Froh und munter muss man sein

Vorweg und außer der Reihe ein besonderer und herzlicher Dank an diejenigen, die in vermutlich dezembriger Motivation so etwas wie Jahrestrinkgelder an Bloggerinnen, Autorinnen und andere Klein- und Scheinkunsttreibende wie mich vergeben, das hat mich in dieser Woche doch enorm gefreut.

Wo sind wir, wir sind schon beim Mittwoch, was war? Ich war beim Elternrat in der Schule der Söhne. Ich weiß, dass man in den sozialen Medien routinemäßig nur Hohn und Spott für so etwas übrighat, ich habe das nie recht verstanden. Man kann in Schulen gar nicht so wenig mitbestimmen, es können sinnvolle Veranstaltungen sein, und irgendwo fängt Demokratie eben an – unter anderem dort. Ich bin Schulthemen keineswegs begeistert zugewandt, mir steht das alles bis sonst wo und ich bin gottfroh, wenn wir damit endlich, endlich durch sind, aber richtig ist die Teilnahme doch.

Die anstehende Operation meiner Mutter wurde gestern verschoben, sie schaffen es im Krankenhaus gerade nicht. Vielleicht klappt es morgen, vielleicht auch nicht, sie hangeln sich so durch. Die Schule der Söhne ist weiterhin rekordmäßig entvölkert, und ein Medikament eines Sohnes ist in der Apotheke gerade nicht lieferbar. Ich bekomme am Rande auf Mastodon und Twitter mit, dass andere Eltern gerade das Gleiche erfahren, auch in ganz anderen Gegenden Deutschlands, es gibt schon Fragen über Bundeslandgrenzen hinweg, quer durch die Republik, habt ihr das, bekommt ihr das, gibt es Geheimtipps. Man muss also weiter froh sein, wenn es alles nicht zu wild ist, die diversen Gebrechen, Bedarfe und Operationsanlässe. Froh und munter man sein, saisonal passend sozusagen, und sich recht von Herzen freuen, oder wie das dort heißt. Schon lange habe ich keine deutschen Weihnachtslieder mehr gehört, fällt mir gerade auf.

Ich gehe herum und fülle Kühlschränke, unseren und den meiner Mutter, ich habe wieder reichlich Hörbuchzeit auf den Wegen von Station zu Station. Im Edeka sind die billigeren Weihnachtssüßwaren unterhalb der Edelmarken restlos ausverkauft, sehe ich, und es wird nichts mehr nachgelegt. Phase durch, aus, vorbei. Wo gestern noch Spekulatius und Herzensternebrezeln in hohen Stapeln standen, ist heute schon ein Papp-Aufsteller mit Knallbonbons und Silvesterzubehör zu finden. Zwei Verkäuferinnen laufen ohne jeden Sinn für korrektes Timing schon jetzt mit Partyhütchen durch die Regale und verräumen Bleigießzeug und Luftschlangen. So zerfällt jede Ordnung, die wir so lange gewohnt waren. Ich bin heute sehr wertkonservativ drauf, und warum auch nicht, das steht mit altersmäßig längst zu.

Im Felix Krull bin ich bei der Szene, in der er sich zum ersten Mal mit einer Dame in dem Hotel einlässt, in dem er zu Beginn seiner Karriere als Liftboy arbeitet. Oder sie lässt sich eher mit ihm ein, wenn man es genau nimmt. Sie lockt ihn ins Zimmer, sie bittet ihn, ihr den Mantel abzunehmen, wobei sich beide dann deutlich näherkommen, weit über das höfliche Maß hinaus, und sie bemerkt schließlich lasziv: „Du entkleidest mich, kühner Knecht!“ Vielleicht die amüsanteste Stelle im Buch, das kann sein. Kühner Knecht ist schon sehr, sehr schön, wobei man aber nicht mehr ganz nachfühlen kann, ob wir das heute noch auf der gleichen Ebene witzig finden, wie es Thomas Mann beim Schreiben vielleicht fand, der immerhin zu einer Zeit lebte, in der das Wort Knecht vollkommen gebräuchlich und vermutlich mit einem etwas anderen Bildinhalt verbunden war.

Wie auch immer, kühner Knecht – wer möchte nicht von attraktiven Damen so genannt werden. Ich würde vermutlich vor Lachen sterben, aber schön wäre es doch. Na, die Herzdame liest hier ja gelegentlich mit, wenn auch meist mit erheblichem Rückstand. Vielleicht ist sie im März hier angekommen, vielleicht erst im Frühjahr, es hat alles Zeit.

Welche deutschen Weihnachtslieder mochte ich denn überhaupt? Da mal drüber nachdenken.

