Zeit zu schade. Ich empfinde es auch als Zumutung, mit dem Auto quer durch die Stadt zu fahren, um etwas zu kaufen, wofür andere Leute keine Verwendung mehr haben. Ich hasse Autofahren, ich lasse lieber schicken. Und dann diese Haustürgeschäfte – woher weiß ich denn, ob ich nicht über den Tisch gezogen werde?

Mit dem Garten sind jetzt aber endgültig alle Hemmungen gefallen, wir fangen ja bei Null an und brauchen noch alles. Wie der Gatte hier sagen würde „wir hatten ja nichts“. Also habe ich sofort Suchaufträge bei Ebay-Kleinanzeigen eingerichtet und immer wenn mir nun die neusten Treffer gemeldet werden, bin ich ganz aufgeregt, es könnte ja was Brauchbares dabei sein. Sogar Findlinge hätte ich fast gekauft, wenn der Gatte nicht den Transport verweigert hätte.

So kam es auch, dass ich gleich am Tag nach der Unterschrift mit dem Auto quer durch die Stadt bis in den tiefsten Norden Hamburgs gefahren bin, um sechs Gartengeräte zu erstehen: zwei Spaten, eine Schaufel, eine Forke, ein Rechen und ein Dingens. Meine ersten eigenen Gartengeräte, ein geiles Gefühl! Für nur 20 €!

Und dabei bin ich auch noch durch Ecken der Stadt gekommen, von denen ich nicht einmal wusste, dass es die überhaupt gibt. Im August bin ich seit 20 Jahren in Hamburg und war z.B. noch nie in Hummelsbüttel. Wenn das so weitergeht, kann ich nächstes Jahr meine Taxifahrerprüfung ablegen. So ein Schrebergarten eröffnet einem eben ganz neue Welten, nicht nur im Garten. Wenn ihr zufällig noch Gartenzubehör loswerden wollt und in Hamburg wohnt, ich komme vorbei.

Jetzt habe ich aber keine Zeit mehr, ich muss Kleinanzeigen studieren.

Eine neue Kategorie

Die Artikel zum Garten werde ich in der neuen Kategorie “Strebergarten” zusammenfassen, was erstens inhaltlich selbstverständlich zu meiner stets ambitionierten Grundhaltung passt, zweitens aber eine Bezeichnung ist, die den Söhnen so logisch erschien, dass beide bis vor kurzer Zeit tatsächlich annahmen, dies sei das korrekte Wort für ein Grundstück im Kleingartenverein. Sie haben es bei all unseren Gesprächen über die Pläne so verstanden, ein Strebergarten, da geben sich eben immer alle Mühe. Deswegen blüht da auch so viel, deswegen auch das ganze Gemüse. ”Schreber” klang für sie eher wie ein Sprachfehler.

Wer immer strebend sich bemüht, den kann der Garten ernähren, hat schon Goethe gesagt! Na, sinngemäß.

Mehr kann hier heute leider nicht stehen. Ich habe gestern geharkt und mir fallen die Arme ab.

Nur noch schnell ein Bild von dem, was man in einem frisch übernommenen Garten so findet – Köstlichkeiten aus einer anderen Zeit. Kirsberry! Die Älteren erinnern sich. Oder sie erinnern sich nicht, das hat dann auch Gründe.

Ohne Titel

Beifang vom 03.07.2017

Katastrophentourismus im Wald.

Gleicht weiter mit dem Tourismus, aber ganz anders. Das hätte ich als Begriff bisher nicht parat gehabt: Dark Tourism.

Noch eine Meldung für den Freundeskreis Insel: Go, Trischen, go.

Hier geht es um ein afghanisches Frauenmagazin

Frau Novemberregen fährt Bus.

