Was machen die da – das Dienstagsupdate

Anna Magdalena Bössen radelt ein Jahr lang durch Deutschland und rezitiert Gedichte, ein nicht gerade alltägliches Vorhaben. Wir haben sie einen Tag vor der Abfahrt besucht und mit ihr über das Projekt gesprochen. Den Text findet man hier.

 

Anna Magdalena Bössen

 

Wenn Sie die Chance haben, sie unterwegs bei einem Auftritt zu erwischen, sie kommt ja immerhin fast überall vorbei – die Frau ist großartig.

Ohrwürmer

( Es folgt ein Gastbeitrag von Patricia Cammarata, die viele auch von ihrem Blog kennen werden)

Wenn man sich für ein Kind entscheidet, dann weiß man eigentlich gar nicht was auf einen zukommt. Weniger Schlaf, das ahnen die meisten. Windeln wechseln. Gegebenenfalls Besuche beim Kinderarzt. Aber sonst? Niemand sagt einem vorher die Wahrheit. Die ganze Wahrheit. Nur ich. Ich bin so nett. Ich mache sogar eine Serie daraus.

Heute: Wie sich die Musik in eurem Zuhause verändert

Als das erste Kind kam, packte der gute Musikgeschmack seine Sachen und verließ mich. Nein, eigentlich ist das falsch. Er ging nicht von heute auf morgen. Er verließ mich schrittweise. Jeden Tag ein bisschen mehr. Wobei, auch das ist unpräzise. Genau genommen blieb der Musikgeschmack – aber die passende Musik verließ uns.

Das erste Baby ward geboren, und in mir wuchs der Wunsch für mein Kind zu singen. Ich denke, ein Nebeneffekt der Hormone, denn eine große Sängerin war ich noch nie. Nicht mal unter der Dusche. Ich hatte lediglich die Entwicklungsphase pubertierender Mädchen mitgemacht, in der man gemeinsam Popsongs hört. Immer und immer wieder. Bis man sie auswendig konnte. Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, da gab es kein Internet. Wir konnten nie googeln „Lyrics Madonna Vogue“. Wir saßen damals vor dem Radio und warteten darauf, dass das Lied gespielt wird. Wenn es endlich passierte, drückten wir hektisch den Aufnahmeknopf am Kassettendeck. Das Lied wurde dann zerstückelt gehört. Satz für Satz wurde abgehört und transkribiert.

Strike a pose
Strike a pose
Vogue, vogue, vogue
Vogue, vogue, vogue

Ok, das war nicht so anspruchsvoll, aber es war nötig, um das Lied hinterher auswendig zu lernen.

Hey, hey, hey
Come on, vogue

Es dauerte je nach Lied Stunden, bis man alle Zeilen zusammen hatte. Am Ende konnte ich Melodie und Text auswendig, aber ich hatte das Lied so oft gehört, dass ich eigentlich keine Lust mehr hatte, es zu singen. Ich beschränkte mich auf die Sängerinnen und Sänger, die man noch halbwegs gut verstehen konnte. Damals, in den frühen 90ern gab es eine Menge, die man kaum verstehen konnte und von denen man nur die Lautsprache notieren konnte.

Whitney Houston war für mich sehr schwer zu verstehen, und so wunderte ich mich jahrelang, warum sie in „Saving All My Love For You“ „‘Cos I’m shaving off my muff for you?“ sang.

Jetzt da ich diese Zeilen tippe, wird mir auch klar, dass mein Musikgeschmack der 90er nicht so wahnsinnig anspruchsvoll war, aber die Sache ist folgende: Im Vergleich mit dem, was ich heutzutage hören muss, sind Madonna und Whitney Huston wirklich unfassbar komplex.

Es fing, wie gesagt, im Babyalter an. Da wollte ich den Kindern Einschlaflieder vorsingen. Leider kannte ich keine. Also tätigte ich Verzweiflungskäufe. Zunächst spontan aus dem Drogerieregal mit dem Titel „Süße Einschlaflieder für Babys“ für nur 2,99 Euro. Es war g r a u e n h a f t! Also suchte ich auf Amazon nach Kinderlieder-CDs und las stundenlang gewissenhaft Rezensionen.