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Unzusammenhängendes

Wo ich gestern gerade geänderte Nachnamen erwähnt – ich telefonierte mit einer Arztpraxis (zum Jahresende noch schnell Terminschulden klären), in der es traditionell nicht möglich ist, meinen Nachnamen korrekt auszusprechen. Ich bin dort, und zwar schon seit immer, der Herr Buddenblum. Mit einer solchen Selbstverständlichkeit werde ich dort so genannt, dass ich mich fast schon am Telefon mit diesem Namen melden möchte, um dem Personal dort entgegenzukommen und sie nicht unnötig zu verstören, wieso spricht der sich jetzt so komisch aus. Buddenblum. Eigentlich auch ganz schön. Vielleicht sollte ich die romantischeren, gefühlvollen und eher besinnlichen Texte kategorisch unter diesem Namen schreiben. Das -blum am Ende hat so etwas Friedvolles, Dekoratives, ausgesprochen Nettes, hat es nicht? Auch für Bilderbücher ist es gut geeignet, will mir scheinen.

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Ohne jeden erkennbaren Zusammenhang und nur im Bemühen, auch einmal wieder als hilfreicher Serviceteil daherzukommen (wie schreibe ich hier, ich muss mit dem Krull aufhören, um Gottes Willen, aber ich bin doch erst bei der Hälfte, wenn überhaupt), möchte ich darauf hinweisen, und zwar ohne Werbekooperation, dass ich meine Notizen gerade in einem Buch der Marke Waverley mache, es war einmal ein Leserinnengeschenk. Das sind Notizbücher mit schottischem Tartaneinband, wenn man sie in größerer Anzahl vollgeschrieben hat und aus nostalgischen Gründen in ein Regal stellt, ergibt das eine fortgeschritten attraktive Buchrückenreihe. Ich mag diese Bücher sehr, und gutes Papier haben sie auch noch, es ist füllergeeignet. Für den Freundeskreis Schreibwaren sicher nett. Um eine betont nüchterne Online-Rezension zu zitieren: „What can I say that hasn’t already been said? It’s a blank book that sits, willing and able, to take everything you throw at it.

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Das Jahr, also mein Jahr, es hat noch fünf Werktage, davon ganze vier in dieser Woche. Dazu noch drei abzuschickende Texte. Man zählt so vor sich hin, man zählt runter und raus, und dann fängt es einfach von vorne an, also wenn alles nach Plan läuft. Ich las in den letzten zwei, drei Tagen mehrfach in den sozialen Medien summierende Erschöpfungsmeldungen, dahingehend dass man jetzt noch erschöpfter sei als in den Vorjahren, noch mehr durch, noch verbrauchter, müder, kränker auch und es wiederholt sich, was ich vor einigen Wochen schon zum Herbst schrieb, dass wir nämlich diese Punkte im Jahr, zu denen wir früher traditionell Schwung geholt haben, Herbstbeginn, Jahresanfang etc., dass wir die jetzt auslassen. Weil kein Schwung da ist, den man holen könnte, man weiß nicht, wo er sein könnte. Wenn man sich umhört – es gibt einen generalisierten und verstetigten Schwungmangel, wohl nicht nur in meinem Umfeld, am Ende ist das sogar der verbleibende Haupteffekt nach dem endlosen März 2020.

Ich habe allerdings keine Ahnung, ob ich vielleicht noch erschöpfter als im letzten Dezember bin, ich weiß nicht, wie ich das messen sollte. Durch ist durch, sprach der Lurch.

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Währenddessen in den Blogs, Ausgabe 12.12.2022

Ein lobender Bericht über eine Weihnachtsfeier, wie originell ist das denn. Ich weiß gar nicht, ob ich mich überhaupt erinnern kann, einen positiven Weihnachtsfeierbericht gelesen zu haben. Geschrieben habe ich gewiss keinen, bei uns gibt es traditionell keine Weihnachtsfeiern. Und wenn es sie gäbe, ich würde vermutlich nicht hingehen. Aber egal.

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Frau Meike über den Wert persönlicher Krisen. Kleines anekdotisches Anhängsel an ihre Ausführungen zum Nachnamen: Ich bin mittlerweile beim dritten Nachnamen angekommen, was bei Männern vermutlich noch eher selten vorkommt, und ich war mit jedem Nachnamen ein anderer Mensch. Weitere allfällige innere Reformen möchte ich aber doch gerne ohne eine weitere Namensänderung hinbekommen.