Ich lese gerade Frank Witzel: “Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969”. Der Anfang ist der grandioseste Anfang, den ich in letzter Zeit gelesen haben , wirklich, das ist mal ein Romaneinstieg! Danach wird es etwas anstrengend, dann wieder flotter, dann denkt man zweifelnd, dass man gerade eher gar nichts versteht, dann vielleicht doch etwas, dann ist es wieder großartig – dem Kaffeehaussitzer ging es ähnlich. Ich bin auf Seite 150 und gebe so leicht nicht auf. Es ist auf jeden Fall ein großes BRD-Buch.  

Und es ist ein neues Album von “Der Plan” auf dem Markt (auch auf Spotify verfügbar), da sind sie schon wieder, die Westdeutschlanderinnerungen. Es klingt bei manchen Stücken auf eine Art nach damals, man möchte fast noch einmal auf Klassenreise gehen. Aber nur fast.

Alte Witze und eine neue Insel

Ich schätze es ja, mich vom Alltag zu Erkenntnissen treiben zu lassen. So ist es zum Beispiel überaus interessant, was man an Satzwiederholungen so von sich gibt. Diese Sätze, die es bei jedem Menschen gibt, die man von jemandem immer wieder hört, weil sie sich in seinem Hirn irgendwie festgefressen haben. Einer dieser Sätze von mir lautet “Ich möchte jetzt lieber Laub harken” und bezieht sich auf Situationen im Büro oder auch am Schreibtisch zu Hause, in denen sich die Technik, die Kolleginnen, die politische Weltlage oder die Gesamtsituation um mich herum so unerfreulich gestalten oder benehmen, dass eine brauchbare Problemlösung nicht in Aussicht steht. Den sage ich seit vielen Jahren in solchen Momenten, diesen Satz. Erst nur als Witz, dann als etwas verzweifelte Anmerkung, dann als zusehends verbittertes Statement, weil es eben manchmal tatsächlich netter wäre, irgendwo einen Weg zu harken, als sich stundenlang mit komplett sinnlos erscheinenden Problemen wie fehlschlagenden Updates oder versagender Hardware und dergleichen zu beschäftigen.

Irgendwo einen Weg harken und hinterher ist dann eben geharkt, da kann man sich umdrehen und das sehen, es ist völlig zweifelsfrei geharkt, das ist richtig so und fertig. Und über Nacht fällt dort neues Laub, dann harkt man das eben wieder weg, das ist überschaubar und meditativ und von eigener Schönheit. Wer das nicht nachvollziehen kann, hat vermutlich noch nie einen typischen Bürojob mit dazugehörigen Komplikationen gehabt.

Dann haben sich Freunde ein Haus in Mecklenburg gekauft, eine dezent verfallene Hütte, an der so einiges zu tun ist. Und obwohl weder die Herzdame noch ich handwerklich irgendetwas können, haben wir unsere Hilfe angeboten und dort mit unseren arg bescheidenen Möglichkeiten etwas mitgemacht. Es gab zwar kein Laub zu harken, es gab aber z.B. Steine zu schleppen. Dabei merkte ich, dass mir das nicht nur im Spaß, sondern tatsächlich gefällt. Zeugs von link nach rechts bewegen, ohne dabei denken zu müssen. Wirklich gar nichts denken. Außer vielleicht “Hepp!”, und das auch nur bei jeder dritten Schaufel. Doch, das war gut.

Einer meiner ältesten Scherze steht im Impressum dieser Seite, wo es wahrheitsgemäß heißt, dass es in diesem Blog seit Jahren um einen komischen Themenmix geht und, ich zitiere mich mal eben selbst: “Sollte ich ab morgen das Basteln von Deko oder Schrebergärten spannend finden, ich würde auch darüber schreiben.”

Das war, als ich es schrieb, nicht einmal ansatzweise ernst gemeint. Aber wo harke ich denn nun das Laub, wenn es doch Spaß macht?