„Mein Sternchen liebt die Lieder, wir hören sie rauf und runter. Die Kinder werden auch im Kindergarten zum Mittagsschlaf gesungen und so können wir das Ritual zuhause weiterführen. Selbst wenn wir die CD auf langen Autofahrten hören, verfehlen die Songs ihre Wirkung nicht. Sie beruhigen und machen schläfrig, ohne dabei je langweilig zu werden.“

Doch entgegen aller Hoffnungen, zeigten auch diese Käufe nur eines: Die ganze Babyliedereinschlafwelt besteht aus Kopfstimmenkinderchören. Manchmal unterstützt durch eine fiepsende Frau, welche die Hauptstrophen singt. Für mich mit meiner Alt-Stimme unmöglich nachzuahmen. Fiiiep! Schlimmer als in jeder „Deutschland sucht den Superstar“-Sendung. Ich beschränkte mich also aufs Babyschaukeln, beschmusen und das Geschichten vorlesen.

Die Kinder wurden größer und spätestens mit dem ersten Bibliotheksbesuch, wo man bedauerlicherweise auch Musik-CDs ausleihen kann, kamen die wirklich schlimmen Dinge in unser Haus.

Conni mit der Scheiße im Haar… Ich weiß, dass da „Schleife“ gesungen wird, aber ganz ehrlich? Das versteht man doch nicht. Egal wie sehr man sich anstrengt. Oder die neue Bibi Blocksberg Titelmelodie? Däng däng ding! Da ist ja Bibi! Sie fliegt auf ihrem Besen! Und das ganze im flotten Foxtrottrhythmus in Schlagermanier geträllert.

Alles schrecklich.

Es muss auch gar nicht echte Musik sein. Ich grusele mich nämlich nicht nur vor Kopfstimmen. Auch Ohrwürmer als solches sind nicht zu unterschätzen. Seit 2007 trage ich z.B. den Text der Jahreszeitenuhr mit mir herum. Immer wenn jemand einen Monatsnamen sagt (zum Beispiel weil wir in einem Meeting einen Folgetermin ausmachen), setzt der Text an der Stelle ein und singt in meinem Kopf weiter, meistens über Stunden („Gut, dann treffen wir uns im Juni…“ „JULI AUGUST! WECKT IN UNS ALLEN DIE LEBENSLUST!!!“ „Frau Cammarata?“ „SEPTEMBER! NOVEEEMBER! DEZEMBER! UND DANN! UND DANN! FÄNGT DAS GANZE…“ „FRAU CAMMARATA?!?!“

Varianz gibt es nur je nach Saison. Stichwort „In der Weihnachtsbäckerei!“ Lalalalalala lala la la la! Oder „Stups, der kleine Osterhase…“. Gehirnschmerzen-Evergreens! Ich wette, ich kann einfach einige Worte als Stichwort nennen und schon setzt in jedem Elternkopf die passende Melodie ein. Nein? Doch!

Eine Rolle Klopapier!

Emma, die Ente!

Ok, ich höre auf.

Ich dachte, die Kinder wachsen, das wird besser! Alles nur eine Phase. Aber ganz ehrlich. Wenn die Kindergartenzeit überstanden ist, dann kommt die Schulzeit mit all ihren Learning – Englisch – with the little witch! und dann wird es richtig schlimm. Dann sind die Kinder nämlich alt genug, sich selbst Radiosender einzustellen und man wird mit gängigen Popsongs beschallt. Glück hat man, wenn die Kinder Peter Fox oder Sportfreunde Stiller mögen. Jedenfalls wenn man sich klar macht, dass andere Kinder Frida Gold oder Helene Fischer hören wollen!

Das geht natürlich gar nicht. Das ist ja was ganz anderes als Madonna in den frühen 90ern oder Whitney Houston. … OH!

Falls ihr mir Ideen schenken wollt, was sich mit Kindern noch ändert, worüber aber nie jemand spricht – immer her mit den Inspirationen. Von mir wird hier in Bälde erscheinen:

Wie sich Eure Ernährung verändert

Wie sich die Art zu kleiden verändert

Warum ihr Hocker und andere Gegenstände hassen lernt…

Patricia Cammarata ist IT-Projektleiterin, Psychologin und Mutter. Seit Mai 2004 bloggt sie unter dem Pseudonym dasnuf. Dort erzählt sie einer langen Familientradition folgend gerne Geschichten. Es fehlt ihr gelegentlich an Ernsthaftigkeit aber so ist das eben, wenn man morgens gemeinsam mit den Kindern Clowns frühstückt.