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Auf die Kaltmamsell verlinke ich im Kontext der aktuellen Neiddebatten, die hat nämlich Schnee. Wir haben wie immer nur Grau mit dünnen, weiß ausgefaserten Rändern. Der Schnee kam neulich bis Wandsbek, zwei Stadtteile weiter, dann gab er auf, wie immer. Das ist aber auch wiederum nicht nur eine persönliche Angelegenheit und scherzhafte Anmerkung, wie man zunächst denken könnte, man muss dabei nämlich im Sinn behalten, dass der jüngere Sohn hier solche Bilder, wie sie die Kaltmamsell so selbstverständlich und aus lässigem Reichtum heraus postet, aus eigenem Erleben nicht kennt. Was wiederum heißt, und es ist ein Aspekt, der erstaunlich wenig beachtet wird, dass ihm der gesamte Assoziationsraum fehlt, den wir alle, also wir in unserem Alter, noch für selbstverständlich halten, und sei es nur aus der Erinnerung an die Kindheit in den 70ern. Das ist erstaunlich tiefgreifend, wenn man darüber nachdenkt. Ich mache die Weihnachtsplaylist an, es läuft der Christmas Waltz, der beginnt mit „Frosted window panes …“ und er kennt das nicht, er hat das Bild nicht. Und so weiter, es zieht sich durch, bis hin zur elementaren Erfahrung des Frierens, mit der etwa meine älteren Geschwister und ich noch etwas vollkommen anderes verbinden als er, der das nur flüchtig und als leichthin überwindbar kennt. Ein Abgrund an vollkommen unverschuldeter Unkenntnis tut sich auf, und wir müssten eine dieser Ski-Familien sein, sollte er das anders lernen, aber alles hat doch Grenzen.

Wie ich schon einmal schrieb, wir müssen eigentlich längst alles umtexten, Regentröpfchen, Grauröckchen.

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Ein interessantes Gespräch über das Buch „Anfänge“ von Graeber/Wengrow. Das Buch passt vermutlich hervorragend hinter das „Sie nannten es Arbeit“ von Suzman, das ich gerade mit Gewinn lese. Ich habe hier auch noch Graebers „Schulden“ herumliegen, das im öffentlichen Bücherschrank stand, aber man kommt ja zu nichts und es stapelt sich alles nur höher. Immerhin aber stapelt es sich dekorativ und auch pflegeleicht, ganz anders als das benutzte Geschirr in der Küche. Vorteil Buch!

Ich bin übrigens, und ich meine das nicht einmal ansatzweise mit irgendeinem Sendungsbewusstsein, vom E-Book völlig weg. Ich möchte definitiv Bücher in der Hand haben, ich möchte Bildschirmpausen haben, ich möchte „in echt“ umblättern können und Lesebändchen und Schutzumschlag und volle Regale, stürzende Stapel und alles. Meine Bildschirmzeit wurde 2022 eher weniger als mehr, es gefällt mir gerade so.

Schrieb er und sah sinnend auf seine Finger, die vom Nachfüllen des Kolbenfüllers wieder einmal schwarzgefärbt und tintenverschmiert waren. Irgendwas ist immer.

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Zur Frage des Bargelds – was ist in der bargeldlosen Zukunft eigentlich mit den Obdachlosen, den Bettelnden? Wie läuft das denn mit denen in den Ländern, die schon bargeldloser sind als wir? Keine Ahnung.

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Loreley extra cuvée

Ich höre auf dem Weg zur Arbeit den Felix Krull von Thomas Mann, gelesen von Boris Aljinovic. Später am Vormittag zitiert ein Kollege bei einem Meeting aus dem Felix Krull und versteht nicht, wieso ich ihn einigermaßen entgeistert ansehe. Literarische Zitate sind nun nicht eben häufig im Büro, es fügt sich also äußerst merkwürdig. Ich gehe nach der Arbeit nach Hause, ich mache den Computer an und sehe in den Feedreader, der erste Text ist einer aus einem Literaturblog, es geht da um den Felix Krull. Und das soll dann alles wieder nur Zufall sein, ist klar. Man möchte manchmal doch, um im Bild und im Buch zu bleiben, eine Bouteille Loreley extra cuvée auf solche Vorkommnisse trinken, nicht wahr, das war der schaurig schlechte Schaumwein, den der alte Krull in seiner bald bankrotten Kellerei abfüllte.