Wir kennen Menschen aus unserem kleinen Bahnhofsviertel, die einen Schrebergarten gepachtet haben. Wir haben die ein paarmal dort besucht, wir fanden das verblüffend nett und entspannt in diesen Kleingärten, so etwas ahnt man ja nicht, wenn man das immer nur mit dem typisch urbanen Zynismus und Sarkasmus betrachtet. Man muss da erst die Sichtweise etwas ändern, um es offener wahrnehmen zu können.

Natürlich war das nun nicht irgendeine Schrebergartenanlage, sondern ein Hamburger Geheimtipp erster Klasse, die Billerhuder Insel. Das ist eine Insel in einem der Hamburger Flüsse, auf der es nur Schrebergärten gibt. Die kennt quasi kein Mensch, die liegt auch noch da, wo man nicht gerade Schönheit vermutet, direkt neben Tierheim und Industriegebiet und schlecht beleumundeten Straßenzügen. Aber eben: Eine Insel!

Nein, in Wahrheit kennen die doch viel zu viele, wie es mit Geheimtipps in Großstädten eben so ist. Natürlich wollen da alle hin, eine Bewerbung ist eher sinnlos, man kennt das.

Aber nach Befragung des Instragram-Orakels …

… und nach ein paar nervenzerfetzend spannenden Wochen, weswegen hier auch fast nichts mehr im Blog passiert ist, haben wir heute einen Pachtvertrag unterschrieben.

Rund 700 qm Land, ein altes Haus, das noch abgerissen wird, eine neue Laube, die wir noch bauen müssen. Zwei Erwachsene, die von Garten und Handwerk nicht die allerleiseste Ahnung haben. Ein Sohn, der dringend viel mit den Händen arbeiten möchte. Ein Sohn, der im Garten dringend Spaß mit seinen Freunden haben möchte, das ist in etwa die Ausgangslage.

Ich freue mich sehr darauf. Ich habe so große Lust, mal wieder bei einem Thema komplett bei Null anzufangen, Idiot zu sein, Schüler zu sein, einfach wissbegierig zu sein. Ich habe gerade eben sämtliche deutschen Gartenblogs abonniert, die nicht bei drei auf den, haha Bäumen waren. Ich weiß ansonsten nicht einmal, wo wir mit was anfangen sollen, ich stelle mich morgen also ganz im Ernst in diesen Garten und gucke ratlos, es ist einfach grandios.

Wir werden berichten, eh klar. Aber nicht morgen – morgen wird geharkt.

Beifang vom 28.06.2017

Jedoch sind gegenwärtig die Worte noch nicht fertig.” Über Song-Lyrics.

“Einsamkeit ist ein Kopfsalat.”

Eine Bilderstrecke in der NZZ: “Architektur für das Zusammenleben”.

Hier noch meine Links zum Wochenanfang bei der GLS-Bank. Allerdings finde ich manchmal doch mehr Links, als ich dort unterbringen kann, ein paar werde ich also hierher retten müssen. Etwa den hier über die Lamas in der Schweiz. Oder diesen mit der kurzen Geschichte der Arbeit. Schon lesenswert.

Falls Sie sich gerade mit einer Frage herumquälen, die man orakelhaft nebenbei klären kann, hier noch schnell die Antwort via Instagram. Bitte, gerne.

Das war es auch schon fast. Der abschließende Musiktipp kommt heute wieder aus der Reihe “Was hören eigentlich die jungen Leute”, stammt also von Sohn I. Er empfiehlt ein Stück, das auch älteren Leserinnen noch geläufig sein könnte, “Emanuela” von Fettes Brot. Man hört eben auch in dieser Generation nicht nur die Lochis und dergleichen, ein paar “alte” Bands haben Bestand, neben Fettes Brot übrigens auch die Beatles, Queen und, nun ja, Torfrock. Wir sind eben norddeutsch, nech.

Der Refrain „Lass die Finger von Emanuela” hat beide Söhne hier schon jahrelang begeistert, sie haben das beide wirklich gerne oft und laut gesungen. Und jetzt dürfen alle mal raten, welchen Vornamen die Leiterin der Kita hatte.