 

 

Das alte Spiel

Ich habe Sohn I von der Vorschule abgeholt, dabei kam ich gerade noch rechtzeitig. Er kam mir nämlich in panischer Flucht entgegen gelaufen, Schrecken im Blick, schnell wie ein Hase. Ihm dicht auf den Fersen ein Mädchen, die Arme nach der Beute schon ausgestreckt. „Sie will mich knutschen“ rief er mir zu, dann sauste er in solcher Geschwindigkeit um den Block, dass das Mädchen nach Atem ringend zurückblieb und bald aufgab.

Er ist also in dieser etwa 6 Jahre dauernden Phase angekommen, in der Mädchen igitt sind.  Gegen Ende der Phase wird er sich, wenn ich ihn an diesen Vorfall erinnere, innigst wünschen, dass er damals bloß stehengeblieben wäre, er würde sich dann sicher gerne an den verpassten Kuss erinnern, so ist wohl die Regel. Und dann wird er selbst irgendeinem Mädchen hinterherjagen, vielleicht sogar dem von heute, wer weiß, das dann aber vermutlich eher abgeneigt sein wird – und dann dauert es noch ein wenig und es wird schließlich kein Jagen mehr, sondern endlich ein Finden sein. So jedenfalls könnte es sein. Das ist ein altes, ein sehr altes Spiel.

Das guckt man sich als erfahrener Erwachsener im fortgeschrittenen Alter lächelnd an, schüttelt den Kopf und denkt zurück. Und freut sich, wie praktisch und entspannend es ist, wenn man irgendwann in einer festen Beziehung landet und diese Spielchen endlich hinter sich hat.  Wenn man nach Hause gehen kann und da ist jemand. Jemand der bleibt. Und dieser andere Mensch kriegt vielleicht keine roten Bäckchen mehr, wenn man die Wohnung betritt, er hat auch kein irres Glitzern in den Augen, wenn die Blicke sich treffen – aber er haut auch nicht mehr kreischend ab.  Das ist schon alles gut eingerichtet.

Ich meine, so schnell bin ich nun wirklich nicht mehr.

 

Dieser Text erschien als Kolumne in den Lübecker Nachrichten und in der Ostsee-Zeitung.

Woanders – diesmal mit einer Insel, U-Bahnen, spinnerten Büchern und anderem

Hamburg: Der Herr Schneider war auf einer Elbinsel. Also wieder ein Punkt mehr auf meiner To-do-Liste. Schlimm.t

Hamburg: Bei der Elbmelancholie werden den U-Bahnlinien Songs zugeordnet.

Feuilleton: Von Sarah Kirsch gibt es ein Buch aus dem Nachlass, das kann man schon mal für den Winter vormerken, denn da gehört es anscheinend hin. Ich mochte die bisher von ihr erschienenen Prosaschriften von ihr sehr, diese etwas spinnerten Bücher.

Feuilleton: Ein wenig Grammatikunterricht bei der Wiesenraute. Und morgen schreiben wir dazu einen Test. Huah.

Feuilleton: Jörg Albrecht demonstriert gerade unfreiwillig was passiert, wenn man in Abu Dhabi an der falschen Stelle ein Foto macht.

Familie: Georg Cadeggiani über das Leben mit sieben Kindern.

Familie: Verdachtsunabhängige Kontrollen bei Kindern. Man staunt. Oder staunt man schon nicht mehr?

Familie: passend zum Datum läuft hier natürlich: “Deine Mudder” in heavy rotation.

Essen: Gekocht habe ich in der letzten Woche z.B. das hier, das ist pappeinfach und gut.

Essen: Die App “Go Veggie” vom geschätzten Stevan Paul gibt es endlich auch für Android. Kann ich empfehlen, hab ich schon oft erfolgreich benutzt, das ist eine feine Sache.

 

 

Das Dienstags-Update

Bei „Was machen die da“ gibt es in dieser Woche eine etwas speziellere Folge. Etwas aufwändiger als die anderen, auch ein wenig länger. Es geht hinaus aus der Stadt, es geht aufs Land, es wird ökologisch, es wird ungemein sinnvoll: Matthias Koitzsch ist Wiesenvogelschutzexperte.

Bei diesem Sonderinsatz konnte ich endlich meine eigene Regenhose einweihen, nachdem ich jahrelang nur den Söhnen so etwas angezogen habe. Aber wenn man so auf der Suche nach Wiesenvogeleiern über den Acker robbt, dann ist so ein schmuckes Kleidungsstück natürlich schon sinnvoll.