Ein Sohn war krank, ein Sohn wird krank, die Herzdame schwächelt, ich huste. Lazarettmeldungen, wie aus nahezu allen Familien, aber uns geht es ja noch gold, das auch nicht vergessen. Meine Mutter ist währenddessen im Krankenhaus gelandet, das ergibt wieder weitere Wege und Besorgungen, dabei kann ich viel Felix Krull hören, man muss sich immer die Vorteile heraussuchen. Der Krull hat immerhin 14 Stunden, man kann mit ihm etwas herumkommen. Da der eine Sohn neulich in einem anderen Krankenhaus war, besuchte ich jetzt also innerhalb von sieben Tagen zwei Krankenhäuser, auch das ist eine Premiere, eine seltsame, vielleicht aber eine altersgerechte, sandwichgenerationkonforme Premiere. In beiden Krankenhäusern gab es übrigens enorm freundliches Personal, das muss auch einmal irgendwo stehen.

Ich lese abends im Joseph Roth weiter, noch bei „Rechts und Links“ stolpere ich über das Wort Tattersall, da geht nämlich jemand im Tattersall reiten, und zwar tut er das so selbstverständlich, dass es etwas merkwürdig ist, wie unbekannt mir das Wort vorkommt. Ich schlage es also nach: Tattersall. Guck an, wieder etwas gelernt. Ich lese danach „Die Filiale der Hölle auf Erden“, seine politischen Schriften aus dem Exil, und ähnlich wie bei der Sagan muss ich auch dabei dauernd denken: Was für ein intelligenter Mensch das war. Beeindruckend. Hellsichtig und scharfsinnig, so möchte man manchmal auch sein, und dann denkt man bei den nächsten Nachrichten wieder nur wie immer: „Ich weiß es doch auch nicht.“ Jetzt liegt hier jedenfalls „Die Geschichte von der 1002. Nacht“, und das ist so etwas, da bin ich nicht sicher, ob ich es schon einmal gelesen habe oder nicht. Auch schlimm.

Bei den Hörbüchern führe ich eine Liste und kann nachsehen, was ich kenne und was nicht, bei den gelesenen Büchern habe ich das nie getan.

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Ich stehe sonst viel im Wohnzimmer herum und sehe raus, wofür es wichtige Gründe gibt. Die Herzdame hat nämlich an unseren Meisenbällen einen Buntspecht gesehen und ich noch nicht, wir führen hier Neiddebatten, das können Sie sich nicht vorstellen.

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Ungeduldige Menschen wie ich übersehen manchmal gute Videos, weil sie zu schnell weg- und weiterklicken. Hier etwa, fast verpasst, dass das kein gewöhnliches Video dieses sattsam bekannten Songs ist. Mal ein paar Sekunden laufen lassen und dann sehen, wie gut Frank Sinatra dieses Lied bei dem Auftritt nicht nur singt, sondern spielt. Hervorragend. Man möchte es gleich als einzig gültige Version abspeichern. Text übrigens von Johnny Mercer, der auch Moon River geschrieben hat. Und hier noch viel mehr zum Song.

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Und sollten Sie Bedarf an etwas heiterer Laune haben, dann vielleicht diese beiden …

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Währenddessen in den Blogs, Ausgabe 10.12.2022

Eine Geschichte über Service-Leistungen

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Ein König im Wedding

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Stellvertretend für viele Frau Herzbruch mit Anmerkungen zum aktuellen Krankenstand, hier am Beispiel ihres Sohnes. Ich kann die Beobachtung hier (noch) nicht bestätigen, wie bewegen uns da ja alle bisher nur in der anekdotischen Evidenz, aber die reine Häufigkeit der Erkrankungen im Umfeld, auch im Umfeld der Söhne, ist vermutlich gerade beispiellos. Wer jetzt nicht krank ist, der war es letzte Woche, der wird es nächste Woche, es sind recht sichere Wetten (mit beginnendem Husten notiert).

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Ich habe für das Goethe-Institut etwas über das andere große Thema, also die Raumtemperaturen geschrieben.

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Kein Blog, aber irgendwo muss der Link ja hin: Auf arte eine Doku über „Bonjour Tristesse“ von der Sagan. Sehenswert. „Ich hatte nichts zu tun, also habe ich das Buch geschrieben.“ Eine wunderbare Erklärung für ein großes, literaturgeschichtlich bedeutendes Werk. Die Interviewsequenzen! Was für ein überaus kluger Mensch sie war.

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Falls Sie andererseits mit dem Begriff Dunkeltuten etwas anfangen können, der jetzt wieder so schön in die Saison passt, und falls Sie es nicht übergriffig finden, diesen Begriff auf den Jazz anzuwenden, dann gucken Sie mal nach Daniel Herskedal, etwa auch nach dem Titel „The Lighthouse.“Der hat was in der Richtung. Maritimer Jazz im Nebel, so hört es sich an, ich mag es sehr. Aber nur im Winter. Draußen gerade mäßiges Schneegeriesel, kristalline Ränder an den Dachfenstern, es passt schon.

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Was schön war

Gestern war noch nicht Vollmond, aber es sah doch schon so aus. Der Vollmond im Dezember heißt kalter Mond oder Julmond, las ich, und heute ist es auch wieder ein Supermond, so steht es hier, wobei Supermond kein allzu schöner Begriff ist. Supermond, Superbenzin, Superformel, es klingt nach Werbung. Aber Julmond, das klingt doch eindeutig wie etwas, zu dem es bestimmte alkoholhaltige Getränke geben müsste, die man bei seinem Anblick aus Tradition zu sich nimmt, womöglich in netter Gesellschaft und zu später Stunde. Julmondeinladungen. Haben Sie Julmondeinladungspostkarten? Ich finde, das klingt überaus plausibel, das müsste es doch geben, so dermaßen naheliegend klingt das. Hast Du zum Julmond schon etwas vor? Und ja, früher wurde da eh irgendwas gefeiert, schon klar, im Dezember ging ja alles Heidnische, Christliche und Weltliche seit quasi immer schon wild durcheinander. Julmond. Julmond ist auch als französischer Vorname geeignet, non?

Es ist etwa neun Uhr am Mittwochabend, als ich aus dem Küchenfenster sehe, und der angehende Julmond da links neben dem fast schwarzdunklen Kirchturm hängt, der in diesem Jahr aus Energiespargründen nicht angestrahlt wird, ich erwähnte es bereits, in dem es aber immerhin einen blassen, weihnachtlichen Funkelstern im Turmfenster gibt, was in dieser reduzierten Version ohnehin viel traulicher und besinnlicher wirkt, das sollte man unbedingt so beibehalten.

Gleich neben dem Mond der Mars in selten gesehener Pracht, mit schicken Lichteffekten, weil zartschleierige Wolken gerade äußerst malerisch davor drapiert werden. Feinste Spitze, wie sie in Romanen aus dem neunzehnten Jahrhundert noch vorkam.

Unwirklich sieht es aus, und wenn der Blick nach rechts geht, dann kommen von dort auch noch Lichtsignale vom Jupiter, ebenfalls in seltener Intensität, also zumindest für unsere urbanen Verhältnisse, wir haben hier ja sonst nichts, in unserer bitteren Großstadtsternenarmut.

Es ist kalt und die Luft ist bemerkenswert klar, nur das dezente Wolkengespinst da oben um den Mars, ganz feine Pinsel müsste man nehmen, wollte man das malen, haardünn müssten sie sein. Die Nachbarn ringsum haben in diesem Jahr viel weniger Weihnachtsglimmer und Wintergeblinke an den Balkonen und Fensterrahmen, der ganze Platz ist mit den Vorjahren nicht zu vergleichen. Die Beleuchtung ist um ein paar Jahrzehnte zurückgefallen, und gut sieht es aus, oder sieht es eben nicht aus, denn man erkennt es ja nur in der Verneinung: Was wir nicht sehen, das ist gut. Ein schmaler Lichtschein unten aus der nur angelehnten Tür des dubiosen Thai-Massage-Salons im Souterrain des Hauses aus der Gründerzeit. Eine der Frauen, die dort arbeiten, steht in einem übergeworfenen roten Frottee-Bademantel vor der Tür, rauchend. Auch sie sieht zum Mond hinauf, wie ich.

Ein obligatorischer Mann mit Hund geht an ihr vorbei. Weiter oben, in zweiten und dritten Etagen, zwei, drei Silhouetten in den erleuchteten Fenstern der Häuser neben uns. Abendliche Verrichtungen, Teller werden getragen, das erkenne ich. Ein Licht geht an, ein Licht geht aus. Wie abgestimmt sieht das aus, aber es liegen doch drei Häuser dazwischen.

Kein Verkehr, kein Lärm. Nicht einmal diese im Hintergrund brummende Großstadtunruhe, die wir sonst immer hören. Keine Außengastro auf dem nächsten Platz. Keine Stimmen, keine Rollkoffer, keine zerschellenden Flaschen, kein Streit. Keine auf laut gestellten Smartphonetelefonate über Weihnachtsbesuche und Geschenke und den Charakter von Klaus. Ich habe gerade neulich erst viel über Klaus erfahren, auch über seine Kinder, die er Weihnachten alle mitbringen wird, was übrigens schlimm ist, man macht sich ja keinen Begriff. Aber das nur am Rande, es stellen immer mehr telefonierende Menschen ihre Gesprächspartner laut, ich finde das überaus verstörend. Den theaterhaft alles verstärkenden Soundeffekt, den es auf dem kleinen Platz vor unserem Haus gibt, den kennen die Leute natürlich nicht, den kann nur ich genießen, aus meiner Loge hier. Ich verstehe oft sogar die tröstenden Worte der Mütter auf dem Spielplatz, wenn die Kinder hingefallen sind oder oben auf der Rutsche stehen und Angst vor der wilden Abfahrt haben, denn es ist ein Spielplatz für sehr kleine Kinder, da wird viel geweint. Aber jetzt gerade, jetzt ist es still. Die Kinder weinen zuhause.