Die Aktion hat aber leider so viel Spaß gemacht, dass wir glatt ins Auge fassen, die Stadt noch öfter zu verlassen. Wo soll das noch hinführen!

Matthias Koitzsch

 

 

 

Woanders – heute nur mit drei Links. Nanu!

Das Hamburger Schauspielhaus, neben dem ich quasi wohne, macht da was mit einem Nachbarstadtteil der eher unbekannten Art: der Veddel. Da bin ich gestern zum ersten Mal mit dem Fahrrad hingefahren, das ist eine gespenstische Angelegenheit. Da fährt man nämlich durch einen noch brachliegenden Teil der Hafencity, den Baakenhafen, zu den Elbbrücken und trifft auf einer gar nicht so kurzen Strecke – niemanden. Da ist nichts, nichts, nichts. Verlassene Planierraupen, Möwen kreisen darüber, vertäute Schiffe auf dem Fluss. Angefangene Straßen, halbfertige Fußwege, abgesteckte Grundstücke. Werbetafeln mitten in der Steppe, die von “urbanem Wohnen” faseln. Wolken ziehen tief über die Elbbrücken, als würden sie dem Straßenverlauf folgen. Ganz weit hinten laufen zwei Fotografen durch die Wildnis und knipsen Gegend. Hier könnte man ganz gut einen Krimi drehen, aber es wäre einer der deprimierenden Filme. Ich bin noch nie mit dem Fahrrad über die Elbbrücken gefahren, komisch eigentlich. Drüben, auf der anderen Seite, da liegt die Veddel. Das sieht zunächst charmant wie eine Autobahnauffahrt aus, wie ein Industriegebiet von hinten und man weiß gar nicht recht, ob man da mit dem Rad eigentlich so fahren darf, die Gegend sieht plötzlich gar nicht mehr so aus. Eher so, als wäre sie nur für LKW freigegeben. Aber natürlich darf man. Und das mache ich auch nochmal, demnächst. Der Weg ist gar nicht weit.

#hamburg #hafencity #elbe

Isa hat mir schon wieder etwas vorgebloggt, was ich eigentlich bloggen wollte, das wird allmählich zur Gewohnheit. Schlimm! Deswegen verweise ich hier nur noch auf Isa, die wiederum auf Gesa verweist, das ist so aber auch durchaus sinnvoll. Es geht um eine ziemlich tolle Sache, da werden wir auch hier noch von hören. Man beachte auch den bei Isa verlinkten NDR-Film. Wenn man das nicht bewegend findet, merkt man wahrscheinlich gar nichts mehr.

Völlig entgangen ist mir, dass es von Nouvelle Vague eine Version von “Eisbär” gibt.  Erstaunlich. Sehr erstaunlich. Ich weiß gar nicht, wie ich das finden soll.

 

Es ist kompliziert

Zum Beispiel das mit dem Essen. Da ich für den Wirtschaftsteil dauernd Meldungen zu Ernährung und Lebensmittelwirtschaft lese, beschäftige ich mich natürlich auch in meiner privaten Küche eher mehr als weniger mit dem Thema. Also mit der Frage, was da richtig ist, was gesund, was regional, was bio und was davon notwendig und was zweckmäßig und was schon radikal. Mir ist der Aufwand für die vegane Ernährung nennenswert zu hoch, ich finde vegetarisch verblüffend leicht, ziehe allerdings auch das nicht ganz durch. Aber immerhin. Herr Buddenbohm war in der Küche stets bemüht.

Ich lese wieder mehr Foodblogs, ich lauere auf Ideen, ich kann einiges von dem, was ich normalerweise so gekocht habe, plötzlich nicht mehr sehen. Ich lese dauernd Rezepte und warte auf die Erleuchtung. Ich habe doch wieder die Gemüsekiste bestellt, ich habe in diesem Jahr auch als Autor noch ein paar Dates mit dem Thema Food. Ich finde das Thema interessant, wenn auch nicht so interessant wie es die Foodblogger finden, die damit natürlich jeden Tag verbringen. Mir ist alles Extreme fremd, ich möchte mich keiner Bewegung anschließen, ich möchte kein Hundertprozentiger sein, kein Missionar und kein Agitator, ich finde alles schlimm, was humorlos betrieben wird. Und doch! Und doch steht man dann man Herd, hat in der Woche zwanzig Meldungen zu gesunder Ernährung und ökologischer Landwirtschaft und so weiter gelesen, rührt im Topf und fragt sich, ob das nun richtig ist, was da schmort.