Keine tutenden Schiffe aus dem Hafen. Keine quietschend bremsenden Züge aus dem Hauptbahnhof, keine herübergewehten dumpfen Bahnsteigdurchsagen. Keine Hubschrauber der Polizei oder vom ADAC über dem Haus. Keine rasenden Taxis in der Zone 30.

Nur der Mond, der Mars, der Jupiter und der blasse Stern im Kirchturm, die Frau im Bademantel, der Mann mit Hund, und ich hier oben am Fenster, in der unaufgeräumten Küche, mitschreibend.

So war das gestern. Und schön war das.

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Währenddessen in den Blogs, Ausgabe 7.12.2022

Eine sehr kleine Ausgabe, das passt zur allgemeinen Geschäftigkeit, Umtriebigkeit, Besinnungslosigkeit, passt es nicht?

Zuerst der Bericht aus Berlin. War das nicht auch eine Fernsehsendung, oder ist es sogar noch?

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Nur eine Kleinigkeit aus der Reihe „Wir werden alle nicht jünger“: Das Blog der Kaltmamsell jetzt in größerer Schrift, wie angenehm. Interessant aber auch der bei ihr zu findende Verweis auf den Artikel vom Herrn Noller.

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Eine neue Monatsnotiz von Nicola, wie immer üppig und reichhaltig, das kann man sich ja fürs Wochenende weglegen.

Und sonst so:

Es ging in den Nachrichten vielleicht ein wenig unter, aber Bob McGrath ist verstorben, ein Held meiner Kindheit und, wenn Sie in meinem Alter sind, sicher auch Ihrer.

Hier ist er (Auftritt bei 0:44) im Chor mit den anderen Bewohnern jener legendären Straße, die doch ebenso eine ganz gewöhnliche Straße war, mit ganz gewöhnlichen Nachbarn und Monstern.

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Gerechtigkeit, Weltfrieden, alles

An der Mauer zum Kirchhof hängen neue Plakate, ich sehe sie morgens auf dem Weg zum Bäcker. Vermutlich wurden sie nicht ganz nach Recht und Gesetz an dieser Stelle geklebt, wie es sich für revolutionäre Forderungen gehört: „Mieten runter!“ Auf Deutsch, auf Englisch, auf Polnisch, letzteres glaube ich zumindest. Man verlangt da die Enteignung von Unternehmen, die mehr als 500 Wohnungen besitzen, wenn ich es im Vorbeigehen richtig gelesen habe, es ist also tatsächlich einmal eine einigermaßen radikale Forderung von links, das ist erstaunlich und selten. Und vielleicht ein klein wenig naiv, das ist es auch, ein wenig kurz gedacht wohl, ein wenig schlicht, aber was weiß ich schon. Ein Volksentscheid soll es werden, allein das Wort schon.

Am Straßenrand, gar nicht weit von diesen neuen Plakaten entfernt, liegt ein Schlafsack. Der ist ganz zu, nichts guckt heraus, nicht einmal die Haare des darin liegenden Menschen. Und der Schlafsack bewegt sich. Wenn man schon etwas älter ist, so wie Sie oder ich, dann sieht das auf den ersten Blick schon danach aus, als würde sich in diesem Schlafsack gerade jemand mühsam an-, aus- oder umziehen. Wenn man noch sehr jung ist, wie das kleine Mädchen, das jetzt auf einem Laufrad vor diesem überaus interessanten Objekt hält, sieht es erst einmal nur erstaunlich aus, was passiert denn da? Was ist in dem Sack? Da mal unbedingt näher hinsehen! Das Kind ist im besten Fragealter und die hinterherkommende Mutter mit der großen Brötchentüte im Arm ahnt sicher schon, was jetzt unweigerlich kommt, weil es eben zwingend irgendwann kommt. Was ist das, was macht der Mensch da, warum schläft der da? Kann man also auch draußen schlafen, das ist ja überhaupt erstaunlich und eigentlich unerhört. Ist das gut, ist das schlecht, hat man da denn keine Angst? Ist das nicht irre kalt und wenn es kalt ist, warum geht der denn nirgendwo rein? Lässt man den nirgendwo rein und warum nicht? Ist der böse? Wie, kein Geld? Und wie macht man das mit dem Frühstück, wie mit dem Zähneputzen, wenn man so schläft? Das sind so Fragen, auf die kann man schon kommen, wenn einem so etwas zum ersten Mal überhaupt auffällt. Ich kann mich an die entsprechenden Fragen der Söhne sogar erinnern (es gibt übrigens ein passendes Buch dazu).

Wenn man Kinder hat, durchlebt man diese Phase also zweimal im Leben, einmal als Fragestellerin und einmal in der Wiederholung, mit der Brötchentüte im Arm, und man erinnert sich dann vielleicht vage an die unerbittliche Grundsätzlichkeit dieser Fragen, die vermutlich alle Menschen irgendwann stellen, und die ihnen niemand, niemand zufriedenstellend beantworten wird. Warum ist die Welt so schlecht, wie sie ist, und warum machen wir sie dann nicht besser? Denn kurz, immerhin kurz, haben so gut wie alle Menschen radikale Forderungen im Sinn, nach Gerechtigkeit und Weltfrieden und allem. Sie lernen es auch in der Kita noch so, dass das unbedingt anzustreben ist, jeden Keks teilen sie nach den hehren Grundsätzen höherer Ideale und kommen dann erst langsam dahinter, wie wenig ernst das alles von den Erwachsenen gemeint ist. Und bis die Kinder mit der Schule fertig sind, haben sie es längst verstanden, so haben wir es in unserer Klugheit weltweit eingerichtet.

Man muss dann vielleicht ein wenig hinfühlen, ob es Bitternis, Bequemlichkeit, Kälte oder nur die reine, sachliche und selbstverständliche, ein wenig fatalistische Abgeklärtheit der Erwachsenen ist, mit der man dann im Weitergehen denkt, nachdem man all die Fragen des Kindes mehr oder weniger notdürftig und mit großer Sicherheit nicht zufriedenstellend beantwortet hat: „Das lernst du schon auch noch.“

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Man macht Fehler

Ich habe einen ausgesprochen anfängerhaften Fehler gemacht, wirklich dumm und eigentlich unbegreiflich, ich habe nämlich, als ein Sohn am Wochenende zu einem Geburtstag irgendwo vor den Toren der Stadt zog und der andere in sein eigenes Zimmer verschwand, um dort irgendwas vor einem Bildschirm zu machen, was auch sonst, ich habe da also kurz gedacht, ich hätte gleich freie Zeit, sogar mehrere Stunden nacheinander. Und zwar dachte ich das auf dem Weg zu meiner kranken Mutter, für die ich rotkäppchenmäßig einkaufen war, und ich dachte dann noch mit einer Zufriedenheit, die mich sofort hätte misstrauisch machen sollen: „Gleich alle versorgt“, denn die Einkäufe für die eigene Familie hatte ich auch schon dabei und ich plante genüsslich, nach der großen Versorgungsaktion zur Bücherei zu gehen, alleine und entspannt, wobei das Wort sicherlich so etwas von falsch war, denn das darf man nicht sagen und nicht denken, nicht solange die Kinder noch im Haus sind, auch wenn es schon Teenies sind, sich da bloß nicht irreführen lassen, ganz wichtig, wo war ich.

Ich zog also den Hackenporsche in Richtung Mutter, Sie müssen sich das etwas droschkengaulmäig vorstellen, denn das Ding war tatsächlich randvoll und ich zog also wirklich, wobei man sich ja stets etwas vorbeugt, nicht wahr, man legt sich ins Zeug, und zwar immer nach vorne. Ich zog und dachte also Obiges, als prompt das Handy klingelte und ich ranging, wobei man wiederum, Sie kennen das, sich unwillkürlich eher nach hinten beugt, es war also eine bewegungstechnisch eher überkreuzte Situation, eine körperliche Darstellung der Konflikte der Sandwichgeneration, schon von daher also tendenziell unglücklich, aber auch sonst. Denn ich erfuhr, dass der eine Sohn vor den Toren der Stadt in einem Schwimmbad einen Unfall gehabt hatte, einen leichten nur, wie schon feststand, aber eben doch einen, und dass er auf dem Weg ins Krankenhaus am wiederum anderen Ende der Stadt war, wo ich dann also auch gefragt war.

Du sollst Dich nicht entspannen, das dreizehnte Gebot, vielleicht aber auch das erste in der Religion aller Eltern, ich weiß es nicht.