Ich komme dabei immer wieder an zwei Begrenzungen. Zum einen bin ich in den Siebzigern groß geworden, das heißt mein Geschmack ist geprägt von Speck und Zucker und Geschmacksverstärkern. Und das klingt nur so wie ein Witz, das ist tatsächlich so und das ist tief in mir verankert. Und nicht ganz so einfach zu überwinden. Zum anderen kostet die Beschäftigung mit dem täglichen Essen, wenn man anfängt, darüber intensiv nachzudenken, mehr Zeit, als ich dafür habe. Ich möchte fast sagen: etwa dreimal so viel. Wenn es denn reicht.

Das ist natürlich ein Aspekt, an dem man weitergrübeln kann, an der persönlichen Zeitplanung. Man muss das Essen wohl von der Notwendigkeit weg denken, hin zur Freizeitbeschäftigung, hin zur erfüllten Zeit, zur Familienzeit, zu was weiß ich, zu mehr Spaß und Sinn. Daran scheitere ich gerade grandios. Das ist diese Reaktanz, ich bekomme schon bei der nur gedachten Aufforderung ”Geh doch mal in die Küche und entspann dich beim Gemüseschnippeln” unbändige Lust auf Tiefkühlpizza. Schlimm. Gleicher Effekt übrigens bei mir im Bioladen, wenn ich diese völlig verstrahlten, heiligmäßigen Typen sehe, die hinterm Tresen bei jedem Brötchen alle Zutatenkörnchen aufzählen, als hätten sie sie bei Vollmond selbst geschrotet, kriege ich nur Lust auf Drogen und Rockmusik. Das möchte man doch nicht.

Na, mal sehen. Weiter nachdenken, weiter probekochen. Irgendwie auch ganz spannend. Die arabische Gemüsepfanne mit Minztraubenjoghurt gestern zum Beispiel – sehr geiles Essen. Rezept reiche ich demnächst nach.

 

Kurz und klein

 

Das Kindkrankgefühl

Sohn II hatte Fieber, ich blieb mit ihm zu Hause. Das scheint so eine der Aufgaben zu sein, die Väter nach wie vor eher nicht übernehmen, wenn ich mir meinen Bekanntenkreis so ansehe. Weil das Vollzeitmenschen, was die Väter meistens immer noch sind, nicht können, nicht wollen, nicht dürfen, wie auch immer. Ich finde, man sollte das schon aus egoistischen Motiven auch als Vater machen und das erkläre ich jetzt mal am praktischen Beispiel.

Das Kind schwächelt also, mit Störungen im Betriebsablauf ist zu rechnen, etwa in der Form, dass es morgens erst einmal über dem Klo hängt. Ein Lager im Wohnzimmer wird gebaut, ausreichend mit Handtüchern etc. ausgestattet, so dass man mit etwaigen Problemsituationen umgehen könnte. Schüssel griffbereit, Zwieback, Wasser, Tee. Es gibt aber kein weiteres Problem, es gibt nur einen Sohn, der mit glasigen Fieberaugen vorgelesen haben möchte, was natürlich nett ist. “Der glückliche Löwe” von Louise Fatio, illustriert von Roger Duvoisin, übersetzt von Regina und Fritz Mühlenweg. Eines der Bücher, bei denen ich nicht die allerleiseste Ahnung habe, wie sie in diesen Haushalt kamen. Das ist ganz nett, das Buch, allerdings möchte der Sohn nur dieses Buch vorgelesen haben – und zwar immer wieder. Und dann noch einmal. Kranken Kindern erfüllt man selbstverständlich Wünsche, ich lese also schon wieder den Glücklichen Löwen, das Buch wird mir im Laufe des Vormittages immer unsympathischer. Bücher mit eher dick aufgetragener Moral liegen mir nicht und dass der Löwe in seinem Käfig glücklich ist, das ist eine vollkommen abwegige Vorstellung für alle, die schon einmal Löwen im Zoo gesehen haben. Aber egal. Das Kind schläft kurz ein, das Kind wacht auf. Das Kind sieht ganz munter aus, man könnte es auch zum Arzt bringen.→ weiterlesen