Nebenbei gelernt, weil man ja immer etwas lernt: Diese großen Schwimmbrillen, die junge Menschen heute so gerne benutzen, die haben echtes Glas drin. Hätte ich nicht gedacht, wirklich nicht. Und wenn man mit so einem Ding in der Hand nach dem Duschen ausrutscht und dabei auf es fällt, rammt man sich eventuell zahllose Splitter, auch größere, ins eigene Fleisch, von wo sie dann von Fachleuten mit chirurgischer Ausbildung wieder entfernt werden müssen, die dabei wiederholt murmeln: „Nochmal Glück gehabt, ne.“

Aber es war schon ein okayer Unfall, also im Unfallvergleich jedenfalls, die meisten anderen Vorkommnisse, auf die man spontan so kommen kann, sind wesentlich schlimmer, was man auch daran sieht, dass der Sohn nach vollbrachter Behandlung sofort weiter feiern ging, darin sicherlich ganz Teenager, comme il faut.

Den Rest des Wochenendes verbrachte ich dann allerdings eher unentspannt. Sicherheitshalber.

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Donnerstag, Dezember, Dämmerung

Es dämmert am späteren Morgen. Dann dämmert es immer weiter, dann wird es Abend und es war also ein Tag zwischendurch, es fiel nur nicht weiter auf. So vergehen Wochen. Es ist um 16 Uhr gefühlt 21 Uhr, vielleicht ist es aber auch einfach durchgehend 21 Uhr, von der Müdigkeit her kommt es hin. Der vorherrschende Gedanke zu dieser Zeit des Jahres: Ja, ist gut jetzt.

Die Luft da draußen sieht schon von drinnen aus, als sei sie schlecht. Und wenn man dann rausgeht, weil man irgendwann eben doch raus muss, weil Knäckebrot oder Margarine oder Pfefferminztee zur Neige gehen, dann ist die Luft nur unangenehm nasskalt, nicht frisch. Es ist November, es ist Dezember, es ist irgendein Monat mit -r am Ende, es ist auch egal. Die Grauzone des Kalenders eben. Mit oder ohne Adventskalender. Die Heimatdroge Marzipan gibt es hier jetzt 24 Tage lang schon zum Frühstück, das immerhin.

Die Herzdame ist krank. Die halben Klassen der Söhne sind krank, die Lehrerinnen sind auch krank. Ich erreiche meine Kolleginnen nicht, vermutlich sind sie krank. Auf dem Wochenmarkt fehlen Stände, vermutlich sind die Betreiberinnen krank. Ich schicke einen Text ab, in dem geht es nicht um Krankheit, sondern um Kälte. Die Abwechslung! Ganz wichtig.

Die Hamburger Bücherhallen schreiben im Newsletter, sie würden jetzt auch Energie sparen, aber für die Besucherinnen neuerdings kuschelige Fleece-Decken bereithalten. Das sind so die Zeitzeichen. Menschen mit Flauschüberwurf vor Regalen, eindeutig ein Bild aus 22.

Ich mache irgendeine Nachrichtenseite auf. Da steht „Japan vor der Aufgabe Spanien“, und ich verstehe den Satz nicht. Das ist am Ende überhaupt kein Satz, das sind einfach nur Wörter. Ich lese die Schlagzeile noch einmal, ich verstehe sie wieder nicht. Was? Dann erst komme ich darauf, es geht da um Fußball. Meine Güte. Mir doch egal.

Ich erledige Monatswechselsachen. Erst in dem einen Beruf, dann in dem anderen Beruf, dann auch noch im Privatleben. Was da immer alles zu tun ist, dabei ist nur ein Segment Grau da draußen ausgedachterweise anders benannt als das vorhergehende. Im Grunde ist gar nichts, denke ich, im Grunde ist gar nichts. Und dafür ist es doch viel.

Ich gehe einkaufen. Ich gehe in zwei Läden, es gibt überall keine Mandeln mehr, auch die Kuvertüre wird knapp, sogar in Vollmilch, dito Puderzucker. Das Volk backt geschlossen. Das wärmt die Küchen und definiert nebenbei auch den neuen Monat enger. Danach besuchen sich alle und bringen sich gegenseitig Kekse in eigens dafür lange aufbewahrten Blechdosen mit und sagen: „Oh toll, Kekse!“ Okay.

Ich höre skandinavischen Jazz mit etwas freier Landschaft zwischen den Noten, ich höre, was zum schwindenden Licht passt. Ich mag auch diese Jahreszeit, nur der Soundtrack muss stimmen.

Ich lese weiter Joseph Roth, „Perlefter“ jetzt, da mache ich wenigstens etwas Sinnvolles. Glaube ich. Der Roman ist Fragment geblieben, wie die guten Absichten in diesem Jahr.

Uhrenvergleich: Es ist 05:35 am Freitagmorgen, es ist 21 Uhr. Ja, ist gut jetzt.

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